Hildegard von Egisheim

Gemahlin Friedrichs von Büren

Als die Stammeltern des hohenstaufischen Geschlechts gelten Friedrich von Büren (um 1025 — 1094) und Hildegard von Egisheim (um 1025 — 1095). Hildegard hat durch ihre verwandtschaftlichen Verbindungen und den elsässischen Erbbesitz, wohl auch durch ihre Persönlichkeit, den Weg zum ersten Aufstieg des staufischen Geschlechts vom edelfreien Grundherrn zum ersten Herzog von Schwaben geebnet.
Hildegards mütterliche Vorfahren stammen — soweit die heutigen Erkenntnisse — aus dem elsässischen Geschlecht der Grafen von Egisheim. Ihr Vater war Herzog Otto II. von Schwaben (gestorben 1047), ihr Großvater der lothringische Markgraf Ezzo. Die Eltern von Hildegards Großmutter Mathilde waren Kaiser Otto II. und die griechische Prinzessin Theophano. Hildegard war die Nichte des Grafen Bruno von Egisheim-Dagsburg, Bischofs von Toul und späteren Papstes Leo IX., mit dem, gefördert durch Kaiser Heinrich II, der Aufstieg des Papsttums begann. Neben diesen bedeutsamen verwandtschaftlichen Beziehungen zum salischen Kaiserhaus brachte Hildegard den Staufern ansehnliche
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die Reliquien 855 nach Conques, von dort 1094 nach Schlettstadt.)

Die heutige Kirche mit den zwei viereckigen Fassadentürmen und dem achteckigen Vierungsturm — eines der schönsten romanischen Bauwerke im Elsaß — hat mit der von Hildegard erbauten Kirche wenig zu tun. Die Kirche der Hildegard war ein runder oder achteckiger Bau im Bereich der heutigen Apsis, mit einer dem Grab Christi nachgebildeten Krypta, die als Grablege bestimmt war. Es wird vermutet, daß Hildegard hier 1095 bestattet wurde. (Kloster Lorch wurde erst 1102 durch ihren Sohn Friedrich I. Herzog von Schwaben, als staufische Grablege gegründet.)
Die Kirche wurde von Hildegards Sohn Otto, dem Bischof von Straßburg, geweiht; aus dem Jahr 1095 stammt eine Dotation an die Kirche von den Söhnen Otto, Friedrich, Ludwig und Walter. Die Staufer haben sich bis zu ihrem Ende der Kirche angenommen, blieben sich also ihrer bedeutenden Ahnin in ihrer Erinnerung und Verehrung bewußt. Sie haben die Kirche und den Konvent bestätigt und ausgebaut: 1153 Herzog Friedrich IL, Herzog von Schwaben, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, nach der Eroberung von Mailand n 62, schließlich Kaiser Friedrich II, der 1217 Schlettstadt zur Reichsstadt erhob.
Bei der Renovierung der Kirche 1892 wurde ein aufsehenerregender Fund gemacht: »Der Naturabguß einer Frauengestalt, der dadurch entstanden war, daß die Leiche sogleich nach dem Tod mit Kalkmörtel übergossen worden war. Indem dieser erstarrte, bewahrte er die Konturen der Vorderseite wie das Negativ einer Totenmaske, während Hinterhaupt und Rücken nicht mit abgeformt wurden. Der Abguß, der von dieser Kalkhülle genommen wurde, zeigt das längliche, etwas hagere Antlitz einer etwa 35 bis 45 Jahre alten Frau mit feinen, sehr edlen Zügen. Während die Kleidung auf das 11. oder 12. Jahrhundert zu schließen erlaubt, läßt eben die Altersbestimmung nicht zu, in der Toten die Stammmutter der Staufer, Hildegard, zu erkennen, die im Alter von 70 Jahren vermutlich an der Pest gestorben ist. Wohl aber darf man in der Frauengestalt von St. Fides die Tochter Hildegards sehen, Adelheid, die von ihrer Mutter in der Stiftungsurkunde für das Kloster genannt wird und gleich ihr der Seuche erlegen sein mag.« (Erich Maschke)

Um diese einzige lebensgetreue Gesichtsmaske eines mittelalterlichen Menschen entstanden Meinungsverschiedenheiten, ob es sich dabei um Hildegard selbst oder ihre Tochter Adelheid handle. Die Freunde und Verehrer der Staufer sahen und sehen in der Büste das Abbild der Stammutter des Geschlechts; dem wurde widersprochen. Die Franzosen sprechen von der Belle Inconnue de Selestat.
Wie dem immer sein mag! Das Antlitz eines Menschen aus dem geschichtlich greifbaren Anfang……
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…begegnen wir späterhin bei vielen staufischen Frauen, ob sie nun aus dem Geist der Renovatio des Christentums, aus dem Geist von Cluny oder später dem der Imitatio Christi aus dem Geist des hl. Franziskus und der hl. Clara lebten. Während die geistlichen und weltlichen Großen, Papst und Kaiser voran, sich in endlosen Kriegen um Vormachtstellungen aufrieben und das Christentum an den Rand der Veräußerlichung trieben, lebten die Frauen aus inneren, irdischem Streit enthobenen religiösen Bereichen.
Eine Enkelin der Hildegard von Egisheim, Bertha (geboren um 1088), die Tochter Friedrichs I, Herzogs von Schwaben, und der Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV., lebte und wirkte im Geist ihrer Großmutter. Sie wurde in zahlreichen Legenden als Heilige verehrt.
Sie wurde um 1102 mit dem Grafen Adalbert von Elchingen (bei Ulm) vermählt, der das Benediktiner-Kloster Elchingen gründete; Bertha selbst gilt als Gründerin des Chorherrenstiftes in Boll, dessen Grundmauern 1951 entdeckt wurden.
In zweiter Ehe war Bertha von Boll (seit 1122) mit dem Grafen Heinrich II. von Berg verheiratet; dieser starb 1138 im Benediktiner-Kloster Zwiefalten.