Die Zeit ist in der Tat gekommen, wo der Mensch »nach allen diesen (ihren) Prüfungen«, seine Gedanken über das Subjekt der Sonne zusammenfassen - und auf logische Weise: syllogizoito* (*Folgern, erkennen. (Anm. d.Ü.)) —, verbinden könnte, um zu beurteilen — folgerichtig daraus zu schließen -, daß sie es ist, die die Jahreszeiten und die Jahre hervorbringt, daß sie es ist, die alles beherrscht, was sich an diesem von nun an als sichtbar betrachteten Ort befindet - ganz zu schweigen von der durch das »natürliche Licht« entdeckten »Welt« - und daß auch (aber) sie es ist, die in gewisser Weise die Ursache von allem ist, was die Gefangenen in der Höhle vor sich haben — von alledem, was sie bezaubert und was sie, durch ihre Verführung, in Ketten legt. Und so wird er offenbar darüber entscheiden - mit oder ohne »Offenbarung« (delon)** (** Offenbar. (Anm. d.Ü.)) —, nachdem er alles hinter sich gelassen hat (hatte), was nur Schatten oder Reflex ist. Nachdem er alle Träume, alle Phantasmen, alle Trugbilder als Kindereien verdammt hätte. Nachdem er endgültig mit ihnen abgerechnet hätte. Oder besser, wenn sowohl »Schatten« wie »Reflexe« das Recht auf seine Beachtung verloren hätten, wenn er ihnen keinerlei Glauben mehr schenkte. Wenn er die Hypothek ihrer Existenz aufgehoben und sie als ein Moment in der Bekehrung zur noesis*** (*** Erkenntnis. (Anm. d.Ü.)) interpretiert hätte. Wenn er also fähig ist, mit vollkommener Klarsichtigkeit die Wahrheit herauszufinden. Weil sich sein Blick zunehmend der Kontemplation seines (einzigen) Prinzips angeglichen hat. Dem Licht, das für die organische Membran des Auges unerträglich ist, dessen Gesichtskreis übrigens immer durch eine höhlenartige Öffnung beschränkt ist und der auf die Wirkung von Gläsern angewiesen ist, die die leuchtenden Strahlen ablenken, deren Einfallswinkel brechen und verkehren, ehe auch sie auf einem Projektionsschirm reflektiert werden. Lichtstrahlen, die bei ihrem Eindringen durch eine mehr oder weniger große Öffnung immer schon begrenzt und definiert werden. Ihr Eintritt wird sogar manchmal durch das dazwischengeschobene Paraphragma des Augenlids unmöglich gemacht. Abgesehen davon, daß viele von ihnen vergebens ausgestrahlt werden: durch die Sterilität eines blinden Flecks, der unfähig ist, die (trotzdem) ewigen Samen des Vaters zu reproduzieren. All diese Bestimmungen und Begrenzungen, die seine Allmacht erniedrigen, die keine seinem Wesen fremde Bestimmung duldet.
So ist das Sinnliche - jedes noch empfängliche Organ - in seiner Partikularität für die Heliogamie ungeeignet. Mit der Seele, zumindest mit ihrem höheren Teil, verhält es sich anders. Ihr allein eignet die Natur, die die hierogrammatische Funktion, die Inskription des Sakralen verbürgen kann. Der Ideen: Ideo-Grammatik. Nicht ohne die Arbeit der Erinnerung, die ihr wahres Wesen wiederherstellen wird. Ohne Erinnerung an eine Vergangenheit, außer sie wäre früher, vollkommener, vollendeter als alles, was ein Sterblicher sich innerhalb der Zeit vorzustellen vermag. Zur Evidenz dessen wieder zurückgeführt, was vor ihrem Rück-Fall in einen Körper existierte: das Sein. Das sich niemals als solches inkarniert. Das also, streng genommen, ohne Schatten, Reflexe, Bilder seiner selbst ist. Das diese (seine) Doubles dem überläßt, der - oder das - darauf besteht, eine materielle Form anzunehmen. Das Sein, das nicht geboren werden muß. Die Ungeteiltheit dessen, der niemals eine spezifische Form angenommen hat, der niemals in einer empirischen Matrix gezeugt wurde. Einheit, Totalität, Ganzheit dessen, der sich jeglicher Konjunktion entzieht. Der vorgibt, Teil von allem zu sein, der aber seinerseits nichts gemein hat mit irgendeiner teilbaren Beziehung. Unteilbar. Die Perfektion einer Kopula, die den Modi, den Tempi, den Formen der Verbindungen trotzt. Den Konzeptionen. Dadurch, daß sie die Beziehungen des »Subjekts« zu seinem und seinen »Attributen« verkehrt, indem sie durch diese Inversion, Retroversion des »Ursprungs« die Szenographie verbiegt: die phallische Szenographie.
Zu einem solchen Auslöschen des Anfangs wird jetzt der Philosoph veranlaßt, zumindest wenn er die höchste Stufe seines Aufstiegs erreichen will. Aber zu dieser Erhebung, auch wenn sie nur dem höheren Teil der Seele zufällt, gelangt der Mensch nicht ohne Risiko, insbesondere von Rückfällen. Einer aufs neue sinnlich wahrnehmbaren Erschütterung. Einer Wiederholung der Neigung für bestimmte Körper, des Hangs zu Trugbildern, Fetischen. Also auch einer Vermehrung von Träumen, von Phantasmen, die ihm die Reinheit der Intelligenz verschleiern und sie in eine schädliche Richtung lenken, sie verunsichern über das Wahre und das Falsche, das Gute und das Böse... Über das, was wirklich ist, und über das, was nur so erscheint, wahrscheinlich. An allem zweifelnd, bis zum skeptischen Rekurs auf die bloße Existenz materiell wahrnehmbarer Eindrücke. Eindrücke der Lust, aber auch des Schmerzes, die sich für jemanden, der sich auf den Weg nach einem Mehr an Licht gemacht hat, als Wetterleuchten offenbaren. Und ihn über alles Maß hinreißen. Pathologische Ekstasen. Ungleichgewichtigkeit(en) in der Harmonie der Seele durch die Anziehungskraft von »Seiendem«, das in einem unproportionellen Verhältnis steht zu dem, was jetzt sein Ordnungsdenken beherrscht: der Diskurs des Vaters.
Er kann sich also nicht mehr einfach zu dem umwenden, was er bereits hinter sich gelassen hat, selbst wenn er niemals genaue Kenntnis von diesem Feuer - von diesem Spiel mit dem Feuer — gehabt hat, selbst wenn er vor der Zeit durch die Lehren eines Meisters davon getrennt, durch sie entwurzelt wurde. Ohne sein Wissen durch die Autorität eines Professors der Philosophie verführt, der seine Macht manchmal ein wenig mißbraucht, indem er dem Kind - der Kindheit — das nimmt, was sie braucht, um den Fortgang seines Projekts zu sichern, um weiterhin die Wege der Vernunft nach einer geometrischen Optik abzustecken, wobei er sich seiner aufnahmefähigen »Seele«, dieser noch intakten Matrix, bedient, um in sie Wahrheitssamen einzupflanzen, deren Ausschlagen und Treiben durch die Kraft dieser stets jungfräulichen Erde garantiert ist, wodurch sich die Fruchtbarkeit seiner Pflanzschule verzehnfacht. Faszination, gegenseitige Liebe — und doch muß man den Status dieser »Gemeinsamkeit« befragen, erwägen, was durch sie, in der Verkehrung, Inversion, die diese Operation voraussetzt, verloren geht, und was durch sie gewonnen wird: bei der Teilnahme jedes »Subjekts« an den »Attributen« des anderen — einer Verkehrung, die sich steigert, ohne Ende; die die Älteren dazu anregt, den »Körper« des Jünglings, vor sich her, immer weiterzudrängen, auf eine unreflektierte Blendung hin, auf einen Weg, einen Aufschwung ohne Rückkehr. An dem er teilnimmt, den er aber reflektiert, beobachtet — und bei dem er sein Gutes (wieder-)findet. Eine Lust, die seinem Unterricht dient, die gestattet ist, sofern sie es ihm selbst erlaubt, in der Darlegung der Rechte und Eigenschaften des Vaters noch weiter vorzustoßen. Von denen er nicht sagen wird, daß sie eine Verkehrung brauchen, um sich (re-)produzieren zu können; er wird es nicht sagen, aber er hat es unabsichtlich zu erkennen gegeben durch seine Akte, seine Aktualisierungen, denen ein wenig - nur der Schatten eines Verdachts - eine rationale Ursache fehlt.
Auf diese Weise wird sich »das Bild des Vaters« in der »Seele« des Sohnes, die außer sich ist, wiederfinden. Es wird sich am besten in der immer noch kindlichen Unbewußtheit des »Sohnes« manifestieren. Es sei denn, auch er wüßte, was dieses Bild der spiegelnden Projektion und Inversion zu verdanken hat und ihnen nicht danken will. Es sei denn, er hätte bereits erkannt, daß es »der Vater« ist, der sich in ihm reproduziert, um sich (nicht) in seiner Abwesenheit (von sich) in ihnen zu spiegeln. Verdecken eines blinden Punkts des Bewußtseins, der die unendliche Wiederholung desselben Prozesses verkennt und (aber) vorschreibt. Das Begehren, dorthin zu gelangen, dorthin zurückzukehren, wo das erstrahlt, was ihn seit jeher außerhalb seiner selbst anzieht. Traum von der Wieder-Aneignung (seiner selbst), die sich durch die - im strengen Sinne unmögliche - Identifikation mit der Einbildung, dem Bild des Vorfahren vollziehen wird.
Das verlangt, daß man sich niemals mehr nach hinten umwendet. Daß man niemals wieder zur Erde hinabsteigt, daß man vor allem niemals in die Erde zurückkehrt, bevor man nicht die Rundreise dieses »Aufstiegs« vollendet, mindestens einmal abgeschlossen hat. Daß man, ohne sich aufzuhalten, auf die Sonne zugeht und dabei den Schatten ignoriert, der immer noch nach hinten fällt: Nachbild (des Selbst), das man vernachlässigen sollte, damit die Erhebung beständig ist. Man sollte ihn auf der noch materiellen Ausdehnung des Weges liegenlassen, den man in umgekehrter Richtung wieder beschreitet, wieder hinaufsteigt. Sollte man ihn vielleicht dort zurücklassen? Zum Nutzen des Pädagogen, der diesem Fortschritt beisteht und mehr oder weniger weit entfernt dem Ablauf folgt, ihm eventuell in den Schritt fällt? Dabei überwacht er die Rückschläge dieses Fortgangs, dieser Methode, um andernorts seine Reflexionen darüber darzulegen, während er den »Kandidaten« dazu anhält, auf jede autonome Beobachtung, Evokation, Figuration bei seiner Annäherung zu verzichten. Eine unerläßliche Bedingung, um die Reinheit der Konzeption (Empfängnis), die einzige in der Philosophie zugelassene, zu erreichen. So verfolgt er seine »Prüfung«, deren Erfolgsbeweis seine Blindheit gegenüber allem ist, was ihn umgibt. Der starre Blick auf das, von dem er eine bestimmte Vorstellung weder hat noch haben wird: auf das Begehren des Vaters, der niemals als solcher erscheint, der sich jeder adäquaten, erschöpfenden Information entzieht. Reserve des Seins, Überschuß im Verhältnis zu jeder Re-Produktion (seiner selbst). Natürlich beauftragt er seinen Abkömmling, die Sonne. Ihr leuchtender Ball kommt ihm gerade recht; mit ihm versucht er, seinen Wurf mit Erfolg zu landen, der den Blick außer Kraft setzt, theoretische Ohnmacht provoziert. Und dennoch muß die Sonne scheinen, damit es nicht Nacht wird. Übrigens bildet die Erleuchtung durch die Sonne immer nur eine Etappe in der Beweisführung. Man kann bei ihr nicht stehenbleiben, aus solchen sinnlichen Eindrücken, solchen sichtbaren, noch »augenscheinlichen Überzeugungen« keine Schlüsse ziehen. Wie aber dann in der Erhebung weiterkommen? Wie innerhalb des Fortschritts einen neuen Begriff gewinnen?
Das, was das Kind niemals sieht, weil es niemals offensichtlich wird, ist, daß von ihm verlangt wird, »Sohn« zu werden, zu sein, besser gesagt, dem »Vater« ein Bild seiner selbst zurückzugeben. Aber wer ist der Vater? Wo ist der Vater? Der Vater ist. Reine Spekulation und Spiegelung. Das, was sich niemals einfach repräsentiert. Und wenn irgendeiner - ein Pädagoge zum Beispiel — seine Funktion beansprucht, usurpiert, wird er dies nur insofern tun, als er sich als Hinweis und Garantie für die Ankunft des Sohnes »in der Welt« der Philosophie versteht. Er selbst ist nur eine Bürgschaft, die dieser Erkenntnis gewährt wird. Aber »der Vater« lehnt jede Besonderheit der Gestaltung seines Auftrags ab, wie auch immer sein Verhältnis zur Ökonomie der Repräsentationen), zu dem, was sie realisierbar macht und aufrechterhält, beschaffen sein mag. In Wahrheit gründet er sie vielmehr auf einen Abgrund, den man nicht ohne weiteres durchschauen, offenlegen, öffnen kann. Ins Unendliche projiziertes Mysterium der Konzeption — der Empfängnis - der Idee des Seins des Vaters und des Hysteriums, wo sie sich (re-)produziert. Blindheit gegenüber dem Ursprünglichen, das es zu beschwören gilt, indem man die Augen auf das reine Licht fixiert, so lange, bis man nicht(s) mehr sieht - wiedergefundener Schatten -, bis man die Fähigkeit einer noch sinnlichen Membran zum äußersten treibt und den Blick der Seele wiederentdeckt: Aletheia. Erinnerung an die ideale Ekstase, Intuition des Wesens, die den »Sohn« (wieder) außer sich geraten läßt, im Namen des Vaters; die ihn zurückversetzt, vor allen noch empirischen Anfang seiner Geschichte. Lust am »Mehr« an Wahrheit, der Wahrheit, die schließlich den Bild-Schirm für ideologische Projektionen wiedererleuchtet: die Seele, die von der Materialität einer gar zu natürlichen Geburt verdunkelt wurde.
Aber was wird nun mit der Mutter? Die Mutter ist das Werden der (Re-)Produktion, die immer weiter emporgehoben wird, wieder aufgerichtet wird, aufgelöst wird, die idealisiert wird, doch nicht ohne Verkehrung: Sie ist nicht nur die ewige Empfängnis, sondern in ihr und durch sie ist es der Tod selbst, der das Leben erzeugt.
Es gibt ein Monopol der familialen Zuordnungen. Auch ein Monopol der Optik (das optische Monopol). Der biologische Keim ist von nun an im Vater verborgen, der ihre Kinder mit seinem Wort ernährt, bis zu ihrer definitiven Wiedergeburt. Was den Ort angeht, dem er jetzt seinen Willen aufprägt, die Seele (des Sohnes) - sie ist selbst auf ihrer höchsten Stufe nur Matrix für sein Bild, die Sicherheit der Perpetuierung seiner Identität mit sich selbst. Ohne Zweifel bedarf er dieses Restes einer Inkarnation, um fortzubestehen, zumindest während dieses noch irdischen, noch sinnlichen Daseins. Aber die Rückkehr zum Anderen und vom Anderen, die alles in Eis verwandelt, ist die Garantie für eine absolute Transparenz seines Seins. Für eine Seligkeit, in der er und seine Kinder sich unendlich gegenseitig schauen werden. Spekulation und Spiegelung, endlich, ohne Bilder, ohne bestimmte Vorstellungen, ohne den Schatten eines Reflexes, der noch das Dazwischentreten irgendeines Körpers vermuten ließe. Ausstrahlung, die auch von Gesichtspunkten befreit ist, von defensiven Begrenzungen, von Restriktionen des Prinzips, die die natürlichen Organe auferlegten. Das ganze Blickfeld, auch seine Tiefe, gleichermaßen von einem Licht überflutet, das in seiner Allmacht gleichermaßen wird. Ohne Auflösung, Veränderung, Verlust -und ohne jede Blendung, jede andere Art von Störung. Äußerste Vermischung des Anblicks und des Blicks - des Vaters und des Sohnes -in einer Unsterblichkeit, die sie über die Gespaltenbeit hinweghebt.
Was diejenigen angeht, die es versäumt haben, sich der Quelle des einzigen Guten wiederzuerinnern, sie werden »der Welt« überlassen, der Erde preisgegeben, Opfer von Verwandlungen, des Schicksals der Schatten. Verscharrt vielleicht in irgendeinem Loch, in dem sie, weiterhin von ihren Träumen und Phantasmen gefesselt, festgehalten werden.
Noch sind wir nicht ganz so weit. Auch wenn die »Zeit« uns drängt, eine Wahl zu treffen, zu entscheiden. Über das Wahre oder Falsche, über das Gute oder Schlechte... Über den Sinn des Lebens. Diesen hier? Den anderen? Über den Ursprung der Konzeption. Welcher? Man muß den Anordnungen des Präzeptors noch ein wenig Glauben schenken, der dem immer gefährlicheren Fortgang des Kindes folgt und es daran hindert, sich umzudrehen und zu sehen, daß der Schatten, den es auf die Erde wirft, sich mit jedem Schritt verlängert, den es auf die Sonne zugeht, daß der blinde Fleck, den der Schirm seines Körpers auf den Weg projiziert, in dem Maß anwächst, wie sein Blick erleuchtet wird. Dunkelheit, die man hinter sich läßt, den Berechnungen eines Meisters überläßt, der in dieser Form in seinen epistemologischen Einschätzungen noch die materielle Undurchdringlichkeit alles »Seienden« berücksichtigt; in seinen geometrischen Hypothesen — Hypotheken -, um so in der Beweisführung die unendliche Ordnung des Seins zu erreichen, das am Ende der Rechnung jeder proportionalen Einschätzung seines Wesens widersteht. Eine Harmonie, die sich streng genommen zu nichts in Beziehung setzen läßt, die über jede Diskursivität, die zu üben von jetzt an das Los des Philosophenstandes sein wird, hinausgeht.
Doch während dieser sonnenhaften paideia, dieser noch kosmologischen, noch »physikalischen« Propädeutik, spricht der Pädagoge wenig. Seine Gebote, wie dringend sie auch seien, stutzen sich weniger auf Räsonnement, sie treiben den Jüngling voran, in eine ekstatische Blendung. Die Lust hat hier zwar noch Geltung, doch man ist dabei, sie zu bezwingen, sie den Imperativen der Wahrheit zu unterwerfen, die sich mit den Abbildern ihrer Herrschaft auf keinen Vergleich einläßt. Und wenn die Szenographie hier toleriert wird, sogar vorgeschrieben ist, um einen Diskurs zu ergänzen, der darin versagt, das Sein auszudrücken, dann zu dem Zweck, die Einprägung der idealen Formen in der Seele sich re-produzieren zu lassen. Rück-Wirkung einer Lust, die den — noch sterblichen - Blick aushöhlt, während sie in der Psyche die Grenzen seines Blickfeldes bezeichnet. Ränder und schwarze Flecken, die die Intuition des Wesens und der Wesen begrenzen. Ein Licht, das auf entscheidende Weise eingeschränkt wird, weil es für alles »Seiende«, bis zur äußersten Sättigung und Erschöpfung der Sehkraft eidos war. Die »natürliche« Vision durchdringt sich auf ihrem Höhepunkt selbst, sie blickt nach hinten und kehrt sich um. Der Baum wird dem Blick, der Erinnerung nichts mehr über den Gesichtspunkt sagen, den ein Sterblicher im Hinblick auf seine Höhe, Erhebung haben kann, indem er ihn an andere Beobachtungen, andere »sinnliche« Erfahrungen mit seinen Attributen gemahnt, sie ihm ins Gedächtnis ruft - dieselben und andere, manchmal gegensätzliche. Vielmehr zeichnet die gewaltsame Prägnanz einer all-mächtigen Erektion, die das Diaphragma des Auges zerreißt, das die Öffnung entsprechend der Quantität des Lichts und der Größe der Form regelt, auf den Projektionsschirm der Seele - hinter jeden Anblick und von hinten in jeden Anblick -die Quadratur seiner idealen Formen. Phallischer Stempel, angesichts dessen jeder »Baum« nur noch als Manifestation eine Funktion hat, die man auf sein Paradigma beziehen kann. Das gilt für den »Baum« und alles wahrnehmbare »Seiende«. Mehr oder weniger adäquate Kopien eines orthographischen Prototyps in der Erinnerung.
Was das »Intelligible« angeht, wenn es wahr ist, daß seine (Wieder-)Einschreibung unmittelbarer aus der force de frappe des väterlichen Logos hervorgeht, so macht sie es auch notwendig, daß man diese Blendung, die aus dem Überschuß an Licht-Produktion resultiert - der das Auge verzehrt -, durchdringt. Glanz der Sonne, die Vermittlung des Abkömmlings des Vaters, der die Operation ausführt, bei der man den Gesichtssinn verliert. Blendende Strahlen, Projektionen des göttlichen Samens der Wahrheit, die den noch empirischen Blick des Kindes vernichten und hinter ihm den Schatten der Ausdehnung seines Blickfeldes umreißen. Das notgedrungen begrenzt ist, weil er »Sohn« und überdies sterblich ist. Was bedeutet, daß er noch nach seiner »Mutter« schlägt, nach der »Mutter«, dem »Ort« des »Werdens«, einem Universum, das nicht die ganze Macht, nicht alle Keimkräfte des Demiurgen enthalten kann. Die Erinnerung des »Intelligiblen« führt also vor die noch materielle, mütterliche Empfängnis zurück. Das ist eine Sache, die »unter Männern« zu regeln ist. Unter Männern, tatsächlich? Aber wo ist dann die Mutter? Die Mutter ist dort, wo dies produziert, reproduziert wird. Im Augen-Hintergrund, der verbraucht und verzehrt wird - vor allem, da auch sie auf mimetische Weise Licht ausströmt - durch optische Überbeanspruchung.
Sie ist im hingerissenen Blick des »Sohnes«, einem weit geöffneten Blick, den die Gluten, die Feuerbrände (der Sonne) des Vaters verschlingen. In diesem Kreis, diesem Ring, der die Macht der Ausbreitung der Lichtflut begrenzen wird: jedes einzelnen Strahls, der in den Gesichts-Punkt einführt, einbezogen wird, aber auch ihrer Vielfältigkeit, ihrer sich unendlich vermehrenden Regeneration, die den Raum, Öffnung des lichtüberströmten Gesichtsfeldes, schließlich in Blindheit verkehrt. Ganz zu schweigen von dem, was sich außerdem hinter der Ekstase ereignen könnte - ein Resultat, das im Augenblick der Evidenz entzogen ist.
Sie ist also in diesem Tod, der jetzt den noch sinnlichen Eindruck durchkreuzt und be-zeichnet. Receptaculum, das durch das Monopol des »Vaters« auf das Tageslicht, auf die Größe, die Gewalt um seinen Überschuß an Kraft gebracht wird, von der nur der Schatten eines Schattens bleibt, der auf die Klarheit seiner Ideen fällt, damit sie genauer bestimmbar sind. Aber der sie auch umgekehrt wiederentstehen lassen kann, verkehrt durch unsterbliche Spekulationen und Spiegelungen.
Das Kind ist also dabei, die materielle Membran, das physikalische Erbgut der Mutter, seiner Mutter abzustreifen, die der Vergänglichkeit, dem Tod unterworfen sind. Und auch wenn sein aufgeklärter Blick sich bereits über zu niedere und zu dunkle Reize erhoben hat, so ist es dennoch nötig, daß er sich von diesen gar zu irdischen Anblicken reinigt; ebenso muß er einem so begrenzten Organ den Kredit aufkündigen. Übertritt ins Jenseits, den die sonnenhafte Blendung bewirkt, indem sie das, was ihren Licht-Einfall, ihren Licht-Überfluß regelt, zerreißt, gewaltsam öffnet, indem sie den Ort, wo sie sich reproduziert, verbrennt. In dieser Vergewaltigung, dieser Aufzehrung und Vernichtung der Sicht und des Blicks findet man die Seele, den »Blick der Seele«. Ort der Erinnerung der ewigen Ideen, wo sich die unmittelbare Schau der Wesen wiederfindet. Erleuchteter und erleuchtender Ort also, mit den Flecken idealer Formen, mit unwandelbaren Konturen übersät. Gesichtspunkte, deren vollkommene Richtigkeit im Hinblick auf das Sein durch das Sein ein für allemal bestimmt sind; vom Sein, das jedem Ding die Identität mit sich zuweist und seine Natur festlegt, die allen Veränderlichkeiten der Existenz entzogen ist. SEELE, spiegelnder Grund, in dem sich eine unendliche Zahl von Augen spiegelt: Gott. Pupillen, die von nun an ihres natürlichen Grundes beraubt sind und für die einzig die Autorität des Vaters entscheidet, was »gut« ist. Auch darüber, was letzten Endes die Diaphragma-Öffnung des »Flecks« - das einfache Auge des Flecks, den Augen-Fleck - regulieren soll, der alle Ideen auf dem reflektierten Hintergrund der psyche mimt, aber vor allem die Harmonie ihrer Beziehungen sichert - die facettenreiche Sphäre der Seele, die anfängt, sich um sich selbst zu drehen wie der Demiurg, um die vielfältige Vollkommenheit des (Sich-)Wissens zu reflektieren und so die fragmentierten Lichtstrahlen in einer erhabenen Glut zu vereinigen. In der Liebe des Guten des Vaters, der noesis.
Aber wo ist er denn jetzt, der Vater? »Eros ist ohne Eltern«, weil er der älteste der Götter ist; und dennoch ist er »von den Göttern der Jüngste«.[19] Der »Sohn« nimmt also das Werden und sein Werden in einer liebenden Kontemplation in sich auf? So wird es behauptet. Für »sie« freilich ist Eros viel eher das Kind desjenigen, der alles weiß, der insbesondere die Listen der Verführung kennt, und derjenigen, die nichts weiß: der Armut. Das Kind des Liebenden und der Liebenden, empfangen aufgrund seines Begehrens nach ihr?[20] Aber »sie« ist zur Propädeutik nicht geladen. Dennoch, wenn ihr sie wirklich sucht, werdet ihr vielleicht etwas entdecken, was auf ihren Ausschluß und ihre Notwendigkeit hinweist, in dem Durchmesser und dem Umfang der idealen Formen, in den (oder diesen) die göttliche Macht reflektierenden Spiegeln, in diesem Speculum, das die Seele ist. Dem Ort des Werdens des Eros oder der noetischen Erkenntnis. Ekstase(n) einer Kopula, die endlich der Veränderung durch ihren Eintritt in die Materie entzogen ist und der, noch radikaler, aller Veränderlchkeit fremd ist, die rein von allem Wandel ist. Denn an diesem höchsten Punkt wird der Vater das Werden des Sohnes nicht mehr beeinflussen, er wird aufhören, es zu beeinflussen. Die Erinnerung seiner in ihn ein-prägten Ideen, seines Logos, vollendet die paideia. Er ist von nun an unsterblich. Ohne Zweifel hat er scheinbar (wieder) angefangen, zu sein, doch ist das nicht möglich — wird behauptet -, weil er immer schon war, vor seiner Empfängnis in der Mutter. Er, der Vater, ist ewig, weil er sich stets geweigert hat, geboren zu werden. Sein Sein dauert also an für alle Zeit, identisch mit sich selbst. Ebenso seine Güte, seine Wahrheit, seine Schönheit. Sein Logos: (un-)endlich und (un-)bestimmt, unbeweglich und unveränderbar.