Violante von Anjou

Urenkelin Kaiser Friedrichs II.

Wunderliches Nachspiel und Endspiel des staufischen Geschlechts!

Violante entstammte der Ehe zwischen Peter III. von Aragonien und Konstanze, einer Tochter König Manfreds. Nach der Sizilianischen Vesper 1282 war Peter von Aragonien auf Grund der Erbansprüche seiner staufischen Frau König von Sizilien geworden.
Es war wohl die Absicht der sehr frommen Mutter Violantes, zwischen den Häusern Anjou und Staufen endlich Frieden zu stiften. Eine gute Absicht, die aber zu keinem Ziel führte; überdies war es zu spät dazu.
Violante wurde mit dem Enkel Karls I. von Anjou, des unerbittlichen Feindes der Staufer, Robert von Anjou (1275—1343) verheiratet. Die Hochzeit wurde 1297 in Rom gefeiert.
Während des Jubels und Lärms des Hochzeits- und fragwürdigen Versöhnungsfestes gedachte niemand der letzten Staufer, der Söhne Manfreds, der Enkel des Kaisers, die seit ihrer Kindheit Gefangene der Anjous waren und blieben, zunächst im Castel del Monte, dann in Castel dell' Ovo in Neapel, wo nun ein mit einer Stauferin vermählter Anjou regierte. Im Castel dell' Ovo starb der letzte dieser gefangenen Söhne Manfreds, Heinrich (Enrico), erblindet, im Alter von 50 Jahren, 1318.
Robert von Anjou, König von Neapel und Graf von Provence, wurde 1309 mit seiner Gattin Violante vom Papst in Avignon gekrönt. Er konnte nach den mißglückten Romzügen König Heinrichs VII. von Luxemburg 1213 und König Ludwigs des Bayern seinen Machtbereich vor allem in Norditalien erweitern, auf die Dauer aber nicht erhalten; die wiederholten Versuche, Sizilien seinem Haus zurückzuerobern, scheiterten.
Aus der Ehe Roberts mit Violante ging nur ein Sohn hervor, Karl, Herzog von Kalabrien; er starb schon 1328, vor dem Tod des Vaters, in Neapel. Roberts Nachfolgerin wurde seine Enkelin Johanna I. (1316—1382). Durch sie und die Teilung der Linie Anjou in einen Zweig in Neapel, einen anderen in Ungarn, begann der Verfall des Geschlechtes. Johanna hatte den ersten ihrer vier Gatten, Andreas von Ungarn, erdrosseln lassen und wurde nach vierzigjähriger, wenig guter Regierung 1382 zu Muro selber erdrosselt.

Mit dem Hinweis auf eine Urenkelin Kaiser Friedrichs II und auf deren Verbindung mit einem Anjou mag die Betrachtung über die staufischen Frauen schließen.
Kaiser Friedrich II war auf eine zahlreiche Nachkommenschaft bedacht gewesen. Bekannt sind siebzehn eheliche und außereheliche Kinder des Kaisers. Seine Nachfolge schien gesichert. 1211 hatte er seinen Untertanen in Palermo glücklich die Geburt seines ersten Sohnes gemeldet:

»Freuet euch mit mir! Denn sobald eine zahlreiche Nachkommenschaft von Kindern mich beglückt, könnt auch ihr nicht an dem größten und ärgsten aller Mängel, nicht an einem König Mangel leiden.«

Fünfzig Jahre nach dem Tod des Kaisers war sein Geschlecht erloschen.