Urängste und Vorurteile der Männerwelt

»Von Frauen droht Gefahr«

Hoffman R. Hays

Während ihrer Menstruation hält sich die Surinam-Negerin von der Dorfgemeinschaft fern. Nähert sich ihr jemand, so muß sie rufen: »Ich bin unrein« Die Vorstellung, den Sexualprozessen der Frau hafte etwas Unsauberes, Befleckendes an, gibt es noch immer überall auf der Erde. Besonders stark wirkt dabei die magische Furcht vor Menstruationsausscheidungen mit - vor allem die Tatsache, daß den weiblichen Genitalien in regelmäßigen Zeitabständen Blut entströmt, stellt die Frau abseits vom anderen Geschlecht und stattet sie in einer Welt, in der der Mann die Normen setzt, mit ungewöhnlichen Manakräften aus. Die Erscheinung selbst versucht man oft als eine Art übernatürlicher Wunde zu erklären, entstanden durch den Angriff eines Vogels, einer Schlange oder Eidechse kurz, eines Symboltiers. Sagen um die Erschaffung der Frau beschreiben die Herkunft des weiblichen Geschlechtsorgans übrigens häufig als Folge von Kastration und sadistischer Gewalt. In zahllosen Mythen, in denen sich die männliche Phantasie stets ungehemmt entfaltet, finden sich Hinweise auf eine Vergangenheit, in der es nur Männer und keine Frauen gab. Die Negritos der Malaiischen Halbinsel zum Beispiel behaupten, einst habe es ein schöpferisches Urwesen, die Warneidechse, gegeben, die, um dem Frauenmangel abzuhelfen, einen der Männer einfing, seine Genitalien abschnitt und ihn so in eine Frau verwandelte, die zur Gemahlin der Eidechse und zur Stammesmutter der Negritos wurde.
Bei den indianischen Ureinwohnern Haitis, von Kolumbus Kariben genannt, ließ der große Entdecker einen Mönch zurück. Diesem Bruder Pane erzählten die Indianer von ihren Vorfahren, die ebenfalls keine Frauen hatten, eines Tages aber Geschöpfe beobachteten, die von den Bäumen herab fielen oder sich in den Zweigen versteckten. Diese fremdartigen Wesen besaßen keinerlei Geschlechtsorgane. Die Vorväter der Kariben jedoch fesselten sie, banden Spechte an die entsprechenden Körperstellen, und die Vögel pickten die gewünschten Öffnungen in ihre Leiber.
Nicht allein, daß hier das Thema der durch Kastration geschaffenen Frau in zwei völlig entgegengesetzten Teilen der Erde auftaucht - es kommt vielmehr noch der bemerkenswerte Umstand hinzu, daß auch in den Phantasien männlicher Patienten, die sich einer Psychoanalyse unterziehen, nicht selten die Vorstellung der Vulva als Wunde eine Rolle spielt.
Bildwerke aus Neuguinea stellen Frauen dar, in deren Vulva ein Nashornvogel seinen mächtigen Schnabel einhackt, deren Geschlecht von einem Krokodil attackiert wird oder zwischen deren Schenkeln sich eine penisähnliche Schlange hervor windet. Darin spiegelt sich einerseits die Kastrationsidee, andererseits die Auffassung, das weibliche Genital sei durch sadistische Verletzung seitens des männlichen Penis symbolisiert als Eidechse, Vogel oder Schlange - entstanden. Aber wie dem auch immer sei: In primitiven Kulturen dominiert die Auffassung von einer geheimnisvollen und gefährlichen Natur der Wunde. Blut gilt in allen seinen Manifestationen als Quelle des Mana. Besonders die dem Menstruationsblut zugeschriebene unheilvolle Wirkung ruft die bekannten ambivalenten Empfindungen hervor. Die Ansteckungsgefahr soll so groß sein, daß bei fast allen primitiven Völkern die Frau gezwungen wird, sich während der Periode abseits zu halten oder außerhalb der Gemeinschaft zu leben. Fast überall auf der Erde bei den Bakairis in Brasilien, den Shuswap in British Columbia, den Veddas auf Ceylon, den Gauri in Nordindien und den Algonquin in den Wäldern Nordamerikas - ist es üblich, für die menstruierenden Frauen besondere Hütten zu bauen.
Mitunter wird auch eine Art Ausräucherung vorgenommen. Die Samojedenfrauen Sibiriens müssen über ein Feuer aus schwelender Rentierhaut hinweg springen; außerdem dürfen sie während ihrer Periode nicht für ihre Männer kochen. Die Nootka an der Nordwestküste Kanadas geben jungen Mädchen bei ihrer ersten Blutung Eßgeschirr, das nur für sie bestimmt ist, und lassen sie acht Monate lang nicht mit den anderen gemeinsam essen. Auch die Chippewamädchen essen allein, dürfen keine öffentlichen Wege und Plätze überqueren und mit keinem Mann oder Knaben sprechen. Eskimomädchen sind nach der ersten Periode vierzig Tage lang tabu. Zur Wand gedreht, mit übergezogener Kapuze und ins Gesicht hängenden Haaren hocken sie in einer Ecke des Iglu, den sie nur verlassen dürfen, wenn alle anderen Bewohner fest schlafen. Von einer noch merkwürdigeren Form der Klausur bei australischen Eingeborenen in Queensland berichtet Hermann Ploss. Dort wird das Mädchen an einen schattigen Platz gebracht, wo ihre Mutter auf dem Boden einen Kreis zieht und in dessen Mitte ein tiefes Loch gräbt. Das Mädchen muß in diese Vertiefung hinein steigen, der sandige Boden wird wieder aufgefüllt, und sie bleibt bis zur Taille vergraben. Rings um sie wird eine aus Ästen oder Zweigen geflochtene Hecke errichtet, die an einer Seite - vor dem Gesicht der Eingegrabenen - eine Öffnung hat. Dort entzündet die Mutter ein Feuer, und das junge Wesen bleibt nun in seinem Erdloch in hockender Stellung, die Arme verschlungen und die Hände auf dem Sandhaufen ruhend, der den unteren Teil ihres Körpers bedeckt. Leider erwähnt Ploss nicht, wie lange sie in dieser - an die Heldin von Becketts Stück »Glückliche Tage« erinnernden - Lage ausharren muß. Sicher ist jedoch, daß man in diesem Fall von der Erde reinigende und erlösende Kräfte erhofft. Das Menstruationstabu der Dogon in Ostafrika ist so streng, daß eine Frau in diesem Zustand allem, was sie anrührt, Unglück bringt. Deshalb muß sie nicht nur in einer abgelegenen Hütte wohnen und bekommt ihr eigenes Eßgeschirr, sie darf sich auch nicht im Dorf sehen lassen, sonst hat ein allgemeiner Reinigungsakt stattzufinden. Die südaustralischen Wogeo glauben sogar, daß jede Berührung mit einer menstruierenden Frau dem Mann schleichende Krankheiten bringt, gegen die es kein Heilmittel gibt.
Unzählige Verbote sind auch während der ersten drei Tage der Periode bei den Hindus zu beachten: die Frau darf nicht weinen, keinen Ochsen oder Elefanten reiten, sich nicht in einer Sänfte tragen lassen und kein Fahrzeug benutzen.
Hebräische Traditionen schreiben der Frau vor, während der Menses nicht in der Küche zu arbeiten, nicht mit anderen bei Tisch zu sitzen und nicht aus einem Glas zu trinken, das auch von anderen benutzt wird. Jegliches Zusammensein mit dem Ehemann ist Sünde, und auf Geschlechtsverkehr in der Periode steht für beide die Todesstrafe. Je nach Stamm und Volk unterscheiden sich zwar die Folgen, die dem Mann aus dem Bruch eines Menstruationstabus entstehen, doch sind sie fast immer und überall schwerwiegender Art. Die Bantufrau darf nichts berühren, was ihrem Mann gehört. Wenn sie die Hand auf seine Waffen legt, wird er nicht nur krank, sondern auch beim nächsten Kampf getötet werden. Die Eingeborenen Malakkas glauben, ein Koitus oder physischer Kontakt mit einer menstruierenden Frau mache den Mann impotent.
Freilich treten alle hier aufgezählten Verbote nur in primitiven, wenig entwickelten Kulturen in Erscheinung. Allerdings ist Menstruationsangst der männlichen Psyche allgemein so tief eingeprägt, daß sich ihre Spuren auch heute noch vielfach in Volksbräuchen erkennen lassen: In Osteuropa darf die Bäuerin während der Periode kein Brot backen, nicht einmachen, buttern oder spinnen - andernfalls würde ihr alles mißlingen. In Schlesien war es ihr verboten, im Garten zu arbeiten oder Setzlinge zu pflanzen. Der Römer Plinius berichtet, eine menstruierende Frau ließe den jungen Wein und die reifenden Früchte sauer werden; Plinius führt aber auch einige typische Beispiele für die ambivalente Einstellung gegenüber der Menstruation an: »Entblößt eine Frau in der Menses ihren Körper, so kann sie Hagel, Blitz und Sturm vertreiben. Geht sie nackt um ein Weizenfeld, so fallen Raupen, Würmer, Käfer und alles andere Ungeziefer von den Ähren ab.« Mit der gleichen Absicht umschreiten die Frauen der Algonquin die Getreidefelder. Menstruationsblut wird gelegentlich auch als Heilmittel gegen die Lepra verwendet und mancherorts sogar als Liebestrank in den Kaffee der Männer gemischt. Nach russischer Oberlieferung können damit Warzen und Muttermale entfernt werden.
In allen diesen Beispielen werden die zwei Gesichter des Mana deutlich - das Grundprinzip der sowohl guten als auch schlechten Wirkung. Die Mehrzahl der Belege allerdings spricht dafür, daß der Mann die weibliche Menstruationsfähigkeit mehr fürchtete als beneidete. Selbst gebildete Männer des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren, wie Havelock Ellis in seiner Studie Die Psychologie des Sexuellen« anführt, nicht frei von solchem Aberglauben. William Goodell, ein englischer Arzt, schilderte 1891 seinen Kampf gegen die Tradition, Frauen während der Periode nicht zu operieren. »Seit undenklichen Zeiten glaubten und lehrten unsere Vorfahren, die Gegenwart menstruierender Frauen beflecke religiöse Feiern, könne Milch säuern, die Gärung des Weins im Faß unterbrechen und allenthalben viel Unheil anrichten.« Ellis zitiert auch einige Fälle von Geigern, die überzeugt waren, daß ihnen während des Unwohlseins ihrer Frauen ständig die Saiten ihrer Instrumente rissen.
Selbst Hermann Ploss und Max Bartels vermerkten in ihrem 1905 erschienenen gynäkologischen und anthropologischen Kompendium »Die Frau«:

»Es erscheint mehr als zweifelhaft, daß diese abergläubischen Traditionen jemals ganz ausgerottet werden können; dazu sind sie viel zu weit verzweigt und zu tief mit Geist und Gefühl der Menschheit verwachsen.«

Angst ist die Grundvoraussetzung dieses Zustands. Ihre immer wiederkehrende Wunde macht die Frau zur Ausgestoßenen, zur Fremden in der Welt des Mannes. Man fürchtet den Kontakt mit ihr, ihre Nähe, ihre infizierende Ausstrahlung, und das Blut, der mächtige zauberkräftige Lebenssaft, wird zum Symbol dieser Furcht. Die Menstruation ist aber nicht der einzige biologische Vorgang im Leben der Frau, gegen den man sich mit Vorsichtsmaßregeln schützen zu müssen glaubt. Schwangerschaft und Geburt, von jeher im Brennpunkt vieler widersprüchlicher Ideen und Vorstellungen, rufen ebenfalls Angstgefühle hervor, die mit Blut, Unreinheit und Ansteckungsgefahr zusammenhängen. Zudem sind der Frau schon allein durch die Fähigkeit, in ihrem Körper ein lebendiges Wesen zu schaffen unbegreifliche Manakräfte gegeben. Deshalb wird sie fast überall zur Zeit der Geburt an einen abgelegenen Ort gebracht, oder sie muß, wie bei den Negritos, bei einigen ostafrikanischen Küstenstämmen, den Papuas von Kiwai und den Gesang in Paraguay, das Kind ohne Hilfe irgendwo im Wald zur Welt bringen. Die südafrikanischen Hottentotten, die Einwohner Tahitis, die indischen Todas und die Gilyaks auf der Insel Sachalin errichten der gebärenden Frau eine besondere Hütte oder ein Zelt.
Schon die hier zitierten Beispiele, die weit umfangreicherem Beobachtungsmaterial entnommen sind, lassen klar erkennen, daß die männliche Einstellung zu den Sexualfunktionen der Frau in erster Linie von Furcht bestimmt ist. Mit anderen Worten - Von Frauen droht Gefahr. Tabus und Ansteckungsangst beschränken sich jedoch nicht allein auf die physischen Krisenzeiten im Leben der Frau; auch von vielen Tätigkeiten bleibt sie auf Grund von Berührungstabus ausgeschlossen. Sorgfältig ausgearbeitete magische Regeln gelten vor allem den Speisen und der Nahrungsaufnahme. Da das Essen zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört, es nicht nur zubereitet, sondern auch vom Körper aufgenommen wird, birgt es somit doppelte Kontaktgefahr in sich. Das psychologische Problem aber besteht darin, daß Frauen - gefährlich wie sie sind - ständig mit Speisen und Nahrungsmitteln zu tun haben.
In jedem Fall ist die männliche Angst schon in die frühesten Ansätze religiösen Denkens und Fühlens systematisch eingeordnet: Die Frau soll so wenig wie möglich in das aktive Leben der Gruppe einbezogen werden. Von vielen Tätigkeiten ist sie durch religiöse Sanktionen ausgeschlossen, ja, teilweise wird sie kaum wie ein menschliches Wesen behandelt. Und alle bislang vorliegenden Zeugnisse deuten darauf hin, daß dieser Zustand schon seit den einfachsten Gruppenbildungen wahrscheinlich schon seit der Steinzeit, besteht.
Die Erhaltung der menschlichen Art ist freilich - allen von Angst und Entfremdung errichteten Grenzen zum Trotz - durch den Geschlechtstrieb gesichert. Doch weckt auch der Zeugungsakt wiederum Zwiespalt in der männlichen Seele - eine Ambivalenz, unter der die Frau zu leiden hat und die den Betrachter bezweifeln läßt, daß der Mann auf Grund seiner Entwicklung als gemeinschaftsgebundenes Wesen jemals imstande sein wird, Eros als selbstverständlich hinzunehmen. Karen Horney ist der Ansicht, daß sich die Furcht vor dem weiblichen Genital fast immer zu Angst vor Frauen im allgemeinen ausweitet. »Der Mann sagt sich: Nicht, daß ich mich vor ihr fürchte - ein beutegieriges Tier, ein Vampir, eine Hexe, unersättlich in ihren Begierden. Sie ist das Unheimliche, Gefährliche in Person«.
Anschauliche Darstellungen der Angst vor der Frau kommen in der Mythologie der Hindus und Hebräer vor - in Kulturen, die, besonders stark von Menstruations- und Geburtstabus geprägt sind. Die Hindugöttin Kali, die schwarze Mutter, wird mit vier Armen abgebildet, von denen zwei die abgeschlagenen Häupter von Riesen halten, ein anderer ein gezücktes Schwert. Um den Hals trägt sie eine Kette aus Menschenköpfen oder Schädeln. Der Sage nach brachte sie, trunken vom Blut der von ihr erschlagenen Riesen, in blinder Verzückung auch ihren Gatten um. Nach Freuds Ansicht ist Enthaupten ein Kastrationssymbol.
Ein weiteres Beispiel der kastrierenden Frau ist die Geschichte der Judith, die freilich von der Theologie zu einer heroischen Legende umgeprägt wurde. Und schließlich taucht das Thema in seinen fundamentalen Umrissen auch bei Samson und Delila auf, wenn auch in gemilderter Form. Da der Verlust der Kraft gleichbedeutend ist mit dem Versagen der Männlichkeit, gehört natürlich auch das Haarabschneiden in die Reihe der Kastrationssymbole.
Wie erklärt sich nun diese tief eingewurzelte Angst vor der entmannenden Frau? Zunächst gilt auch hier der alte Leitgedanke der Ambivalenz: Zu Kali, der schwarzen Mutter, gibt es ein wohlwollendes Gegenbild; ihre Sexualität ist sowohl gut als auch verderblich, dennoch aber dominiert das unheilvolle weibliche Mana bei fast allen frühen Kulturen. C.F. Daly sagt in seiner Abhandlung über das Bild der Kali, daß »die Angst vor der Vernichtung, die aus der Menstruationsfähigkeit der Frau abzuleiten ist, eine Reaktion hervorruft, die Männer nicht selten dazu treibt, sich homosexuellen Gruppen anzuschließen«
Bei ausgeprägter Homosexualität ist die Kastrationsangst nie überwunden worden; die Furcht vor dem weiblichen Genital nimmt überwältigende Formen an und führt zur Hinwendung zum eigenen Geschlecht. »Es ist möglich, daß der Knabe einen tieferen Grund zur Furcht vor dem weiblichen Genital hat als vor der Kastration orale Angst vor der vagina dentata als Folge oraler sadistischer Impulse«, meint der Psychoanalytiker Otto Fenichel. Anders ausgedrückt: Der Säugling, der den unbewußten - kannibalischen - Wunsch verspürt, seine Mutter zu verschlingen, projiziert eine instinktive Erinnerung an seinen Sadismus auf die Vagina und verwandelt sie so in ein bissiges Maul.
Besonders große Gefahr birgt - bei den Berg-Arapesh wie bei den australischen Wogeo - das erste Sexualerlebnis. Über die mythische Vorstellung der Australier schreibt Hogbin: »Das Zusammenkommen von Mann und Frau im Geschlechtsakt ist immer gefährlich. Nach dem ersten Verkehr müssen sich aber beide noch einer besonderen Zeremonie unterziehen, die die verderbliche Hitze des Sexualkontakts aus ihren Körpern vertreibt. Tun sie das nicht, so wird die Frau keine »Kinder bekommen, und der Mann kann nicht mehr jagen und die Felder bestellen.« Diese Reinigung ist beim Mann ein Aderlass am Penis, die Frau dagegen muß an einen Baum urinieren. Die Barbara in Westafrika haben eine recht vielfältige Mythologie entwickelt, in deren Mittelpunkt wiederum die Geschlechtsgefahr steht: dort gibt es ein böses weibliches Urwesen, das die unreine Erde und den Nachtzauber symbolisiert. Die Bambara beschneiden die Knaben, und bei den Mädchen wird die Klitoris entfernt. Beide Operationen werden ausgeführt, um den Wanzo - das gefährliche weibliche Sexualprinzip mit dem ausfließenden Blut entweichen zu lassen.
Auch in der Volksüberlieferung der Finnen sind Elemente enthalten, die mit dem Glauben der Berg-Arapesh übereinstimmen. Man nimmt dort an, daß sich nach dem Geschlechtsakt eine Emanation entwickelt, die Pe'z genannt wird und eine höchst unheilvolle und ansteckende Wirkung hat. Dazu Hermann Ploss: »Man glaubt, daß alle Männer nach dem Koitus so lange mit Pe'z infiziert sind, bis eine besondere Reinigungszeremonie stattgefunden hat. Brennpunkt und Quelle des Pe'z ist die Frau. Menschen und Tiere haben gleichermaßen unter dem Kontakt mit Frauen zu leiden: Kinder werden krank; Hunde verlieren ihren Geruchssinn und sind unbrauchbar für die Jagd, sehen die Geister und Waldteufel nicht mehr und können ihre Herren nicht mehr vor ihnen schützen; Männer verlieren ihre Kraft, erkranken, büßen ihr Jagdglück ein und werden in jeder Hinsicht zu Schwächlingen.« An diesem Punkt jedoch stellt sich die Frage: Wenn Frauen wirklich so gefährlich sind, warum befassen sich Männer dann überhaupt mit ihnen? Gewiß, Homosexuelle gehen ihnen aus dem Wege, aber zum Glück für die Erhaltung der Menschheit ist der Sexualtrieb, abgesehen vom Hunger, der stärkste instinktive Trieb des Menschen. Und dennoch gelingt es den Männern mit Hilfe magischer Rituale, die Frauen tatsächlich aus ihrer Welt auszuschließen und ihrer Angst oder Feindseligkeit in gesellschaftlichen Formen Ausdruck zu geben.

»Das unästhetische Geschlecht«

Arthur Schopenhauer

Besser, als Schillers wohl überlegtes, mittelst der Antithese und des Kontrastes wirkendes Gedicht, »Würde der Frau«, sprechen, meiner Meinung nach, diese wenigen Worte Jouy's das wahre Lob der Weiber aus: sans les femmes, le commencement de notre vie seroit privé de secours, le milieu de plaisirs, et la fin de consolation. Pathetischer drückt daselbe Byron aus im Sardanapal, Akt I Sc. 2.

The very first
Of human life must spring from woman's breast,
Your first small words are taught you from her lips,
Your first tears quench'd by her, and your last sighs
Too often breathed out in a woman's hearing,
When men have shrunk from the ignoble care
Of watching the last hour of him who led them.

Beides bezeichnet den richtigen Gesichtspunkt für den Werth der Weiber.
Schon der Anblick der weibliche Gestalt lehrt, daß das Weib weder zu großen geistigen, noch körperlichen Arbeiten bestimmt ist. Es trägt die Schuld des Lebens nicht durch Thun, sondern durch Leiden ab, durch die Wehen der Geburt, die Sorgfalt für das Kind, die Unterwürfigkeit unter den Mann, dem es eine geduldige und aufheiternde Gefährtin seyn soll. Die heftigsten Leiden, Freuden und Kraftäußerungen sind ihm nicht beschieden; sondern sein Leben soll stiller, unbedeutsamer und gelinder dahinfließen, als das des Mannes, ohne wesentlich glücklicher, oder unglücklicher zu seyn.
Zu Pflegerinnen und Erzieherinnen unserer ersten Kindheit eignen die Weiber sich gerade dadurch, daß sie selbst kindisch, läppisch und kurzsichtig, mit einem Worte, Zeit Lebens große Kinder sind. eine Art Mittelstufe, zwischen dem Kinde und dem Manne, als welcher der eigentliche Mensch ist. Man betrachte nur ein Mädchen, wie sie, Tage lang, mit einem Kinde tändelt, herumtanzt und singt, und denke sich, was ein Mann, beim besten Willen, an ihrer Stelle leisten könnte. Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man, im dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehn, indem sie dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre, der Phantasie eines Mannes sich in dem Maaße bemächtigen könnten, daß er hingerissen wird, die Sorge für sie auf Zeit Lebens, in irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße vernünftige Überlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseyns bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf; wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist. Wie nämlich die weibliche Ameise, nach der Begattung, die fortan überflüssigen, ja für das Brutverhältniß gefährlichen Flügel verliert; so meistens, nach einem oder zwei Kindbetten, das Weib seine Schönheit; wahrscheinlich sogar aus dem selben Grunde.
Dem entsprechend halten die jungen Mädchen ihre häußlichen, oder gewerblichen Geschäfte, in ihrem Herzen, für Nebensache, wohl gar für bloßen Spaß: als ihren allein ernstlichen Beruf betrachten sie die Liebe, die Eroberungen und was damit in Verbindung steht, wie Toilette, Tanz u.s.w.
Je edeler und vollkommener eine Sache ist, desto später und langsamer gelangt sie zur Reife. Der Mann erlangt die Reife seiner Vernunft und Geisteskräfte kaum vor dem acht und zwanzigsten Jahre; das Weib mit dem achtzehnten Aber es ist auch eine Vernunft danach: eine gar knapp gemessene. Daher bleiben die Weiber ihr Leben lang Kinder, sehn immer nur das Nächste, kleben an der Gegenwart, nehmen den Schein der Dinge für die Sache und ziehn Kleinigkeiten den wichtigsten Angelegenheiten vor. Die Vernunft nämlich ist es, vermöge deren der Mensch nicht, wie das Thier, bloß in der Gegenwart lebt, sondern Vergangenheit und Zukunft übersieht und bedenkt; woraus dann seine Vorsicht, seine Sorge und häufige Beklommenheit entspringt. Der Vortheile, wie der Nachtheile, die Dies bringt, ist das Weib, in Folge seiner schwächern Vernunft, weniger theilhaft: vielmehr ist dasselbe ein geistiger Myops, indem sein intuitiver Verstand in der Nähe scharf sieht, hingegen einen engen Gesichtskreis hat, in welchen das Entfernte nicht fällt; daher eben alles Abwesende, Vergangene, Künftige, viel schwächer auf die Weiber wirkt, als auf uns, woraus denn auch der bei ihnen viel häufigere und bisweilen an Verrücktheit grenzende Hang zur Verschwendung entspringt. Die Weiber denken in ihrem Herzen, die Bestimmung der Männer sei, Geld zu verdienen, die ihrige hingegen, es durchzubringen; wo möglich schon bei Lebzeiten des Mannes, wenigstens aber nach seinem Tode. Schon daß der Mann das Erworbene ihnen zur Haushaltung übergibt, bestärkt sie in dem Glauben. So viele Nachtheile Dies alles zwar mit sich führt, so hat es doch das Gute, daß das Weib mehr in der Gegenwart aufgeht, als wir, und daher diese, wenn sie nur erträglich ist, besser genießt, woraus die dem Weibe eigenthümliche Heiterkeit hervorgeht, welche sie zur Erholung, erforderlichen Falles zum Troste des sorgenbelasteten Mannes eignet. In schwierigen Angelegenheiten, nach Weise der alten Germanen, auch die Weiber zu Rathe zu ziehn, ist keineswegs verwerflich: denn ihre Auffassungsweise der Dinge ist von der unsrigen ganz verschieden und zwar besonders dadurch, daß sie gern den kürzesten Weg zum Ziele und überhaupt das zunächst Liegende ins Auge faßt, über welches wir, eben weil es vor unserer Nase liegt, meistens weit hinwegsehn; wo es uns dann Noth thut, darauf zurückgeführt zu werden, um die nahe und einfache Ansicht wieder zu gewinnen. Hiezu kommt, daß die Weiber entschieden nüchterner sind, als wir; wodurch sie in den Dingen nicht mehr sehn, als wirklich da ist; während wir, wenn unsere Leidenschaften erregt sind, leicht das Vorhandene vergrößern, oder Imaginäres hinzufügen.
Aus der selben Quelle ist es abzuleiten, daß die Weiber mehr Mitleid und daher mehr Menschenliebe und Theilnahme an Unglücklichen zeigen, als die Männer; hingegen im Punkte der Gerechtigkeit, Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit, diesen nachstehn. Denn in Folge ihrer schwachen Vernunft übt das Gegenwärtige, Anschauliche, unmittelbar Reale eine Gewalt über sie aus, gegen welche die abstrakten Gedanken, die stehenden Maximen, die festgefaßten Entschlüsse, überhaupt die Rücksicht auf Vergangenheit und Zukunft, auf Abwesendes und Entferntes, selten viel vermögen. Demnach haben sie zur Tugend wohl das Erste und Hauptsächliche, hingegen gebricht es bei ihnen am Sekundären, am oft nothwendigen Werkzeug zu derselben. Man könnte sie, in dieser Hinsicht, einem Organismus vergleichen, der zwar die Leber, aber nicht die Gallenblase hätte. Demgemäß wird man als den Grundfehler des weiblichen Charakters Ungerechtigkeit finden. Er entsteht zunächst aus dem dargelegten Mangel an Vernünftigkeit und Überlegung, wird zudem aber noch dadurch unterstützt, daß sie, als die schwächeren, von der Natur nicht auf die Kraft, sondern auf die List angewiesen sind: daher ihre instinktartige Verschlagenheit und ihr unvertilgbarer Hang zum Lügen. Denn, wie den Löwen mit Klauen und Gebiß, den Elephanten mit Stoßzähnen, den Eber mit Hauern, den Stier mit Hörnern und die Sepia mit der wassertrübenden Tinte, so hat die Natur das Weib mit Verstellungskunst ausgerüstet zu seinem Schutz und Wehr, und hat alle die Kraft, die sie dem Manne als körperliche Stärke und Vernunft verlieh, dem Weibe in Gestalt jener Gabe zugewendet. Die Verstellung ist ihm daher angeboren, deshalb auch fast so sehr dem dummen, wie dem klugen Weibe eigen. Von derselben bei jeder Gelegenheit Gebrauch zu machen ist ihm daher so natürlich, wie jenen Thieren, beim Angriff, sogleich ihre Waffen anzuwenden, und empfindet es sich dabei gewissermaßen als seine Rechte gebrauchend. Darum ist ein ganz wahrhaftes, unverstelltes Weib vielleicht unmöglich. Eben deshalb durchschauen sie fremde Verstellung so leicht, daß es nicht rathsam ist, ihnen gegenüber, es damit zu versuchen. - Aus dem aufgestellten Grundfehler und seinen Beigaben entspringt aber Falschheit, Treulosigkeit, Verrath, Undank u.s.w. Der gerichtlichen Meineide machen Weiber sich viel öfter schuldig, als Männer. Es ließe sich überhaupt in Frage stellen, ob sie zum Eide zuzulassen sind. Von Zeit zu Zeit wiederholt sich überall der Fall, daß Damen, denen nichts abgeht, in Kaufmannsläden etwas heimlich einstecken und entwenden.
Für die Propagation des Menschengeschlecht zu sorgen, sind von Natur die jungen, starken und schönen Männer berufen; damit das Geschlecht nicht ausarte. Dies ist hierin der feste Wille der Natur, und dessen Ausdruck sind die Leidenschaften der Weiber Jenes Gesetz geht, an Alter und Kraft, jedem andern vor. Daher wehe Dem, der seine Rechte und Interessen so stellt, daß sie demselben im Wege stehn: sie werden, was er auch sage und thue, beim ersten bedeutenden Anlaß, unbarmherzig zermalmt werden. Denn die geheime, unausgesprochene, Ja, unbewußte, aber angeborene Moral der Weiber ist. »wir sind berechtigt, Die zu hintergehn, welche dadurch, daß sie für uns, das Individuum, spärlich sorgen, ein Recht über die Species erlangt zu haben vermeinen. Die Beschaffenheit und folglich das Wohl der Species, ist, mittelst der nächsten, von uns ausgehenden Generation, in unsere Hände gelegt und unsrer Sorgfalt anvertraut wir wollen es gewissenhaft verwalten. « Aber keineswegs sind die Weiber sich dieses obersten Grundsatzes in abstracto, sondern bloß in concreto bewußt, und haben für denselben keinen andern Ausdruck, als, wenn die Gelegenheit kommt, ihre Handlungsweise bei welcher das Gewissen ihnen meistens mehr Ruhe läßt, als wir vermuthen, indem sie, im dunkelsten Grunde ihres Herzens, sich bewußt sind, in der Verletzung ihrer Pflicht gegen das Individuum die gegen die Species um so besser erfüllt zu haben, deren Recht unendlich größer ist.
Weil im Grunde die Weiber ganz allein zur Propagation des Geschlechts da sind und ihre Bestimmung hierin aufgeht; so leben sie durchweg mehr in der Gattung, als in den Individuen, nehmen es in ihrem Herzen ernstlicher mit den Angelegenheiten der Gattung, als mit den individuellen. Dies giebt ihrem ganzen Wesen und Treiben einen gewissen Leichtsinn und überhaupt eine von der des Mannes von Grund aus verschiedene Richtung, aus welcher die so häufige und fast normale Uneinigkeit in der Ehe erwächst.
Zwischen Männern ist von Natur bloß Gleichgültigkeit; aber zwischen Weibern ist schon von Natur Feindschaft. Es kommt wohl daher, daß das odium figulinum, welches bei Männern sich auf ihre jedesmalige Gilde beschränkt, bei Weibern das ganze Geschlecht umfaßt; da sie Alle nur Ein Gewerbe haben. Schon beim Begegnen auf der Straße sehn sie einander an, wie Guelfen und Ghibellinen. Auch treten zwei Weiber, bei erster Bekanntschaft einander sichtbarlich mit mehr Gezwungenheit und Verstellung entgegen, als zwei Männer in gleichem Fall. Daher kommt auch das Komplimentiren zwischen zwei Weibern viel lächerlicher heraus, als zwischen Männern. Ferner, während der Mann, selbst zu dem tief unter ihm Stehenden, doch, in der Regel, immer noch mit einer gewissen Rücksicht und redet, ist es unleidlich anzusehn, wie stolz und schnöde meistentheils ein vornehmes Weib sich gegen ein niederes (nicht in Dienste stehendes) gebärdet, wenn es mit ihm spricht Es mag daher kommen, daß bei Weibern aller Unterschied des Ranges viel prekärer ist, als bei uns, und viel schneller sich ändern und aufheben kann; weil, während bei uns hundert Dinge auf die Waagschale kommen bei ihnen nur Eines entscheidet, welchem Manne sie gefallen haben; wie auch daher, daß sie, wegen der Einseitigkeit ihres Berufs, einander viel näher stehn, als die Männer. Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das schöne nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt: in diesem Triebe nämlich steckt seine ganze Schönheit. Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Das macht, sie sind keines rein objektiven Antheils an irgend etwas fähig, und der Grund hievon ist, denke ich folgender. Der Mann strebt in Allem eine direkte Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwingen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß indirekte Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es direkt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehn, und ihr Antheil an irgend etwas Anderem ist immer nur ein simulierter, ein bloßer Umweg, d.h. läuft auf Koketterie und Aefferei hinaus. Daher hat schon Rousseau gesagt: les femmes, en general, n'aiment aucun art, ne se connoissent a aucun, et n'ont aucun genie. Auch wird jeder, der über den Schein hinaus ist, es schon bemerkt haben. Man darf nur die Richtung und Art ihrer Aufmerksamkeit im Koncert, Oper und Schauspiel beobachten, z. B. die kindliche Unbefangenheit sehn, mit der sie, unter den schönsten Stellen der größten Meisterwerke, ihr Geplapper fortsetzen. Wenn wirklich die Griechen die Weiber nicht ins Schauspiel gelassen haben, so thaten sie demnach recht daran; wenigstens wird man in ihren Theatern doch etwas haben hören können. Für unsre Zeit würde es passend seyn, dem taceat mulier in ecclesia ein taceat mulier in theatro hinzuzufügen, oder zu substituiren, und solches mit großen Lettern etwa auf den Theatervorhang zu setzen. Man kann von den Weibern auch nichts Anderes erwarten, wenn man erwägt, daß die eminentesten Köpfe des ganzen Geschlechts es nie zu einer einzigen wirklich großen, echten und originellen Leistung in den schönen Künsten haben bringen, überhaupt nie irgend ein Werk von bleibendem Werth haben in die Welt setzen können: Dies ist am auffallendsten in Betracht der Malerei, da deren Technisches ihnen wenigstens ebenso angemessen ist, wie uns, daher sie solche auch fleißig betreiben, jedoch keine einzige große Malerei aufzuweisen haben; weil eben es ihnen an aller Objektivität des Geistes fehlt, welche gerade von der Malerei am unmittelbarsten erfordert wird. sie stecken überall im Subjektiven. Diesem entspricht es eben, daß die gewöhnlichen nicht ein Mal eigentliche Empfänglichkeit dafür haben: denn natura non facit saltus. Auch Huarte in seinem seit 300 Jahren berühmten Buche Examen de ingenios para las sciencias spricht den Weibern alle höhere Befähigung ab. Einzelne und theilweise Ausnahmen ändern die Sache nicht; sondern die Weiber sind und bleiben, im Ganzen genommen, die gründlichsten und unheilbarsten Philister: deshalb sind sie, bei der höchst absurden Einrichtung, daß sie Stand und Titel des Mannes theilen, die beständigen Ansporner seines unedlen Ehrgeizes; und ferner ist, wegen der selben Eigenschaft, ihr Vorherrschen und Tonangeben der Verderb der modernen Gesellschaft. In Rücksicht auf Ersteres sollte man den Ausspruch Napoleons I. zur Richtschnur nehmen: les femmes n'ont pas de rang, und im Übrigen sagt Chamfort sehr richtig: elles sont faites pour commercer avec nos faiblesses, avec notre folie, mais non avec notre raison. Il existe entre elles et les hommes des sympathies d'épiderme, et trés peu de sympathies d'esprit, d'âme et de caractere. Sie sind sexus sequior, das in jedem Betracht zurückstehende zweite Geschlecht, dessen Schwäche man demnach schonen soll, aber welchem Ehrfurcht zu bezeugen über die Maßen lächerlich ist und uns in ihren eigenen Augen herabsetzt. Als die Natur das Menschengeschlecht in zwei Hälften spaltete, hat sie den Schnitt nicht gerade durch die Mitte geführt. Bei aller Polarität ist der Unterschied des positiven vom negativen Pol kein bloß qualitativer, sondern zugleich ein quantitativer. - So haben eben auch die Alten und die orientalischen Völker die Weiber angesehn und danach die ihnen angemessene Stellung viel richtiger erkannt, als wir, mit unsrer altfranzösischen Galanterie und abgeschmackten Weiberveneration, dieser höchsten Blüthe christlich germanischer Dummheit welche nur gedient hat, sie so arrogant und rücksichtslos zu machen, daß man bisweilen an die heiligen Affen in Benares erinnert wird, welche, im Bewußtseyn ihrer Heiligkeit und Unverletzlichkeit, sich Alles und Jedes erlaubt halten.
Das Weib im Occident, namentlich die »Dame, befindet sich in einer fausse Position; denn das Weib, von den Alten mit Recht sexus sequior genannt, ist keineswegs geeignet, der Gegenstand unserer Ehrfurcht und Veneration zu seyn, den Kopf höher zu tragen, als der Mann, und mit ihm gleiche Rechte zu haben. Die Folgen dieser fausse position sehen wir genugsam. Es wäre sonach sehr wünschenswerth, daß auch in Europa dieser Nr. 2 des menschlichen Geschlechts ihre naturgemäße Stelle wieder angewiesen und dem Damen-Unwesen, über welches nicht nur ganz Asien lacht, sondern Griechenland und Rom eben so gelacht hätte, ein Ziel gesetzt würde; wovon die Folgen, in gesellschaftlicher, bürgerlicher und politischer Hinsicht unberechenbar wohlthätig seyn würden. Das Salische Gesetz müßte, als ein überflüssiger truism, gar nicht nöthig seyn. Die eigentliche Europäische Dame ist ein Wesen, welches gar nicht existiren sollte; sondern Hausfrauen sollte es geben und Mädchen, die es zu werden hoffen, und daher nicht zur Arroganz, sondern zur Häuslichkeit und Unterwürfigkeit erzogen werden. Gerade weil es Damen giebt in Europa, sind die Weiber niedern Standes, also die große Mehrzahl des Geschlechts, viel unglücklicher, als im Orient. Sogar Lord Byron sagt (Letters and journals by Th. Moore, Vol. 11, P. 399): Thought of the state of women under the ancient Greeks convenient enough. Present state, a remnant of the barbarism of the chivalry and feudal ages artificial and unnatural. They ought to mind home and be well fed and clothed - but not mixed in society. Well educated, too, in religion - but to red neither poetry nor politics nothing but books of piety ind cookery. Music - drawing - dancing also a little gardening and ploughing now and then. I have seen them mending the roads in Epirus with good success. Why not, as well as hay-making and milking?
Die Europäischen Ehegesetze nehmen das Weib als Aequivalent des Mannes, gehn also von einer unrichtigen Voraussetzung aus. In unsern monogamischen Welttheile heißt heirathen seine Rechte halbiren und seine Pflichten verdoppeln. jedoch als die Gesetze den Weibern gleiche Rechte mit den Männern einräumten, hätten sie ihnen auch eine männliche Vernunft verleihen sollen. je mehr hingegen die Rechte und Ehren, welche die Gesetze dem Weibe zuerkennen das natürliche Verhältniß desselben übersteigen, desto nicht verringern sie die Zahl der Weiber, die wirklich dieser Vergünstigungen teilhaft werden, und nehmen allen übrigen so viel von den naturgemäßen Rechten, als sie jenen darüber gegeben haben. Denn bei der widernatürlich vortheilhaften Stellung, welche die monogamische Einrichtung und die ihr beigegebenen Ehegesetze dem Weibe ertheilen, indem sie durchweg das Weib als das volle Aequivalent des Mannes betrachten, was es in keiner Hinsicht ist, tragen kluge und vorsichtige Männer sehr oft Bedenken, ein so großes Opfer zu bringen und auf ein so ungleiches Paktum einzugehn. Während daher bei den Völkern jedes Weib Versorgung findet, ist bei den monogamischen die Zahl der verehelichten Frauen beschränkt und bleibt eine Unzahl stützeloser Weiber übrig, die in den höheren Klassen als unnütze, alte Jungfern vegetiren, in den untern aber unangemessen schwerer Arbeit obliegen, oder auch Freudenmädchen werden, die ein so freuden-, wie ehrloses Leben führen, unter solchen Umständen aber zur Befriedigung des männlichen Geschlechtes nothwendig werden, daher als ein öffentlich anerkannter Stand auftreten, mit dem speciellen Zweck, jene vom Schicksal begünstigten Weiber, welche Männer gefunden haben, oder solche hoffen dürfen, vor Verführung zu bewahren. In London allein gibt es deren 80 000 Was sind denn diese Anderes, als bei der monogamischen Einrichtung auf das Fürchterlichste zu kurz gekommene Weiber, wirkliche Menschenopfer auf dem Altare der Monogamie? Alle hier erwähnten, in so schlechte Lage gesetzten Weiber sind die unausbleibliche Gegenrechnung zur Europäischen Dame, mit ihrer Prätension und Arroganz. Für das weibliche Geschlecht als ein Ganzes betrachtet, ist demnach die Polygamie eine wirkliche Wohlthat. Andrerseits ist vernünftiger Weise nicht abzusehen, warum ein Mann, dessen Frau an einer chronischen Krankheit leidet, oder unfruchtbar bleibt, oder allmälig zu alt für ihn geworden ist, nicht eine zweite dazu nehmen sollte. Was den Mormonen so viele Konvertiten wirbt, scheint eben die Beseitigung der widernatürlichen Monogamie zu seyn. Zudem aber hat die Ertheilung unnatürlicher Rechte dem Weibe unnatürliche Pflichten aufgelegt, deren Verletzung sie jedoch unglücklich macht. Manchem Manne nämlich machen Standes- oder Vermögensrücksichten die Ehe, wenn nicht etwa glänzende Bedingungen sich daran knüpfen, unräthlich. Er wird alsdann wünschen sich ein Weib, nach seiner Wahl, unter andern, ihr und der Kinder Los sicher stellenden Bedingungen zu erwerben. Seien nun diese auch noch so billig, vernünftig und der Sache angemessen, Und sie giebt nach, indem sie nicht auf den unverhältnismäßigen Rechten, welche allein die Ehe gewährt, besteht; so wird sie, weil die Ehe die Basis der bürgerlichen Gesellschaft ist, dadurch in gewissem Grade ehrlos und hat ein trauriges Leben zu führen; weil ein Mal die menschliche Natur es mit sich bringt, daß wir auf die Meinung Anderer einen ihr völlig unangemessenen Werth legen. Giebt sie hingegen nicht nach; so läuft sie Gefahr, entweder einem ihr widerwärtigen Manne ehelich angehören zu müssen, oder als alte Jungfer zu vertrocknen: denn die Frist ihrer Unterbringbarkeit ist sehr kurz. In Hinsicht auf diese Seite unsrer monogamischen Einrichtung ist des Thomasius grundgelehrte Abhandlung de concubinatu höchst lesenswerth, indem man daraus ersieht, daß, unter allen gebildeten Völkern und zu allen Zeiten, bis auf die Lutherische Reformation herab, das Konkubinat eine erlaubte, ja, in gewissem Grade sogar gesetzlich anerkannte und von keiner Unehre begleitete Einrichtung gewesen ist, welche von dieser Stufe bloß durch die Lutherische Reformation herabgestoßen wurde, als welche hierin ein Mittel mehr zur Rechtfertigung der Ehe der Geistlichen erkannte; worauf denn die katholische Seite auch darin nicht hat zurückbleiben dürfen.
Über Polygamie ist gar nicht zu streiten, sondern sie ist als eine überall vorhandene Thatsache zu nehmen, deren bloße Regulirung die Aufgabe ist. Wo giebt es denn wirkliche Monogamisten? Wir Alle leben, wenigstens eine Zeit lang, meistens aber immer, in Polygamie. Da folglich jeder Mann viele Weiber braucht, ist nichts gerechter, als daß ihm frei stehe, ja obliege, für viele Weiber zu sorgen. Dadurch wird auch das Weib auf ihren richtigen und natürlichen Standpunkt, als subordinirtes Wesen, zurückgeführt, und die Dame, dies Monstrum Europäischer Civilisation und christlich-germanischer Dummheit, mit ihren lächerlichen Ansprüchen auf Respekt und Verehrung, kommt aus der Welt, und es giebt nur noch Weiber, aber auch keine unglücklichen Weiber mehr, von welchen jetzt Europa voll ist. In Hindostan ist kein Weib jemals unabhängig, sondern jedes steht unter der Aufsicht des Vaters, oder des Gatten, oder des Bruders, oder des Sohnes, gemäß dem Gesetze Menu's Kap. 5, V. 148. Daß Witwen sich mit der Leiche des Gatten verbrennen ist freilich empörend; aber daß sie das Vermögen, welches der Gatte, sich getröstend, daß er für seine Kinder arbeite, durch den anhaltenden Fleiß seines ganzen Lebens erworben hat, nachher mit ihren Buhlen durchbringen ist auch empörend. Mediam tenuere beati. Die ursprüngliche Mutterliebe ist, wie bei den Thieren, so auch im Menschen, rein instinktiv, hört daher mit der physischen Hülflosigkeit der Kinder auf. Von da an soll an ihre Stelle eine auf Gewohnheit und Vernunft gegründete treten, die aber oft ausbleibt, zumal wenn die Mutter den Vater nicht geliebt hat. Die Liebe des Vaters zu seinen Kindern ist anderer Art und stichhaltiger: sie beruht auf einem Wiedererkennen seines eigenen innersten Selbst in ihnen, ist also metaphysischen Ursprungs.
Bei fast allen alten und neuen Völkern der Erde, sogar bei den Hottentotten, vererbt Eigenthum sich bloß auf die männliche Descendenz: nur in Europa ist man davon abgegangen; der Adel jedoch nicht. Daß das von Männern, durch große und lange fortgesetzte Arbeit und Mühe schwer erworbene Eigenthum nachher in die Hände der Weiber geräth, welche, in ihrer Unvernunft, es binnen kurzer Zeit durchbringen oder sonst vergeuden, ist ein eben so großes, wie häufiges Unbild, dem man durch Beschränkung des weiblichen Erbrechts vorbeugen sollte. Mir scheint, die beste Einrichtung wäre, daß Weiber, sei es als Witwen, oder als Töchter, stets nur eine, ihnen auf Lebenszeit hypothekarisch gesicherte Rente erbten, nicht aber den Grundbesitz oder das Kapital; es wäre denn, in Ermangelung aller männlichen Descendenz. Die Erwerber des Vermögens sind die Männer, nicht die Weiber: diese sind daher auch nicht zum unbedingten Besitze desselben berechtigt; wie auch zur Verwaltung desselben nicht befähigt. Weiber sollten niemals über ererbtes, eigentliches Vermögen, also Kapitalien, Häuser und Landgüter, freie Disposition haben. Sie bedürfen stets eines Vormundes; daher sie in keinem möglichen Fall die Vormundschaft ihrer Kinder erhalten sollten. Die Eitelkeit der Weiber, selbst wenn sie nicht größer, als die der Männer seyn sollte, hat das Schlimme, daß sie sich ganz auf materielle Dinge wirft, nämlich auf ihre persönliche Schönheit und nächstdem auf Flitter, Staat, Pracht. Daher auch die Societät so recht ihr Element ist. Dies macht sie, zumal bei ihrer geringen Vernunft, zur Verschwendung geneigt.
Die Eitelkeit der Männer hingegen wirft sich oft auf nicht materielle Vorzüge, wie Verstand, Gelehrsamkeit, Muth u. dgl. - Aristoteles setzt, in der Politik, B. II. c. 9, auseinander, welche große Nachtheile den Spartanern daraus erwachsen sind, daß bei ihnen den Weibern zu viel eingeräumt war, indem sie Erbschaft, Mitgift und große Ungebundenheit hatten, und wie dieses zum Verfall Sparta's viel beigetragen hat. Sollte nicht in Frankreich der seit Ludwig XIII. immer wachsende Einfluß der Weiber Schuld seyn an der allmäligen Verderbniß des Hofes und der Regierung welche die erste Revolution herbeiführte, deren Folge alle nachherigen Umwälzungen gewesen sind? Jedenfalls ist eine falsche Stellung des weiblichen Geschlechts, wie eine solche an unserm Damenwesen ihr grellstes Symptom hat, ein Grundgebrechen des geselligen Zustandes, welches, vom Herzen desselben aus, auf alle Theile seinen nachtheiligen Einfluß erstrecken muß. Daß das Weib, seiner Natur nach, zum Gehorchen bestimmt sei, giebt sich daran zu erkennen, daß eine jede, welche in die ihr naturwidrige Lage gänzlicher Unabhängigkeit versetzt wird, alsbald sich irgend einem Manne anschließt, von dem sie sich lenken und beherrschen läßt; weil sie eines Herrn bedarf. Ist sie jung, so ist es ein Liebhaber; ist sie alt, ein Beichtvater.

»Das Weib hat kein Ich«

Otto Weininger

Das vollkommen weibliche Wesen kennt weder den logischen noch den moralischen Imperativ, und das Antwort Gesetz, das Wort Pflicht, Pflicht gegen sich selbst, ist das Wort, das ihm am fremdesten klingt. Also ist der Schluß vollkommen berechtigt, daß ihm auch die übersinnliche Persönlichkeit fehlt. Das absolute Weib hat kein Ich.
Dies ist, in gewisser Beziehung, ein Abschluß der Betrachtung, ein Letztes, wozu alle Analyse des Weibes führt. Und wenn auch diese Erkenntnis, so kurz und bündig ausgesprochen, hart und unduldsam, paradox und von allzu schroffer Neuheit scheint: es ist, in einer solchen Sache, von vornherein kaum wahrscheinlich, daß der Verfasser der erste sei, welcher zu dieser Anschauung gelangt ist; wenn er auch selbständig wieder zu ihr den Weg finden mußte, um das Treffende der früheren ähnlichen Aussagen zu begreifen...
Von den Philosophen ist hier vor allem Aristoteles zu nennen. Für ihn ist das männliche Prinzip bei der Zeugung das formende, aktive, der Logos, das weibliche vertritt die passive Materie. Erwägt man nun, wie für Aristoteles Seele mit Form, Entelechie, Urbewegendem zusammenfällt, so ist klar, wie sehr er sich der hier ausgesprochenen Ansicht nähert, obwohl seine Anschauung nur dort zutage tritt, wo er vom Akte der Befruchtung redet; während ihm sonst mit fast allen Griechen außer Euripides es gemeinsam zu sein scheint, daß er über die Frauen selbst nicht nachdenkt, und deshalb nirgends ein Standpunkt in bezug auf die Eigenschaften des Weibes von ihm eingenommen wird. Unter den Kirchenvätern scheinen besonders Tertullian und Origenes sehr niedrig vom Weibe gedacht zu haben; indes Augustinus schon durch das innige Verhältnis zu seiner Mutter davon hat abgehalten werden müssen, die Ansichten jener zu teilen. In der Renaissance ist die Aristotelische Ansicht wieder mehrfach aufgenommen worden, z. B. von Jean Wier (1518-1588). Damals scheint man diese überhaupt, gefühlsmäßig und intuitiv, besser verstanden und nicht bloß als Kuriosum betrachtet zu haben, wie das in der heutigen Wissenschaft üblich ist, die freilich noch zu anderen Verbeugungen vor der Aristotelischen Anthropologie sich einmal gewiß wird bequemen müssen. Die Frau kann nie zum Manne werden. Während mir eine große Anzahl von Männern bekannt ist, die psychisch fast vollständig, und nicht etwa zur Hälfte nur, Weib sind, habe ich zwar schon sehr viele Frauen gesehen mit männlichen Zügen, aber noch nie auch nur eine einzige Frau, die nicht doch im Grunde Weib gewesen wäre, wenn auch diese Weiblichkeit unter einer Menge verkleidender Hüllen vor dem Blicke der Person selbst, nicht nur der anderen, oft genug sich verbarg. Man ist entweder Mann oder Weib, so viel man auch von beiden Geschlechtern Eigentümlichkeiten haben mag, und dieses Sein bestimmt sich jetzt nach dem Verhältnis eines Menschen zur Ethik und zur Logik; aber während es anatomische Männer gibt, die psychologisch Weiber sind, gibt es keine Personen, die körperlich Weiber und doch psychisch Männer sind; wenn sie auch in so vielen äußerlichen Beziehungen einen männlichen Aspekt gewähren, und einen unweiblichen Eindruck hervorbringen.
Darum aber läßt sich mit Sicherheit nun folgende abschließende Antwort auf die Frage nach der Begabung der Geschlechter geben: es gibt wohl Weiber mit genialen Zügen, aber es gibt kein weibliches Genie, hat nie ein solches gegeben (auch nicht unter der, Mannweibern, welche die Geschichte nennt, und kann nie ein solches geben. Wer prinzipiell in solchen Dingen der Laxheit huldigen und den Begriff der Genialität so sehr auftun und erweitern wollte, daß die Frauen unter ihm auch nur ein Fleckchen Raumes fänden, der würde diesen Begriff damit bereits zerstört haben. Wie könnte ein seelenloses Wesen Genie haben? Genialität ist identisch mit Tiefe; und man versuche nur, tief und Weib wie Attribut und Substantiv miteinander zu verbinden: ein jeder hört den Widerspruch. Ein weiblicher Genius ist demnach eine contradictio in adjecto; denn Genialität war ja nur gesteigerte, voll entfaltete, höhere, allgemein bewußte Männlichkeit. Der geniale Mensch hat, wie alles, auch das Weib völlig in sich aber das Weib selbst ist nur ein Teil im Weltall, und der Teil kann nicht das Ganze, Weiblichkeit also nicht Genialität in sich schließen.
Das Prinzip aller Begrifflichkeit sind die logischen Axiome, und diese fehlen den Frauen; ihnen ist nicht das Prinzip der Identität Richtschnur, welches allein dem Begriff seine eindeutige Bestimmtheit verleihen kann, und sie machen sich nicht das principium contradictionis zur Norm, das einzig ihn, als völlig selbständigen, gegen alle anderen möglichen und wirklichen Dinge abgrenzt. Dieser Mangel an begriffIicher Bestimmtheit alles weiblichen Denkens ermöglicht jene »Sensitivität« der Frauen, die vagen Associationen ein schrankenloses Recht einräumt, und so häufig ganz fernliegende Dinge zum Vergleich heranzieht. Auch die Frauen mit dem besten und am wenigsten begrenzten Gedächtnis kommen über diese Manier der Synästhesien nie hinaus. Gesetzt z. B., durch irgendein Wort fühlten sie sich an eine bestimmte Farbe, durch einen Menschen an eine bestimmte Speise erinnert wie das wirklich bei Frauen oft genug vorkommt: in solchem Falle geben sie sich mit ihrer subjektiven Association vollständig zufrieden, sie suchen weder zu ergründen, warum ihnen gerade dieser Vergleich eingefallen, inwiefern er wirklich durch die tatsächlichen Verhältnisse nahe gelegt sei, noch trachten sie weiter und eifriger über ihren Eindruck von dem Worte, von dem Menschen ins klare zu kommen. Diese Genügsamkeit und Selbstzufriedenheit hängt mit dem zusammen, was früher als intellektuelle Gewissenlosigkeit des Weibes bezeichnet wurde. Jenes Schwelgen in rein gefühlsmäßigen Anklängen, jener Verzicht auf Begrifflichkeit und auf Begreiflichkeit, jenes Schweigen ohne Streben nach irgendeiner Tiefe charakterisiert den schillernden Stil so vieler moderner Schriftsteller und Maler als einen eminent weiblichen. Männliches Denken scheidet sich von allem weiblichen grundsätzlich durch das Bedürfnis nach sicheren Formen, und so ist auch jede »Stimmungskunst« immer notwendig eine formlose »Kunst«...
Das Denken des Weibes ist ein Gleiten und ein Huschen zwischen den Dingen hindurch, ein Nippen von ihren obersten Flächen, denen der Mann, der »in der Wesen Tiefe trachtet«, oft gar keine Beachtung, schenkt, es ist ein Kosten und ein Naschen, ein Tasten, kein Ergreifen des Richtigen. Darum, weil das Denken des Weibes vornehmlich eine Art Schmecken ist, bleibt auch Geschmack, im weitesten Sinne, die vornehmste weibliche Eigenschaft, das Höchste, was eine Frau selbständig erreichen, und worin sie es bis zu einer gewissen Vollendung bringen kann. Geschmack erfordert eine Beschränkung des Interesses auf Oberflächen, er geht auf den Zusammenklang des Ganzen, und verweilt nie bei scharf herausgehobenen Teilen. Wenn eine Frau einen Mann »versteht« so schmeckt sie sozusagen - so geschmacklos gerade dieser Ausdruck sein mag - nach, was er ihr vorgedacht hat. Da es auf ihrer Seite hierbei eben nicht zu scharfer Unterscheidung kommen kann, so ist klar, daß an ein Verständnis von ihr selbst oft wird geglaubt werden, wo nur höchst vage Analogien in der Empfindung vorhanden sind. Die unbegriffliche Natur des Weibes ist, nicht minder als seine geringere Bewußtheit, ein Beweis dafür, daß es kein Ich besitzt...
Kein Weib hat wirkliches Interesse für die Wissenschaft, sie mag es sich selbst und noch so vielen braven Männern, aber schlechten Psychologen, vorlügen. Man kann sicher sein, daß, wo immer eine Frau irgend etwas nicht ganz Unerhebliches in wissenschaftlichen Dingen selbständig geleistet hat (Sophie Germain, Mary Somerville etc.), dahinter stets ein Mann sich verbirgt, dem sie auf diese Weise näher zu kommen trachtete; und viel allgemeiner als für den Mann das »Cherchez la femme«, gilt für die Frauen ein »Cherchez l'homme«. Bedeutendste Leistungen hat es aber selbst auf dem Gebiete der Wissenschaft von weiblicher Seite nie gegeben. Denn die Fähigkeit zur Wahrheit stammt nur aus dem Willen zur Wahrheit, und ist stets die ihrer Stärke angemessen.
Darum ist auch der Wirklichkeitssinn der Frauen, so oft auch das Gegenteil behauptet worden ist, viel geringer als jener der Männer. Ihnen ordnet sich die Erkenntnis stets einem fremden Zwecke unter, und wenn die Absicht auf diesen intensiv genug ist, dann mögen die Frauen sehr scharf und unbeirrt blicken; was Wahrheit an sich und um ihrer selbst willen für einen Wert haben solle, wird eine Frau nie und nimmer einzusehen imstande sein. Wo also Täuschung seinen (oft unbewußten) Wünschen entgegenkommt, dort wird das Weib gänzlich unkritisch, und verliert jede Kontrolle über die Realität. Daraus erklärt sich der feste Glaube so mancher Frauen, von sexuellen Attacken bedroht worden zu sein, daraus die ungemeine Häufigkeit der Halluzinationen des Tastsinnes beim weiblichen Geschlechte, von deren intensivem Realitätscharakter der Mann nicht leicht eine Vorstellung sich bilden mag; denn die Phantasie des Weibes ist Irrtum und Lüge, die Phantasie des Mannes hingegen, als eines Künstlers oder Philosophen, erst höhere Wahrheit...

»Das Weib ein Mittelding zwischen Kind und Mann«

P. J. Möbius

Körperlich genommen, ist, abgesehen von den Geschlechtsmerkmalen, das Weib ein Mittelding zwischen Kind und Mann, und geistig ist sie es, wenigstens in vielen Hinsichten, auch. Im einzelnen gibt es freilich Unterschiede. Beim Kinde ist der Kopf relativ größer als beim Manne, beim Weibe ist der Kopf nicht nur absolut, sondern auch relativ kleiner.[1] Ein kleiner Kopf umschließt natürlich auch ein kleines Gehirn, aber hier kann man, ebenso wie gegen Bischoffs Gehirnwägungen, die Ausflucht brauchen, ein kleines Gehirn könne ebenso viel wert sein wie ein großes, da es die für das geistige Leben wichtigen Teile ebenso gut enthalten könne. Deshalb sind die vergleichenden Untersuchungen einzelner Gehirnteile wichtiger, wenigstens überzeugender. Hier kommen besonders die Ergebnisse Rüdingers in Betracht, die mir nicht so bekannt zu sein scheinen, wie sie es verdienen. Rüdinger[2] hat an ausgetragenen Neugeborenen nachgewiesen, daß »die ganze Windungsgruppe, welche die Sylvische Spalte umrahmt, beim Mädchen einfacher und mit weniger Krümmung versehen ist, als beim Knaben«, daß »die Reilsche Insel beim Knaben im Durchschnitt in allen ihren Durchmessern etwas größer, konvexer und stärker gefurcht ist, als beim Mädchen«. Er hat an Erwachsenen gezeigt, daß der weibliche Gyrus frontalis tertius einfacher und kleiner ist als der männliche, besonders jener Abschnitt, der unmittelbar an den Gyrus centralis angrenzt. Die Besichtigung der Tafeln ergibt, daß die Unterschiede sehr beträchtlich sind. Rüdiger[3] hat ferner gezeigt, daß »an den weiblichen Hirnen der ganze mediale Windungszug des Scheitellappens und die innere obere Übergangswindung in ihrer Entwicklung bedeutend zurückbleiben«. Bei geistig niedrig stehenden Männern (z. B. einem Neger) fand er den weiblichen ähnliche Verhältnisse des Scheitellappens, während bei geistig hochstehenden Männern die mächtige Entwicklung des Scheitellappens ein ganz anderes Bild gewährte. Die allereinfachsten Verhältnisse fand Rüdinger bei einer bayerischen Frau, er spricht geradezu von »tierähnlichem Typus«.
Demnach ist es also nachgewiesen, daß für das geistige Leben außerordentlich wichtige Gehirnteile, die Windungen des Stirn- und Schläfenlappens, beim Weibe schlechter entwickelt sind als beim Manne, und daß dieser Unterschied schon bei der Geburt besteht. Gleich wie Mann und Weib dieselben Gehirnwindungen haben, nur von verschiedener Größe, so haben auch beide dieselben geistigen Eigenschaften, ein Mehr oder Minder macht den Unterschied, keine Eigenschaft kommt einem Geschlechte ausschließlich zu. Die Sinne scheinen bei beiden Geschlechtern ungefähr gleich scharf zu sein. Lombroso glaubt gefunden zu haben, daß die Schmerzempfindlichkeit der Haut beim Weibe geringer ist. Angenommen, seine Beobachtungen fänden allgemeine Bestätigung, so würde es sich doch nicht um geringere Sinnesschärfe, sondern um geringere geistige Reaktion auf starke Reize handeln. Auch der Umstand, daß zu feinen Unterscheidungen, z. B. beim Teeprüfen, Wolle sortieren, Männer tauglicher sind, ist wohl so zu verstehen, daß sie kleine Unterschiede der Empfindung besser beurteilen können.

  • Anmerkung[4] »Neuerdings ist ein Buch erschienen, dessen Titel große Hoffnungen erweckt: Vergleichenende Psychologie der Geschlechter von Helene Bradford Thompson (Deutsch von J. E. Kötscher, Würzburg 1905). Es handelt sich um sogenannte experimentelle Psychologie, und die Verfasserin hat ihre Versuche an 25 Schülern und Studenten (Männern) und 25 studierenden Mädchen (Frauen) in Chicago angestellt. Sie hat sich redliche Mühe gegeben, und am guten Willen liegt es nicht, wenn man am Schlusse so klug ist wie vorher. Bei solchen Versuchen ist die Fragestellung am schwersten, und sehr oft schlägt trotz aller Exaktheit die Sache fehl, weil man nicht weiß, was man eigentlich gemessen hat. Sehen wir etwas genauer zu. Im 1. Kapitel handelt es sich um motorische Fähigkeit(?), und es wird allerhand geprüft. Es ergibt sich, daß Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Präzision der Bewegungen bei Männern größer sind, daß aber W in der Coordination obsiegt. Mit dem unglücklichen Worte wird gesagt, daß die Mädchen mit dem Sortieren verschiedenfarbiger Karten in verschiedene Kästen leichter zustande kamen. Was, in aller Welt, kann man daraus erschließen?! Im 2. Kapitel kommen Prüfungen der Empfindlichkeit. Angeblich hat W ein feineres Empfinden, aber beim Tastsinne ist die Sache nicht deutlich, bei der Beurteilung gehobener Gewichte und möglicherweise auch in der Oberflächenempfindung leistet M mehr. Zweifellos ist, daß W bei Stichen eher Schmerz äußert. Bedenkt man, daß die Anordnung der Versuche dem praktischen Leben zum Teil durchaus nicht entspricht, daß die Unterschiede durchschnittlich -recht gering sind, daß andere Beobachter andere Ergebnisse erzielt haben, so wird man überhaupt bedenklich werden. Das Gleiche gilt von den Prüfungen der vier Spezialsinne. Die Reize mit eben merklicher Wirkung sollen bei W ein wenig kleiner sein, das Unterscheidungsvermögen ist im allgemeinen beim Manne besser. Soweit wie Sinnesempfindungen und ihre Beurteilung in Frage kommen, kann man sich ja das Experimentieren gefallen lassen. Wenn aber damit die Höhe der geistigen Fähigkeiten im engeren Sinne festgestellt werden soll, so muß man recht sehr auf der Hut sein. Im Ernste kann es nur auf das ankommen, was der Mensch im wirklichen Leben leistet, nicht auf Laboratorium-Spiele. Die Ergebnisse der Versuche sind denn auch recht kümmerlich. Die Verfasserin meint, das Gedächtnis und das associative Denken seien bei W besser. In Wahrheit hat sie gefunden, daß die Mädchen sinnlose Silbenreihen etwas leichter auswendig lernen, und daß bei ihnen zwar nicht die Richtigkeit, aber de Fixigkeit des Associierens etwas größer ist. Bedenkt man, daß sich gegen das Lernen sinnloser Silben ein denkender Mensch auch beim besten Willen empört, und daß die sogenannten äußeren Associationen bei Geisteskranken oft reichlicher als bei gesunden kommen, so wird man den Wert jenes Ergebnisses nicht überschätzen. Weiter heißt es, die Urteilskrafl sei bei M größer. Schön, aber, wenn man für diese Annahme keine anderen Gründe hätte als die Versuche der Verfasserin, so stände es schlecht damit, denn es hat sich dabei um die Lösung von geometrischen und mechanischen Aufgaben gehandelt, und es ist ganz unzulässig, für diese Dinge allgemeine menschliche Fähigkeiten vorauszusetzen. Das allgemeine Wissen ist durch Vorlegung von Schulfragen aus den verschiedenen Fächern geprüflt worden, und es hat sich dabei kein wesentlicher Unterschied der Geschlechter ergeben. Ist schon die Überschätzung solcher Schulexamina, die eigentlich nur die Dressur beurteilen lassen, bedenklich, so ist doch das Tollste das, daß die Verfasserin über das Gemütsleben nach der Beantwortung vorgelegter Fragen urteilt. Sie hat z. B. die jungen Leute gefragt, sind Sie sehr gewissenhaft?, Oder Sind Sie liebevoll?, und hat in rührender Naivität die Antworten ernst genommen. Mit dieser Methode hat sie herausgekriegt, daß in Beziehung auf Gemütsbewegungen höchstens ganz geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Kleine Verschiedenheiten gibt es ja, z. B. den Fraun macht das Studium mehr Freude, während die Männer demselben mehr Zeit widmen. Ach!«

Andererseits ist die Freude der Weiber an Farben nicht als besserer Farbensinn aufzufassen, sondern durch geistige Beziehungen zu erklären. Anders ist es mit der motorischen Seite, denn an Kraft und Geschichtlichkeit steht das Weib tief unter dem Manne. Wegen ihrer Schwäche ist sie vorwiegend auf Arbeiten angewiesen, die eine gewisse Geschicklichkeit erfordern, und dadurch entsteht der Glaube an die geschickten weiblichen Finger. jedoch sobald wie sich ein Mann einer Weiberarbeit annimmt, als Schneider, als Weber, als Koch usw., so leistet er bessere Arbeit als das Weib. Einer der wesentlichsten Unterschiede ist wohl der, daß der Instinkt beim Weibe eine größere Rolle spielt als beim Manne. Man kann in der Idee eine Reihe bilden, am einen Ende stehen Wesen, die ausschließlich instinktiv handeln, am anderen solche, bei denen jede Handlung auf Reflexion beruht. Im allgemeinen ist der geistigen Entwicklung eigentümlich, daß der Instinkt immer weniger, die Überlegung immer mehr zu bedeuten hat, daß das Gattungswesen mehr und mehr Individuum wird. Wir sprechen dann von Instinkt, wenn eine zweckmäßige Handlung ausgeführt wird, ohne daß der Handelnde weiß, warum; sobald wie gewisse Umstände wiederkehren, arbeitet in uns ein Apparat, und wir vollziehen eine Handlung, als ob eine fremde Vernunft uns dazu antriebe. Wir sprechen aber auch von instinktiver Erkenntnis, wenn wir zu Urteilen gelangen, ohne zu wissen wie. Im Grunde ist keine Handlung und Erkenntnis ohne Instinkt, denn ein Teil des Prozesses fällt immer in das Unbewußte, aber es gibt doch Gradunterschiede. je mehr Anteil das individuelle Bewußtsein am Erkennen und Handeln hat, um so höher ist das Individuum entwickelt, um so selbständiger ist es. Einen Zwischenzustand zwischen dem rein Instinktiven und dem klar Bewußten nennen wir Gefühl. Aus Gefühl handeln, aus Gefühl etwas für wahr halten, heißt es halb instinktiv tun. Der Instinkt hat große Vorzüge, er ist zuverlässig und macht keine Sorgen; das Gefühl nimmt zur Hälfte an diesen Vorzügen teil. Der Instinkt nun macht das Weib tierähnlich, unselbständig, sicher und heiter. In ihm ruht ihre eigentümliche Kraft, er macht sie bewundernswert und anziehend. Mit dieser Tierähnlichkeit hängen sehr viele weibliche Eigentümlichkeiten zusammen. Zunächst der Mangel eignen Urteils. Was für wahr und gut gilt, das ist den Weibern wahr und gut. Sie sind streng konservativ und hassen das Neue, ausgenommen natürlich die Fälle, in denen das Neue persönlichen Vorteil bringt, oder der Geliebte dafür eingenommen ist. Wie die Tiere seit undenklichen Zeiten immer dasselbe tun, so würde auch das menschliche Geschlecht, wenn es nur Weiber gäbe, in seinem Urzustande geblieben sein. Aller Fortschritt geht vom Manne aus. Deshalb hängt das Weib vielfach wie ein Bleigewicht an ihm; sie verhindert manche Unruhe und vorwitzige Neuerung, sie hemmt aber auch den Edlen, denn sie vermag das Gute vom Bösen nicht zu unterscheiden und unterwirft schlechtweg alles der Sitte und »dem Sagen der Leute«. Der Mangel an Kritik drückt sich auch in der Suggestibilität aus. Der Instinkt herrscht nicht wie beim Tiere fast ganz allein, sondern er ist mit individuellem Denken verbunden, dieses aber ist nicht kräftig genug, allein zu gehen, muß sich auf fremdes Denken stützen, das Voreingenommenheit, Liebe oder Eitelkeit als vertrauenswert erscheinen lassen. So ergibt sich der scheinbare Widerspruch, daß die Weiber, als Hüterinnen alter Sitte, doch jeder Mode nachlaufen, konservativ sind und doch jede Absurdität aufnehmen, wenn geschickt suggeriert wird. Mit der Ablösung vom ursprünglich Instinktiven, mit dem Ichwerden und dem Wachsen des individuellen Denkens wächst zunächst der Egoismus, oder richtiger, das seiner Natur nach egoistische Einzelwesen, das solange, wie es nur seinen Trieben gehorcht, unbewußt auch zum Vorteile der Anderen handelt, wird, wenn es anfängt zu denken, den sozialen Trieben zuwider handeln. Erst eine hohe geistige Entwicklung gibt die Einsicht, daß durch Förderung des allgemeinen Wohles auch das eigene Wohl gefördert wird. Die meisten Weiber bleiben in dem Mittelzustande: Ihre Moral ist durchaus Gefühlsmoral oder unbewußtes Rechttun, die Begriffsmoral ist ihnen unzugänglich, und die Reflexion macht sie nur schlechter. Zu dieser Einseitigkeit kommt die durch ihre natürliche Stellung bedingte Enge des Gesichtskreises. Sie leben in den Kindern und dem Manne, was jenseits der Familie ist, interessiert sie nicht, Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person ist ihnen ein leerer Begriff. Es ist durchaus unrichtig, die Weiber unmoralisch zu nennen, aber sie sind moralisch einseitig oder defekt. Soweit wie ihre Liebe reicht, sofern wie angeschautes Leiden ihr Mitleid erweckt, sind sie oft jeder Aufopferung fähig und beschämen nicht selten den kälteren Mann. Aber sie sind von Herzen ungerecht sie lachen innerlich über das Gesetz und verletzen es, sobald wie die Furcht oder die Dressur das zulassen. Dazu kommt die Heftigkeit der Affekte, die Unfähigkeit zur Selbstbeherrschung. Eifersucht und verletzte oder unbefriedigende Eitelkeit erregen Stürme, denen kein moralisches Bedenken Stand hält. Wäre das Weib nicht körperlich und geistig schwach, wäre es nicht in der Regel durch die Umstände unschädlich gemacht, so wäre es höchst gefährlich. In den Zeiten politischer Unsicherheit hat man mit Schrecken die Ungerechtigkeit und Grausamkeit der Weiber kennengelernt, ebenso an den Weibern, die unglücklicherweise zur Herrschaft gekommen sind.

Im gewöhnlichen Leben zeigen sich jene beiden Eigenschaften in der Regel nur bei der Tätigkeit der Zunge und beim Schreiben; Beschimpfungen, Verleumdungen, anonyme Briefe. Die Zunge ist das Schwert der Weiber, denn ihre körperliche Schwäche hindert sie, mit der Faust zu fechten, ihre geistige Schwäche läßt sie auf Beweise verzichten, also bleibt nur die Fülle der Wörter. Zanksucht und Schwatzhaftigkeit sind jederzeit mit Recht zu den weiblichen Charakterzügen gezählt worden. Das Schwatzen gewährt dem Weibe unendliches Vergnügen, ist der eigentliche weibliche Sport. Vielleicht läßt sich das verstehen, wenn man in die Übungsspiele der Tiere denkt. Die Katze jagt hinter dem Balle her und übt sich dabei für die Mäusejagd, das Weib übt ihre Zunge während des ganzen Lebens, um zum Redekampfe gerüstet zu sein...
Beschaffung der Nahrung, Verteidigung, überhaupt das Departement des Äußeren hat der Mann allein zu besorgen, denn das Weib muß in erster Linie Mutter sein. Auch in geistiger Beziehung ist alles, was den Mutterberuf erleichtert, dem Weibe zu geben, alles, was ihn erschwert, zu beseitigen. Mütterliche Liebe und Treue will die Natur vom Weibe. Deshalb spielt schon das kleine Mädchen mit Puppen und nimmt sich zärtlich aller Hilfebedürftigen an. Deshalb ist das Weib kindähnlich, heiter, geduldig und schlichten Geistes. Mut braucht die Frau höchstens zur Verteidigung der Kinder, in anderen Beziehungen würde er nur stören und fehlt deshalb. So ist es auch mit anderen männlichen Eigenschaften; Kraft und Drang ins Weite, Phantasie und Verlangen nach Erkenntnis würden das Weib nur unruhig machen und in ihrem Mutterberufe hindern, also gab sie die Natur nur in kleinen Dosen. Ebenso wie ein verständiger Mann sich zur Pflege seiner kleinen Kinder nicht ein gelehrtes Frauenzimmer aussuchen wird, so stellte die ewige Weisheit nicht neben den Mann noch einen Mann mit einem Uterus, sondern das Weib, dem sie alles zu seinem edlen Berufe Nötige gab, dem sie aber die männliche Geisteskraft versagte.
Nach alledem ist der weibliche Schwachsinn nicht nur vorhanden, sondern auch notwendig, er ist nicht nur ein physiologisches Faktum, sondern auch ein physiologisches Postulat. Wollen wir ein Weib, das ganz seinen Mutterberuf erfüllt, so kann es nicht ein männliches Gehirn haben. Ließe es sich machen, daß die weiblichen Fähigkeiten den männlichen gleich entwickelt würden, so würden die Mutterorgane verkümmern, und wir würden einen häßlichen und nutzlosen Zwitter vor uns haben. Jemand hat gesagt, man solle vom Weibe nichts verlangen, als daß es »gesund und dumm sei. Das ist grob ausgedrückt, aber es liegt in dem Paradoxon eine Wahrheit. übermäßige Gehirntätigkeit macht das Weib nicht nur verkehrt, sondern auch krank. Wir sehen das leider tagtäglich vor Augen. Soll das Weib das sein, wozu die Natur es bestimmt hat, so darf es nicht mit dem Manne wetteifern. Die modernen Närrinnen sind schlechte Gebärerinnen und schlechte Mütter. In dem Grade, in dem die »Zivilisation« wächst, sinkt die Fruchtbarkeit, je besser die Schulen werden, um so schlechter werden die Wochenbetten, um so geringer wird die Milchabsonderung, kurz, um so untauglicher werden die Weiber.

Texttyp

Philosophischer Essay