Die Klassen- und Rassenfrage in den frühen Frauenrechtskampagnen

  • Als Lucretia Mott und Elizabeth Cady Stanton in dieser Nacht Arm in Arm die großartige Queen Straße entlangspazierten und die aufregenden Szenen des Tages überdachten, kamen sie überein, nach ihrer Rückkehr nach Amerika eine Frauenrechtskonferenz abzuhalten, denn es war offenkundig, daß die Männer, denen sie gerade zugehört hatten, in dieser Frage noch viel zu lernen hatten. So wurde in dieser Stunde und an diesem Ort der missionarische Dienst für die Emanzipation der Frauen im »Land der Freien und der Heimat der Tapferen« aufgenommen.[1]

Von diesem Gespräch, das am Tag der Eröffnung der »World Anti Slavery Convention« 1840 in London stattfand, wird häufig angenommen, daß es den realen geschichtlichen Hintergrund der Geburt der organisierten Frauenbewegung in den Vereinigten Staaten skizziert. Daher kommt seine geradezu legendäre Bedeutung. Wie bei den meisten Legenden ist jedoch die Wahrheit, die sie angeblich enthält, keineswegs so eindeutig, wie man meint. Auf dieser Anekdote und den sie umgebenden Umständen fußt die weit verbreitete Annahme, die Frauenrechtsbewegung sei in erster Linie durch die unerträgliche männliche Suprematie innerhalb der Antisklavereikampagne beflügelt oder gar hervorgerufen worden.
Zweifellos waren die US-Frauen, die an der Londoner Konferenz teilnehmen wollten, sehr aufgebracht, daß man sie durch ein Mehrheitsvotum ausgeschlossen hatte - »hinter eine Schranke und einen Vorhang gesperrt, ähnlich solchen, wie sie in den Kirchen den Chor vor den Blicken der Gemeinde abschirmen.«[2] Lucretia Mott, wie die anderen Frauen offizielle Vertreterin der amerikanischen Antisklaverei-Gesellschaft, hatte besonderen Grund zu Ärger und Entrüstung, denn sie hatte gerade einen stürmischen Kampf hinter sich gebracht, in dem es um das Recht der weiblichen Abolitionisten ging, sich völlig gleichberechtigt an der Arbeit der Antisklaverei-Gesellschaft zu beteiligen.
Dies war also keine neue Erfahrung für eine Frau, die ungefähr sieben Jahre lang aus der Gesellschaft ausgeschlossen gewesen war. Wenn sie tatsächlich durch die Londoner Vorkommnisse angeregt wurde, für die Rechte der Frauen zu kämpfen - angeblich durch die Tatsache, daß, wie es zwei heutige feministische Autorinnen sehen, »die führenden männlichen Radikalen, die sich am intensivsten mit der sozialen Ungleichheit befaßten ... selbst die Frauen diskriminierten«[3] dann aufgrund einer Erkenntnis, die sie lange vor 1840 gewonnen hatte.
Zum Zeitpunkt der Londoner Konferenz hatte Elizabeth Cady Stanton im Gegensatz zu Lucretia Mott noch keine Erfahrung als politische Aktivistin. Sie begleitete ihren frisch vermählten Mann auf dem, was sie »Hochzeitsreise« [4] nannten und nahm an ihrer ersten Antisklavereiversammlung nicht als Delegierte, sondern vielmehr als Frau eines führenden Abolitionisten teil. Entsprechend war Mrs. Stanton ziemlich gehandikapt, da ihr die Perspektive fehlte, die aus Jahren des Kampfes für das Recht der Frau, sich gegen die Sklaverei einzusetzen, hervorgegangen war. Wenn sie also später schrieb (zusammen mit Susan B. Anthony in ihrer History of Women Suffrage), daß während ihres Gespräches mit Lucretia Mott 1840 »der missionarische Dienst für die Emanzipation der Frauen ... in dieser Stunde und an diesem Ort aufgenommen wurde,[5] lassen ihre Bemerkungen die reichen Erfahrungen fast eines ganzen Jahrzehnts unberücksichtigt, in dem die Abolitionistinnen für ihre politische Emanzipation als Frauen gekämpft hatten.
Obgleich sie auf der Londoner Konvention eine Niederlage erlitten, so entdeckten die Abolitionistinnen doch Zeichen dafür, daß sie in ihren vergangenen Kämpfen auch einige positive Ergebnisse erzielt hatten. Denn sie wurden von einigen männlichen Führern der Antisklavereibewegung unterstützt, die sich der Maßnahme des Ausschlusses entgegenstellten. William Lloyd Garrison - »der tapfere edle Garrison [6] der zu spät gekommen war, um an der Debatte teilzunehmen, weigerte sich, seinen Sitz einzunehmen, und blieb während der ganzen zehntägigen Tagung »ein stiller Beobachter auf der Galerie.«[7] Nach Elizabeth Cady Stantons Bericht war Nathaniel P. Rogers aus Concord in New Hampshire der einzige andere männliche Abolitionist, der sich den Frauen auf der Galerie zugesellte. Warum der schwarze Abolitionist Charles Remond in Stantons Beschreibung der Ereignisse nicht erwähnt wird, ist recht rätselhaft. Wie er selbst in einem Artikel im Liberator schrieb, war auch er »ein stiller Zuhörer«.
Charles Remond berichtet, daß es eine der wenigen schweren Enttäuschungen seines Lebens war, als er bei seiner Ankunft entdecken mußte, daß die Frauen aus dem Versammlungsraum ausgeschlossen worden waren. Er hatte guten Grund für seinen Kummer, denn die Kosten seiner Reise waren von verschiedenen Frauengruppen bezahlt worden.

  • Ohne ihre Hilfe hätte ich dieses Land nicht besuchen können, daher stand ich fast gänzlich in der Schuld der freundlichen und großzügigen Mitglieder der Bangor Female Anti-Slavery Society, des Portland Sewing Circle und der Newport Young Ladie's Juvenile Anti-Slavery Society.[10]

Weil Remond auf keine andere Art und Weise der »ehrenwerte Repräsentant von drei Frauenvereinigungen, die sowohl höchst lobenswert in ihrer Zielsetzung als auch stark in ihrer Zusammenarbeit waren«,[11] hätte sein können, sah er sich genötigt, den Sitz in der Konferenz zurückzuweisen. Nicht alle diese Männer waren also die »bigotten Abolitionisten« [12], auf die sich Stanton in ihrem historischen Rückblick bezieht. Wenigstens einige von ihnen hatten gelernt, das Unrecht männlicher Oberherrschaft festzustellen und abzulehnen.
War auch Elizabeth Cady Stantons Interesse am Abolitionismus recht neu, so hatte sie doch ihre ganze Jugend hindurch bereits ihren persönlichen Kampf gegen den Sexismus geführt. Ermuntert durch ihren Vater - einen wohlhabenden und unerschrockenen konservativen Richter - hatte sie der Konvention sowohl in ihren Studien als auch in ihrer Freizeitgestaltung getrotzt. Sie studierte Griechisch und Mathematik und lernte reiten, alles Dinge, die im allgemeinen Mädchen versperrt waren. Mit sechzehn war Elizabeth das einzige Mädchen in der Abschlußklasse ihrer Oberschule.[13] Vor ihrer Heirat war die junge Stanton viel mit ihrem Vater zusammen und hatte sogar angefangen, unter seiner Anleitung ernsthaft Jura zu studieren.
1848 war Stanton eine Vollzeit-Hausfrau und Mutter. Sie lebte mit ihrem Mann in Seneca Falls, New York, und war oft ohne Dienstpersonal, das in dieser Gegend knapp war. Ihr niederdrückendes und frustrierendes Leben machte sie besonders empfindlich gegenüber der Lage der weißen Mittelstandsfrauen. In der Begründung ihres Entschlusses, Kontakt mit Lucretia Mott aufzunehmen, die sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte, erwähnt sie unter verschiedenen anderen Motiven, einen Aufruf zu einem Frauenkongreß herauszugeben, als erstes ihre häusliche Situation.

  • Die allgemeine Unzufriedenheit, die ich über das Los der Frauen als Ehefrau, Mutter, Haushälterin, Arzt und geistvolle Ratgeberin empfand ... und der müde, ängstliche Blick der Mehrheit der Frauen, bestärkte mich in dem Gefühl, daß wirksame Maßnahmen gegen das Unrecht in der Gesellschaft im allgemeinen und im besonderen gegen Frauen ergriffen werden müßten. Meine Erfahrungen auf der World Anti-Slavery Convention, alles, was ich über die rechtliche Stellung der Frau gelesen hatte, die Unterdrückung, die ich überall sah, das alles überschwemmte, noch verstärkt durch meine persönlichen Erfahrungen, meine Seele. Es schien, als hätten sich all diese Elemente verschworen, mich zu einem entscheidenden Schritt zu zwingen. Ich wußte nicht, was zu tun oder wo zu beginnen war - mein einziger Gedanke galt einem öffentlichen Treffen des Protests und der Diskussion.[14]

Rassismus und Sexismus            Rassismus und Sexismus          Rassismus und Sexismus
Das Leben von Elizabeth Cady Stanton enthält alle grundlegenden Elemente des Dilemmas der Mittelstandsfrau in ihrer höchsten Widersprüchlichkeit. Ihre emsigen Bemühungen, Vortreffliches in ihren Studien zu erreichen, das Wissen, das sie sich als Jurastudentin angeeignet hatte und alle anderen Formen, in denen sie ihre intellektuellen Fähigkeiten ausgebildet hatte - all das zerrann zu nichts. Heirat und Mutterschaft verhinderten, daß sie die Ziele, die sie sich als alleinstehende Frau gesetzt hatte, erreichte. Hinzu kam, daß sie durch ihr Engagement in der abolitionistischen Bewegung in den zehn Jahren, die auf die Londoner Konferenz folgten, gelernt hatte, daß es möglich war, gegen die Unterdrückung einen politischen Kampf zu organisieren. Viele der Frauen, die dem Aufruf zu der Frauenrechtskonferenz in Seneca Falls folgten, waren sich ähnlicher Widersprüche in ihrem Leben bewußt geworden und hatten ebenfalls am Beispiel des Kampfes gegen die Sklaverei erkannt, daß es möglich war, für die Gleichberechtigung zu kämpfen.
Während der Planung der Konferenz von Seneca Falls schlug Elizabeth Cady Stanton eine Resolution vor, die sogar ihrer Mitveranstalterin Lucretia Mott zu radikal erschien. Obwohl ihre Erfahrungen in der Antisklavereibewegung Frau Mott mit Sicherheit davon überzeugt hatten, daß Frauen unbedingt politische Macht ausüben mußten, sprach sie gegen die Vorlage einer Resolution zum Frauenwahlrecht. Sie fürchtete, daß ein solcher Antrag als absurd und verrückt eingeschätzt würde und letzten Endes die Bedeutung dieses Treffens unterminieren könnte. Stantons Ehemann war ebenfalls dagegen, daß die Frage des Frauenwahlrechts aufgeworfen wurde - und er hielt sein Versprechen, er würde die Stadt verlassen, falls sie auf der Vorlage ihrer Resolution bestünde. Die einzige prominente Persönlichkeit, die dafür war, daß die Versammlung das Frauenwahlrecht verlangen sollte, war Frederick Douglass.
Schon einige Jahre vor dem Treffen in Seneca Falls hatte Elizabeth Cady Stanton Frederick Douglass vollkommen davon überzeugt, daß das Wahlrecht auch auf die Frauen ausgedehnt werden mußte.

  • Ich konnte ihren Argumenten nichts anderes entgegenhalten als hohle Phrasen wie »Sitte«, »natürliche Teilung der Pflichten«, »Unanständigkeit der am politischen Leben teilnehmenden Frauen«, das übliche Geschwätz von der »Sphäre der Frau« und dergleichen; alles das hat diese fähige Frau, die damals nicht weniger logisch dachte als jetzt, mit denselben Argumenten weggefegt, die sie seither oft und wirksam gebraucht hat, und die noch kein Mann hat erfolgreich widerlegen können. Wenn der Verstand die einzig wahre und vernünftige Basis der Regierung ist, dann folgt daraus, daß die beste Regierung diejenige ist, die ihr Leben und ihre Macht aus allen Quellen der Weisheit, der Kraft und der Güte schöpft, die ihr irgend zur Verfügung stehen.[15]

Für die annähernd dreihundert Frauen und Männer, die der Konferenz von Seneca Falls beiwohnten, war die Frage des Frauenwahlrechts der einzige größere Streitpunkt: Allein die Frauenwahlrechtsresolution wurde nicht einhellig verabschiedet. Daß der umstrittene Antrag überhaupt vorgelegt worden war, war Frederick Douglass' Bereitschaft zu danken, Stantons Schritt zu unterstützen und seine rednerischen Fähigkeiten für den Kampf um das Frauenwahlrecht einzusetzen.[16]
In dieser frühen Zeit, als das Frauenrecht noch nicht als eine legitime Frage angesehen wurde, als das Frauenwahlrecht als eine ungewohnte und unpopuläre Forderung galt, agitierte Frederick Douglass bereits öffentlich für die politische Gleichberechtigung der Frauen. Unmittelbar nach der Konferenz von Seneca Falls veröffentlichte er in seiner Zeitung North Star einen Leitartikel mit dem Titel »Die Rechte der Frau«, der für seine Zeit recht radikal war.

  • Was die politischen Rechte betrifft, so hat in unseren Augen die Frau auf all das einen rechtmäßigen Anspruch, was wir für den Mann fordern. Wir gehen weiter und geben unserer Überzeugung Ausdruck, daß, wenn es für den Mann nützlich ist, all jene politischen Rechte auszuüben, dies in gleicher Weise auch für die Frau gilt. Alles, was den Mann zu einem intelligenten und verantwortlichen Wesen macht, das gilt gleichermaßen auch für die Frau. Und wenn nur die Regierung eine gerechte ist, die bei freier Zustimmung der Regierten regiert, dann gibt es keinen Grund in der Welt, den Frauen das Bürgerrecht der Wahl oder die Beteiligung an der Gesetzgebung und der Rechtsprechung des Landes zu verweigern.[17]

Frederick Douglass war es auch, der die Frauenrechtsfrage in die Schwarze Befreiungsbewegung einbrachte, was dort enthusiastisch aufgenommen wurde. Wie S. Jay Walker berichtet, sprach Douglass vor der Nationalen Konferenz der Freigelassenen, die in Cleveland, Ohio, ungefähr zur selben Zeit wie das Treffen von Seneca Falls stattfand.

  • Es gelang ihm, in einer Resolution die Definition der Delegierten zu verbessern, so daß »es heißen mußte, Frauen sind einzubeziehen«. Dieser Änderungsantrag wurde mit »einem dreifachen Hoch auf das Frauenrecht!« angenommen.[18]

Elizabeth Cady Stanton war des Lobes voll über Douglass und seine unerschütterliche Haltung auf der Konferenz von Seneca Falls angesichts des weitverbreiteten Spottes, der in der Presse verbreitet wurde.

  • Die öffentliche Meinung war so entschieden gegen uns, im Salon, in der Presse und von der Kanzel herab, daß die meisten der Damen, die an der Versammlung teilgenommen und ihre Unterschrift unter die Deklaration gesetzt hatten, eine nach der anderen ihren Namen und ihren Einfluß zurückzogen und sich zu unseren Verfolgern gesellten. Unsere Freunde zeigten uns die kalte Schulter und fühlten sich durch das ganze Verfahren entehrt.[19]

Der Aufruhr konnte weder Douglass zurückhalten, noch erreichte er sein Ziel, den Kampf für das Frauenrecht im frühesten Stadium abzuwürgen. Salon, Presse und Kanzel mochten sich anstrengen, wie sie wollten, diese Entwicklung war nicht mehr umkehrbar. Nur ein Monat verging bis zur nächsten Versammlung in Rochester, New York, bei der als mutige Neuerung und Präzedenzfall für künftige Versammlungen eine Frau das Präsidium leitete.[20] Wiederum war es Frederick Douglass, der seine Loyalität gegenüber seinen Schwestern bekundete, indem er noch einmal die Frauenwahlrechtsresolution verteidigte, die in Rochester eine weit größere Mehrheit fand als in Seneca Falls.[21]
Das Eintreten für das Frauenrecht konnte nicht verboten werden. Für die Macher der öffentlichen Meinung noch unakzeptabel, war die Frage der Gleichberechtigung der Frauen inzwischen eingebettet in eine noch embryonale Bewegung und von den Schwarzen, die selbst um ihre Freiheit kämpften, unterstützt - zu einem untilgbaren Element im öffentlichen Leben der Vereinigten Staaten geworden. Um was ging es aber eigentlich? Wodurch war die Frage der Gleichberechtigung der Frauen noch bestimmt, außer durch das Stimmrecht, das der Grund für die abstoßende Publizität der Konferenz von Seneca Falls gewesen war? Waren die Mißstände, die in der »Deklaration der Empfindungen« umrissen, gaben die Forderungen, die in den Resolutionen aufgestellt wurden, ein wirklichkeitsnahes Bild der Probleme und Nöte der Frauen in den Vereinigten Staaten?
Besondere Aufmerksamkeit widmete die Deklaration von Seneca Falls der Institution der Ehe und ihren vielen schädlichen Auswirkungen auf die Frau: Die Heirat beraubte die Frau ihrer Eigentumsrechte, machte sie sowohl ökonomisch als auch moralisch abhängig von ihrem Ehemann. Indem sie den absoluten Gehorsam der Ehefrau forderte, gab die Institution der Ehe dem Ehemann das Recht, seine Frau zu züchtigen, und noch schlimmer, das Trennungs- und Scheidungsrecht war fast ganz auf der männlichen Oberherrschaft begründet.[22] Ein Ergebnis des niederen Status der Frau in der Ehe, folgerte die Deklaration von Seneca Falls, sei die Ungleichheit sowohl in der Ausbildung als auch im Berufsleben; »gewinnbringende Beschäftigungen« und »jeder Zugang zu Wohlstand, zu Rang und Würde« (wie Medizin, Jura und die Theologie) sei Frauen völlig verwehrt.[23] Die Deklaration beschließt ihre Liste der Beschwerden mit der Beschwör-ung der geistigen und psychologischen Abhängigkeit der Frau, welche sie in einem Zustand von wenig »Vertrauen und Selbstachtung belasse.«[24]
Die unschätzbare Bedeutung der Deklaration von Seneca Falls liegt darin, daß sie in der Mitte des Jahrhunderts das Bewußtsein von den Rechten der Frau artikulierte. Sie war der theoretische Höhepunkt in Jahren der unsicheren, oft stillen Kämpfe gegen die politischen, sozialen, häuslichen und religiösen Verhältnisse, die widersprüchlich, frustrierend und geradezu gewaltsam für die Frauen der Bourgeoisie und des aufstrebenden Mittelstands waren. Da jedoch die Deklaration das rigorose Ergebnis des Bewußtseins über das Dilemma der weißen Mittelstandsfrau war, hatte sie die mißliche Lage der weißen Frau aus der Arbeiterklasse nahezu völlig übersehen, wie sie auch die Lebensbedingungen der schwarzen Frau im Süden wie im Norden ignorierte. Mit anderen Worten, die Deklaration von Seneca Falls war eine Analyse der weiblichen Lebensbedingungen, die die Verhältnisse jener Frauen nicht beachtete, die nicht der gesellschaftlichen Klasse der Verfasser des Dokuments angehörten. Was war mit den Frauen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiteten - den weißen Frauen z. B., die in den Textilfabriken im Nordosten beschäftigt waren? 1831, als die Textilindustrie noch der Mittelpunkt der industriellen Revolution war, stellten die Frauen die unbestrittene Mehrheit der industriellen Arbeiter. In den über ganz Neu-England verstreuten Textilfabriken gab es 38 927 Arbeiterinnen gegenüber 18 539 Männern.[25] Die ersten »Fabrikmädchen« kamen aus den örtlichen Bauernfamilien. Die profitgierigen Fabrikbesitzer stellten das Leben in der Fabrik als ein attraktives und lehrreiches Vorspiel des Ehelebens dar. Sowohl Waltham als auch Lowell stellten sich als »Ersatzfamilie« dar, in der die junge Bauerntochter unter der strengen Aufsicht einer Hausmutter in einer Atmosphäre ähnlich der einer weiterführenden Schule aufwuchs. Aber wie sah in Wirklichkeit das Fabrikleben aus? Unglaublich lange Arbeitsstunden - zwölf, vierzehn und sogar sechzehn Stunden täglich; gräßliche Arbeitsbedingungen; unmenschlich überbelegte Wohnquartiere.

  • Die Essenszeiten waren so knapp bemessen - mittags eine halbe Stunde für das Mittagessen , daß die Frauen aus der heißen, feuchten Weberei einige Blöcke weiter zu ihren Unterkünften rasten, ihre Hauptmahlzeit für diesen Tag herunterschlangen und zurück in die Fabrik rannten, in ständiger Angst, beim Zuspätkommen bestraft zu werden. Im Winter trauten sie sich nicht, die Knöpfe ihres Mantels aufzuknöpfen, und aßen, ohne diesen abzulegen. Das war die Zeit der Lungenentzündung. Im Sommer führten verdorbenes Essen und miserable sanitäre Anlagen zur Ruhr. Tuberkulose hatten sie zu jeder Jahreszeit.[26]

Die Fabrikfrauen schlugen zurück. Bereits Ende der zwanziger Jahre lange vor der Konferenz von Seneca Falls von 1848 - begannen die Arbeiterinnen Arbeitsniederlegungen (die »turn-outs«) und Streiks zu organisieren, protestierten sie kampfentschlossen gegen die doppelte Unterdrückung, der sie als Frau und als Industriearbeiterin ausgesetzt waren. In Dover, New Hampshire, z. B. verließen 1828 die Fabrikfrauen ihre Arbeitsplätze, um ihren Widerstand gegen neu eingeführte Beschränkungen zu demonstrieren. Sie »schockierten die Gemeinde, als sie mit Bannern und Fahnen umhermarschierten und Gewehrsalven in die Luft schossen«.[27]
Bis zum Sommer 1848, in dem die Konferenz von Seneca Falls stattfand, hatten sich die Bedingungen in den Fabriken - die schon anfangs kaum ideal zu nennen waren - in solch einem Ausmaß verschlechtert, daß die Bauerntöchter von New England schnell zu einer Minderheit in den Belegschaften der textilverarbeitenden Industrie wurden. Die Frauen von »guter Herkunft« oder mit »Yankee-Hintergrund« wurden ersetzt durch die Einwanderinnen, die wie ihre Väter, Brüder und Ehemänner zum industriellen Proletariat der Nation wurden. Diese Frauen konnten sich - anders als ihre Vorgängerinnen, deren Familien Land besaßen auf nichts als ihre Arbeitskraft verlassen. Wenn sie Widerstand leisteten, so kämpften sie um ihr Recht zu überleben. Sie kämpften mit einer solchen Leidenschaft, daß »in den vierziger Jahren die Arbeiterinnen bei den Arbeitskämpfen in den Vereinigten Staaten führend waren.«[28]
In der Kampagne für den Zehnstundentag richtete die Reformvereinigung der Lowell Arbeiterinnen 1843 und 1844 Petitionen an das Parlament des Staates Massachusetts. Das Parlament beschloß, öffentliche Anhörungen durchzuführen - und die Frauen von Lowell konnten sich rühmen, die erste Untersuchung der Arbeitsbedingungen durch eine staatliche Behörde in der Geschichte der Vereinigten Staaten durchgesetzt zu haben.[29] Dies gab dem Kampf um das Frauenrecht natürlich Aufwind - und nahm um ungefähr vier Jahre die offizielle Geburtsstunde der Frauenbewegung vorweg.
Urteilt man nach den von den weißen Arbeiterinnen geführten Kämpfen - der kompromißlosen Verteidigung ihrer Würde als Arbeiterin und Frau, ihren bewußten wie auch indirekten Angriffen gegen die sexistische Weiblichkeits-Ideologie - so hätte ihnen vor allen anderen das Lob gebührt, Pioniere der Frauenbewegung genannt zu werden. Und doch wurde ihre bahnbrechende Rolle von den Initiatorinnen der neuen Bewegung nahezu gänzlich übersehen; sie begriffen nicht, daß die Arbeiterin auf ihre spezifische Art und Weise die männliche Suprematie erfuhr und bekämpfte. Als ob sie diesen Punkt zurechtrücken wollte, hielt die Geschichte den Gipfel der Ironie für die 1848 gegründete Bewegung bereit: Die einzige der Frauen, die an der Konferenz von Seneca Falls teilgenommen hatte und lang genug lebte, um erst mehr als siebzig Jahre später ihr Wahlrecht ausüben zu können, war eine Arbeiterin namens Charlotte Woodward.[30]
Charlotte Woodwards Gründe, die Deklaration von Seneca Falls zu unterzeichnen, werden kaum identisch mit denen der meist wohlhabenderen Frauen gewesen sein. Sie hatte in der Hoffnung, Rat für die Verbesserung ihrer Lage als Arbeiterin zu finden, an der Versammlung teilgenommen. Ihr Beruf der Handschuhmacherin war noch nicht industrialisiert: Sie arbeitete zu Hause, und ihr Verdienst wurde nach dem geltenden Recht von den Männern ihrer Familie kontrolliert. In der Beschreibung ihrer Arbeitsbedingungen gibt sie dem Geist der Rebellion Ausdruck, der sie nach Seneca Falls geführt hatte:

  • Wir Frauen arbeiten versteckt in der Abgeschiedenheit unserer Schlafkammern, weil sich die ganze Gesellschaft auf die Theorie stützt, daß nur die Männer und nicht die Frauen Geld verdienen und daß allein die Männer für die Familie aufkommen ... Ich glaube nicht, daß es irgendein Gemeinwesen gibt, wo nicht das Herz der einen oder anderen Frau im Takt der Rebellion schlägt. Für mein eigenes dunkles Ich kann ich sagen, daß jede Faser meines Seins rebellierte, wenn auch in aller Stille, in all den Stunden, als ich dasaß und Handschuhe nähte für einen miserablen Hungerlohn, der, kaum eingenommen, mir schon nicht mehr gehören sollte. Ich wollte arbeiten, aber auch meine Arbeit selbst auswählen und meinen Lohn selbst entgegennehmen. Das ist der Grund meiner Rebellion gegen das Leben, in das ich hineingeboren wurde.[31]

Charlotte Woodward und den wenigen anderen Arbeiterinnen, die an der Konferenz teilnahmen, war es ernst - um nichts war es ihnen in ihrem Leben mehr ernst als um die Rechte der Frauen.
Auf der letzten Sitzung der Konferenz legte Lucretia Mott eine letzte Resolution vor, die dazu aufrief, die Kanzel zu stürzen und »sicherzustellen, daß die Frau am Handwerk, am Beruf und am Handel ebenso teilhaben kann wie der Mann« (Hervorhebung von d. V.).[32] War dies nur ein nachträglicher Einfall? Eine wohltätige Geste in Richtung auf Charlotte Woodward und ihre Schwestern aus der Arbeiterklasse? Oder hatte die kleine Gruppe von Frauen aus der Arbeiterklasse gegen den Ausschluß ihrer Interessen in den ursprünglichen Resolutionen protestiert und Lucretia Mott, die langjährige Aktivistin gegen die Sklaverei, so veranlaßt, ihre Interessen zu vertreten? Wäre Sarah Grimke damals anwesend gewesen, so hätte sie möglicherweise wiederholt, was sie bei einer anderen Gelegenheit so gesagt hatte:

  • In den ärmeren Klassen gibt es viele starke und ernste Seelen, die ihr Dasein als Sklaven und Werkzeuge satt haben, die der Freiheit würdig sind und sie würdevoll benutzen werden.[33]

War schon die auf dem Treffen in Seneca Falls den Arbeiterinnen gezollte Anerkennung geringfügig, so wurden die Rechte einer anderen Gruppe von Frauen, die ebenfalls »gegen dieses Leben, in das sie hineingeboren worden waren, rebellierten,[34] noch nicht einmal nebenbei erwähnt. Im Süden kämpften sie gegen die Sklaverei und im Norden gegen eine zweifelhafte Freiheit, genannt Rassismus. Zwar befand sich unter den Konferenzteilnehmern mindestens ein schwarzer Mann, jedoch keine einzige schwarze Frau. Auch ist in den Dokumenten der Konferenz kein einziger die schwarze Frau betreffender Hinweis zu finden. Bedenkt man, wie sehr die Organisatoren mit den Abolitionisten verbunden waren, so erscheint es befremdlich, daß die Sklavinnen gänzlich unberücksichtigt blieben.
Aber dieses Problem war keineswegs neu. Die Schwestern Grimke hatten schon früher eine Reihe von Frauenvereinigungen gegen die Sklaverei kritisiert, weil sie über die Lage der schwarzen Frauen hinwegsahen und manchmal offen rassistische Vorurteile von sich gaben. Während der Vorbereitungen zur Gründungsversammlung der Nationalen Frauenvereinigung gegen die Sklaverei ergriff Angelina Grimke die Initiative, um sicherzustellen, daß es nicht nur zu einer Scheinanwesenheit der schwarzen Frau kam. Weiterhin regte sie an, daß eine an die Freien Schwarzen im Norden gerichtete Grußadresse auf der Versammlung verabschiedet werden sollte. Weil niemand - auch nicht Lucretia Mott - diese Grußadresse vorbereiten wollte, mußte Angelinas Schwester Sarah die Rede halten.[35] Schon 1837 gingen die Schwestern Grimke mit der New Yorker Frauenvereinigung gegen die Sklaverei hart ins Gericht, weil sie es versäumt hatte, die schwarzen Frauen in ihre Arbeit miteinzubeziehen. »Wegen ihrer entschieden aristokratischen Ansichten«, bedauerte Angelina,

  • ... waren sie außerordentlich unwirksam ... Wir haben ernsthaft daran gedacht, eine Antisklaverei-Vereinigung unter den farbigen Schwestern zu gründen und diese zu veranlassen, ihre weißen Freundinnen zur Mitarbeit einzuladen, denn nach unserer Meinung hätten so die konsequentesten weißen Frauen für ihre Sache gewonnen werden können.[36]

Die Abwesenheit der schwarzen Frau auf der Konferenz von Seneca Falls stimmt angesichts ihres bereits geleisteten Beitrags im Kampf um das Frauenrecht um so mißtrauischer. Über ein Jahrzehnt vor diesem Treffen hatte Maria Stewart die Angriffe gegen ihr Recht, öffentliche Vorträge zu halten, mit der emphatischen Frage abgewehrt: »Und was ist, wenn ich eine Frau bin?«[37] Diese schwarze Frau war die erste einheimische weibliche Rednerin, die vor einem gemischten Publikum von Frauen und Männern sprach.[38] 1827 wurde im Freedoms Journal, der ersten Zeitung der Schwarzen im Land, der Brief einer schwarzen Frau über die Rechte der Frau veröffentlicht. »Matilda«, wie sie sich nannte, forderte Schulbildung für die schwarze Frau zu einem Zeitpunkt, da die Forderung nach Schulunterricht für Frauen überhaupt sehr umstritten und unpopulär war. Ihr Brief erschien in dieser neuartigen New Yorker Zeitung ein Jahr bevor Frances Wright, eine gebürtige Schottin, ihre Vorlesungen über Gleichberechtigung und Frauenbildung hielt.

  • Ich möchte mich an alle Mütter wenden, ihnen sagen, daß es noch etwas Wichtigeres gibt, als die Kenntnisse des Puddingkochens. Es ist ihre unwiderrufliche Pflicht, den Verstand ihrer Töchter mit nützlichem Wissen zu versorgen. Sie sollten angehalten werden, ihre Mußestunden dem Lesen von Büchern zu widmen, aus denen sie wertvolle Erkenntnisse ziehen können, die ihnen niemand nehmen kann.[39]

Lange vor der ersten Frauenkonferenz schon hatten die weißen Mittelstandsfrauen um das Recht auf Bildung gekämpft. Matildas Stellungnahme, die später durch die Leichtigkeit bestätigt wurde, mit der Prudence Crandall schwarze Mädchen für ihre belagerte Schule in Connecticut gewann, zeigte deutlich, daß die weiße und die schwarze Frau in ihrem Streben nach Bildung vereint waren. Leider wurde diese Verbindung in der Konferenz von Seneca Falls nicht gewürdigt.
Das Versäumnis, dieses Potential einer integrierten Frauenbewegung - speziell gegen den Sexismus in der Ausbildung - nicht anerkannt zu haben, wurde in einer dramatischen Episode während des entscheidenden Sommers 1848 offenbar. Ironischerweise war die Tochter von Frederick Douglass betroffen. Nach ihrer offiziellen Aufnahme in ein Mädchenseminar in Rochester, New York, wurde es Douglass' Tochter formell verboten, den Unterricht gemeinsam mit den weißen Mädchen zu besuchen. Die Schuldirektorin, die diese Order herausgegeben hatte, war eine Abolitionistin! Als Douglass und seine Frau gegen diese Absonderungspolitik protestierten, ließ die Schuldirektorin jedes einzelne Mädchen in dieser Frage abstimmen mit dem Hinweis, daß eine einzige Gegenstimme genüge, den Ausschluß zu bestätigen. Nachdem die weißen Mädchen für die Integration in die Klasse gestimmt hatten, wandte sich die Direktorin an die Eltern der Mädchen und benutzte die so erzielte einzige Gegenstimme als Vorwand für den endgültigen Ausschluß von Douglass' Tochter.[40]
Daß eine weiße Frau, die Teil der Bewegung gegen die Sklaverei war, im Norden eine rassistische Haltung gegenüber einem schwarzen Mädchen einnehmen konnte, spiegelt die wesentliche Schwachstelle der Abolitionisten-Kampagne wider - ihr Versagen beim Hervorbringen eines breiten antirassistischen Bewußtseins. Dieser schwerwiegende Mangel von den Schwestern Grimke wie auch von anderen unaufhörlich kritisiert - wurde leider auch in die organisierte Bewegung für die Rechte der Frau hineingetragen.
Wie vergeßlich auch immer die frühen Frauenrechtlerinnen gegenüber der Notlage ihrer schwarzen Schwestern gewesen sein mögen, das Echo auf die neue Frauenbewegung war überall im organisierten Befreiungskampf der Schwarzen zu hören. Wie schon erwähnt, die Nationale Versammlung der farbigen Freigelassenen hatte 1848 eine Resolution zur Gleichberechtigung der Frau angenommen.[41] Auf Initiative von Frederick Douglass war auf der Versammlung in Cleveland beschlossen worden, daß Frauen unter den gleichen Bedingungen wie Männer als Delegierte gewählt werden konnten. Kurz darauf wurden zu einer Versammlung der Neger in Philadelphia nicht nur schwarze Frauen zur Teilnahme eingeladen, sondern in Anerkennung der in Seneca Falls gestarteten Bewegung wurden auch weiße Frauen gebeten, sich anzuschließen. Lucretia Mott beschreibt ihren Entschluß teilzunehmen in einem Brief an Elizabeth Cady Stanton:

  • Wir sind nun inmitten einer Versammlung der Farbigen dieser Stadt. Douglass und Delany, Remond und Garnet sind hier - alle nehmen aktiv teil - und da sie die Frauen einbeziehen, ja sogar die weißen Frauen, so kann ich gar nicht anders bei dem Interesse, das ich für die Sache der Sklaven als auch für die Sache der Frauen habe, als dazusein und meinen kleinen Teil miteinzubringen. Gestern gingen Sara Pugh und ich im strömenden Regen hinunter, und wir werden wohl heute das gleiche tun.[42]

Zwei Jahre nach der Konferenz von Seneca Falls wurde die erste Nationale Frauenrechtskonferenz in Worcester, Massachusetts, abgehalten. Ob sie nun eingeladen oder aus eigener Initiative gekommen war, Sojourner Truth war jedenfalls unter den Teilnehmern. Ihre Anwesenheit dort und die Reden, die sie auf den folgenden Frauenrechtstreffen hielt, symbolisieren die Solidarität der schwarzen Frau mit der neuen Sache. Ihr Bestreben war, nicht nur von der rassistischen Unterdrückung sondern auch von der sexistischen Herrschaft befreit zu sein. »Bin ich etwa keine Frau?«[43] - der Refrain der Rede von Sojourner Truth, die sie 1851 auf der Frauenversammlung in Akron, Ohio, hielt ist und bleibt der meist zitierte Slogan aus der Frauenbewegung des neunzehnten Jahrhunderts.
Sojourner Truth rettete eigenhändig das Frauentreffen von Akron vor dem beißenden Spott feindseliger Männer. Unter all den Frauen, die an dieser Zusammenkunft teilnahmen, war sie allein fähig, den aggressiven Argumenten männlicher Suprematié von Seiten der lärmenden Provokateure entgegenzutreten. Sojourner Truth, die ein unbezweifelbares Charisma und bedeutende rednerische Fähigkeiten besaß, nahm das Scheinargument von der Unvereinbarkeit des Stimmrechts mit weiblicher Schwachheit auseinander. Sie tat dies mit unschlagbarer Logik. Der Anführer der Provokateure hatte vorgebracht, der Wunsch der Frauen nach Stimmrecht sei lächerlich, wo sie doch ohne die Stütze des Mannes nicht einmal eine Pfütze überschreiten oder einen Wagen besteigen könnten. Sojourner Truth führte mit zwingender Einfachheit aus, daß ihr noch niemals über eine matschige Pfütze oder in einen Wagen hinein geholfen worden sei. »Na und, bin ich etwa keine Frau?« Mit einer Stimme wie »der rollende Donner«[44] sagte sie: »Seht mich an! Seht meinen Arm«, und sie rollte ihren Ärmel hoch und zeigte »die riesige Muskelkraft« ihres Armes.[45]

  • Ich habe gepflügt und gepflanzt und die Scheunen gefüllt, und kein Mann konnte mich überbieten! Und bin ich etwa keine Frau? Ich konnte so viel arbeiten, und ich konnte auch so viel essen wie ein Mann - wenn ich so viel bekommen konnte und ertrug ebenso die Peitsche! Und bin ich etwa keine Frau? Ich habe dreizehn Kinder geboren und zusehen müssen, wie die meisten als Sklaven verkauft wurden, und wenn ich in meinem Mutterschmerz aufschrie, hat mich niemand als Jesus gehört! Und bin ich etwa keine Frau?[46]

Als einzige schwarze Frau unter den Teilnehmern in der Versammlung von Akron hatte Sojourner Truth vollbracht, wozu keine der schüchternen weißen Schwestern fähig war. Wie die Versammlungsleiterin eingestand, »gab es zu jener Zeit sehr wenige Frauen, die es wagten, auf einer Versammlung zu sprechen«. Weil sie die Sache ihres Geschlechts so wirksam vertreten und nicht nur die weißen Frauen sondern auch ihre böswilligen männlichen Gegner in ihren Bann gezogen hatte, wurde sie spontan als die Heldin des Tages gefeiert. Sie hatte nicht nur dem Argument der Männer vom »schwachen Geschlecht« eine niederschmetternde Niederlage bereitet, sondern auch ihrer These von der männlichen Suprematie als christlichem Prinzip, weil Christus selbst ein Mann gewesen sei.

  • Der kleine Mann in Schwarz dort sagt, Frauen könnten nicht die gleichen Rechte haben wie die Männer, weil Christus keine Frau gewesen sei. Aber wo kam er denn her?[47]

Die Versammlungsleiterin berichtet: »Der rollende Donner hätte nicht eine solche Stille in der Menge erzeugen können, wie diese tiefe, wunderbare Stimme, als sie dastand mit ausgebreiteten Armen und flammenden Augen.«[48]

  • Woher kam denn euer Christus? Von Gott und von einer Frau! Der Mann hatte mit ihm nichts zu tun.[49]

Und was Evas ungeheure Sünde betreffe, so könne dies schwerlich ein Argument gegen die Fähigkeiten der Frau sein. Im Gegenteil, dies sei ein ungeheures Plus:

  • Wenn die erste Frau, die von Gott je erschaffen wurde, ganz allein das Oberste der Welt nach unten kehren konnte, so dürfte es diesen Frauen gemeinsam wohl noch gelingen, die Welt wieder gerade zu rücken. Und jetzt sind sie da, um dies zu tun, und die Männer tun gut daran, sie gewähren zu lassen.[50]

Die Angriffslust der Männer war gezähmt, und die Frauen barsten vor Stolz. Ihre »Herzen schlugen voller Dankbarkeit« und »vielen von uns standen Tränen in den Augen.«[51] Frances Dana Gage, die Leiterin der Versammlung in Akron, berichtet weiter über die Wirkung der Rede von Sojourner Truth:

  • Sie hatte uns auf ihre starken Arme genommen und uns sicher über den Sumpf der Schwierigkeiten getragen und das Glück zu unseren Gunsten gewendet. Nie wieder im Leben habe ich etwas Ähnliches wie diese magische Kraft gesehen, die den pöbelhaften Geist der Stunde unterwarf und Hohn und Spott einer aufgebrachten Menge in Zeichen des Respekts und der Hochachtung verwandelte.[52]
  • Sojourner Truths Worte »Bin ich etwa keine Frau« hatten noch eine tiefere Bedeutung, denn sie waren auch, wie es scheint, ein Kommentar zu der rassistischen Haltung derselben Frauen, die später ihre schwarze Schwester priesen. Nicht wenige der weißen Frauen in Akron hatten sich ursprünglich dagegen gestellt, daß eine schwarze Frau in ihrer Versammlung das Rederecht haben sollte, und die Gegner der Frauenrechte hatten versucht, aus diesem Rassismus ihren Vorteil zu ziehen. Dazu Frances Dana Gage:
  • Die Führerinnen der Bewegung zitterten beim Anblick der großen, hageren, schwarzen Frau im grauen Kleid mit dem weißen Turban, der von einem grobgeflochtenen Sonnenhut überdacht war, wie sie bedächtigen Schritts in die Kirche hineinging, mit der Würde einer Königin den Gang entlang schritt und auf den Stufen zur Kanzel ihren Platz einnahm. Ein Geraune von Mißbilligung war im ganzen Raum zu hören, und es drang in jedes offene Ohr: »Eine abolitionistische Affäre!«, »Habe ich es nicht gesagt!«, »Immer feste, Negerin!«[53]

Als am zweiten Tag der Versammlung Sojourner Truth aufstand, um dem Angriff der männlichen Suprematisten entgegenzutreten, drängten führende weiße Frauen Gage, sie vom Reden zurückzuhalten.

  • »Laß sie nicht reden!« keuchte ein halbes Dutzend in mein Ohr. Sie ging langsam und würdevoll nach vorn, legte ihren alten Hut vor ihre Füße und richtete ihre großen ausdrucksvollen Augen auf mich. Das Zischen der Mißbilligung war rundum, Ich erhob mich, sagte »Sojourner Truth« an und bat das Publikum für einige Minuten um Ruhe.[54]

Zum Glück für die Frauen von Ohio und für die Frauenbewegung insgesamt, gab Frances Dana Gage dem rassistischen Druck ihrer Genossinnen nicht nach; denn die Rede von Sojourner Truth, von deren Worten wir heute noch zehren, führte erstmals zu einer militant kämpferischen Geisteshaltung. Die Rede dieser Frau enthielt neben ihrer Antwort an die männlichen Suprematisten auch eine gründliche Lektion für die weißen Frauen. In ihrer nicht weniger als viermal wiederholten Frage »Bin ich etwa keine Frau?« sprach sie die Klassenlage und den Rassismus in der neuen Frauenbewegung an, denn nicht alle Frauen waren weiß und genossen den materiellen Wohlstand des Mittelstandes und der Bourgeoisie. Sojourner Truth war selbst schwarz und eine ehemalige Sklavin, aber darum nicht weniger eine Frau als irgendeine ihrer weißen Schwestern auf dem Kongreß. Daß sie sich durch Rasse und wirtschaftliche Situation von ihnen unterschied, hob ihre Weiblichkeit nicht auf. Ihr Anspruch, als schwarze Frau gleiche Rechte zu besitzen, war nicht weniger gerechtfertigt als der der weißen Mittelstandsfrauen. Zwei Jahre später mußte sie auf einem nationalen Frauenkongreß immer noch gegen die Bestrebungen, sie am Sprechen zu hindern, ankämpfen.

  • Ich weiß, daß Sie zu Buhrufen gereizt sind, wenn Sie eine farbige Frau aufstehen sehen, die Ihnen etwas zur Sache und zum Frauenrecht zu sagen hat. Wir sind alle so tief erniedrigt worden, daß niemand glaubte, wir kämen je wieder hoch; aber wir sind jetzt lange genug getreten worden, wir kommen wieder hoch, und ich bin jetzt hier.[55]

Die ganzen fünfziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts hindurch zogen die lokalen und nationalen Tagungen eine zunehmende Zahl von Frauen für die Kampagne um Gleichberechtigung an. Für Sojourner Truth war es niemals etwas Besonderes, auf diesen Treffen zu erscheinen und trotz der unumgänglichen Feindseligkeiten aufzustehen und das Wort zu nehmen. Als Vertreterin ihrer schwarzen Schwestern, sowohl der versklavten als auch der »freien«, verlieh sie der Kampagne für das Frauenrecht ihren kämpferischen Geist. Dies war Sojourner Truths ureigener historischer Beitrag. Und falls die weißen Frauen dabei waren zu vergessen, daß die schwarzen Frauen keinen Deut weniger Frauen waren als sie selbst, so waren ihre Anwesenheit und ihre Reden eine stete Mahnung. Die schwarzen Frauen waren auch dabei, sich ihre Rechte zu holen.
Zur selben Zeit brachten viele schwarze Frauen ihre Hingabe an Freiheit und Gleichheit auf eine Art zum Ausdruck, die weniger eng mit der neuen organisierten Frauenbewegung zusammenhing. Die »Underground Railroad« verlangte die Kraft zahlreicher schwarzer Frauen aus dem Norden. Jane Lewis z. B., eine Einwohnerin von New Lebanon in Ohio, ruderte regelmäßig mit ihrem Boot über den Ohio, rettete manch einen flüchtigen Sklaven.[56] Frances E. W. Harper, eine dezidierte Feministin und die beliebteste schwarze Dichterin in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, war eine der aktivsten Rednerinnen der Antisklavereibewegung. Charlotte Forten, die in der Zeit nach dem Bürgerkrieg zu einer führenden schwarzen Pädagogin wurde, gehörte ebenfalls zu den aktiven Abolitionisten. Sarah Remond, die in England, Irland und Schottland Vorträge gegen die Sklaverei hielt, übte dort einen starken Einfluß auf die öffentliche Meinung aus. Nach Ansicht einer Historikerin »hielt sie die Tories davon ab, zugunsten der Konföderation zu intervenieren«.[57]
Sogar die radikalsten weißen Abolitionisten, die die Sklaverei aus moralischen und humanistischen Gründen ablehnten, erkannten nicht, daß der sich rapide entwickelnde Kapitalismus im Norden ebenfalls ein unterdrückerisches System war. In ihren Augen war die Sklaverei eine verabscheuenswürdige und unmenschliche Einrichtung, eine, archaische Rechtsübertretung. Aber sie erkannten nicht, daß der weiße Arbeiter im Norden, ungeachtet seines Status als »freier« Arbeiter, sich von dem versklavten »Arbeiter« im Süden in nichts unterschied: Beide waren sie Opfer der wirtschaftlichen Ausbeutung. So militant, wie William Lloyd Garrison sonst war, wandte er sich doch mit Vehemenz gegen das Recht der Lohnarbeiter, sich zu organisieren. Die Erstausgabe des Liberator enthält einen Artikel, der sich gegen die Bemühungen der Bostoner Arbeiter, eine politische Partei zu gründen, richtet:

  • Es ist der Versuch unternommen worden - und wird es noch, zu unserem Leidwesen - die Gemüter unserer arbeitenden Klassen gegen die reicheren zu erregen und die Menschen davon zu überzeugen, daß sie von einer wohlhabenden Aristokratie zwangsweise enteignet und unterdrückt werden... Es ist deshalb im höchsten Maße kriminell, unsere Handwerker zu Gewalttaten zu reizen oder sie unter der Fahne einer Partei zu versammeln.[58]

In der Regel verteidigten die weißen Abolitionisten entweder die Industriekapitalisten, oder sie hatten überhaupt kein Klassenbewußtsein. Diese fraglose Hinnahme des kapitalistischen Wirtschaftssystems bestimmte auch das Programm der Frauenrechtsbewegung. So wie für die meisten Abolitionisten die Sklaverei nur eine eklige Schande war, die es auszumerzen galt, so war für die meisten Frauenrechtlerinnen auch die männliche Vorherrschaft nur ein unmoralischer Fehler in einer sonst annehmbaren Gesellschaft.
Die führenden Persönlichkeiten der Frauenrechtsbewegung schöpften keinerlei Verdacht, daß die Versklavung des schwarzen Volkes im Süden, die wirtschaftliche Ausbeutung der Arbeiter im Norden und die gesellschaftliche Unterdrückung der Frauen in einem Systemzusammenhang stehen könnten. In der frühen Frauenbewegung waren die weißen Arbeiter kaum ein Thema - auch nicht die weißen Arbeiterinnen. Obwohl viele dieser Frauen die abolitionistische Bewegung unterstützten, gelang es ihnen nicht, ihre Ablehnung gegenüber der Sklaverei in ihre Analyse von der Unterdrückung der Frau zu integrieren.
Bei Ausbruch des Bürgerkrieges wurden die Führerinnen der Frauenrechtsbewegung überredet, ihre Kräfte auf die Verteidigung der Sache der Nordstaaten zu richten. Indem sie aber die Agitation für die Gleichheit der Geschlechter aufschoben, erfuhren sie, wie tief der Rassismus im Boden der US-Gesellschaft schon verwurzelt war. Elizabeth Cady Stanton, Lucretia Mott und Susan B. Anthony reisten durch den ganzen Staat New York und hielten Vorträge zugunsten der Unionsstaaten, in denen sie die »unverzügliche und bedingungslose Emanzipation«[59] forderten.

  • ... Der aufgebrachte Pöbel behandelte sie in jeder Stadt, in der sie anhielten, von Buffalo bis Albany, in der übelsten Weise, die sie je erlebt hatten. In Syracuse fiel eine mit Messern und Pistolen fuchtelnde Horde Männer in den Saal ein.[60]

Wenn sie vorher noch nicht gewußt hatten, daß der Süden auf den Rassismus kein Monopol hatte, so sollten sie als Agitatorinnen für die Sache der Union erfahren, daß es im Norden den Rassismus wirklich gab, und auch, daß er brutal sein konnte.
Als im Norden die Militärpflicht eingeführt wurde, kam es seitens der Anhänger des Sklavensystems zu Massenausschreitungen in den größeren Städten. Sie brachten Gewalt und Tod über die schwarze Bevölkerung. Im Juli 1863 zerstörte der Pöbel in New York City

  • ... die Rekrutierungsbüros, setzte ein Zeughaus in Brand, griff die Tribune und prominente Republikaner an, brannte ein Waisenhaus für Negerkinder nieder und verursachte in der gesamten Stadt ein Chaos. Der Pöbel konzentrierte seine Wut besonders auf die Neger und fiel über sie her, wann immer er auf sie traf. Viele wurden ermordet ... Es wird geschätzt, daß ungefähr 1000 Menschen getötet und verwundet wurden ...[61]

Wenn das Ausmaß, in dem der Norden selbst vom Rassismus infiziert war, bis dahin unbemerkt geblieben sein mag, so demonstrierte der gewalttätige Pöbel, daß die Ressentiments gegen die Schwarzen tief, weitverbreitet und potentiell mörderisch waren. Auch wenn der Süden das Monopol auf die Sklaverei hatte, so war er doch nicht der einzige Fürsprecher des Rassismus.
Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony waren sich mit den radikalen Abolitionisten darin einig, daß der Bürgerkrieg schnell beendet werden könnte, wenn die Schwarzen emanzipiert, d. h. von der Sklaverei befreit, und in die Unionsarmee, eingezogen werden würden. Um die Masse der Frauen für ihre Einstellung zu gewinnen, brachten sie einen Aufruf zur Gründung der Liga Loyaler Frauen heraus. Auf der Gründungsversammlung waren Hunderte von Frauen bereit, durch Unterschriftensammlungen für die Emanzipation der Sklaven die Kriegsanstrengungen voranzutreiben. Ihre Reaktion auf die Resolution von Susan B. Anthony, die das Frauenrecht mit der Befreiung der Schwarzen verband, war jedoch schon nicht mehr so einmütig.

  • Man möge beschließen, daß in dieser Republik kein wahrer Friede sein kann, so lange nicht die bürgerlichen und politischen Rechte aller Bürger afrikanischen Ursprungs und aller Frauen tatsächlich hergestellt sind.[62]

Aus der Sicht der Nachkriegsentwicklung hat es leider den Anschein, als sei die Motivation zu dieser Resolution die Furcht der (weißen) Frauen gewesen, hinter den Sklaven zurückzubleiben, wenn diese sich ins Licht der Freiheit erhoben hätten. Aber auch Angelina Grimke trat für die grundsätzliche Einheit der Befreiung der Schwarzen und der Befreiung der Frauen ein: »Ich will mit dem Neger gleichgesetzt werden«, beharrte sie. »Solange er nicht sein Recht bekommt, werden wir nicht das unsrige haben.[63]

  • Ich freue mich außerordentlich darüber, daß uns die Resolution mit dem Neger vereinen soll. Ich fühle, daß wir sein Schicksal teilen, daß das Eisen sich in unsere Seelen eingegraben hat. Nein, wir haben nicht die Peitsche des Sklavenhalters gespürt! Nein, unsere Hände wurden nicht gefesselt, aber unsere Herzen wurden zerschmettert.[64]

Auf der Gründungsversammlung der Liga Loyaler Frauen, zu der alle Veteraninnen der abolitionistischen Kampagne und der Frauenrechtsbewegung eingeladen worden waren, gab bezeichnenderweise Angelina Grimke die fortschrittlichste Interpretation des Krieges, den sie als »unsere zweite Revolution« bezeichnete.[65]

  • Dieser Krieg ist nicht, wie der Süden fälschlicherweise vorgibt, ein Krieg der Rassen, noch ist er einer zwischen Teilen eines Landes, noch der von politischen Parteien, sondern es ist ein Krieg der Prinzipien, ein Krieg auf dem Rücken der arbeitenden Klassen, ob weiß oder schwarz ... In diesem Krieg war der schwarze Mann das erste Opfer, der Arbeiter, gleich welcher Farbe, das nächste; und alle nun, die für das Recht auf Arbeit sind, für Redefreiheit, für freie Schulen, für freies Stimmrecht und für eine freie Regierung ... müssen in diesem Krieg diese Rechte verteidigen oder mit ihnen fallen, und zwar als Opfer derselben Gewalt, die zweihundert Jahre lang den schwarzen Mann als ihren Kriegsgefangenen gehalten hat. Während der Süden diesen Krieg gegen die Menschenrechte führte, hat der Norden denen, die die Freiheit zu Tode steinigten, den Mantel gehalten...

Die Nation ist in einem Todeskampf. Sie wird entweder eine öde Sklavokratie kleinlicher Tyrannen, oder das ganze Land wird frei sein...[66]
Angelina Grimkes »Rede an die Soldaten unserer Zweiten Revolution« zeigt, daß sie im Vergleich zu den meisten ihrer Zeitgenossen ein wesentlich entwickelteres politisches Bewußtsein hatte. Sie entfaltet in ihrer Rede eine radikale Theorie und Praxis, die durch ein Bündnis von Arbeitern, Schwarzen und Frauen hätte realisiert werden können. Wenn es wahr ist, daß, wie Karl Marx sagt, »der Arbeiter mit weißer Haut niemals frei sein kann, solange die Haut des schwarzen Arbeiters gebranntmarkt wird«, dann ist auch wahr, was Angelina Grimke ständig wiederholte, nämlich daß die demokratischen Kämpfe der Zeit, darunter besonders der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen, dann besonders wirksam waren, wenn sie sich mit dem Kampf um die Befreiung der Schwarzen verbanden.