Ich hatte Bedenken, dieses Buch zu schreiben. In meinem Alter eine Autobiographie zu schreiben, kam mir vermessen vor. Zudem glaubte ich, wenn ich über mein Leben, meine Handlungen, meine Gedanken schreibe, und über das, was mir zugestoßen ist, dann müßte ich einen Gegensatz konstruieren, so tun, als sei ich anders als andere Frauen andere Schwarze Frauen - und müßte mich dazu erklären. Ich meinte, daß solch ein Buch letzten Endes die wesentlichste Tatsache verwischen könnte: daß die Kräfte, die mein Leben zu dem gemacht haben, was es ist, genau dieselben Kräfte sind, die das Leben von Millionen meiner Rasse gestaltet - oder verunstaltet - haben. Darüber hinaus bin ich überzeugt, daß meine Reaktion auf diese Kräfte in keiner Weise ungewöhnlich ist; daß mein politisches Engagement, zuletzt als Mitglied der kommunistischen Partei, der logische Schritt war, um unsere bedrängte Menschheit zu verteidigen. Das eine außergewöhnliche Ereignis meines Lebens hatte mit mir als Einzelperson nichts zu tun - durch einen kleinen Schlenker der Geschichte hätte eine andere Schwester, oder ein Bruder, ebensogut zu dem politischen Gefangenen werden können, den Millionen Menschen in der ganzen Welt vor Verfolgung und Tod errettet haben. Ich hatte Bedenken, dieses Buch zu schreiben, weil die Konzentration auf meine Person von der Bewegung ablenken könnte, die überhaupt erst meinen Fall vor die Menschen brachte. Ich hatte auch nicht den Wunsch, mein Leben als persönliches Abenteuer darzustellen - als gäbe es getrennt und unabhängig von der politischen Person noch eine »wirkliche« Person. Dazu würde sich mein Leben sowieso nicht eignen, aber selbst wenn es das täte, wäre ein solches Buch eine Fälschung, denn es könnte meinem überwältigenden Gefühl nicht Ausdruck geben, zu einer Gemeinschaft von Menschen zu gehören - einer Gemeinschaft des Kampfes gegen Armut und Rassenwahn.
Wenn ich mich entschloß, das Buch dennoch zu schreiben, dann nur deshalb, weil ich es als eine politische Autobiographie zu sehen begann, die jene Menschen, Ereignisse und Kräfte in meinem Leben ins Licht rückte, die mich in mein gegenwärtiges Engagement getrieben haben. Ein solches Buch könnte einem sehr wichtigen und praktischen Zweck dienen. Es war immerhin denkbar, daß nach seiner Lektüre mehr Menschen verstehen würden, warum so viele von uns keine andere Wahl haben, als unser Leben - unsere Leiber, unser Wissen, unseren Willen der Sache der unterdrückten Völker zu opfern. In dieser Zeit, in der die Hüllen, die bisher die Korruption und den Rassenhaß der höchsten Staatsstellen bemäntelt haben, rasch abfallen, in der der Bankrott des globalen kapitalistischen Systems zutage tritt, schien es möglich, daß mehr Menschen - Schwarz, Braun, Rot, Gelb und weiß - sich gedrängt fühlen, unserer wachsenden Kampfgemeinschaft beizutreten. Nur wenn das geschieht, werde ich glauben, daß sich dieses Untemehmen gelohnt hat.