Einleitung

Alle hier abgedruckten Aufsätze entstanden innerhalb der sozialistischen Frauenbewegung. Alle sind gewissermaßen Auftragsarbeiten, waren zunächst Vorträge aus aktuellem Anlaß. Daher sind die Texte mit besonderem Engagement geschrieben, in der Auseinandersetzung oft heftiger als unbedingt notwendig, in den Folgerungen praktisch. Sind sie nicht, da schon 5 Jahre und mehr seit ihrem Erscheinen vergangen sind, inzwischen inaktuell geworden? Schließlich hat sich die Frauenbewegung ständig vergrößert, hat sie sich nicht weiterentwickelt? Beim Lesen wird man sich wundern, wie alt viele, heute heiß umstrittene Probleme sind, wie ungelöst noch immer. Zwar versucht niemand mehr -wie Schrader-Klebert im ersten der hier wiedergegebenen Aufsätze - umstandslos Kategorien aus der Kritik der Politischen Ökonomie auf die Frauen metaphorisch zu übertragen. Unübersehbar ist jedoch, daß die Botschaften, die mit solchen Slogans wie Frau als Ware, Hausfrau als Dirne usw. übermittelt werden sollen, in einem Teil der feministischen Frauenbewegung gleich geblieben sind, wenn auch ohne den Umstand schein-marxistischer Herleitung. Das macht sie nicht weniger falsch und irreführend.
Andere Diskussionen - die Kritik am Feminismus, die Analyse zum Hausfrauendasein - haben an Aktualität eher zugenommen. Sie eignen sich als Schulungstexte für Frauengruppen.
Im Sozialistischen Frauenbund Westberlin haben wir die Erfahrung gemacht, daß die Geduld vieler Frauen, auf Veranstaltungen längere Referate anzuhören, ständig abnimmt. Aus diesem Grund haben wir angefangen, das, was wir ihnen in den Vorträgen sagen wollten, in alltägliche Szenen zu übersetzen. Die Einstudierung solcher Szenen ist dabei zugleich Schulung für unsere Mitglieder, ebenso wie die nachfolgende offene Diskussion. Der letzte Beitrag in diesem Heft „Nutze das Leben nicht..." wurde von uns als Begleittext zu einer Pantomime gesprochen und mit großem Erfolg bereits mehrfach aufgeführt.
Der Abdruck soll zur Nachahmung anregen, selber zu schreiben, Theater zu spielen, neue Formen auszuprobieren. Allerdings ist auch dafür die vorhergehende theoretische Erarbeitung der Probleme unbedingt Voraussetzung. Veränderungen, die allen nützen, kann man nur erreichen, wenn man die Dinge radikal anpackt. Dafür muß man die Wurzeln erst erkennen