Sie gehörte zu den führenden Frauen der deutschen radikalen Frauenbewegung. Die Eltern stammten aus traditionsreichen Gelehrtenfamilien; der Vater, ein Jurist, geriet wegen seiner politischen Aktivitäten während der 48er-Revolution in Festungshaft. Seine Interessen für politische und rechtliche Fragen übertrugen sich, auf die Tochter. Aber dem klugen, aufgeweckten und selbstbewußten Mädchen stand als »höherer Tochter« nur der Lehrberuf offen. Um aus der Enge der Kleinstadt und des Elternhauses herauszukommen, ging sie schließlich zur Ablegung des Lehrerinnenexamens nach Berlin, absolvierte dort gleichzeitig eine Schauspielausbildung, reiste anschließend mit Schauspieltruppen bis in die Ostprovinzen, gründete später - als Erwerbsgrundlage - mit einer Freundin ein Fotoateller und studierte schließlich Rechtswissenschaft in Zürich (dort waren Frauen zum Studium zugelassen). Nach der Promotion begann sie ihren jahrzehntelangen, ununterbrochenen Kampf für die politischen und sozialen Rechte der Frauen. In Berlin unterstützte sie Minna Cauer bei der Herausgabe der Zeitschrift »Die Frauenbewegung« und setzte sich für die Aufnahme gleicher Rechte für Frauen in das neue BGB (1896) ein. 1902 gründete sie den ersten deutschen Verband für Frauenstimmrecht, gemeinsam mit Lida Gustava Heymann (siehe dort), die ihre Lebensgefährtin und Kampfgenossin wurde. igi5 gehörten sie zusammen in Den Haag zu den Mitbegründern des Internationalen Ausschusses für dauernden Frieden (später: Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit). 1919 gründeten beide die Zeitschrift Die Frau im Staat und wurden in der Münchner Rätebewegung aktiv. Nach deren Scheitern widmeten sich beide fast ausschließlich ihrer Arbeit in der Internationalen Frauenliga und kämpften für Abrüstung und gegen den Faschismus. Auf einer Auslandsreise erfuhren sie von Hitlers Machtübernahme und ließen sich daraufhin in Zürich nieder.