Die im vorliegenden Band veröffentlichten Texte sind so gewählt, daß sie zunächst die im ersten Teil der Einleitung vorgetragenen Thesen, soweit wie möglich, mit konkreten Beispielen belegen können. Ferner sollen sie speziell beweisen, daß es stets und zu allen Zeiten Männer gegeben hat, die ihre geistlichen, geistigen und sonstigen Gaben ihrem Frauenhaß unterwarfen, mit dem Resultat, daß sie zum Präger und Träger etlicher Vorurteile über die Frauen wurden, deren Wirkungen deshalb besonders verhängnisvoll waren und sind, weil sie als »wissenschaftlich« nachgewiesene Tatsachen präsentiert wurden.
Die Zahl jener Männer, die im Namen der Kultur, der Bildung, der Wissenschaft oder der Religion die Frauen diskriminieren, ist Legion. Für alle Mysogenen dieser Art, deren Namen und Produkte der Leser dieses Buches vermißt, sei hier stellvertretend Max Scheler erwähnt, der sich ernsthaft bemüht hat zu zeigen, daß, weil das Wort »Mensch« von »Mann« kommt, ein »Weib« kein Recht hat, sich zum »prachtvollen Menschen« zu entwickeln. In seinem Buch: Vom Umsturz der Werte [39] ist u. a. folgendes zu lesen: »Bildungsdamen - wenn sie unter sich sind - pflegen heute von irgendeiner Frau zu sagen: Ach ja, sie ist ein >herrlicher Mensch<. Sie verleugnen ihr Geschlecht und machen sich das pure Menschen-,um zum Ziele. Aber sie vergessen: Nicht nur das Wort >Mensch< kommt von >männlich< (in vielen anderen Sprachen bedeutet das Wort für Mensch meist zugleich Mann, z. B. homo, homme). Auch die Idee eines Menschen, der Mann und Weib umfassen soll, ist nur eine männliche Idee. Ich glaube nicht, daß die Idee in einer von Weibern beherrschten Kultur entstanden wäre. Nur der Mann ist so >geistig<, so >dualistisch< und so kindlich, die Tiefe des Unterschiedes zuweilen zu übersehen, den man den geschlechtlichen nennt. Gewiß, man braucht ein solches Wort: Aber seine Bedeutung ist und kann nie eine völlig neutrale sein. Sie ist selbst immer die männliche oder die weibliche Idee von eben dem, was sie doch umfassen sollte. Jene Damen, die sich >prachtvolle Menschen< nennen, zeigen damit nur, daß sie keine echten Weiber sind und - da es eben zum Wesen des Menschen selbst gehört, immer entweder männlich oder weiblich zu sein - daß sie nur verminderte >Menschen< sind. In Zeiten, da man die Geschlechtsdifferenz als positiv wertvoll empfand, entstand der Ausdruck >das Mensch<, das eben durch seinen säclilichen Artikel andeuten sollte, das betreffende Weib sei eben kein echtes Weib und trage >nur< die >menschlichen< Merkmale. Ein Weib, das >ein prachtvoller Mensch< sein will, es wird faktisch immer ein Affe des Mannes sein.«[40]
I
Kehren wir aber zurück zu unseren Texten. Hoffmann R. Hays hat in seinem Buch: Mythos der Frau: Das gefährliche Geschlecht, zahlreiches ethnologisches, psychologisches, historisches und literarisches Material gesammelt, das die These reichlich belegt, daß: »Ob man Frauen aufs Podest ewiger Jungfräulichkeit hebt oder ins Dirnenviertel verbannt, in jedem Fall handelt es sich um Verteidigungsstrategien von Männern, zum Schutz ihrer selbst erdacht. Frauen mußten sich fügen. Denn die Welt war von Männern beherrscht, und diese Herrschaft schloß die Modellierung der Frau nach dem männlichen Bild von ihr ein. Offensichtlich fühlte sich der Starke nicht stark genug, um ohne besondere Vorkehrungen mit dem Schwachen fertig zu werden.[41] warum der »Starke« sich dem »Schwachen« gegenüber so verhalten mußte, weil in der Tat der »Starke« schwach war und weil er Angst vor dem vermeintlichen schwachen Geschlecht hatte. Diese durch Fakten belegte Feststellung der Urängste der Männerwelt wurden der Hauptnährboden sämtlicher Vorurteile gegenüber Frauen, deren Träger und Präger oft mit dem Leben nichts anzufangen wußten. Es ist kein Zufall, daß zwei große Pessimisten, der Vater des abendländischen Pessimismus Arthur Schopenhauer und Otto Weininger ihren Frauenhaß klar zum Ausdruck bringen. Der in diesem Band veröffentlichte Essay Schopenhauers: Über die Weiber, enthält sämtliche Vorurteile gegenüber Frauen, die die Männerwelt je erdichtet hat, und zwar auf eine Weise dargestellt, daß die sexuellen Minderwertigkeitsgefühle und der krankhafte Pessimismus Schopenhauers in kausalem Zusammenhang mit seinem Frauenhaß unverkennbar zu sehen sind. Ähnlich wie Schopenhauer denkt Otto Weininger, der im Alter von 23 Jahren seinem Leben selbst ein Ende setzte, über »die Weiber«. Er schrieb eines der bösartigsten und abwertendsten Bücher über die Frau, dessen Bedeutung für die Verbreitung von Vorurteilen gegenüber den Frauen sich einerseits aus seinem Inhalt und zum anderen aus der Tatsache ergibt, daß sein 600 Seiten starkes Buch: Geschlecht und Charakter, bis in die zwanziger Jahre hinein jedes Jahr wenigstens eine Auflage erlebte. Weininger vertrat die Hypothese, daß das Prinzip »M« (Männlichkeit) Geist und Wille, während das Prinzip »W« (Weiblichkeit) dumpfe Naturhaftigkeit repräsentiere. Ähnlich wie bei Schopenhauer erleben wir hier den engen und in die Augen springenden Zusammenhang zwischen Pessimismus und Frauenhaß, wobei im Falle Weininger noch stärker die These belegt wird, daß der Pessimismus bzw. die Verzweiflung am Menschen und der Nihilismus zu den wichtigsten Ursachen, aber auch Wirkungen des Frauenhasses zählen. Das Buch von Weininger trägt den Untertitel: Eine prinzipielle Untersuchung. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um das prinzipielle Selbstgeständnis eines Mannes, der durch seine Frustrationen und durch seine endgültige Kapitulation vor dem Leben die in seinem Buch vertretenen Hypothesen über das »M« Prinzip als einen Selbstbetrug seines Verfassers entlarvt.
Der Text aus dem Buch von P. J. Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, wurde deshalb aufgenommen, weil Möbius den idealen Typus jener Frauenhasser vertritt, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft dafür Sorge tragen, daß die frauenfeindlichen Vorurteile der Männerwelt verbreitet werden. Für die metaphysische Legitimation dieser Vorurteile sind Theologie und Kirche zuständig. Der aus dem Buch: Religion und Sexualität entnommene Beitrag von Demosthenes Savramis belegt u. a. reichlich die These, daß die Verteufelung der Frau, wie wir sie im sogenannten christlichen Abendland erleben, nur deshalb möglich ist, weil Theologie und Kirche durch ihre unheilvolle »Sexualethik« die Frau zum wahren Träger der Sünde herabwürdigen. Die Texte aus den Schriften von Johannes Chrysostomos, Thomas von Aquin und Martin Luther sind als Quellenmaterial zu betrachten, welches die von Savramis vertretenen Thesen verifizieren soll. Dabei sind diese Texte so ausgewählt, daß sie zeigen können, daß auch dann, wenn Johannes Chrysostomos, Thomas von Aquin oder Martin Luther Positives über die Frauen artikulieren müssen, sie sich nicht von ihrer negativen Voreingenommenheit befreien können.
Die metaphysische Legitimation der Diskriminierung und Verteufelung der Frau gipfelt im Sturm des Hexenwahns und der Hexeniagd. Der im vorliegenden Band veröffentlichte Text der deutschen Dominikaner Jakob Sprenger und Heinrich Institoris stammt aus dem Buch, das im Jahre 1486 in Köln unter dem Titel: Hexenhammer (Malleus Maleficarum) erschien. Mit Recht hat man dieses Buch als das »schauerlichste Buch der Weltliteratur«[42] bezeichnet, denn es handelt sich um ein pseudotheologisches Werk, das sich darin von ähnlichen Büchern, die die Verfolgung von »Ketzern« rechtfertigen sollten, unterscheidet, daß es einseitig und ausschließlich die Verfolgung und Vernichtung des ganzen weiblichen Geschlechts proklamierte. In dem hier aufgenommenen Text versuchen die päpstlichen Inquisitoren Sprenger und Institoris nachzuweisen, daß seit der Schöpfung das Übel an den Frauen hafte und daß sie deshalb besonders zur Hexerei und Zauberei neigen. Bezeichnend ist, daß die Inquisitoren ihre Auslassungen gegen die Frauen mit Zitaten von namhaften Vertretern der profanen (z. B. (Sokrates) und der sakralen (z. B. Johannes Chrysostomos oder Hieronymus) Männerwelt anreichern, die man gemeinhin als die großen Vertreter der geistigen Welt feiert.
II
Wie groß die Wirkung der von der Männerwelt erdachten, geprägten und getragenen Vorurteile gegenüber Frauen ist, zeigt die Tatsache, daß Männer, die sich für die Menschenrechte einsetzten und die den Menschen emanzipieren wollten, unter Menschenrechten nur Mannesrechte und unter Emanzipation des Menschen nur Emanzipation des Mannes verstanden. Als Idealtypus eines Verteidigers der Menschenrechte im Sinne von Mannesrechten sei hier der Vater des modernen Individualismus Jean-Jacques Rousseau genannt. Seine Vorstellungen über die Frau und über ihre Rolle in der Gesellschaft finden wir in dem fünften Buch seines Erziehungsromans: Emile. Die wichtigsten Teile dieses Werkes, die in das vorliegende Buch aufgenommen wurden, lassen keinen Zweifel daran, daß nach Jean Jacques Rousseau das in der Person der Sophie verkörperte weibliche Geschlecht dazu bestimmt ist, dem Manne zu gefallen und zu dienen.
Wenn aber Männer wie Jean-Jacques Rousseau die Menschenrechte nur als Mannesrechte verstehen und proklamieren, nimmt es nicht wunder, daß Männer wie Friedrich Nietzsche, der die Macht des Stärkeren verherrlicht und der der christlichen Moral eine »Herrenmoral« entgegenstellt, für das »schwache Geschlecht«, wie die hier gedruckten Texte zeigen, nur Verachtung empfindet, die in dem Satz gipfelt: »Du gehst zu den Frauen? Vergiß die Peitsche nicht!« Wie die »Herrenmoral« aussehen kann und wie die Männerwelt ihre Brutalität in eine Tugend umzufunktionieren weiß, haben die Deutschen während der Herrschaft des Nationalsozialismus gezeigt, der eine ausgesprod-iene Männerbewegung war. Die Vorstellungen der Nationalsozialisten über die Rolle der Frauen in der Gesellschaft und über ihren Wert finden sich niedergelegt in Büchern wie die Untersuchung von Wolfgang Philipp über den Unterschied zwischen nordischen (indogermanischen) und westlichen (inselkeltischen) Frauen[43] oder die Arbeit von Theodor Friedrich,[44] der der Frauenbewegung den Kampf ansagte, weil diese Bewegung der »Mutterschaft« geschadet habe, und zwar so, daß »die Frau zur Feindin der Frau wurde.«[45] Einen Eindruck dieser Frauenauffassung der Nationalsozialisten gewinnt der Leser dieses Buches auf Grund des hier veröffentlichten Textes aus dem Werk von Theodor Friedrich: Formenwandel von Frauenwesen und Frauenbildung, und der Frauenhaß drückt sich summarisch in den Worten von Fritz von Unruh aus, der einmal schrieb, daß »ein Minimum an Intellekt und ein Höchstmaß an physischer Eignung die Frau erst zu dem macht, was sie werden soll: Fruchtschoß des Dritten Reiches«.[46] Ebenso wie ihre Führer meinten die Nationalsozialisten, daß Sinn und Aufgabe der Ehe »die Vermehrung der Art und Rasse«[47] ist. Wie die Polarisierung der Geschlechter als erfolgreiche Ideologie in einer Männerwelt verwendet werden kann, die die Frauen primär als »Gebärmaschine« betrachtet bei gleichzeitiger Umfunktionierung der Brutalität der Männer in Stärke und »Heldentum« illustriert der in diesem Band veröffentlichte Text aus dem Buch von Hermann Glaser: Spießer Ideologie.
Im Zusammenhang mit der Gleichsetzung der Männerrechte mit Menschenrechten soll der Beitrag von Demosthenes Savrarais über die Stellung der Frau in der neugriechischen Gesellschaft zeigen, wie diese Gleichsetzung in Gesellschaftsformen aussieht, die seit jalirhunderten dem Patriarchalismus verfallen sind und deren Glieder ihr Denken und Handeln überwiegend nach der Tradition, d. h. nach überlieferten Werten orientieren. Zu den kulturellen und sozialen Sellstverständlicbkeiten dieser Gesellschaftsformen gehört auch die feste Überzeugung, daß die Frau nur dazu da ist, um ihrem Herrn und Gebieter dem Mann - zu dienen. Dies gilt für alle Bereiche ihres Lebens allgemein und für ihren sexuellen Bereich speziell, wo sie als Objekt der Lust die sexuellen Begierden ihres Mannes zu befriedigen hat. Entstehen aus diesen sexuellen Beziehungen Kinder, so erfüllt diese Nachkommenschaft den Mann mit Stolz, denn zahlreiche Kinder sind für ihn ein unwiderlegbarer Beweis seiner Potenz. Daß Väter in diesem Fall die Geburt einer Tochter als eine Katastrophe für die Familie ansehen, während sie sich dagegen über die Geburt eines Sohnes besonders freuen, ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Frau in traditionellen, patriarchalisch strukturierten Gesellschaften von Kindheit an, viel stärker als ihre Geschlechtsgenossin in industriellen Gesellschaften, unter einer anderen Bewertung steht als der Mann.
Daß hier Griechenland als Beispiel gewählt wurde, soll nicht heißen, daß die Stellung der Frau in diesem Land schlechter ist als in anderen vom Patriarchalismus stark geprägten traditionalen Geselischaftsformen. Man könnte statt Griechenland Italien, vor allem Süditalien, Spanien oder einige Länder Südamerikas wählen, wo die Stellung der Frau zumindest genauso schlecht ist wie in Griechenland. Es gibt sogar Länder, wo die Situation der Frau uns an mittelalterliche Zustände zu denken zwingt. Als Beispiel seien hier die arabischen Länder[48] genannt. Wenn wir im Koran lesen: »Die Weiber sind euer Acker, geht auf euren Acker, wie und wann ihr wollt«[49], so stoßen wir auf jene Verachtung, Verdinglichung und Entwertung der Frau zum »Es«, die ein »Ich-Du« Verhältnis im sexuellen Bereich verhindert und die überall dort auftritt, wo sich - z. B. im alten Griechenland das patriarchalische Vorurteil durchsetzen konnte, daß der Mann der Herr der Schöpfung sei. Die Verachtung der Frau in der arabischen Welt und die mit ihr verknüpfte Brutalisierung der Sexualität äußern sich sehr deutlich in dem islamischen Spruch: »Ein Knabe fürs Vergnügen, eine Frau für die Nachfahren«,[50] der die These bestätigt, daß in dem Moment, wo der Mann von der Angst vor dem anderen Geschlecht überwältigt wird, eine Männerwelt entsteht, deren Hauptcharakteristika die Homosexualität und (oder) eine sexualfeindliche Lebensform sind.
III
Die Gleichsetzung der Menschenrechte mit den Mannesrechten lebte und lebt aus dem Mythos vom starken Mann, der im Gegensatz zum »schwachen und bösen« weiblichen Geschlecht das Gute schlechthin verkörpert. Deshalb verdanken die Frauen ihre Anerkennung als gleichberechtigte Partner des Mannes jenen Männern, die es wagten, ihr eigenes Geschlecht bzw. die Mänmerwelt zu entmythologisieren. An erster Stelle wäre in diesem Zusammenhang der Schweizer Gelehrte Johann Jakob Bachofen zu nennen, der das Mutterrecht entdeckte und der - wie der in diesen Band aufgenommene Text zeigt - nachweisen konnte, daß es eine Gynaikokratie bzw. Rechts- und Gesellschaftsform gegeben hat, die eindeutig die Vorrangstellung der Frau in der Gesellschaft sanktionierte. Obwohl einige Thesen Bachofens, so z. B. seine Annahme, daß der Mensch ursprünglich in geschlechtlicher Promiskuität lebte, sich nicht bestätigen lassen, kommt ihm das große Verdienst zu, das Geschichtsbewußtsein der Menschen geändert zu haben, das von dem falschen Glauben geprägt war, daß der Mensch stets und zu allen Zeiten nur eine einzige Gesellschaftsordnung gekannt hat, nämlich die vom Vater bzw. Mann her festgesetzte Ordnung.
Dasselbe gilt für die in diesen Band aufgenommenen Ansichten Friedrich Engels über den Ursprung der Familie, die sich auf die Forschungen von Lewis H. Morgan [51]stützen, der zu den Pionieren der amerikanischen Ethnosoziologie gehört. Trotz der einseitigen Betrachtung des Ursprungs und der Entwicklung der Familie und der unterschiedlichen Wertung der Geschlechter ist es Friedrich Engels zu verdanken, daß er mit seinem Werk: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates, die Männerwelt stark entmythologisierte, indem er die Hab- und Herrschsucht der Männer aufdeckte, die u. a. die Unterwerfung und Ausbeutung der Frauen bewirkten. In dem vorliegenden Band durfte schließlich August Bebel nicht fehlen, der gleich mit zwei Texten aus seinem berühmten Buch: »Die Frau und der Sozialismus« vertreten ist. Der eine dient der Entmythologisierung der Männerwelt, und zwar dadurch, daß dieser Text den von den Männern als »gottgewollte« und »heile« Welt empfundenen Vater-Ordo als unheilvolle und unmenschliche Gesellschaftsordnung ablehnt. Der zweite Text illustriert das sozialistische Frauenideal. In der neuen sozialistischen Gesellschaft, wie sie sich Atugust Bebel vorstellt, ist die Frau sozial und ökonomisch vollkommen unabhängig, »sie ist keinem Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unterworfen, sie steht dem Manne als Freie, Gleiche gegenüber und ist Herrin ihrer Geschichte«.
Dieses Frauenideal hat sich in keinem Land verwirklicht, welches sich als sozialistisch bezeichnet. Es gibt m. E. nur ein einziges Land, das sich ernsthaft bemüht, das sozialistische Frauenideal zu realisieren, nämlich Schweden. Wie Ingrid Fredriksson[52] schreibt, neigen wir zwar oft zu der Vorstellung, daß in Schweden eine völlige Gleichberechtigung von Männern und Frauen bereits vorhanden ist, obwohl die Gleichstellung der Frau auch in Schweden noch lange nicht realisiert ist.[53]Wahr ist aber, daß, wie der hier veröffentlichte Auszug aus dem Bericht an die Vereinten Nationen über die soziale Stellung der Frau in Schweden zeigt, obwohl Schweden in der Praxis der Gleichberechtigung nicht weit gekommen ist, die Diskussion um die Gleichstellung der Geschlechter in den sechziger Jahren ausgesprochen gut vorankam. »Die sozialdemokratische schwedische Regierung erarbeitete das vermutlich fortschrittlichste politische Konzept einer völligen Gleichberechtigung von Männern und Frauen von allen Regierungen der Welt.«[54]
Ob aber die Männer wie in Schweden sich um die Gleichstellung der Geschlechter bemühen oder ob sie, wie in den arabischen Ländern, die Frau weiterhin als ihre Dienerin betrachten, stets beweisen sie durch ihr Verhalten den Frauen gegenüber auf positive oder negative Weise, daß die Stärke des sogenannten schwachen Geschlechts grundsätzlich darin liegt, daß die größte Schwäche des »starken« Geschlechts die Tatsache ist, daß die Männer ohne Frauen nicht existieren können. Diese These versucht der letzte Beitrag des Herausgebers des vorliegenden Bandes abschließend zu belegen.