Nachhall

Über diesem letzten Kapitel ihres Lebens könnte stehen, was Djuna Barnes 1963 in einem Brief an Peter Hoare notiert: »Wie arrangiert man sich mit dem Leben ... wie schaffen es Schriftsteller weiterzuschreiben? Die >Professionellen< können es, aber ich weiß nicht, wie es Leuten meiner Art gelingen soll - wo doch alle Leidenschaft verbraucht ist und sogar die Wut - die Leidenschaft ist in Nightwood eingegangen, die Wut hat sich in Antiphon fast - erschöpft... Was bleibt? >Das Grauen< wie Conrad es genannt hat.« Trotz aller Abwehr gegen die Welt und ihre neuen Protagonisten, gibt es auch in diesen späten Jahren noch Kontakte mit jüngeren Barnes-Kennern und -Bewunderern, die sich ihr und ihrem (Euvre vorsichtig nähern, sich um ihre Arbeiten, um ihr Wohlergehen, um ihre beruflichen Angelegenheiten kümmern und den schwierigen Balanceakt zwischen erwünschter Nähe und gebotener Distanz zumindest für einige Zeit schaffen. Keine der Äußerungen verschweigt die Schwierigkeiten, die in der Person lagen, den hohen Anspruch und das unverhohlene Mißtrauen, aber fast alle kennen auch die >andere< Djuna Barnes, deren satirischer Witz ganz unerschöpft zu sein scheint. »Die ganze Zeit über machte sie die verblüffendsten Bemerkungen,« notiert Francis McCullough, eine junge Lektorin von Harper & Row, die sie zu einer Neeausgabe ihrer Stories und von Ladies Almanack zu überreden versucht, »und dann gab es diese wundervollen kleinen Lachanälle von Barnes, das fröhliche Leuchten ihrer Augen, das so plötzlich aufflammen konnte. Sie verfügte über eine erstaunliche persönliche Kraft, ich dachte sie mir immer als Shakespeares Schwester oder vielleicht auch die Schwester von Dr. Johnson mit einem Rabelaisschen Vorfahren«. Darryl Pinckney, ein junger amerikanischer Autor, der in Djuna Barnes' letzten Jahren eine Zeitlang bei ihr als Haushaltshilfe arbeitete, hat seine widersprüchlichen - Erfahrungen mit ihr geschildert: »Ihre Abgeschiedenheit war ebensosehr eine Form des Selbstschutzes wie eine Folge des Alters. Selbst wenn sie vom Temperament her imstande gewesen wäre, sich davonzumachen..., es war zu spät. Wenn Djuna Barnes richtig in Fahrt kam, sich in eine ihrer grimmigen Tiraden hineinsteigerte, dann schien ihre winzige Gestalt sich auszudehnen. Die kraftvolle Stimme zwang mich in eine Ecke, die Worte kamen wie Pfeile. (...) Als bekannte Persönlichkeit, als Überlebende war sie ein Mensch geworden, der einen großen Teil seines Lebens gewissermaßen geräumt hatte, wobei sie sich der Spuren bewußt war, die sie deii Detektiven achtlos hinterlassen hatte.« [1] Sie war vielleicht weniger achtlos als zwiespältig ihrer eigenen Hinterlassenschaft gegenüber. Wichtige Spuren waren bereits zum großen Teil gesichert: Ende 1972 hatte Djuna Barnes nach längerem Bedenken ihre gesamten Papiere - Korrespondenzen, verschiedene Fassungen ihrer Arbeiten, auf Kalenderblättern und in Notizbüchern verstreute (durchweg schwer lesbare) Anmerkungen - der McKeldin-Bibliothek der Universität Maryland übergeben. Der Erlös daraus machte den größeren Betrag der 100 000 Dollar aus, die sie in ihren letzten Lebensjahren, auf vier verschiedene Bankkonten verteilt, zur Verfügung hatte und von denen sie so gut wie keinen Gebrauch machte. »Sie war keineswegs mittellos«, schreibt Hank ONeal in seinen Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen an die Zeit von 1978 bis ins Jahr 1981 [2], als er auf Vorschlag der Photographin Berenice Abbott (einer alten Freundin von Djuna Barnes, mit der er zusammenarbeitete) die Aufgabe eines Sekretärs honoris causa bei ihr übernahm. Noch in den fünfziger und sechziger Jahren wäre sie, wie in ihren Briefen zu lesen ist, gern für längere Zeit nach Europa zurückgekehrt, konnte es sich damals aber nicht leisten. War es später Lebensangst, Altersgeiz oder die bloße Gewohnheit, mit wenig auszukommen, was sie davon abhielt? Als es finanziell möglich gewesen wäre, erscheinen ihr weite Reisen mit zunehmenden physischen Leiden unzumutbar - vielleicht auch als zu große Heratisforderung durch die eigene Vergangenheit. Immer wieder einmal äußert sie sich abfällig und mit unüberhörbarer Bitterkeit über ihre in der Welt herumreisenden Altersgenossinnen Margaret Anderson und Janet Flanner. Ihre Ausgaben waren bescheiden. Die Miete für die Wohnung am Patchin Place betrug 100 Dollar. Sie lebte fast bedürfnislos von ihrer kleinen Sozialrente von 115 Dollar im Monat, den 300 Dollar, die ihr Peggy Guggenheim zuletzt regelmäßig zukommen ließ, und den gelegentlichen, sparsamen Zuwendungen ihrer Brüder zur Deckung von Extraausgaben wie einer Klimaanlage und eines Sauerstoffgeräts gegen ihr Asthma, für die sie sich wie für die jeweils fälligen Geburtstagsglückwünsche und -schecks mit stereotyper Freundlichkeit bedankt. Auch das Verhältnis zu dem jüngsten und einst geliebten Bruder Saxon, um den sie sich in früheren Jahren ständig sorgte, wird - will man diesen Kurzbriefen glauben lau und erlischt schließlich. Es mag ihren Stolz hart angekommen sein, in ihrer allerärmsten Zeit, nach der Rückkehr aus Europa, immer wieder um Geld bitten zu müssen. Wiederholt finden sich in ihren Briefen Äußerungen über »die Reichen«, die - wie die Multimillionärin Peggy Guggenheim - eingestandenermaßen nicht wüßten, was sie mit dem vielen Geld anfangen sollten. Der alten Freundin Natalie Barney schreibt sie einmal nach Empfang eines unerwarteten Schecks, sie, die immer reich gewesen sei und also Geldnot nie gekannt habe, könne sich wohl kaum vorstellen, welches Gefühl der Befreiung ein Scheck auslöse, der nicht nur für das Allernötigste gedacht sei.
»Djuna Barnes' Einzimmerwohnung liegt im zweiten Stock von Patchin Place Nr. 5. Sie enthält ein kleines Zimmer - etwa 4 in zu 4,60 m, ein winziges Badezimmer, eine noch kleinere Kochnische und einen großen begehbaren Schrank ... Die beiden Fenster gehen auf den engen Hof von Patchin Place hinaus, den ein Eisentor vor mutmaßlichen Eindringliiigen schützt ... Zwischen den Fenstern steht ein massiver Tisch aus dunkelbraunem Holz, der bedeckt ist mit verstreuten Papieren, Schachteln voll Papier, alten Bleistiften, verschiedenem Krimskrams und von einem sehr alten, kaum noch funktionierenden Fernsehapparat ... Unter dem Tisch befinden sich Ordner mit Briefen, sie tragen laufende Nummern, geben aber kein Jahr an. Ihre leuchtend orangefarbenen Rücken sind so ziemlich das Farbigste im Zimmer. Dicht an diesen Tisch gerückt ist ein neuerer hellerer Tisch..., der eigentliche Schreibplatz. Auch er ist mit ungeordneten Haufen von Papieren bedeckt: Abschriften von Gedichten, Einkaufslisten, alten Bankauszügen und Mengen von kleinen Zetteln, die alle aus irgendeinem bestimmten Grund aufgehoben werden. Mitten auf diesem Tisch thront eine alte Reiseschreibmaschine, daneben Bleistiftstummel und hartgewordene Radiergummis, leere Kugelschreiberhülsen, ein kleines Messer, um noch ein weiteres Stück von den Bleistiften wegzuspitzen, und der Lebens-Vorrat an roten und schwarzen Farbbändern, neuen und schon abgenutzten. Unter dem Tisch befinden sich weitere Kästen, die von offensichtlich ungeordneten Papieren überquellen.« [3] Der penibel genaue Beobachter vermerkt die eine Wand füllenden Regale voller seit Jahren nicht gelesener, dickverstaubter Bücher, den Kamin, der nur mit Papier geheizt wird, die vergilbten Fotos alter, längst verstorbener Freunde und die seltsamen Gegenstände auf dem Kaminsims, das schmale Bett, die zahllosen Medizinflaschen und Flakons mit Riechsalz, den Kakerlaken-Spray, die Sauerstofftanks für den Inhalationsapparat, den eleganten Spazierstock, der mit seinem schönen Griff am Bettpfosten hängt. Endstation einer langen, mit beschriebenem und bedrucktem Papier befaßten Schriftstellerexistenz. So bedrängt und bedrängend diese Behausung auf ihre wenigen Besucher gewirkt haben mag - es ist begreiflich, daß Djuna Barnes diesen eingewohnten Ort nicht gegen eine komfortablere Wohnung in einem Neubau eintauschen mochte. Um die Erhaltung des von neuen Bauvorhaben bedrohten Patchin Place hat sie mit Briefen an die verantwortlichen Stellen gekämpft: eine der wenigen öffentlichen Aktionen in ihrem Leben. Und vielleicht ist es mit ihr Verdienst, daß er heute noch, kaum verändert, existiert: ein Relikt des immer mehr verschwindenden Greenwich Village. Der erstaunlich rasch von der Dichterin akzeptierte neue »Sekretär« versucht vorsichtig, das Papierchaos zu bändigen, ihre finanziellen Dinge besser zu regeln, ihre Verlagsverträge zu überprüfen, Neuauflagen ihrer Werke vorzubereiten. Er bemüht sich, ihre Arbeitslust anzuregen und - vor allem - ihr zuzuhören. Denn sie, die Misanthropin, die Mißtrauische und Schweigsame, scheint sich ihm mitgeteilt zu haben. Sie spricht viel und sehr offen, notiert er. Meist über ihre Zeit im Paris der zwanziger, dreißiger Jahre. Die Welt der Gegenwart scheine ihr fremd geworden zu sein. Er versucht behutsam, sie wieder für diese Gegenwart zu interessieren, läßt unauffällig neue Zeitschriften und Bücher zurück, was seine Wirkung tut, und bringt sie - was schwieriger ist und oft auch scheitert - mit jüngeren Freunden, meist Frauen, zusammen, die ihn vertreten, wenn seine berufliche Arbeit ihn hindert, nach ihr zu schauen. Er baut eine Art Telefondienst für sie auf und instruiert alle Beteiligten darüber, welche Themen strikt zu meiden sind. Dazu gehört unter anderen das der lesbischen Liebe. Im Bedürfnis, nicht als Lesbierin mißdeutet zu werden, behauptet sie sogar gelegentlich, sie würde Nachtgewächs nie geschrieben haben, hätte sie geahnt, welches Mißverständnis daraus entstehen könnte. Ihr Verhältnis zu Frauen reicht von kritischem Interesse bis zu herablassender Aversion. So eignet sie sich denkbar schlecht zur Galionsfigur der neuen Frauenbewegung. Wir werden O'Neal glauben dürfen, daß er Djuna Barnes aus dem zwar nicht täglichen, aber häufigen und intensiven Kontakt während ihrer letzten Jahre »besser gekannt« hat »als jeder oder jede andere«. Was er über sie schreibt, vervollständigt das Bild, das aus der späten Korrespondenz entsteht. Seine Reaktion auf ihre Aussprüche und Verhaltensweisen ist einfühlend, ist für einen um so vieles jüngeren - er ist um die Vierzig, als er sich mit ihr bekanntmacht - überraschend verständnisvoll. Djuna Barnes erscheint in diesen Aufzeichnungen als äußerst schwierig, oft querulant und widerspruchsvoll, aber immer wieder faszinierend. Er ist beeindruckt von ihrer scharfen Intelligenz, ihrem sardonischen Witz, von der - bei allen Widersprüchen und Wiederholungen - originalen Kraft ihrer Äußerungen, der um allgemein geltende Fakten und Regeln unbekümmerten Eigenwilligkeit ihres Urteils. »...sie war allein, aus Neigung und durch die Umstände. Sie schätzte ihre Unabhängigkeit so hoch wie Cyrano seine weiße Feder... Stolz, Unabhängigkeit, Einsamkeit und Zorn über eine Welt, die sie entweder nicht mehr verstand oder der sie nicht anzugehören wünschte - alles dies hielt sie zu Ende ihres Lebens in Gang. Sie selbst stellte das immer wieder auf höchst eloqtiente Weise fest.« [4] Sein größter Ehrgeiz ist es, sie zur Vollendung der in zahllosen Fassungen vorhandenen Gedichte zu bringen. Immerhin wird die Gedichtfolge Creatures in an Alphabet abgeschlossen, eine Arbeit leichterer Natur, die sie Emily Coleman widmet und die bald nach ihrem Tod erscheint. Und es gelingt ihm, mit ihrem Einverständnis, aus einer weit größeren Anzahl von Gedichten siebenundvierzig in die engere Wahl zu ziehen und mit Titeln und Anfangszeilen in eine Liste aufzunehmen. [5] Aber obgleich diese Gedichte, wie auch aus den Briefen hervorgeht, ihr eigentlicher Lebensinhalt sind und noch dazu die Angst zu erblinden sie antreibt, nimmt ihre Fähigkeit, konzentriert zu arbeiten, ab. Die physischen Übel beeinträchtigen sie auch psychisch. Nebensächliches wird zeitraubend. Sie spricht lieber und weicht so der größeren Anstrengung des Schreibens aus, merkt O'Neal ein wenig vorwurfsvoll an.
Mit gewissem Befremden notiert er den engen Themenkreis ihrer Gedichte, ihres Schreibens überhaupt (und möchte ihn aufsprengen). Verfall und Vergängnis, Lebensqual und Tod sind von Anbeginn ihre zentralen Themen, häufig demonstriert an Erfahrungen in der Familie. Daß ihr gebannter Blick in die Schrecklichkeit des Seins, in eine untergangsbedrohte Welt mehr ist als die modische Attitüde einer verspäteten Décadence, hat der - sonst oft fragwürdige - Kommentator ihrer frühen Äußerungen, Guido Bruno, in jenem Interview aus den frühen Village-Tagen richtig erkannt: Das eine, ihre düstere Ansicht von der zu Recht verdammten Welt, ist ihr so eigentümlich wie die Lust, sich über sie lustig zu machen. Sie hat offenbar bis zuletzt keinen Grund gesehen, diese radikalen Sehweisen zu einer gefälligeren Lebensanschauung zu verwischen. Djuna Barnes ist keinen Kompromiß eingegangen mit Tendenzen in der Literatur, die dem Tragischen - aus welchem Grund auch immer - ausweichen und den hintergründigen bis makabren Witz schlecht ertragen. Aber gerade diese kompromißlose Entschiedenheit mag ihre Attraktion für eine hellhörige jüngere Generation ausmachen. Karin Kersten, die ja Djuna Barnes in ihrer Übersetzungsarbeit auch als Person sehr nahe gekommen ist, hat diesen Anreiz präzise ausgedrückt: »... Man hat es zweifellos mit einer modernen Autorin zu tun, deren Werke beim Lesen eine schmerzhafte oder lustvolle Wachheit oder, um vieles zusammenzunehmen, einen komplexen Wachzustand zu produzieren vermögen..., eine(r) Wachheit als Existenzform, die viel mit der persönlichen Würde des einzelnen, mit individueller Selbstverantwortung, mit Sehnsucht nach geistiger Zutätigkeit, wie man früher sagte, zu tun hat.« [6] Zu den bis heute - mit wenigen Ausnahmen - nicht publizierten Gedichten, die immer noch auf eine kritische Gesamtedition warten, äußert sich Louis F. Kannenstine daher mit verständlicher Vorsicht in einem Postscriptum zu seiner 1977 erschienenen Monographie: »Wenn eine Handvoll später Gedichte einen gewissen Hinweis geben können auf das, was vielleicht noch zu erwarten ist, so ist es bemerkenswert, wie früh sich bei Djuna Barnes die Richtung anzeigt, in die ihre späte Dichtung gehen wird.« [7] Und einen solchen Hinweis findet er in der von der Verfasserin in die späte Sammlung Stillway aufgenommenen Erzählung The Grande Malade: Da erinnert sich die blutjunge Ich-Erzählerin plötzlich an ein Gedicht, das sie entzückt hat, weil es »verstümmelt ist wie eine griechische Statue und dennoch ein Ganzes wie ein Leben.« [8] Das Paradox des Torso, des Fragments als Pars pro toto erscheint Kannenstine als Chiffre für die späten Gedichte von Djuna Barnes, als Kennzeichen auch für einen großen Teil der modernen Lyrik. In dem im >New Yorker< erschienenen Gedicht Quarry (»Steinbruch«)[9], das Djuna Barnes sich als Epitaph zugedacht hatte, begehrt sie noch einmal auf gegen die allmächtige Zeit, die sich ihr immer mehr entzieht: Sie will ihr Dauer entwinden, sich gegen das Verdikt der Vergängnis empören, dem rachedurstigen Alter widerstehen; sie schlägt »der Seele ins Gesicht, damit sie Atem hole«, so wie man ein Neugeborenes, das nicht schreien will, schlägt, damit es atemholend das Leben akzeptiert.
Der Tod war die immer neue Herausforderung ihres langen Lebens. Allerdings - in der Jugend kommt er anders daher als im Alter - ist er Provokation und Abenteuer, ein gefährliches Stimulans des Lebens. Im Alter erscheint er als gewohnter, oft abgewiesener, Begleiter, dessen endgültiges Erscheinen so unabsehbar wie erwartet ist. Oft läßt er, wie in ihrem Falle, lange auf sich warten. Zu lange, wie ihr scheinen mußte. Solchen Augenblicken, in denen auch die Kraft nicht ausreichte, ihn herbeizurufen, mag ihr tief pessimistischer Ausspruch entstammen: »Das Leben ist niederträchtig, qualvoll und kurz. In meinem Falle war es nur niederträchtig und qualvoll.« Auch die Zeit verändert mit den Jahren ihre Qualität: Sie wird knapper; was sie noch zuläßt, wird - fast - berechenbar, und sie ist immer weniger von außen bestimmt und gegliedert, undurchschaubar und amorph. Djuna Barnes' letzte Jahre sind ein unnachgiebiger und ungleicher Kampf gegen den Tod, der dem medizinisch feststellbaren vorausgeht: den des Geistes, den der eigentlichen Person. Die Anstrengung zu überleben, zehrt immer mehr die Kraft auf, die sie für das braucht, um dessentwillen sie überlebt hat. Djuna Barnes starb allein, kurz nach ihrem 90. Geburtstag. Ihr Tod erregte Verwunderung viele glaubten sie längst nicht mehr am Leben. Fast wie sie es gewünscht hatte, wurde ihre Asche nahe von ihrem Geburtsort Cornwall-on-Huson beigesetzt.
Ihr Epitaph könnte auch heißen: Sie war eine Passionierte im Doppelsinne der Passion eine leidenschaftlich Liebende und Leidende.