Die Verteufelung der Frau
I.
Zu den Vorurteilen, die man Frauen gegenüber hegt, gehört auch die Vorstellung, die Frau beneide den Mann um seine Stärke allgemein und um seinen Penis[1] insbesondere. Diese Vorstellung ganz besonders aber die Penisneidtheorie läßt sich auf Grund der vorhandenen anthropologischen und ethnologischen Forschungen und Veröffentlichungen nicht verifizieren. Dieses Material bestätigt das Gegenteil; nicht die Frau, sondern der Mann empfand und empfindet stets Minderwertigkeitskomplexe gegenüber dem anderen Geschlecht. Aus diesen Komplexen entstehen jene Überwertigkeitskomplexe, welche das patriarchalische Vorurteil bewirken. Menstruation, Schwangerschaft und Geburt veranlaßten die Männer, das andere Geschlecht als ein mit übernatürlicher - positiver und negativer - Macht begabtes Wesen zu betrachten. Zugleich machten die Sonderfähigkeiten der Frauen sie zum wertvollen und begehrten Objekt.
Die Entdeckung, daß die Frau etwas Wertvolles darstellt, erweckte die Habgier der Männerwelt, die auf die Idee verfiel, die Frau als Ware zu behandeln, während die Vorstellung, die Frau sei ein Wesen mit besonderen Begabungen übernatürlicher Natur, zwei Möglichkeiten offen ließ, entweder die Verherrlichung und Vergottung der Frau oder ihre Verteufelung. Beides läßt sich als Realität in der Geschichte der Menschheit und der Religionen feststellen. Je mehr sich aber die Männerwelt aus Angst vor dem anderen Geschlecht von der Frauenwelt isoliert und je mehr die Männer ihre Ansprüche auf absolute Herrschaft über die ganze Welt erheben, desto schneller verschwinden die weiblichen Götter und die Gottesdienerinnen, desto stärker wird die Frau aus dem Bereich des Heiligen und aus dem Tempel entfernt.
Zu den Völkern, die man als ausgesprochen männlich bezeichnen kann, da sie streng patriarchalisch dachten und handelten, gehören die Griechen, die Römer und die Juden. Dies bedeutet aber, daß die soziale Umwelt der Urkirche die Frauen verachtete. Sie waren zum Es entwertet, und ihre Daseinsberechtigung hin; mit ihrer Funktion zusammen, die Männer in jeder Hinsicht zu befriedigen. Mythen und Riten sorgten dafür, daß die Männer stets daran denken mußten: Frauen bedeuten Gefahr.
Jesus Christus tritt in dieser Männerwelt als eine Ausnahme auf. Der Umgang Christi mit Frauen entspricht seiner Überzeugung daß Mann und Frau eine göttliche Herkunft haben[2] und daß sie deshalb ebenbürtig sind. Die Mißachtung oder die Geringschätzung des weiblichen Geschlechts sind weder aus der Lehre noch aus den Taten Christi zu rechtfertigen. Im Gegenteil kann derjenige, der sich als Christ bezeichnet, nur dann dem tieferen Sinn dieser Bezeichnung treu bleiben, wenn er keinen Unterschied zwischen Mann und Frau macht. Die Forderung Christi nach Gleichberechtigung sowie sein persönliches Beispiel eines Mannes, der frei von Geschlechtsangst dachte und handelte, ging aber schon bald im Ansturm seiner frauenfeindliche Umwelt unter.
Der Apostel Paulus kämpft zwischen der Lehre Christi und den Forderungen seiner Zeit. So gibt er zu, daß es nicht mehr einen Mann oder ein Weib gibt, denn alle Menschen seien »einer in Christus Jesus«.[3] Als Produkt des Zeitgeistes entscheidet er sich jedoch zugleich für den Patriarchalismus, indem er den Mann als das »Haupt« des »Weibes« anerkennt.[4] Damit liefert er das theologische Rüstzeug für die Unterordnung der Frau unter den Mann in der Kirche und in der von den Kirchen später kontrollierten Gesellschaftsformen. Denn Theologie und Kirche übernahmen aus der Lehre des Apostels weder seine Forderung, nach bedingungsloser Liebe noch seine Überzeugung daß Christus uns von der Tyrannei des Gesetzes befreien wollte und befreien kann. Theologie und Kirche haben sich die von Paulus reproduzierte frauenfeindliche Tradition seiner Zeit nicht nur zu eigen gemacht, sondern sie formten aus ihr eine »christliche« Lehre, welche von Frauenhaß getragen die Verteufelung der Frau perfektionierte.
Im sogenannten christlichen Abendland erleben wir den Höhepunkt einer Polarisierung der Geschlechter auf Grund der Identifizierung der Frau mit der Sünde. Während der Mann als das geistige und gute schlechthin gilt, verkörpert die Frau das böse Prinzip. Ost und West unterscheiden sich in diesen Punkte wenig. Kirchenväter ost- und westkirchlicher Richtung sind darin einig, daß die Frau gefährlich ist. Während Johannes Damascenus (Osten) meint, die Frau sei eine »störrische Eselin« und »ein furchtbarer Wurm im Herzen des Mannes«,[5] sowie »Tochter der Lüge« und »Vorposten der Hölle«[6] So bezeichnet sie Tertullian (Westen) als des »Teufels Pforte«.[7]Der Cluniazensermönch Petrus Damiani (gest. 1072) übertrifft alle Theologen und Kirchenmänner im Frauenhaß, und er verwendet viele Schimpfworte, um das weibliche Geschlecht beschreiben zu können. Für ihn sind Frauen u.a. Lockspeise des Satans; Auswurf des Paradieses; Gift für die Essenden; Quelle der Sünde; Nachtkäuze; Buhlerinnen; Lustdirnen; Sirenen; Hexen usw.[8]
Die Art und Weise, wie die Kirchenväter und -männer ihren Frauenhaß artikulieren, bietet sich als ideales Beispiel an zwecks Verifizierung der These, daß die Männerwelt ihre Geschlechtsangst dadurch verdrängt, daß sie meint: nicht wir (Männer) haben Angst vor dem anderen Geschlecht, nein, die Frauen sind böse und gefährlich, daher meiden wir sie. Die Minderwertigkeitskomplexe der Männerwelt lassen sich durch die Verteufelung der Frau zu Überwertigkeitskomplexen umfunktionieren. Denn wenn die Weiber tatsächlich böse und gefährlich sind, so erweisen die die Männer nicht nur als »gut«, sondern auch als besonders »erhaben« und »großzügig«, da sie das böse Geschlecht nicht vernichten. Die »Großzügigkeit« und die »Güte« können sogar positive Züge annehmen. Frauen, die bereit sind, ihren Willen, ihr Denken und Handeln so zu gestalten wie die Männerwelt es für richtig erachtet, können damit rechnen, daß sie von dieser Welt, vor allem dann, wenn sie sich noch dazu als »christlich« bezeichnet, mit besonderer »Liebe« behandelt werden.
II
Wenn wir aber sagen, daß sich die »Güte« der Männerwelt darin äußert, daß sie zwar das andere Geschlecht als »böse« und »gefährlich« ansieht, es aber nicht vernichten will, so meinen wir nicht, daß die Verteufelung der Frau und der Frauenhaß nicht bis zur organisierten Jagd auf Frauen zu ihrer Vernichtung gesteigert werden kann. Die Hexenprozesse bzw. der Sturm des Hexenwahns[9] liefern die besten Beweise dafür, daß der Frauenhaß keine Grenzen kennt. Die Hexenjagd verifiziert die These, daß in dem Moment, wo der Mann von der Angst vor dem anderen Geschlecht überwältigt wird, eine Männerwelt entsteht, deren Hauptcharakteristika Homosexualität und (oder) eine sexualfeindliche Lebensform sind, die Phänomene bewirken, welche das harmonische Zusammenleben der Menschen stören oder gar zerstören können. Dazu gehören die Verherrlichung der Aggression im Sinne der Lust an der Verletzung und Zerstörung eines Mitmenschen sowie die egozentrische Befriedigung der vorhandenen sexuellen Bedürfnisse, durch eine Überbewertung der eigenen Genitalien bzw. Glorifizierung des eigenen Geschlechtsorgans, die sich mit sadomasochistischen Impulsen verbindet. Bei einer näheren Betrachtung der Welt der Hexenjäger können wir viele interessante Phänomene beobachten, die uns sofort an die primitive Welt der Kopfjäger denken lassen. Die Massenmörder in den Hexenverfolgungen, die im Namen der Kirche in Europa viele Hunderttausende[10] Menschen töteten, sind mehr oder weniger Abbilder der deutschen Dominikaner Jakob Sprenger und Heinrich Institoris,[11] die in ihrer Eigenschaft als päpstliche Inquisitoren ein pseudotheologisches Werk schrieben, das unter dem Titel: Hexenhammer (Malleus Maleficarum)[12] im Jahre 1486 in Köln erschien. Dieses »schauerlichste Buch der Weltliteratur«[13] unterscheidet sich von anderen Werken, die die Verfolgung von »Ketzern« rechtfertigen sollten, dadurch, daß es einseitig und ausschließlich die Verfolgung und Vernichtung des ganzen weiblichen Geschlechts proklamierte. »Gering ist alle Bosheit gegen die Bosheit des Weibes«[14] heißt es unter anderen Beschimpfungen, welche nachweisen sollen, daß seit der Schöpfung das Übel an den Frauen hafte und daß sie deshalb besonders zur Hexerei und Zauberei neigen.
Wie die Kopfjäger sind die Hexenjäger Sprenger und Institoris Vertreter einer Männerwelt, deren ablehnende Haltung Frauen gegenüber so stark ausgeprägt ist, daß sie in reinen Männergruppen leben, deren Bräuche sehr grausam sein können. Ferner sind die sadomasochistischen Tendenzen der Hexenjäger genauso offensichtlich wie die der Kopfjäger, während in beiden Fällen auch ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität vorliegt, das in klarem Zusammenhang steht mit den aggressiven Handlungen dieser Männergruppen. Da aber bei den Primitiven Sexualität als natürlich und gut gilt, werden Frauen nur aus Angst vor den Folgen der Sexualität als gefährlich betrachtet daher genügt es, wenn man die Frauen von der Männerwelt isoliert. Die Hexenjäger dagegen setzen als Vertreter einer Theologie, welche die Sexualität verteufelt, die Frauen mit der Sexualität gleich, und sie versuchen deshalb, das weibliche Geschlecht zu vernichten in der Hoffnung, daß dadurch die »böse,« Sexualität zugunsten einer von Männern beherrschten »christlichen« Welt verschwinden wird.
Die Verteufelung der Sexualität und der Frau hat sich aber gerächt, indem sie dazu beitrug, daß die Kirchen bis heute in einer genitalozentrischen Theologie buchstäblich ersticken, ohne sich von dieser Theologie befreien zu können. Ganz deutlich offenbarte sich diese genitalozentrische Theologie während des Sturmes des Hexenwahns, der unter anderem gezeigt hat, daß die Verteufelung der Frau keineswegs die Entsexualisierung ihrer Verfolger nach sich zieht. Die Hexenjäger haben wie später viele andere Zölibateure ihre sexuellen Bedürfnisse dadurch befriedigt, daß sie sich systematisch mit den Genitalien ihrer Mitmenschen und denen des Teufels befaßten. So zwangen die Hexenjäger ihre Opfer, Geständnisse abzulegen, welche eine Mischung aus sadistischer Grausamkeit und sexueller Erregung erzeugen konnten. Fast alle Frauen mußten ihren Geschlechtsakt mit dem Teufel schildern, wobei ihre Peiniger Wert legten auf eine detaillierte Beschreibung der Geschlechtsorgane des Teufels. Diese wurden als übermäßig große beschrieben. Einmal hieß es »mit Fischschuppen bedeckt«, ein andermal »zur Hälfte aus Fleisch, zur anderen Hälfte aus Eisen«, dann wieder »aus flüssigem Feuer« usw.[15] Paul Englisch hat im übrigens recht wenn er in seiner »Geschichte der erotischen Literatur« schreibt; daß das eingehende Ausmalen geschlechtlicher Vorgänge überhaupt als allgemeines Charakteristikum spätmittelalterlicher Predigt nicht wegzuleugnen ist«[16]
Während die Verteufelung der Frau ein »ökumenisches« Phänomen ist, das alle Kirchen belastet, bleiben die Hexenverfolgungen ein Privileg der Kirchen des Westens, denn die Ostkirchen haben diesen Auswuchs der westlichen Zivilisation nicht gekannt. Bezeichnend bleibt dabei, daß die beiden Inquisitoren Institoris und Sprenger ihre Jagd auf die Frauen nur deshalb so perfektionieren konnten, weil es einen Papst gegeben hat, der ihre Arbeit erleichterte. Papst Innocenz VIII. erließ im Jahre 1484 die berühmte Enzyklika »Summis desiderantes«[17]die man mit Recht als »Hexenbulle« bezeichnet, da sie sich nachdrücklich für die »geliebten Söhne« des Papstes, Institoris und Sprenger bzw. für ihr Werk einsetzte. Durch die Hilfe des Papstes Innocenz VIII. für die Massenmörder Institoris und Sprenger bestätigte er kraft seines Amtes, daß die Verteufelung der Sexualität und der Frau der Religion und ganz besonders dem Christentum nur schaden können. Sie entfernen Theologie und Kirche von Christus und verbannen sie in eine Männerwelt, die unfähig ist, jene »neue Kreatur«[18] zu verwirklichen, die das Leben, die Lehre und das Opfer Christi bezwecken.
III
Auch dann, wenn Theologie und Kirche die Frau nicht verteufeln, sondern sie als Heilige verehren, stoßen wir auf eine Abwertung des geschlechtlichen Lebens, die stets eng verknüpft ist mit der Minderbewertung der Frau. Dies zeigt am besten der Marienkult, der die Sexualität und das weibliche Geschlecht in doppelter Hinsicht negiert, einmal durch die Hervorhebung der Jungfräulichkeit auf Kosten des geschlechtlichen Lebens und zum anderen durch die einseitige Orientierung des Frauenideals an der Mutterschaft. Folglich kann man sagen, daß sich Theologie und Kirche stets zwischen zwei Auffassungen von der Frau bewegen. Entweder wird die Frau als Inbegriff der Sünde verteufelt und verfolgt, oder ihre Existenz wird in der Männerwelt nur deshalb geduldet, weil das weibliche Geschlecht geeignet ist, dem Mann und dem Volk Kinder zu gebären.
In der gesellschaftlichen Praxis bedeuten diese Auffassungen, daß es in dem an der Lehre der Kirchen orientierten sogenannten christlichen Abendland entweder Mütter oder Dirnen gibt. Mutter und Dirne haben allerdings eines gemeinsam, sie gelten als Mittel zum Zweck, sie existieren um des Mannes willen. Die Frau als freies, selbständiges Wesen, das über sich selbst verfügen kann und vor allem seine sexuellen Bedürfnisse auf Grund des Lust-Unlust-Prinzips befriedigen kann, hat im Rahmen der christlichen Theologie keinen Platz. Wie reine Ironie klingen unter diesen Umständen die Ausführungen von Papst Pius XI. gegen eine »falsche Freiheit« und »unnatürliche Gleichstellung« der Frau mit dem Mann. »Diese falsche Freiheit und unnatürliche Gleichstellung mit dem Manne - schreibt der Papst - wird sich zum eigenen Verderben der Frau auswirken, denn wenn sie einmal von der Höhe und dem Throne herabsteigt, zu dem sie innerhalb der Familie durch das Evangelium erhoben wurde, wird sie bald (vielleicht weniger dem äußeren Schein nach, wohl aber in Wirklichkeit) in die frühere Sklavenstellung zurückgedrängt und wie im Heidentum zu einem bloßen Werkzeug des Mannes werden.[19] Die Realität dagegen beschreiben jene Frauen, die an den Briefkastenfirmen des Zweiten Deutschen Fernsehens schrieben, daß die Priester noch heute Angst vor den Frauen haben oder sie verachten und daß die Frauenfrage »die Negerfrage der Kirche« sei.[20] Tatsache ist auch, daß noch heute in Tagesheimen bei Offenbach beim Tod eines Mannes die große und beim Tod einer Frau nur die kleine Glocke läutet.[21]
»Ihr Weiber, seid den Männern untertan!«
Johannes Chrysostomos
»Ihr Weiber, seid den Männern untertan, wie es sich ziemt im Herrn!« »Ihr Männer, liebet eure Frauen, und seid nicht bitter gegen sie! Warum erteilt Paulus nicht überall und in allen Briefen diese Vorschriften, sondern nur hier und im Briefe an die Ephesier, an Timotheus und an Titus? Vermutlich, weil in diesen Städten Zwistigkeiten herrschten; oder weil es vermutlich in ihnen sonst mit allem gut bestellt war, so daß sie nur über diese Dinge ermahnt werden mußten. Indes, was er zu ihnen sagt, das gilt für alle. Es hat aber unser Brief auch hinsichtlich der Vorschriften selbst große Ähnlichkeit mit dem an die Ephesier. Entweder weil er an sonst friedfertige Leute, welche über erhabene Glaubenswahrheiten, die ihnen noch abgingen, belehrt werden mußten, über diesen Punkt nicht zu schreiben brauchte; oder weil es für Leute, die in den Prüfungen Trost gefunden hatten, überflüssig gewesen wäre, hierüber etwas zu hören. Daher vermute ich, daß hier die Gemeinde bereits befestigt war und dies zum Schlusse gesagt werde: »Ihr Weiber, seid den Männern untertan, wie es sich ziemt im Herrn«; statt zu sagen: seid ihnen untertan um Gottes willen. Denn dies, so meint er, ist Frauen-, nicht Männerschmuck. Ich rede ja nicht von der sklavischen noch von der rein natürlichen Unterordnung, sondern von jener um Gottes willen.
»Ihr Männer, liebet eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!« Denn auch die Liebe kann bitter sein. Was er also sagen will, ist dies: Hadert nicht! Denn nichts ist bitterer als solcher Hader, wenn er zwischen Mann und Weib ausbricht. Wenn derartige Zänkereien gegen geliebte Personen gerichtet sind, so fallen sie bitter aus. Auch gibt er zu verstehen, daß es zufolge großer Bitterkeit geschieht, wenn jemand, wie er sich ausdrückt, mit einem Gliede seines eigenen Leibes sich entzweit. Die Liebe also ist Sache der Männer, die Nachgiebigkeit Sache der Frauen. Wenn nun jeder Teil das Seinige beiträgt, so gewinnt das Ganze festen Bestand. Erfährt die Frau Liebe, so wird sie anhänglich findet der Mann Fügsamkeit, so wird er milde. Beachte ferner, wie die Liebe des Mannes und der Gehorsam der Frau schon in der Natur begründet ist! Wenn nämlich der Regierende das Regierte liebt, dann ist das Ganze fest gefügt. Nicht so sehr von Seite der Regierten wird Liebe gefordert, als von Seite des Regieren-den zu dein Regierten; denn des letzteren Sache ist der Gehorsam. Schon der Umstand, daß dem Weibe der Liebreiz, dem Manne die Begierde darnach eignet, weist ja auf nichts anderes hin, als daß diese Einrichtung um der Liebe willen so getroffen wurde. Mißbrauche daher deine Herrschaft nicht, weil das Weib dir untertan ist; und du blähe dich nicht auf, weil der Mann dich liebt! Es soll weder die Liebe des Mannes die Frau zur Selbstüberhebung verleiten, noch die Unterwürfigkeit der Frau den Mann übermütig machen! Deswegen hat Gott sie dir untertänig gemacht, damit sie um so mehr geliebt werde; deswegen hat er dich mit Liebe bedacht, 0 Weib, damit du die Untertänigkeit leichter ertragest. Unterwirf dich ohne Furcht Denn Unterwürfigkeit gegen den, der uns liebt, ist mit keinen Schwierigkeiten verbunden. Erweise ohne Furcht deinem Weibe alle Liebe! Denn sie lohnt es dir durch Nachgiebigkeit. Auf andere Weise würde also das fest umschlingende Band fehlen. Du hast die »Herrschaft, die von Natur aus dir notwendig zukommt; habe auch das Band, das aus der Liebe entsteht! Denn Gott ließ es zu, daß das Weib als der schwächere Teil leichter ertragen werden kann...
...Du willst schön und geschmückt erscheinen? Laß dir's genügen, wie der Schöpfer dich gebildet hat! Warum fügst du goldenen Zierrat hinzu, als wolltest du das Gebilde Gottes verbessern? Du möchtest gerne schön geschmückt erscheinen? Zieh an die Barmherzigkeit, zieh an die Menschenfreundlichkeit, zieh an die Sittsamkeit, die Bescheidenheit! Das alles ist wertvoller als Gold. Diese Tugenden statten selbst eine reizende Frau mit noch größerem Reize aus; diese Tugenden verleihen auch einer nicht anmutigen anmutsvolle Schönheit. Sieht man nämlich das Antlitz von Wohlwollen verklärt, so fällt man sein Urteil nach der Liebenswürdigkeit; eine böse Frau dagegen kann man nicht schön nennen, selbst wenn sie äußerlich schön sein sollte. Denn sobald das bessere Gefühl beleidigt wird, so fällt es kein günstiges Urteil. Geschmückt war dereinst die Ägypterin; geschmückt war auch Joseph. Wer von beiden war nun schöner? Ich spreche nicht von der Zeit, wo sie im Palaste, er im Kerker war. Er war nackt, hatte aber das Gewand der Keuschheit an; sie steckte zwar in ihren Kleidern, war aber häßlicher als eine Nackte, weil ihr die Sittsamkeit fehlte. Wenn du, o Weib, dich auffällig herausputzest, dann bist du häßlicher als eine Nackte; du entkleidest dich eben des sittlichen Anstandes. Auch Eva war nackt; aber als sie sich bekleidete, da war sie häßlicher. Denn während sie nackt war, war sie geschmückt mit der Herrlichkeit Gottes; als sie aber das Kleid der Sünde angezogen hatte, da war sie häßlich. Auch du erscheinst dann häßlicher, wenn du das Kleid der Putzsucht anziehst. Daß nämlich der kostspielige Anzug nicht hinreicht, eine Frauensperson schön erscheinen zu lassen, sondern daß sie (selbst) in einem solchen weit unanständiger sein kann als eine Nackte - sag mir denn: Wenn du einmal das Kostüm eines Flötenbläsers oder eines Tanzmusikanten anziehen würdest, wäre das nicht eine Verletzung des Anstandes? Und doch sind diese Kleider mit Gold verziert; aber gerade in der Goldverschwendung liegt das Unschickliche derselben. Denn eine so prunkvolle Tracht paßt wohl für die Akteure der Bühne, für die Tragöden, für die Lustspieler, für die Mimen, für die Tänzer, für die Tierkämpfer; einer Christin aber ist von Gott ein anderer Anzug gegeben, der eingeborene Sohn Gottes selbst. »Denn ihr alle«, spricht der Apostel, »die ihr in Christus getauft seid, habt Christus angezogen Sage mir, wenn man dir königliche Kleider gäbe und du das Gewand des Landstreichers darüber anzögest, würdest du da nicht (ganz), abgesehen von dem Verstoße gegen die Schicklichkeit, geradezu strafwürdig handeln? Den Herrn des Himmels und der Engel hast du angezogen, und du treibst dich immer noch auf der Erde herum? - Ich habe (bisher) so viel gesagt, daß die Putzsucht an sich schon vom Übel ist, selbst wenn sie weiter keine schlimmen Folgen hätte, sondern ohne Gefahr befriedigt werden könnte; denn sie führt zu Eitelkeit und Hoffart. Nun aber entstehen noch andere Übel in Menge aus der Putzsucht: falscher Verdacht, sinnlose Verschwendung, Lästerungen, Veranlassungen zu unerlaubter Gewinnsucht. Denn warum, sage mir, putzest du dich so heraus? Um dem Manne zu gefallen? Nun, so tue es zu Hause! Hier aber geschieht gerade das Gegenteil. Wenn du nämlich dem eigenen Manne gefallen willst, so vermeide es, den fremden zu gefallen! Wenn du aber den fremden Männern zu gefallen trachtest, so wirst du dem eigenen nicht gefallen können. Daher solltest du allen Schmuck ablegen, wenn du ausgehst, wenn du dich in die Kirche begibst. Übrigens suche deinem Manne nicht durch solche Dinge zu gefallen, durch welche auch die feilen Dirnen zu gefallen streben, sondern vielmehr durch das, wodurch edle Frauen gefallen. Denn wodurch, sage mir, unterscheidet sich die Frau von der Dirne? Dadurch, daß die eine einzig darauf bedacht ist, durch körperliche Reize den Liebhaber an sich zu fesseln, jene dagegen auch dem Hauswesen vorsteht und in Gemeinschaft mit dem Manne die Kinder und alles übrige betreut. - Du hast ein Töchterlein?
Gib wohl acht, daß es nicht Schaden nehme! Denn Kinder pflegen ihren Charakter nach der erhaltenen Erziehung zu bilden und in ihren Sitten das Beispiel der Mutter nachzuahmen. Sei für deine Tochter ein Muster der Sittsamkeit! Schmücke dich mit dem Schmucke der Seele und sieh Zu, daß du den Schmuck des Leibes verachtest! Denn in Wirklichkeit ist nur jenes Schmuck, dieses hingegen Unanständigkeit. Ich Will euch euren Frauen zur Erziehung und Besserung übergeben. Nach der Weisung des hl. Paulus solltet zwar ihr die Lehrer sein; nachdem aber die rechte Ordnung durch die Sünde verkehrt worden ist, der Leib oben, das Haupt unten sich befindet, so wollen auch wir diesen Weg einschlagen. Wenn du dich aber schämst, von deiner Frau belehrt zu werden, dann meide zuerst die Sünde, und du kannst alsbald wieder den Thron einnehmen, den Gott dir zugewiesen hat. Solange du aber in deiner Sünde verharrst, solange weist dich die Hl. Schrift nicht bloß an deine Frau, sondern selbst an unansehnliche unvernünftige Tiere; denn sie scheut sich nicht, den vernunftbegabten Menschen zur Ameise in die Schule zu schicken. Das ist aber kein Vorwurf gegen die Hl. Schrift, sondern gegen diejenigen, die auf solche Weise den Adel ihrer Geburt selbst preisgegeben haben. So will also auch ich es machen und dich vorderhand deiner Frau übergeben. Solltest du sie aber zurückweisen, so schicke ich dich zu den unvernünftigen Tieren in die Lehre, und will dir zeigen, wie viele Vögel, wie viele Fische, wie viele vierfüßige und kriechende Tiere anständiger und enthaltsamer leben, als du. Wenn aber der Vergleich dich schamrot macht, so kehr zu deinem früheren Adel zurück, fliehe das Meer der Hölle und den Strom des Feuers, fliehe das Schwimmbad im Theater. Denn dieses Wasser führt dich zu jenem Meer und zündet jenen Flammenabgrund für dich an. Wenn »derjenige, welcher ein Weib aus Begierlichkeit ansieht, die Ehe schon gebrochen hat«, wie soll dann der, der gezwungen ist, ein entblößtes Weib zu sehen, nicht tausendmal eher in die Fesseln der Lust verstrickt werden? Die Sintflut hat zur Zeit Noe's das Menschengeschlecht nicht so schmachvoll zugrunde gerichtet, als wie diese schwimmenden Weiber alle ihre Zu-schauer (im Sumpfe der Lust) ersticken. jener Regen, wenn er auch den leiblichen Tod brachte, hat wenigstens die Schlechtigkeit der Seelen abgewaschen; hier geschieht das Gegenteil, die Leiber bleiben, die Seelen aber gehen zugrunde. Wenn es sich um die Frage des Vorranges handelt, dann wollet ihr vor der ganzen Welt den Vortritt haben, weil diese unsere Stadt (Antiochin) die erste war, in der die Gläubigen den Namen »Christen« erhielten. Beim Wettstreit um die Keuschheit, dagegen schämt ihr euch nicht, hinter den unzivilisiertesten Städten zurück zu stehen! Ja, fragt ihr, was willst du dann, daß wir jetzt tun sollen? Sollen wir etwa die Berge aufsuchen und Mönche werden? Aber gerade das schmerzt mich, daß ihr glaubet, Anstand und Ehrbarkeit schicke sich nur für sie; und doch hat Christus seine Gesetze gleichmäßig für alle gegeben. Wenn er sagt: »Wer ein Weib um der Begierde willen ansieht«, so gilt das nicht nur für den Mönch, sondern auch für den, der eine Frau hat; denn jener Berg (der Ort der Bergpredigt) war damals voll von verheirateten Leuten. Blicke darum auf jenes Schauspiel und hasse dieses, das vom Teufel kommt, und verkenne nicht den Ernst dieses Schriftwortes. ich verbiete niemand zu heiraten, und hindere keinen am Genuß der Ehe; aber ich will, daß es in Ehrbarkeit geschehe, nicht in jener schamlosen Weise, die Vorwürfe und tausendfachen Tadel verdient. Niemandem gebiete ich, die Berge und die Einöden aufzusuchen, aber man soll rechtschaffen, anständig und ehrbar sein, auch wenn matt mitten in der Stadt wohnt. Denn alles, was Gebot ist, gilt uns so gut wie den Mönchen, ausgenommen die Ehe; oder vielmehr gebietet der hl. Paulus auch in diesem Punkte, allweg jenen (Mönchen) gleich zu werden.
Denn er sagt: »Es vergeht die Gestalt dieser Welt, auf daß auch diejenigen, die Frauen haben, doch so leben als hätten sie keine.« Er will damit sagen: Ich befehle euch nicht, die Höhen der Berge aufzusuchen; allerdings sähe ich es gerne, denn die Städte ahmen die Laster von Sodom nach; aber dennoch zwinge ich keinen dazu. Behalte ruhig dein Haus, deine Kinder, deine Frau; aber mißhandle deine Frau nicht, beschimpfe nicht deine Kinder und trage den Schmutz der Theater nicht in deine Familie. Oder hörst du nicht, was Paulus sagt. »Der Mann hat nicht die Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau«; und für beide hat er gemeinsame Gesetze gegeben. Und du? Wenn deine Frau fleißig in die Kirche geht, machst du ihr schwere Vorwürfe; wenn du selbst aber ganze Tage lang in den Theatern herumlungerst, glaubst du keinen Tadel verdient zu haben. Über die Ehrbarkeit deiner Frau wachst du mit solcher Strenge, daß du sogar das rechte Maß überschreitest, und ihr nicht einmal die notwendigen Ausgänge erlauben willst; dir selber dagegen, meinst du, sei alles erlaubt. Das gesteht dir Paulus nicht zu; er gibt auch der Frau die gleichen Rechte, denn er sagt: »Der Mann soll seiner Frau die schuldige Ehre erweisen.« Was ist also das für eine Ehre, wenn du deine Frau gerade in den wichtigsten Dingen entehrst, und den Leib, der ihr gehört, den Huren überlässest? Denn dein Leib ist ihr Eigentum. (Was ist das für eine Ehre,) wenn du Zwietracht und Unfrieden ins Haus bringst? Wenn du in der Öffentlichkeit Dinge tust, daß bei deren Erzählung zu Hause deine Frau schamrot wird, deine Tochter in Verlegenheit kommt, und du selber dich mehr schändest als sie! Denn sie müssen entweder schweigen, oder sich durch Anhören von Dingen entehren lassen, für die man das Gesinde billigerweise mit Ruten züchtigen würde. Welche Entschuldigung hast du also, wenn du gierig das zu sehen trachtest, was man anständigerweise nicht einmal nennen kann? wenn du allem anderen das vorziehst, was man nicht einmal erzählen darf?...
...Hast du eine Frau, die auf Schönheit hält, die nur den Schminktöpfen nachgeht und Vergnügungen sucht, die geschwätzig und dumm ist? Allerdings werden diese Fehler zu gleicher Zeit kaum in einer Frau sich vereinigt finden; nehmen wir aber einmal an, es gebe wirklich eine solche Frau. - Aber warum beschreibst du denn, heißt es, gerade eine Frau und nicht einen Mann? Es gibt ja auch Männer, die noch schlimmer sind als solch eine Frau! ja; aber die Männer sind dazu berufen, über der Frau zu stehen; deshalb wollen wir vorläufig einmal eine Frau beschreiben; damit ist aber nicht gesagt, daß sie immer der schlechtere Teil sei. Man kann ja auch bei den Männern viele Vergehungen finden, von denen die Frauen frei sind. So z. B. Mord, Grabschändung, Auftreten als Tierkämpfer und vieles andere dergleichen. Glaube also nicht, ich tue dies, um das weibliche Geschlecht herunterzusetzen; nein, durchaus nicht; nur weil es gerade besser paßt, entwerfe ich diese Schilderung. Setzen wir also voraus, es sei da eine solche Frau und der Mann bemühe sich auf alle erdenkliche Weise, sie zu bessern. Wie wird er dies zustande bringen? Nicht dadurch, daß er alles auf einmal von ihr verlangt, sondern zuerst das leichtere, an dem sie weniger hängt. Willst du sie dagegen zwingen, gleich von Anfang an sich in allen Stücken zu bessern, so wirst du nichts erreichen. Nimm ihr also nicht gleich ihren Goldschmuck weg, sondern erlaube, daß sie ihn vorläufig noch behalte und anlege; ich halte das nämlich für weniger schlimm als Puder und Schminke, Nimm ihr also zuerst das weg; aber auch dies nicht durch Furcht und Drohung, sondern durch gütiges Zureden, indem du diesen Fehler an anderen tadelst und dazu auch deine eigene Meinung, und Ansicht kundgibst. Sage zu ihr recht oft: Dein Gesicht gefällt mir nicht, wenn du es mit solchen Schönheitsmitteln beschmierst; ja ich finde es dann sogar sehr unschön; und suche sie so auf jede Weise davon zu überzeugen, daß dir dies wirklich sehr unangenehm ist. Und nachdem du deine persönliche Ansicht in die Waagschale geworfen, dann bringe auch die Meinung anderer vor und sage: Dergleichen Dinge pflegen sogar die schönen Frauen zu verunstalten, um ihr auf diese Weise ihre Untugend abzugewöhnen. Auch rede niemals von der Hölle oder vom Himmel; das wären verlorene Worte; mache ihr vielmehr begreiflich, daß sie dir mehr Freude bereitet, wenn sie das Werk Gottes so zeigt, wie es von Natur ist, während eine, die ihr Gesicht einreibt, bearbeitet und übertüncht, nicht einmal vom gewöhnlichen Volk, als schön und gefällig gefunden wird. Zuerst suche also die Krankheit durch Vernunftgründe und durch das übereinstimmende Urteil vieler zu beseitigen. Hast du sie dann mit solchen Reden mürbe gemacht, dann komm auch mit den anderen Gründen. Und wenn du es einmal gesagt hast, ohne Erfolg zu erzielen, so wiederhole es ein zweites und drittes Mal; ja, werde nicht müde, sie immer wieder mit den gleichen Reden zu bearbeiten; natürlich so, daß es nichts Ärgerliches an sich hat, sondern tue es mit Milde und Liebe. Das eine Mal wende dich von ihr ab, das andere Mal tue ihr schön und sei recht aufmerksam gegen sie.
Oder weißt du nicht, wie oft die Künstler, die ein schönes Gesicht malen sollen, bald etwas auswischen, bald etwas dazu malen? So mache es doch nicht minder, als sie. Wenn die Maler, um einen Leib im Bilde darzustellen, sich viel Mühe geben, um wie viel mehr sollten wir keine Anstrengungen scheuen, wenn es gilt, eine Seele zu formen? Wenn du das Antlitz dieser Seele recht schön gestaltest, so hast du nicht nötig, das leibliche Gesicht ungestaltet zu sehen, die Lippen rotgefärbt, den Mund gleichsam von Blut gerötet, wie den eines Bären, die Brauen wie vom Ruße eines Küchentopfes, die Wangen getüncht wie die Wände einer Grabkammer. Das alles ist ja nur Ruß, Asche und Staub, und ein Beweis außergewöhnlicher Hässlichkeit.
Da weiß ich nun aber wirklich nicht, wie ich unvermerkt auf solche Dinge zu sprechen kam, und während ich andere ermahne, sie sollten ihre Angehörigen mit Sanftmut belehren, mich selbst in Zorn hineingeredet habe. Kehren wir also um und kleiden wir unsere Ermahnung in mildere Form; ertragen wir alle die weiblichen Schwächen um die Besserung zu erreichen, die wir wünschen. Oder siehst du nicht, wie wir das Geschrei der Kinder ertragen, die man der Mutterbrust entwöhnen will; wie wir alles mit Geduld hinnehmen, nur um sie dazu zu bringen, die frühere Nahrung nicht mehr zu verlangen? So wollen wir es auch in unserem Falle machen. Ertragen wir alles andere, um nur diesen einen Punkt zu bessern. Wenn einmal das erreicht ist, dann wirst du auch noch das andere sich bessern sehen; dann kannst du dich auch an die Goldgeschmeide wagen und auf die gleiche Weise auch von ihnen reden. So wirst du langsam dem Bilde deiner Frau die richtige Form geben.
»Das männliche Geschlecht steht höher als das weibliche«
Thomas von Aquin
Der Philosoph sagt: »Das Weib ist ein verfehlter Mann.« Bei der Urbegründung der Dinge durfte es aber nichts Verfehltes und Mangelhaftes geben. Also durfte das Weib bei der Urbegründung der Dinge nicht hervorgebracht werden.
Unterwerfung und Herabsetzung sind Folgen der Sünde; denn zum Weibe wurde nach der Sünde gesagt Gn 3, 16: »Du wirst unter der Gewalt des Mannes sein.« Und Gregorius sagt: »Wo wir nicht sündigen, sind wir alle gleich.« Das Weib steht aber von Natur aus dem Manne an Kraft und Würde nach; denn Augustinus sagt, es sei immer ehrenvoller, tätig zu sein als zu leiden. Also durfte das Weib bei der ersten Hervorbringung der Dinge vor der Sünde nicht hervorgebracht werden.
Anlässe zur Sünde müssen unterbunden werden. Gott wußte aber vorher, daß das Weib dem Manne Anlaß zur Sünde werden würde. Also durfte Er das Weib nicht hervorbringen.
Andererseits heißt es Gn 18: »Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; lasset Uns ihm eine Gehilfin machen die ihm gleich ist.«
Antwort: Es war notwendig, daß das Weib ins Dasein trat, wie die Schrift sagt, als die Gehilfin des Mannes; zwar nicht als Gehilfin zu einem (andern) Werke (als dem) der Zeugung, wie einige behaupten, da ja der Mann zu jedem sonstigen Werke eine bessere Hilfe im andern Manne findet als im Weibe, sondern (es war notwendig) als Gehilfin beim Werke der Zeugung. Das sieht man klarer, wenn man die Zeugungsweise bei den Lebewesen betrachtet.
Es gibt nämlich gewisse Lebewesen, die in sich selbst keine wirkende Zeugungskraft besitzen, sondern von einem Wirkenden anderer Art gezeugt werden, wie die Pflanzen und Sinnenwesen, die ohne Samen aus einem entsprechenden Stoff durch die tätige Kraft der Himmelskörper gezeugt werden. Gewisse Lebewesen haben die wirkende und empfangende Zeugungskraft verbunden, wie es bei den Pflanzen, die aus dem Samen entstehen, zutrifft. Denn die Pflanzen haben keine vornehmere Lebensbetätigung als das Zeugen. Darum ist es angemessen, daß in ihnen wirkende und empfangende Zeugungskraft zu jeder Zeit miteinander verbunden sind. Bei den vollkommenen Sinnenwesen kommt die wirkende Zeugungskraft dem männlichen, die empfangende dem weiblichen Geschlechte zu. Weil die Sinnenwesen nun eine vornehmere Lebensbetätigung haben als das Zeugen, der ihr Leben vornehmlich zugeordnet ist, darum ist in diesen vollkommenen Sinnenwesen das männliche Geschlecht nicht immer mit dem weiblichen verbunden, sondern nur zur Zeit der geschlechtlichen Vereinigung, damit uns bildhaft verständlich werde, daß in der geschlechtlichen Vereinigung aus Männchen und Weibchen eine derartige Einheit entstehe, wie bei den Pflanzen männlicher und weiblicher Grund stets verbunden sind, wenn auch in einigen die eine, in anderen die andere Kraft überwiegt. Der Mensch ist aber einer noch vornehmeren Lebensbetätigung zugeordnet, nämlich dem geistigen Erkennen. Darum mußte beim Menschen aus einem noch triftigeren Grunde eine Unterschiedenheit der beiden Kräfte statthaben, derart, daß Mann und Weib getrennt hervorgebracht würden und doch zum Zeugungsakt sich im Fleische vereinigten. Darum heißt es unmittelbar nach der Bildung des Weibes Gn 2, 24: »Sie werden zwei in einem Fleische sein.«
Hinsichtlich der Einzelnatur ist das Weib etwas Mangelhaftes und eine Zufallserscheinung; denn die im männlichen Samen sich vorfindende wirkende Kraft zielt darauf ab, ein dem männlichen Geschlechte nach ihr vollkommen Ähnliches hervorzubringen. Die Zeugung des Weibes aber geschieht auf Grund einer Schwäche der wirkenden Kraft wegen schlechter Verfassung des Stoffes oder auch wegen einer von außen bewirkten Veränderung z.B. den feuchten Südwinden (Aristoteles). Aber mit Bezug auf die Gesamtnatur ist das Weib keine Zufallserscheinung, sondern nach der Absicht der Natur, deren Zeugungsakt zugeordnet. Die Absicht der Gesamtnatur ist aber von Gott abhängig, dem Allurheber der Natur, und darum hat Er bei der Begründung der Natur nicht nur den männlichen, sondern auch den weiblichen Zeugungsgrund hervorgebracht.
Es gibt eine doppelte Unterwerfung: eine sklavische, der gemäß der Vorgesetzte den Untergebenen zu seinem eigenen (des Vorgesetzten) Vorteil ausnützt; eine derartige Unterwerfung ist nach der Sünde eingetreten. Eine andere Unterwerfung ist die häusliche oder bürgerliche, der gemäß der Vorgesetzte den Untergebenen zu deren Vorteil und Wohl in Dienst stellt; eine solche Unterwerfung hätte auch vor der Sünde bestanden. Es würde nämlich das Gut der Ordnung in der Menge der Menschen gefehlt haben, wenn sich einige nicht durch andere, weisere Menschen hätten leiten lassen. Gemäß diesem Unterordnungsverhältnis ist das Weib dem Manne von Natur aus unterworfen; denn im Manne überwiegt von Natur aus die Unterscheidungskraft des Verstandes. - Auch schließt der Unschuldsstand eine Ungleichheit der Menschen nicht aus...
Wenn Gott alles, woraus der Mensch Anlaß nahm zum Sündigen, der Welt entzogen hätte, so wäre das Universum unvollkommen geblieben. Auch durfte das Gemeingut nicht aufgehoben werden, um das Einzelübel zu meiden; dies vor allem darum, weil Gott mächtig genug ist, daß Er das Übel auf das Gute hin ordnen kann. Die Geschlechtlichkeit ist dem Menschen mit den andern Sinnenwesen gemeinsam. Bei den andern Sinnenwesen sind die Weibchen aber nicht aus den Männchen gebildet. Also durfte das auch beim (ersten) Menschen nicht statthaben.
Dinge gleicher Art sind vom gleichen Stoff. Mann und Weib sind aber gleicher Art, Da nun der Mann aus dem Lehm der Erde gebildet wurde, mußte auch das Weib aus ihm gebildet werden und nicht aus dem Manne.
Das Weib wurde geschaffen als Gehilfin des Mannes bei der Zeugung. Eine zu enge Verwandtschaft macht aber eine Person hierzu ungeeignet. Darum ist verwandten Personen die Eheschließung nicht gestattet, wie aus Lv 18 hervorgeht. Also durfte das Weib seinen Ursprung nicht aus dem Manne herleiten.
Andererseits heißt es Sir 17,5: »Er schuf aus ihm«, nämlich dem Manne, »eine ihm ähnliche Gehilfin«, nämlich das Weib. *Antwort: Es war sinnvoll, daß das Weib in der Urbegründung der Dinge aus dem Manne gebildet wurde, mehr als bei den andern Sinnenwesen.
Und zwar erstens, damit so dem ersten Menschen eine gewisse Würde vorbehalten bliebe, damit auch er gemäß der Ähnlichkeit mit Gott Ursprung seiner ganzen Art sei, wie Gott der Ursprung des Weltalls ist. Darum sagt auch Paulus Apg. 17,26: »Gott machte aus einem das ganze Menschengeschlecht.«
Zweitens: Damit der Mann das Weib inniger liebe, und ihm in unverbrüchlicher Treue anhänge, wenn er erkenne, daß es aus ihm selbst gebildet sei. Darum heißt es Gn 2, 23 »Vom Manne ist sie genommen. Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und hängt seinem Weibe an.« Und dies war in besonderem Maße notwendig in der Art Mensch, in der Mann und Weib das ganze Leben hindurch zusammenbleiben, was bei den anderen Lebewesen nicht der Fall ist.
Drittens, weil, wie der Philosoph sagt, Mann und Weib sich unter Menschen nicht nur wegen der Notwendigkeit der Zeugung vereinigen, wie bei den anderen Sinnenwesen, sondern auch wegen des häuslichen Lebens, in dein bestimmte Werke dem Manne und bestimmte andere dem Weibe zukommen, wobei der Mann das Haupt des Weibes ist. Darum wurde das Weib aus dem Manne als ihrem Ursprung gebildet.
Der vierte Grund ist ein sinnbildlicher. Es wird nämlich dadurch versinnbildet, daß die Kirche ihren Ursprung aus Christus herleitet. Darum sagt der Apostel Eph. 5,32: »Dies Geheimnis ist groß, ich sage aber in Christus und der Kirche.«
Der Stoff ist das, woraus etwas wird. Die geschaffene Natur hat aber einen ganz bestimmten Ursprung, und da sie auf eines hin festgelegt ist, eignet ihr auch ein bestimmtes Hervorgehen; darum bringt sie aus einem bestimmten Stoffe etwas in seiner Art Bestimmtes hervor. Die göttliche Kraft vermag also, weil sie unendlich ist, Artgleiches aus jedwedem Stoffe hervorzubringen, z. B. den Mann aus dem Lehm der Erde, das Weib aus dem Manne.
Die natürliche Zeugung begründet Verwandtschaft, welche ein Ehehindernis darstellt. Das Weib wurde aber nicht durch natürliche Zeugung aus dem Manne hervorgebracht, sondern ausschließlich vermöge göttlicher Kraft. Deshalb heißt Eva nicht Tochter Adams...
Die Rippe des Mannes war viel kleiner als der Leib des Weibes. Aus Kleinerem kann aber Größeres nicht entstehen, es sei denn, entweder durch Hinzufügung: hätte jedoch eine solche stattgefunden, so würde man eher sagen, das Weib sei aus jenem Hinzugefügten gebildet worden als aus der Rippe; oder durch Auflockerung; denn Augustinus sagt: »Ein Körper kann nur wachsen, wenn er lockerer wird.« Der Leib des Weibes erweist sich aber nicht weniger dicht als der des Mannes, jedenfalls nicht im Verhältnis der Rippe zum Körper der Eva. Also wurde Eva nicht aus der Rippe Adams gebildet.
In den ersterschaffenen Werken gab es nichts überflüssiges. Die Rippe Adams gehörte also zur Vollkommenheit seines Leibes. Nach ihrer Entfernung blieb sein Körper also unvollkommen, was unangemessen erscheint.
Eine Rippe kann nur unter Schmerzen aus dem Leibe entfernt werden. Vor der Sünde gab es aber keinen Schmerz Also durfte die Rippe aus dem Manne nicht entfernt werden, um aus ihr das Weib zu bilden.
Andererseits heißt es Gn 2,22: »Gott bildete aus der Rippe, die er aus Adam genommen hatte, das Weib.«
Antwort: Die Bildung des Weibes aus der Rippe Adams war sinnvoll. Und zwar erstens, um anzudeuten, daß zwischen Mann und Weib eine Gemeinschaft bestehen muß. Denn weder soll das Weib den Mann beherrschen (I. Tim 2,12), und darum wurde es nicht aus dem Haupte gebildet; noch darf der Mann das Weib als ein ihm sklavisch unterworfenes Wesen verachten, darum wurde es nicht aus den Füßen gebildet.
Zweitens wegen der vorbildlichen Bedeutung, weil aus der Seite des am Kreuze entschlafenen Christus die Sakramente entströmten, nämlich Blut und Wasser (Sinnbilder der Sakramente), aus denen die Kirche gebildet wurde.
Einige sagen, der Leib des Weibes sei durch Vervielfältigung des Stoffes ohne Hinzufügung anderen Stoffes gebildet worden, ähnlich wie der Herr die fünf Brote vermehrte. Das ist aber durchaus unmöglich. Denn eine solche Vernichtung geht vor sich entweder durch eine Wesenswandlung des Stoffes selbst oder durch Umwandlung seiner Ausdehnungen. Sie vollzieht sich aber nicht durch Wesenswandlung des Stoffes selbst; und zwar erstens darum, weil der Stoff, in sich betrachtet, insofern er ein der Anlage nach Seiendes ist und ihm nur das Trägersein zukommt in keiner Weise umwandelbar ist; zweitens weil Vielheit und Größe außerhalb des Wesens des Stoffes liegen. Darum ist eine Vervielfältigung des Stoffes, solange er ohne Hinzufügung derselbe Stoff bleibt, nur dann denkbar, wenn man voraussetzt, daß er größere Ausmessungen annimmt. Darin aber besteht die Auflockerung, daß derselbe Stoff größere Ausmessungen annimmt, wie der Philosoph sagt. Wenn man also sagt, derselbe Stoff vermehre sich ohne Auflockerung, so macht man in sich widersprechende Aussagen, nämlich (man setzt) die Begriffsbestimmung ohne das Bestimmte.
Da nun bei derartige Vermehrungen eine Auflockerung nicht feststellbar ist, muß man annehmen, dass der Stoff hinzugefügt wird entweder durch Schöpfung oder, was wahrscheinlicher ist, durch Verwandlung. Darum sagt Augustinus, Christus habe mit fünf Broten fünftausend Menschen in der Weise gesättigt, wie er aus wenigen Saatkörnern eine reiche Ernte hervorbringe; und dies vollzieht sich durch Verwandlung der Nährstoffe. Man sagt aber, er habe mit fünf Broten die Scharen gespeist, oder er habe das Weib aus der Rippe gebildet, weil zu dem vorliegenden Stoffe der Rippe oder der Brote etwas hinzugefügt wurde.
Jene Rippe gehörte zur Vollkommenheit Adams zwar nicht insofern er ein Einzelwesen war, sondern insofern er der Ursprung der Art war, wie der Same zur Vollkommenheit des Zeugers gehört, der sich in naturhafter Tätigkeit mit Lustempfindungen ablöst. Viel eher also konnte der Leib des Weibes ohne jeglichen Schmerz mit göttlicher Kraft auf der Seite des Mannes gebildet werden. Kein Einzelwesen, das aus einem ihm Artähnlichen hervorgebracht wird, wird unmittelbar von Gott hervorgebracht. Das Weib aber wurde aus dem Manne gebildet, der ein dem Weibe artähnliches Wesen ist. Also wurde es nicht unmittelbar von Gott gemacht. Die Angelegenheiten der Körperwelt werden von Gott durch Vermittlung der Engel verwaltet. Der Leib des Weibes ist aber aus körperlichem Stoffe gebildet. Also wurde er durch den Dienst der Engel und nicht unmittelbar von Gott gebildet. Was in den geschaffenen Dingen ein keimhaftes Vordasein hatte, wird durch die Kraft eines Geschöpfes hervorgebracht und nicht unmittelbar von Gott. Augustinus sagt aber, der Leib des Weibes sei keimhaft in den ersten Schöpfungswerken hervorgebracht worden. Also wurde das Weib nicht unmittelbar von Gott hervorgebracht.
Anderseits sagt Augustinus: »Die Rippe bilden und ausbauen, daß ein Weib entstand, vermochte nur Gott, durch den die gesamte Natur Bestand hat.«
Antwort: Oben wurde gesagt, die natürliche Zeugung jeglicher Art sei aus einem bestimmten Stoffe. Der Stoff aber, aus dem auf natürliche Weise ein Mensch entsteht, ist der menschliche Same des Mannes oder des Weibes. Es kann demnach aus einem andern beliebigen Stoffe ein Einzelwesen menschlicher Art nicht entstehen. Einzig Gott, der Begründer der Natur, vermag die Dinge ins Dasein hervorzubringen, ohne an die Naturordnung gebunden zu sein. Darum konnte nur Gott sowohl den Mann aus dem Lehm der Erde wie auch das Weib aus der Rippe des Mannes bilden.
Jener Grund hat Geltung, wenn das Einzelwesen durch natürliche Zeugung aus einem artgleichen Wesen entsteht. Augustinus sagt, wir seien in Unkenntnis darüber, ob die Engel bei der Bildung des Weibes Dienste geleistet hätten; es ist aber sicher, daß der Leib des Weibes ebensowenig durch die Engel aus der Rippe des Mannes gebildet wurde, wie der Leib des Mannes durch die Engel aus der Erde.
Augustinus sagt: »Es lag nicht in der Urbegründung der Dinge, daß das Weib tatsächlich auf solche Weise entstehen mußte, wohl aber daß es so entstehen konnte. «Darum hatte der Leib des Weibes in den ersten Werken ein keim-haftes Dasein, zwar nicht gemäß einer wirkenden Kraft sondern nur gemäß einer empfänglichen Anlage, die der tätigen Macht Gottes zugeordnet war.
Der Apostel sagt I Kor II, 7: »Der Mann ist das Ebenbild Gottes, die Frau aber ist das Ebenbild des Mannes.« Da nun das Weib ein Einzelwesen der menschlichen Art ist, so kommt es nicht jedem Einzelwesen (dieser Art) zu, Ebenbild Gottes zu sein.
Der Apostel sagt Röm. 8,29: »Die Er vorher erkannt hat, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu werden.« Nicht alle aber sind vorherbestimmt. Also haben nicht alle Menschen die Gleichförmigkeit des Bildes. Ähnlichkeit gehört zur Bewandtnis des Bildes. Durch die Sünde aber wird der Mensch Gott unähnlich. Also verliert er die Gottebenbildlichkeit. Der Mensch ist, da er auf Grund seiner Geistnatur als nach dem Bilde Gottes gestaltet betrachtet wird, insofern in höchster Weise nach dem Bilde Gottes geformt, als die Geistnatur Gott in höchster Weise nachahmen kann. Die höchste Nachahmung Gottes besteht aber für die Geistnatur in der Nachahmung Seiner Selbsterkenntnis und Selbstliebe. Darum kann man von einem Bilde Gottes im Menschen unter dreifachem Gesichtspunkte sprechen: Einmal insofern der Mensch die natürliche Eignung zur Gotteserkenntnis und zur Gottesliebe besitzt; und diese Eignung besteht in der Geistnatur selbst, die allen Menschen gemeinsam ist. Zweitens insofern der Mensch Gott im Aktvollzuge oder dem Gehaben nach, allerdings auf unvollkommene Weise, erkennt und liebt; dies ist das Bild der auf der Gnade beruhenden Gleichförmigkeit. Drittens insofern der Mensch im Aktvollzuge Gott auf vollkommene Weise erkennt und liebt; damit ist das Ebenbild der (ewigen) Herrlichkeit gemeint. Darum unterscheidet die Glosse zu Psalm 4, 7: »Aufstrahlt über uns das Licht Deines Angesichtes, o Herr« ein dreifaches Ebenbild, nämlich das »der Schöpfung, der Neuschöpfung und das der Ähnlichkeit«. Das erste Bild findet sich also in allen Menschen vor, das zweite nur in den Gerechten, das dritte jedoch nur in den Seligen.
Mit Bezug auf das, worin hauptsächlich die Bewandtnis des Bildes liegt, nämlich mit Bezug, auf die Geistnatur, findet sich sowohl im Manne als auch in der Frau ein Bild Gottes vor. Darum fährt er nach dem Worte Gn 1, 27: ... nach dem Bilde Gottes schuf Er ihn«, nämlich den Menschen, fort »als Mann und Weib erschuf Er sie«. Nach Augustinus sagt er in der Mehrzahl »sie«, damit man nicht meine, in einem Einzelwesen seien beide Geschlechter vereinigt gewesen. Mit Bezug auf etwas Zweitrangiges liegt freilich im Manne ein Ebenbild Gottes vor, wie es sich im Weibe nicht findet. Denn der Mann ist Ursprung und Ziel des Weibes, wie Gott Ursprung und Ziel der gesamten Schöpfung ist. Darum fügt, der Apostel nach den Worten. »Der Mann ist Ebenbild und Abglanz Gottes, die Frau aber ist des Mannes Ruhm« den Grund hinzu (ebd. 10 8 f.): »Denn der Mann stammt nicht von der Frau, wohl aber die Frau vom Manne. Auch wurde der Mann nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.«
Der Engel wurde am Orte seiner Wohnstätte gebildet, nämlich im Feuerhimmel. Das Paradies war aber ein dem vorsündlichen Menschen angepaßter Aufenthaltsort. Es scheint also, als habe der Mensch im Paradiese geschaffen werden müssen.
Die anderen Lebewesen haben ihren Aufenthalt am Orte ihrer Zeugung, wie die Fische im Wasser, die gehfähigen Tiere auf der Erde. Der Aufenthaltsort des Menschen wäre aber das Paradies gewesen (97, 4), Also mußte er im Paradiese erschaffen werden. Das Weib wurde im Paradiese erschaffen. Der Mann ist aber ein edleres Wesen als das Weib. Also mußte der Mann weit eher im Paradiese erschaffen werden.
Anderseits heißt es Gn 2, 15: »Gott nahm den Menschen und setzte ihn ins Paradies.«
Antwort: Das Paradies war ein für den Menschen mit Rücksicht auf die dem Urstande eignende Unvergänglichkeit geeigneter Aufenthaltsort. Diese Unvergänglichkeit kam dem Menschen aber nicht von Natur aus zu, sondern auf Grund einer übernatürlichen Gabe Gottes. Damit dies nun der Gnade Gottes und nicht der menschlichen Natur zugeschrieben würde, schuf Gott den Menschen außerhalb des Paradieses und versetzte ihn später ins Paradies, damit er dort während der ganzen Zeit seines irdischen Lebens wohne später, nachdem er ein vergeistigtes Leben erlangt hätte, sollte er in den Himmel versetzt werden.
Das Weib wurde nicht wegen seiner Würde im Paradiese erschaffen, sondern wegen der Würde des Ursprungsgrundes, aus dem sein Leib gebildet wurde. Desgleichen wären die Kinder im Paradiese geboren worden, in das die Eltern schon versetzt worden waren...
Das männliche Geschlecht steht höher als das weibliche. Es wäre aber für Christus höchst angemessen gewesen, das anzunehmen, was das Vollkommene in der menschlichen Natur darstellt. Demgemäß hätte Christus offenbar Sein Fleisch nicht aus einem Weibe, sondern eher aus einem Manne annehmen sollen, so wie auch Eva aus einer Rippe des Mannes gebildet wurde.
Wer immer von einem Weibe empfangen wird, ist im Schoße des Weibes eingeschlossen. Nun ziemt es sich aber nicht für Gott, der »Himmel und Erde erfüllt« (Jer 23, 24), von dem engen Schoße eines Weibes umschlossen zu sein. Es scheint also, daß Er nicht von einem Weibe hätte empfangen werden sollen.
Alle vom Weibe Empfangenen werden irgendwie unrein; nach Job 25,4: »Kann der Mensch, mit Gott verglichen gerechtfertigt werden? Oder kann ein aus dem Weibe Geborener rein erscheinen?« Nun durfte es aber in Christus keinerlei Unreinheit geben; denn Er ist »Gottes Weisheit« (1 Kor 1, 24), von der Wsh. 7,25 geschrieben steht: »Nichts Unreines wird in sie eingehen.« Also scheint es, daß Er nicht aus einem Weibe Fleisch hätte annehmen sollen...
Wenn auch der Sohn Gottes Sein menschliches Fleisch aus jedem beliebigen Stoffe hätte annehmen können, so war es doch am entsprechendsten, daß Er Sein Fleisch aus einem Weibe annahm.
Erstens, weil dadurch die gesamte menschliche Natur geadelt wurde. Deshalb sagt Augustinus: »Die Befreiung des Menschen sollte sich in beiden Geschlechtern offenbaren. Weil Er also das männliche Geschlecht als das höher stehende annehmen mußte, war es angemessen, daß die Befreiung des weiblichen Geschlechtes sich dadurch kundtat, daß jener Mann aus einem Weibe geboren wurde.
Zweitens, weil dadurch die Wirklichkeit der Menschwerdung unterstrichen wird. Deshalb sagt Ambrosius: »Vieles wirst du bei Christus finden, was der Natur entspricht, und vieles, was sie überragt. Es entspricht der Natur, daß Er im Schoße - nämlich eines weiblichen Leibes» war; dagegen überragte es die Natur, daß eine Jungfrau empfing und eine Jungfrau gebar, damit du glaubst, daß Gott es war, der die Natur erneuert hat; und ein Mensch es war, der entsprechend der Natur aus einem geboren wurde.« Und Augustinus sagt: »Wie wäre es, wenn der allmächtige Gott einen Menschen irgendwo gebildet und den nicht aus dem Mutterschoße Geschaffenen plötzlich den Blicken dargestellt hätte? Hätte Er nicht eine irrtümliche Meinung bestätigt, und würde die Annahme einer wahren Menschennatur überhaupt noch Glauben gefunden haben? Wo bliebe Sein mitleidsvolles Wirken, hätte Er alles auf wunderbare Weise gewirkt? Nun aber ist Er so als Mittler zwischen Gott und den Menschen erschienen, daß Er in der Einheit einer Person beide Naturen verband und so das Gewohnte durch das Ungewohnte adelte, das Ungewohnte durch das Gewohnte milderte.
Drittens, weil so alle Möglichkeiten menschlichen Entstehens erschöpft werden. Denn der erste Mensch ist »aus dem Lehm der Erde« geschaffen, ohne Mann und Weib; Eva ist aus dem Mann ohne Weib geschaffen worden, die übrigen Menschen werden aus Mann und Weib gezeugt. So blieb dieses Vierte als ein Eigenrecht Christi übrig, daß Er aus einem Weibe ohne Mann hervorgehe.
Das männliche Geschlecht steht höher als das weibliche; deshalb hat Er die menschliche Natur in dem männlichen Geschlecht angenommen. Damit jedoch das weibliche Geschlecht nicht zurückgesetzt würde, war es angemessen, daß Er das Fleisch aus einem Weibe annahm Daher sagt Augustinus: »Männer! Verachtet euch nicht selbst. Der Sohn Gottes nahm einen Mann an. Frauen! Verachtet euch nicht selbst. Der Sohn Gottes ist aus einem Weibe geboren.«
Augustinus sagt... »Der katholische Glaube, der festhält, daß Christus, der Sohn Gottes, dem Fleische nach aus einer Jungfrau geboren wurde, schließt den Sohn Gottes keineswegs so völlig in den Schoß eines Weibes ein, als würde Er nicht auch außerhalb sein, als hätte Er die Leitung des Himmels und der Erde aufgegeben, als hätte Er Sich vom Vater entfernt. Ihr Manichäer freilich, die ihr mit eurem Herzen nur körperliche Vorstellungen aussinnen könnt, begreift das nicht.« Und in einem Brief an Volusian schreibt derselbe Augustinus: »Das verrät die Gesinnungsart jener Menschen, die sich nichts anderes als Körper vorzustellen vermögen von denen keiner überall ganz sein kann, deren unzählbare Teile sich vielmehr notwendig der eine hier, der andere dort befinden müssen. Ganz anders ist die Natur der Seele als die des Körpers. Um wieviel mehr noch die Natur Gottes, der Leib und Seele geschaffen hat. Er vermag überall ganz zu sein und kann doch von keinem Raum um-schlossen werden; Er vermag zu kommen, ohne Sich von dort zu entfernen, wo Er war: Er kann fortgehen, ohne das zu verlassen, woher Er kam.«
Bei der Empfängnis des Mannes aus dem Weibe ist nichts Unreines, insoweit sie das Werk Gottes ist. Daher heißt es Apg. 10 15: »Was Gott geschaffen hat, sollst du nicht gemein nennen«, d. h. unrein. Es ist jedoch dabei eine gewisse Unreinheit vorhanden, die von der Sünde herrührt sofern jemand in (ungeordneter) Lust aus der Vereinigung von Mann und Weib empfangen wird. Das war aber bei Christus nicht der Fall.
»Ein Weib ist ein schwach Gefäß und Werkzeug!«
Martin Luther
Gott hat Mann und Weib geschaffen, das Weib zum Mehren mit Kinder tragen; den Mann zum Nähren und Wehren. Die Welt aber kehrets um, mißbrauchet der Weiber zur Unzucht, der Männer Schutz zur Tyrannei.
Weibern mangelts an Stärk und Kräften des Leibes und am Verstande. Den Mangel an Leibeskräften soll man dulden, denn die Männer sollen sie ernähren. Den Mangel am Verstande sollen wir ihnen wünschen, doch ihre Sitten und Weise mit Vernunft tragen, regiren und etwas zu Gute halten; wie Sanct Petrus Iehret: »Ihr Männer, wohnet bei euern Weibern mit Vernunft und gebet dem weibischen, als dem schwächsten Werkzeuge seine Ehre als Miterben der Gnade des Lebens«.
Das Weib... habe das Regiment im Hause, doch des Mannes Recht und Gerechtigkeit ohne Schaden. Der Weiber Regiment hat von Anfang der Welt nie nichts Guts ausgerichtet, wie man pflegt zu sagen. Weiber Regiment nimmt selten ein gut End! Da Gott Adam zum Herrn über alle Creaturen gesetzt hatte, da stund es Alles noch wol und recht, und Alles ward auf das Beste regiret; aber da das Weib kam und wollte die Hand auch mit im Sode haben und klug seyn, da fiel es Alles dahin und ward eine wüste Unordnung...
Weiber... reden vom Haushalt wol als Meisterin mit Holdseligkeit und Lieblichkeit der Stimm und also, daß sie Ciceronem, den beredtesten Redner, übertreffen; und was sie mit Wolredenheit nicht können zu Wegen bringen, das erlangen sie mit Weinen. Und zu solcher Wolredenheit sind sie geboren; denn sie sind viel beredter und geschickter von Natur zu den Händeln den wir Männer, die wirs durch lange Erfahrung, Übung und Studiren erlangen. Wenn sie aber außer der Haushaltung reden, so tügen sie nichts. Denn wiewol sie Wort genug haben, doch feilet und mangelts ihnen an Sachen, als die sie nicht verstehen, drüm reden sie auch davon läppisch, unordentlich und wüste durch einander uber die Maaße. Daraus erscheinet, daß das Weib geschaffen ist zur Haushaltung, der Mann aber zur Policey, zu weltlichem Regiment, zu Kriegen und Gerichtshänden, die zu verwalten und führen...
Muttermilch ist der Kinder beste Nahrung, Trank und Speise, denn sie nähret wol. Wie denn auch die jungen Kälber mehr zunehmen von der Milch, die sie saugen, denn von allem andern Futter; also werden auch die Kinderlin stärker, die lange gestillet werden.
Brüste sind eines Weibes Schmuck, wenn sie ihre Proportion haben; große und fleischliche sind nicht am besten, stehen auch nicht sonderlich wol, verheißen viel und geben wenig. Aber Brüste, die voller Adern und Nerven sind, ob sie wol klein, stehen wol auch an kleinen Weibern, haben viel Milch, damit sie viel Kinder stillen könnten.
Der Mutter Milch ist die beste und den Kindlin am gesündesten, denn sie sind derselben Mutterleibe gewohnet. Und wenn die Kinder grobe Ammen haben, so gerathen auch die Kinder nach ihnen, wie dies die Erfahrung zeiget. Darum ist es unfreundlich und unnatürlich, daß ein Mutter nicht ihr Kind stillet, denn darzu hat ihr Gott die Brüste und Milch darein gegeben um des Kindlins Willen; es sei denn, daß sie nicht kann stillen, da bricht Noth Eisen, wie man saget. Wolan, wenn man dies Geschlecht, das Weibervolk, nicht hätte, so fiele die Haushaltung und Alles, was dazu gehöret, läge gar darnieder; darnach das weltliche Regiment, Städte und die Polizey. Summa, die Welt kann des Weibervolks nicht entbehren, da gleich die Männer selbs könnten Kinder tragen.
Item, wenn wir hinter uns und zurück gedenken an das Vergangene, so ist der Ehestand nicht so böse, als dadurch das Künftige und die Welt erhalten wird. Denn unsere Aeltern, in dieser Ordnung Gottes heilig gewesen, haben ihren Glauben auch darinnen geübet, sintemal sie Gottes Befehl gehabt haben, Kinder zu zeugen, So thun mir meine Kinder eben die Ehre, die ich meinen Aeltern gethan und erzeiget habe. Weil ich nu glaube, daß meine Aeltern im heiligen Ehestande gelebt haben, warum sollte ich nicht auch meinen Ehestand loben? An unsern Aeltern können wir ihn billigen, an uns aber wollen wir ihn verachten und verwerfen?
Also auch, wenn wir bereits sehen auf Brüder, Schwester und Freunde, so sehen wir im Ehestande nichts denn göttliche Ding; wenn wir aber unsern Ehestand ansehen, so haben wir einen Ekel dafur, dieweil doch mein Vater eben so wol bey meiner Mutter geschlafen hat als ich bey meinem Weibe, und mit ihr gescherzt, und sind fromme Leute gewesen; wie auch alle Patriarchen, Erzväter und Propheten gethan und gewesen sind...
Die Weiber sind von Natur beredt und können die Rhetoricam, die Redekunst, wol, welche doch die Männer mit großem Fleiß lernen und uberkommen müssen. Das aber ist wahr, in häuslichen Sachen, was das Hausregiment belanget, da sind die Weiber geschickter zu und beredter; aber im weltlichen politischen Regiment und Händeln tügen sie nichts, dazu sind die Männer geschaffen und geordnet von Gott, nicht die Weiber...
Frauen und Jungfrauen, ob sie gleich Mangel und Fehl haben, soll man doch nicht öffentlich schmähen weder mit Worten noch mit Schriften, sondern in geheim strafen. Es ist viel Gebrechens an Weibern; daher S. Petrus saget aus Gottes Munde, »es sey ein schwaches Werkzeug um das weibliche Geschlecht... Daß er (der Ehestand) Gottes Ordnung wäre, und ohne den Stand da wäre die Welt vorlängest gar öde und wüste worden, und alle anderen Creaturen wären auch ganz vergeblich und umsonst geschaffen gewesen; denn sie sind alle um des Menschen willen erschaffen; da wären gar kein Ordnung und Stände in der Welt gewesen. Darum als Eva zu Adam gebracht wurde, da ist er des heiligen Geistes gar voll, und gibt ihr gar einen herrlichen, schönen Namen, und heißet sie Eva, das ist, eine Mutter aller Lebendigen. Er nennet sie nicht sein Weib, sondern eine Mutter, und setzt den Anhang darzu: »aller Lebendigen«. Da hast du das höchste Kleinod, Ehre und Schmuck der Weiber, nehmlich daß sie sind fons omnium viventium, die Bronnquelle und Ursprung, daher alle lebendige Menschen kommen. Solches sind wol kurze Wort, aber es ist ein herrlich Encomium. Und es hätte weder Demosthenes noch Cicero nimmermehr also herrlich darvon reden können sondern der heilige Geist ist allhier der Orator, der soll also durch unsern ersten Vater Adam declamiren und reden. Und weil dieser Doctor und Orator den Ehestand also herrlich definirt und lobet, so mögen wir billig Alles zudecken, was gebrechlich an einem Weib ist. Denn der Herr Christus, Gottes Sohn, hat den Ehestand auch nicht verachtet, sondern ist von einem Weib geborn worden. Das ist nicht ein gering Lob des Ehestandes. Darum hat Sanct Paulus auch daher gesehen und den Ehestand gepreiset, da er I. Timoth. 2 spricht: »Salvatur mulier per generationem filiorum, si manserunt in fide. Das Weib wird selig durch Kinder gebären, wenn sie bleiben im Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung sammt der Zucht.« Wenn Weiber beredt sind, das ist an ihnen nicht zu loben; es stehet ihnen bas an, daß sie stammlen und nicht wol reden können. Das zieret sie viel besser.
Und ob gleich ein Weib ein schwach Gefäß und Werkzeug ist, doch hats die höchste Ehre der Mutterschaft Denn alle Menschen werden ihnen empfangen, geborn, gesäugt und ernähret; daher kommen die lieben Kinderlin und Nachkommen. Diese Ehre, daß sie unser Mütter sind, soll billig alle Schwachheit der Weiber zudecken und verschlingen, daß ein frommer, gottfürchtiger Ehemann billig sagen soll: Haben wir Guts empfangen, worum wollten wir nicht auch das Böse leiden?
Also sind auch die kaiserlichen Rechte dem Ehestand gar günstig und geneigt, haben den Weibern viel Privilegia und Freiheit gegeben um der Nachkommen willen, daß durch sie alle Stände nächst Gott gemehret und erhalten werden; wie auch S. Paulus sagt I. Timoth. 5: »Ich will, daß die Jungen Weiber und Witwen freien und Kinder zeugen sollen.« Haben alle Gesetze auf die Leute und Nachkommene gesehen, und sind auf sie gerichtet und geordnet. Drüm auch die Rechte sagen: Wenn einer im Testament einer Jungfrauen tausend Gülden mit der Condition bescheidet und vermacht, so sie Jungfrau bleibet und nicht freiet dieselbige, da sie gleich ehelich wird, doch hat sie Macht, nichts deste weniger das Legatum, was ihr bescheiden ist, zu fordern. Summa, es ist ein hoher Stand, wenn er wol geräth; da er aber nicht geräth, so sollt einer lieber todt seyn, denn einen sichtlichen Teufel an der Seiten haben. Wer die Gabe und Gnade hat, keusch ohne Ehe zu leben, der danke Gott! Christus, Maria, Johannes der Täufer sind ledig und nicht im Ehestande gewesen. Der Papst hat diese sonderliche enzliche Gabe ohne Gottes Gnade ingemein wollt dringen und erzwingen, und es besser wollen machen; aber wie es gerathen ist, das siehet man wol...
Wo findet man ein tugendsam Weib? Ein fromm, gottfürchtig Weib, ist ein seltsam Gut, viel edler und köstlicher denn eine Perle; denn der Mann verläßt sich auf sie, vertrauet ihr Alles. Da wirds an Nahrung nicht mangeln. Sie erfreuet und macht den Mann fröhlich und betrübt ihn nicht; thut ihm Liebes und kein Leides sein Lebenlang; gehet mit Flachs und Wolle um und Arbeit und schafft gern mit ihren Händen; zeuget ins Haus,und ist wie ein Kaufmannsschiff, das aus fernen Landen viel Waar und Gut bringet. Frühe stehet sie auf, speiset ihr Gesinde, und gibt den Mägden ihren bescheiden Theil, was ihnen gebührt. Denkt nach einem Acker und kauft ihn, und lebt von der Frucht ihrer Hände; pflanzet Weinberge und richtet sie fein an; wartet und versorget mit Freude, was ihr zusteht. Was sie nicht angehet, läßt sie unterwegen und bekümmert sich damit nicht. Sie gürtet ihre Lenden fest, und stärkt ihre Arme; ist rüstig, im Haus. Sie merkt, wie ihre Händel Frommen bringen, verhütet Schaden, und siehet, was Frommen bringet. Ihre Leuchte verlischt nicht des Nachts. In der Noth hat sie Nothdurft, sie streckt ihre Hände nach dem Rocken, und ihre Finger fassen die Spindel; arbeit gern und fleißig. Sie breitet ihre Hände aus zu den Armen, und reicht ihre Hand den Dürftigen, gibt und hilft gerne armen Leuten. Sie fürchtet ihres Hauses nicht fur dem Schnee, denn ihr ganzes Haus hat zwiefache Kleider; hält ihr Haus in baulichem Wesen mit Dachung und Anderm. Sie macht ihr selbs Decke. Weiße Seiden und Purpur ist ihr Kleid; hält sich reiniglich und ihre Kleider werth; geht nicht schlammig und beschmutzt daher. Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich und fleißig ist. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre; zeucht ihre Kinder fein zu Gottes Wort. Sie schauet, wie es in ihrem Hause zugehet, und isset ihr Brod nicht mit Faulheit; nimmt sich fremder Händel nicht an. Ihre Söhne kommen auf, und preisen sie selig; ihr Mann lobet sie. Viel Töchter bringen Reichthum; aber ein tugendsam Weib übertrifft sie alle. Lieblich und schöne seyn ist nichts. Ein Weib, das den Herrn fürcht, soll man loben....
Der größten Herren Weiber, als Könige und Fürsten, sind in keinem Regiment, sondern allein die Männer Denn Gott sagt zum Weibe: »Du... sollt dem Mann unterthan sein.« Der Mann hat im Hause das Regiment, er sei denn ein Verbum anomalum, das ist ein Narr, oder daß er dem Weib aus Liebe zu Gefallen sei und lasse sie regiren, wie bisweilen der Herr des Knechts Rath folget. Sonst und ohn das soll das Weib den Schleier aufsetzen; wie denn ein fromm Weib schuldig ist, ihres Mannes Unfall, Krankheit und Unglück helfen zu tragen von wegen des bösen Fleisches. Das Gesetz nimmet den Weibern Weisheit und Regirung. Dahin hat Sanct Paulus I. Cor. 7 gesehen, da er spricht: »Ich gebiete, ja nicht ich, sondern der Herr,« und I. Timoth. Z: »Ich gestatte einem Weibe nicht, daß sie lehre«...
Von den Kindbetterinn, so in Kindesnöthen liegen, ist kein Zweifel, da sie im Glauben sterben, daß sie selig werden, weil sie im Amt und Beruf, dazu sie Gott geschaffen hat, sterben. Und ist also der Glaube im Werk kräftig, ja wird im Creuz vollkommen erfunden, der da sicher ist und wartet auf den Tag des Gerichts, ja Trosts. Darum soll man die Weiber ermahnen, daß sie in solcher Noth aufs stärkste helfen und arbeiten, daß sie der Frucht und Kindlins los werden und genesen, ob sie gleich drüber sterben sollten. Doch daß man hierinne Maß halte und sie nicht zu gar ubertreibe. Denn etliche Weiber pflegen mehr ihnen selbs zu rathen und helfen denn der Frucht, weil sie besorgen und fürchten, daß sie möchten sterben oder große Schmerzen und Wege haben...
Als wenig man des Essens und Trinkens entbehren und gerathen kann, also müglich ists auch, sich von Weibern zu enthalten; denn wir durch natürliche Begier allermaßen uns nicht davon äußern können. Ursach ist sie, daß wir in der Weiber Leibe empfangen, darinnen ernähret, davon geborn, gesäuget und erzogen werden, also daß unser Fleisch das meiste Theil Weiberfleisch ist und ist uns unmüglich, uns von ihnen ganz abzusöndern...
Der Ehestand ist die schönste Ordnung, denn er ist von Gott eingesetzt, von dem er auch erhalten wird. Aber der gottlose Stand des Papsts ist nur eine gewaltsame Unterdrückung, der Natur; da doch das menschliche Leben, welches sollst sehr arm, müheselig und kurz ist, Kinder zu zeugen geneiget ist. Wenn ein Weib zwanzig Jahr Kinder gehabt hat, so ists mit ihr aus!...
Die Bornquelle aller Hurerey und Unzucht im Papstthum ist daß sie die Ehe, den allerheiligsten Stand, verdammen. Denn Alle, die den Ehestand verachten, müssen in schändliche, gräuliche Unzucht fallen, auch also, »daß sie den natürlichen Brauch verwandeln in den unnatürlichen Brauch,« S. Paulus sagt Röm. I, weil sie verachten Gottes Ordnung und Creatur, das ist, das Weib. Denn Gott hat das Weib geschaffen, daß es soll bey dem Manne seyn, Kinder gebären und Haushaltung verwalten. Drüm nehmen sie ihren verdienten Lohn billig, daß sie die Ehe verachten. Und, wie S. Paulus spricht, sie empfangen den Lohn, wie es seyn soll und sich gebühret von wegen ihres Irrthums, an ihrem eigenen Leibe. Drüm wünsche ich, daß solche Verächter göttlicher Ordnung aus Menschen zu Schlangen und Basilisken würden und mit ihnen leicheten. Drüm wol dem, dem der Ehestand gefällt! Es ist zwar Sünde, was das Werk an ihm selbs belanget, mit einem Weibe Unzucht treiben oder Jungfrauen schwächen, und natürlich und menschlich ists, sintemal der Mensch durch die Erbsünde verderbet ist; aber gläuben, daß die Ehe von Gott eingesetzt sey, das ist ein Artikel des Glaubens.
Ich hab ein Weib genommen auch darüm, daß ich wider den Teufel trotzen könne, zu Schanden der Hurerey im Papstthum; und wenn ich keine hätte, so wollte ich doch nu in meinem Alter eine nehmen, ob ich gleich wüßte, daß ich keine Kinder könnte mit ihr zeugen; nur allein dem Ehestande zu Ehren und zu Verachtung und Schande der schändlichen Unzucht und Hurerey im Papstthum, die sehr groß und gräulich ist. Papst Leo ist todt blieben, da er mit einem Knaben zu schaffen gehabt hat, und drüber gestorben. O der gräulichen Schande von dem allerheiligsten Vater!
»Gering ist alle Bosheit gegen die Bosheit des Weibes«
Jakob Sprenger und Heinrich Institoris
Bezüglich der ... hierher gehörenden Schwierigkeit, bezüglich der Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen, lassen sich mehrere schwierige Fragen aufstellen über die Art, an solche Unflätereien heranzugehen: Erstens bezüglich des Dämonen und des von ihm angenommenen Körpers, aus welchen Elementen er gebildet sei; zweitens bezüglich des Aktus, ob immer mit Ergießung des von einem andern empfangenen Samens; drittens bezüglich der Zeit und des Ortes, ob er es lieber tue zu der einen Zeit als zu einer anderen; viertens, ob er sich dabei für die Umstehenden sichtbar verhält; mit Bezug auf die Weiber, ob nur die von den Dämonen besucht werden, welche aus solchen Unflätereien hervorgehen; (oder) zweitens, ob diejenigen, welche von den Hebammen zur Zeit der Geburt den Dämonen preisgegeben werden; drittens, ob bei solchen der Liebesgenuß nur gering sei. Da auf dies alles für jetzt nicht zu antworten ist, weil wir (hier) nur auf das Allgemeine bedacht sind und im zweiten Teile des Werkes das einzelne durch ihre Werke dargelegt wird, wie es erhellen wird aus dem vierten Kapitel, wo von den einzelnen Arten Meldung geschieht, deshalb wollen wir zur zweiten Hauptfrage schreiten, und zwar zuerst, warum bei dem so gebrechlichen Geschlechte diese Art der Verruchtheit mehr sich findet als bei den Männern; und es wird die erste allgemeine Frage sein über die Haupteigenschaften der Weiber; die zweite spezielle, was für Weiber häufiger als abergläubisch und Hexen befunden werden; die dritte, besondere, handelt von den Hebammen selbst, welche alle anderen an Bosheit übertreffen.
Bezüglich des ersten Punktes, warum in dem so gebrechlichen Geschlechte der Weiber eine größere Menge Hexen sich findet als unter den Männern, frommt es nicht, Argumente für das Gegenteil herzuleiten, da außer den Zeugnissen der Schriften und glaubwürdiger (Männer) die Erfahrung selbst solches glaubwürdig macht. Wir sollen, ohne das Geschlecht zu verachten, in welchem Gott stets Großes schuf, um Starkes zu verwirren, davon sprechen, daß hierüber von Verschiedenen auch verschiedene, doch in der Hauptsache übereinstimmende Gründe angegeben werden, daher ist auch zur Ermahnung der Weiber dieser Stoff selbst wohl zu Predigten und sie sind begierig zu hören, wie die Erfahrung oft gelehrt, wenn man solches nur diskret vorbringt.
Einige Gelehrte nämlich geben diesen Grund an: Sie sagen, es gebe dreierlei in der Welt, was im Guten und Bösen kein Maß zu halten weiß. die Zunge, der Geistliche und das Weib, die vielmehr, wenn sie die Grenzen ihrer Beschaffenheit überschreiten, dann eine Art Gipfel und höchsten Grad im Guten und Bösen einnehmen; im Guten, wenn sie von einem guten Geiste geleitet werden, daher auch die besten (Werke) stammen; im Bösen aber, wenn sie von einem schlechten Geiste geleitet werden, wodurch auch die schlechtesten Dinge vollbracht werden.
Von der Zunge steht es fest, da durch ihre Hilfe die meisten Reiche dem christlichen Glauben unterworfen sind, daher auch der Heilige Geist den Aposteln Christi in feurigen Zungen erschien. Auch an anderen weisen Predigern zeigt sich täglich die Zunge der Hunde, welche die Wunden und Schwären des kranken Lazarus leckten: Nach dem Worte »Die Zunge deiner Funde, die aus den Feinden die Seelen reißen.« Daher wurde auch der Leiter und Vater des Sittenpredigers in der Gestalt eines bellenden Hundes, der eine brennende Fackel im Maule trägt, dargestellt, damit er bis auf den heutigen Tag durch sein Bellen die ketzerischen Wölfe von den Herden der Schafe Christi zu vertreiben habe.
Es erhellt auch aus der täglichen Erfahrung, weil durch die Zunge eines klugen Mannes oft der Tod unendlich vieler Menschen verhindert wird, weshalb Salomon nicht mit Unrecht zu ihrem Lobe Sprüche 10 mehreres gedichtet: »Auf den Lippen des Weisen findet sich Weisheit« und ferner: »Auserlesenes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Herz des Gottlosen gilt nichts;« ferner: »Die Lippen des Gerechten unterweisen sehr viele, die aber ungelehrt sind, werden sterben in der Dürftigkeit ihres Herzens.« Der Grund davon wird ebendort 16 angegeben, weil es Sache des Menschen ist, den Geist vorzubereiten und Gott die Zunge leiten muß.
Über die böse Zunge aber wirst du gesprochen finden Prediger 28: »Die dritte Zunge erregte viele und zerstreute sie von Volk zu Volk, vernichtete befestigte Städte und stürzte die Häuser der Großen.« Es heißt dritte Zunge die Zunge derer, welche zwischen zwei entgegengesetzten Teilen unvorsichtig und tadelnswert reden.
Zweitens, die Geistlichen betreffend (verstehe Kleriker und Religiöse in beiden Geschlechtern), (sagt) Chrysostomos über das Wort: »Er warf hinaus die Verkäufer und Käufer aus dem Tempel«: Wie alles Gute, so kommt auch alles Schlechte von der Priesterschaft.« Hieronymus, Epist. ad. Nepotianum. »Ein geistlicher Wucherer; einer; der aus einem Armen reich, aus einem Unbekannten bekannt wurde, den fliehe wie die Pest;« und der Heilige Bernadus, Homil. 23 super Canti., wo er von den Klerikern spricht, sagt. »Wenn ein offenkundiger Ketzer sich erhöbe, würde er ausgestoßen und verkäme; wenn ein wilder Feind, so verbergen sich vielleicht vor ihm die Guten. jetzt aber, wie werden sie sie vertreiben? Wie sich verbergen? Alle sind Freunde und doch Feinde; alle sind Hausgenossen und keine Friedfertigen; alle sind unsere Nächsten, und jeder sucht das Seine.« Und an einer anderen Stelle. »Unsere Prälaten sind geworden zu Pilaten, unsere Seelsorger zu Geldsorgern.« Er spricht auch von den Vorgesetzten der Religiösen, welche den Untergebenen schwere Lasten aufbürden, ohne selbst auch nur mit dem kleinen Finger daran zu rühren. Gregorius sagt: »Niemand schadet in der Kirche nicht, als wer den Namen oder Rang der Heiligkeit hat und dabei verkehrt handelt; denn solchen Delinquenten anzuklagen, wagt niemand, und zu bösem Beispiele wird die Schuld noch recht vergrößert, wenn der Sünder aus Ehrfurcht vor seinem Range noch geehrt wird.« Von den Religiösen spricht auch Augustinus, ad Vincentium Donatistam: »Einfach gestehe ich eurer Liebden vor dem Herrn, meinem Gotte, welcher Zeuge ist über meine Seele, seit ich anfing, Gott zu dienen, wie Ich schwerlich Schlechtere ebenso keine Besseren gefunden habe als die, welche in den Klöstern sündigten oder fromm lebten.«
Von der Bosheit aber der Weiber wird gesprochen Prediger 25; »Es ist kein schlimmeres Haupt über dem Zorne des Weibes. Mit einem Löwen oder Drachen zusammen zu sein, wird nicht mehr frommen, als zu wohnen bei einem nichtsnutzigen Weibe.« Und neben mehreren, was ebendort über das nichtsnutzige Weib vorangeht und folgt, heißt es zum Schlusse: »Klein ist jede Bosheit gegen die Bosheit des Weibes.«
Daher (sagt) Chrysostomos über Matth. 19: »Es frommt nicht, zu heiraten. Was ist das Weib anders als die Feindin der Freundschaft, eine unentrinnbare Strafe, ein notwendiges übel, eine natürliche Versuchung, ein wünschenswertes Unglück, eine häusliche Gefahr, ein ergötzlicher Schade, ein Mangel der Natur, mit schöner Farbe gemalt? Wenn sie entlassen Sünde ist, wenn man sie einmal behalten muß, dann ist notwendig Qual zu erwarten, darum, daß wir, entweder sie entlassend, Ehebruch treiben, oder aber tägliche Kämpfe haben.« Tullius endlich sagt Rhetor. 2: »Die Männer treiben zu einem jeden Schandwerke einzelne, d. h. mehrere Ursachen an, die Weiber zu allen Schandwerken nur eine Begierde: denn aller Weiberlaster Grund ist die Habsucht;« und Seneca sagt in seinen Tragödien: »Entweder liebt oder haßt das Weib; es gibt kein Drittes. Daß ein Weib weint, ist trügerisch. Zwei Arten von Tränen sind in den Augen der Weiber, die einen für wahren Schmerz, die anderen für Hinterlist; sinnt das Weib allein, dann sinnt es Böses.«
Von den guten Weibern aber geht so großes Lob, daß man liest, sie hätten Männer beglückt, und Völker, Länder und Städte gerettet. Das ist bekannt von Judith, Deborah und Esther. Daher sagt der Apostel, Korinther 1,7: »Wenn ein Weib einen Mann hat, und dieser will mit ihr leben, soll sie den Mann nicht lassen; geheiligt ist nämlich der ungläubige Mann durch das gläubige Weib.« Daher sagt der Prediger 26: »Glücklich ist der Mann eines guten Weibes, denn die Zahl seiner Jahre ist doppelt«. Vielerlei sehr Rühmliches führt er dort fast durch das ganze Kapitel hindurch von der Herrlichkeit der guten Frauen aus; und Sprüche am letzten von der tapferen Frau.
Das alles hat sich auch im Neuen Testamente an den Frauen klar gezeigt, wie z. B. an den Jungfrauen und anderen heiligen Frauen, welche ungläubige Völker und Reiche vom Götzendienste der christlichen Religion zugeführt haben. Wenn jemand Vincentius, spec. hist. XXVI, 9, nachsehen will, möge er vom Reiche Ungarn, das durch die allerchristlichste Gilia, und vom Reiche der Franken, das durch die Jungfrau Clotilde, die dem Chlodwig verlobt war, viel Wunderbares finden. Was man daher immer an Tadeln liest, können sie verstanden werden von der Begehrlichkeit des Fleisches, so daß unter Weib verstanden wird die Begehrlichkeit des Fleisches nach dem Worte. »Ich fand das Weib bitterer als den Tod, und selbst ein gutes Weib ist unterlegen der Begehrlichkeit des Fleisches.«
Andere führen noch andere Gründe an, weshalb sich die Weiber in größerer Zahl als die Männer abergläubisch zeigen; und zwar sagen sie, daß es drei Gründe seien: der erste ist der, daß sie leichtgläubig sind; und weil der Dämon hauptsächlich den Glauben zu verderben sucht, deshalb sucht er lieber diese auf. Daher auch Prediger 13: »Wer schnell glaubt, ist zu leicht im Herzen und wird gemindert werden.« Der zweite Grund ist, weil sie von Natur wegen der Flüssigkeit ihrer Komplexion leichter zu beeinflussen sind zur Aufnahme von Eingebungen durch den Eindruck gesonderter Geister; infolge dieser Komplexion sind viele, wenn sie sie gut anwenden, gut; wenn schlecht, um so schlechter. Der dritte Grund ist, daß ihre Zunge schlüpfrig ist, und sie das, was sie durch schlechte Kunst erfahren, ihren Genossinnen kaum verheimlichen können und sich heimlich, da sie keine Kräfte haben, leicht durch Hexenwerke zu rächen suchen; daher der Prediger wie oben: »Mit einem Löwen oder Drachen zusammen zu sein wird besser sein, als zu wohnen bei einem nichtsnutzigen Weibe. Gering ist alle Bosheit gegen die Bosheit des Weibes.« Item kann auch der Grund angefügt werden, daß, da sie hinfällig sind, sie auch (desto schneller den Dämonen Kinder opfern können, wie sie denn auch) so handeln.
Drittens gibt es einige, die noch andere Gründe anführen, welche die Prediger nur vorsichtig vorlegen und besprechen dürfen. Denn mögen auch die Schriften im Alten Testamente von den Weibern meist Schlechtes erzählen, und zwar wegen der ersten Sünderin, nämlich Eva und ihrer Nachahmerinnen, so ist doch wegen der späteren Veränderung des Wortes, nämlich Eva in Ave, im Neuen Testamente, und weil, wie Hieronymus sagt: »Alles, was der Fluch der Eva Böses gebracht, hat der Segen der Maria hinweggenommen« - daher über sie sehr vieles, und zwar immer Lobenswertes zu predigen. Aber weil noch in den jetzigen Zeiten jene Ruchlosigkeit mehr unter den Weibern als unter den Männern sich findet, wie die Erfahrung selbst lehrt, können wir bei genauerer Prüfung, der Ursache über das Vorausgeschickte hinaus sagen, daß, da sie in allen Kräften, der Seele wie des Leibes, mangelhaft sind, es kein Wunder ist, wenn sie gegen die, mit denen sie wetteifern, mehr Schandtaten geschehen lassen. Denn was den Verstand betrifft oder das Verstehen des Geistigen, scheinen sie von anderer Art zu sein als die Männer, woruf Autoritäten, ein Grund und verschiedene Beispiele in der Schrift hindeuten. Terentius sagt: »Die Weiber sind leichten Verstandes, fast wie Knaben;« und Lactantius, Institutiones 3 sagt, niemals habe ein Weib Philosophieverstanden außer Temeste; und Sprüche II heißt es, gleichsam das Weib beschreibend: »Ein schönes und zuchtloses Weib ist ein goldener Reif in der Nase der Sau.« Der Grund ist ein von der Natur entnommener: weil es fleischlicher gesinnt ist als der Mann, wie es aus den vielen fleischlichen Unflätereien ersichtlich ist. Diese werden auch bei der Schaffung des ersten Weibes, indem sie tus einer krummen Rippe geformt wurde, d. h. aus einer Brustrippe, die gekrümmt und gleichsam dem Mann entgegengeneigt ist. Aus diesem Mangel geht auch hervor, daß, da das Weib nur ein unvollkommenes Tier ist, es immer täuscht. Denn es sagt Cato:
»Weint ein Weib, so sinnt es gewiß auf listige Tücke.« Auch heißt es: »Wenn ein Weib weint, es den Mann zu täuschen meint.« das zeigt sich am Weibe des Simson, welches ihm sehr zusetzte, ihr das Rätsel zu sagen, welches er ihren Genossen aufgegeben hatte, und als er es getan, es ihnen enthüllte und ihn so betrog. Es erhellt auch bezüglich des ersten Weibes, daß sie von Natur geringeren Glauben haben; denn sie sagte der Schlange auf ihre Frage, warum sie nicht von jedem Baume des Paradieses äßen? »Wir essen von jedem, nur nicht usw., damit wir nicht etwa sterben,« wobei sie zeigt, daß sie zweifle und keinen Glauben habe an die Worte Gottes, was alles auch die Etymologie des Wortes sagt: das Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe=fides, Glaube, minus=weniger, also femina=die weniger Glauben hat), weil sie immer geringeren Glauben hat und bewahrt, und zwar aus ihrer natürlichen Anlage zur Leichtgläubigkeit, mag auch infolge der Gnade zugleich und der Natur, der Glaube in der hochgebenedeiten Jungfrau niemals gewankt haben, während er doch in allen Männern zur Zeit des Leidens Christi gewankt hatte. Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist.
Was endlich die andere Kraft der Seele, den Willen, betrifft, so schäumt das Weib infolge seiner Natur, wenn es den haßt, den es vorher geliebt, vor Zorn und Unduldsamkeit; und wie die Meeresflut immer brandet und wogt, so ist eine solche Frau ganz unduldsam. Darauf spielen verschiedene Autoritäten an: Prediger 25: »es ist kein Groll über dem Groll des Weibes«; Seneca, Trag. 8:
»Nicht Gewalt des Feuers, nicht Sturmesbrausen,
Ist zu fürchten so, noch auch Blitzesflammen,
als wenn wild im Zorn die verlass'ne Gattin
glühet und hasset.«
Es zeigt sich an dem Weibe, welches Joseph falsch beschuldigte und ihn einkerkern ließ, weil er ihr nicht in das Verbrechen des Ehebruchs willigen wollte, Genesis 30. Und wahrlich die Hauptursache, welche zur Vermehrung der Hexen dient, ist der klägliche Zwist zwischen verheirateten und nicht verheirateten Frauen und Männern; ja auch unter den heiligen Frauen: was soll es dann mit den übrigen sein? Du siehst ja in der Genesis, wie groß die Unduldsamkeit und der Neid der Sarah gegen Hagar war, da diese empfangen hatte: Genesis 21; wie der Rahel gegen Lea, wegen der Söhne, welche Rahel nicht hatte, Genesis 30; wie der Anna gegen Fennena die fruchtbar war, während sie selbst unfruchtbar blieb, Samuelos I, I: wie der Mirjam gegen Moses Numeri 12, daher sie murrte und Moses verkleinerte, weshalb sie auch mit Aussatz geschlagen wurde; wie der Martha gegen Magdalene, die saß, während Martha diente: Lucas 10. Daher auch Prediger 37 (?): »Verhandle mit dem Weibe darüber, wonach sie sei als wenn er sagte, es ist nicht mit ihr zu verhandeln, weil immer Eifer, d. h. Neid, in einem bösen Weibe ist. Und die es so unter sich treiben, wie viel mehr gegenüber den Männern!
So erzählt darum auch Valerius: Foroneus, König der Griechen, an dem Tage, da er starb, sprach er zu seinem Bruder Leontius: »Am höchsten Glücke würde mir nichts fehlen, wenn mir immer das Weib gefehlt hätte.« Zu ihm sagte Leontius: »Und wieso steht das Weib der Glückseligkeit im Wege?« Und jener sprach: »Alle verheirateten Männer wissen das.« Sokrates, gefragt, ob man ein Weib nehmen müsse, antwortete: »Wenn du es nicht nimmst, wird Denkereinsamkeit dich aufnehmen: dein Geschlecht geht dann unter, ein fremder Erbe übernimmt dein Vermögen. Aber wenn du eines nimmst, dann hast du ewige Aufregung, Klagen und Streitereien; Vorhalten der Mitgift; böse Stirnfalten der Verwandten; geschwätzige Zunge der Schwiegermutter; Nachfolger einer fremden Ehe; unsichere Aussichten der Kinder.« Das sagt er aus Erfahrung. Denn wie Hieronymus contra Jovinianum sagt, hatte dieser Sokrates zwei Weiber, welche er mit ungeheurer Geduld ertrug; doch konnte er nicht frei werden von ihrem Keifen, Schreien und Schmähen. Eines Tages also, als sie gegen ihn loszogen, und er deshalb aus dem Hause ging, um ihre Belästigung loszuwerden und sich vor dem Hause niedersetzte, gossen diese Weiber schmutziges Wasser auf ihn worüber er als Philosoph nicht weiter erregt wurde; er sprach: »Ich wußte, daß auf den Donner Regen folgen würde.« Und von einem Manne liest man (folgende Geschichte): Sein Weib war im Flusse ertrunken. Als er ihren Leichnam suchte, um ihn aus dem Wasser zu ziehen, ging er am Fluss entlang, gegen den Strom; und nach dem Grunde gefragt, warum er, da doch schwere Sachen abwärts und nicht aufwärts schwämmen, stromaufwärts suche, antwortete er: »Dieses mein Weib war bei Lebzeiten meinen Worten, Taten und Befehlen entgegen; deshalb suche ich in der entgegengesetzten Weise, ob sie vielleicht auch im Tode noch den entgegengesetzten Willen behauptet gegen die sonstige Gewohnheit.«
Und wie sie aus dem ersten Mangel, den des Verstandes, leichter als Männer den Glauben ableugnen, so suchen, ersinnen und vollführen sie infolge des zweiten Punktes, der außergewöhnlichen Affekte und Leidenschaften, verschiedene Rache (sei es durch Hexerei, sei es durch irgendwelche anderen Mittel). Daher ist es kein Wunder, daß es eine solche Menge Hexen in diesem Geschlechte gibt. Was außerdem ihren Mangel an memorativer Kraft anlangt, da es in ihnen ein Laster von Natur ist, sich nicht regieren zu lassen, sondern ihren Eingebungen zu folgen, ohne irgendwelche so strebt sie danach und disponiert alles im Gedächtnis. Daher sagt Theophrastus: »Wenn du ihr das ganze Haus zum Dienste überlassen und dir auch nur ein ganz Kleines oder Großes vorbehalten hast, wird sie glauben, man schenke ihr keinen Glauben; sie wird Streit erwecken; wenn du nicht schnell Rat schaffst, bereitet sie Gift, befragt Wahrsager und Seher.« Daher die Hexenkünste.
Wie aber die Herrschaft des Weibes aussieht, darüber höre den Tullius, Paradoxa: »Ist der etwa frei, dem sein Weib befiehlt, Gesetze auferlegt, vorschreibt, gebietet, verbietet, wie ihr gut dünkt, daß er ihr, wenn sie befiehlt, nichts abschlagen kann noch es wagt? Ich meine, der müsse nicht nur ein Sklave sein sondern ein ganz erbärmlicher Sklave genannt werden, mag er auch aus angesehenster Familie stammen.« Daher sagt auch Seneca in der Person der rasenden Medea. Was zögerst du noch? Folge dein glücklichen Ansturm! Wie groß ist dieser Teil der Rache, an der du Freude hast« usw., wo er noch vielerlei aufstellt und zeigt, daß das Weib sich nicht lenken lassen, sondern nach eigenem Antriebe vorgehen will; selbst in ihr Verderben, wie man von vielen Weibern liest, welche aus Liebe oder Schmerz sich selbst töteten, weil sie sich keine Rache verschaffen konnten; wie auch von der Laodike Hieronymus (in seinem Buche) über Daniel erzählt. Diese, das Weib des Königs Antiochus von Syrien, voll Eifersucht, er möchte die Berenike mehr lieben, die er auch zum Weibe hatte, ließ zuerst die Berenike und deren Sohn, den sie von Antiochus hatte, töten und tötete sich dann selbst durch Gift. Daher, weil sie nicht regiert sein, sondern aus eigenem Entschluß vorschreiten will, daher sagt Chrysostomos nicht mit Unrecht: »O Übel, schlimmer als alles Übel, ein schlechtes Weib, mag es arm sein oder reich. Wenn es nämlich das Weib eines Reichen ist, hört es nicht auf, bei Tag und Nacht den Mann mit schlauer Rede zu spornen, nichtsnutzig in ihrer Schmeichelei, unerträglich in Heftigkeit. Wein es aber einen armen Mann hat, läßt es nicht ab, auch ihn zu Zorn und Streit zu reizen. Und wenn es Witwe ist, verachtet es für sich alle allenthalben und läßt sich durch den Geist des Stolzes zu allein Übermut entflammen.«
Suchen wir nach, so finden wir, daß fast alle Reiche der Erde durch die Weiber zerstört worden sind. Das erste nämlich, welches ein glückliches Reich war, nämlich Troja, wurde zerstört wegen des Raubes einer Frau, der Helena, und viele Tausende von Griechen kamen dabei um. Das Reich der Juden erlebte viel Unglück und Zerstörung wegen der ganz schlechten Königin Jezabel und ihrer Tochter Athalia, Königin in Juda, welche die Söhne des Sohnes töten ließ, damit sie nach des letzteren Tode selbst herrsche; aber beide Weiber wurden ermordet. Das römische Reich hatte viele übel auszustehen wegen der Kleopatra, der Königin von Ägypten, eines ganz schlechten Weibes, ebenso die anderen Reiche. Daher ist es auch kein Wunder, wenn die Welt jetzt leidet unter der Boshaftigkeit der Weiber.
Endlich mit Untersuchung der fleischlichen Begierden des Körpers selbst: Daraus kommen unzählige Schäden des menschlichen Lebens, so daß wir mit Recht mit Cato Uticensis sprechen können: »Wenn die Welt ohne Weiber sein könnte, würden wir mit den Göttern verkehren; da in der Tat, wenn der Weiber Bosheiten nicht wären, auch zu schweigen von den Hexen, die Welt noch von unzähligen Gefahren frei bleiben würde. Valerius ad Rufinum: »Du weißt nicht, daß das Weib eine Chimaira ist; aber wissen mußt du, daß jenes dreigestaltige Ungeheuer geschmückt ist mit dem herrlichen Antlitz des Löwen, entstellt wird durch den Leib der stinkenden Ziege, bewaffnet ist mit dem giftigen Schwänze einer Viper. Das will sagen: Ihr Anblick ist schön, die Berührung garstig, der Umgang tödlich.«
Hören wir noch von einer anderen Eigenschaft. Der Stimme. Wie nämlich die Frau von Natur lügnerisch ist, so auch beim Sprechen. Denn sie sticht und ergötzt zugleich: Daher wird auch ihre Stimme dem Gesänge der Sirenen verglichen, welche durch ihre süße Melodie die Vorübergehenden anlocken und dann töten. Sie töten, weil sie den Geldbeutel entleeren, die Kräfte rauben und Gott zu verachten zwingen. Nochmals Valerius ad Rufinum: Bei solchen Worten gefällt die Ergötzung, und sie sticht den Ergötzten. Die Blume der Liebe ist die Rose, weil unter ihrem Purpur viele Dornen verborgen sind. Sprüche 5: »Ihre Kehle, d. h. ihre Rede, ist glatter denn Öl und zuletzt bitter wie Absynth.«
Hören wir weiter von ihrem Einherschreiten, ihrer Haltung und ihrem Wesen: Da ist Eitelkeit der Eitelkeiten! Es ist kein Mann auf Erden, welcher so sich abmüht, dem gütigen Gotte zu gefallen, als wie ein auch nur mäßig hübsches Weib sich abarbeitet, mit ihren Eitelkeiten den Männern zu gefallen. Davon ein Beispiel in dem Leben der Pelagia, als sie, der Welt ergeben, gar geschmückt durch Antiochien zog. Als ein heiliger Vater, Nonius mit Namen, sie sah, fing er an zu weinen und sagte seinen Gefährten, daß er in der ganzen Zeit seines Lebens solchen Fleiß niemals verwendet habe, Gott zu gefallen usw. Sie wurde endlich bekehrt durch seine Gebete.
So ist das Weib, von dem der Prediger 7 spricht und über das jetzt die Kirche jammert wegen der ungeheuren Menge der Hexen: »Ich fand das Weib bitterer als den Tod; sie ist eine Schlinge des Jägers; ein Netz ist ihr Herz; Fesseln sind ihre Hände; wer Gott gefällt, wird sie fliehen; wer aber ein Sünder ist, wird von ihr gefangen werden.« Es ist bitterer als der Tod, d. h. der Teufel. Apokalypse 6: Ihr Name ist Tod. Denn mag auch der Teufel Eva zur Sünde verführt haben, so hat doch Eva Adam verleitet. Und wie die Sünde der Eva uns weder leiblichen noch seelischen Tod gebracht hätte, wenn nicht in Adam die Schuld gefolgt wäre, wozu Eva und nicht der Teufel ihn verleitete, deshalb ist sie bitterer als der Tod.
Nochmals bitterer als der Tod, weil dieser natürlich ist und nur den Leib vernichtet; aber die Sünde, vom Weibe begonnen, tötet die Seele durch Beraubung der Gnade und ebenso den Leib zur Strafe der Sünde. Nochmals bitterer als der Tod, weil der Tod des Körpers ein offener, schrecklicher Feind ist; das Weib aber ein heimlicher, schmeichelnder Feind. - Und daher heißt man sie nicht mehr eine bittere und gefährliche Schlinge der Jäger, als vielmehr der Dämonen, weil die Menschen nicht bloß gefangen werden durch fleischliche Lüste, wem, sie sehen und hören, da, nach Bernardus, ihr Gesicht ist ein heißer Wind und die Stimme das Zischen der Schlange, sondern auch weil sie unzählige Menschen und Tiere behexen. Ein Netz heißt ihr Herz. d. h. die unergründliche Bosheit, die in ihrem Herzen herrscht; und die Hände sind Fesseln zum Festhalten; wenn sie die Hand anlegen zur Behexung einer Kreatur, dann bewirken sie, was sie erstreben, mit Hilfe des Teufels.
Schließen wir: Alles geschieht aus fleischlicher Begierde, die bei ihnen unersättlich ist. Spräche am Vorletzten: »Dreierlei ist unersättlich (usw.) und das vierte, das niemals spricht. Es ist genug, nämlich die Öffnung der Gebärmutter.« Darum haben sie auch mit den Dämonen zu schaffen, um ihre Begierden zu stillen. Hier könnte noch mehr ausgeführt werden; aber den Verständigen ist hinreichende Klarheit geworden, daß es kein Wunder, wenn von der Ketzerei der Hexer mehr Weiber als Männer besudelt gefunden werden. Daher ist auch folgerichtig die Ketzerei nicht zu nennen die der Hexer, sondern der Hexen, damit sie den Namen bekomme a potiori; und gepriesen sei der Höchste, der das männliche Geschlecht vor solcher Schändlichkeit bis heute so wohl bewahrte: Da er in demselben für uns geboren werden und leiden wollte, hat er es deshalb auch so bevorzugt.
Mit Bezug auf den zweiten Punkt, was für Weiber vor den anderen, sich als abergläubisch und mit Hexerei besudelt erweisen, ist zu sagen, wie aus der vorhergehenden Frage erhellt, daß, weil drei Hauptlaster: Nämlich Ungläubigkeit, Ehrgeiz und Üppigkeit besonders in schlechten Weibern zu herrschen scheinen, deshalb die vor den anderen auf Hexenwerke sinnen, welche vor allen anderen jenen Lastern ergeben sind. Ferner, weil unter diesen drei das letzte am meisten vorherrscht, darum weil es (nach dem Prediger) unersättlich ist usw., deshalb sind auch diejenigen unter den Ehrgeizigen mehr infiziert, die für die Erfüllung ihrer bösen Lüste mehr entbrennen; als da sind Ehebrecherinnen, Huren und Konkubinen der Großen - Und zwar aus siebenfacher Hexerei, wie in der Bulle (Summis desiderantes) berührt wird, indem sie den Liebesakt und die Empfängnis im Mutterleibe mit verschiedenen Behexungen infizieren: Erstens, daß sie die Herzen der Menschen zu außergewöhnlicher Liebe usw. verändern; zweitens daß sie die Zeugungskraft hemmen; drittens, die zu diesem Akte gehörigen Glieder entfernen; viertens die Menschen durch Gaukelkunst in Tiergestalten verwandeln; fünftens, die Zeugungskraft seitens der weiblichen Wesen vernichten; sechstens, Frühgeburten verwirken; siebentes, die Kinder den Dämonen opfern; abgesehen von den vielfachen Schädigungen, die sie anderen, Tieren und Feldfrüchten, zufügen. Darüber wird im folgenden gehandelt werden; für jetzt aber wollen wir Gründe geben für die Schädigungen der Menschen. Zuerst (kommt) der Schluß über die, welche sie zu ungewöhnlicher Liebe oder Haß behexen; und dann ist derselbe Stoff zu größerem Verständnis unter (dem Gesichtspunkte) einer Schwierigkeit zu erörtern. Der Schluß aber ist der. Wie nämlich S. Thomas, Distinct. IV, 34, da er von der Hexenhinderung redet, zeigt, warum dem Teufel von Gott größere Hexenmacht über den Beischlaf als über andere menschliche Handlungen gegeben wird, wo er auch Gründe angibt, so muß man in ähnlicher Weise sagen, daß diejenigen Weiber mehr beunruhigt werden, welche diesen Handlungen mehr nachgehen. Er sagt nämlich, daß, weil die erste Verderbnis der Sünde, durch welche der Mensch der Sklave des Teufels geworden ist, durch den Zeugungsakt in uns hineingekommen ist, deshalb die Hexengewalt dem Teufel von Gott bei diesem Akte mehr gegeben ist als bei einem anderen, so wie sich auch bei den Schlangen, wie man sagt, die Kraft der Hexenkünste mehr zeigt als bei anderen Tieren, weil der Teufel durch eine Schlange, gleichsam durch sein Werkzeug, das Weib versuchte. Wenn also auch, wie er später hinzufügt, die Ehe ein Werk Gottes sein mag da sie gleichsam durch ihn eingesetzt ist, so wird sie doch bisweilen durch die Werke des Teufels zerstört; nicht zwar durch Gewalt, da er ja sonst für stärker als Gott gelten würde, sondern nur mit Zulassung Gottes, durch zeitweilige oder beständige Verhinderung des ehelichen Aktes.
Daher können wir sagen, was die Erfahrung lehrt, daß sie um der Vollbringung solcher Unflätereien willen sowohl an sich als an den Mächtigen der Zeit, aus welcher Stellung und welchen Standes sie auch sind, unzählige Hexentaten vollbringen indem sie ihre Herzen zu ungewöhnlicher Liebe oder Liebesraserei so wandeln, daß sie durch keine Störung und Überredung bewogen werden können von ihnen zu lassen. Daraus droht auch Vernichtung des Glaubens, auch täglich unerträgliche Gefahr, weil sie die Herzen jener so zu verwandeln wissen daß sie ihnen keinen Schaden zufügen lassen, weder durch sich, noch durch andere, und so täglich zunehmen. Hätte uns doch die Erfahrung gar nicht belehrt! lm Gegenteil aber (wissen wir): Es ist solcher Haß im Sakramente der Ehe unter den Gatten durch die Hexen erregt worden, auch durch Erkaltenlassen der Zeugungskraft daß sie nicht imstande sind, für die Nachkommenschaft durch Gewährung und Erfüllung der ehelichen Pflicht zu sorgen.