Friederike Sophie Caroline von Beulwitz-Wolzogen
geb. von Lengefeld
Caroline wurde am 3. Februar 1763 in Rudolstadt (Thüringen) geboren. Ihre Mutter war Louise Juliane Eleonore Friederike von Lengefeld, geborene von Wurmb, ihr Vater war Carl Christoph von Lengefeld. Die Eltern hatten 1761 geheiratet und Caroline war das erste Kind. Die Mutter war bei Carolines Geburt 20 Jahre alt, der Vater 48 Jahre. Der Vater war ein herausragender F'orstmann der Zeit. Schon 1743 wurde er Oberförster des Fürsten Anton Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt; ab 1761 war er dann Stiftsinspektor in Rudolstadt. Er hatte zwei Güter in Thüringen, Reschwitz und Pippelsburg, und war außerdem Kammerjunker und Ratsmitglied.
Die Mutter beschäftigte sich ab 1789 als Oberhofmeisterin mit der Erziehung der schwarzburg-rudolstädtischen Fürstenkinder. Carolines jüngere Schwester Charlotte (siehe dort) war mit Friedrich Schiller verheiratet. Ein jüngerer Bruder starb in den ersten Lebensjahren.
1770, als Caroline sieben und Charlotte vier Jahre alt war, starb der Vater. Die Mutter ging keine zweite Ehe ein.
Caroline heiratete 1784 den acht Jahre älteren Wilhelm von Beulwitz, Vizekanzler am schwarzburg-rudolstädtischen Hof. Diese Ehe war von der Mutter aus Versorgungsgründen gewünscht worden. Caroline fügte sich und führte eine für diese Zeit typische Konvenienzehe, in der sie nicht besonders glücklich war.
Während der Verlobungszeit reisten Caroline, Charlotte, die Mutter und der Bräutigam Beulwitz in die französische Schweiz. Mit Berichten über diese Reise versuchte sich Caroline zum ersten Mal als Schriftstellerin. Von Sophie LaRoche wurden ihre Reiseberichte in deren Zeitschrift »Pomona für Teutschlands Töchter« im Jahr 1784 veröffentlicht. Beide Schwestern, Caroline und Charlotte, lernten Ende der achtziger Jahre den Dichter Friedrich Schiller kennen und lieben. Beide waren ihm gleichermaßen zugeneigt. Schillers Wahl fiel auf Charlotte, doch lebten alle drei einige Jahre in einer gemeinsamen kleinen möblierten Wohnung in Jena.
Friedrich Schiller unterstützte seine schriftstellernde Schwägerin und leitete ihren literarischen Stil in seine eigene, klassische Richtung. 1792 veröffentlichte er in der »Neuen Thalia« ihr Schauspiel »Der Leukadische Fels«, dem allerdings ein Erfolg versagt blieb. Carolines Ehe mit Wilhelm von Beulwitz wurde 1793 geschieden. Sie heiratete 1794 den zweiundreißigjährigen Wilhelm von Wolzogen, der zum Schillerschen Freundeskreis gehörte. Er war Kammerherr, Oberhofmeister und Geheimrat am weimarschen Hof. 1795, im Alter von 32 Jahren, brachte Caroline ihren einzigen Sohn Adolph Carl Wilhelm von Wolzogen auf die Welt.
Ihr literarischer Ruhm festigte sich in diesen Jahren: 1796 und 1797 erschien ihr Roman »Agnes von Lilien« in Schillers Zeitschrift »Die Hören«. Der Roman, der anonym erschienen war, hatte solch großen Erfolg, daß er 1798 in einem eigenen Band erscheinen konnte. Caroline beschrieb darin eine dramatische Liebesgeschichte mit zahlreichen Verwirrungen und ihren Auflösungen, die in dem Milieu angesiedelt war, in dem sie sich gerne aufhielt: in einer Mischung von bürgerlicher Gesellschaftskritik mit einem Bilderbogen aristokratischer Verhaltensformen. Indem sie die marionettenhaften Verhaltensweisen der Hofleute skizzierte oder der männlichen Hauptfigur Lobesworte über die weibliche Geistesbildung in den Mund legte, nahm Caroline in Ansätzen eine gesellschaftskritische Haltung ein und spiegelte damit ihre Erfahrungen an den Fürstenhöfen wider. Charlotte von Stein, mit Caroline und Charlotte über deren Mutter eng befreundet, schrieb Charlotte, die von ihr »Lollochen« genannt wurde, über »Agnes von Lilien«:
»Fräulein Göchhausen hal mir gesagt, daß Agnes Lilien von der Wolzogen wäre. Einen Moment, muß ich sagen hab ich's einmal gedacht, aber weil mein Lollochen so treuherzig unwissend beim Manuscript that, so glaubte ich, wie ich's gedruckt las, es sei von der Kalb, denn mir war's, als müßte es eine Frau geschrieben haben. Ich habe es damals im Manuscript sehr flüchtig überlesen und gar nicht die Schönheiten so bemerkt, wie ich mir sie jetzt darin unterstreiche. Es findet bei der Lesewelt einen außerordentlichen Beifall, und ich habe es schon dreimal gelesen« (15. 2. 1797; Urlichs II, 320).
Die nächsten Jahre schrieb Caroline Erzählungen, die im »Taschenbuch für Damen«, herausgegeben von Huber, Lafontaine und Pfeffel, veröffentlicht wurden. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes 1809 war dies eine wichtige Einkommensquelle für sie.
1830 veröffentlichte die nun 67jährige Caroline eine Biografie über Friedrich Schiller, die sie bis heute bekannt machte. Bis zu ihrem Tod am 11.1. 1847 folgten noch mehrere Bände mit Erzählungen und Romanen. Posthum erschien ihr literarischer Nachlaß.
Dorothea Caroline Albertine Böhmer-Schlegel-Schelling
geb. Michaelis
Caroline wurde am 2. September 1763 in der Universitätsstadt Göttingen geboren. Ihre Mutter war Luise Michaelis, geborene Schröder, ihr Vater war Johann David Michaelis (1717-1791), Professor für Orientalistik und Theologie in Göttingen. Dessen erste Frau Friederike starb 1759; im selben Jahr heiratete er seine zweite Frau Luise. Aus der ersten Ehe lebte der Sohn Christian Friedrich Michaelis (1754-1814) in der Familie. Caroline hatte drei jüngere Geschwister: Charlotte Wilhelmine Dietrich (1766-1793), Gottfried Philipp Michaelis (1768-1811), der Arzt wurde, und Luise Wiedemann (1770-1846). Fünf weitere Geschwister starben im Säuglingsalter.
In der Göttinger Kinder- und Jugendzeit war Caroline mit Therese Heyne befreundet (siehe dort), die im Haus schräg gegenüber wohnte. Am 15. Juni 1784 heiratete die 21jährige Caroline den Arzt Johann Franz Wilhelm Böhmer, dem sie in das Städtchen Clausthal im Harz folgte. Dort brachte sie drei Kinder zur Welt: Auguste wurde am 28. April 1785 geboren und starb am 12. Juli 1800; Therese wurde am 23. April 1787 geboren; sie wurde nur knapp drei Jahre alt. Der Sohn Wilhelm wurde 1788 geboren und starb in den ersten Lebenswochen. Wenige Monate vorher, am 4. Februar 1788, war ihr Mann gestorben. Als 25jährige Witwe mit zwei kleinen Töchtern machte sie sich auf, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen, frei und unabhängig, zu gestalten. Nach Zwischenaufenthalten bei ihren Eltern und Geschwistern zog es sie zur Zeit der Republik nach Mainz zu Therese und Georg Forster. Als sie 1793 die Stadt verließ, geriet sie in preußische Gefangenschaft. Sie wurde als Geisel für Georg Forster festgehalten, der damals in Paris war. Die preußischen Behörden vermuteten eine Liaison zwischen Forster und Caroline und versuchten deshalb über sie dessen Auslieferung zu erreichen. Caroline verbrachte einige Wochen auf der Festung Königstein. Ihre Freunde, August Wilhelm Schlegel, Wilhelm von Humboldt, Luise und Friedrich Gotter, sowie ihr Bruder Philipp erreichten schließlich ihre Freilassung.
Im November 1793 brachte sie ihren zweiten Sohn Wilhelm Julius Krantz auf die Welt. Dies geschah unter falschem Namen und auf dem Land, da ihr viertes Kind aus einer kurzen Verbindung mit dem französischen Offizier Jean Baptiste Dubois Crance stammte. Der Sohn blieb bei Pflegeeltern auf dem Land und starb mit anderthalb Jahren, ohne daß Caroline ihn wiedergesehen hatte.
In dieser Zeit war August Wilhelm Schlegel Carolines Stütze. Am 1. Juli 1796 heiratete sie den 29jährigen Literaturwissenschaftler. Diese Ehe war von der Freundschaft und der gemeinsamen schriftstellerischen Arbeit bestimmt und belebt. Caroline arbeitete an Schlegels Shakespeare-Übersetzung von Romeo und Julia mit sowie bei einigen seiner Literaturkritiken. Sie lieferte Material und Exzerpte für die Zeitschrift »Athenäum« ihres Schwagers Friedrich Schlegel und korrigierte dessen Manuskripte, beispielsweise den Roman »Lucinde«. Friedrich Schlegel beschwerte sich einmal bei seinem Bruder über Carolines Kritik:
»Deine Frau hat mir einen sehr heftigen und beleidigenden Brief über das Athenäum geschrieben, den Du wohl nicht gesehen hast vor der Absendung. Die zwey ganzen Tage, die mir der unnütze Verdruß verderbt hat, können durch Nachtwachen und Anstrengung ersetzt werden, und meine Gesundheit kann schon einen Puff vertragen. Aber der frohe Muth, die gute Laune ist fort, und werden wohl vor der Hand nicht wieder kommen. [. . .] Caroline meynt, meine Fragmente wären oft zu lang. Das ist freylich eine von den Bemerkungen - worauf einem die Antwort in der Kehle stecken bleibt« (Berlin, Februar/März 1798; Schmidt II, 449).
1798 wurde August Wilhelm Schlegel Professor in Jena. Dort lebten beide Schlegel-Brüder, Caroline und später auch Friedrich Schlegels Freundin Dorothea Veit (siehe dort) in einem Haus, das zum geselligen Treffpunkt der Frühromantiker wurde. Bald lernte Caroline den 12 Jahre jüngeren Friedrich Wilhelm Joseph Schelling kennen, der ebenfalls Professor in Jena war. Als Vertreter einer pantheistischen Naturphilosophie gehörte er auch zum frühromantischen Kreis. Friedrich Schelling verliebte sich in Caroline, doch diese blieb trotz ihrer Liebe zu ihm, August Wilhelm Schlegel freundschaftlich verbunden. Zum Bruch mit dem Schwager Friedrich und dessen Freundin Dorothea Veit kam es nach dem Tod von Carolines Tochter Auguste. Die beiden hatten Schelling für den Tod des jungen Mädchens verantwortlich gemacht und Gerüchte darüber ausgestreut. Die Jenaer Hausgemeinschaft wurde aufgelöst, da Caroline und August Wilhelm für Schelling Partei ergriffen.
Carolines Ehe mit August Wilhelm wurde im Mai 1803 schließlich geschieden. Einen Monat später heiratete sie Schelling und zog mit ihm zunächst nach Würzburg, wo Schelling einen Lehrstuhl bekommen hatte. Beide blieben mit August Wilhelm Schlegel in lockerer, freundschaftlicher Verbindung, während die Beziehung Carolines und Friedrich Schellings zu Dorothea Veit-Schlegel und Friedrich Schlegel stets gespannt und gegenseitig voller Haß blieb.
Ab 1806 lebten Caroline und Friedrich Schelling in München, wo er Generalsekretär der Akademie geworden war. Caroline verfaßte weiterhin Übersetzungen aus dem Französischen und Italienischen, Theaterkritiken und Literaturrezensionen, die nun entweder anonym oder mit dem Kürzel ,,MZ« erschienen. (Der Roman »Nachtwachen«, der unter dem Pseudonym Bonaventura erschien und Schelling zugeschrieben wurde, war möglicherweise von ihr.) Caroline starb am 7. September 1809 bei einem Besuch der Schwiegereltern in Maulbronn.
Friederike Sophie Christiane Brun
geb. Münter
Friederike wurde am 3. Juni 1765 in Gräfentonna in Thüringen geboren. Ihre Mutter war Sophie Friederike Münter, geborene von Wangenheim, ihr Vater war Balthasar Münter, der sich als geistlicher Liederdichter einen Namen gemacht hatte. Zwei Monate nach Friederikes Geburt wurde der Vater Prediger der deutschen Petrigemeinde in Kopenhagen. Friederikes Bruder ergriff ebenfalls ein geistliches Amt; er wurde Professor der Theologie in Kopenhagen und ab 1801 Bischof zu Seeland. Friederikes Schwester Johanna von Egger starb 1796. Im Alter von 17 Jahren trat Friederike zum ersten Mal als Schriftstellerin auf: Sie publizierte einen sehr persönlichen Reisebericht, der vor allem vom weiblichen Lesepublikum begeistert angenommen wurde. Caroline Michaelis schrieb darüber an ihre Freundin Luise Gotter:
»Madame Schlaeger schrieb mir von einem Tagebuch der Friederike Munter, und rieht mir, wenn ich neugierig wäre, Dich darum zu bitten. Ich war neugierig und wollte Dich bitten, als mir einfiel, hundert Schritt wären doch näher wie 11 Meilen, und die Leßen hätte es gewiß auch. Da ich wustc, daß es halb und halb als Geheimniß gehandelt würde, so frug ich auf Umwegen, und sie konte nicht ableugnen, daß sie es besäße, und da ich es von Dir ohndem zu erhalten hofte, so gab sie mirs unter dem Siegel der Verschwiegenheit, daß Caroline nie bricht. Ich habe es heute gelesen und den guten Charakter, das vortrefliche Herz auch hier gefunden, daß ich vorzüglich an ihr schätze. Ihre Anhänglichkeit für die Personen, die auch ich meine Freunde nenne, macht sie mir lieber wie jemals. Da kan und weiß ich mit ihr zu empfinden, wenn sie von Louisen spricht, und Gottern mit Entzücken lesen hört. Ists nicht sonderbar, daß wir uns so wenig fanden und gefielen, da grade die Personen, an die sie sich so wohl hier als in Gotha an mehrsten heftete, meine besten Freunde sind? Der Ort, an dem ich sie sah, stellte sie mir wenigstens von der Seite, von der sie mir besonders auffiel, in einen falschen Licht dar. Ich verkannte ihre Bescheidenheit, deren sie bey so viel Talenten dennoch wirklich viel hat, und wer weiß, wodurch sie mich miskannte. -Daß mir das übrige ihres Tagebuchs ganz gefiele, kan ich nicht sagen. Mich däucht, es sind so viel Widerholungen und Worte, mit denen sie kaum selbst immer einen Sinn verbindet, weil sie nicht selbst gemacht und gedacht, sondern aus Dichtern genommen sind, die ihr so im Gedächtniß zu schweben scheinen, daß sie sich mit ihnen verwechselt. Sie hat sich in den sehr poetischen Schwung geworfen, und nichts ist wohl verzeihlicher, da sie so jung ist, aber dies müste gemildert, ihr Herz fester und ihr Verstand schärfer gemacht werden. Das erste würde dann jene Weichheit, die so leicht in Empfindeley ausartet, und der zweyte seine Sonderbarkeit verlieren. Sie schien mir überhaupt mehr Talente als Verstand zu haben, wenn ich das Verstand nenne, Menschen und Sachen nach ihren wahren (unpoetischen) Gesichtspunkt zu beurtheilen, und die Leßen und Therese bestätigten das. Verzeih mir, liebe Louise, daß ich so lange über sie moralisiert habe, aber sie ists wohl werth, weil sie Deine Freundinn, und im Ganzen ein Mädchen mit so viel Anlagen zu etwas sehr vorzüglichen ist. Gieb mir nun noch einige Aufklärungen. Ich kann nicht herausbringen, wer die S-dt in Braunschweig sind, wer S-m und ihre Vettern in Gotha, und die Sophie, mit der sie reiste, und Auguste von W. sind. Das übrige interreßirt mich nicht, denn die interreßanten erkenn ich. Z. E. Leisewietz und Jerusalem« (Göttingen, 6. 2. 1783; Schmidt I, 69).
Im Sommer 1783 heiratete Friederike den 38jährigen Constantin Brun, der dänischer Konsul in Petersburg gewesen und seit der Heirat administrierender Direktor der königlich-ostindischen Compagnie war. Am 20. April 1784 brachte sie den Sohn Carl auf die Welt. Ein weiterer Sohn starb nach wenigen Lebenstagen. 1788 wurde Tochter Charlotte, später verheiratete Pauly, geboren. Zwei weitere Töchter folgten: Auguste, geboren 1790, heiratete 1811 Gustav von Rennenkampf, Freiherr von Livland; Ida (1792-1857) wurde Sängerin; sie heiratete 1816 den kaiserlich-österreichischen Gesandten in Dresden und Florenz, Louis von Bombelles.
Nach der Geburt ihrer Kinder verfaßte Friederike Gedichte, die sich mit ihrer Aufgabe als Mutter beschäftigten. Sie erschienen zunächst im Voß-Göckingschen Musenalmanach und gehörten zur Sparte der empfindsamen Gedichte. Bis zum Jahr 1820 veröffentlichte sie drei Gedichtbände, von denen der erste vier, der zweite zwei Auflagen hatte. Von ihren Reisen nach Frankreich, Italien und in die Schweiz, die sie in Begleitung ihrer jüngsten Töchter unternahm, veröffentlichte sie regelmäßig Berichte in Journalen. In Briefform schilderte Friederike Landschaften, Städte und Dörfer; sie erwähnte sogar die Straßen- und Wegverhältnisse. Sie charakterisierte die Einwohner der durchreisten Landstriche und beschrieb ihre Erfahrungen mit den berühmten und weniger berühmten Menschen, die sie unterwegs kennengelernt hatte. Anekdoten über die sie begleitenden Kinder, eigene Gedichte und diejenigen anderer sind dazwischengeflochten. Friederike schrieb übrigens unter eigenem Namen.
Ihre Ehe mit Constantin Brun war voller Spannungen und Auseinandersetzungen. Er untersagte ihr 1810 weitere Reisen. Von da an schöpfte sie aus ihren Erinnerungen: 1807 bis 1818 erschienen vier Bände Reiseberichte. Im Alter von 59 Jahren beendete sie ihre Memoiren; acht Jahre später erschienen Erinnerungen aus der Zeit, die sie in Rom, gemeinsam mit der Familie von Humboldt, verbrachte. Am 25. März 1835 starb sie in Kopenhagen.
Therese Marie Forster-Huber
geb. Heyne
Therese wurde am 7. Mai 1764 in Göttingen geboren. Sie war die Tochter von Theresia Heyne, geborene Weiß, und Christian Gottlob Heyne, der Philologe, Altertumsforscher und Professor in Göttingen war. Bei Thereses Geburt war die Mutter 34, der Vater 35 Jahre alt. Die Mutter war bis zur Heirat 1761 Unterhofmeisterin der sächsischen Prinzen gewesen.
Thereses älterer Bruder Karl (1762-1796) wurde Oberstabsmedikus und russischer Hofrat. Die jüngere Schwester Marianne (geboren 1768) war mit dem Göttinger Bibliothekar Jeremias Reuß verheiratet. 1775, als Therese elf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Der Vater heiratete wenig später Georgine, geborene Brandes. Thereses Stiefgeschwister waren: Wilhelmine (1779-1861), verheiratete Heeren; eine unverheiratete Schwester; eine Schwester, die mit Kammerrat Krieger in Arnstadt verheiratet war; Schwester Laura und zwei Brüder namens Eduard und Alfred. Thereses Vater starb 1812 im Alter vom 83 Jahren.
Am 4. September 1785 heiratete Therese den 31jährigen Forschungsreisenden und Schriftsteller Johann Georg Forster, der damals Professor in Wilna war. Therese folgte ihm dorthin, war ihm aber eher freundschaftlich als liebevoll zugeneigt. Sie wechselte damals glutvolle Briefe mit einem Freund aus der Göttinger Zeit, Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, mit dem auch Thereses Freundin Caroline Michaelis liebäugelte. 1788 nahm Forster eine Stelle als Professor und Bibliothekar des Kurfürsten von Mainz an. In Mainz lernte Therese den kursächsischen Legationssekretär Ludwig Ferdinand Huber kennen und verliebte sich heftig in ihn. Huber ging in Forsters Haus ein und aus und gehörte zur Familie.
In der Zeit der Mainzer Republik war Forster politisch als führender Jakobiner aktiv. Im Dezember 1792 verließ Therese mit ihren Kindern die Stadt, angeblich aus politischen und Sicherheitsgründen, und nahm in Straßburg Domizil. Huber folgte ihr ein halbes Jahr später. Im März 1793 reiste Forster als Gesandter der Mainzer Republik nach Paris, wo er ein knappes Jahr später starb. Im April 1794 heiratete Therese Ludwig Ferdinand Huber.
Therese sagte von sich selbst, zehn Mal Mutter geworden zu sein. Belegt sind jedoch nur neun Kinder: Therese Forster, geboren am 10. 8. 1786, hatte den Beruf einer Erzieherin; Klara oder Ciaire Forster, geboren am 21. 11. 1789, heiratete 1805 den Forstinspektor Gottlieb von Greyerz und nahm die verwitwete Mutter in ihrem Haus auf; Luise Forster lebte vom 4. 6. 1791 bis zum 15. November desselben Jahres; Georg Forster wurde am 21. oder 24. April 1792 geboren und lebte nur vier Monate. Luise Huber, geboren am 9. oder 10. Januar 1795, heiratete Emil von Herder, ließ sich nach drei Jahren von ihm scheiden und heiratete ihn 1822 zum zweitenmal; Sophie Albertine Huber wurde am 8.9. 1796 geboren und lebte ein knappes Jahr; Emanuele Honorine Adele Huber wurde am 20. 10. 1798 geboren und starb im August 1804; ein Sohn wurde im Oktober 1797 geboren und lebte bis Frühjahr 1798; Victor Aime Huber (10.3. 1800-19.7. 1869) wurde Literaturhistoriker und Sozialpolitiker.
Ludwig Ferdinand Huber war zur Zeit der Eheschließung mit Therese stellungslos. Therese begann, ihr literarisches Talent zu entdecken, und ernährte die Familie mit Schreiben. 1794-95 erschienen mehrere Bände Übersetzungen aus dem Französischen. 1795-96 veröffentlichte sie, unter ihres Mannes Namen, ihren ersten Roman »Die Familie Seidorf«, der beim Publikum sehr gut ankam. Dieser Gegenwartsroman, der literaturwissenschaftlich dem Rationalismus zugeordnet wird, verband das Schicksal der Romanheldin mit den Ereignissen der Französischen Revolution im Jahr 1792. Therese erzählte in zwei Bänden die Geschichte einer jungen Adligen, die durch eine persönliche Enttäuschung - ein Edelmann hatte sie schmählich verlassen - derart politisiert wurde, daß sie sich der Revolution anschloß und zur Straßenkämpferin wurde. Diese Handlungslinie, durchsetzt mit sensiblen Schilderungen von Konflikten und Empfindungen der Romanhelden, wurde umrahmt von der Beschreibung der Zeitereignisse: Aufstände in der Provinz, Straßenkämpfe in Paris und der Verlauf der Revolution. Therese stellte hierbei unterschiedliche politische Positionen im damaligen Frankreich vor und schilderte drastisch das Elend der Unterdrückten. Gewürzt wurde die Handlung mit einem Schuß Erotik.
Weitere Romane und Erzählungen folgten, die Therese schrieb, Huber korrigierte und unter seinem Namen veröffentlichte. Ab 1798 besserte sich Hubers finanzielle Lage, denn er wurde Redakteur von Cottas »Allgemeiner Zeitung« in Stuttgart, deren Redaktion dann 1803 wegen Schwierigkeiten mit der Zensur nach Ulm verlegt wurde. Thereses Schriftstellerei wurde in diesen Jahren spärlicher. Doch Huber starb überraschend am 24. Dezember 1804. Nun mußte die 40jährige zweifache Witwe als Schriftstellerin zwangsweise an die Öffentlichkeit treten. Sie gab Hubers »Sämtliche Werke« und seine Biografie heraus. Lotte Schiller meinte darüber:
»Gestern habe ich die Biographie von Huber gelesen und Briefe von ihm, die seine Frau herausgibt. [. . .] Die Frau schreibt sehr gut, und es ist mit natürlicher Einfachheit geschrieben, die ich nicht in ihr suchte«
(an Carl Ludwig von Knebel, Weimar, 17. 12. 1806; Düntzer, 70).
Therese schrieb politische Reiseberichte, weitere Romane und Erzählungen. Daneben verfaßte sie Aufsätze für Journale und Taschenbücher.
1819, im Alter von 55 Jahren, wurde sie Redakteurin in Cottas »Morgenblatt für gebildete Stände«.
Am 15. Juni 1829 starb Therese in Augsburg. Im selben Jahr erschien ein Band Briefe ihres ersten Mannes Forster, die sie, mit einer Biografie und stark gekürzt, herausgegeben hatte. Ihr Sohn Aime gab 1830-33 ihre gesammelten Erzählungen in sechs Bänden heraus.
Caroline von Humboldt
geb. von Dacheröden
Caroline, von Freunden auch Li genannt, wurde am 23. Februar 1766 in Minden in Westfalen geboren. Ihre Mutter war Ernestine Friedrike von Dacheröden, geborene von Hopfgarten, ihr Vater war Carl Friedrich von Dacheröden (1732 1809), königlich-preußischer Kammerpräsident in Erfurt. Er besaß die Güter Burgörner, Siersleben, Auleben und Talebra. Carolines älterer Bruder Ernst (1765-1806) wurde Domdechant zu Naumburg. Ihre Mutter starb 1775, als Caroline 9 Jahre alt war. Der Vater ging keine zweite Ehe ein; seine Tochter ließ er von Gouvernanten erziehen. Seit der Jugendzeit war Caroline mit den Schwestern von Lengefeld, Caroline (von Beulwitz-Wolzogen) und Charlotte (Schiller), eng befreundet. Am 29. Juni 1791 heiratete Caroline den ein Jahr älteren Freiherrn Wilhelm von Humboldt. Beide lebten zunächst auf dem Dacherödschen Familienbesitz in Burgörner, ab 1794 in Jena. Humboldt war zu dieser Zeit Privatgelehrter. 1797-1799 lebte die Familie in Paris und reiste durch Frankreich und Spanien. Ab 1802 wurde Humboldt in den diplomatischen Dienst berufen. Zusammen mit der Familie ging er nach Rom, um dort als Gesandter das Königreich Preußen zu vertreten. Von 1806 bis 1808 rückte er zum bevollmächtigten Minister in Rom auf. 1809/10 kehrte er alleine nach Berlin zurück, um dort das preußische Unterrichtswesen zu reformieren. Ab 1810 war er schließlich wieder im Außendienst, diesmal bevollmächtigter Minister in Wien, wohin ihm die Familie folgte. Als preußischer Vertreter nahm er an den langwierigen Verhandlungen des »Wiener Kongresses« 1814/15 teil. Aus politischen Gründen quittierte er 1819 den Staatsdienst. Das Familienleben war geteilt, denn Caroline und die Kinder machten die häufigen Wohnungswechsel nicht immer mit.
Caroline gebar acht Kinder: Caroline am 16.5. 1792; Wilhelm am 5.5. 1794. er starb am 15. 8. 1803 in Rom; Theodor (19. 1. 1797 - 1871); Adelheid wurde am 17.5. 1800 geboren und heiratete Hedemann; Gabrielle wurde am 28. 5. 1802 geboren und heiratete von Bülow; Louise lebte vom 2. 7. 1804 bis Oktober desselben Jahres; Gustav wurde am 7. 1. 1806 geboren und lebte ebenfalls nur wenige Monate; Hermann wurde am 23. 4. 1809 geboren.
Auf Carolines literarische Produktion gibt es zwei Hinweise: In Schillers »Neuer Thalia« erschien 1793 eine Übersetzung aus dem Italienischen des »Rasenden Rolands« von Ariost, die von ihr stammte. In einem Brief an ihren Mann berichtete sie von weiteren eigenen Übersetzungen, die auch gedruckt wurden:
»Wenn Du Wolf [Professor der Philologie in Halle] noch nichts von dem Plutarch sagtest, so tue es doch nicht. Ich schäme mich eigentlich, und ich möchte erst sehen, ob mir eine Übersetzung gelänge. Die Ode ist gar schön gedruckt, ich habe aber eine Änderung drinnen gefunden, die mir gar nicht gefallen hat«
(Rudolstadt, 30. 7. 1792; Sydow II, 17).
Caroline starb am 26. März 1829 auf Schloß Tegel bei Berlin.
Charlotte Sophia Juliana von Kalb
geb. Marschalk von Ostheim
Charlotte wurde am 25. Juli 1761 auf Schloß Waltershausen im Grabfeld (Franken) geboren. Ihre Mutter war Wilhelmine Rosine Marschalk von Ostheim, geborene Freiin von Stein, ihr Vater der Freiherr Johann Friedrich Philipp Marschalk von Ostheim. Er hatte ertragreiche Güter: Waltershausen, Trabeisdorf und Dankenfeld. Außerdem führte er zahlreiche Titel, die der traditionsreichen Familie hohen gesellschaftlichen Rang geschaffen hatten: Untererbmarschall des Bamberger Hochstifts, kaiserlicher Rat, kurpfälzischer und bambergischer Geheimrat sowie Ritterrat (beim Canton Steigerwald). Die Mutter war bei Charlottes Geburt 28, der Vater 38 Jahre alt. Die Eltern waren seit 1758 verheiratet und hatten sechs Kinder: Charlottes älterer Bruder Carl Friedrich Bernhard wurde 1759 geboren und wurde 10 Jahre alt. Ihre drei jüngeren Schwestern waren: Wilhelmine Charlotte Anna, geboren 1762. Sie heiratete 1782 den Freiherrn Gottfried Waldner von Freudstein auf Schweighausen im Oberelsaß und starb 1783 im Kindbett. Friederike Eleonore Sophie (1764-1830) heiratete 1782 Johann August Alexander von Kalb, Kammerpräsident in Weimar. Die jüngste Schwester Caroline Agnesia Henriette wurde 1766 geboren. Charlottes Vater starb 1768, als Charlotte sieben Jahre alt war. Die Mutter starb ein Jahr später. Die drei Schwestern wuchsen die nächsten Jahre bei Verwandten auf.
Charlotte heiratete am 25. Oktober 1783 ihren Schwager, den 31jährigen Oberst Heinrich Julius Alexander von Kalb. Diese Ehe war eine reine Konvenienzehe, in der Charlotte fünf Kinder gebar:
Carl Friedrich Heinrich Alexander (8. 9. 1784 - 1852); Adelheid Antoi-nette wurde am 19. 4. 1786 geboren und überlebte nur einen Monat; Amalie Rezia Eleonore Adelaide, kurz Edda genannt, wurde am 18. 9. 1790 geboren; August Wilhelm wurde am 7. 10. 1793 geboren; Eleonore Susanna wurde am 12. 6. 1795 geboren und lebte auch nur knapp einen Monat. Charlottes Mann schied am 8. 4. 1806 durch Selbstmord aus dem Leben. Er hinterließ drei uneheliche Kinder, die Charlotte später in ihren Haushalt aufnahm.
Charlottes literarische Tätigkeit stellt eine Besonderheit dar, schrieb sie doch ihr ganzes Leben lang an einem Roman, der erst nach ihrem Tod gedruckt wurde. Außerdem erschien 1817 ein von ihr verfaßter Dialog, der 10 Bogen umfaßte. Nur drei Bogen wurden in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt, der Rest wurde nicht veröffentlicht. Sie war eine literarisch sehr interessierte und gebildete Frau. Zu ihren Bekannten unter den bedeutenden Dichtern der Zeit gehörten Jean Paul und Friedrich Schiller, auf den sie sich Hoffnungen machte und für den sie sich sogar hatte scheiden lassen wollen. Sie blieb auch nach Schillers Ehe eine Freundin der Familie. Vor allem Lotte Schiller setzte sich dann für die inzwischen verarmte Freundin ein.
Die Freundschaften Charlottes mit den verschiedenen Dichtern schlugen sich in dem erwähnten Roman »Cornelia« nieder, vor allem, was den Stil betraf. So war dieser Roman eine Aneinanderreihung nicht nur verschiedener literarischer Strömungen, sondern auch ein Nebeneinander von Ich-Erzählungen, Briefen, Anekdoten und Naturschilderungen. Auf diese Weise bildete dieser Roman eine eigentümliche Stilrichtung, die noch eine weitere Besonderheit aufwies. Charlotte litt seit ihrer Kindheit an einer Augenkrankheit, die sie die meiste Zeit am Lesen sowie am Schreiben hinderte. Briefe, die sie selbst schrieb, sind in großen Buchstaben, fast in Druckschrift gehalten. Literatur wurde ihr vorgelesen und dadurch von ihr akustisch, nicht optisch aufgenommen. Ihre Werke diktierte sie. Den Vorrang gab sie dabei oft der Melodie des Textes, nicht dessen Aussagekraft.
Charlotte starb am 12. Mai 1843 in Berlin. Ihre Tochter Edda veröffentlichte im nachhinein ihre Memoiren.
Sophie Friederike Maria Mereau-Brentano
geb. Schubart
Sophie wurde am 28. März 1770 in Altenburg in Thüringen geboren. Ihre Mutter war Johanna Sophie Friederike Schubart geborene Gabler (1745-1786), ihr Vater war Gotthelf Schubart (1722-1791). herzoglich-sächsischer Steuerbeamter in Altenburg.
Sophies ältere Schwester Henriette, geboren 1769, wurde wie sie Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihr Bruder Karl, geboren 1785, wurde Arzt in Kahla.
Am 4. April 1793 heiratete Sophie den Juristen Friedrich Karl Ernst Mereau (1765-1825), Professor in Jena. Die Ehe war nicht besonders glücklich und wurde am 17. 7. 1801 geschieden. Zu diesem Zeitpunkt war Sophie schon eine gefeierte Schriftstellerin, die unter eigenem Namen schrieb. Mit ihrem ersten Roman »Das Blüthenalter der Empfindung« hatte die 24jährige großen Erfolg. Sophie vereinigte in diesem Roman ihre Gesellschaftskritik mit der Schilderung einer inneren Welt von Gefühlen. Handlungsrahmen war eine Liebesgeschichte, in der, eingebettet in die damaligen Zeitereignisse, Heldin und Held an den strengen Gesetzen des alten Europa scheiterten und ins demokratische Amerika auswanderten. Sophie teilte hier ungeschmälert ihre Ansichten mit: Auflehnung gegen veraltete Praktiken der Konvenienzehe, Kritik am verknöcherten Katholizismus und an staatlichen Eingriffen ins Privatleben, philosophische Betrachtungen über Staat, Gesellschaft und Menschenrechte. Sie versuchte, neue Konzepte eines partnerschaftlichen Verhaltens von Frau und Mann zu verbreiten, denn ihrer Vorstellung nach war die Ehe ein privater Vertrag zwischen zwei gleichberechtigten Partnern, in den der Staat keine Eingriffsmöglichkeiten mehr hatte. Szenen aus der Französischen Revolution spielten in die Handlung mit hinein. Das Nebeneinander und Gegeneinander unterschiedlicher Ansichten sowie literarischer Stilelemente aus Klassik und Romantik waren ein besonderer Reiz dieses Romans.
Ihm folgten Übersetzungen aus dem Französischen, unter anderem einige Briefe der berühmten Ninon de Lenclos, vier Gedichtbände und ein Briefroman. In Jena arbeitete sie mit Friedrich Schiller zusammen, sie probten ihre Übersetzung des »Cid« von Corneille fürs Theater, die allerdings dann nicht aufgeführt wurde.
Am 29. 11. 1803 heiratete Sophie den romantischen Dichter Clemens Brentano (1778-1842), der sie zur Ehe gedrängt hatte. Zudem erwartete sie ein Kind von ihm. Auch während der Ehe mit Clemens Brentano war Sophie erfolgreiche Schriftstellerin mit eigenem, sicherem Einkommen. Sie schrieb mehrere Bände mit Gedichten, Erzählungen und Übersetzungen aus dem Englischen, Französischen und Italienischen. Sophie bekam fünf Kinder: Gustav Merau (1794-1800); Hulda Mereau (1797-1833), seit 1824 mit dem Theologieprofessor Karl Ulimann verheiratet; Ariel Brentano, geboren am 11.5. 1804, starb nach sechs Wochen; Joachime Brentano, geboren am 13. 5. 1805, überlebte ebenfalls nur wenige Wochen. Eine Tochter starb bei der Geburt am 31. Oktober 1806. Wenige Stunden nach der Tochter erlag Sophie inneren Verletzungen durch die schwere Geburt.
Luise Antoinette Charlotte Schiller
geb. von Lengefeld
Charlotte, kurz Lotte genannt, wurde am 22. November 1766 in Rudolstadt geboren. Sie war die Schwester von Caroline von Beulwitz-Wolzogen (siehe dort). Ihre Mutter, Louise Juliane Eleonore Friedrike von Lengefeld geborene von Wurmb, war bei Lottes Geburt 23, der Vater, Carl Christoph von Lengefeld, war damals 51 Jahre alt.
Lotte heiratete am 22. Februar 1790 den Dichter Friedrich Schiller. Der 31jährige war damals Professor für Geschichte in Jena. 1799 zog die Familie nach Weimar um. Dort starb Schiller am 9. Mai 1805. Lotte hatte vier Kinder: Karl (14. 9. 1793 - 21. 6. 1857) wurde Oberförster in Württemberg; Ernst (11.7. 1796 - 19. 5. 1841) wurde preußischer Appe-lationsgerichtsrat; Caroline (11. 10. 1799 - 19. 12. 1859) heiratete 1838 Bergrat Junot in Rudolstadt; Emilie(25. 7. 1804-25. 11. 1872) heiratete 1828 den Kammerherrn Adalbert von Gleichen-Rußwurm.
Friedrich Schiller unterstützte die literarischen Bemühungen seiner Frau, wie er der Schwägerin geholfen hatte. Lotte übersetzte einige Erzählungen, die Schiller Verlegern für Taschenbücher und Journale verkaufte. Unveröffentlichte Werke, Kindheitserinnerungen, Tagebücher, Gedichte, Theaterszenen, finden sich im ersten Band ihrer Briefe (Urlichs I).
Lotte starb am 9. 7. 1826 in Bonn.
Johanna Henriette Schopenhauer
geb. Trosiener
Johanna wurde am 9. Juli 1766 in Danzig geboren. Ihre Mutter war Elisabeth Trosiener geborene Lehmann, ihr Vater war Christian Heinrich Trosiener, Danziger Ratsherr und Kaufmann. Johanna heiratete am 16. Mai 1784 den Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer. Mit ihm zog sie nach Hamburg um. Schopenhauer starb im April 1805 unter nicht ganz geklärten Umständen. Selbstmord wurde nicht ausgeschlossen.
Johannas Kinder waren: Arthur, geboren am 22. 2. 1788, wurde Philosoph; Adele, geboren am 12. 6. 1797, wurde Schriftstellerin und Scherenschneiderin.
Nach dem Tod ihres Mannes hatte sich Johanna mit ihrer Tochter in Weimar niedergelassen und wurde dort berühmt durch ihre Teegesellschaften, an denen auch Goethe teilnahm.
Sie begann ihre schriftstellerische Karriere mit einer Biografie eines befreundeten Künstlers, Carl Ludwig Fernow. Lotte Schiller berichtete einer Freundin darüber:
»Sein Sie doch so gnädig und lassen sich das Leben von Fernow aus seinen Briefen an seine Freunde zusammengestellt, lesen. Seine Freundin ist auf einmal Schriftstellerin geworden, und wir sind erstaunt, daß sie so hübsch erzählt, ob ich wohl glaube, daß sie, da sie ein gutes Gedächtniß hat, noch vieles von ihm selbst so wörtlich behalten«
(an Prinzessin Caroline, Weimar, 1. 11. 1810; Urlichs I, 553).
Artikel in Bertuchs »Journal des Luxus und der Moden« und in Cottas »Morgenblatt« folgten. Mit ihrem Mann hatte Johanna ausgedehnte Reisen nach Frankreich und England unternommen und lieferte darüber Berichte, die in zwei Bänden 1813 veröffentlicht wurden und 1818 eine zweite Auflage erlebten. Diese Reiseberichte stellten nicht nur Land und Leute vor, sondern gaben auch Auskunft über die politische und gesellschaftliche Situation der geschilderten Region.
Insgesamt veröffentlichte sie acht Bände mit Reiseberichten. Erzählungen und Romane schlossen sich an. 1830/31 kamen Johannas »Sämtliche Schriften« in 24 Bänden heraus.
Sie starb am 18. April 1838 in Jena. Ihre Tochter Adele gab ein Jahr später die Memoiren der Mutter heraus.
Henriette Eleonore Agnes von Stolberg-Stolberg
geb. von Witzleben
Agnes wurde am 9. Oktober 1761 in Elmeloh oder Hude in Oldenburg geboren. Ihre Mutter war Henriette von Witzleben geborene von Linstow, ihr Vater war Adam Levin von Witzleben auf Hude und Elmeloh. Er war Jägermeister in oldenburgischen Diensten. Agnes heiratete am 11. Juni 1782 den 32jährigen Friedrich Leopold von Stolberg-Stolberg. Er war dänischer Gesandter in Berlin, lübischer Kammerpräsident in Eutin, außerdem als Dichter ein Vertreter der Empfindsamkeit.
Sie gebar vier Kinder: Christian Ernst wurde am 31.7. 1783 geboren; Maria am 4. 5. 1785; Andreas kam am 6. 11. 1786 auf die Welt; Henriette am 20. 2. 1788.
Am 15. 11. 1788 starb die gerade 27jährige, wahrscheinlich an den späten Folgen der schweren Geburt ihres vierten Kindes.
Agnes bewegte sich im Kreis empfindsamer Dichter. Die Familie war eng befreundet mit Ernestine und Johann Heinrich Voß, dem Dichter des Göttinger Hainbundes. Agnes selbst schrieb ebenfalls empfindsame Gedichte, die im Musenalmanach erschienen. Außerdem finden sich diese Gedichte, meist nur erkennbar durch Titel und Inhalt, in den »Gesammelten Werken« ihres Mannes. Ihre Gedichte und Lieder beschäftigten sich mit Liebe und mit der Beziehung zwischen Mutter und Kindern. Einige ihrer Arbeiten erschienen unter dem Pseudonym »Psyche«.
Brendel, nach evangelischer Taufe Dorothea Veit-Schlegel
geb. Mendelssohn
Dorothea wurde am 24. Oktober 1763 in Berlin geboren. Ihre Mutter war Fromet Mendelssohn geborene Gugenheim, der Vater war Moses Mendelssohn (1729-1786), Philosoph der Aufklärung. Außerdem war er Teilhaber des Seidenfabrikanten Bernhard in Berlin. Dorothea war die Älteste von neun Geschwistern. Ihr Bruder Josef (1770-1848) gründete mit Bruder Abraham (1776-1835) das Bankhaus Mendelssohn & Komp. in Berlin. Abraham heiratete Lea Salomon, die Mutter des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dorotheas Schwester Henriette (1775-1831) wurde Leiterin eines Mädchenpensionates in Paris. Zur Familie gehörten noch zwei Schwestern und zwei Brüder. Ein weiterer Bruder starb mit 12 Jahren, eine Schwester wurde nur ein Jahr alt.
Dorothea heiratete 1778, mit 15 Jahren, den Berliner Bankier Simon Veit.
Ihre Kinder waren: Moses, geboren am 22. 6. 1787, lebte nur eindreiviertel Jahr. Jonas, nach katholischer Taufe Johannes, geboren am 2. 3. 1790, wurde Maler. Abraham, geboren am 11.9. 1791, überlebte nur ein Jahr. Philipp, geboren am 13. 2. 1793, wurde auch Maler. Er und sein Bruder Johannes waren Hauptvertreter der Nazarenischen Schule. Dorotheas Ehe mit Simon Veit war eine Konvenienzehe, unter deren Bedingungen sie litt. In den Berliner Salons der neunziger Jahre lernte sie den Schriftsteller, Sprachforscher und Kritiker Friedrich Schlegel (1772-1829) kennen. Um mit ihm zusammen ein Leben in Freiheit führen zu können, ließ sie sich im Dezember 1798 von Veit scheiden. Sohn Johannes blieb beim Vater in Berlin, Sohn Philipp ging mit der Mutter und Friedrich Schlegel nach Jena. Ab 1799 lebte sie in freier Gemeinschaft mit Friedrich zunächst in Jena, dann in Paris und Köln zusammen. Im April 1804 heirateten sie. Dorothea trat zum evangelischen Glauben über, einige Jahre später, gemeinsam mit Friedrich zum katholischen. Nachdem Schlegel 1809 Hofrat in österreichischen Diensten geworden war, lebten beide in Wien.
Dorotheas literarischer Erstling war nach ihren Worten ein Zufallsprodukt, das lange in der Schublade gelegen hatte. 1801 gab Friedrich Schlegel ihren Roman »Florentin« heraus. Er ist das einzige Werk von weiblicher Feder, das im Stil der Romantik geschrieben wurde. Die nächsten Jahre arbeitete Dorothea an anspruchsvollen Übersetzungen, die unter Schlegels Namen herauskamen. Daneben schrieb sie Aufsätze in Schlegels Zeitschriften »Athenäum« und »Europa« sowie Gedichte im »Poetischen Almanach«, die sie mit D. unterzeichnete. Nachdem Friedrich endlich 1809 eine feste Stellung hatte und damit über regelmäßiges Einkommen verfügte, gab Dorothea das Schreiben auf. Sie starb am 3. August 1839 in Frankfurt/Main.