Wild, Ute

Lebt seit 1941 in Frankfurt, mit studien- und auslandsaufenthaltsbedingten Unterbrechungen (5 Jahre in Istanbul, Ausbildung in Beratung und Kommunikation). Seit 1969 als Lehrerin (bezahlt) für Katholische Religion und Latein, mit familienbedingten Unterbrechungen (Martin 17 J., Benjamin 14 J.).

Ich arbeite (unbezahlt) seit 7 Jahren in Gruppen bzw. einer Gemeinde, die der »Initiative Kirche von unten« angehören, insbesondere im »Komitee Christenrechte in der Kirche« für Menschenrechte und Frauenrechte in den Kirchen. Seit unserem ersten »Fall«, Pfarrer Klaus Brinker in Hannover 1980, Kontakte mit christlichen Schwulen, Solidaritätsarbeit bei Kirchen- und Katholikentagen (von unten). Der patriarchalen Kirche entfremdet, 1982 feministische Wiedergeburt und Konversion zur Frauenkirche, zur feministischen Theologiebewegung. Von der Solidaritätsarbeit für andere zu eigener Betroffenheit: Ich bemerkte, daß ich selbst einer unterdrückten Mehrheit angehöre, und fing an, mich mit meinen eigenen lesbischen Anteilen auseinanderzusetzen. Seit 1983 Suche nach Erfahrungen lesbischer Frauen mit Kirche, die es nicht zu geben schien als Ergebnis perfekter Totschweigestrategie und Selbstzensur. Und ich fand viele. Viele Frauen, die mich darin bestärkten, meine eigene Liebesfähigkeit und meine Kompetenz für Freundschaft, meine Parteilichkeit für Frauen und meine Stärke in unserem gemeinsamen Kampf zu bejahen und diese frauenidentifizierte Haltung lesbisch zu nennen. Ohne die Liebe und die Freundschaft von Frauen wäre mein Leben nicht reich und erfüllt. Ich bin seit 19 Jahren verheiratet und lebe in einer auf Gegenseitigkeit und Freundschaft gegründeten liebevollen Beziehung mit dem Kunsterzieher und Basiskatholiken Gerd Wild. Unsere Ehe, gegen den Strom gesellschaftlicher Erwartungen, hat schon so manchen Sturm überstanden: Ich bin immer ich selbst geblieben, ich habe Unterstützung und Verständnis von meinem Lebensgefährten erfahren und Freiheit für mein persönliches Wachstum gefunden. Wir teilen zur Hälfte Berufstätigkeit, Familien- und Hausarbeit miteinander ebenso wie das ehrenamtliche Engagement in Kirche und Gesellschaft. Lesbisch und verheiratet? Das bedeutet eine anstoßerregende Existenz in Grenzbereichen. Es bedeutet, an der Grenze von Identitäten zu leben, die einander auszuschließen scheinen - wie katholisch und Feministin zu sein, Nonne und lesbisch zu sein - als Frau in einem Patriarchat an der Grenze zu lieben und zu leben.

Ortsbezug
Deutschland
Hättest Du gedacht, daß wir so viele sind?
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