So hat die Frau noch immer keinen Ort gefunden, sie ist noch immer nicht geworden. Ein »Noch-nicht«, das ohne Zweifel zu einer hysterischen Phantasmatik paßt, das aber auch eine historische Bedingung ausdrückt. Die Frau ist noch immer der Ort, das Ganze des Ortes, an dem sie von sich selbst jedoch nicht Besitz ergreifen kann. Sie wird als allmächtig empfunden dort, wo »sie« in ihrer Undifferenziertheit völlig ohnmächtig ist. Weil sie niemals darauf besteht, daß sie das »überall sonst« ist, aus dem das »Subjekt« weiterhin seine Reserven, seine Ressourcen zieht, ohne sie freilich erkennen zu können. Sie ist noch in der Materie, der Erde, der Mutter verwurzelt, und gleichzeitig ist sie bereits an x Orten verstreut, die sich in nichts zusammenfassen, worin sie sich selbst erkennen könnte, die aber die Stützen der (Re-)Produktion -besonders des Diskurses - in allen ihren Formen bleiben.
Die Frau bleibt das Nichts vom Ganzen, das Ganze dessen, was noch nichts ist, worin jeder Einzelne, jeder Eine, das sucht, womit er die Ähnlichkeit mit sich selbst (als Selbst) nähren kann. Sie bewegt sich also, wechselt den Platz, und doch ist es bis heute niemals sie gewesen, die sich bewegt hat. Sie kann die Funktion als Statthalter, die sie für das »Subjekt« erfüllt, nicht selber durchbrechen, und auch dieser Funktion kann nicht ein für alle Mal ein Wert zugeschrieben werden, weil das »Subjekt« sonst in der Unbeweglichkeit seiner Besetzungen erstarrte. Sie muß also darauf warten, daß das »Subjekt« sie nach seinen Bedürfnissen und Wünschen bewegt: nach den Notwendigkeiten der geltenden Ökonomie. Geduldig in ihrer Reserve, in ihrer Zurückhaltung, ihrem Schweigen, selbst wenn der Augenblick kommt, da sie für die gewaltsame Konsumtion, das Zerrissen- und Ausgeschlachtetwerden bereit sein muß. Mit ihrem gespaltenen Geschlecht - aber ist es nicht das der Mutter? -, durch das er in das Innere ihres Körpers eindringen zu können glaubt, in der Hoffnung, dort endlich seine »Seele« lassen zu können. Aber das ist ein »Sterben«, ein Vergehen, das noch zu sehr auf Kalkulation beruht und aus dem er kindlicher und also unterjochter denn je hervorzugehen riskiert, während sie sich vor dem Desaster des inneren Zerrissen- und Verzehrtwerdens bewahrt durch das Leuchten ihres Schmucks und ihrer schimmernden Haut. Sie ist also Eine, zumindest wenn sie im Blickfeld steht, die mit einer blendenden Maskierung durch Schminke oder mit ihrer mütterlichen Erscheinung verbirgt, daß sie in Stücke zerrissen ist, in Bruchstücke: von Frauen, von Diskursen, von Schweigen, von noch unberührten weißen Stellen... In entlegene Winkel abgeschoben, durch die das »Subjekt« seiner Gefangenschaft zu entkommen sucht. Aber wie sehr er sich auch anstrengt, diese spiegelnde Matrix zu zerbrechen, die Diskursivität, die ihn umschließt, den Text-Körper, in dem er zum Gefangenen geworden ist, es ist doch immer noch sie, auf die er stößt: Natur, die ohne ihr Wissen sein Projekt, seinen Entwurf und deren Produktion genährt hat. Und die für ihn nun verschmilzt mit jenem eisig spiegelnden Schoß, der alle Reflexe wie ein Grab verschluckt, zu dem sie ihre Differenz nicht artikulieren kann, weil ihr das Imaginäre fehlt. Also läßt sie sich weiterhin für neue Spekulationen verzehren oder als ungeeignet zurückweisen. Ohne ein Wort zu sagen. Mühsam versucht sie, sich im Gebrauch zu halten oder ihren Austausch durch kleine Extras zu fördern: strahlende letzte Neuheiten, von den Männern in Umlauf gesetzt und durch ihre immer ein wenig barocke Frivolität leicht verzerrt.
Alles muß (neu) erfunden werden, um die Leere zu vermeiden. Und wenn der Ort auf diese Weise wieder umgegraben und bearbeitet wird, so geschieht das stets aus dem gleichen Grund: der Suche nach den verlorenen Wurzeln des Selbst. Vielleicht, weil sich am Horizont eine so andere, so unfaßbare »Welt« ankündigt, daß es immer noch besser ist, unter die Erde zurückzukehren, als an einem so schwindelerregenden Ereignis teilzunehmen oder es gar zu unterstützen. Die Mutter bedeutet vielleicht nur einen stummen Boden, ein kaum darstellbares Mysterium, doch immerhin ist sie Fülle. Sicher wird man dort auf die Undurchdringlichkeit und den Widerstand, sogar auf die Abstoßung der Materie treffen, auf den Schrecken des Blutes, die Ambivalenz gegenüber der Milch, auf die bedrohlichen Spuren des Phallus des Vaters und auch auf jenes Loch, das man hinter sich gelassen hatte, als man zur Welt kam. Aber sie - immerhin - ist nicht nichts. Sie ist nicht diese Leere der Frau, diese Leere, die die Frau ist. Dieses Nichtsein der Repräsentation, diese Negation jeder Repräsentation, diese Grenze für alle (von sich) vorhandenen Repräsentationen. Die Mutter ist gespalten, sicher, aber durch das Kind, das geboren wird oder dem sie die Brust gibt. Er kann das jedenfalls glauben. Diese Spalte, er kennt sie also als die, die er selbst geschaffen, in seine Systematik eingeschlossen und so wieder verschlossen hat. Als die Frau oder diejenige der Frau kennt er sie nicht, er kann sich vor ihr nur schützen, indem er sie (wieder) zur Mutter macht oder indem er ihr als Abwehr gegen das ganz Andere den vorbeugenden Schleier einer Sprache entgegenhält, die sogar die Andersartigkeit der Frau bereits in einen Fetisch verwandelt hat.
Aber die Frau ist weder geschlossen noch offen, sondern unbestimmt, un-fertig, die Form, die nicht abgeschlossen ist. Sie ist nicht unbegrenzt, noch weniger ist sie eine Einheit: Buchstabe, Chiffre, Zahl einer Serie, Eigenname, das einzigartige Objekt einer sinnlichen Welt, aber auch eine sinnliche Welt als einzelnes Objekt, einfache Idealität eines intelligiblen Ganzen, grundlegende Wesenheit, etc. Die Unvollständigkeit ihrer Form, ihrer Morphologie ermöglicht es ihr, in jedem Augenblick etwas anderes zu werden, was nicht heißen soll, daß sie jemals auf eindeutige Weise etwas wäre. Sie geht in keiner Metapher auf. Sie ist niemals dieses und dann jenes, dieses und jenes, wiewohl stets im Begriff, Ausdehnung zu werden, die zu keinem Zeitpunkt als ein definierbares Universum besteht oder bestehen wird. Das ist es vielleicht, was man als ihr unreduzierbares (hysterisches) Unbefriedigtsein bezeichnet. Keine Form, kein Akt, kein Diskurs, kein Subjekt, männlich oder weiblich, können als einzelne die Entwicklung des Begehrens einer Frau zu einem befriedigenden Ende bringen. Und die Gefahr der Mutterschaft liegt für sie darin, daß sie sich und ihr Begehren auf die Welt eines Kindes fixiert. Indem sie sich über der Einheit dieser Konzeption verschließt, sich um dieses Kind, dieses Eins schließt, verhärtet sich ihr Begehren. Wird es phallisch durch diese Beziehung zum Einen'? Ebenso wie die Weiblichkeit, die sich zu adäquat, zu konform zu einer Idee — Idee— von der Frau verhält, die sich zu sehr einem Geschlecht anpaßt - der Idee des Geschlechts oder einem Fetischgeschlecht -, bereits im Phallomorphismus erstarrt ist, durch den Phallokratismus verwandelt, obgleich das, was in der Lust der Frau geschieht, ihn überschreitet: ein grenzenloses Überfließen, in dem sich mannigfaltige Werdensprozesse ausprägen können, in dem sich die Weite ihrer Zukunft drängt, als möglich ankündigt, aber in einer Ausdehnung, einer Dilation ohne bestimmbare Grenzen. Ohne faßbaren Zweck. Ohne Telos, ohne Arche. Es sei denn, diese kämen von einer phallischen Lust, die den Vorschriften eines homosexuellen Imaginären und dessen Beziehungen zum Ursprung unterworfen ist, einem Logos, der behauptet, die Macht des Mütterlichen auf das selbe — das Selbst - an sich und für sich zurückzuführen.
Aber darin löst sich die Frau nicht auf. Das geschieht nur dort, wo sie vor der phallischen Vernunft kapituliert und von ihr verwertet wird. Denn (die) Frau kann sich nicht bedeuten, und sie beansprucht auch nicht jenes Sprachvermögen, das sie auf irgendeinen Begriff festlegen würde, das ihr irgendeine fixe Idee als ihre eigene zuschreiben würde. Sie kann sich nicht auf ein Sein, ein Subjekt, ein Ganzes beziehen, das jeweils einfach bezeichnet werden könnte. Und auch die Gesamtheit (der) Frauen kann das nicht. Eine Frau + eine Frau + eine Frau ... wird niemals zu irgendeinem Gattungsbegriff führen: die Frau. (Die/eine) Frau steht als Zeichen für das Undefinierbare, Unzählbare, Unformulierbare, für das Nichtformalisierbare. Ein allgemeiner Name, der nicht in bezug auf eine Identität bestimmt werden kann. (Die/eine) Frau entspricht weder dem Prinzip der Identität mit sich noch der mit irgendeinem x. Sie identifiziert sich mit jedem x, ohne sich in besonderer Weise mit einzelnen zu identifizieren. Das setzt einen Überschuß gegenüber jeder Identifizierung mit sich und von sich voraus. Aber dieser Überschuß ist (nicht) nichts: Die Vakanz der Form, die Spalte in der Form verweisen ihn auf ein anderes Ufer; dort, wo sie sich ohne etwas, aufgrund von nichts immer wieder selbst berührt. Die Lippen derselben, aber niemals einfach bestimmten Form gehen ineinander über, indem sie sich berühren, sich ineinander und zueinander verschieben. Auf diese Weise umspielen sie Formen, die nichts in einer Konfiguration festhält.
Das geschieht ohne die Unterstützung oder Mitwirkung irgendeines Objekts oder Subjekts. Es ist eine andere Topologie des Lusterlebens. Sie ist der männlichen Selbst-Affektation fremd und äußerlich, die darin immer nur ihr Negativ gesehen hat. Sie ist der Tod jener Logik und nicht ihre Veränderung in einer noch Undefinierten Kopulation und Verbindung. Die Auto-Erotik des Mannes setzt eine Individualisierung des Subjekts voraus, freilich auch des Objekts und des Instruments, das (die) zur Lustempfindung geeignet ist (sind). Das kann nur einen Augenblick dauern, nur die Zeit, in der sie ausgewechselt werden. (Die/eine) Frau ist schon immer im Zustand der Anamorphose, in dem jede Figur sich verflüchtigt: Diskontinuität eines Kreislaufs, dessen Abschluß eine Spalte ist, die ihre Lippen an den Rändern ineinander übergehen läßt und verschmilzt. So kann sie sich in der Lust auch nicht selbst wiederholen, noch kann sie sich in der Lust ganz anders hervorbringen, denn sie erregt und berührt schon in sich das andere, ohne daß sie jemals das (die) eine oder andere werden würde. Das Besondere dieses Kontaktes, der sich verformt und verändert, kann nicht in der Einfachheit von irgend etwas Gegenwärtigem ausgedrückt werden. Und da sie niemals aus diesem Kontakt heraustritt, bleibt die Frau in ihrer Indifferenz, sie bleibt indifferent. Oder: Sie bleibt, was er mit seiner zerreißenden Operation verletzt. Mit seinem Sprechenwollen, seinem Berührenwollen, hier und jetzt, in seinem Akt. Auch wenn es nur darum geht, daß er wieder etwas fühlen will. Denn die Frau ist bereits das Sich-Fühlen vor jedem bestimmbaren Eingriff. Diesseits jeder Opposition in einem Paar, in der die Aufteilung von aktiv und passiv, von Vergangenem und Zukünftigem vorherbestimmt ist. Doch diese heimliche Selbstberührung offenbart sich nicht, läßt sich nicht sagen. Es ist wahr, daß die Frauen nicht alles sagen. Und obgleich man sie darum bittet, obgleich er sie darum bittet, werden und würden sie niemals etwas anderes sagen als das, was das »Subjekt« als Bedeutung vorgibt, denn ihr Lustempfinden ist vergewaltigt und gestohlen worden. Die Frauen sind bereits aus einer bestimmten Intimität - die sich in keiner »Seele« zusammenfassen läßt - in spezifizierte Urteile verbannt. Sie sind schon einer Absicht, einem Sinn, einem Denken unterworfen. Sind den Gesetzen einer Sprache unterstellt. Selbst noch in ihren unvernünftigen Momenten, noch in ihrem Gegenteil, ihrer Kehrseite. Und es gibt keinen Sinn für die/für eine Frau, es hat keinen Sinn, alles zu sagen, da sie jenes Nichts nicht nennen kann, das sie berührt, in dem sie sich schon immer berührt hat und das sie schon immer berührt hat. Jenes Nicht-zu-Sagen, welches die Geschichte - die Geschichte - noch einmal verdoppelt, indem sie es und sie der Ökonomie des Diskurses entzieht.
So kann (die/eine) Frau strenggenommen ein Signifikant - wenn auch nur einer unter dem Strich* (* Frz.: barre. (Anm. d. Ü.)) — im logischen System der Repräsentationen oder Vorstellungs-Repräsentanzen des »Subjekts« sein. Was nicht bedeutet, daß sie sich in diesem Signifikanten in irgendeiner Weise wiedererkennen könnte, auch nicht, daß der Mann, als Repräsentant der Macht des Phallus (der Phallus-macht), für sie irgendeiner Bedeutung entsprechen würde, außer vielleicht der ihres Ausgeschlossenseins aus sich selber. Denn der Mann ist zwar in der Lage, das Abseits, die Abweichung zu kennzeichnen, wo sie sich wiederfindet und sich öffnet, aber durch die Autarkie seiner Metaphorik bewirkt der Einfluß des »Subjekts«, daß dieser Eingriff an der Kontiguität vorbeigeht, in der sie sich in ihrem Lustempfinden zurückhält und verschließt; er lenkt sie aus ihrer Bahn und bringt sie in Verbindung mit dem Einen, dem Phallischen: das fortan als Loch funktionieren wird.
Und die Metapher hat für sie nur dann die Wirkung eines Abseits, das nicht verletzend ist, wenn sie, frei von allem bereits angepaßten Sinn, die Unendlichkeit aller Lustempfindungen offenhält, die ihr möglich sind: Gott. Das könnte die Konzeption und die Absicht der Einführung einer »Figur« sein, deren Stärke sich nicht durch die Zugehörigkeit zu einem Individuum begründen läßt, einer Figur, die sich immer noch erweitert, ohne dabei in und durch Formen zu zerbrechen, die erst allmählich zu begreifen wären. Gott, von dem noch kein Wissen eine Wissenschaft des Begehrens entwickelt hat. Er bleibt in seiner Unkenntnis, bleibt der Unkenntnis überlassen. Weil Er sich dem Haß verweigert? Ja, sofern dieser dem partikularen Charakter der Erkenntnis entspricht. Denn ein jeder, eine jede will durch die Erkenntnis einen Vorteil, ein Ziel erreichen und strengt sich an, durch die eigene Spekulation und Spiegelung die Repräsentation des anderen zu zerbrechen, um das Recht auf Wahrheit, den Wahrheitscharakter des Anblicks zu schützen, in dem er oder sie sich spiegelt. Aber für den, der alles wüßte, wäre die Rivalität, was den Besitz von Wissen und Erkennen angeht, unbedeutend. Die Frau -weiß und erkennt sicher nicht alles, ja, sie weiß und erkennt sogar nichts. Doch ihre Beziehung zum Wissen und Erkennen vermittelt den Zugang zu einem Ganzen, von dem sie wissen könnte, in dem sie sich erkennen könnte: Gott. Indem sie jene spekulative Bedingung in ihrer Karikatur verdoppelt, auch indem sie sie - wenn sie nicht phallischen Aufgaben gerecht wird - aus jeder Einzelwissenschaft, von der Aneignung allen Wissens und Erkennens ausschließt, wird »die Geschichte« im Begehren der Frau - die als Objekt, seltener als Subjekt fungiert - die Existenz Gottes aufrechterhalten und als den Wert einer Allwissenheit, deren Bestimmung noch aussteht, perpetuieren. Gott wird um so mehr verehrt, als er in seiner Macht gefürchtet wird. Und indem man ihn in das weibliche Lusterleben verlegte und durch dieses fortbestehen ließ, wurden der Schrecken und die Abneigung vor etwas Einzigartigem, das jedem Vergleich widerstrebt, auf dies Lusterleben übertragen. Und wenn das »Subjekt« mit der Aufmerksamkeit, die es nun darauf verwendet, die Sexualität der Frau zu definieren, das Ziel verfolgt, mit dem Wesen - dem Wesen - des anderen - des Anderen? - identisch zu werden, wenn es wieder einmal die Alterität im Selben auflösen will, wenn es sie wissen und sehen will, um als Selbst noch stärker zu sein, sich Selbst noch ähnlicher zu werden, dann kann sie nur antworten: noch nicht. Und in einem Sinn, in diesem Sinn übrigens niemals.
Denn der Mann braucht ein Instrument, um sich zu berühren: die Hand, die Frau oder irgendein Substitut. Dieser Apparat wird in der Sprache und durch die Sprache ersetzt. Der Mann produziert Sprache, um sich selbst zu berühren. Und in den verschiedenen Formen des Diskurses lassen sich verschiedene Arten der Selbst-Berührung des »Subjekts« analysieren. Geradezu ideal scheint der philosophische Diskurs zu sein, der das »Sich-Repräsentieren« bevorzugt. Das ist eine Art der Selbst-Berührung, die die Notwendigkeit des Instruments quasi auf nichts reduziert: auf das Denken der Seele, den Seelengedanken. Ein introjizierter, interiorisierter Spiegel, durch den sich das »Subjekt« auf subtilste Weise und ganz heimlich der Unsterblichkeit seiner Auto-Erotik versichert. Wissenschaft und Technik brauchen ebenfalls Instrumente, um sich selbst zu affizieren. Zum Teil emanzipieren sie sich auf diese Weise von der Kontrolle des »Subjekts« und könnten ihm sogar einen Bruchteil seines alleinigen Profits entwenden. Sie könnten mit dem »Subjekt« rivalisieren, indem sie sich ihre Autonomie nehmen. Aber noch besteht das Denken fort. Wenigstens für einige Zeit, solange man (sich) die Frau denkt? Die letzte Ressource, die das »Subjekt« als solches für seine Selbst-Berührung durch die Sprache und in der Sprache noch hat? Oder eine kleine Öffnung in seinem Circulus vitiosus: dem Logos selbst (des Selbst)? Da die Maschinen - auch die theoretischen - sich manchmal ganz von allein in Gang setzen können, kann das vielleicht auch die Frau tun? Krise einer Epoche, in der das »Subjekt« nicht mehr weiß, wo es mit seinem Kopf hin soll, an wen oder was es sich halten soll, irritiert durch die Vermehrung jener Feuer der »Befreiung«, die sich keineswegs homogen zueinander verhalten, sondern vor allem heterogen zu seiner Konzeption. Und da er in dieser Konzeption seit langem das Instrument, das Mittel und allzu oft auch den Inbegriff seiner Lust gesucht hat, hat er durch die Objekte, die er beherrschen wollte, vielleicht die Lust aufs Spiel gesetzt oder gar verloren. Er bemüht sich also nun, Wissenschaft, Maschine, Frau... zu sein, damit diese sich nicht seinem Gebrauch und dem Ausgetauschtwerden entziehen. Doch er erreicht sein Ziel nicht vollständig, denn die Form ist in ihnen niemals wie bei ihm, im Innern seines Geistes, zur Vollendung gelangt. Sie ist schon immer eine explodierte, zersprungene Form. Dabei kann sie sich übrigens selbst genießen - in der Pracht ihrer Ränder - oder für den anderen diese Täuschung aufrechterhalten, während das »Subjekt« immer wieder die Form, seine Form vor sich ausstellen muß, um sich an ihrem Besitz zu erfreuen. In seiner Lust ist der Herr zum Knecht seiner Macht geworden.
Wenn sich dagegen die Frau, eine Frau berührt, berührt sich ein Ganzes, um unbegrenzt zu sein; ein Ganzes, das sich nicht schließen konnte und das es auch nicht verstanden hat, sich endgültig zur Ausdehnung eines Unendlichen aufzublähen. Denn das (Sich-)Berühren verleiht der Frau eine Form, die sich unendlich und unbegrenzt verändert, ohne sich dadurch zu verschließen, daß sie von ihr angeeignet, in Besitz genommen wird. In diesen Metamorphosen besteht niemals ein fertiger Zusammenhang, und niemals setzt sich die Systematizität des Einen durch. Es sind immer unvorhersehbare Verwandlungen, die nicht auf die Erfüllung eines Telos hinauslaufen, eines Telos, das voraussetzt, daß eine Gestalt die voraufgehende aufnehmen - aufheben - und die folgende vorherbestimmen würde, so daß eine Form stillgestellt und eine andere im Werden ist. Das vollzieht sich nur im Imaginären des (männlichen) Subjekts, das auf alles andere die Vernunft projiziert, die von der Gefangenschaft seines Begehrens bestimmt wird: seine Sprache, die Anspruch auf das genaue Benennen erhebt.
Die Frau, eine Frau, die nicht ein Geschlecht hat - was meist als kein Geschlecht interpretiert wurde - kann sich und ihr Geschlecht weder einem allgemeinen Term noch einem besonderen subsumieren. Körper, Brüste, Venushügel, Klitoris, Lippen, Vulva, Vagina, Muttermund, Gebärmutter... und jenes Nichts, das sie schon in und durch ihr Abseits Lust empfinden läßt, all das macht es unmöglich, daß man sie irgendeinem Eigennamen, irgendeinem besonderen Sinn, irgendeinem Konzept zuschlägt. Die Sexualität der Frau kann sich als solche in keine Theorie einfügen, das ist höchstens auf dem Umweg möglich, daß man sie nach männlichen Parametern eicht. Im günstigsten Falle wird die Klitoris nicht mit abweichender Lust in einen Zusammenhang gebracht, wie alles andere, an das sich Lustgefühle heften. Auch mit der Mutterschaft wird so verfahren. Denn ihre Bedeutung wird ihr durch Selbst-Repräsentationen der (besagten) männlichen Sexualität bescheinigt, was übrigens für alles gilt, was das weibliche Begehren betrifft. Diese Selbst-Repräsentationen dienen zwangsläufig als Modelle, Maßeinheiten und Garanten eines ökonomischen Ablaufs. Das gilt auch für dessen notwendige trinitarische Strukturierung: das Subjekt, das Objekt, das Instrument, das ihre Verbindung herstellt. Vater, Sohn, Heiliger Geist. Der Schoß der Mutter-Natur erlaubt die Vereinigung des einen und des (sogenannten) anderen in der Matrix eines Diskurses. Wenn man mit Geschicklichkeit und ein bißchen Glück mit der Negativität spielt, wird man diesen »rationalen« Familienzirkel sogar auf vier Begriffe, vier Glieder erweitern können. Das vierte sichert durch seine Abwesenheit, Stummheit oder Unvernunft, durch seinen Tod und mit seinem Spiegel einen leichteren Austausch unter den drei anderen. Aber es ist immer derselbe Diskurs, der sich entfaltet, der immer geschliffener und glänzender wird, obwohl es dabei ziemlich inflationär zugeht. Das (männliche) Subjekt sammelt und vereinigt eine Vielzahl der weiblichen Ware, das, was im Schweigen, im beharrlichen und unzusammenhängenden Geplapper oder im Wahnsinn verstreut lag, und verwendet sie als Geldstücke, die auf dem Markt einen Wert haben. Damit »sie« aber anfangen kann, von sich zu sprechen und vor allem sich zu verstehen, wäre es allerdings zuerst nötig, die Kreditsysteme außer Kraft zu setzen und sie umzuschmelzen, in jeder Hinsicht - indem man nach den Krediten fragt, die den aktuellen Formen der Monopole zugrunde liegen und sie stützen. Sollte man nicht deshalb von »ihr« sprechen, weil sie nur durch ihr Schweigen und in ihrem Schweigen eine Geltung hat und den Kurs absichert?
Aber ist wirklich immer von ihr die Rede? Oder vielmehr noch immer von der Mutter? Ist das anwachsende Interesse für das Weibliche in einer »Welt«, die von Imperativen und Produktivitätssteigerung ausgehungert wird und die bedroht wird durch die Verringerung des Bodens, der jedem einzelnen zusteht, ist es tatsächlich etwas anderes als die ängstliche Suche nach etwas, das man noch gut essen, von dem man sich ernähren kann? Beruft man sich nicht schließlich doch wieder auf den nährenden Schoß der Mutter, auf die Fülle ihres Blutes, auf den vor allem territorialen Reichtum ihres Bauches? Eine Regression? Um daraus neue Profite zu schlagen. Um neue Subsistenzweisen zu finden. Oder ist es das Geheimnis eines Geschlechts, das durch ein Nichts Lust erfährt - es sei denn, es hielte sich ebenfalls an eine oral-anale Phantasmatik, indem es den »Phallus« verzehrt, den es genährt hat, um ihn zu reproduzieren -, das Geheimnis, über dem für ein allzu oft enttäuschtes Geschlecht der »Schleier« ein wenig gelüftet wird, der dem Begehren jenes fremde »Ding« verbarg: die Lust, sich mit dem anderen ohne Ende auszutauschen durch ein (Sich-) Berühren, das von keiner bevorzugten Identifizierung angehalten wird, das ein ständiges Ineinanderübergehen ist. Weder der (die) eine noch der (die) andere werden dabei als Endpunkte verstanden, und auch das nicht, was beim Übergang des einen in das andere dazukommt und das nicht nichts ist: das Geringfügige, das an der Zirkularität einer Bewegung fehlt, die auf sich selbst zurückkommt, die Abweichung, die immer schon auf das andere verweist.
Ein anderer (eine andere) wird sich auf vielerlei Weise einmischen können, unter der Bedingung, dabei nicht die Rigidität seiner Formen durchzusetzen: der Form des Seins, des Habens, des Sagens, des Denkens... Denn die Unerbittlichkeit dieser Formen setzt dem Austausch stets ein Ende; der Abstand, die Abweichung zwischen den zweien wird auf Eins fixiert und damit starr gemacht. Daß dieses Eins von da an sich identifizieren, sich wiederholen, sich dadurch verändern, sich zählen, sich serialisieren kann, sich in Einem Endlichen zusammenfassen läßt, das hilft dann auch nicht mehr. Durch diese Definition der nicht formulierbaren Abweichung als Eins geht in der sexuellen Beziehung das Lusterleben verloren, das durch den endlosen und unbestimmten Austausch im anderen möglich war. Selbstverständlich können diesem Lusterleben andere Genüsse substituiert werden, vor allem die, Wahrheiten oder Sprüche mit seinesgleichen auszutauschen. Denn wenn die Bestätigung des Eins durch diese einzigartige formale Strenge unterstützt wird, welches andere sollte einer derartig absoluten Setzung noch etwas entgegenhalten können. Die Kastration war und ist nichts anderes als die Leugnung und Negation des anderen in der sexuellen Differenz, des anderen, das in Form von Projektionsflächen oder Abkapselungen aus der Verdrängung zurückkommen wird - in Unterteilungen oder Stufen von Beziehungen. Natürlich auch im Diskurs. Jedes Sinnatom findet im Diskurs die Kraft seiner Wahrheit, indem es einzigartig sowohl in seinem Umfang ist als auch in seiner Verstehbarkeit; durch diese Behauptung bestimmt es in der Identität mit sich selbst seine Entfernung zu den anderen, aber es zerteilt auch im gleichen Augenblick und in entschiedener Weise die gesamte Materie der Sprache, das Ganze der Spekulation und den Zusammenhang der »weißen Stellen« im Diskurs. Auch das Nicht-Gesagte, die »Interdits« bekommen von daher ihre Bedeutung. Das gilt sogar für das Schweigen des anderen, der (nur) sagt, was das »Subjekt« ihn schon immer hat sagen lassen. Das »Subjekt« kann ihn also benutzen, erforschen, zerstückeln, spiegeln und wird darin immer das Selbe finden. Jener andere wird nur auf verschiedene Weise die Identität des »Subjekts« mit sich verdoppeln.
Auch das ist von der Frau schon immer verlangt worden. Eine Verdoppelung wird verlangt: Einmal soll sie die chaotische Substanz sein, die er formen will, ein anderes Mal soll sie die Wirkung einer Negativität übernehmen, die in allem jene Hohlheit und Leere repräsentiert, deren Bestimmung noch aussteht; ein weiteres Mal soll sie eine Behauptung wiederholen, die, auch wenn sie nur für den Augenblick gilt, gleichwohl durch den anderen hindurchgegangen und von ihm geprägt sein muß. Aber in dieser immer subtileren Dualität des Sinns in allen seinen Eigenschaften wird die Verdoppelung eliminiert, die bei der Trau, obschon in völlig anderer Weise, schon immer vorhanden ist. Äußerlichkeit des Weiblichen gegenüber der Sprache, die ihm doch zumindest eine ambivalente Achtung für seine Unberührtheit schuldet: für das Tabu der Grenzen, die sich einen Spalt weit auf den Horizont öffnen, wo alles gesagt werden will, alles gesagt werden kann. Die (sich auf) eine andere »Welt« öffnen, von der man nichts kennt außer jenem Spalt, der sich erweitert. Das weckt Furcht vor einem Übergang, für den man kein Losungswort hat, wo man sich nicht mehr durch Zwischenrufe verständlich machen kann, wo es kein geschriebenes Gesetz mehr gibt, keine Steuern zu zahlen, keine strengen Grenzen zwischen einem Vorher und Nachher, Draußen und Drinnen, Eigenem und Fremdem, Sagbarem und Unsagbarem. Da der Vater sich aber immer noch um die Gerechtigkeit kümmert, den Zoll verlangt, indem er den Überschuß aufrechnet, den man ihm schuldet, wird er auch das Weibliche auf das Mütterliche reduzieren, er wird das »Zwischen«, das niemandem gehört, zu einer Höhle machen, die zu seinem Reichtum beiträgt. Von dieser Höhle weiß man, daß sie die Form einer Familie, einer Horde, eines Gemeinwesens, eines Volkes annehmen kann. So wird das »zwischen zweien« schleunigst in das Innere seines Gebieters verlegt. Und die Nähe eines vorbehaltlosen (Sich-)Berührens, das bis zur Ekstase geht, ist aus der Konzeption (des Eigenen) bereits ausgeschlossen. Die Zwei ist hierin schon auf die Ems zurückbezogen, sogar in ihren inneren Unterschieden. Das ganz Nahe verweist nicht mehr auf das unerreichbare Ferne, das man nicht aneignen kann, außer vielleicht noch in Gott, diese absolute Transzendenz, deren Eigenschaften, Kräfte, Namen man aufzuzählen versucht hat, aber ohne ihre Duplizität zu reduzieren - die Bedingung, um das zu tun, ist übrigens Keuschheit. Gott wäre (durch diese Verbindung) jenes Band, das im Verborgenen zu einer diabolischen Lust führt? Der eine will dadurch den Abstand ausgleichen, der andere will ihn genießen. Will den anderen - den Anderen - genießen in seiner Verdoppelung in etwas, das nichts von sich weiß. Immer noch ... Gott, die Wesenheit par excellence, die völlig autarke Einheit, der Schöpfer aller Natur, der geheiligte Name aller Namen, so sagen sie. Das Geschlecht (überhaupt kein Geschlecht), das nichts von allem ist in seiner absoluten Fluidität, seiner Fügsamkeit gegenüber den Metamorphosen, seiner Allgegenwart in allen Kompositionen, in seiner Unsichtbarkeit ..., der nicht aufgehört hat, sich durch die Frauen bitten zu lassen, ohne ein Wort zu sagen, in den geheimsten Winkeln ihrer Verborgenheit. Und der, weil er sie so gut kennt, sie niemals unmittelbar berührt hat, außer vielleicht da, wo er provisorisch mit einem Phantasma verbunden wird, das sich der Repräsentation entzieht: Bindeglied zwischen zwei Nicht-Einheiten, die auf diese Weise unwahrnehmbar an sich selbst Lust erleben. Und daß »Gott« als ein vollkommenes Volumen begriffen werden konnte, als eine abgeschlossene Vollkommenheit, als ein unendlicher Kreis, der die Weite alles Ausgedehnten umschließt, ist zweifellos kein Resultat der Einbildungskraft der Frauen. Denn diese Leidenschaft für einen ordentlich eingegrenzten Ursprung, die Leidenschaft für ein gut verschlossenes Haus, an dem die »Sache« vielleicht vorübergehen kann (in dem sie aber auch geschehen kann), für eine Matrix, die sich auf und in ihr Inneres zurückwendet, das ist nicht ihre Angelegenheit, allenfalls manchmal durch ihren mütterlichen Phallizismus oder aus ohnmächtiger Mimesis. Ihr »Gott« ist ebenso ein anderer wie ihre Lust. Und sein Tod hat immer schon stattgefunden, für diese »Welt« zumindest, er steht nicht erst bevor. Doch ganz sicher werden sie es nicht sagen, weil es dabei nichts gibt, das sich darstellen könnte. Oder das gewußt werden könnte (was man in verschiedener Weise schreiben kann, wenn man in Betracht zieht, daß seine willkürliche Erzeugung, seine Reproduktion unmöglich ist).
Für die Frau, eine Frau teilt sich Zwei nicht in Eins und Eins. Die Beziehungen schließen die Durchtrennung der Einheit aus. Und wenn »sie« sich so verzweifelt an das Eins klammert, bis hin zu dem großgeschriebenen Begriff eines Gottes, der Mensch geworden ist, dann drückt sie damit nur aus, welcher Wert »ihr« auf dem Tauschmarkt zusteht: keiner. Nullwert, Null, die durch ihre Verschiebungen jede Abrechnung begründet und besiegelt. Das heißt nicht, daß sie für jeden umsonst zu haben wäre, außer man meinte, sie sei unschätzbar, ungeeignet, die Validität dieser Ökonomie zu tragen und zu unterstützen. Diese Ökonomie ist ständig bedroht durch die Spaltung ihres kommerziellen Kerns, durch das »etwas mehr« oder »etwas weniger«, das alle Kurse schwanken läßt. Daß man sich bis heute in bevorzugter Weise ein Kind als diesen Kern gedacht hat, ist zweifellos von der Notwendigkeit bedingt, sich die Dinge in den selben Termini vorzustellen, jedenfalls beinahe. Sie immer noch auf die selben Einheiten zu beziehen, auch wenn die Rechnungen dadurch bereits komplexer werden: Zwei erzeugen das Eine, um sich in ihm zu vermischen und sich als Paar zu annullieren. Und sie erzeugen noch einmal Eines, und schon beginnen sie sich nicht mehr zurechtzufinden! Dieses zweite Eine
(zweite des Einen): Steht es nicht vielmehr der Mutter zu? Man wird es möglicherweise Polyneikes nennen und so dafür sorgen, daß er aus der gesetzmäßig anerkannten Stadt wieder hinausgeworfen wird. Und wenn der (die) Eine, der (die) zur Welt kommt, ein Mädchen ist, dann ist das etwas derart Unbegreifliches, daß man sofort rücksichtslos darüber entscheiden muß, sonst würde die Einschätzung des Wertes in Unordnung geraten: Sie ist (nur) ihre Mutter oder ein weiterer Junge, reduziert auf die Bedingung juveniler Asexualität - den man brauchen könnte, um den Verfall der Werte aufzuhalten - oder sie ist nichts, jedenfalls nichts, das man dem Volk zeigen könnte, außer im Tod, (oder) dem Eingeschlossensein hinter der Tür des Hauses.
Wo fast nichts geschieht, abgesehen von der Erzeugung und Reproduktion des Kindes. Und es fließt dort etwas, dessen man sich schämt. Etwas, das schrecklich anzusehen ist: das blutet. Das Flüssige maß jener Rest bleiben, geheim, geheiligt vor dem Eins. Das Blut, aber auch Milch, Sperma, Lymphe, Schaum, Speichel, Tränen, Säfte, Gas, Wellen, Lüfte, Feuer, Licht bedrohen das Eins durch Verformung, Ausbreitung, Verflüchtigung, Verzehr, Zerfließen, die es alle in ein anderes verwandeln, das man nur schwer wieder an sich bringen kann. Das »Subjekt« identifiziert sich mit einer und durch eine quasi materielle Konsistenz, die jeder Flueszenz widersteht. Und auch in der Mutter ist es die Kohäsion eines »Körpers« (eines unterworfenen Körpers*),(* Frz: »corps (sujet)«. (Anm. d. Ü.)) nach der er forscht, die Festigkeit einer Erde, das Fundament eines Bodens. Er sucht nicht das, worin und wodurch sie an die Frau erinnert: das Fließende. Das besetzt er nur durch sein Begehren, es in sich selbst (als Selbst) umzuwandeln. Jedes Wasser muß zum Spiegel werden, jedes Meer zu spiegelndem Eis. Sonst wird es unerläßlich, daß das »Subjekt« sie hinterrücks überlistet. Indem es ihre Abgründe mit einer Einfassung umgrenzt, die dann später verschlossen wird: das ist der Zuschnitt eines Lochs, durch dessen Öffnung dem »Subjekt« eine Wiedergeburt in einfacher und reiner Materie gesichert ist, Materie, die schon von der Form des Geistes des Vaters geprägt worden ist, die seiner Logik entsprechend geformt werden wird. So ist er vor der indezenten Berührung geschützt - der Frau. Und auch vor jeder möglichen Assimilation an jenen zweifelhaften Strom, der einen benetzt, naß macht, überschwemmt, der elektrisiert und leitet, das Abseits in seiner Umarmung und in seiner Glut zum Leuchten bringt. Ohne daß es ein gemeinsames Maß mit dem Eins (des Subjekts) gäbe.
Um sich vor der totalen Auflösung zu retten, wird das »Subjekt« immer noch auf das Speculum zurückgreifen können. Unter Verzicht auf seine Pläne, seine klaren Konturen, seine eindeutig begrenzte Gestalt, seine ein für alle Mal festgesetzten Berechnungen von Proportionen, seine unveränderlich reflektierte Einheit, wird es versuchen, sich mit den Krümmungen des Spiegels abzufinden. Das kompliziert seine Beziehungen zu sich selbst (als Selbst). Aber ist es vielleicht doch nicht unmöglich, eine Analyse davon zu machen, mit all den Instrumenten, die er sich zu seiner Unterstützung angeschafft hat? Es muß also alles neu durchdacht werden, als (in) Spirale(-n), Windung(-en), Schräglinie(-n), Verschlingung(-en), Volte(-n), Kreisbewegung(-en), Pirouette(-n). Die Spekulation wird immer schwindelerregender, die ein Volumen durchsticht, es ausbohrt, sich in es hineinwindet, ein Volumen, von dem angenommen wird, es sei noch fest gefügt- So wird es in seiner Schale verletzt, wird zerbrochen, geöffnet, zersplittert, untersucht bis ins Innerste seines Zentrums. Oder seines Bauches. Es wird in Kreisel, Strudel hineingezogen, schneller und schneller, bis die Materie mit einem Knall auffliegt und wieder in (ihren) Staub zurückfällt. Die Substanz der Sprache? Die Matrix des Diskurses? Der »Körper« der Mutter? Sie werden auseinandergenommen, um sie zu prüfen, um sie und sich in ihren kleinsten Atomen zu spiegeln, selbst noch in den Hohlräumen der Atome. In jeder Richtung wird der Wahrscheinlichkeit nachgespürt, irgendwelches Gold, irgendein Surplus an Macht zu erlangen, die den Wert des »Subjekts« garantieren und auch künftige Umwandlungen in Eigentum ermöglichen. Das Kind wird dabei in seinem Wert vielleicht ein bißchen geringer eingeschätzt: Es dauert lange Zeit, um es zu (re-)produzieren. Die Frau, Mutter, die nun durch Spekulationen und Spiegelungen genau erforscht ist, hat infolgedessen auch nicht mehr die Muße, sich für die Dauer einer Schwangerschaft zu verschließen.
Wenn aber der Vorrat dieses Volumens nun ebenfalls erschöpft ist, müßte man sich dann nicht auf das Instrument beziehen, das in es eingedrungen ist? Und das es übrigens erst ausgeprägt hat? Es wäre möglich, daß das Instrument sich von Anfang an derart heterogen zu dem verhalten hat, was es für sich gewinnen wollte, daß es bis jetzt an nichts gerührt hat, zumindest an nichts, was nicht bereits von sich gewußt hätte. Und daß das »Subjekt«, während es selber die Differenzierung herausarbeitete, sich um jene andere, die schon existierte, in seiner Arbeit nicht gekümmert hat. Besser wäre es gewesen, es hätte die Kehrseite, die Rückseite seiner Projektionen durchforscht. Es wäre vielleicht über die Symmetrie einer Reflexion hinausgelangt. Über die Symmetrie einer Inversion? Es hätte erkannt, daß die Ausweglosigkeit der eigenen negativen Entropie des Spiegels und der Spekulation die Notwendigkeit eines Wachstums ist, die das »Subjekt« in jedem Augenblick seiner Reproduktion im Selben zwingt, sich in Spiralen weiter nach oben oder nach unten zu drehen.
Die Frau, eine Frau schließt sich niemals t{u einem Volumen (schließt sich auch niemals in es ein). Daß diese Repräsentation sich für die Gestalt der Mutter aufdrängt, heißt vergessen, daß die Frau desto eher zu etwas Flüssigem werden kann, wenn sie gleichzeitig als Schwangere etwas in sich einschließt, das die Gebärmutter - es sei denn, sie wäre (durch ihn, durch ihn in ihr) auf einen phallischen Besitz reduziert -, den Spalt zwischen den Lippen nicht versperrt. Und man vergißt auch, daß es am »Subjekt« liegt, wenn die andere auf die (das) eine reduziert wird, denn es reduziert ihre Kontiguität durch sein Begehren. Denn wenn sie gleichzeitig zwei ist (sind), aber nicht durch eines zu teilen (nicht aufzuteilen), wie soll sich das »Subjekt« da zurechtfinden? Auf welchem Umweg soll es in sie eindringen (sich zwischen sie mischen), in ihren Bauch (ihre Bäuche) gelangen? Das andere muß also dazu dienen, das (die) eine zu spiegeln, das zu verdoppeln, was der Mann schon immer als Ort seiner Produktion, der Produktion erkannt hat. »Sie« soll nichts anderes sein als der Weg, die Methode, der Spiegel, die durch einen Prozeß der Wiederholung bewirken, daß das »Subjekt« die Einheit seines Ursprungs, des Ursprungs wiedererkennt.
Aber die Mutter und die Frau spiegeln sich nicht in der gleichen Weise. Eine doppelte Spiegelung in ihr (in ihnen), »zwischen« ihr (zwischen ihnen) ist schon vermittelnd eingeschaltet. Und mehr. Denn das Geschlecht der Frau ist nicht eins. Und da in jedem ihrer »Teile« sich Lusterleben ausbreitet, können diese sie auch unendlich verschieden spiegeln. Vollständiger als im Ganzen? Das würde besagen, daß die Vielzahl der Lust auf Bruchstücke, Fragmente eines Spiegels reduziert werden kann. Daß das manchmal so ist oder auch im Spiel der polymorphen Reflexion, Inversion, Perversion so ist, ist nicht ausgeschlossen, und es bereitet sogar Vergnügen. Das ist jedoch noch eine Art, durch das Homologe Lust zu erleben und nicht durch eine Sexualität, in der eine heterogene Vielfalt den Glanz der Spiegel begründet, verändert und verschmilzt; indem sie Feuer in ihren Sprüngen entfacht, diese selbst zu Feuern macht. Die Abweichung zu einer Einheit der Spekulation und der Spiegelung zusammenzufassen, eine Summierung, die der ihrer Lüste vergleichbar ist, das hat - immer noch - nichts mit dem zu tun, was in der Umarmung, der Glut brennt und aufleuchtet, immer wieder entzündet durch jene Feuerschalen.
Die Frau, eine Frau läßt sich nicht zu einem Volumen zusammenfassen, dadurch würde ihr ihr Lusterleben genommen, das fordert, daß sie offenbleibt, sich über etwas öffnet, das sich nicht sagen läßt, aber dennoch verhindert, daß sie ihre Ränder zusammenschließt (verschließt) und ihre Lippen aufeinanderpreßt. Und zweifellos hat die Geschichte der Rückwendung auf sich selbst sie enteignet. Sie bleibt jenes Äußere gegenüber der Zirkularität eines Denkens, das sich durch sein Telos die Ursache seines Begehrens wieder aneignet: Sie bleibt der unbewußte Träger des Versuchs, eine ursprüngliche Matrix durch Metaphorisierung in die innerste Sphäre seiner selbst, in die Nähe zu sich selbst, in den Bereich einer »Seele« oder eines Geistes hineinzuholen. Sie bleibt das Ganze des Ortes, das sich nicht in einem Raum einschließen läßt, da sie nichts ist als das Receptaculum, das die Produktionen und Reproduktionen des Selbst aufnimmt. Gleichzeitig ist sie in Funktionen zersplittert, deren verschiedene Abstände zueinander, deren Aufteilungen, bedingt durch die spezifische Einheit eines Bereichs, eines Sinns, eines Namens, eines Geschlechts, einer Art, sich nicht wieder zusammenbringen lassen und ihrem Einfluß entzogen sind. Undurchdringlichkeit der Materie, Flüchtigkeit einer Flüssigkeit, Schwindel einer Leere zwischen zweien, Spiegelglas, das dem »Subjekt« dazu dient, sich in ihm zu bewundern und sich in seiner Reflexion zu re-produzieren, Öffnung, die man angebracht hat, damit das Auge in ihr den Entwurf seines Schauspiels einfassen kann, Scheiden-Hülle, durch die das »Subjekt« dafür sorgt, daß seine einsamen Zwänge und Prägungen versteckt und maskiert bleiben, fruchtbarer Boden, damit es seine Samen pflanzen kann. Niemals ist sie Eins (Eine), es sei denn, sie würde innerhalb eines phallisch bestimmten Homologen rivalisieren, eines Homologen, das sich auch jetzt noch damit schmückt, in immer schnellerer Folge seine Nachkommen zu vermehren, die um seines eigenen Profits willen das Abseits, das in nichts produktiv ist, besetzen, ausfüllen und zunichte machen sollen: das Abseits, das sich in Wahrheit kennt. Und das sich in einem Sinn niemals kennt.