Stolz und freudig unter das Gesetz des Nationalsozialismus...

Frauenzeitschriften im Nationalsozialismus

»WIR DEUTSCHEN FRAUEN HABEN UNS
STOLZ UND FREUDIG UNTER DAS GESETZ
DES NATIONALSOZIALISMUS GESTELLT!«
(Gertrud Scholz-Klink, 1935)

Chronik

  • 1921 Festlegung in der NSDAP, daß nur Männer Parteiämter übernehmen.
  • 1931 NS-Frauenschaft entsteht.
  • 1933 Auflösung oder Gleichschaltung aller Frauenorganisationen. Schaffung des Bundes Deutscher Mädel für Mädchen unter 21 Jahren und   des   Reichsarbeitsdienstes   für   Frauen über  21  Jahren,  für die  berufstätige  Frau ist die Deutsche Arbeitsfront zuständig. Jeder Ort mit mehr als 3500 Einwohnern bekommt eine hauptamtliche Frauenführerin. Es gab 770 regionale Frauenführerinnen. Einführung des Nummerus Clausus für Studentinnen: ihr Anteil darf nur 10 % aller Studierenden betragen. 1932 sind es noch 15,8 % weibliche Studenten, 1939 bereits nur noch 11,2%. seit 1933 An den Rückzug aus dem Berufsleben gekoppelte Unterstützungen für Frauen:
    -  Ehestandsdarlehen und Kinderhilfe.
    -  Sondersteuer für Unverheiratete, später nur für nach fünf Jahren Ehe kinderlose, aber gesunde Paare.
    -  schwere Strafen für Abtreibung und Verkauf von Verhütungsmitteln.
    -  Information über Verhütung wird unterdrückt.
    -  bei mehr als vier Kindern gab es das Mutterkreuz, ab 1938 muß eine Mutterkreuz-Trägerin von Jugendlichen gegrüßt werden.
    -  Beamtinnen wurden verstärkt diskriminiert: keine Versetzung auf höhere Posten, automatische Kündigung bei Heirat, auf jeder Ebene niedrigere Gehälter als Männerkollegen, bei mehreren Bewerbern wird grundsätzlich der Mann genommen. Besondere Diskriminierung der Lehrerinnen: Direktorinnen werden ihrer Posten enthoben (Ausnahme: hauswirtschaftliche Schulen) Zahl der weiblichen Lehrer sinkt insgesamt, (Ausnahme: Volksschulen). Ärztinnen bekommen kaum Möglichkeit, die obligate Assistenzzeit zu absolvieren. Kassenärztliche Zulassung wird ihnen grundsätzlich erschwert. Juristinnen können weiterhin weder Richter noch Anwalt werden.
  • 1934 von 10000 deutschen Abiturientinnen durften nur 1 500 studieren.
  • 1937 Aufhebung der Einschränkungen für berufstätige Frauen im Zuge der Kriegsauf rüstung.
  • 1937 Ehestandsdarlehen wird nicht mehr an ein Beschäftigungsverbot für Frauen geknüpft.
  • 1938 Das land- oder hauswirtschaftliche Pflichtjahr wird für Frauen unter 25, die eine Beschäftigung als Arbeiterin oder Angestellte suchen, eingeführt.
  • 1937 Die Entlassungs-Vorschrift für weibliche Beamte wird aufgehoben.
  • 1939 - 40 steigt  auch der Studentinnenanteil an den Hochschulen von 11,2 % auf 25 %.
  • 1943 Meldepflicht für alle Frauen zwischen 17 und 45 Jahren, sofern sie nicht schon in einem Arbeitsverhältnis stehen, das 48 Stunden umfaßt.

Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gab es faschistische Kampfblätter gegen die Weimarer Republik: So z. B. seit Juli 1932 die NS-Frauenwarte, und im selben Jahr kam auch schon DIE DEUTSCH KÄMPFERIN heraus.
Doch mit dem Jahr 1933 wurden sie dominant. Alle kritischen Frauenorgane waren verboten worden oder hatten ihr Erscheinen schon vorher eingestellt. Die konservativbürgerlichen, die weiter bestanden, hatten sich selbst gleichgeschaltet wie z. B. DIE FRAU unter Gertrud Bäumer oder FRAU UND GEGENWART, eine Mode- und Kulturzeitschrift.
Gleichgeschaltet hieß nicht, daß in Blättern wie der Frau ein abrupter Umschwung auf die NS-Linie passierte. Im Gegenteil: durch eine konservative Kritik an der jungen Republik und ein traditionelles Frauenbild war schon längst vor 1933 eine Art Geistesverwandtschaft entstanden.[1]
Gertrud Bäumer, eine der führenden Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung, kam in ihrer Schrift »Die Frau im deutschen Staat«, die sie bereits 1932 verfaßte, zu folgendem Ergebnis: »Es handelt sich zunächst nicht um die Gleichberechtigung, das Frauenstimmrecht, das Parlament und alle äußeren Betätigungsfelder, die der Frau heute die Demokratie eröffnet . . . Das ist die letzte Frage - sie empfängt ihre Bedeutung aus der Beziehung zu jener primären Verantwortung, die hier als >existentielle< bezeichnet ist. Und diese beginnt bei Ordnung und Sinngebung von Ehe und Mutterschaft.« An anderer Stelle derselben Schrift kommt die Verfasserin, nach dem 2. Weltkrieg CSU-Mitglied, zu dem Schluß: »Es ist beinahe tragisch, daß . . . der Nationalsozialismus sich so einseitig unter reaktionär männlichem Vorzeichen entwickelt hat!«
Gertrud Bäumer war — wie die Nationalsozialisten - überzeugt von der Rolle der Familie als Keimzelle des Staates, als entscheidender Faktor bei der Vermittlung kultureller Werte. Beide Strömungen beklagten den Verfall der Familie und sahen dessen Ursachen im »herrschenden Materialismus.« Dagegen betonten sie den sakralen Charakter der Mutterschaft und eine Verantwortlichkeit der Frau gegenüber dem »Volkstum«.[2]
DIE FRAU, konnte als einziges ideologisches Organ der bürgerlichen Frauenbewegung über die Weimarer Republik hinaus bestehen. Begründet von Helene Lange wird sie während der faschistischen Ära von Gertrud Bäumer und Frances Magnus- von Hansen in der Herbig Verlagsbuchhandlung Berlin herausgegeben. Sie erscheint als Vierteljahresschrift und kostet im Einzelheft zwei Reichsmark. Die Schriftleitung, wie es unter den Nazis hieß, hatte Gertrud Bäumer, ihre Stellvertreterin war Ilse Reicke, und man kann annehmen, daß ihr der Herr von Hansen als Kontrolle zur Seite gestellt war. Die Mitarbeiter waren hauptsächlich Frauen, so Gertrud Bode, Anna Bahr-Mildenburg, Annemarie Wald, und Emmy Beckmann.
n der Ausgabe vom Oktober-Dezember 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg wird im Leitartikel »Fünfzig Jahre Die Frau« von Gertrud Bäumer eine Kontinuität von einigen Gedanken Helen Langes zur neuen Frau beschworen. Dabei ist verbindendes Glied die »Mutterschaft« und der »tätige Dienst für's Vaterland«, mit dem schon während des Ersten Weltkrieges die Frauenrechtlerinnen eine politische Berechtigung erworben hätten.
Die Weimarer Republik wird als nationales Unglück auch für die Frauenbewegung im Nachhinein gewertet, der Nationalsozialismus als »neue Zeit« für die Frauen: »Eine tragische Wendung der Geschichte hat den deutschen Frauen den in Jahrzehnten erstrebten weiten Raum für ihren Einsatz in einem äußerlich zusammengebrochenen Staat erschlossen. Die Entfaltung ihrer Kräfte überschatten die Erschütterungen der Nachkriegszeit, die auch die im Kriege verwirklichte Einheit der Frauen wieder zerriß. Während der Bund Deutscher Frauenvereine an zusammenfassender Kraft einbüßte, konnte die Zeitschrift ihren Leserkreis in diesen Jahren erweitern; ihr Charakter als Vereinsorgan hatte immer nicht soviel bedeutet wie das geistige Band, das die stärkste Persönlichkeit der deutschen Frauenbewegung um eine >Personalgemeinde< geschlungen hatte, die ihr Erbe nicht nur Gewährtes sondern in neuen Generationen unter neuen Formen auferstehen ließ.«
Im Klartext heißt das: Der BDF war in der Weimarer Republik zur Bedeutungslosigkeit geschmolzen, ein kleiner Kreis aufrechter Konservativer bewahrte gegen die radikalbürgerlichen und sozialistisch-kommunistischen Frauengruppen seine Mutterschafts-und Weiblichkeitsideologie und konnte sie in den Frauenverbänden der Faschisten (»in neuen Generationen unter neuen Formen«) wiederbeleben!
Gleich anschließend an den Leitartikel über die Kontinuität Der FRAU finden wir dann auch einen sehr aufschlußreichen Beitrag von Gertrud Bode über »Die erzieherische Aufgabe des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend«, (hier S. 226)
War die bürgerliche Frauenbewegung und mit ihr Die Frau im Ersten Weltkrieg noch stolz, ihren Rotkreuz-Dienst geleistet zu haben, so gilt jetzt das ganze weibliche Hochgefühl der lebensvernichtenden Unmittelbarkeit eines Kriegsdienstes. Beschwor man in den zwanziger Jahren noch die weibliche, Leben spendende und schützende Kraft, so ist es jetzt höchstes Ziel, daß die Frau auch ihren Beitrag in der Kriegsmaschinerie leistet.
Neben völlig unpolitischen Kulturbeiträgen, die mehr der Unterhaltung als der Agitation wie in den faschistischen Frauenzeitschriften - dienen, beschäftigt man sich in der Frau auch mit der ambivalenten Frage des Eherechts: Daß durch das herrschende Erbrecht die verheiratete Frau benachteiligt werde, macht Assoziationen frei zur heute aktuellen Diskussion um die Witwenrente oder die Unterstützung geschiedener Hausfrauen. Die Rechtsanwältin Annemarie Wald tritt für eine Änderung des Eherechts auf, damit einer im Geschäft des Mannes mitarbeitenden Ehefrau nach der Scheidung die Hälfte des Vermögens zusteht, und sich der Erbanteil von Witwen gegenüber dem Kinderanteil erhöht.
Appelliert wird in dem Beitrag allerdings nicht an eine Gesetzesänderung durch den NS-Staat, stattdessen werden die Leserinnen aufgefordert, »Material aus dem praktischen Leben beizubringen, wie gerecht denkende Ehegatten dieses Problem gemeistert haben.« Eine private Lösung des Problems scheint den Herausgebern die einzige Möglichkeit, etwas an der Lage betroffener Frauen zu ändern.
Signifikant für die Anpassung an nationalsozialistische Alltagspolitik sind die Mitteilungen auf den letzten Seiten, unter der Rubrik »Frauenschaften und Frauenfragen«: Hier werden weibliche Hochschullehrer im Kriegseinsatz, sozusagen als leuchtende Vorbilder der Emanzipation vorgestellt. Es ist wieder die typische in Teilen der bürgerlichen Frauenbewegung eingeübte Art, sich vor der Verunglimpfung als Doppelverdienerin und »Schmutzkonkurrentin«, durch die »tätige Hilfe am Vaterland« quasi als Vorleistung zu schützen.
Die Mutterschaft stand allerdings auch im Krieg, der die Meldepflicht zum Arbeitseinsatz für fast alle Frauen mit sich brachte, an höchster Stelle. Das wird auch in den Meldungen der Frau, die die Berufsarbeit betreffen, deutlich. So wurden zwar seit 1940 Frauen z. B. als Straßenbahnfahrerinnen beschäftigt. Zugleich aber: »Nach dreijähriger Beschäftigung im Fahrdienst sollen Frauen und Mädchen abgelöst werden. Nur gesunde Frauen und Mädchen mit kräftiger Körperkonstitution werden überhaupt als Schaffnerinnen angestellt. Werdende Mütter werden nicht im Fahrdienst beschäftigt . . . Frauen mit eigenem Haushalt, die mehrere Kinder zu versorgen haben, sollen grundsätzlich nicht als Führerinnen eingesetzt werden.«
Die Meldepflicht seit 1943 führte dazu, daß viele Frauen, die Kinder hatten, zumindest halbtags für Staat und deutsche Industrie arbeiteten. Dazu heißt es in der FRAU: »Die halbtätig eingesetzten Frauen arbeiten im allgemeinen gewissenhaft und erreichen gute Leistungen, da sie während der Kurzschicht nicht übermüdet werden. . . . Über die zweckmäßige Dauer der Arbeitszeit äußerte sich Oberdienstleiter Hupfauer von der Deutschen Arbeitsfront. Er stellte fest, daß »eine Verlängerung der Arbeitszeit für Frauen über die Normalzeit hinaus problematisch ist. Sie bedeutet zudem keineswegs immer eine Steigerung der Leistung. . . . betriebliche Versuche haben gezeigt, daß in einer verkürzten Arbeitszeit Frauen sehr viel intensiver arbeiten können.« Und darüber hinaus: »In einem sächsischen Betrieb sind 47 % aller Verbesserungsvorschläge für die technische Gestaltung der Arbeit von Frauen gemacht worden«, wird stolz für die Kriegsarbeit betont.
Die Bücherschau der Zeitschrift stellt erstaunlich viele Werke weiblicher Verfasser vor, beschränkt sich jedoch auf historisch-heroische und ansonsten unpolitisch-»überzeitliche« Literatur. Nationalsozialistische Kampfschriften und Ideologiebücher stehen sehr im Hintergrund.
Insgesamt jedoch hat dieses Journal den Faschismus und seine Frauenpolitik im Dienste des Staates nicht nur stillschweigend toleriert oder gar taktisch umgangen, Die Frau ist eine aktive ideologische Unterstützung in den Reihen der konservativen Bürgerinnen gewesen, die aus einem Standesdünkel heraus sich vielleicht nicht direkt in der Partei oder den NS-Organisationen einfanden, jedoch gegen die neue Frauenpolitik nichts einzuwenden hatten.
Die Wochenzeitung FRAU UND GEGENWART, die seit 1928 bestand, hatte sich in der Weimarer Zeit speziell mit Frauenkultur im Hausalltag beschäftigt. Zwar wurden auch einige Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit von Frauen und deren Kampf um mehr Rechte veröffentlicht, aber überwiegend konzentrierte sie sich auf ein althergebrachtes Frauen-Image, für das Weiblichkeit »fein, bescheiden, empfindsam« und »vor allem sauber und ordnungsliebend« buchstabiert wurde. Gerade wegen dieser Ausrichtung war Frau und Gegenwart eines der wenigen Blätter, die auch in der faschistischen Zeit toleriert wurden.[3]
Am Beispiel der faschistischen Frauenpublizistik wird das programmatische Konzept der NS-Frauenpolitik sehr offenkundig. Offenkundiger fast als die vor Funktionärinnen gehaltenen Hitler-Reden, ist es doch die pragmatische und mundgerechte Umsetzung in den Alltagsmedien Tausender von Frauen. Wenn denjenigen Bürgerinnen des NS-Staates, die sich nicht offiziell zu ihm bekennen mochten, .durch die katholischen und konservativ-bürgerlichen Frauenzeitungen dennoch das faschistische Frauenkonzept nahegebracht wurde, so lasen die aufrechten Nazi-Frauen oder deren Mitläuferinnen die NS-FRAUENWARTE, die DEUTSCHE KÄMPFERIN, oder die Frauenseiten des VÖLKISCHEN BEOBACHTERS.

Die Frau

Gertrud Bode
DIE ERZIEHERISCHE AUFGABE
DES REICHSARBEITSDIENSTES
DER WEIBLICHEN JUGEND

Der weibliche Arbeitsdienst sieht in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurück. Aus diesem Anlaß trafen sich in mehreren Lagern des Reiches die »alten« Führerinnen, die in den Jahren 1932-1934 unter dem Gedanken der Arbeit und des Dienstes in einem lebendigen und zwingenden Aufbauwillen den Grundstein zur Organisation des weiblichen Arbeitsdienstes legten. Viele von ihnen stehen noch heute im Arbeitsdienst, viele aber auch von denen, die zu einer gemeinsamen Besinnung auf das Geschaffene zusammenkamen, sind Hausfrauen und Mütter geworden. Der schönste Sinn dieser Treffen lag darin, den jüngeren Führerinnen von jener Zeit zu erzählen, welche ohne jede materielle Voraussetzung die Verwirklichung einer Idee forderte, deren junge Lebendigkeit die besten Kräfte zum freiwilligen Einsatz brachte. Es gehört gewiß zu den Höhepunkten, aber auch zur Notwendigkeit der Aufgabe der dienstälteren Führerinnen, den jungen Kameradinnen deutlich zu machen, daß die staatliche Organisation des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend, in der sie heute als Führerinnen selbstverständlich und gesichert stehen, von der Jugend selbst in Inhalt und Form getragen und somit geprägt wurde. Es wächst daraus ein Stolz und die Verpflichtung, die vom Reichsarbeitsführer gegebene Idee und ihre geschaffene Form mit dem eigenen vollen Einsatz zu erfüllen, damit aus ihr die erzieherischen Kräfte wachsen können, denen sich ein gesundes Mädchen von 17 und 18 Jahren nicht entziehen kann.
Als bei Ausbruch dieses Krieges im September 1939 der Führer die Durchführung des Reichsarbeitsdienstgesetzes aus dem Jahre 1935 in der pflichtmäßigen Erfassung der weiblichen Jugend befahl, war die Form der Organisation geschaffen und bereit, sich zahlenmäßig so zu vergrößern, daß dieser Befehl für 100000 Arbeitsmaiden durchgeführt werden konnte. Für die Führerinnen bedeutete die Durchführung der Arbeitsdienstpflicht ein seit Jahren angestrebtes Ziel, dessen Verwirklichung zusammen mit den aus einem Kriegseinsatz erwachsenden Notwendigkeiten nun Bewährung verlangte. Die Arbeitsmaid kam nicht mehr freiwillig ins Lager, sondern wurde vom Staat einberufen. Es galt, sie zum Einsatz des freien Willens zu führen. Diese grundlegende Änderung machte eine vertiefte, gründliche Auseinandersetzung mit dem Erziehungsziel und dem zu ihm führenden Weg notwendig.
Der Führer hat den Reichsarbeitsdienst »Schule der Nation« genannt. Das Ziel der Erziehung im Reichsarbeitsdienst ist demnach, das Mädchen zum Willen der Pflichterfüllung an der Nation zu führen, eine sittliche Forderung, die sich in die vom Führer in seinem Buch »Mein Kampf« ausgesprochene Forderung: »Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein« einschließt. Diese Zielsetzung hat Gültigkeit für die allgemeine Mädchenerziehung. Der Reichsarbeitsdienst stellt seine Forderung an die Lebensstufe des Mädchens, welche die Kindheit abschließt und die selbständige Einordnung in das Leben der Nation verlangt. An dieser Schwelle soll das Mädchen zum Dienst an der Gemeinschaft in Haus, Familie und Beruf - überall, wo Gemeinschaftsbildung möglich ist - in freudig und bewußt getragener Verantwortung verpflichtet werden. Die Grundlage dieses Dienstgedankens ist die Erkenntnis der Arbeit als sittliche Pflicht, seine Voraussetzung ein gesunder, in sich gefestigter, geistig aufgeschlossener Mensch.
Die Erziehungsmittel des weiblichen Arbeitsdienstes sind durch das Lager, seine Formen und   seinen Einsatz gegeben. Das Lager schafft die Voraussetzung für die erzieherische Atmosphäre. Der tägliche Dienstbetrieb enthält die ordnende Kraft, die für ein gesundes Leben unentbehrlich ist. Der Rhythmus von Spannung und Entspannung im Ablauf des Tages, die Sauberkeit des Lagers, die Pflege, die Abhärtung und Ausbildung des eigenen Körpers im täglichen Leben und in der Leibeserziehung entwickeln ein neues Körpergefühl. Dieses kann zu einem Wertbewußtsein hingelenkt werden, welches das Mädchen bestimmt, seinen Körper sauber für die spätere höchste weibliche Aufgabe an der Nation zu erhalten. Der Wille zur Familie sowohl wie der Wille zur Leistung können hier auf den einfachsten Grundlagen gesunder Lebensführung, die im Lager geübt wird, aufbauen.
Die ordnende Kraft des Dienstbetriebes mit seinen unzähligen kleinen und großen Pflichten, die sich aus dem täglichen Miteinander lebenmüssen ergeben, ist eine der Grundlagen der Gemeinschaftsbildung. Sie erfordert die Gewöhnung an diese gerade für das Mädchen notwendigen Pflichten - denn der Dienst einer Hausfrau und Mutter besteht zum größten Teil aus ihrer freudigen Erfüllung. - Die Gewöhnung kann in Monaten zur Einsicht entwickelt und durch selbständiges, freies Mittun zur Sitte erhoben werden. Am Aufbau neuer Sitte im Leben der Familie mitzuhelfen ist eine dringende weibliche Aufgabe unserer Zeit, da sie die Grundlage für die Kultur eines Volkes ist. Das Gemeinschaftsleben zusammen mit der zu leistenden Arbeit für die Gemeinschaft im Lager, besonders aber im Aussendienst für die Bäuerin bilden die Charaktereigenschaften aus, die zur Selbständigkeit und zur Bewährung des jungen Menschen im Gemeinschaftsdienst führen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß nur die stete Übung der Arbeitstugenden: Froher Einsatz, Ausdauer, Hingabe, überlegtes Handeln, unbedingte Vollendung des Begonnenen, selbständige Beurteilung der eigenen Arbeit und der der Kameradin zu einer echten Leistung führen kann. Dieses Können durch planmäßige Übung zu erreichen, ist eine besondere Aufgabe der hauswirtschaftlichen Erziehung im Reichsarbeitsdienst. Die Erkenntnis des ideellen Wertes der Arbeit baut sich nur auf echter Leistung auf. Die Notwendigkeit, mit der die Arbeitsmaiden von den Bäuerinnen gebraucht werden, macht sie zur Leistung bereit....
Im Herbst 1941 übertrug der Führer dem Reichsarbeitsführer die Durchführung des Kriegshilfsdienstes in einer zusätzlichen halbjährigen Dienstzeit. An der Haltung und Bewährung der Kriegshilfsdienstmaiden konnte erfahren werden, wie weit im ersten Halbjahr das gesetzte Erziehungsziel erreicht wurde. Die Betriebsführer versichern immer wieder, daß die Leistung der Kriegshilfsdienstmaiden vorzüglich ist, ja, daß die Maiden der gute Geist des Betriebes sind und die Leistung der anderen Gefolgschaftsmitglieder anspornen. Auch die Haltung der Maiden ist immer wieder als Vorbild hingestellt worden. Nun ist zu berücksichtigen, daß die Maiden nicht die Belastung zu tragen haben, die jede andere Arbeiterin in der Sorge für ihren Lebensunterhalt nach der Arbeit oder gar für ihre Familie zu tragen hat. Doch steht fest, das Erziehungsziel »Erkenntnis der Arbeit als sittliche Pflicht« ist erreicht. Der Kriegseinsatz trägt dazu bei, den ideellen Wert der Arbeit im Dienste der Gemeinschaft aufrichtig zu bejahen.
Die Erziehung im Arbeitsdienst steht und fällt mit der Führerin, die das Lager mit ihren Kräften erfüllt und das weckt, was man den »Geist des Lagers« nennt und allein alle Erziehungsmöglichkeiten fruchtbar macht. Je größer die Aufgaben, die dem weiblichen Arbeitsdienst gestellt wurden, sich gestalteten, desto stärkeres Gewicht mußte der Ausbildung der Führerin gegeben werden. Es galt nicht mehr wie in der Zeit des freiwilligen Arbeitsdienstes den vor der Dienstzeit beruflich ausgebildeten Führerinnen eine kurze, intensive Ausrichtung auf die Ziele des Arbeitsdienstes zu geben, sondern einen gründlichen Ausbildungsweg innerhalb des Arbeitsdienstes für einen vollgültigen Beruf aufzubauen, der durch den Staat rechtlich und wirtschaftlich seine Sicherung und Anerkennung erfahren hatte. Der Reichsarbeitsführer sagt: »Das erste, was von einem Führer verlangt werden muß, ist, daß er sich selbst über sein Ziel und den Weg zu ihm völlig klar ist, daß er weiß, was er will.« Dieses Wort gibt der Führerinnenausbildung die Grundlage. In einem planmäßigen Wechsel des Besuches einer Ausbildungsstätte des Arbeitsdienstes und der Anwendung des Gelernten in der verantwortlichen Arbeit des Lagers, die je nach den entwickelten Kräften zugeteilt wird, baut sich der Ausbildungsweg auf...
Durch den Verlauf des Krieges wurden dem Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend immer neue Aufgaben gestellt, an denen er seinen erzieherischen Inhalt erproben mußte. Im Osten galt es, die Bezirke Wartheland, Danzig-Westpreußen, Ostoberschlesien aufzubauen und den Umsiedlern zu helfen. Gerade in den Ostbezirken ist durch die Vielseitigkeit und Notwendigkeit der Aufgaben des Lagers bei der Neubildung und Betreuung der Dörfer die erzieherische Aufgabe immer wieder erprobt worden. Arbeitsmaiden und Führerinnen wuchsen über sich selbst hinaus, ob als Schulhelferin oder als beratende Kameradin der in der neuen Heimat angesiedelten Bauernfamilien. Die seelischen Kräfte, die in einem solchen Einsatz verlangt werden, machen die Arbeitsmaiden für den Gedanken des Dienstes an der Volksgemeinschaft in selbständiger Pflichterfüllung reif. Durch den Anschluß von Elsaß, Lothringen und Luxemburg wurden auch hier Lager aufgebaut, die in ihrer klaren Haltung dazu beitragen können, die Bevölkerung mit der deutschen Leistung vertraut zu machen. In der Südsteiermark geben Führerinnen und Arbeitsmaiden in Durchführung des Arbeitseinsatzes Deutschkurse, die sich in ihrem Ergebnis schon bei den von dort einberufenen Arbeitsmaiden in Lagern Süddeutschlands durch eine ausreichende Kenntnis der deutschen Sprache bemerkbar machen. Die jungen Elsässerinnen, Lothringerinnen und Luxemburgerinnen lernen in den Lagern der westlichen Bezirke die Wahrheit über eine nationalsozialistische Lebensführung kennen und sich in ihr bewähren. Über Deutschlands Grenzen hinaus sind Aufgaben gestellt in der Ausbildung der Führeranwärterinnen ausländischer, nach deutschem Vorbild aufgebauter selbständiger Arbeitsdienste und der beratenden Mithilfe von Reichsarbeitsdienstführerinnen als Verbindungsführerinnen in den Niederlanden, in Flandern und Norwegen. Es sind noch viele kleine und große Aufgaben zu nenen, z.B. der Einsatz der Arbeitsmaiden zur Betreuung der von den Terrorangriffen betroffenen Bevölkerung in den Städten. Die Beweglichkeit des weiblichen Arbeitsdienstes in der Erfüllung von Aufgaben ist ein Kennzeichen dafür, daß er den Weg geht, der zur Lebenstüchtigkeit des Mädchens führt.
Der Führer hat dem Reichsarbeitsführer im vergangenen Monat den zusätzlichen Auftrag gegeben, einen Teil der Arbeitsmaiden in geschlossenen Lagern des Reichsarbeitsdienstes innerhalb des Deutschen Reiches in der Reichsverteidigung als Luftwaffenhilfe einzusetzen. Wir sind stolz darauf, neben dem bäuerlichen Einsatz und dem Kriegshilfsdienst nun auch in diesem unmittelbaren Kriegsdienst uns bewähren zu dürfen.
Heft Okt.-Dez./1943

FRAUENSCHAFFEN UND
FRAUENFRAGEN

Weibliche Hochschullehrer im Kriegseinsatz.
Medizin:
Dr. Dora Boerner, a.o. Professor,
Universität Graz.
Kriegseinsatz:
Ausbildung der Mediziner der Wehrmacht und Waffen
Dr. E. Heischkel, med. habil., Dozentin für Geschichte der Medizin, Universität Berlin. Kriegseinsatz: Erforschung des Wirkens grosser deutscher Ärzte. Unterweisung in der Methodik wissenschaftlicher Arbeiten, vor allem der im Heeresdienst befindlichen Studenten.
Dr. med. habil. Auguste Hoffmann, Dozentin für Sportmedizin an der Universität Berlin. Kriegseinsatz:  Forschungen über Leistungsfähigkeit und Leistungsbeanspruchung bei Jugendlichen, vor allem bei Frauen und Mädchen. Arbeit über biologische Grundlagen der Leibeserziehung der Frau.

Geisteswissenschaft:
Dr. jur. Sybille von Bolla, Dozentin für römisches Recht und antike Reichsgeschichte, Universität Prag.
Kriegseinsatz: Vorbereitung der von der Wehrmacht beurlaubten Studenten für ihre Prüfungen. Vorlesungen im NSV-Volkspflegerinnen-Seminar Tschebotau über Familienrecht.
Dr. phil. habil. Annemarie von Gabain, Dozentin für türkische Sprachwissenschaft an der Universität Berlin.
Kriegseinsatz: Bearbeitung von einheimisch usbekischem Material im Auftrage des Ostministeriums. Zusammenstellung einer usbekischen Grammatik, Vorarbeiten zu einem Wörterbuch. Zweck: Betreuung der turkestanischen Legionäre und Herstellung eines Kontaktes mit europäischen Turkologen.
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