Im vorangegangenen Kapitel stellten wir fest, daß die feministische Herausforderung, welche oftmals als für die Wissenschaft am wenigsten bedrohlich angesehen wird - die Forderung nach Gleichberechtigung - die radikale Verringerung geschlechtsspezifischer Typisierungen und Arbeitsteilungen wie auch der defensiv-labilen männlichen Identität zur notwendigen Voraussetzung für die Gleichbehandlung von Frauen in der Wissenschaft macht. Möglicherweise ist in den wissenschaftsproduzierenden Gesellschaften sogar die vollständige Beseitigung rassistischer, sexistischer und klassenhierarchischer Strukturen erforderlich. Das geht über eine bloße Reform gesellschaftlicher Verhältnisse weit hinaus. Bedrohlicher als die Antidiskriminierungs-Maßnahmen erscheint die Behauptung, sowohl die definitorische Selektion wissenschaftlicher Probleme als auch die forschungsrelevanten Begriffe, Theorien, Methoden und Interpretationen seien in einseitiger Weise männlich ausgerichtet.
Dieser Vorwurf ist gleichermaßen gegen die Biologie wie gegen die Sozialwissenschaften erhoben worden, doch gilt er auch für die physikalischen Wissenschaften? Deren Vertreter und philosophische Interpreten halten derlei feministische Kritik hinsichtlich ihres Faches für irrelevant (wie sie überhaupt glauben, daß sie von der Biologie und den Sozialwissenschaften nichts Nennenswertes lernen können). Von daher ist der feministische Vorwurf männlicher Einseitigkeit zwar für die normale Wissenschaft bedrohlicher als die Forderung nach Gleichberechtigung, doch scheinen die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - ob sie nun feministisch sind oder nicht - davon auszugehen, daß er die Physik, die Chemie und das wissenschaftliche Weltbild nicht trifft (und auch gar nicht treffen kann). Im zweiten Kapitel sahen wir, daß der Glaube, Physik, Mathematik und Logik seien ihrem Wesen nach gegen gesellschaftliche Einflüsse immun, unbegründet ist. Bevor wir die feministische Kritik an der Biologie und den Sozialwissenschaften untersuchen, wollen wir fragen, inwieweit sie für unser Verständnis der Naturwissenschaft insgesamt relevant ist.
Sind sozialwissenschaftliche Ergebnisse für die Durchführung
naturwissenschaftlicher Forschungen irrelevant?
In der langen Geschichte der Philosophie der Sozialwissenschaften gibt es eine Argumentation, die behauptet, daß der wertbezogene Charakter der Sozialwissenschaften dreifachen Ursprungs sei, deren jeder für sich es unratsam erscheinen lasse, die Sozialforschung als Modell auf die Physik abzubilden. Diese Philosophen gehen davon aus, daß die Philosophie der Naturwissenschaften für die Philosophie der Sozialwissenschaft keinerlei Bedeutung besitze, scheinen aber mit ihren Gegnern darin übereinzustimmen, daß die Sozialforschung ihrerseits für die Erforschung der Natur ohne Belang sei.[1] Diese Behauptung erfordert getrennte Argumentationslinien, derer sich keine Seite je bedient hat.
Sowohl der »Naturalismus« als auch sein Gegner, der »Intentionalismus« - wie die an diesem Streit beteiligten Parteien genannt worden sind - sind sich darin einig, daß die Sozialwissenschaften und die Naturwissenschaften sich auf je unterschiedlich strukturierte Gegenstandsbereiche beziehen-. die Sozialwissenschaften befassen sich mit Menschen und Kulturen, die, im Gegensatz zur unbelebten Materie, sich durch Geschichte, Bedeutungen und Zeichensysteme konstituieren. Unglücklicherweise würden, so argumentiert der Naturalismus, die diesen Themenbereich kennzeichnenden gesellschaftlichen Bedeutungen und Werte nur zu oft in die Forschungsresultate einsickern. Nichtsdestotrotz könnten gesellschaftliche Phänomene ebenso kausal erklärt werden wie rein physikalische Erscheinungen, und die strengere Beachtung methodologischer Verfahrensweisen, welche in der Physik als so wirkungsvoll sich erwiesen haben, würde erfolgreich dazu beitragen, gesellschaftliche Werte aus der Sozialforschung zu eliminieren. Es gibt (so der naturalistische Standpunkt) nur eine wissenschaftliche Metaphysik und nur eine wissenschaftliche Methode: nämlich die der Physik. Der Intentionalismus erwidert, daß das Unzuträgliche an der Sozialforschung gerade ihre Tendenz sei, dieses wesensfremde, physikalistische Begriffsschema dem Selbstverständnis, das die Menschen von ihrer eigenen Kultur und Tätigkeit haben, überzustülpen. Statt dessen, sagt er, müssen die Forscher und Forscherinnen ihr eigenes Wert- und Bedeutungsgefüge in die Wagschale werfen, um gesellschaftliche Vorgänge und Ereignisse allererst von natürlichen unterscheiden zu können. Woher wissen wir, daß wir einen Flaggensalut beobachten und nicht einen bloßen Muskelreflex, wenn wir einigen Ereignissen im Gegensatz zu anderen gesellschaftliche Bedeutung beimessen? Und wenn wir ethnozentrische Verzerrungen in unseren Beobachtungen vermeiden wollen, müssen wir die von den Beteiligten selbst vorgenommenen Bedeutungszuschreibungen berücksichtigen, nicht etwa die der Forschenden.
Zweitens, so behauptet der Naturalismus weiter, muß die Erklärung gesellschaftlicher Phänomene mehr Variablen in Betracht ziehen als die Erklärung von Naturphänomenen. Sozialforschung ist einfach mühseliger als die Erforschung der Natur. Drittens sind die Sozialwissenschaften jünger und unreifer als die Naturwissenschaften; zu gegebener Zeit werden sie aus dem vorparadigmatischen Stadium des Faktensammelns und der Grundsatzdiskussion heraustreten und, was theoretische Annahmen, methodologische Beschränkungen und Forschungsprogramme betrifft, sich in Übereinstimmung mit »normalwissenschaftlichen« Paradigmen befinden. Doch der Intentionalismus bestreitet auch diese vermeintlichen Ursprünge der Wertbezogenheit von Sozialwissenschaft. In dieser Auseinandersetzung gehen beide Seiten davon aus, daß die Probleme der Sozialwissenschaft, ein größtmögliches Maß an Objektivität und Wertfreiheit zu erreichen, in den Naturwissenschaften keine Parallele besitzen. Doch kann die Plausibilität dieser Annahme aus verschiedenen Gründen in Zweifel gezogen werden. Erstens haben die Sozialwissenschaften versucht, die der Physik unterstellten leidenschaftslos-objektiven Methoden nachzuahmen. Selbst die in der Minderheit befindlichen Vertreter hermeneutischer, humanwissenschaftlicher und verstehender Methoden der Sozialforschung (also der Hauptrichtungen innerhalb des Intentionalismus) legen immer noch Wert auf Objektivität und empirische Übereinstimmung zwischen Theorie und Beobachtung, die als Stärke der Naturwissenschaften gelten, und sie glauben, daß verschiedene Arten von Methoden und eine andersgeartete Ontologie am geeignetsten sind, um die Forschungsergebnisse vom verzerrenden Einfluß der Wertvorstellungen des Forschers (oder der Forscherin) freizuhalten. Doch können wir immer noch begründeterweise fragen, ob die Verzerrungen und Einseitigkeiten in den Sozialwissenschaften einzig aus ihrem Unterschied zu den Naturwissenschaften sich herleiten. Enthüllt sich in ihnen nicht vielmehr eine grundsätzliche Lücke zwischen der expliziten Erkenntnistheorie wie den präskriptiven Methodologien der Naturwissenschaften und den wirklichen Bahnen, in denen jede Forschung - sei sie gesellschafts- oder naturbezogen - verlaufen ist und verlaufen muß? Sicher sind die oben erwähnten Probleme nicht aus der Luft gegriffen, aber reichen sie aus, um alle Aspekte der für die Sozialforschung als störend empfundenen Wertbezogenheit abzudecken?
Wichtiger noch ist die von uns bereits diskutierte Tatsache, daß die Naturwissenschaft ein gesellschaftliches Phänomen darstellt. Zu bestimmten historischen Zeitpunkten ist sie in bestimmten Kulturen entstanden, weiterentwickelt, und mit gesellschaftlicher Bedeutung versehen worden. Feministinnen haben dargestellt, auf welche Weise weiße Männer aus dem politischen und ökonomischen Herrschaftsapparat gesellschaftliche Phänomene begrifflich konstruieren. Viele Elemente dieser Kritik können auf die Geschichte der Naturwissenschaft, wie sie von wissenschaftshistorischen und -theoretischen Handbüchern, von wissenschaftlichen Texten und von den »großen Persönlichkeiten« der modernen Wissenschaft erzählt wird, direkt übertragen werden. Wenn das soziale Geschlecht eine Variable darstellt, die noch in den formalsten Strukturen theoretischer Annahmen über die Grenzen zwischen Natur und Kultur oder über die fundamentalen Bestandteile gesellschaftlich konstruierter Realitäten eine Rolle spielt, warum sollten wir dann davon ausgehen, daß die formalen Strukturen naturwissenschaftlicher Annahmen dagegen immun sind?
Die Sozialwissenschaften sind, was Auswahl und Definition der Problemstellungen wie auch Planung und Durchführung von Forschungsprojekten angeht, nicht arm an Einseitigkeiten, die ihrerseits in den bevorzugten Darstellungen der Geschichte und Sozialstruktur der Wissenschaft ebenso wieder auftauchen wie in der partiellen und verzerrten Selbstreflexion der Philosophie der Sozial- und Naturwissenschaften. Die gesellschaftliche Praxis der Naturwissenschaft ist, ebenso wie das, was an Annahmen über die Naturwissenschaft zirkuliert, ein angemessenes Thema für die Sozialforschung. Um aber zu objektiven Verstehensweisen und Erklärungen zu gelangen, bedarf es der Entgeschlechtlichung der Sozialwissenschaften und ihrer philosophischen Theorien.
Woran hapert es bei einer Wissenschaftstheorie, die sich über die offensichtlichen Erfolge und Grenzen jenes Unterfangens, das sie erklären und dadurch lenken und leiten möchte, keine Rechenschaft ablegen kann? Wenn man sich bei der Erklärung der historischen Erfolge wie auch der zeitweiligen Stagnation des »Erkenntniswachstums« auf die Bedeutung wirtschaftlicher, politischer, psychologischer und gesellschaftlicher Gesetzmäßigkeiten beruft, dann wird man im Zentrum dieser Gesetzmäßigkeiten auch das soziale Geschlecht in seiner dreifachen Ausdrucksform - als Totalität der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse - finden. Aus diesen Gründen ist die feministische Kritik der Einseitigkeit und Verzerrung in den Sozialwissenschaften weit über ihr unmittelbares Thema hinaus von Bedeutung, weil sie sich auf unsere Analyse der Wissenschaft insgesamt beziehen läßt.
Fünf Quellen des Androzentrismus in der Sozialforschung
In ihrer Einleitung zu dem Buch Another Voice: Feminist Perspectives on Social Life and Social Science - eine frühe Sammlung feministischer Essays zur Kritik der Sozialwissenschaften - weisen Marcia Millman und Rosabeth Moss Kanter sechs problematische Grundannahmen auf, von denen die soziologische Forschung sich hat leiten lassen.[2] Weil diese Annahmen auch in anderen Sozialwissenschaften zu finden sind, können wir fünf der sechs Kategorien verwenden, um das Ausmaß des feministischen Vorwurfs zu begreifen, der besagt, daß männliche Einseitigkeit in der Sozialforschung das Leben der Frauen permanent unsichtbar gemacht hat, und daß wir aufgrund dieser Einseitigkeit weder das Handeln und Denken der Geschlechter noch die gesellschaftlichen Strukturen, in denen dies Handeln und Denken sich vollzieht, angemessen verstehen können. (Die sechste Annahme bezieht sich auf die Ziele der Sozialforschung; diesen Gesichtspunkt werde ich weiter unten diskutieren.) Anhand dieser frühen kritischen Ansätze kann man sich gut vor Augen führen, was heute zum Allgemeingut feministischer Wissenschaftlerinnen geworden ist. Die in dem Buch versammelten Analysen sind ausgearbeitet und verfeinert worden, doch stehen die darin aufgeworfenen Probleme immer noch im Brennpunkt feministischen Interesses.
Zuerst heben Millman und Kanter hervor, daß »aufgrund der Verwendung bestimmter konventioneller Definitionsmodelle wichtige Bereiche der soziologischen Feldforschung übersehen worden sind« (Millman und Kanter 1975, IX). Soziologische Analysen beispielsweise, die sich ausschließlich auf die Funktion der Weberschen Rationalität konzentrieren, neigen dazu, die gesellschaftliche Rolle der Emotionen nahezu vollständig auszublenden. Ihre Entwürfe beschränken sich auf zwei Typen gesellschaftlicher Akteure, bei denen Gefühl und Emotion vom selbstbewußten Denken und Handeln abgekoppelt sind. Es gibt »entweder den bewußten, kognitiv eingestellten Handlungstyp, ... der bewußt etwas will (z.B. Geld oder Status), und der bewußt den Wert verschiedener Mittel für die Erreichung eines Zwecks kalkuliert«, oder den »unbewußten, emotional eingestellten Handlungstyp, ... der durch eine begrenzte Anzahl von >Instinkten<, >Impulsen< oder >Bedürfnissen< dazu >getrieben< oder >veranlaßt< wird, irgendeine Reihe von Dingen zu erreichen, zu verbinden oder zu tun, die nur auf der Oberfläche als Mittel oder Zwecke ausgewiesen werden.«[3] In keinem Fall wird die Bewußtheit von Gefühlen und Emotionen als ein für die Gründe und Ursachen menschlichen Denkens und Handelns oder für die Gesellschaftsstruktur bedeutsames Element gesehen, obwohl ihre Präsenz im eigenen Denken und Verhalten wie auch in dem der anderen Menschen offensichtlich von Wichtigkeit zu sein scheint. Man kann sich fragen, ob die Leugnung der Rolle bewußter Gefühle durch die Verbindung eines kulturellen Stereotyps mit einer zweiten soziologischen Annahme in ihrer Tendenz nicht noch verschärft wird. Einerseits gehen Geschlechterstereotypen davon aus, daß nur bei Frauen die Motivationsstruktur durch bewußte Gefühle bestimmt wird, während Männer sich durch kalkulatorische, instrumentelle oder andere »rationale« Erwägungen leiten lassen. Andererseits nimmt die Sozialwissenschaft an, daß die gesellschaftliche Struktur vor allem durch das Denken und Handeln der Männer hervorgebracht wird. Aber lassen sich nicht Männer und Frauen gleichermaßen durch ein Bewußtsein ihrer Gefühle von Liebe, Zuneigung, Zorn oder Ablehnung leiten, wenn sie Denk- und Handlungsformen sich aneignen oder politische Kräfte und Institutionen unterstützen?
Zweitens »hat sich die Soziologie auf öffentliches, offizielles, sichtbares und/oder darstellungsorientiertes Rollenverhalten und entsprechende Situationsdefinitionen konzentriert, während inoffizielle, weniger darstellungsorientierte, private, unsichtbare und karitative Bereiche der Gesellschaft gleichermaßen wichtig sein können« (ebd., X). Wenn der Bereich gesellschaftlichen Handelns in dieser Weise eingeengt wird, können wir nur sehr schwer ein angemessenes Bild des gesellschaftlichen Lebens entwickeln. Solche und ähnliche Einschränkungen führen zum Beispiel dazu, die Art und Weise, wie Frauen informelle Macht errungen haben, unsichtbar zu machen. Sie verbergen die informellen Systeme männlicher Schirmherrschaft und Patronage, die die begehrten Karrierewege für Männer freihalten, während sie weibliche Angestellte zugleich isolieren und dadurch die auf Antidiskriminierung zielenden Programme umgehen. Verborgen bleibt auch die analytisch nicht greifbare Substruktur der von Frauen geschaffenen karitativen Vernetzungen, ohne die es in Kunst, Literatur, Politik und Wissenschaft keine »Genies« gegeben hätte (ebd., 33). Und schließlich wird auch die Bedeutung der gesellschaftlichen Interaktionen in den lokalen und regionalen Strukturen des Gemeinschaftslebens unsichtbar gemacht. Gerade hier aber kommt den Frauen eine Vorrangstellung zu, hier werden die verbindlichen Formen der Interaktion und Politik herausgebildet, in denen Männer als die Schöpfer der Gesellschaftsstruktur erscheinen (ebd., XII).
Drittens »geht die Soziologie oft von der für Männer und Frauen gleichermaßen gültigen Existenz einer >einheitlichen Gesellschaft< aus, bezüglich derer sich für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen verallgemeinernde Behauptungen aufstellen lassen. Tatsächlich aber können Männer und Frauen in je verschiedenen gesellschaftlichen Welten zu Hause sein«, und diese Differenz wird nicht in Rechnung gestellt (ebd., XIII). So argumentiert etwa Jessie Bernard, daß aus ein und derselben Heirat für den Mann und die Frau verschiedene Wirklichkeiten resultieren können, und diese Tatsache macht alle Verallgemeinerungen über Heirat und Familienleben hinfällig, die die positions- und interessenbedingten Unterschiede nicht berücksichtigen.[4] In ähnlicher Weise macht die Wirtschaftswissenschaftlerin Heidi Hartmann auf den »Geschlechterkampf« aufmerksam, der in der Familie um die Hausarbeit geführt wird, und der die Verantwortung dafür trägt, daß Männer und Frauen in weiten Bereichen öffentlicher Politik unterschiedliche Interessen vertreten.[5] Weitere Analysen decken viele andere Institutionen und Interaktionsformen auf, in denen Frauen weit eher als Männer gezwungen sind, ihre Erwartungen herabzuschrauben und ihr Unbehagen zu rationalisieren, um ökonomische oder gesellschaftspolitische Vorteile zu erlangen.
Das soziologische Problem der »einen, einheitlichen Gesellschaft« läßt sich auf begriffliche Schwierigkeiten in den Sozialwissenschaften beziehen, die von anderen Feministinnen bemerkt worden sind. Die geläufige Annahme, daß eine bestimmte Gesellschaftsstruktur oder Verhaltensweise für die Handelnden oder die Gesellschaft funktional ist, ignoriert für gewöhnlich das Mißverhältnis zwischen dem Bewußtsein, den Wünschen und Bedürfnissen der Frauen und der ihnen zugeschriebenen Rolle.[6] Über das Sich-Einfügen in Rassen- und Klassenhierarchien hinaus müssen Frauen gezwungenermaßen ihr Wesen und ihre Tätigkeiten an Beschränkungen anpassen, die sie nicht selbst gewählt haben. Es ist die Kluft zwischen ihrem (Selbst-)Bewußtsein und den von ihnen erwarteten Verhaltensweisen, welche die der Selbsterfahrung sich verdankenden Errungenschaften der Frauenbewegung zu einer in wissenschaftlicher wie politischer Hinsicht wichtigen Ressource gemacht hat. Männlich dominierte gesellschaftliche An/ Ordnungen sind für Frauen nicht funktional, doch läßt sich diese Tatsache einfach am Verhalten der Frauen selbst ablesen.
Ähnlich problematische Implikationen ergeben sich in der Anthropologie. Hier wird zum Beispiel behauptet, daß die Gesellschaftsmodelle (de facto Modelle der Grenzen des Gesellschaftlichen selbst), von denen Männer in allen Kulturen ausgehen, mit den anthropologischen Modellen westlich-männlicher Forscher auf besondere Weise übereinzustimmen scheinen.[7] Frauen als gesellschaftlich Handelnde scheinen - im Gegensatz zu Männern ihrer eigenen Kultur und zu (männlichen) Sozialwissenschaftlern - signifikant andere und weiter gefaßte Vorstellungen von den Bedingungen gesellschaftlicher Interaktion und Struktur zu haben. Nicht unwichtig für unsere Interessen ist die offenkundige Tatsache, daß vieles, was Männer zur Natur zählen (zu dem, was jenseits der kulturellen Grenzen liegt), für die Frauen Bestandteil der Kultur ist.
Die Soziologin Dorothy Smith hat analysiert, wie die Begriffsstruktur der Soziologie sich mit administrativen Modellen der Gesellschaftsstruktur und den administrativen Interessen und Persönlichkeitstypen, die Männer aller Klassen in unserer Kultur für erstrebenswert halten, zusammenfügt. [8] Für sie ist der Begriffsapparat der Soziologie Bestandteil eines umfassenderen Begriffsapparates, der für Gesellschaften mit männlich dominierter, administrativ ausgerichteter Herrschaft typisch ist. So weist sie zum Beispiel darauf hin, daß die soziologische Kategorie der »Hausarbeit« in ein Begriffsschema eingefügt worden ist, das alle menschlichen Aktivitäten einer Dichotomie von »Arbeit« und »Freizeit« subsumiert, die für männliche Lebenszusammenhänge sehr viel eher zutrifft als für weibliche. Kindererziehung, Kochen, Saubermachen etc. sind sicherlich Betätigungen im Sinne gesellschaftlich nützlicher Arbeit und stellen zugleich gewisse Aspekte von Freizeitverhalten im Sinne einer öfter ausgeübten und angenehmen Tätigkeit dar. Doch für Frauen ist damit zugleich mehr und weniger vermacht, als es diese Kategorien nahelegen. Vor allem die Kindererziehung scheint durch diese Dichotomie überhaupt nicht adäquat erfaßt werden zu können. Sie ist weniger »Arbeit« als das Babysitten mit seiner festgelegten Zeit, seiner begrenzten Verantwortlichkeit und seinem (wenn auch geringen) ökonomischen Entgelt. Doch ist die Kindererziehung für Frauen (ganz zu schweigen von der Gesellschaft) von ungleich größerem Wert als eine Bridgepartie, ein Strandausflug oder die meisten Formen der Lohnarbeit.
Des weiteren kommt die Zweiteilung der menschlichen Aktivitäten in bezahlte Arbeit und individuell geregelte Freizeit den Vertretern administrativer Herrschaft in den industrialisierten Gesellschaften sehr gelegen. Da das Freizeitverhalten als Privatsache des Individuums gilt, bedarf - wenn überhaupt - nur die Lohnarbeit der Einbindung in staatliche Sozialprogramme. Obgleich der sozialstaatliche Kapitalismus wachsenden Forderungen nach staatlicher Unterstützung für Frauen, Kinder, Alte, Kranke und Arbeitslose hat nachgeben müssen, gilt den politischen Praktikern und Theoretikern dies immer noch als reine Sozialprogrammatik, während die wirklich politischen Weichenstellungen im Bereich der Arbeits- und Außenpolitik erfolgen. Smith geht davon aus, daß die Soziologie durch ihre Reproduktion der erkenntnisleitenden Kategorien des Industriekapitalismus in dessen Herrschaftsform integriert worden ist. (Es wäre auch zu fragen, ob der Marxismus durch seine Tendenz, den eigentlichen Ort des Politischen der - auf den Produktionsbereich eingeengten - Ökonomie zuzuweisen, nicht ebenfalls die Begriffswelt des Kapitalismus reproduziert und ihr dadurch Schützenhilfe gibt.[9]) Dorothy Smiths Argumente lassen sich auf viele Begriffsstrukturen anderer Sozialwissenschaften übertragen. Frauen und Männer leben durchaus nicht in einer für alle gleichermaßen einheitlichen Gesellschaft, sondern offenbar in verschiedenen Welten. Doch nur die der Männer wird von der Sozialwissenschaft für die eigentlich gesellschaftliche Welt gehalten.
Viertens wird »in verschiedenen Feldstudien das biologische Geschlecht als Verhaltensfaktor nicht berücksichtigt, obwohl es in explanatorischer Hinsicht zu den wichtigsten Variablen gehören könnte« (ebd., XIV, aus der von mir vertretenen theoretischen Perspektive geht es Millman und Kanter um die soziale, nicht um die biologische Geschlechterdifferenz). Welchen Einfluß hat zum Beispiel das soziale Geschlecht in Lehrerschaft und Ärztestand auf die Interaktion mit Schülern und Patienten? Wie wirken sich klischeehaft männliche Modellvorstellungen des Künstlers, des Wissenschaftlers oder der erfolgreichen Persönlichkeit auf die Motivation der Frauen aus, traditionell männliche Bereiche zu betreten und in ihnen als erfolgreich anerkannt zu werden? Solche und ähnliche Fragen werden in soziologischen Analysen oftmals ignoriert.
Meine parenthetische Bemerkung im vorhergehenden Absatz weist darauf hin, daß die Problematik des sozialen Geschlechts als Variable im historischen und gegenwärtigen sozialen Leben auf ebenso verwirrende wie nahe-liegende Weise mit Diskussionen über die Bedeutung des biologischen Geschlechts für das gesellschaftliche Handeln verknüpft ist. Die Historikerin Joan Kefly-Gadol hebt hervor, daß auch in der Geschichtswissenschaft feministische Gelehrte auf die Ignoranz aufmerksam gemacht haben, die dem »biologischen Geschlecht« als Faktor gesellschaftlichen Handelns zuteil geworden ist, obwohl es möglicherweise die einzige Variable in der Geschichte darstellt, die wirklich von Bedeutung ist. Es geht ihr nicht um den Nachweis, daß biologische Geschlechterdifferenzen den Verlauf der Geschichte bestimmt haben, sondern um die Ausarbeitung der Behauptung von Simone de Beauvoir, daß »die Frau nicht geboren, sondern gemacht wird«. Gesellschaftliche Konstruktionen von Sexualität und sozialem Geschlecht haben dazu geführt, daß Frauen und Männern je verschiedene Rollen in der Gesellschaft zugewiesen wurden. Auch Männer werden mithin »nicht geboren, sondern gemacht«, und sie sind unverkennbar Männer im geschlechtsspezifischen Sinn, d.h. keine Repräsentanten der »Menschheit«. Kelly-Gadol argumentiert, daß der Geschichtsverlauf nicht nur durch unverwechselbar männliche Wünsche und Bedürfnisse, sondern auch durch die gesellschaftlich konstruierten Tätigkeiten der Frauen geprägt worden ist. Die Behauptung, Wesensformen und Tätigkeiten der Frauen seien grundsätzlich biologischen, die der Männer dagegen gesellschaftlichen Ursprungs und daher für die sozialen Strukturen voll und ganz verantwortlich, entstellt die Frauen, die Männer und die Gesellschaft auf doppelte Weise.[10] Noch einmal Millman und Kanter: »Wenn männliche Soziologen (oder Männer überhaupt) bei der Sitzung eines ausschließlich aus Männern bestehenden Aufsichtsrats zugegen sind, so denken sie, daß sie sich in einer geschlechtsneutralen oder geschlechtslosen, nicht aber einer männlichen Welt befinden« (ebd., XIV). Wenn wir »geschlechtslos« (sexless) durch »ungeschlechtlich« (genderless) ersetzen, dann sehen wir das Problem, auf das die Kritikerinnen abzielen: Frauen (und nur sie) repräsentieren das »soziale Geschlecht«, Männer dagegen (und nur sie) die Kultur.
Fünftens »können bestimmte (häufig quantitativ orientierte) Methodologien und Forschungssituationen (in denen zum Beispiel männliche Sozialwissenschaftler Bereiche untersuchen, die Frauen einschließen) sich der Kenntnisnahme bestimmter Informationen systematisch verschließen. Gerade diese Informationen können aber für die Erklärung des untersuchten Phänomens von höchster Bedeutung sein« (ebd., XV). Sicherlich ist die Kritik an der exzessiven Bevorzugung quantitativer Methoden nicht erst mit dem Feminismus entstanden. Neu an der feministischen Kritik ist der (bereits erwähnte) Verdacht, daß die Vorliebe für Variablen anstelle von Personen »mit einem unerfreulich übertriebenen männlichen Stil der Manipulation und Kontrolle in Verbindung gebracht werden kann« (ebd., XVI).
Der Einfluß, den das soziale Geschlecht des Forschenden auf die Angemessenheit der Forschungsergebnisse ausübt, hat verschiedene Dimensionen. Da ist einmal das offensichtliche Problem, daß Männer aus gesellschaftlichen Gründen zu vielen »weiblichen« Lebensbereichen keinen wirklichen Zugang haben, das gilt für unsere Gesellschaft ebenso wie für andere Kulturen. Ein indirekter Zugang eröffnet sich ihnen vor allem durch männliche Gewährsleute, deren Kenntnis dieser Lebensbereiche begrenzt und durch regionale ideologische Vorstellungen geprägt ist. Wenn ihnen ein direkter Zugang ermöglicht wird, verändert ihre Anwesenheit die Situation, die sie beobachten oder die Antworten, die ihnen gegeben werden, auf eine Weise, welche über die für ein Interview oder eine Beobachtersituation spezifischen Verzerrungen weit hinausgeht. Diese Reihe von methodologischen Problemen erklärt zum Teil, warum die Sozialwissenschaft sich fast ausschließlich auf offizielle, sichtbare, und/oder darstellungsorientierte Handlungsträger und -situationen konzentriert, denn (männliche) Beobachter haben in erster Linie zu dieser Welt Zugang, und eben diese Welt und ihre Akteure werden von den männlichen Gewährsleuten in den untersuchten Kulturen für vorrangig wichtig gehalten.
Die historischen Dimensionen dieses Problems sind Gegenstand fortwährender Diskussionen in der Anthropologie, denn die klassischen ethnographischen Darstellungen stammen in erster Linie von Männern, die zu »eingeborenen« Frauen und ihren Aktivitäten nur einen äußerst beschränkten und mittelbaren Zugang hatten.[11] Dergestalt sind die Berichte darüber, wie Frauen wirklich denken und handeln, sehr viel unzuverlässiger als in bezug auf das Denken und Verhalten der Männer. Doch auch hier gibt es fragwürdige Aspekte, denn die Männer sind ja von der Vergeschlechtlichung nicht ausgenommen, und es ist allgemein bekannt, daß Männer ihresgleichen andere Facetten ihres Denkens, Fühlens und Verhaltens mitteilen als sie dies Frauen gegenüber tun. Selektive und verzerrte Kommunikation findet also zwischen Männern ebenso statt wie zwischen Männern und Frauen. Alle diese methodologischen Schranken verweisen erneut auf die Frage nach dem verdächtigen Zusammenspiel zwischen den von der Sozialwissenschaft bevorzugten Theorien und Begriffen und denen, die von Männern aller Kulturen favorisiert werden.
Diese fünf Schlaglichter feministischer Kritik sollen nicht als vollständige Liste der Formen und Strukturen männlicher Verzerrung in den Sozialwissenschaften verstanden werden. Unsere kurze Übersicht kann bei weitem nicht alle Probleme der Soziologie ansprechen, und die Psychologie, die Anthropologie, die Geschichts- und Wirtschaftswissenschaft besitzen ihre je eigenen Methodologien und Themenbereiche, in denen es auf gleiche Weise zu Verzerrungen und Einseitigkeiten in der Analyse gesellschaftlicher Strukturen kommt.[12] Doch sollte diese kurze Skizze für den Nachweis genügen, daß die Selbstwahrnehmung der Sozialwissenschaft hinsichtlich ihres Versuchs, wertfrei, objektiv und leidenschaftslos zu sein, durch die feministische Kritik ernsthaft in Frage gestellt wird. Es ist, wie ich bereits andeutete, durchaus unklar, ob diese Probleme einzig und allein daraus resultieren, daß die Sozialwissenschaft sich in ihren Themenbereichen, in der Vielschichtigkeit der Variablen und in der geringeren Ausgereiftheit von den Naturwissenschaften unterscheidet.
Von größerer Wichtigkeit für diese Studie ist die Tatsache, daß all diese Probleme in den auserwählten Arbeiten zur Philosophie, Geschichte und Soziologie der Naturwissenschaft, d.h. in ihren sozialwissenschaftlichen Aspekten, ebenso wieder auftauchen wie in den populären Auffassungen von Wissenschaft. Auch in den Naturwissenschaften sind gesellschaftsrelevante Bereiche »aufgrund der Verwendung konventioneller Definitionsmodelle« übersehen worden. Auch hier haben sich traditionelle sozialwissenschaftliche Untersuchungen auf »öffentliche, offizielle, sichtbare und/oder darstellungsorientierte« Aspekte konzentriert, was auf Kosten der vielleicht gleichermaßen wichtigen »inoffiziellen, weniger darstellungsorientierten, unsichtbaren, privaten und karitativen Bereiche sozialer Lebensformen« geschah. Auch in bezug auf die Naturwissenschaften wird oft von einer »einheitlichen Gesellschaft« ausgegangen, »bezüglich derer sich für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen verallgemeinernde Behauptungen aufstellen lassen, während Männer und Frauen tatsächlich in verschiedenen Welten leben können«. Gleichermaßen gilt, daß das soziale Geschlecht »als Verhaltensfaktor nicht berücksichtigt wird, obwohl es in explanatorischer Hinsicht zu den wichtigsten Variablen zählen kann.« Und schließlich können auch in den Naturwissenschaften methodologische Verfahrensweisen und Forschungssituationen »sich der Kenntnisnahme bestimmter Informationen systematisch verschließen«, obwohl diese Informationen »für die Erklärung des untersuchten Phänomens von größter Bedeutung sein können«.
Mein Argument war, daß - im Gegensatz zu den Dogmen des Empirismus - für das Verständnis von Wissenschaft und Gesellschaft die gleichen analytischen Kategorien angewendet werden können, und daß die Wissenschaft nicht einfach ein besonderes Ensemble von Aussagesätzen oder eine eindeutig festgelegte Methode darstellt, sondern sich als eine umfassende Reihe bedeutungstragender gesellschaftlicher Praxisformen erweist. Wenn diese Praxisformen durch das Selbstverständnis geprägt werden, das die Wissenschaft von ihrer Wesensart und ihren Zweckbestimmungen hat, dann sollten - entgegen den empiristischen Dogmen - die von Physik und Chemie produzierten Behauptungen und Überzeugungen auf die gleiche Art erklärt werden wie jene, die aus anthropologischer, soziologischer, psychologischer, ökonomischer, politischer und historischer Forschung resultieren.
Wunde Punkte in der biologischen Forschung
Von der Biologie wird angenommen, daß sie (wenigstens dem Prinzip nach) den sozialen Leidenschaften, deren Wellen am Gebäude der Gesellschaftsforschung nagen, weniger ausgesetzt ist. Es wäre allerdings nicht schwierig, der soeben erstellten Liste von Verzerrungen in der Sozialwissenschaft etwas für die Biologie Passendes an die Seite zu stellen.[13] Doch will ich in diesem Kapitel nicht die umfassende Literatur zu männlichen Desorientierungen Revue passieren lassen, sondern vor Augen führen, daß solche Verzerrungen vorkommen, und ich möchte zum Nachdenken über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten anregen. Von daher besteht meine Strategie in der Betrachtung einer erhellenden Analyse jener Schwachstellen, an denen männliche Verzerrungen in der biologischen Forschung ihre Wirkung entfalten. Zugleich werde ich die wissenschafts- und geschlechtsspezifischen Annahmen, von denen diese Analyse sich leiten läßt, kritisch reflektieren. Es gibt, so wird in der Biologie argumentiert, zwei Arten von Untersuchungen zur biologischen Geschlechterdifferenz - evolutionstheoretischer und neuro-endokrinologischer Provenienz - deren Forschungsergebnisse sich auf eine Weise überschneiden, daß die Annahme biologisch determinierter Geschlechterrollen nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Die feministische Kritik hat sich dieser Untersuchungen in besonderem Maße angenommen und dabei auch die mutmaßlichen Implikationen, die sich aus der Überschneidung der Forschungsergebnisse ableiten, zum Gegenstand der Auseinandersetzung gemacht. Träfe zu, was die Untersuchungen behaupten, so ließe sich das Argument, moralische Erwägungen und aufgeklärte Politik müßten der männlichen Vorherrschaft und der Einschränkung weiblicher Möglichkeiten ein Ende setzen, noch schwerer vorbringen als bisher. Ja, sollte dieser biologische Determinismus sich bewahrheiten, dann müßte ein »weiblicher Wissenschaftler« ein Widerspruch in sich sein. (Ich stimme, um hier einmal vorzugreifen, mit dieser deterministischen Argumentation darin überein, daß es einen Widerspruch gibt, doch ziehe ich daraus andere Schlußfolgerungen.)
Diese Untersuchungen überschneiden sich nun auf folgende Weise. Einige Neuro Endokrinologen behaupten, sie könnten die biologischen Determinanten menschlicher Verhaltensformen nachweisen. Von traditionell androzentrisch ausgerichteten Evolutionstheorien wiederum wird erklärt, daß die Wurzeln einiger (vor allem mit der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung vermachter) menschlicher Verhaltensformen in der Geschichte der menschlichen Evolution zu finden sind. Einige hervorragende Wissenschaftler gehen sogar davon aus, daß die heutigen Lebensformen der westlichen Mittelschichten, die den Frauen die Hausarbeit und den Männern die öffentlich-rechtlichen Herrschaftspositionen zuweisen, ihren Ursprung im Bündnis des »männlichen Jägers« mit anderen Männern zum Zwecke der Großwildjagd besitzt, derweil die Frauen in der heimischen Höhle blieben, um sich der Hege und Pflege der Kinder zu widmen.[14] »Wenn diese eher allgemein beschriebenen Verhaltensformen oder -tendenzen zu den von der Neuro-Endokrinologie untersuchten spezielleren Verhaltensformen und -dispositionen in Beziehung gesetzt werden könnten, würde ein Bild biologisch determinierter Universalien menschlichen Verhaltens entstehen. Evolutionstheoretische Untersuchungen würden die Universalien bereitstellen - biologische und gesellschaftliche Geschlechterrollen, die durch die Gattungsgeschichte hindurch konstant geblieben sind - während die Neuro Endokrinologie den biologischen Determinismus untermauert - d.h. die Abhängigkeit dieser speziellen Verhaltensformen und -dispositionen von der pränatalen Hormonausschüttung nachweist.« (Longino und Doell 1983, 223) [15] Wenn also die tragenden Hypothesen für jeden der beiden Bereiche nicht verifiziert werden können, ist auch ihre Verbindung hinfällig: der biologische Determinismus bedarf einleuchtender Argumente sowohl für die Existenz kulturübergreifender geschlechtsspezifischer Verhaltensuniversalien als auch für die im Individuum liegenden genetischen Ursprünge dieser Verhaltensformen. Keine von diesen Hypothesen ist in der Biologie unumstritten gewesen, ob die Kritik daran nun feministisch war oder nicht. Ich werde mich im folgenden auf die evolutionstheoretische Hypothese konzentrieren, weil die Zusammenhänge hier kürzer und (für Nicht-Biologinnen und -biologen) verständlicher dargestellt werden können. Helen Longino und Ruth Doell geben eine nützliche Übersicht über die Schwachstellen, an denen evolutionstheoretische Untersuchungen dem Vorwurf androzentrischer Einseitigkeit ausgesetzt werden können. Ich werde ihre Studie durch die Argumente anderer Biologinnen (und Biologen) ergänzen. Auf diese Weise kann die schematisierte »Geschichte« einer Forschungsrichtung als Leitfaden dienen, der nicht nur Beispiele für weit verbreitete Formen männlicher Verzerrung an die Hand gibt, sondern auch einen genaueren Blick auf den Forschungsprozeß und die verschiedenen Möglichkeiten erlaubt, mittels derer kulturell bedingte Einseitigkeiten die Forschungsergebnisse beeinflussen können. Longino und Doell zeigen, daß männliche Verzerrungen an verschiedenen Punkten in die evolutionstheoretische wie auch die endokrinologische Forschung eindringen können, wenn es nämlich darum geht, »welche Fragen gestellt werden; welche Arten von Daten verfügbar und bedeutungsvoll sind und als Beweismaterial für verschiedene Fragetypen herangezogen werden; welche Hypothesen als Antworten auf diese Fragen angeboten werden, wie weit Beweismaterial und Hypothese in jeder Kategorie auseinanderklaffen; und, schließlich, wie dieser Abstand überbrückt wird« (ebd., 210). Für uns jedoch ist die Analyse von Longino und Doell aus Gründen interessant, die über die Dokumentation androzentrischer Angriffspunkte hinausführt. Obwohl sie meinen, daß die feministische Kritik keinen Unterschied zwischen »schlechter« und »normaler« Wissenschaft machen müsse, fassen sie de facto die von ihnen dokumentierten Fälle von Androzentrismus in erster Linie als Beispiele für schlechte Wissenschaft auf. Sie scheinen zu glauben, daß die methodologischen Normen der Biologie selbst nicht problematisch sind und Reformen in diesem Bereich zur Beseitigung des Androzentrismus führen können. Ihre Analyse versteht sich als Widerlegung solcher feministischen Argumente, welche die wissenschaftliche Methode an sich für androzentrisch beeinflußt halten. In evolutionstheoretischen Untersuchungen geht es um die Frage nach der Entwicklung von anatomischen Elementen und Verhaltensformen und nach dem Zusammenhang zwischen beiden: Welche anatomischen Entwicklungen haben welche Verhaltensformen beeinflußt und vice versa? Solche Fragen scheinen nicht besonders androzentrisch zu sein - außer wenn sie sich auf die Rolle biologisch determinierter Geschlechtsdifferenzen in der menschlichen Evolution konzentrieren. Diese Ausnahme ist allerdings nicht ohne Bedeutung. Longino und Doell weisen darauf hin, finden sie jedoch nicht besonders problematisch:
»Einige feministische Kritikerinnen (wie etwa Ruth Hubbard) haben vorgeschlagen, die ganze Kategorie des >biologischen Geschlechtsunterschieds< als Erfindung zu betrachten, die durch den Sexismus und durch analytische Tendenzen in der Wissenschaft, die auf Unterschiede statt auf Ähnlichkeiten abheben, gestützt worden ist. In gemäßigterer Form kann argumentiert werden, daß der (in neuroendokrinologischen Untersuchungen auftauchende) Begriff des >Wildfangs< (tomboy) einen geringen Unterschied in den Verhaltensformen junger Mädchen bezeichnet und zugleich mystifiziert. ... Aus anderer Perspektive könnte eine Bezeichnung für junge Mädchen gefunden werden, die sich nicht wie ein Wildfang benehmen, und man könnte die Determinanten ihres besonderen Verhaltens ausfindig machen« (ebd., 226).
Ähnlich könnten sie in bezug auf die Evolutionstheorie argumentieren, daß die aus dem neunzehnten Jahrhundert stammende Sprache der Brautwerbung, die gewöhnlicherweise bei der Beschreibung des Paarungsverhaltens von Affen und anderen Tieren (wie auch von Menschen) verwendet wird, durch eine wertfreie Sprache zu ersetzen wäre. Doch wird die Frage der Definition dessen, was problematisch ist und von daher der wissenschaftlichen Erklärung bedarf (z.B. das Problem des biologischen Geschlechtsunterschieds im Gegensatz zu GescWechterähnlichkeiten wie auch Gattungsdifferenzen) dadurch gelöst, daß man eine offensichtlich androzentrische Sprache durch eine für rein deskriptiv gehaltene ersetzt? Könnte nicht die Biologie sich einer völlig wertfreien Sprache (wenn es sie denn gibt) bedienen und dennoch in ihrer Auswahl und Definition von Forschungsproblemen androzentrisch sein? Die für die Beantwortung der anatomischen (und physiologischen) Fragen verfügbaren Daten stammen in erster Linie von Fossilien, wobei wir über die frühesten Hominiden nicht sehr viel Material besitzen. Doch weisen Longino und Doell darauf hin, daß moderne Datierungsmethoden die relativ verläßliche Zuordnung von Fossilien zu einer evolutionären Sequenz gestatten. Auch die Datengrundlage für Schlußfolgerungen hinsichtlich individueller oder rein körperlicher Verhaltensweisen (wie Ernährung und Fortbewegung) ist relativ verläßlich.
Die meisten Kontroversen entzünden sich an den »Daten, die für die Evolution gesellschaftlich-interaktiven Verhaltens in seinem Verhältnis zur Entwicklung der menschlichen Anatomie von Bedeutung sind« (ebd., 212). Die hier für relevant gehaltenen Daten stammen aus drei Quellen: Fossilien (unter Einschluß der »geschätzten Größe und Quantität der Überreste in Siedlungsbereichen von Hominiden«); gegenwärtig existierende Jäger- und Sammlergesellschaften; gegenwärtig existierende Primatengemeinschaften. »Da es zwischen menschlichen wie nicht-menschlichen Primatengruppen beträchtliche Unterschiede gibt, ist die Bedeutung des in allen diesen Gruppen beobachteten Verhaltens für die Rekonstruktion der Verhaltensformen früher Hominiden ständigem Zweifel ausgesetzt. ... Das Verhalten gegenwärtig lebender Affen, die keine ursprüngliche Gattung mehr darstellen, sondern sich evolutionär weiterentwickelt haben, ist ohnehin ein fragwürdiges Modell für das Verhalten unserer hominiden Vorfahren« (ebd.). Allerdings ist die Tatsache, daß Affen und Mitglieder moderner Jäger- und Sammlergesellschaften sich als entwickelte Gattungen von den Hominiden unterscheiden, nicht das einzige Problem, wenn man Beobachtungen an Affen als Material für Verallgemeinerungen über frühe oder moderne menschliche Kulturen benutzt. Longino und Doell vermerken nicht, daß die meisten Untersuchungen in dieser Richtung bis in die jüngste Gegenwart durchgeführt worden sind, ohne daß ein Bewußtsein über die Notwendigkeit bestand, androzentrische Sichtweisen zu vermeiden. Folglich weisen diese Untersuchungen die unverkennbare Tendenz auf, in das »Wesen« und die Sozialbeziehungen von Affen rassistische und sexistische Strukturen jener Gesellschaft(en) hineinzuprojizieren, in denen die Forscher und Beobachter zu Hause sind.[16] Darüber hinaus kann nicht nur die menschliche Gattung aus Erfahrungen lernen und sich Veränderungen der Umwelt schöpferisch anpassen. Selektives Sammeln, Interpretieren und Verwenden von Daten über Affengemeinschaften führt zur falschen Vorstellung, daß das soziale Leben der Affen selbst bereits völlig biologisch determiniert sei, womit man an der eigentlichen Frage vorbeigeht. [17] Gleichermaßen skeptisch verhalten sich Anthropologinnen gegenüber der Annahme, daß die sozialen Strukturen zeitgenössischer Jäger- und Sammlergesellschaften die gleichen sind wie die unserer Vorfahren zu Beginn der menschlichen Geschichte. Sie zeigen, daß selbst die frühesten Beobachtungen westlicher Forscher dem Irrtum unterlagen, sie hätten es mit von westlicher Zivilisation völlig unberührten Menschen zu tun. Tatsächlich nämlich handelte es sich um Gruppen und Gemeinschaften, die bereits zur Übernahme westlich-kultureller Muster gezwungen worden waren. Eleanor Leacock weist zum Beispiel darauf hin, daß die von westlichen Forschern des achtzehnten Jahrhunderts beschriebene Vorherrschaft der Männer in den Jäger- und Sammlergesellschaften Kanadas eine durch und durch künstliche Konstruktion darstellte, die aus der Kombination zweier Faktoren resultierte: zum einen waren es androzentrische Erwartungen seitens der Beobachter (die nicht nur das selektive Sammeln und Interpretieren der Beobachtungen beeinflußten, sondern auch das tatsächliche Verhalten bestimmten, das die Jäger und Sammler den Forschern vorführten), zum anderen hatten diese Gesellschaften - aufgrund ihrer Nachbarschaft zu westlichen Menschen und der daraus resultierenden Veränderung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten - bereits gewisse Anpassungsleistungen vollbracht. 18 Die Annahme (so Eleanor Leacock) einer universellen Vorherrschaft der Männer sei falsch, viele Kulturen wären in bezug auf die Geschlechter egalitär gewesen, bevor der Westen sie beeinflußt habe. Dies Argument findet in der Anthropologie keine ungeteilte Zustimmung, doch es ist ein Korrektiv für die unterstellte Ursprünglichkeit auch heutiger Jäger- und Sammlerkulturen.
Was mithin das Sammeln, Interpretieren und Verwenden von Daten über die Frühzeit der menschlichen Geschichte angeht, scheinen androzentrische Annahmen sehr viel häufiger und geläufiger zu sein als der Bericht von Doell und Longino vermuten läßt. Wie viele dieser Annahmen lassen sich durch alternative Darstellungen und durch die strengere Beachtung der real existierenden methodologischen Maßstäbe biologischer Forschung beseitigen? Wohl haben Männer wie Frauen zur Kritik am Androzentrismus in der Biologie beigetragen, was aber bedeutet die Tatsache, daß die alternativen Darstellungen von Forscherinnen stammen, mitten in der zweiten Welle der Frauenbewegung? Longino und Doell weisen darauf hin, daß Feministinnen im Gegensatz zur Hypothese vom »männlichen Jäger« eine »umfassendere und kohärentere« Theorie entwickelt haben (ebd., 216). Der »männliche Jäger«, so wird behauptet, sei für die Entwicklung von Werkzeugen als Hilfsmitteln bei der Jagd verantwortlich gewesen. Und genau dieser (vermutlich auf Männer beschränkte) Werkzeuggebrauch habe die Entwicklung des aufrechten Gangs gefördert und in der Folge effektivere Jagdstrategien hervorgebracht, die sich ihrerseits durch größere Kooperation mittels Arbeitsteilung zwischen den Jägern ausgezeichnet hätten. Ferner konnte sich dadurch die Gebißform verändern, denn nun konnten die Männer aggressives Verhalten demonstrieren, »indem sie nicht mehr die Eckzähne zeigten oder benutzten, sondern mit Gegenständen drohten und warfen«. Diese Veränderungen führten wiederum zur Aufnahme energiereicherer Nahrung.[19] Manche Verteidiger dieser Theorie behaupten, das männliche Jagdverhalten sei der evolutionäre Ursprung der »Männerbünde« in der heutigen Gesellschaft, und von daher gäbe es gute evolutionäre Gründe, warum Männer die Frauen aus ihren wirtschaftlichen Aktivitäten (wie etwa der Wissenschaft) auszuschließen suchen. In einer solchen Hypothese erscheinen Männer als die alleinigen Schöpfer des Übergangs von der vormenschlichen zur menschlichen Kultur. Darüber hinaus wird der immense kulturelle Abstand zwischen frühmenschlichen Kulturen und dem Industriekapitalismus damit erklärt, daß er ganz und gar aus der kontinuierlichen Verarbeitung biologischer »Imperative« resultiere, die den Mann zur Erschaffung der Kultur getrieben hätten. Die Tätigkeiten der Frauen in der gegenwärtigen Gesellschaft (ausgenommen natürlich die der »unnatürlichen Frauen« wie etwa Feministinnen) werden den Tätigkeiten der »Weibchen« in den vormenschlichen Gruppen zur Seite gestellt: grundsätzlich besteht so die Behauptung zwischen beiden kein Unterschied. Diese Art der Darstellung - an der auch Darwin nicht unschuldig ist - erweckt, wie eine Biologin vermerkt, den Eindruck, nur dem Glücksfall der Vererbung des väterlichen Genmaterials auf Söhne und Töchter sei es zu verdanken, daß die heutigen Männer sich nicht mit weiblichen Affen paaren müssen. So fragt denn auch diese Biologin im Titel eines Aufsatzes, ob nur Männer der Evolution teilhaftig geworden seien.[20]
Longino und Doell diskutieren auch die alternative Hypothese der »weiblichen Sammlerin«, die von einigen Anthropologinnen entwickelt worden ist.[21] Während der männliche Jäger vorwiegend Werkzeuge aus Stein erfand, haben die Frauen wahrscheinlich bereits vorher Werkzeuge aus organischen Materialien wie Holzstöcken und Gräsern entwickelt. Dies sei, so wird vermutet, »eine Reaktion auf den größeren, ernährungsbedingten Streß gewesen, dem Frauen zunächst in der Schwangerschaft, später dann während der Stillzeit und bei der Fütterung der Kleinkinder mit in der Savanne gesammelten Nahrungsmitteln ausgesetzt gewesen sind« (ebd., 213). Andere Theorien gehen davon aus, daß die aufrecht-zweifüßige Haltung evolutionsgeschichtlich zu dem so genannten »Entbindungsdilemma« führte: durch diese Haltung verengte sich der Geburtskanal, während der Gebrauch von Werkzeugen den selektiven Druck bezüglich der Erweiterung des Gehirnvolumens und damit auch der Schädelgröße verstärkte. Die Lösung dieses Dilemmas bestand darin, die menschlichen Säuglinge in einem - für Primaten sonst nicht typischen - unreiferen Stadium zur Welt kommen zu lassen. Das wiederum machte eine umfangreichere und längere Hege und Pflege durch Erwachsene — die nicht notwendigerweise Frauen sein mußten - erforderlich, woraus ein möglicherweise vermehrter ernährungsbedingter Streß auf seiten der Frauen resultierte. (Andererseits ermöglicht dies intensive Stadium enger Verbundenheit mit Erwachsenen auch eine - im Vergleich zu anderen Primatenbabies - umfassendere Sozialisation der Neugeborenen.) Diese gynozentrische Auffassung der Ursprünge menschlicher Kultur zeichnet »Frauen als Erfinderinnen, die zur Entwicklung solcher angeblich menschlichen Charakterzüge wie größerer Intelligenz und Flexibilität mehr beigetragen haben als die Männer. Frauen haben, so heißt es, den Gebrauch von Werkzeugen erfunden, um sich während des Sammelns gegen Raubtiere verteidigen zu können, und sie haben Gegenstände entworfen, die zum Graben, zum Tragen und für die Nahrungszubereitung dienlich waren« (ebd.).
Welche von diesen Geschichten könnte uns nun plausibel erscheinen? Longino und Doell weisen darauf hin, daß der »Abstand zwischen Hypothese und Beweismaterial« in bezug auf die »weibliche Sammlerin« kleiner (wenn auch nicht sehr viel kleiner) ist als in bezug auf den »männlichen Jäger«; d.h. die erste Hypothese wird durch das Beweismaterial ein bißchen besser gestützt als die zweite (wobei das Beweismaterial in beiden Fällen unterschiedlich ist). In jedem Fall führt der Weg vom Beweismaterial zur Hypothese über Verallgemeinerungen bezüglich des Gebrauchs und der Benutzer und Benutzerinnen von Werkzeugen, und diese Verallgemeinerungen werden durch Analogien mit gegenwärtig existierenden Jäger- und Sammlerkulturen gestützt. Doch sind, wie Longino und Doell bemerken, »das Verhalten und die sozialen Organisationsformen dieser Völker so unterschiedlich, daß sich, je nach der Gesellschaft, die man auswählt, sehr verschiedene Bilder des Australopithecus und des Homo erectus ergeben« (ebd., 215). Alle erhalten gebliebenen Werkzeuge sind aus Stein, denn die organischen Materialien, aus denen viele mutmaßlich von Frauen verfertigten Werkzeuge bestanden haben, sind natürlich nicht mehr auffindbar. Aber auch Frauen könnten Steine benutzt haben, »um Tiere zu töten und zu zerlegen, Fell zu schaben, Wurzeln auszugraben, Samenkapseln aufzubrechen, oder um zähe Wurzeln und Blätter für die Nahrungszubereitung weichzuklopfen. ... Wenn das weibliche Sammelverhalten als die zentrale verhaltensbezogene Umstellung verstanden wird, dann sind die Steine ein Beweis dafür, daß die Frauen zusätzlich zu den für die Nahrungssammlung und -zubereitung bereits in Gebrauch befindlichen organischen Werkzeugen solche aus Stein entwickelt haben. Wird dagegen das männliche Jagdverhalten in den Mittelpunkt gerückt, dann sind die Steine ein Beweis dafür, daß Männer Steinwerkzeuge erfunden haben, um sie zur Jagd und Verarbeitung von Tieren zu benutzen. ... Es geht ... darum, ob man einen männer- oder frauenzentrierten Interpretationsrahmen wählt, auf dessen Basis den Daten dann beweisförmige Bedeutung zugeschrieben wird.« (Ebd., 215) Letztlich gibt es keine Möglichkeit, aus den steinernen Werkzeugfragmenten überzeugendere Beweise für die eine oder die andere Hypothese herauszuschlagen. Ebenso wenig läßt sich zusätzliches Beweismaterial beibringen, durch das die Wagschalen der Evidenz ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht werden könnten. Woher sollte solches Beweismaterial auch kommen?[22] Aber wenn wir auch weder heute noch vielleicht in Zukunft in der Lage sein werden, die eine Hypothese zuungunsten der anderen zu bestätigen, so hat doch, wie Longino und Doell hervorheben, die feministische Kritik eine nützliche Funktion gehabt, indem sie an einer Reihe von Punkten zeigen konnte, wie der Androzentrismus die Theorie vom »männlichen Jäger« geprägt hat. »Die androzentrische Verzerrung äußert sich unmittelbar im Interpretationsrahmen der Daten: nur im Rahmen einer Theorie, die männliches Verhalten als zentrales Moment der Gattungsevolution wie auch des Überlebens jeglicher Gruppe innerhalb dieser Gattung ansieht, werden die bearbeiteten Steine als unzweideutige Beweise für das Jagdverhalten von Männern interpretiert.« (Ebd., 224) Die Entwicklung eines alternativen Rahmens »mag vielleicht nicht das letzte Wort in der Evolutionstheorie darstellen, doch sie enthüllt die erkenntnistheoretische Beliebigkeit dieser androzentrischen Annahmen und weist den Weg zu weniger beschränkten Verstehensweisen menschlicher Möglichkeiten« (225). Longino und Doell bemerken auch, daß »die Annahme einer gattungsübergreifenden Uniformität und der Angemessenheit tierischer Verhaltensmuster äußerst fragwürdig ist, wenn sie auf menschliches Verhalten bezogen werden soll« (226). Doch weisen sie nicht darauf hin, daß die besonderen Formen dieser Annahmen in biologisch-deterministisch orientierten Darstellungen nicht einfach nur fragwürdig, sondern androzentrisch zu sein scheinen. Es ist (wie eine Biologin hervorhebt) plausibler, anzunehmen, daß Männer und Frauen sehr viel mehr miteinander gemein haben als Menschen generell mit Repräsentanten anderer Gattungen. Und was die menschliche Gattung insgesamt auszeichnet, ist ihre immense Wandlungsfähigkeit, ihre Erfindungsgabe und ihre bewußte Anpassungsfähigkeit.
»Selbst wenn man einige aus dem biologischen Geschlecht resultierende Verhaltensformen finden würde, die allen nicht-menschlichen Primaten oder gar allen Säugern gemein sind, müßten verallgemeinernde Schlußfolgerungen in bezug auf menschliches Verhalten und gesellschaftliche Verhältnisse fünf Millionen Jahre evolutionärer Entwicklung des menschlichen Gehirns ignorieren, deren Ergebnis eine von anderen Primaten quantitativ wie qualitativ sich unterscheidende Großhirnrinde ist. Mittels ihrer können wir Begriffe bilden, abstrahieren, symbolisieren, verbal kommunizieren, planen, lernen, ein Gedächtnis formen. Sie ermöglicht ein unendlich reiches und ständig wandelbares Verhaltensrepertoire, und befreit uns, wenn wir nur wollen, von stereotypen Verhaltensmustern. ... Es gibt bei unseren nächsten Verwandten, den nicht-menschlichen Primaten, kein universelles Verhaltensmerkmal oder -repertoire, das als >primitiver< Prototyp oder Vorläufer der menschlichen >Natur< untersucht werden könnte. mehr noch: es gibt keine menschliche Natur, kein definierbares universell-menschliches Verhaltensmerkmal oder -repertoire, mit Ausnahme unserer enormen Lernfähigkeit und Verhaltensflexibilität.«[23]
Wenn wir aber (und das ist hier der springende Punkt) fragen, welche vergeschlechtlichten Menschen historisch geradezu darauf versessen waren, sich von Mitgliedern des anderen Geschlechts zu unterscheiden, dann lautet die Antwort: »Männer«. Gleichermaßen waren es Männer, die sich bemüht haben, gattungsübergreifende Kontinuitäten zwischen Männern und Männchen bzw. Frauen und Weibchen zu entdecken. Von daher läßt sich begründeterweise annehmen, daß die selektive Konzentration auf eine gattungsübergreifende Gleichheit der Geschlechter und auf gattungsinterne Geschlechtsunterschiede nicht nur fragwürdig ist, sondern auch eine deutlich erkennbare Konsequenz des Androzentrismus darstellt. Es handelt sich hier ganz sicher nicht um ein Beispiel für den reinen (d.h. geschlechtsneutralen) Intellekt, der naturgeschaffene Forschungsprobleme verfolgt. Diese ausschließliche Konzentration auf gattungsübergreifende Ähnlichkeiten und gattungsinterne Unterschiede zwischen den biologischen/sozialen Geschlechtern verdankt sich offenkundig nur dem männlichen Interesse an der vorgeblichen evolutionären Differenz zwischen Männern und Frauen, die den letzteren immer noch die naturbelassene Seite der Tätigkeiten zuweist, während die Männer sich weiterentwickelt und es zu etwas gebracht haben. Auf diese Weise zeigen Longino und Doell, wie der Androzentrismus in die Evolutionstheorie Eingang gefunden hat: durch seine Kriterien zur Auswahl wissenschaftlicher Probleme, durch seine Begriffe und Theorien, durch seine Methoden der Datensammlung und -sichtung, und durch seine Interpretation der Forschungsergebnisse. Wenn nun - wie ich oben schon bemerkte - die evolutionstheoretischen Hypothesen nicht plausibel sind, dann werden auch die biologisch-deterministischen Behauptungen hinfällig, die von der Verbindung dieser Hypothesen mit denen der Neuro-Endokrinologie abhängen.
Doch sollten diese Androzentrismen nicht mehr sein als nur ein Beispiel für »unseriöse Wissenschaft«? Spiegeln sich in ihnen nicht fundamentale Charakterzüge der modernen westlichen Wissenschaft? Bevor ich diesem Gesichtspunkt weiter nachgehe, will ich noch auf eine Art allgemeiner Begriffsverwirrung hinweisen, die für alle Versuche (etwa der neuro-endokrinologischen Forschung), menschliches Verhalten auf angebotene Merkmale oder genetische Vererbungsfaktoren zurückzuführen, verhängnisvoll ist. Die Kritik an dieser Art von biologischem Determinismus weist darauf hin, daß durch genetische Vererbungsfaktoren Möglichkeitsbereiche festgelegt werden. Welche von diesen Möglichkeiten in Verhaltensformen oder -dispositionen ihren Ausdruck finden, hängt von der Umwelt ab, in der die Gene situiert sind. »Verhalten resultiert aus der vielschichtigen und nichtlinearen Kooperation von Genen und Umweltfaktoren, die für verschiedene Eigenschaften verschieden ist und sich nicht vorherbestimmen läßt.«[24] Es ist also sinnlos, die genetischen Komponenten des Verhaltens von den umweltbedingten zu trennen und jeweils getrennt zu diskutieren, wie es der biologische Determinismus tut.
»Angesichts des fehlenden Wissens über das Zusammenspiel dieser Komponenten hinsichtlich aller besonderen Eigenschaften (wie auch hinsichtlich einer einzelnen beobachtbaren Verhaltensweise überhaupt) kann sinnvollerweise nur danach gefragt werden, wieviel von den beobachteten Variationen im je individuellen Verhalten durch genetische Faktoren und wieviel durch die Umwelt verursacht wird. ... Diese begrenztere Fragestellung sagt nichts über das Verhältnis zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren für das Verhalten selbst aus, und es sagt uns auch nichts über die Proportion, in der diese Faktoren zur Variationsbreite anderer Eigenschaften beitragen.[25]
Und selbst wenn wir das Teilungsverhältnis der Variation für jede bestimmte Eigenschaft angeben könnten, würde uns dies Kunststück nicht in die Lage versetzen, vorherzusagen, daß das Teilungsverhältnis unter veränderten Umweltbedingungen gleich bliebe, weil sich mit diesen wahrscheinlich auch das Verhältnis von genetischen und Umweltfaktoren ändert. »Wenn man zwei genetisch verschiedene Gruppen miteinander vergleicht, wird es im Falle auch nur ansatzweise unterschiedlicher Umweltbedingungen unmöglich sein, zwischen den genetischen und den umweltbedingten Ursachen gruppenspezifischer Verhaltensdifferenzen zu unterscheiden.«[26] Bleibt also die Tatsache, daß die geschlechterbezogenen Verhaltensformen (nicht nur) in unserer Kultur sich voneinander unterscheiden, und wir grundsätzlich nicht in der Lage sind, die genetischen Ursachen von den umweltspezifischen zu trennen. Wir können höchstens versuchen, das Zusammenspiel zwischen genetischen Vererbungsfaktoren und Umweltbedingungen für geschichtlich je besondere Verhaltensformen aufzuzeigen. Doch das unterscheidet sich grundlegend vom Projekt des biologischen Determinismus. Wie wir noch sehen werden, sind in bezug auf unsere Kultur alle Verteidigungslinien zwischen den Begriffen des Menschlichen und des Nicht-Menschlichen endgültig obsolet geworden. Doch ist der biologische Determinismus nicht die einzig mögliche Antwort auf diese heraufdämmernde Erkenntnis.[27]
»Unseriöse« vs. »normale« Wissenschaft
Der Aufsatz von Longino und Doell ist zum Teil auch ein Versuch, das Paradox aufzulösen, weiches vielen feministischen Ansätzen offensichtlich zugrundeliegt. Häufiger als in den Sozialwissenschaften stellt die feniinistische Kritik an der Biologie das gesamte methodologische Ethos von Objektivität, Wertfreiheit, leidenschaftsloser Forschung usw. in Frage, behauptet aber zugleich, objektive, wertfreie und leidenschaftslose Tatsachen über Natur und Gesellschaft vorzubringen. Einerseits haben sich Feministinnen der von Kuhn entwickelten Argumentationsstrategie bedient und behauptet, daß Beobachtungen von Theorien, Theorien von Paradigmen und Paradigmen von kulturellen Strukturen abhängen, und es von daher keine wertfreien und objektiven Tatsachen gibt und geben kann.[28] Andererseits gelten diesen gleichen Kritikerinnen ihre alternativen Beschreibungen und Erklärungen natürlicher und sozialer Phänomene als tatsachengebunden oder wahr - und nicht einfach als von einer anderen Kultur abhängig. (Natürlich kann dieser Vorwurf auch gegen Kuhns eigene Analyse vorgebracht werden.)
Doch gehen Feministinnen nicht von einer explanatorischen Gleichberechtigung feministischer und androzentrischer Darstellungsweisen aus (so daß es gleichermaßen vernünftige Gründe gäbe, sich für die eine oder die andere zu entscheiden), wie auch Kuhn keineswegs behauptet, seine Kritik sei ebenso plausibel wie das, worauf sie sich richtet. Wir können nicht sowohl die Hypothese vom »männlichen Jäger« als auch die von der »weiblichen Sammlerin« als das letzte Wort in der Evolutionstheorie halten, denn beide widerstreiten einander. Die feministischen Theoretikerinnen weisen auf den Androzentrismus der Hypothese vom »männlichen Jäger« hin, denken aber, daß ihre Darstellung keiner ebenso geschlechtsspezifischen Verzerrung unterliegt; sie ist einfach plausibler, weil sie den Androzentrismus traditioneller Darstellungen transzendiert. Und sie behaupten dies ungeachtet der Usache, daß sie (wie sie selbst zugeben) wenigstens zum Teil zu ihrer Darstellung motiviert worden sind, weil sie es für moralisch und politisch falsch hielten, die Tätigkeit der Frauen so abzuwerten wie die vorherrschende Darstellungsweise es tat. Jedoch gehen sie davon aus, daß alle vernünftigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Darstellung aufgrund des Beweismaterials für plausibler halten sollten, und nicht deswegen, weil sie feministischen moralisch-politischen Erwägungen entsprang oder weil sie der Tätigkeit der Frauen in der kulturellen Evolution einen höheren Wert beimißt.
Donna Haraway bringt das Schwanken des Feminismus zur Sprache, der die androzentrische Wissenschaft einmal als »unseriöse«, dann wieder als »normale« Wissenschaft bezeichnet, ohne eine Lösung für dies Paradoxon anzubieten.[29] Longino und Doell aber denken, daß wir nicht gezwungen sind, hier eine Entscheidung zu treffen.
- »Wenn sexistische Wissenschaft schlechte Wissenschaft ist und ihre Schlußfolgerungen aufgrund von unzureichenden Methoden zieht, dann ist damit die Existenz einer guten oder besseren Methodologie impliziert, die uns von einseitigen und verzerrten Schlußfolgerungen befreien wird. Wenn andererseits sexistische Wissenschaft normale Wissenschaft ist, dann wird uns die beste Methodologie der Welt nicht vor solchen Schlußfolgerungen bewahren, solange wir keinen Paradigmenwechsel vornehmen. ... Die Feministinnen müssen nicht zwischen der Verbesserung der schlechten und der Verwerfung der gesamten Wissenschaften wählen. Die Struktur wissenschaftlicher Erkenntnis und die Verfahrensweisen der Verzerrung sind sehr viel komplexer als jede dieser Antworten es nahelegt. « (Ebd., 207f.)
Dieser Passage liegt eine unzweifelhaft richtige Einsicht zugrunde: die feministische Kritik kann es sich nicht leisten, über korrekturbedürftige Beispiele androzentrischer Verzerrungen einfach hinwegzusehen, und es kann auch nicht unser Bestreben sein, die Wissenschaft insgesamt ad acta zu legen. Doch könnte der in vieler Hinsicht so nützliche Beitrag von Longino und Doell uns glauben machen, daß der Androzentrismus in der Wissenschaft lediglich aus Unwissen und fehlerhafter Argumentation besteht und daß die einseitigen Auffassungen von der menschlichen Evolution verschwinden, wenn Biologinnen und Biologen anderes Beweismaterial in Betracht ziehen, andere Argumente ins Feld führen und sich einer anderen Sprache bedienen. Derlei kann sicherlich nicht schaden, aber ich möchte bezweifeln, daß es zur Beseitigung des Androzentrismus führt.
Das Problem der Analyse von Longino und Doell besteht in ihrer falschen Auffassung davon, was unter Biologie und sozialem Geschlecht zu verstehen ist. Sie begreifen die von ihnen kritisierte Biologie als eine Reihe von (androzentrischen) Aussagesätzen und methodischen Vorgehensweisen, die nur durch andere Aussagen und Methoden ersetzt werden müssen, damit gute Wissenschaft an die Stelle der schlechten treten kann. Aber fügt sich die Evolutionsbiologie nicht nahtlos in das Gewebe der in unserer Kultur vorherrschenden gesellschaftlichen Projekte ein? Zumindest würde eine stabilere Konzeption von Biologie durchaus überzeugend - in dieser Richtung argumentieren. Jeder Versuch einer unverzerrten Darstellung weiblicher Aktivitäten und sozialer Geschlechterverhältnisse wird nicht nur auf unbeabsichtigte Lücken und Entstellungen im Text der Wissenschaft treffen, sondern, wichtiger noch, der nahtlosen Einfügung der Wissenschaft in Projekte begegnen, die die männliche Vorherrschaft stützen. Für die Auswahl wissenschaftlicher Probleme und für die in Anschlag gebrachten Hypothesen, für die Bestimmung dessen, was als Beweismaterial gilt und für die Verwendung dieses Materials zur Verifikation oder Falsifikation von Hypothesen sind Unwissenheit und falsche Annahmen seitens einzelner Forscher und Forscherinnen ebenso verantwortlich wie die gesellschaftlichen Projekte jener Kulturen, in denen wissenschaftliche Forschung stattfindet. Die Geschlechter sind, wie ich weiter oben schon betonte, asymmetrisch organisiert: zur Entwicklung männlicher Geschlechtsidentität gehört auch die Übernahme einer sozialen Rolle, die höher bewertet wird als die der Frauen. Und wir haben gesehen, daß diese männliche Identität äußerst brüchig ist. Während Frauen anscheinend nicht davor entrinnen können, als weiblich wahrgenommen zu werden, befürchten Männer offensichtlich, nicht mehr als Männer zu gelten, wenn sie ihre Männlichkeit nicht fortwährend unter Beweis stellen. So wird der Androzentrismus in der Biologie durch die (Männlichkeit bestätigende) geschlechtsspezifische Arbeitsteilung ebenso hervorgebracht wie durch die Einbindung von Kindern in individuelle Geschlechteridentitäten und durch die asymmetrischen Bedeutungen von Männlichkeit und Weiblichkeit im Geschlechtersymbolismus (oder Geschlechtertotemismus). Solange die Beseitigung dieser drei Ausdrucksformen des sozialen Geschlechts nicht in Angriff genommen wird, besteht wenig Hoffnung darauf, daß der Feminismus die Theorie- und Forschungsarbeit in der Biologie verändern kann. Er kann nicht einmal damit rechnen, daß seine Argumente von der Mehrheit der auf männliche Weise vergeschlechtlichten Biologen als plausibel anerkannt werden. Der Nachweis von Mißständen reicht, wie Margaret Rossiter hervorgehoben hat, für ihre Beseitigung nicht aus.[30]
Longinos und Doells Analysen sind, wie auch die von ihnen untersuchten Arbeiten feministischer Evolutionstheoretikerinnen, wichtige, ja notwendige Beiträge zu unserem Versuch, die Wissenschaft zu entgeschlechtlichen. Doch hängt ihre Kraft, diese Aufgabe zu bewältigen, von unserer Fähigkeit ab, die Gründe und Ursachen zu begreifen, aus denen wir derlei Projekte überhaupt in Angriff nehmen müssen. Ist es möglich, eine Evolutionstheorie zu entwickeln, die zeigt, wie sich die menschliche Gattung herausgebildet hat, und die zugleich den Fehler des Anthropomorphismus vermeidet? Vielleicht ist es nicht nur das Interesse an biologischen »Geschlechtsunterschieden«, sondern an der menschlichen Evolution selbst, worin sich charakteristisch männliche kulturelle Intentionen widerspiegeln. Noch allgemeiner gefragt: ist nicht die Biologie, am Schnittpunkt von Natur und Kultur, zu einseitigen Wertungen verdammt? Sollte diese Annahme plausibel sein, dann haben wir offenbar nur die Wahl zwischen einem fundamentalen kulturellen Relativismus in unseren biologischen Erklärungen (der alle Erklärungen betrifft, die uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in unserer Geschichte als die glaubwürdigsten erscheinen), oder einer Begriffsbestimmung von Objektivität, die in der biologischen Forschung völlig anders aussieht als in der Physik. Eine Alternative läge (wie oben angedeutet) darin, die Gründe und Ursachen für jegliche Art von Objektivität in der Physik zu überdenken.
Longino und Doell haben recht: wir müssen nicht zwischen unseriöser Wissenschaft und der Verwerfung von Wissenschaft überhaupt wählen, wir haben noch andere Möglichkeiten. Doch um deren Bedeutung erfassen zu können, müssen wir die erkenntnistheoretischen Gesichtspunkte des Feminismus aufarbeiten.
Impikationen
Die weiter oben diskutierten systematischen Verzerrungen scheinen sich auf den ersten Blick nur in den Sozialwissenschaften und in der Biologie zu finden, nicht aber in der Chemie, der Astronomie oder der Physik. Von daher sieht es so aus, als ginge es um typische Probleme bei der Untersuchung gesellschaftlicher Phänomene, zu denen auch gesellschaftlich konstruierte und mit sozialer Bedeutung versehene »Gegenstände« zu zählen wären, während die Erkenntnistheorie oder die Politik des Wissenschaftsbetriebs im allgemeinen davon nicht berührt scheinen. Doch wenn auch die ausschließlich physikalischen Wissenschaften gegen den Vorwurf des Androzentrismus immun sein mögen, so bleiben die von diesen Untersuchungen aufgeworfenen Fragen für mein Projekt von entscheidender Wichtigkeit.
Erstens nämlich gibt es in jenen Forschungsbereichen, welche von Anfang an den der Physik zugeschriebenen Grad von Objektivität angestrebt haben, androzentrische Verzerrungen, die nicht nur ganz konkret den begrenzten Zugang von Männern zur Welt der Frauen oder die Unsichtbarkeit gesellschaftlicher Analysen dieser Welt betreffen. Sie tauchen auch in äußerst abstrakten und von daher ganz unschuldig aussehenden Komponenten dieser Wissenschaften auf: in Konstitutionsmodellen gesellschaftlicher Ordnung und charakteristischer kultureller Tätigkeiten; in Annahmen über das Entsprechungsverhältnis zwischen gesellschaftlichen Akteuren und den ihnen zugewiesenen Rollen; in der bis dato unbemerkt gebliebenen und verdächtigen Übereinstimmung zwischen dem kategorialen Rahmen von Theorien und dem von männlichen Gewährsleuten; in der gleichermaßen verdächtigen Übereinstimmung zwischen den Kategorien der Sozialwissenschaft und denen der Führungspersönlichkeiten des Industriekapitalismus; und schließlich sogar in Annahmen über die Bedeutsamkeit von gattungsinternen Geschlechtsunterschieden und gattungsüberschreitenden Ähnlichkeiten zwischen den Geschlechtern.
Darüber hinaus wird von feministischer Seite behauptet, daß gerade jene Ansätze in der Sozialwissenschaft androzentrisch geprägt sind, welche die angeblich objektivitätsfördernden Aspekte der physikalischen Wissenschaften zum Vorbild nehmen wollen. Die feministische Kritik an der Sozialwissenschaft hat bereits den Verdacht genährt, daß die Konzentration auf quantitative Methoden und Variablenanalysen, auf unpersönliche und über die Maßen abstrakte Begriffsschemata eine ausgesprochen männliche Haltung bezeichnet, die aber zugleich ihren vergeschlechtlichten Charakterzug zu verbergen weiß. Wenn in den Sozialwissenschaften die Beschreibung von hierarchischen Strukturen einfachster Differenzformen gegenüber der Beschäftigung mit wechselseitig aufeinander einwirkenden Beziehungskomplexen den methodologischen Vorrang erhält - ist dergleichen dann nicht Ausdruck einer androzentrischen Verzerrung, die ebenso in den Naturwissenschaften auftaucht?
Zweitens tragen Biologie und Sozialwissenschaft die hauptsächliche Verantwortung für die Verkündung bestimmter - heute als falsch und sozial rückschrittlich erkannter Auffassungen vom »Wesen« des Weiblichen und Männlichen und der ihnen jeweils angemessenen gesellschaftlichen Tätigkeit. Ist es ein Werk des Zufalls, daß viele dieser biologischen und gesellschaftlichen Theorien während des neunzehnten Jahrhunderts in Amerika und Europa entstanden, zu einer Zeit also, da sich die traditionelle, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung grundlegend wandelte, die Bedeutungs- und Bezugsobjekte der Heterosexualität sich verschoben und der Kampf der Frauen für die Gleichberechtigung in Ausbildung, Beruf und Wahlrecht begann? Inmitten ähnlicher Veränderungen und Bewegungen sind auch die alternativen feministischen Darstellungen entstanden.
Drittens ist die Erkenntnis, daß einflußreiche Theorien in der Biologie und den Sozialwissenschaften inmitten historischer Kämpfe zwischen den Geschlechtern und als Waffen für diese entwickelt wurden, schon an sich und in sich interessant. Da jedoch auch die physikalischen Wissenschaften historisch entstandene Formen kulturelle Artefakte - sind, nährt diese Erkenntnis zugleich den Verdacht, daß im Prinzip keine wissenschaftliche Theorie gegen Beeinflussungen immun ist, ob diese nun aus der An/Ordnung des sozialen Geschlechts oder aus Rassen-, Klassen- und kulturellen Hierarchien sich herleiten.
Viertens liegt eine bedeutsame Eigenart der Untersuchungen von Millman und Kanter wie auch von Longino und Doell in der impliziten Spannung zwischen den Direktiven für die Reform der existierenden
Wissenschaften einerseits und bestimmten Annahmen, die der Erkenntnistheorie dieser Wissenschaften strikt zuwiderlaufen andererseits. Aus beiden Untersuchungen geht hervor, daß eine deutlichere Präsenz von Feministinnen (und nicht einfach »Frauen«) bei der Planung und Durchführung wissenschaftlicher Forschung ein umfassenderes Bild menschlichen Handelns entstehen lassen würde. Daß Frauen zu anderen Daten Zugang haben als Männer ist an sich schon eine wichtige Quelle für die Verbesserung der Wissenschaft. Aber Feministinnen (und männliche Frauenforscher) neigen auch dazu, andere Fragen zu stellen; sie haben andere Wahrnehmungen und interpretieren Daten anders. Darüber hinaus propagieren beide Untersuchungen die positive Auswirkung wenigstens einiger Formen politisierter Forschung. Millman und Kanter bemerken zu Beginn ihres Aufsatzes:
»Soziale Befreiungsbewegungen ... ermöglichen es den Menschen, die Welt aus einer umfassenderen Perspektive zu erblicken, weil sie die der Erkenntnis und Beobachtung hinderlichen Tarnungen und Scheuklappen beseitigen. Keine andere soziale Bewegung des letzten Jahrzehnts hatte einen so überraschenden und folgenreichen Einfluß auf die Art und Weise, wie Menschen die Welt sehen und in ihr handeln, wie die Frauenbewegung. ... Dinge, die immer dagewesen sind, jedoch früher keinerlei Beachtung gefunden haben, können wir heute sehen und mühelos darüber sprechen. Tatsächlich kommt man heute nicht daran vorbei, Eigenschaften des sozialen Lebens wahrzunehmen, die noch vor zehn Jahren völlig unsichtbar waren.- (Millman und Kanter 1975, VII)
Implizit unterstützen Longino und Doell diese Analyse, indem sie fortwährend Ausdrücke wie »feministische Biologinnen«, »feministische Kritikerinnen«, »alternative Darstellungen von Feministinnen« benutzen. Hauptsächlich wollen sie zeigen, daß wir nicht mit der Wahl zwischen »unseriöser« und »normaler« Wissenschaft konfrontiert sind. Doch indem sie davon ausgehen, daß die ethischen und politischen Impulse der Frauenbewegung (des »Feminismus«) wenigstens teilweise für die umfassendere und kohärentere Theorie der »weiblichen Sammlerin« verantwortlich sind, unterstützen sie eine wissenschaftliche Forschungslogik, die der von traditionellen Darstellungen vertretenen diametral entgegengesetzt ist. Wie ich bereits bemerkte, gehen die zeitgenössischen Überreste traditioneller Wissenschaftstheorie vom Unterschied zwischen Entdeckungskontexten und Rechtfertigungskontexten aus; das Erkenntniswachstum, so wird angenommen, vollzieht sich ausschließlich mittels rigoroser Begründungs- und Rechtfertigungsverfahren. Doch die von uns herangezogenen Untersuchungen legen nahe, daß politische Forschungsmotivationen einen größeren Einfluß auf das, was als begründete Annahme gelten darf, ausüben, als alle angeblich wertfreien methodologischen Reflexionen. Immerhin sind diese Motivationen das entscheidende Kriterium dafür,
welche Hypothesen dem Rechtfertigungsverfahren ausgesetzt werden, und sie spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Konstitutionsmerkmale für ein rigoroses Verfahren. Einen wichtigen Ursprung androzentrischer Verzerrungen in der Biologie und den Sozialwissenschaften bildet der Entdeckungskontext, d.h. die Auswahl und Definition der Forschungsprobleme. Worin besteht die erwünschte Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik, wenn nicht in der vollständigen Trennung der beiden Bereiche, wie sie von Anhängern der Wissenschaft proklamiert wird? Ist die Entstehungsweise wissenschaftlicher Behauptungen sowohl in praktischer wie prinzipieller Hinsicht ein wichtiger Faktor für die Legitimität ihrer Begründungen? Das heißt, erhalten diese Behauptungen ihre Legitimation auch aufgrund ihres gesellschaftlichen Ursprungs? Und sollte dieser Ursprung dann nicht ein Faktor sein, der in ihren Rechtfertigungskontext eingeht? Ist es unvernünftig, anzunehmen, daß aus rassistischen und sexistischen Projekten resultierende Behauptungen wissenschaftlich von geringerem Wert - weil weniger »realitätsnah« - sind als solche aus antirassistischen und antisexistischen Projekten? Die geläufigen wissenschaftlichen Erkenntnistheorien weisen derlei Annahmen explizit zurück.
Fünftens und letztens ist die Naturwissenschaft selbst ein gesellschaftliches Unternehmen, und von daher erfordert ein angemessenes Verständnis der Wissenschaftsgeschichte und ihrer Geschlechterpolitik eine angemessene Philosophie der Sozialwissenschaften - die sich allerdings nicht aus der Tendenz ergibt, das Problem in der Verbesserung und Reform »schlechter Wissenschaft« zu sehen.
Wir haben bereits gesehen, daß selbst die »am wenigsten bedrohlichen« feministischen Herausforderungen, die Maßnahmen zur Antidiskriminierung, darauf verweisen, daß wirkliche Gleichberechtigung eine radikale Rücknahme der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und Stereotypisierung wie auch der defensiv-labilen männlichen Identität erfordert. Vielleicht bedarf es der vollständigen Beseitigung des sozialen Geschlechts (und damit der Geschlechterhierarchie) in den wissenschaftsproduzierenden Gesellschaften. Und es besteht der dringende Verdacht, daß die nächste Herausforderung des Feminismus, die Beseitigung androzentrischer Verzerrungen in der Sozialwissenschaft und der biologischen Theorie und Forschung, eine fundamentale Transformation von Begriffen, Methoden und Interpretationen in diesen Bereichen ebenso notwendig macht wie eine kritische Untersuchung wissenschaftlicher Forschungslogik. All dies geht über bloße Reformen weit hinaus.
Wenn man die von der »Frauenfrage« ausgehende Kritik so versteht, daß sie lediglich für Reformbestrebungen in der wissenschaftlichen Praxis eintritt, dann sieht man, daß Frauen hier als Gruppe mit besonderen Interessen begriffen werden, deren Bedürfnisse - ähnlich wie bei Kindern, Behinderten und Bauern - übersehen worden sind und die zu befriedigen eine demokratische Gesellschaft die moralische (nicht aber erkenntnistheoretische) Pflicht hat. Vielleicht wird die von uns untersuchte feministische Kritik so dargestellt und wahrgenommen, weil eine auf Interessengruppen bezogene Politik in unserer Gesellschaft eine anerkannte und legitime Form politischen Handelns und Verhandelns ist. Eine solche Politik geht davon aus, daß Individuen, die nun einmal je eigene Interessen verfolgen, in einer pluralistischen Gesellschaft ein moralisches und politisches Recht auf Anerkennung haben, wofern sie nicht den Umsturz der Ideen und Institutionen dieser demokratisch-pluralistischen, von Interessengruppen bestimmten Politik verkünden. Und da die Wissenschaft solchen Idealen offensichtlich hold und geneigt ist, wird die von der »Frauenfrage« ausgehende Kritik nicht als Herausforderung des politischen Modells von Wissenschaft empfunden.
Doch wenn man so denkt, dann muß der geschichtsnotorische Widerstand des wissenschaftlichen Establishments gegen diese feministische Kritik rätselhaft erscheinen. Verdankt er sich einfach einer Abneigung dagegen, vertraute Verhaltensmuster aufzugeben und die Begriffe und Theorien fahren zu lassen, zu deren Verteidigung die Männer in die Laufbahn gestiegen sind? Oder steht mehr auf dem Spiel als die Karriere?
Diese Art zu denken entstellt auch die feministischen Ansprüche und Behauptungen. Feministinnen argumentieren nicht dahingehend, daß antisexistische Theorie, Forschung und Politik ein gleiches Recht darauf haben, neben sexistischer Theorie, Forschung und Politik als legitim oder wünschenswert anerkannt zu werden. Sie treten nicht dafür ein, daß Frauen das zweifelhafte Geschenk zuteil werden sollte, welches in der Erlaubnis bestünde, an der Seite von Kollegen und innerhalb institutioneller Normen und Praxen zu arbeiten, die offensichtlich sexistisch sind. Ebensowenig geht es ihnen darum, daß Frauen »Männer werden«, d.h. männliche Persönlichkeitsformen und Lebensmuster übernehmen sollten, um wissenschaftlich tätig sein zu können. Sie argumentieren nicht, daß antisexistische und sexistische Problemstellungen, Begriffe, Theorien, Methoden und Interpretationen als wissenschaftlich gleichwertig angesehen werden sollten. Sie argumentieren außerhalb einer derartigen pluralistischen Politik, und zwar aus Gründen, die einleuchten sollten. Sexistische Wissenschaft ist moralisch und politisch falsch, weil sie jene Wünsche und Interessen von Männern unterstützt, die nur auf Kosten der Frauen als Gruppe befriedigt werden können. Individuen sind nicht durch die Gnade eines biologischen Schöpfungsaktes Männer oder Frauen; sie werden durch aufweisbare gesellschaftliche Prozesse als Geschlechter konstituiert. Überdies ist dieser Pluralismus wissenschaftlich falsch, weil er tatsächliche Gesetzmäßigkeiten und zugrundeliegende Kausalstrukturen in den gesellschaftlichen Verhältnissen wie in den Beziehungen zwischen Mensch und Natur verdeckt. Ist die auf Interessengruppen gerichtete Politik der Wissenschaft ein Hindernis für ein angemessenes Verständnis von Natur und Gesellschaft?
Das alles heißt natürlich nicht, daß jede Behauptung, die eine Frau aufstellt oder jeder Anspruch, der im Namen des Feminismus erhoben wird, automatisch ein höheres Maß an politischer und wissenschaftlicher Legitimation besitzt als die auf andere Art entstandenen Auffassungsweisen. Tatsächlich ist es in den meisten konkreten Fällen sehr schwierig zu entscheiden, welche Behauptungen am ehesten durch moralische und politische oder durch wissenschaftliche Gründe und Beweise gestützt werden. Und für das, was eine Behauptung im Prinzip an Gründen und Beweisen auf sich versammeln kann, ist das soziale Geschlecht der Person, die diese Behauptung aufstellt, oftmals ohne Belang. Schließlich haben viele Männer zur feministischen Theorie und Politik ihrer Epoche Außerordentliches beigetragen (man denke an Plato, Karl Marx, John Stuart Mill, Frederick Douglass, und an die vielen Zeitgenossen, die als Gelehrte feministisch orientiert sind), während zumindest einige Frauen berüchtigte Beiträge zu sexistischer Theorie und Politik geleistet haben (wie etwa Anita Bryant, Marabel Morgan und Phyllis Schlafly). Und wiewohl ich den Ausdruck »Feminismus« hier so verwendet habe, als würde er einen monolithischen Block von Überzeugungen und Praxisformen bezeichnen, so sieht doch die Wirklichkeit anders aus: zwischen den Feministinnen gibt es bedeutsame Unterschiede hinsichtlich dessen, welche Analysen und Praxisformen als wünschenswert und geeignet angesehen werden (Unterschiede, die größtenteils eine wichtige Ressource für zukünftige Theorie und Politik bilden). Doch wenn wir uns zu unserer Zufriedenheit davon überzeugt haben, daß eine feministische Behauptung hinreichend durch Gründe und Beweise gestützt wird, dann sollte diese Behauptung ihren androzentrischen Widerpart ersetzen - und nicht gleichrangig mit ihm koexistieren.
Wenn die feministische Kritik nicht länger als Forderung angesehen werden kann, die von den Sozialwissenschaften und der Biologie eine rigorosere Beachtung ihrer eigenen Vorschriften für objektive, wertfreie Forschung verlangt - da diese Vorschriften selbst dem Verdacht des Androzentrismus ausgesetzt sind -, dann hat die feministische Forschung ihre Ansprüche und Behauptungen offensichtlich auf ein Paradoxon gegründet. Zweifellos hat eine wissenschaftlich rigorosere und objektivere Forschung jenes Beweismaterial zu Tage gefördert, aufgrund dessen der Vorwurf des Androzentrismus erhoben werden kann - doch ebendieselbe Forschung suggeriert, daß diese Art von Rigorosität und Objektivität androzentrisch ist! Aus diesem Paradox erwächst die Frage nach der Wissenschaft im Feminismus.