Zetkin, Clara

Zetkin-Clara

Die Führerin der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland war eine unermüdliche Kämpferin für Frieden, Sozialismus und die Rechte der Frauen. Sie lernte früh die soziale Not der Arbeiter, das Elend der Bäuerinnen und Heimarbeiterinnen kennen. Ihr Vater, ein Dorflehrer, sympathisierte mit der liberalen Bewegung, ihre Mutter war in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. Clara Zetkin studierte in Leipzig am Lehrerinnenseminar von Auguste Schmidt, die mit Louise Otto-Peters zu den Gründerinnen der deutschen bürgerlichen Frauenbewegung gehörte. Clara Zetkin wurde Sozialistin und ging, nachdem sie als Erzieherin gearbeitet hatte, mit dem russischen Revolutionär Ossip Zetkin nach Paris. Clara Zetkin nahm seinen Namen an, heiratete ihn aber nicht und behielt so die deutsche Staatsbürgerschaft, die sie später vor der Ausweisung als unerwünschte Ausländerin rettete. Nach Ossips Tod und dem Ende des Sozialistengesetzes kehrte Clara Zetkin mit ihren zwei Söhnen nach Deutschland zurück. Durch ihr Grundsatzreferat auf dem Gründungskongreß der II. Internationale in Paris 1889 war sie bereits bekannt geworden, und Ende 1891 übernahm sie die Leitung der »Gleichheit«, in der sie bis 1917 ein kaum zu überschätzendes Organ besaß, um die sozialdemokratische Frauenbewegung zu prägen. 1895 wurde sie in die Kontrollkommission der SPD gewählt, 1896 bestimmte sie als Referentin auf dem Gothaer Parteitag die Richtlinien für die Frauenpolitik der Partei, und 1907 wurde sie internationale Sekretärin der sozialistischen Frauen. Auf ihren Vorschlag beschloß die zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen, jährlich den Internationalen Frauentag abzuhalten. In den Richtungskämpfen der Sozialdemokratie stand Clara Zetkin auf dem linken Flügel; ihre umfangreiche Korrespondenz mit Karl Kautsky spiegelt ihre zunehmende Lösung von Kautskys orthodoxem Marxismus des Parteizentrums wider, und der Einfluß ihrer Freundin Rosa Luxemburg beschleunigte Clara Zetkins Entwicklung zu einer der hervorragendsten Vertreterinnen des linken Flügels. Im Krieg stand sie in heftiger Opposition zur Parteileitung; gegen den Willen des Parteivorstandes organisierte sie 1915 die Berner Frauenkonferenz. 1917 entzog ihr die Parteileitung die »Gleichheit«; Clara Zetkin schloß sich der USPD an. Der Gründung der KPD 1918/19 stand sie skeptisch gegenüber, trat jedoch im März 1919 der neuen Partei bei. Von 1920 bis 1933 war sie kommunistische Abgeordnete im Reichstag. Zu den Sitzungen kam sie oft aus Moskau angereist, wo sie sich nach 1918 häufig aufhielt. 1932 hielt sie als Alterspräsidentin eine scharfe Rede gegen den Nationalsozialismus, die auch als Tondokument erhalten ist. In der Literatur wird gelegentlich behauptet, daß Clara undOossip Zetkin verheiratet gewesen seien. Das ist jedoch eindeutig unrichtig: 1892 sollte Clara Zetkin als Russin ausgewiesen werden, konnte jedoch nachweisen, daß sie nicht geheiratet hatte; vgl. dazu den Brief K. Kautsky an F. Engels v. 19. 2.1892, in: Briefwechsel mit Karl Kautsky, Wien, Benedikt Kautsky: Friedrich Engels 2. Aufl. 1955, S. 330

Ortsbezug
Deutschland
Geboren
Wiederau
Geburtsjahr
1857
Gestorben
Archangalskoje bei Moskau
1933
Frauenarbeit und Beruf
Frauenarbeit und Beruf
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