Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV.

Gemahlin Friedrich I. Herzogs von Schwaben

Frauen sind es, die den Aufstieg der frühen Staufer nicht nur begleitet, sondern entscheidend beeinflußt haben. Hildegard von Egisheim brachte den Herren von Büren neben Gebietszuwachs jene Standeserhöhung, durch die das Geschlecht in den Kreis der salischen Kaiser trat; Agnes, die Tochter Kaiser Heinrichs IV. und der Bertha von Savoyen, brachte den Staufern die Herzogswürde ein und machte sie königswürdig.
Die Staufer gewannen solche Frauen nicht von ungefähr, sondern durch ihr Ansehen und ihre Tüchtigkeit, die gerade in jener Zeit das bislang ruhmlose Geschlecht ins Tageslicht der Geschichte rückten.
Friedrich I. (von 1050 bis 1105), der als Sohn Friedrichs von Büren und der Hildegard von Egisheim fünf seiner Geschwister überlebt hatte, wurde als »hochgerühmt durch Klugheit, Sitten und Anstand« beschrieben. Er erwies sich als ein gradliniger und entschlossen handelnder Mann in seiner Treue zu Kaiser Heinrich IV. bei dessen Kämpfen mit der Kurie (Investitionsstreit), gegen abtrünnige Fürsten und gegen den eigenen Sohn.
1077 hat Friedrich den Kaiser nach Canossa begleitet.
Durch Friedrichs Einsatz in der Schlacht von Mellrichstadt, in welcher Heinrich IV. 1078 den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden besiegte, ernannte der Kaiser Friedrich zum Herzog von Schwaben und gab ihm seine Tochter Agnes zur Frau. Das geschah 1079 in Regensburg mit den Worten des Kaisers, die der Bischof Otto von Freising, ein Halbbruder Friedrichs II, überliefert hat:

»Wackerer Mann, den ich vor allen immerdar als den treuesten und tapfersten befunden habe, du weißt, wie im Römischen Reich die Frevel überhand nehmen, wie durch des Teufels Einwirkung empörerische Verbindungen für heilig gelten, während Gottes Gebot, die Obrigkeit zu ehren, verachtet und mit Füßen getreten wird. So wie bisher kämpfe auch künftig gegen dieses verderblichste aller Übel, und als Beweis, wie sehr ich deine früheren Verdienste anerkenne und den künftigen vertraue, gebe ich dir meine einzige Tochter Agnes zum Weibe und das Herzogtum Schwaben zur Mitgift.«

Es kann sich damals nur um eine Verlobung gehandelt haben; wann die Vermählung stattfand, wissen wir nicht.
Der zum Herzog Ernannte erbaute sich, wohl an der Stelle einer bescheidenen Burganlage, um 1088 die Burg auf dem Hohenstaufen, der dem Geschlecht den Namen gab.

Agnes (geboren 1072/1073) wird von den Chronisten als fromm, von gleichmäßiger Güte und berühmt durch angeborene Tugenden charakterisiert. Dieses Lob ist im Hinblick auf ihr weiteres Leben gerechtfertigt.
Ihre Mutter ist Bertha, die Tochter der Markgräfin Adelheid von Turin.
Die Kinder aus der Ehe Friedrichs I. mit Agnes sind Friedrich II, Herzog von Schwaben, Konrad III, der erste staufische König, und Gertrud, die, vermählt mit dem Pfalzgrafen Hermann von Stahleck, der 1116 kinderlos starb.
Am 6. April 1105 starb Friedrich I. und wurde in dem von ihm 1102 als staufische Grablege gegründeten Kloster Lorch bestattet. Ein Jahr danach heiratete Agnes den später heiliggesprochenen Markgrafen Leopold III. von Österreich.
Der zweiten Ehe der Agnes entstammen 18 Kinder, von denen sieben jung starben. Nur auf einige sei hingewiesen.
Der eine Sohn, Leopold IV., Markgraf von Österreich und Herzog von Bayern, starb kinderlos, weswegen die Nachfolge auf seinen Bruder Jasomirgott, Heinrich II, überging. Der dritte Sohn ist der Bischof Otto von Freising. Die Tochter Agnes war vermählt mit Wladislaw II, Herzog von Krakau und Schlesien, die andere Tochter Judith (Julietta) mit Wilhelm IV., dem Markgrafen von Monferrat. Über ihren Bruder Heinrich V. war Agnes durch dessen Gemahlin Mathilde mit dem englischen König Heinrich I. von England verschwägert
Agnes überlebte auch ihren zweiten Gemahl, der 1136 starb. Sie starb mit 70 Jahren am 24. September 1143 und wurde in dem von ihrem Gatten gegründeten Augustinerchorherrenstift in Klosterneuburg bestattet.
(Als die Babenberger 1246 im Mannesstamm ausstarben, trat Österreich in den Vordergrund der staufischen Politik durch Margarete, die Schwester des letzten Herzogs von Österreich; sie war mit König Heinrich VII. von Hohenstaufen vermählt.)
Durch die Ehe der Agnes mit Friedrich I, Herzog von Schwaben, wurde der Weg zur geschichtlichen Größe der Staufer geebnet. 1138 wurde ihr zweiter Sohn Konrad III. der erste König des Geschlechts.