Bis auf Margarete, die Gemahlin Albrechts des Entarteten von Meißen, und ein frühverstorbenes Kind, dessen Name nicht bekannt ist, sind alle sechs bekannten Töchter Friedrichs II. außerehelichen Verbindungen entsprossen. Nicht von allen ist uns der Lebenslauf bekannt, bei den meisten ist auch die Mutter unbekannt oder doch unbestimmt.
Bekannt sind uns vier Geliebte Friedrichs.
• Das schwäbische Edelfräulein Adelheid, vermutlich die Mutter Enzios;
• Bianca Lancia, die Mutter Manfreds, mit der sich Friedrich später vermählt haben soll;
• Manna, die Nichte des Erzbischofs Berard von Messina;
• schließlich eine Nichte seiner zweiten Gemahlin Jolanthe.
Vermutlich ist die Zahl der Geliebten Friedrichs größer.
»In den Frauen, denen der Kaiser außerhalb des festen Zirkels rechtmäßiger Ehen begegnete, fand er das menschliche Widerspiel, dessen ihn die gekrönten Gattinnen entbehren ließen, und vielleicht gar die beglückende Ergänzung zu seinem Selbst. Mag die Mehrzahl dieser Verbindungen nur von flüchtiger Dauer gewesen sein, so blieb doch entscheidend, daß der Kaiser sich diese Frauen frei nach Neigung und Lust und Laune wählte.« (Erich Maschke)
Der Kaiser hat seine außerehelichen Kinder keineswegs verborgen oder verleugnet oder gegenüber den ehelichen benachteiligt. Durch die Männer seiner außerehelichen Töchter gewann er Gefolgsleute, die er mit hohen Ämtern ausstattete, oder auch außenpolitische Beziehungen.
- Die Mutter der Katharina von Marano (um 1220—1247) mag das schwäbische Edelfräulein Adelheid sein, die auch die Mutter Enzios war. Enzio bedachte sie, wohl als Schwester, in seinem Testament. Adelheid ist die einzige Deutsche, der Nachkommen Friedrichs entstammten. Katharina von Marano wurde mit dem genuesischen Markgrafen Jakob von Caretto verheiratet, der im Dienst des Kaisers, vor allem gegen Genua, stand.
- Selvaggia (um 1223—1244) wurde die zweite Gemahlin des Ezzelino IV. von Romano (1194—1259), Herrn der Trevisaner Mark und Gefolgsmannes Friedrichs II. Bald nach dessen Sieg bei Cortenuova wurde die Hochzeit am 23. Mai 1238 durch ein acht Tage lang dauerndes prunkvolles Fest gefeiert. Ezzelino IV. war ein tollkühner und listiger Kriegsmann, von unerhörter Grausamkeit und Brutalität, der einem Cesare Borgia als Vorbild gedient haben könnte. Er war nach dem Tod Selvaggias noch zweimal verheiratet und nahm 1259, nach der Schlacht bei Kassano schwer verwundet gefangengenommen, ein schreckliches und qualvolles Ende. Der Kaiser hatte seinem rücksichtslosen Schwiegersohn wichtige Ämter übertragen und ihn zum Generalvikar der ständig aufrührerischen Lombardei gemacht. Die Lombarden, so heißt es, fürchteten ihn mehr als den Teufel, denn ausgeklügelte Grausamkeiten zuzufügen, galt ihm als selbstverständlich. Er war klein und auf dem ganzen Körper schwarz behaart. Dante versetzt ihn in die Hölle, in einen Strom kochenden Blutes. Als die Trevisaner den 65 jährigen, nachdem er in der Schlacht bei Cassano 1259 mit einer Keule niedergeschlagen worden war, fingen, schonten sie ihn nicht. Er nahm ein solches Ende, wie er es selber vielen bereitet hatte. Während der ersten Nacht seiner Gefangenschaft störte ihn Glockengeläut, und er befahl, den Priester zu töten. Darauf aufmerksam gemacht, daß er gefangen sei, fluchte und wütete er. Minoriten und Predigermönche forderten ihn auf zu beichten, zu bereuen und Buße zu tun. »Ich habe«, gab Ezzelino zur Antwort, »keine Sünde zu bereuen, als daß ich an meinen Feinden nicht genügend Rache nahm.« Er verweigerte Arznei und Nahrung, saß düster vor sich hinblickend, riß die Verbände von seinen Wunden, am Morgen des elften Tages fand man in tot auf dem Boden liegen. Selvaggia war durch ihre Ehe in eine wahre Hölle geraten. Ihr Schwager Alberico trieb es noch schlimmer als ihr Gemahl, und er nahm ein noch schrecklicheres Ende.
- Konstanze (1230—1307) entstammt der vorehelichen Beziehung Friedrichs II. zu Bianca Lancia und ist durch diese eine Schwester Manfreds. Sie heiratete 1244 gegen den Widerstand der Kurie an den griechischen Hof, den Kaiser Johannes Dukas Vatatzes von Nikaia (Nicäa). Über ihr langes, bewegtes und hartes Leben berichtet ein besonderer Abschnitt.
- Violante gilt ebenfalls als Tochter der Bianca Lancia. Vor 1246 heiratete sie den Grafen Richard von Caserta (um 1220—1266), der vom Kaiser mit hohen Ämtern als General der Mark Ankona, Spolera und Emelia, später als Kapitän von Sizilien bedacht wurde. 1246 deckte er die Verschwörung gegen Friedrich II. auf. Er war bei dessen Tod anwesend. In der Schlacht von Benevent fiel er von Manfred ab und trat zu Karl von Anjou über. Violante war schon vorher, um 1264, gestorben. — Der Sohn Konrad (Corrado), 1264 vermählt mit Katharina di Gabenna, blieb ein treuer Gefolgsmann Konradins und wurde mit seiner Frau bis 1304 von Karl I. von Anjou gefangengehalten.
- Margarete wurde vor 1247 mit dem Grafen Thomas II. von Aquino, Grafen von Acerra (nach 1226—1273) vermählt. Er war Statthalter Friedrichs II. in der Romagna, wurde nach der Schlacht von Tagliacozzo gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Margarete starb um 1297/8.
- Blanchefleur, wohl die letzte außereheliche Tochter Friedrichs II, kam — auf welchem Weg ist unbekannt — nach Frankreich, in das Dominikanerinnenkloster Montargis (Auxerre), wo sie 1279 starb. Über ihrem Grab befindet sich die folgende französische Inschrift: »Hier ruht die ehrenwerte und hervorragende Dame Blanchefleur, die eine Tochter des Kaisers Friedrich war, die aus Liebe zu Gott und ihrer Jungfrauenschaft das Reich und alle ihre Verwandten verließ, nach Frankreich in dieses Haus kam, im Beginengewand bis ans Ende, sie starb am 20. Juni 1279.« Über dem Grabmal befindet sich ihr Bildnis. Sie hält in ihrer rechten Hand eine Palme, in der linken eine Tafel mit den lateinischen Worten des Verzichts auf weltliche Macht und alle irdischen Güter: »Regnum et omnem ornatum saeculi contempsi.« Ein zweiköpfiger Adler erinnert an ihre Herkunft.
Fügen wir an dieses Kapitel, das manche am liebsten ungeschrieben wüßten, ein Wort des Historikers Johannes von Müller (1752—1809):
»Die Fehler eines großen Mannes wie Friedrich — und manchmal sind es Dinge, die nicht jedermann für Fehler hält — sind so interessant wie alles übrige, weil sie zeigen, was alles in einem solchen Charakter sich zusammenfinden kann und kombinabel ist.«