1456 Orléans

Orléans ist der Ort der Erinnerung. Zum Gedenken an die Befreiung feiert man hier am 8. Mai ein Fest, für das der Kardinal d'Estouteville 1452 Nachsicht gewährt hat. Hier werden vom 22. Februar bis 16. März einundvierzig Personen vernommen, die Johanna gesehen hatten. War die Aufhebung der Belagerung wirklich ein Wunder? Anders gesagt, war Johanna wirklich von Gott gesandt? Übergehen wir, was die guten Frauen über die >kleine Hirtin< erzählen, deren Mutter sie gut kennen. Halten wir uns lieber an den Bericht der Hauptleute. Sie sprechen konkret und professionell von dem, was sie lieben: vom Krieg.

Jean d'Aulon

Die beste Aussage wurde in Lyon erhalten, im Kloster der Predigerbrüder, von Bruder Jean des Prés, Magister der Heiligen Schrift und Stellvertretender Inquisitor, und in die Volkssprache übertragen. Sie kommt von Jean d'Aulon, Edelmann aus dem Languedoc, dem der König die >Führung< der Pucelle anvertraute; er erfüllte diesen Auftrag, so gut er konnte: mit ihr in Compiègne gefangengenommen, bewachte er sie auch noch im Schloß von Beaulieu. In diesem besonnenen, knappen militärischen Bericht hat das Wunderbare keinen Platz, es sei denn in diskreten Anspielungen auf den >Ratgeber<.

Als erstes sagt er, daß ihm vor ungefähr achtundzwanzig Jahren, als unser Herr König in der Stadt Poitiers weilte, gesagt wurde, daß besagte Pucelle, die aus Lothringen stammte, von zwei Edelleuten, die zum Ritter Robert de Baudricourt zu gehören behaupteten, zum König gebracht und ihm vorgestellt worden war. Um sie zu sehen, begab sich der Sprechende nach Poitiers. Er sagt, daß jene Pucelle im geheimen mit dem König sprach und ihm bestimmte geheime Dinge sagte: welche, weiß er nicht; nur daß wenig später der König nach einigen Leuten seines Rats schickte, zu denen auch der Sprechende gehörte. Der König sagte zu ihm, daß jene Pucelle ihm gesagt habe, sie sei von Gott zu ihm geschickt, um ihm zu helfen, sein Reich wiederzuerlangen, das damals zum großen Teil von den Engländern, seinen alten Feinden, besetzt war. (...)
Er sagt, daß jene Pucelle, der Marschall von Dunois, La Hire, er selbst und ihre Leute vor den Augen der Engländer ungehindert in Orléans einzogen. Weiter sagt er, daß am selben Tag nach dem Mittagessen Mgr. de Dunois in der Herberge erschien, wo der Sprechende und besagte Jungfrau gerade gegessen hatten. Der Graf von Dunois wandte sich an sie und sagte ihr, daß ein gewisser Falstaff, Hauptmann der Feinde, in Kürze den belagernden Feinden Verstärkung und Proviant bringen werde, und er wäre schon in janville. Über diese Worte war diejungfrau höchst erfreut, wie ihm schien. Sie sagte zu Herrn von Dunois etwa so: »Bastard, Bastard, im Namen Gottes, ich befehle dir, sobald du hörst, daß dieser Falstaff sich nähert, laß es mich wissen; denn wenn er vorbeizieht, ohne daß ich es weiß, lasse ich dir den Kopf abreißen.« Worauf besagter Herr von Dunois antwortete, sie solle ganz ruhig sein, er würde es sie wissen lassen. Nach diesen Worten legte sich der Sprechende, der müde und erschöpft war, auf ein Lager in der Kammer besagter Jungfrau, um ein wenig zu ruhen. Und auch sie legte sich mit ihrer Wirtin auf ein anderes Bett, um zu schlafen. Aber während der Sprechende einschlief, stand die Pucelle plötzlich auf, schlug Lärm und weckte ihn. Da fragte er sie, was sie wolle. Sie antwortete ihm: »Im Namen Gottes, mein Ratgeber hat mir gesagt, ich solle gegen die Engländer ziehen; aber ich weiß nicht, ob ich zu ihren Festungen oder gegen Falstaff ziehen soll, der ihnen Proviant bringen soll.« Worauf der Sprechende sogleich aufstand und besagter Jungfrau so schnell er konnte in die Rüstung half. Und noch während er das tat, hörten sie großes Lärmen und Schreien von denen aus der Stadt, die sagten, daß die Feinde den Franzosen großen Schaden zufügten. Da ließ auch er sich die Rüstung anlegen. Aber ehe er sich versah, hatte die Pucelle die Kammer verlassen und lief auf die Straße, wo sie einen Pagen auf einem Pferd antraf. Sie hieß ihn schleunigst absitzen und schwang sich sogleich auf das Pferd. Auf dem kürzesten Weg raste sie geradewegs zur Porte de Bourgogne, von wo der stärkste Lärm herkam. Eilends folgte ihr der Sprechende, konnte sie jedoch nicht einholen, bevor sie jenes Tor erreichte. Als sie dort ankamen, sahen sie, wie man einen der Männer dieser Stadt schwer verwundet herbeitrug. Die Pucelle fragte diejenigen, die ihn trugen, wer der Mann sei. Sie antworteten, es sei ein Franzose. Da sagte sie, sie habe nie das Blut eines Franzosen sehen können, ohne daß sich ihr die Haare sträubten.

(...) Bei dem Rückzug (vor der Festung des Tournelles) war derjenige, der die Fahne der Jungfrau trug und sie vor besagtem Bollwerk noch immer aufrechthielt, erschöpft und müde, und er übergab sie einem, der der Baske genannt wurde und zu den Leuten des Herrn von Villards gehörte. Da der Sprechende diesen Basken als tapferen Mann kannte und weil er fürchtete, der Rückzug könnte schlimme Folgen haben und die Festung und das Bollwerk könnten in Feindeshand bleiben, kam ihm der Gedanke, sie könnten, wenn die Fahne vorangetragen würde, wegen der großen Zuneigung der Soldaten, das Bollwerk dennoch stürmen. Da fragte der Sprechende besagten Basken, ob er ihm folgen würde, wenn er in den Graben stiege und zum Fuß des Bollwerks ginge: dieser versprach es ihm. Da stieg der Sprechende in den Graben, drang bis zu dem Wassergraben des Bollwerks vor und deckte sich mit seinem Schild, weil er Steine fürchtete. Er ließ seinen Gefährten auf der anderen Seite, in dem Glauben, er müßte ihm Schritt für Schritt folgen. Als aber die Pucelle ihre Fahne in den Händen des Basken sah und glaubte, sie verloren zu haben, während jener, der sie trug, in den Graben gestiegen war, lief sie herbei, packte die Fahne am Ende, derart, daß er sie nicht halten konnte, und rief- »Ha! Meine Fahne! Meine Fahne!«, und sie schüttelte die Fahne derart, daß der Sprechende den Eindruck hatte, die anderen müßten glauben, sie gebe ihnen ein Zeichen. Da schrie der Sprechende: »Ha! Baske, ist es das, was du mir versprochen hast?« Da zog und zerrte der Baske so heftig an der Fahne, daß er sie der Jungfrau entriß, und dann mit der Fahne zu dem Sprechenden ging. Daraufhin sammelten sich alle von der Armee besagter Jungfrau von neuem und griffen das Bollwerk mit so großer Wucht an, daß jenes Bollwerk und besagte Festung von ihnen eingenommen und von den Feinden verlassen wurde. Und die Franzosen zogen über die Brücke in die Stadt Orléans ein. Und der Sprechende sagt, er habe am selben Tag die Jungfrau sagen hören: »Im Namen Gottes, heute werden wir über die Brücke in die Stadt einziehen.« Danach zogen sich die Jungfrau und ihre Leute in Orléans zurück, wo der Sprechende sie verbinden ließ, denn sie war bei dem Angriff von einem Pfeil verwundet worden. Er sagt auch, daß am Tag darauf die Engländer, die noch vor der Stadt waren, auf der anderen Seite jener Festung des Tournelles, ihre Belagerung auffioben und abzogen, ganz kleinlaut und verwirrt. So wurde mit Hilfe Unseres Herrn und besagter Pucelle die Stadt aus den Händen der Feinde befreit.(...)
Und er sagt, nachdem die Pucelle und ihre Leute eine Zeitlang Saint-Pierre-le-Moutier belagert hatten, wurde angeordnet, die Stadt zu stürmen. So geschah es ... Aber wegen der großen Zahl Bewaffneter, die in der stark befestigten Stadt waren und ihnen heftigen Widerstand entgegensetzten, wurden die Franzosen zum Rückzug gezwungen. Der Sprechende, der an der Ferse von einem Pfeil verwundet war, so daß er sich ohne Krücken weder aufrechthalten noch gehen konnte, sah nun, daß die Jungfrau mit nur sehr wenigen Leuten zurückgeblieben war. Da er Schlimmes fürchtete bestieg er ein Pferd, ritt sogleich zu ihr und fragte sie, was sie da so allein täte und warum sie sich nicht wie die anderen zurückzöge. Nachdem sie ihren Helm abgenommen hatte, antwortete sie ihm, sie sei nicht allein und habe in ihrer Gefolgschaft noch ftinfzigtausend Mann, und sie werde von hier nicht weichen, bis sie die Stadt genommen habe. Und der Sprechende sagt, daß in diesem Augenblick, was immer sie sagte, nicht mehr als vier oder fünf Männer bei ihr waren; das weiß er bestimmt, und mehrere andere sahen es ebenso. Darum sagte er ihr, sie solle sich wie die anderen von dort zurückziehen. Da sagte sie zu ihm, er solle Reisig und Weidengeflecht bringen, um eine Brücke über die Gräben besagter Stadt zu bauen, damit sie besser herankämen. Und sie rief mit lauter Stimme: »Holt alle Reisig und Weidengeflecht und baut die Brücke.«
Und sie wurde sogleich gebaut. Der Sprechende war höchst verwundert, denn unverzüglich wurde die Stadt im Sturm genommen, ohne daß man auf allzu großen Widerstand stieß.
Und er sagt, daß aUe Taten besagter Pucelle ihm göttlich und wunderbar erschienen und daß es unmöglich für eine solche Jungfrau war, derartige Werke zu vollbringen ohne den Willen und die Fügung Unseres Herrn.
(...) Weiter sagt er, daß er, obgleich sie ein junges Mädchen war, schön und wohlgestaltet, und er manches Mal, wenn er ihr in die Rüstung half und sonst, ihre Brüste gesehen hat und gelegentlich ihre nackten Beine, wenn er ihre Wunden verband, und ihr häufig nahe war, und obgleich erjung und stark war und in voller Manneskraft, daß er dennoch niemals, wie immer er die Jungfrau sah oder berührte, von einer fleischlichen Begierde nach ihr ergriffen wurde. Ebenso erging es allen ihren Leuten und Knappen, wie er diese mehrmals hat sagen hören.
(...) Er sagt auch, er habe mehrere Frauen, die die Jungfrau oftmals nackt sahen und ihre Geheimnisse kannten, sagen hören, daß sie nie die geheime Krankheit der Frauen gehabt habe und daß keiner es je an ihren Kleidern oder sonstwie habe erkennen können.
Auch sagt er, daß besagte Pucelle, wenn sie etwas Kriegerisches vorhatte, zu dem Sprechenden sagte, ihr Ratgeber habe ihr gesagt, was sie tun solle. Da fragte er sie, wer dieser Ratgeber sei. Sie antwortete ihm, sie hätte drei Ratgeber, der eine sei irnmer um sie, der andere komme und gehe und besuche sie häufig, und der dritte sei jener, mit dem die beiden anderen sich berieten. Einmal geschah es, daß der Sprechende sie bat, sie möge ihm einmal diesen Ratgeber zeigen. Sie antwortete ihm, er sei nicht würdig noch tugendhaft genug, um ihn zu sehen. Darauf ließ der Sprechende davon ab, sie weiter danach zu fragen.[3]

Johanna im Heer

Um die Ermittler, die ihn eingehend nach dem Wunder fragten, zufriedenzustellen, erinnert sich Dunois sogleich an drei überraschende Dinge: als Johanna ihn zum erstenmal sah, sagte sie die folgenden Worte: »Seid Ihr der Bastard von Orléans?« Er antwortete: »Das bin ich, und ich freue mich über Euer Kommen.« Da sagte sie zu ihm: »Seid Ihr es, der geraten hat, ich solle hier an diesem Ufer des Flusses ankommen und nicht direkt dorthin gehen, wo Talbot und die anderen Engländer waren?« Er antwortete ihr, daß er selbst und andere, klügere, diesen Rat gegeben hätten, in dem Glauben, damit besser und sicherer zu handeln. Da sagte Jeanne: »Im Namen Gottes, der Rat Unseres Herrn ist sicherer und klüger als der Eure. Ihr habt geglaubt, Ihr könntet mich täuschen, aber Ihr habt Euch selbst mehr getäuscht, denn ich bringe Euch bessere Hilfe als je ein Ritter oder eine Stadt erhalten hat, denn die Hilfe kommt vom König des Himmels. Aber nicht mir zuliebe, sondern weil Gott auf Bitten des heiligen Ludwig und des heiligen Karl (des Großen) sich der Stadt Orléans erbarmt hat und nicht dulden wollte, daß sich die Feinde des Herrn von Orléans und seiner Stadt bemächtigen.« Der Zeuge sagt weiter, daß der Wind, der entgegenkam und die Boote stark behinderte, in denen der Proviant war, sich augenblicklich drehte und günstig wurde.
(...) Noch aus einem andern Grund glaubt er, daß ihre Taten von Gott kamen: als der Herr Zeuge die Soldaten holen wollte, die durch Blois zogen, um denen in der Stadt Orléans Hilfe zu bringen, wollte Jeanne nicht warten und verweigerte ihm fast die Erlaubnis, ihnen entgegenzuziehen. Mehr noch, sie wollte die Engländer, die die Stadt belagerten, zur Übergabe auffordern oder sie angreifen. (...) Der Brief wurde dem Herrn Talbot übersandt, und der Zeuge versichert, daß von dieser Stunde an die Engländer, von denen vorher nur zweihundert Mann achttausend Königstreue in die Flucht schlugen, mutlos wurden, und vier- oder fünfhundert Mann sich dem ganzen Heer der Engländer entgegenwarfen und mitunter die Belagerer zurückdrängten, die sich nicht aus ihren Gräben und Verschanzungen hervorwagten.
Noch aus einem andern Grund glaubt er, daß ihre Taten von Gott kamen: am XXVII. Mai (in Wahrheit am 7.), früh morgens, wurde Jeanne zu Beginn des Angriffs gegen das Bollwerk an der Brücke von einem Pfeil verwundet, der ihr zwischen Hals und Schulter tief ins Fleisch drang. Trotzdem kämpfte sie weiter und ließ ihre Wunde nicht behandeln. Der Angriff dauerte von morgens bis acht Uhr abends, und es gab kaum noch Hoffnung auf einen Sieg. Der Herr Zeuge machte sich Sorgen und wollte, daß das Heer sich zur Stadt hin zurückzöge. Da kam Jeanne zu ihm und bat, man möge noch ein wenig warten; sie schwang sich aufs Pferd und zog sich allein in einen Weinberg zurück, ein gutes Stück vom Getümmel der Männer entfernt. Dort verharrte sie im Gebet etwa eine Viertelstunde lang. Dann kehrte sie zurück, ergriff sogleich ihre Fahne, stellte sich an den Rand des Grabens, und alsbald zitterten die Engländer und gerieten in Angst, aber die Soldaten des Königs faßten neuen Mut und begannen das Bollwerk zu erklettern und anzugreifen, wobei sie auf keinen Widerstand stießen. Und so wurde das Bollwerk genommen. Die Engländer, die sich dort befanden, ergriffen die Flucht, aber sie starben alle. Auch Glasdale und die anderen englischen Hauptleute besagter Festung, die sich in den Turm der Brücke von Orléans zu flüchten suchten, fielen in den Fluß und ertranken. Dieser Glasdale war jener gewesen, der die Jungfrau mit schweren Beleidigungen und äußerst schändlich verunglimpft hatte. Nachdem das Bollwerk genommen war, kehrte der Zeuge mit der Pucelle und den Franzosen in die Stadt zurück, wo sie mit großer Freude und Ehrfurcht empfangen wurden. Man brachte Jeanne zu ihrem Quartier, um ihre Wunde zu pflegen. Als der Arzt fertig war, stärkte sie sich mit vier oder fünf gerösteten Brotschnitten, die sie in mit viel Wasser verdünnten Wein tauchte, das war ihre Nahrung für den ganzen Tag.

Doch letztlich war das Wunderbarste für Dunois, daß er und die anderen, wenn sie mit der Pucelle zusammenwaren, keinerlei Verlangen hatten, mit einer Frau zu verkehren, was ihm wahrhaft göttlich erscheint.
Was die Zeugen zugunsten einer himmlischen Mission anführen, beschränkt sich auf zwei Tatsachen. Ohne die Ankunft von Johanna wäre Orlians nicht befreit worden - was auf der Hand liegt. Andererseits hat die Pucelle die Armee des Dauphins geläutert, um Gott zu gefallen und den Sieg zu erringen. Sie hat Plünderungen untersagt, Flüche verboten, die Dirnen mit Knüppeln verjagt. Priester aus Orléans haben gesehen, wie Soldaten sich bekehrten und etwas Unerhörtes - La Hire zur Beichte ging. Sie hat dafür gesorgt, daß der Sonntagsfriede gewahrt blieb:
Jean de Champeaulx, etwa fünfzig Jahre alt, fügt hinzu, daß er an einem Sonntag einen großen Kampf sah, den die Soldaten von Orléans gegen die Engländer führen wollten, die sich in Schlachtordnung aufstellten. Bei diesem Anblick begab sich Jeanne zu den Soldaten, und da fragte man sie, ob es gut sei, die Engländer an diesem Sonntag zu bekämpfen. Sie antwortete, man müsse die Messe hören, und ließ einen Tisch holen, die kirchlichen Gewänder bringen und dort zwei Messen zelebrieren, die sie selbst und das ganze Heer in tiefer Andacht anhörten. Nachdem die beiden Messen zelebriert waren, ließ Jeanne ausspähen, ob die Engländer ihnen das Gesicht zukehrten. Und man antwortete, nein, sie hätten vielmehr das Gesicht dem Schloß Meung zugekehrt. Als sie das hörte, sagte sie: »Im Namen Gottes, sie gehen; laßt sie abziehen, und danken wir Gott, wir wollen sie nicht weiterverfolgen, denn es ist Sonntag.« Das sahen auch der obengenannte Denis Rogier, die vier folgenden, nämlich Jungaut, Hue, Aubert und Rouillart und viele andere.

All dies ist höchst irdisch. Indes taucht in Dunois' Bericht zum erstenmal die Stimme auf.

(...) Der Herr Zeuge sagt, er erinnere sich gut und es sei wahr, daß, als der König im Schloß von Loches war, der Zeuge und die Pucelle nach der Befreiung von Orléans zu ihm gingen. Der König befand sich in einer geheimen Kammer, in französisch de retrait, mit Mgr. Christoph Harcourt, dem Bischof von Castres und Beichtvater des Königs, und Mgr. de Treves, vormals Kanzler von Frankreich, als Jeanne an die Tür klopfte und, kaum eingetreten, vor dem König niederkniete, seine Knie umfaßte und etwa folgende Worte sprach: »Edler Dauphin, haltet nicht so langen und ausgedehnten Rat, sondern kommt so bald wie möglich nach Reims, um Eure würdige Krone zu empfangen.« Da wandte sich Mgr. Christoph de Harcourt an sie und fragte, ob ihr Ratgeber ihr solches gesagt habe. Jeanne antwortete: ja, er habe sie mehrmals angespornt. Da sagte der genannte Christoph: »Wollt Ihr uns nicht vor dem König sagen, wie Euer Ratgeber sich zeigt, wenn er zu Euch spricht?« Worauf sie errötend sagte: »Ich kann mir wohl vorstellen,was ihr wissen möchtet, und ich werde es Euch gern sagen.« Der König fragte sie: »Jeanne, wollt Ihr dieser Bitte vor allen hier Anwesenden nachkommen?« Sie antwortete dem König: ja, und sagte dann blende Mee: als sie enttäuscht gewesen sei, daß man ihr nicht ohne weiteres glaubte, was sie auf Geheiß Gottes sagte, habe sie sich zurückgezogen und es Gott geklagt. Nach dem Gebet habe sie eine Stimme gehört, die zu ihr sagte: »Magd Gottes, geh, geh, ich werde dir zu Hilfe sein, geh«, und als sie die Stimme hörte, habe sie große Freude verspürt und gewünscht, immer in diesem Zustand zu sein. Und mehr noch: als sie derart die Worte ihrer Stimme wiederholte, war sie auf wunderbare Weise entrückt und richtete ihre Augen gen Himmel.[4]