»Ich habe Katzengedanken, die auf Mäusegedanken Jagd machen ... «
»Ich war ein sehr aktives Kind, das nie müde wurde. Ständig rannte ich ohne Mantel und Kopfbedeckung draußen herum, sogar im Negerviertel... Ich hatte eine Vorliebe für halbfertige Häuser und kletterte oft auf den Dachbalken herum. Ich sprang gern von hoch oben hinunter... Ich wanderte oft weit aus der Stadt hinaus, manchmal sogar bis zu einem Dorffriedhof - ganz allein ... Als kleines Mädchen hatte ich so viel Selbstvertrauen, daß ich es sogar wagte, alles anders zu machen, als es damals üblich war. Unsicherheit oder Scheu waren mir fremd, und moralische Grundsätze hatte ich nicht.«
»Von Tag zu Tag scheint alles öder und leerer und hoffnungsloser zu werden - In Paris, bevor ich merkte, daß ich krank war, hatte alles eine neue Bedeutung bekommen: Bahnhöfe und Straßen und Häuserfassaden - die Farben waren grenzenlos, Teil der Luft, nicht auf bestimmte Konturen beschränkt, und die Konturen hatten sich von der Substanz, die sie umschlossen, gelöst. Da war Musik, deren Rhythmus ich hinter meiner Stirn spürte, und andere Musik, die aus einem unendlichen Raum mitten in mich hineinfiel, und da war etwas Ruhiges, Zärtliches von Schumann und die Traurigkeit von Chopins Mazurkas - Einige klingen, als hätte er geglaubt, sie nicht komponieren zu können - und da war der Irrsinn des sich Drehens, Drehens, Drehens im exakten Liszt-Rythmus. Dann, in Afrika, wurde die Welt rudimentär - und Verständigung war nicht mehr nötig. Die Araber, verfließende Konturen in der unendlichen Weite; der merkwürdige Ausdruck ihrer Augen und der Geruch nach Ameisen; ein Losgelöstsein, als stände man auf der anderen Seite eines dünnen schwarzen Vorhangs - ein Hauch von Furchtlosigkeit, und dann, an Ostern alles vorbei. Aber selbst das war besser als ein kindisches, schwankendes Wrack zu sein - wie ich es jetzt bin. Ich habe solche Angst davor, daß Dich, wenn Du kommst und nur noch Verwirrung und Leere findest, Entsetzen packen wird.
Beide Aufzeichnungen stammen von ein und derselben Frau: von Zelda Sayre-Fitzgerald, die als »Zelda« eine legendäre Figur des sogenannten »Jazz Age« in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts gewesen ist und durch ihr extravagantes Leben in den großen Metropolen - sei es in New York, Paris, Nizza oder Rom - zum Idol des neuen, hektischen Lebensgefühls der »Lost Generation« zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg avancierte. Die beiden so hart gegeneinandergestellten Erinnerungen machen auf eine erschreckende Entwicklung aufmerksam: Aus dem aktiven und eigenwilligen kleinen Mädchen, das seine Umgebung unerschrocken erobert und vor nichts Furcht hat, ist eine verwirrte, ängstliche Frau geworden, die ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen und sich selbst nur noch als »Nichts« und »Vakuum« erfahren kann. Wo ist die Kraft, die Furchtlosigkeit und die Lebensfreude des kleinen Mädchens geblieben? Der Schlüssel liegt - wie immer - in der Lebensgeschichte und in Strukturen, die sich darin eingeschrieben haben.
Geboren wurde Zelda Sayre 1900 als sechstes Kind einer angesehenen und alteingesessenen Südstaatlerfamilie in Montgomery in Alabama/USA. Der Vater war Mitglied des Repräsentantenhauses und später Mitglied des Senats von Alabama. Kurz vor der Geburt seines letzten Kindes - der Tochter Zelda - die von der ganzen Familie als Nachkömmling vergöttert wurde, war er zum Richter in Montgomery gewählt worden, so daß die Familie trotz der großen Kinderschar ohne finanzielle Sorgen leben konnte. Die kleine Zelda, die mit ihren blonden Haaren und blauen Augen als einziges der Geschwister eine Ähnlichkeit mit der Familie mütterlicherseits hatte, war von Anfang an der erklärte Liebling ihrer Mutter. Diese stillte ihre Tochter bis ins vierte Lebensjahr hinein und war auch in schwierigen Situationen immer liebevoll auf die Tochter bezogen. Auch von Zeldas Seite scheint ein gutes Verhältnis zur Mutter bestanden zu haben, die ihrer Tochter in ihrer Eigenwilligkeit und in ihren künstlerischen Interessen durchaus ähnlich war. Trotz dieses harmonischen Verhältnisses zwischen Tochter und Mutter scheint der Vater jedoch die begehrte Hauptperson in Zeldas Kinderzeit gewesen zu sein. Sein verschlossenes und ernstes Wesen war für sie eine ständige Herausforderung, ihren Charme zu entfalten. Nach dem Tod des Vaters schrieb sie:
»Mein Daddy fehlt mir entsetzlich. Ohne Männer verliere ich ... meine Identität.«
In ihren späteren Erinnerungen in der Psychiatrie taucht der Vater als Unterdrücker der Mutter auf. In ihrem Roman »Schenk mir den Walzer« hat sie dem Vater ein wenig schmeichelhaftes Denkmal in der Figur des Richters Beggs gesetzt. Gleich zu Beginn des Romans heißt es: »Er war eine lebendige Festung.« Immer wieder wird die Figur des Richters Beggs mit Assoziationen von Wachttürmen, Zinnen, Zugbrücken und Bollwerken in Verbindung gebracht. Über die Kinder des Richters heißt es lakonisch: »Verkrüppelt klammerten sie sich lange Zeit an die feudalen Wachttürme ihrer Väter.«
In der Fixierung der kleinen Zelda auf den Vater drückt sich vor allem ihr Ungenügen an der weiblichen Rolle aus, die ihr bereits als kleines Mädchen wenig attraktiv erschien. Die »Festung« des Vaters versprach öffentliches Ansehen, Macht und Erfolg, den privaten Bereich der Mutter assoziierte sie mit Langeweile, Enge und Einschränkung. In einer solchen Wahrnehmung war sie sich übrigens mit der Mutter einig, die ebenfalls zeitlebens unter dem spießigen Kleinstadtleben in Montgomery litt.
Mit ihrem bereits in der frühen Kindheit zu beobachtenden extravaganten Verhalten reagierte die kleine Zelda unbewußt auf die Konfliktlinien in der Familie, in denen sich wie sie später begreifen sollte - doch nur allgemeine patriarchalische Strukturen spiegelten, die durch die rigiden Verhältnisse in den Südstaaten freilich noch verstärkt wurden. Die kleine Zelda rannte gegen die »Festung« des Vaters an, versuchte ihn zu erobern, und, als ihr dies nicht gelang, stellvertretend für ihn die Männer ihrer Umgebung aus ihren »Festungen« zu locken. Dafür war ihr jedes Mittel recht. Ihre zahlreichen Affären und Skandale hatten immer nur eins zum Ziel: der tödlichen Langeweile der weiblichen Bestimmung zu entfliehen. Tatsächlich scheint ihr dies wenigstens vorübergehend - gelungen zu sein. Sie kokettierte damit, daß sie sich »alles andere als typisch weiblich« benehme, und genoß es, einen »schlechten Ruf« zu haben. Die Klatschspalten der Provinzpresse waren voll mit Berichten über ihre Capricen und Kapriolen. Auf der Gesellschaftsseite des örtlichen »Advertiser« fand sich folgende Notiz über die sechzehnjährige Zelda:
- »Es dürfte sich lohnen, in etwa einem Jahr nach diesem klassischen Profil Ausschau zu halten, dessen Besitzerin dann dem süßen Backfischalter noch etwas weiter entwachsen sein wird. Schon jetzt ist sie jeden Samstag abend im Country Club und jeden zweiten Abend in der Woche auf den Tanzlisten zu finden. Sie hat die regelmäßigste Nase, das entzückendste kleine Kinn und die blauesten Augen in ganz Montgomery. Sie könnte vielleicht eine zweite Pawlowa werden wenn ihre behenden Füße nicht ständig mit ihren zahlreichen Anbetern Schritt halten müßten.«
Ihr zu Ehren wurde sogar ein Klub gegründet, von dessen Mitgliedern verlangt wurde, daß sie zu Zeldas Wohnung pilgerten. Vor ihrem Haus führten Fliegeroffiziere halsbrecherische Kunststücke auf, bis es ihnen schließlich vom Kommandanten verboten wurde, nachdem zwei Maschinen abgestürzt waren. Ob sich dies tatsächlich so zugetragen hat oder ob es sich bei diesen Geschichten schon um frühe Bausteine der »Zelda-Legende« handelt, sei dahingestellt. Wie dem auch sei: Durch ihre zahlreichen Eskapaden hatte Zelda zwar nicht die männlichen Festungen gestürmt, sie hatte aber zumindest eines erreicht: Sie war zu einer umschwärmten Skandalfigur in ihrer Heimatstadt geworden. Zwei Dinge wollen aber zu dem Bild der »femme fatale«, nach dem sich die junge Zelda instinktiv stilisierte, nicht so ganz passen: ihre ausgeprägten literarischen Interessen und ihre große tänzerische Begabung. Das Verlangen, als Künstlerin etwas Eigenes und Unverwechselbares aufzubauen, kollidierte mit ihrem Wunsch, ihr Image als leichtsinnige und unwiderstehliche Männerschönheit aufrechtzuerhalten. Sie selbst sah diesen Konflikt sehr deutlich:
»... es ist sehr schwer, gleichzeitig zweierlei zu sein: erstens jemand, der nach seinen eigenen Gesetzen leben will, und zweitens jemand, der die netten alten Dinge behalten und geliebt und geborgen und beschützt sein möchte.«
Die Verführungskraft, die von der Rolle der »femme fatale« ausging, war zu dieser Zeit noch stärker als der Wunsch, sich im Schreiben oder Tanzen authentische Ausdrucksmöglichkeiten zu verschaffen. Beides war mit Anstrengung verbunden, die die junge Zelda zu diesem Zeitpunkt nicht bereit war auf sich zu nehmen, zumal sie sicher sein konnte, daß eine solche eigenständige künstlerische Aktivität sie in den Kreisen, in denen sie bislang reüssiert hatte, isolieren würde. Der Verlust von Anerkennung und Liebe schreckte sie. Was lag näher, als die künstlerischen Ambitionen über einen geeigneten männlichen Partner auszuleben?
Diesen Partner sollte Zelda Sayre in Scott Fitzgerald finden. Vier Jahre älter als sie, war Scott Fitzgerald wie vom Blitz getroffen als er 1918 die »Szeneberühmtheit« Zelda kennenlernte, entsprach sie doch vollständig dem Typ der »femme fatale«, den er in seinen bisherigen Texten ausphantasiert hatte. Beide begriffen sich spontan als notwendige Ergänzung. Als »Zelda« und »Scott« verbanden sie sich zu dem legendären Traumpaar, als das sie durch die Erinnerungen der Zeitgenossen geistern.
Dabei waren die Interessen, die die beiden mit der Beziehung verbanden, sehr unterschiedlich. Scott suchte und fand in Zelda die Muse, die ihm die notwendigen Impulse zum Schreiben vermitteln sollte. In der Konsequenz bedeutete dies, daß er Zelda in der Rolle der »femme fatale« festschrieb und ihr jegliche eigene Entwicklung in der Zukunft abschnitt. Genau wie sein eigenes, damals noch eher biederes Leben sollte ihm auch Zeldas ungestümes und unkonventionelles Leben zur Materialgrundlage des Schreibens werden. Zelda dagegen sah in der Verbindung zu Scott die Möglichkeit, sich indirekt künstlerisch in Szene zu setzen, indem sie sich selbst als Material in die Beziehung hineingab. Daß sie sich damit auf eine bestimmte Rolle und ein bestimmtes Leben festlegte, scheint ihr in der Anfangszeit der Beziehung noch nicht zum Problem geworden zu sein. Ganz im Gegenteil: Sie gefiel sich darin, Scott zum großen Künstler und sich zum »völligen Nichts« zu stilisieren. Auf der anderen Seite war sie, wie auch Scott wußte, »eine starke Persönlichkeit«, die nach eigenem Ausdruck verlangte und große Begabungen hatte. Ihre Briefe aus der Zeit zeigen ein außerordentliches Gespür für Stimmungen und Bilder:
»Ich glaube, ich liebe den Duft dämmriger Gärten voller Nachtfalter mehr als schöne Bilder oder gute Bücher - es ist, glaube ich, die sinnlichste aller Sinneswahrnehmungen - Ein dämmriger, träumerischer Duft läßt etwas in mir erbeben - ein Duft nach sterbenden Monden und Schatten - Heute war ich den ganzen Tag im Friedhof - es ist eigentlich gar kein richtiger Friedhof und ich habe versucht, eine alte, rostige, in einen Hügel eingelassene Gruft aufzuschließen. Sie ist schon ganz verschüttet und mit herabhängenden wäßrigblauen Blumen bedeckt, die toten Augen entsprossen sein könnten, fühlen sich klebrig an und haben einen ekelhaften Geruch. - Die Jungs wollten heute nacht hineingehen, um meinen Mut auf die Probe zu stellen - Ich wollte >William Wreford, 1864< spüren. Warum sollen Gräber das Gefühl der Vergeblichkeit in uns wecken? Davon habe ich so oft gehört, und Gray [die Friedhofs-Ode von Thomas Gray] ist so überzeugend, aber ich kann einfach nichts Hoffnungsloses darin sehen, daß man gelebt hat - All die verfallenen Säulen und gefalteten Hände und die Tauben und Engel bedeuten romantische Erlebnisse - und ich fände es schön, wenn in hundert Jahren junge Leute darüber nachdächten, ob meine Augen braun oder blau waren - sie sind natürlich keins von beiden - Ich hoffe, mein Grab wird das Fluidum längst vergangener Tage haben - Ist es nicht seltsam, daß zwei oder drei aus einer ganzen Reihe von Gräbern konföderierter Soldaten den Gedanken an tote Liebende und tote Liebe in uns wecken - obwohl sie mit ihrem gelblichen Moos genau wie die anderen aussehen? Der vergangene Tod ist so schön - so schön. Wir werden zusammen sterben - das weiß ich - Deine Liebste«
Scott zeigte sich von der eigentümlichen Schönheit eines solchen Briefes ebenso beeindruckt wie von den Tagebüchern Zeldas, die er zum Teil wörtlich in seine späteren Werke übernahm. Nicht nur Zeldas Person und ihr extravagantes Leben, sondern auch ihre Texte wurden zum begehrten Material des eigenen Schreibens. Scott selbst hat dies nicht als Vampirismus am Leben und an der Begabung seiner Partnerin gesehen, sondern als selbstverständliches Recht des Künstlers interpretiert, über all das zu verfügen, was er für seine künstlerische Produktion braucht.
Die spätere Tragödie zeichnete sich schon am Anfang der Beziehung ab, sie wurde jedoch in den ersten Jahren noch verdeckt durch die exzentrischen Vergnügungen, in die sich Zelda und Scott stürzten. Nach der Hochzeit 1920 begannen beide ihr ausschweifendes Leben in den Metropolen des »Jazz Age«, das auch durch die Geburt der Tochter »Scottie« 1922 nicht unterbrochen wurde. Sie hielten sich immer dort auf, wo es rauschende Feste und Skandale gab, und übten als dämonisches Paar eine magische Anziehungskraft aus:
- »Sie sahen aus, als wären sie gerade aus der Sonne hervorgetreten; ihre Jugend war überwältigend.«
Eine andere Äußerung ist nicht weniger euphorisch:
- »Plötzlich kam, wie in einem Traum diese Erscheinung, diese Doppelerscheinung auf mich zu. Die beiden schönsten Menschen, die ich je gesehen halte, schwebten lächelnd heran. Sie kamen mir wie zwei Engel vor. Und ich dachte, wenn ich irgend etwas dazu beitragen könnte, damit sie immer so schön bleiben, dann würde ich's bestimmt tun.«
Der Eindruck der Harmonie trog. Hinter der Fassade von Glamour begann sich - zuerst nur für Insider erkennbar - der mörderische Kampf abzuzeichnen, der Zelda in die Psychiatrie und Scott ebenfalls an den Rand des Wahnsinns treiben sollte. In einer ironischen Rezension, die Zelda über Scotts Roman »The Beautiful and Damned« verfaßte, klingt der Konflikt, an dem die Ehe schließlich zerbrechen sollte, scherzhaft an:
»Auf einer Seite glaube ich übrigens eine Passage aus meinem alten Tagebuch zu erkennen das mir kurz nach meiner Heirat unerklärlicherweise abhanden kam und auch gewisse Briefstellen kommen mir, obwohl sie stark verändert sind, vertraut vor. Mr Fitzgerald (so wird der Name, glaube ich, geschrieben) scheint der Ansicht zu sein, daß man mit dem Plagiieren am besten zu Hause beginnt.«
Läßt man einmal den scherzhaften Ton beiseite, so bleibt der Vorwurf des Plagiats, der Scott an seiner empfindlichsten Stelle treffen mußte: an seiner Autoreneitelkeit. Tatsächlich waren viele seiner Freunde und Bekannten der Meinung, daß nicht er, sondern Zelda die Begabtere von beiden war:
- »Sie war ein Original. Viel witziger als Scott. Ihre sarkastischen Bemerkungen waren umwerfend. Sie trieb ihren Spott mit Hotelpagen und Kellnern - vermutlich nur, um zu sehen, wie sie reagierten. Sie selbst schrieb diese Dinge nicht auf, das tat Scott, aber sie stammten von Zelda.«
Zelda scheint sich auf die Dauer aber nicht damit zufriedengegeben zu haben, nur als Stichwortgeberin für Scott zu fungieren und zuzusehen, wie dieser sie und ihr gemeinsames Leben zu erfolgreichen Romanen umgestaltete. Bereits 1922 war sie mit eigenen Schreibprojekten beschäftigt, die Scott jedoch zu kontrollieren versuchte. Es entstanden mehrere Kurzgeschichten, die zum Teil unter Scotts Namen, zum Teil unter beider Namen veröffentlicht wurden. Ob allein finanzielle Überlegungen für die Entscheidung, Scott zum Autor beziehungsweise Co-Autor gegenüber der Öffentlichkeit zu erklären, verantwortlich waren, ist schwer zu beantworten. Vermutlich spielten dabei auch unbewußte Ängste Zeldas und uneingestandene Machtansprüche Scotts eine Rolle. Zelda scheint mehr unter der Aneignung ihrer Arbeit durch Scott gelitten zu haben und Scott stärker durch die Schreibaktivitäten Zeldas irritiert worden zu sein, als sich die beiden damals eingestanden haben. Zelda litt offensichtlich darunter, daß ihr in der Beziehung zu Scott die eigene Person immer mehr abhanden kam. In ihrem Roman »Schenk mir den Walzer« hat sie das damalige Gefühl des Verschwindens in ein eindrucksvolles Bild gebracht:
»Je mehr sie den Mann liebte, um so näher fühlte sie sich ihm, so daß sie schließlich ein verzerrtes Bild von ihm sah - als hätte sie die Nase gegen den Spiegel gepreßt und sich selbst in die Augen geblickt. Sie spürte, wie ihr eigenes Wesen feiner und feiner ausgezogen wurde, wie Fäden gesponnenen Glases, die sich, dehnen und strecken bis zuletzt nichts als eine schimmernde Illusion übrig bleibt.«
Nach vielen Krisen und Szenen einer Ehe, die in vieler Hinsicht das Stück »Wer hat Angst vor Virginia Woolf« vorwegnehmen, begann Zelda 1928 mit einer Tanzausbildung. Vermutlich versuchte sie damit an die spektakulären Erfolge anzuknüpfen, die sie als Ballettschülerin in ihrer Heimatstadt Montgomery gehabt hatte. Obwohl es jedem Beobachter klar war, daß Zelda für eine Karriere als Solotänzerin viel zu alt war, stürzte sie sich voller Verbissenheit in die Ausbildung. Einem Freund gegenüber erklärte sie, daß sie »etwas ganz für sich haben und eigenständig sein wolle«. In ihrem Roman gibt sie folgende Begründung für die Besessenheit, mit der ihre Heldin sich dem Tanzen widmet:
»Alabama glaubte, daß sie, wenn sie ihr Ziel erreichte, die Teufel vertreiben könnte, die sie bis dahin gehetzt hatten. Indem sie sich bewährte, würde sie den Frieden fingen, der nur in der Sicherheit des eigenen Ichs zu finden war, wie sie meinte, und durch das Medium des Tanzes würde sie fähig sein, ihre Gemütsbewegungen in der Gewalt zu haben und nach Belieben Liebe oder Mitleid oder Zufriedenheit aufzubieten, da sie ihnen einen Kanal verschafft hatte, durch den sie durchfließen konnten. Deshalb trieb sie sich unbarmherzig voran.«
Neben dem Tanzen widmete sich Zelda dem Schreiben. Sie arbeitete sechs Skizzen aus dem Leben von Frauen aus, von denen fünf unter Scotts Namen veröffentlicht wurden, obwohl sein Anteil dabei nach eigenem Eingeständnis verschwindend gering war und sich auf Themenvorschläge, Fahnenkorrekturen und die Beisteuerung von Namen beschränkt hatte. Wenn man bedenkt, daß umgekehrt der Anteil von Zelda an Scotts Romanen, mit denen er so erfolgreich war und zum Schreibidol seiner Generation aufstieg, ungleich größer war immerhin übernahm er ganze Passagen aus ihren Texten in seine Romane, ohne sich um die Urheberrechte zu kümmern - ist verständlich, daß sich bei Zelda das Gefühl der Ausbeutung verstärkte. Als sie nicht mehr länger die Augen davor verschließen konnte, daß es ihr auch auf dem Gebiet des Tanzes nicht gelingen würde, etwas »Eigenes« aufzubauen, brach sie zusammen und mußte nach einem Selbstmordversuch 1930 in eine Klinik eingeliefert werden. Es war der Anfang einer achtzehnjährigen Odyssee durch die verschiedensten psychiatrischen Kliniken in Europa und Amerika. Und es war der Beginn eines gnadenlosen Kampfes zwischen Zelda und Scott um das, was sie beide als ihr »rechtmäßiges Material« ansahen und was doch letztlich nur Zelda allein gehörte: ihr Leben.
Die Selbstrechtfertigungen, mit denen Scott den Ärzten gegenüber aufwartete, haben etwas Gespenstisches. Immer wieder betonte er, wie wichtig seine eigene Karriere und wie untergeordnet demgegenüber das Schicksal seiner Frau sei.
- »Wenn also die alte Frage wieder auftaucht, welcher von zwei Menschen wert ist, gerettet zu werden, dann muß ich - im Hinblick auf meine fast schon verwirklichte Ambition, in die englischsprachige Literatur einzugehen, im Hinblick auf mein Kind und auch auf Zelda, was ihren Unterhalt betrifft - notgedrungen zuerst an mich denken.«
Demgegenüber verhielt sich Zelda außerordentlich zurückhaltend und nahm alle Schuld für ihren Zustand auf sich:
»An dieser Geschichte ist niemand außer mir selbst schuld. Ich dachte, ich sei ein Salamander, aber anscheinend bin ich bloß ein Hindernis.«
Ein Salamander, ein Wesen, das sich den Situationen anzupassen weiß, hatte Zelda tatsächlich in der Beziehung zu Scott zu sein versucht und dabei ihre eigene Identität verloren. Als »Niemand« und »Nichts« konnte sie aber auch - und das wußte sie sehr gut - für Scott nicht länger das begehrte Objekt seiner Projektionen sein.
Trotzdem war Zelda für Scott weiterhin unverzichtbar. Ihre Briefe aus der Psychiatrie wurden zu einer neuen Quelle seiner Inspiration. Große Teile ihrer Briefe übernahm er fast wörtlich in seinen späteren Roman »Zärtlich ist die Nacht«. Zelda scheint das vorausgesehen zu haben, daß er auch ihre Erfahrungen in der Psychiatrie ausbeuten würde, wenn sie schreibt
»Wenn Du sehen könntest, wie entsetzlich das ist, würdest Du eine Menge Geschichten schreiben, heitere, über die man lachen kann. . . Ich begreife nicht warum ausgerechnet ich dies alles ertragen muß - wozu? ... Ich kann nicht lesen und nicht schlafen. Ohne Hoffnung und Jugend und Geld sitze ich hier und wünsche mir ständig, ich wäre tot. Mamma weiß, was mit mir los ist. Sie hat mir geschrieben daß sie es weiß. Das kannst Du in Deine Geschichte aufnehmen, damit sie ergreifend wird. Bin wieder einmal gemein.«
Die Ärzte diagnostizierten bei Zelda starke »Minderwertigkeitsgefühle (vor allem ihrem Mann gegenüber)« und waren skeptisch, ob ihre Patientin jemals wieder ein Leben außerhalb der Klinik würde führen können. Trotzdem wurde Zelda für kurze Zeiten immer wieder entlassen und lebte sogar einige Jahre mit ihrer Tochter bei der Mutter in Montgomery. Diese kurzen Phasen der »Normalität« wurden aber immer wieder von schweren Zusammenbrüchen unterbrochen, die den Aufenthalt in der Klinik unerläßlich machten.
Entscheidend zu ihrer endgültigen Zerrüttung beigetragen hat gerade das, wovon sich die Ärzte eine wesentliche Verbesserung ihres Zustandes versprachen: 1932 erschien Zeldas Roman »Save me the waltz (Schenk mir den Walzer)« unter ihrem eigenen Namen. Scott war außer sich. Er fühlte sich hintergangen, weil Zelda ihm den Roman nicht vorher zur Begutachtung vorgelegt hatte, er verlangte tiefgreifende Änderungen am Manuskript und fühlte sich im übrigen von seiner Frau plagiiert:
- »Ein ganzer Abschnitt ihres Romans ist eine Nachahmung davon (von einem Roman Scotts), des Rhythmus, des Stoffes.«
Zelda versuchte einzulenken, bestand aber letztlich auf ihrem Text:
»Natürlich füge ich mich gern Deinen Wünschen, was das Buch und alles andere betrifft... Die Sache mit Pershing, die ich angeblich von Dir gestohlen habe, nimmt nur eine einzige Zeile ein . . . Darauf verzichte ich gern. Ich dächte aber, daß Du Dir völlig klar darüber bist, daß für meine Korrekturen künstlerische Kriterien maßgeblich sein werden, daß andere Stoffe für die ich mich entscheiden werde, trotz allem mein rechtmäßiges Material sind für das ich seelisch einen ziemlich hohen Preis bezahlt habe, und das ich verwenden werde, sobald ich die notwendige innere Ruhe gefunden habe, um die Geschichte meiner selbst im Kampf gegen mich selbst zu erzählen. Das ist das Buch, das ich wirklich gern schreiben möchte.«
Scott, der seinerseits immer völlig bedenkenlos die Texte Zeldas für seine eigene Romanproduktion verwendet hatte, konnte Zelda ihren Roman nicht verzeihen und drehte in den Briefen an die Ärzte den Spieß einfach um: Nicht er, sondern Zelda sei der Vampir. Bitter beklagte er sich darüber, daß Zelda
- »ihre fragwürdige Karriere stückchenweise aus organischer Substanz aufbaut, die meinem Gehirn, meinem Magen, meinem Nervensystem und meinen Lenden entrissen ist«.
In dem Roman »Schenk mir den Walzer« verarbeitete Zelda ihre eigene Geschichte. Ihre Heldin Alabama trägt viele autobiographische Züge. Auch sie ist Tänzerin, die zu spät mit einer systematischen Ausbildung anfängt. Im Gegensatz zu Zelda ist sie aber trotzdem erfolgreich. Erst durch eine Blutvergiftung und durch eine dadurch notwendig werdende Operation wird ihre Karriere beendet. An dieser Stelle, wie auch an vielen anderen Stellen, wird deutlich, wie stark in den Roman unerfüllte Karrierewünsche der Autorin eingegangen sind und wie sehr sie die wirkliche Analyse ihres Scheiterns scheut. Im Mittelpunkt des Romans steht die Beziehung zwischen Alabama und ihrem Mann David, einem erfolgreichen Maler, der für die Anstrengungen seiner Frau, sich ein eigenes Leben aufzubauen, nur ein mitleidiges Lächeln übrig hat.
»>Du bist so mager<, sagte David gönnerhaft. >Es hat doch keinen Sinn, daß du dich umbringst. Hoffentlich bist du dir klar darüber, daß in der Kunst ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Amateur und dem Fachmann besteht.< - >Du sprichst wohl von dir und mir?< fragte sie nachdenklich.«
Wie stark Scott dadurch getroffen wurde, daß Zelda eine eigene Version ihrer Beziehung veröffentlichte und damit aus der Rolle der Beschriebenen in die Rolle der Schreibenden überwechselte, zeigen seine immer erneuten Versuche, die traumatische Konkurrenzsituation zwischen Zelda und sich aufzuarbeiten. In einer Romanskizze verlegte er das Konkurrenzverhältnis zwischen sich und Zelda in die Beziehung zweier rivalisierender Schwestern, die beide tanzen wollen. Den Ärzten gegenüber versuchte er es so darzustellen, als ob Zelda eine »tödliche Angst« davor habe, daß er »mit Hilfe unseres gemeinsamen Materials« etwas sehr Gutes zustande bringe, daß ich sie daran hindere, als erste etwas Gutes daraus zu machen«. Seine Projektionen wurden immer abenteuerlicher und seine Vorwürfe immer maßloser, so daß die Ärzte auch ihn schließlich für dringend behandlungsbedürftig hielten. Scott reagierte darauf mit einer erneuten Projektion, in der er sich als Opfer Zeldas sah:
- »Wahrscheinlich werde ich eines Tages von vier kräftigen Wärtern fortgetragen und gellend schreien, daß ich trotz allem recht und sie unrecht hätte, während Zelda, in einem blumengeschmückten Auto, von einer bewundernden Menge nach Hause begleitet wird und einen Varieté-Vertrag angeboten bekommt.«
Es gab aber auch immer wieder Phasen, in denen Scott einsichtig war und zu hellsichtigen Sätzen wie diesem fand: »Vielleicht wäre sie ein Genie geworden, wenn sie mir nie begegnet wäre.« Die Situation spitzte sich so dramatisch zu, daß die Ärzte Heilungschancen nur noch in einer gemeinsamen Therapie des in Haß und Begehren unauflöslich verstrickten Paares sahen. Das Protokoll, das die Ärzte über ein Gespräch mit Zelda und Scott geführt haben, zeigt jedoch daß es keinerlei Verständigungsmöglichkeiten zwischen beiden mehr gab. Das Protokoll ist ein bedrückendes Dokument einer Beziehung, in der der Mann seinen Größenwahn auf Kosten der Frau ausagiert, wie folgende Auszüge aus dem Gesprächsverlauf zeigen:
- »Ich muß mich in einem gänzlich einsamen Kampf gegen Schriftsteller durchsetzen, die qualifiziert und begabt sind. Du bat eine drittklassige Schriftstellerin und eine drittklassige Tänzern.« »Das hast du mir schon früher gesagt.«
Und etwas später:
- »Ich bin ein professioneller Schriftsteller mit einer riesigen Anhängerschaft. Ich bin der höchst bezahlte Kurzgeschichtenautor der Welt. Ich war mehrmals der führende...<
»Warum hast du es dann nötig, eine drittklassige Schriftstellerin so heftig zu attackieren?«
Mehrmals kamen sie auf die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der literarischen Verarbeitung ihrer gemeinsamen Erlebnisse zu sprechen:
- »Alles, was wir getan haben, ist meins. . . ich bin der professionelle Romancier und ich zahle für deinen Lebensunterhalt. Das ist alles mein Material. Nichts davon ist dein Material.«
Zelda sagte, er sei ohnehin »völlig neurotisch«, wenn es um seine eigene Arbeit gehe.
- »Weil du so lange nichts geschrieben hast, machst du dir selbst soviel Vorwürfe, daß dir jedes Mittel recht ist, mir die Schuld zu geben.« »Eintausend Dollar pro Monat in der Schweiz.« »Du hast sieben Jahre lang nichts fertig gebracht.«
»Ja, sieben Jahre. Drei Jahre hab' ich dich versorgt. Drei Jahre Kraft gesammelt nach >Der große Gatsby<, und zwei Jahre haben wir versucht, wie ganz feine Leute in einem großen Herrenhaus in Delaware zu leben.«
Auch über seine Vorstellung von der Rolle der Ehefrau ließ sich Scott aus:
- »Ich möchte, daß du an meine Interessen denkst. Das ist deine Hauptaufgabe, weil ich derjenige bin, der den Kurs steuert, der Lotse.«
»Ich kann nur sagen, mein Leben ist so unerträglich gewesen, daß ich lieber in einer Anstalt bin. Weißt du überhaupt, was das heißt?«
- »Absolut nicht.«
Scott verlangte von Zelda in Gegenwart der Ärzte, daß sie mit dem Schreiben aufhören solle, und drohte damit, daß er andernfalls alle ihre Manuskripte vernichten würde. Zugestehen wollte er ihr allenfalls das Verfassen von Theaterstücken, aber auch nur, wenn sie sich an folgende Abmachungen halten würde:
- »Wenn du ein Theaterstück schreibst, darf es nicht von Psychiatrie handeln, nicht an der Riviera spielen, auch nicht in der Schweiz, und es muß auf jeden Fall zuerst mir vorgelegt werden.«
Auch in der Einschätzung ihrer Beziehung gab es keine gemeinsame Version mehr. Während Scott vor den Ärzten behauptete, daß die Ehe am Anfang glücklich gewesen sei - in Briefen an Zelda und in privaten Aufzeichnungen hatte er genau das Gegenteil behauptet - versah Zelda die Behauptung Scotts mit einem großen Fragezeichen:
- »Was ist denn unsere Ehe wirklich? Nichts als ein langer Kampf, von Anfang an.« »Da bin ich anderer Meinung. Um 1921 waren wir so ungefähr das am meisten beneidete Paar in Amerika.« »Schon möglich. Wir haben eine ungeheuer gute Schau abgezogen.« »Wir waren ungeheuer glücklich.«
Trotzdem konnten Zelda und Scott nicht voneinander lassen, miteinander leben war freilich ebenfalls unmöglich. Die kurzen Zeiten, die Zelda außerhalb der Klinik mit Scott verbrachte, endeten jedesmal mit einer Katastrophe und ihrer erneuten Einlieferung in die Psychiatrie. 1934 gab es eine kurze Stabilisierung in Zeldas Befinden, als sie einen bescheidenen öffentlichen Erfolg mit einer Ausstellung von Zeichnungen und Bildern hatte, für die sich Scott aus verständlichen Gründen sehr eingesetzt hatte, weil die Malerei ein Feld war, das nicht konkurrenzbesetzt war. Der Vorabdruck seines Romans »Zärtlich ist die Nacht« im Frühjahr 1934 löste dann aber eine tiefgreifende Erschütterung aus, von der sich Zelda nie wieder richtig erholen konnte. In diesem Roman hat Scott unter Ausbeutung aller Briefe und Aufzeichnungen Zeldas aus der Klinik eine unbarmherzige Charakterstudie Zeldas geliefert. Zelda konnte gar nicht anders, als sich getroffen zu fühlen.
»Wütend war ich nur darüber, daß er das Mädchen so abscheulich gemacht hat und ständig wiederholt, sie hätte sein Leben ruiniert, und ich konnte gar nicht anders, ab mich mit ihr zu identifizieren, weil sie das gleiche erlebt wie ich. Der chronologische Ablauf ist verzerrt, aber ich nehme an, daß man das in einer künstlerischen Nachschöpfung tun darf. Im großen und ganzen ist es meiner Ansicht nach nicht wahr - ich glaube, es ist nicht das, was wirklich geschehen ist.«
Zwar wurde Zelda 1940 zu ihrer Mutter nach Montgomery entlassen, aber sie konnte mit der »Freiheit« nichts mehr anfangen. Der überraschende Tod Scotts an Herzversagen Ende 1940 kam für sie zu spät. Ihre Schaffenskraft war gebrochen. Der Roman »Caesar's Things« blieb Fragment. Vorbei war es mit den »Katzengedanken«, die ihre Umgebung und nicht zuletzt ihren Mann so fasziniert hatten und in denen sich ihre Überlegenheit über die »Mäusegedanken« ihrer Umwelt so eindrucksvoll ausgedrückt hatten. In einem Gespräch mit den Ärzten hatte sie gesagt:
»Ich habe Katzengedanken, die auf Mäusegedanken Jagd machen, und manchmal fangen sie sämtliche Mäusegedanken und vor dem Einschlafen lese ich Äschylos.«
In einer solchen Äußerung drückt sich sicherlich die schizophrene Spaltung aus, die die Ärzte diagnostizierten. Sie ist aber auch zu lesen als selbstbewußte Aussage einer Frau, die sich ihres Wertes - wenigstens in einigen hellen Augenblicken des Wahns - bewußt war. Solche Äußerungen weisen zurück auf das selbstbewußte und begabte Kind, das sie einmal gewesen war und das sich durch die zwanzigjährige Ehe und den mörderischen Kampf um die eigene Identität vorzeitig in eine resignierte ältliche Frau verwandelt hatte. Jahre vor ihrem eigentlichen Tod in der Psychiatrie 1948, wo sie durch ein Feuer umkam war sie zu jenem Gespenst geworden, von dem sie Anfang der dreißiger Jahre in einem Brief an Scott berichtet hatte:
»Hier ist eine Frau, die ziellos durch die Korridore wandert wie ein Gespenst in einer schlechten Detektivgeschichte.«