Briefe 1940 bis 1944

JOSEPH KLAUSNER

8. Sept. 40 [494] 
Jerusalem Ben Jehuda-Street Hôtelpension: Atlantik
Lieber hochverehrter 
Jünger der Testamente.
Ich habe noch immer wehes Handgelenk, denk aber es ist doch eigentlich einerlei, schreibt man mit Tinte oder Blei. 
Doch entschuldigt, bitte! Ich telephonierte: Katznelson - und er war nicht at home, oder, ich konnt nicht genau verstehn - ich nannte falsche Nummer aus Versehn. Bitte sagt ihm doch, er möchte mir Euer Buch - wenigstens leihen. ich würde es eine schöne Knospe ins Bouquet meines neuen Buchs stecken. 
Wenns Euch erfreut, Adon. 
Ich fand es schön in ihrem Hause, - eine Pause nach meinen Fahrten, meinen Gängen; gern, ja mit Andacht hätte ich so »gern« gehört, wenn Sie erzählt hätten aus den Testamenten, Adon, Ihrer großartigen Frau aus ungefälschten Elementen und myself. 
Ihr Prinz von Theben 
(Jussuf) 
Else Lasker-Schüler

SAMUEL WASSERMANN


15. Sept. 40 [495] 
(grünes Veilchen, daneben:) 
Das grüne Veilchen, das ich fand. 
Adon. 
Also der Grieche kommt morgen 8-1/2 9. Er kann nicht eher. Nehmen Sie Sich Zeit. Ich hoffe Sie werden Freunde. Bitte unter uns. zunächst. Noch eine Bitte, da immer alle Menschen sich eher nach meinem Alter als sich nach meinen Versen (im V ein Stern) erkundigen. Ich rechne darauf, Sie geben bei event. Frage keine Antwort! »Ich weiß es nit!!« Ich weiß es tatsächlich selbst nicht. Prinz Jussuf mit vielen Grüßen an Ihre liebe Gewerett Mama and for jou, Manasse. Vielleicht bringt alles morgen für Sie Glück! (Ich hatte, denken Sie ein giftiges Ei gegessen aus der Pharaonenzeit. War - bin noch nicht gesund. 
(an den Rändern:) Denken Sie mein Vorschlag (!! sozialwirtschaftlich etc. angenommen! Denken Sie wie seltsam. 
Ich grüße auch Ihren Schlafgenoss, Ihr reizend Zimmer und die Terasse auf dem Dach. Ich dachte viel darüber nach.


JOSEPH KLAUSNER


16. Sept, 40 Hôtel Atlantik Ben Jehuda Street Jerusalem.
 Hochzuverehrender 
Adon Professor, 
verehrter Jünger zur 
Zeit des Nazareners. [496]
 ich fürchte, ich hab irgendwie Sie oder Liebgewerett beleidigt? Ich bin so ein Wilder in den 7 Jahren geworden. Ich klingelte an paarmal Katznelson Verlag - aber bekam so unklare Antwort. Ich kann ja auch kein Hebrit Ich grüße die nette Singaporin. Ich möchte, Sie besuchte mich bald. Ihr Sie verehrender, Adon, Eine Blume 
Prinz Jussuf von Theben ein grünes Veilchen, 
das ich die Else Lasker-Schüler fand, 
für Ihre Gewerett. 
Gewerett Agnon besuchte mich am Tag nachdem ich bei Ihnen war.


SAMUEL WASSERMANN


Adon. [497] 
Steht es so in der Welt, noch »hier« in Jerusalem, daß man sich verdächtig macht, da man versucht zu helfen? (am Rand:) Mir egale! (/) Ich habe nie nach Ihrem Privatleben gefragt; Andreas kann das aussagen Ich bin was schwer zu verstehen, da mein Leben schwer verlief, ich glaubte an Andreas immer betonte Ehrlichkeit, und - hielt ihm doch stets, noch heute, irgend Indianerfreundschaft. Ich räche mich nur mit gleicher Waffe, gleicher Stärke. 
Selbst im Glauben, daß Sie beide mit Freundschaft nie den Wert meiner Freundschaft erwiedern können, da Sie beide mich nicht kennen, bemühte ich mich doch für Sie beide das Beste zu tun. Auch für Hans Samuel. Ich bin bescheiden geworden. Ich finde die Bekanntschaft von heute ausgezeichnet für Sie - im Fall - natürlich. Ausserdem schadet es nie einen gentleman zu kennen. (Ich bitte aber für Sie allein.) Sie und Andr. heute auf einmal würde nicht gut sein. Auch muß Andr. M. gut gelaunt sein. Mir (grün unterstrichen) ist doch alles persönlich egale. 
Prinz (in Grünstift) Jussuf


LEO UND MARGARETE KESTENBERG


Hôtel Vienna 
Meine liebe gute und schöne Gärtnerin und liebster 
Herr Dr. Leo Kestenberg. [498] 
Ich danke viele viele viele Male für das Konzert. Ich kaufte kein Programm, aber ich wollte schreiben: Der Componist - ähnlich wie Bach. Großes Meer ohne Schiffe - aber ewiges Meer. Darum schlief ich ja ein, da ich am Meer lag schließlich; und dann der Violinist: ein Bellachini der Geige. Ein Zauberkünstler. Ich hörte auch Erika Morena in Alexandrien. Ihr Spiel hatte mich tiefer getroffen, da ich säumen konnte. Aber Adon Bergmann ist noch mehr Künstler. Verzeiliung die »weise Weise«, aber ich schreibe so. 
Wann das W in Form eines Herzens sprech ich? Hier, Tel-Aviv. Der Ten Ten Club lud mich vor 2 Jahren ein; ich mußte fort. Auch Habimäh nicht schlecht. Sprach ich mal. 
In Jerusalem - drängt - sich das Volk Misrael. Isral direkt erpicht.3 Zeitungen erschienen schon mit mir als Conterfei Hühnerei allerlei. In Haifa sprach ich 2 x großartig. 
Wir sitzen im Garten Caf Europe und singen Ihr Lob.
Ruthchen: Entzückend! Sie darf nur keinen schwarzen Caf trinken. Euer Lederstrumpf 
Ihr lieben lieben Lieben. 
Alles Liebe 
eine Blume


MARGARETE KESTENBERG


19.10.40 Jerusalem Ben Jehuda Street Hôtel Atlantic

Liebe Gärtnerin, 
Dear good child. [499] 
Gestern traf ich Adon Dr. Benno Bardi bei den Vegetariern: Färwerow Speisehaus. Ich kenn ihn so weit, da er von mir componierte. Er war 5 Jahre Kapellmeister in Cairo. (/) (Große Chancen große Bekanntschaften!) Hat Orden vom vorigen Kediven. (/) Ich bitte Sie und Professor unsern Leo rex der Pianisten Seine Adresse: (folgt Adresse von fremder Hand) ihn kommen zu lassen. Er ist noch hier 1, 2, 3 Tage. (/) Hatte gestern (ein Herz) Krampf. Schrecklich. Euer Ekel. Wer mag das sein? 
Prinz Jussuf 
am Rand: Warum kann ich nit mal vortragen in Tel Aviv? 
Fragt Dr. Schocken wie ich vortrug? Reise und 3 Pfund geht schon. (/) Dr. Schocken reizend gut zu mir. Von Louisa Athena Mendelsohn jeden Schabbatt: Kuchen. 
(Ich werde alles buchen.) 
Rutchen und Tunia sah ich vor kurzer Zeit; sie waren lustig trallala! Die liebe jugendliche Großmama grüße ich. 
Habe enormen Plan für Jerusalem. 
Wir als Kinder Isral. (...) Ich käm mal gerne zu Euch 
schnell 
Fand für dearest Gärtnerin das grüne Veilchen. ein Veilchen 
Und es gefällt sehr. Geht durch. Nun? Jeschurun. 
Eminenz v Prado and Son: Jonathan etc. würden enorm viele Menschen senden. Habe neues herrliches Schauspiel Mein II. Buch: (objektiv) enorm großartig. 
Ich weiß ein großes Haus am Meer, das würde großen Raum geben oder wir nehmen Eintritt und teilen uns Al Capones 
(Kopf eines Orientalen, darunter:) vom Vetter: Emir 
Grüße.


GEORG LANDAUER


21. Febr. 41 Ich erlaube mir übermorgen 23. Sonntag teleph. anzufragen, Adon. 
Adon Doktor. [500] 
Ich bin Else Lasker-Schüler - leider 
(früher war ich ohne - leider.) 
Einige Male kam ich vergebens oder - Sie waren verreist - sagte man mir, Ihnen zu danken, Adon. Ich habe in etwa 10 Tagen mein 2. neues Buch: Jerusalem fertig gedichtet. SO: 250 Seiten. Ich arbeitete an meiner Maschine 6 - 8 Stunden täglich - also ich faulenzte nicht. In etwa 8 Tagen meine Vorlesung aus ihm. Bitte kommen Sie eingeladen von mir, Adon! Auch möchte ich noch sagen, Sie fragen, da ich schwer krank gelegen: Rippenfellentzündung, etc. ich enorm an Medizin brauchte, ich lauf auf Löchern - auf Stelzen, ob, da ich doch immer unserm Volk Ehre machte, brachte, extra 3 - 4 Pfund haben könnte?? Adon, wir sind doch beide Kölner und die Hohe Straße würde einsinken, wenn sie mich sähe. Adon, aber kein Armer darf meinetwegen leiden!!! Ich habe auch in 8 Tagen Bilderausstellung. Lieber guter verehrter Adon Schocken sandte mir vor der 1. Amerikareise Geld um das Land anzusehen. Er hats sicher nun vergessen. Ich kann vor Schwäche nicht mehr schreiben. Verzeiht den Blei, Adon! 
Ich möcht Ihnen unter Discretion einen Brief zeigen, den ich vom Ober - oberoberhaupt der Welt bekam vor kurzem. Sie werden erstaunt von dem Mut sein und auch sehen, wer ich einst gewesen. 
Ihre Else Lasker-Schüler, Adon. 
Adon, verzeiht die Unordnung, ich weiß noch einen Ausweg, daß man mir ein Bild abkauft? Selbst Prof. Slevogt schrieb damals herrliche Kritik. Vielleicht wissen Sie Jemand, Adon? Ich wollte Gewerett Kimmel, der immer zu mir so lieben guten Gewereth nichts sagen vom Brief, da ich mich schäme. 
Prinz Jussuf


FRIEDRICH UND FANNY OLLENDORF


26. Juni 41 
Dear good and best Adon and dearest Gewereth. [501] Ob Bett up or down, Man geht zu Bett! Endlich mal wieder und Küßt den Teppich, darauf man ruht. In dieser Sündenflut Alarm, Daß sich der Himmel doch erbarm! Und, Adon, Gewereth, das verdanke ich Gewereth Olga Alexander und his brother; Dr. med. Dentist Neustadt. Auch das viele frische Gewässer, darin ich früh mich mehrmals bade: Ein müdes Lama, das zur Quelle eilt Und noch ein bischen auf dem Rasen weilt. Hier ist ein stiller und ein wilder dog, Ein Hammel und ein Bock aus Steinen Und bunte Wäsche flattert von den Leinen für Gewereth Und liebe Worte hör ich schon um 8 o'clock. Dear Adon, dear Gewereth von Keh Illah Bitte kommt zu uns hier in die Villa! Am Abend und vielleicht schon Sunday, Sonntagabend, alle laden wir zu Thee und Caces Sie beide freudig ein. 
Also wenn Sie Zeit: Sonntag 8 Uhr? (dieser Satz eingerahmt) Zum 15. Juli habe ich (schon anbezahlt) ein Zimmer: (/) 4eckig luftig (/) Gazastr. 
Ihre ewig dankbare Else Lasker-Schüler. 
Johnastr. 24 Kleines Häuschen (Skizze eines Hauses mit der Aufschrift:) Dr. Neustadt 
Kerem Abraham zu fahren von der Jaffaroadstr. mit der 3 B bis Maleachistr. II. Haltest. am besten Chauffeur fragen. Von 8 Uhr abends an alle zu Hause.


SAMUEL WASSERMANN


(28. 6. 1941) [502]
 Dear Mortimer. 
Ich habe mit Dr. Werber gesprochen und Dr. Simon geschrieben. Keine Sorge! Ich schrieb ohne Ihr Wissen (/) (wie es auch der Fall ist) (/) und für Sie ohne irgend Gef ährdung. bei Ihrer Stellung. Sie müssen leichter beschäftigt sein - ohne Staub. Wenn Dr. Simon Ihnen schreiben sollte, bitte gehen Sie hin. Er hält Mittwoch Vortrag in unserer Synagoge: Bezalelstr. Gestern war er dort; ich gab ihm den Brief. wir trafen uns vor der Synagoge rein zufällig. Er war so nett! Ich finde ihn wirklich prachtvoll. seine Gesinnung ist sicher vornehm und er wird alles tun was er kann. Ich war gestern bei Krakauers. Dinner bei Dr. Nothmanns, die durchaus mich einluden. Ich war am Abend unmenschlich traurig, irrte nach Hause. (/) durch Asien. (/) Nun werde ich in die Kaschemme gehen, vielerlei essen; ich möchte wieder mich erholen. 
Denn es ist nun endlich Mai: 
Sind auch zerrissen Schuh und seine Sohlen, 
So flickt das Herz der Monat neu. 
fliegender Vogel, darüber: ich 
Prinz Jussuf


WERNER KRAFT


29. Dez. 41 [503]
 Meine neugegründete Verbindung: 
Der Kraal (mit lila Buntstift) 
ladet Adon Dr. Kraft und Gewerett zu seinem ersten Abend: 
Schabbat den 10. Januar f reundlichst ein. 
Martin Buber (mit lila Buntstift) 
erzählt uns zu unserer großen Freude noch unveröffentlichte Geschichten vom Berdyezewer Rabbi. (lila unterstrichen) 
Beginn: 1/2 9 Uhr abends im Saal: Centre de Culture Francaise: Ben Jehuda Str. 3 (Blume, darüber:) 
für Gewerett 
Else Lasker-Schüler 
mein 3. Abend Tel Aviv 
Many greetings! 
War gestern bei Buber. Sehr schön alles ! 
(Alles zur Freude gestern.) 
c/o adressierte ich an Sie: Adon Timar u. Breuer


WERNER KRAFT


10. Jan. 42. [504]
 Lieber Adon 
lieber Dichter. 
Ich bitte Sie ohne mein Wissen Niemand, den ich nicht eingeladen oder, einladen werde, mitzubringen. Ihre Freunde lud ich auf Ihren Wunsch gerne ein, vorher wissend. (/) auch Dr. Spitzer (/) Ich erlaube mir, vorerst heute Abend paar Zeilen zu sprechen, schon Prof. Buber zu ehren, aber auch dringend begreiflich zu machen, was meine Verbindung: Der Kraal will und wie er aussieht mir ähnlich. Ja den Geyer habe ich abgeschossen (am Rande:) auf eine Feder (/) ohne mich gar damit zu rühmen, aber mir bewußt, ihn zu pflegen nach meiner Methode! - Alles Schöne! Ich möchte, falls Sie einverstanden,? Sie sprechen nach liebem Adon Swet - also als III. im Kraal. 
Der Inkas 
Prinz Jussuf. 
(ein Kopf, darunter:) Jussuf Der blaue Jaguar 
(am Rand:) Grüße für Gewerett und Schöntöchterlein Daß Apollo-Ernest nicht heute gerade dort im Kraal, beinahe: Verbrechen.


WERNER KRAFT


(18.1.1942) [505]
 Adon. Ich holte mir noch eben stehen gelassene Kartons ab für Kraal. Können Sie morgen: Montag nach Centre de Culture Francaise zu mir kommen? Bringen Sie Adon Dr. Steinschreiber mit in den Kraal. Freier Eintritt, da Ihr Freund. Das war damals so: (Indianerwort.) Ich war am Tisch eingeschlafen, träumte die gefährlichen Asteken kamen geschlichen, (Bonbons im Dütenkopf) überfielen uns. War consterniert, Sie kamen herein. Der blaue Jaguar. 
Ernst Simon sprach gestern hervorragend!


WERNER KRAFT


10. Februar 42. [506] 
Lieber verehrter Adon. 
Wenn Sie die 2 Pfund für mich haben, wollen Sie mir selbst geben. Ich send sie selbstredend mit Rührung zurück. Die Bilder kosten 5 Pfund - ich schenke sie oder muß 5 Pfund nehmen. Aber schenken läßt sich Theben nur Paläste. 
Jussuf. 
Ich werde morgen 202 Jahre alt. 
Die Balladen schrieb ich Mit 102. Wie mich das immer erschüttert. 
Gesagt den greisen Männern u. Frauen. Habe E. St. schon geschrieben.


WERNER KRAFT


17. III. 42 [507]
 Werter Adon. 
Ich habe die ganze Woche noch enorm zu tun, bitte verschieben wir die Unterhaltung auf nächste Woche. Falls Sie den Brief, der mehr wie liebmenschlich ist (ich soll eben eine Dichterin sein im Grunde meiner Seele) mir zurück. 
Ich war so enttäuscht so erkaltet, daß ich die unteren Stufen herunterfiel. Ich fürchte, auch E könnte so sein. Wie freundschaftslos!! Mein Kraal ein Kraal der Freundschaft. Was Sie für Mißbrauch wahrscheinlich empfinden, ist für den (die folgenden drei Wörter grün:) Kaiser von Tiba Freundschaft. Jussuf I. und sicherlich der letzte. 
Ich bin 8 Stunden für den Kraal gelaufen heute ohne Hochmut ohne Eitelkeit - aber lohnt es sich?


SAMUEL WASSERMANN


Lieber Mortimer 
Wassermann. [508] 
Ich kann nicht verantworten, Sie kommen Montag, zumal nicht Sonntag auf Montag fällt, Sie ausschlafen können. Um 2 Uhr hatte ich noch Besuch von auswärts, ich saß noch auf im Dunklen. - Ich habe ein reizend Mädchen, daß ich gern sehe, gebeten. Sie hilft mir Montag sehr gern. Ich kenne sie genau. (braun unterstrichen) Sie und ich kommen schon um 5 Uhr zusammen und gehen gemeinsam hin. - Ich finde, es paßt auch nicht für Sie, das Amt. Hier sind doch mal die Menschen nicht so gesinnt wie in der Schweiz zum Beispiel. Wo sich Herr Dr. Reiff ganz natürlich hinsetzt an die Casse. Ich myself bat Sie, da ich großes Vertrauen in der Freundschaft zu Ihnen und dacht nicht eng darüber nach, wie gestern der Fall. Also bitte gehen Sie lieber früh zu Bett. Ich werde geholt und gebracht sogar mit Freuden. 
Daß die Suppe, die ich nie mich (braun unterstrichen) hinstelle für Gäste zu kochen, sehr schlecht, kam daher, 5 x machte ich sie heiß, glaubend, Sie zu hören. Darum so schlecht; es soll mir eine Lehre sein. So ist es. Sie wissen, ich sagte Ihnen stets die Wahrheit, ich bin fast darin fanatisch die Wahrheit Freunden zu sagen. Dichter noch dazu wie ich, brauchen keine Lüge zu sagen. 
Dichten und phantasieren eine andere Sache, eine verzauberte Wahrheit!! 
Ich hätte Ihnen sagen können, tat es aus Großschwätzerei nicht, gerade! Tom oder Heinrich M. schrieb mir mal: Ich bin was Dichtung anbetrifft, »Stümper gegen E.L-Sch.«! 
Ich grüße Sie! ich fand Sie gesund aussehend! Vielleicht der »Pneu« geradezu nicht mehr nötig, gesund für Sie. 
(an den Rändern:) Ich fühle Sie sind ganz gesund. Fragen Sie mal Dr. med Kete Becher 
Prinz Jussuf.


SAMUEL WASSERMANN


29. Mai 42.
Lieber Mortimer. [509] Ich war so sehr krank 3 Stunden, wenn nicht länger eine Ohnmacht gehabt gestern. Ich hab Angst. Sind Sie wieder gesund? Morgen - Kraal: Synagoge. Liebe Grüße! (1/2 9 Uhr Anfang.) Prinz Jussuf Noch immer träume ich. 
Wie Nebel immer.


WERNER KRAFT


30. Juli 42
 Lieber Adon. [510] Ich danke Ihnen für Ihren lieben warmherzigen Brief. Ich war seit 7 Uhr herumgejagt. Ich weiß Sie können nicht, dürfen ja nicht kommen, damit kein Rückfall eintrifft. Ich weiß Sie sind ja in den allerbesten Händen. Ich bitte Sie Gewerett Halle Ihrer lieben Schwägerin zu sagen, ich bitte Sie morgen (/) Freitag 3 Uhr 31. Juli (/) zu mir zu kommen: (/) nicht Färberow (/) Hamaalotstr. 2. Villa links, vis à vis des Blockhauses. 1 Treppe draußen zu erklettern. Gewereth Weidenfeld. Morgen ist Freitag - bitte um 3 Uhr? Wir trinken Chokolade und essen dazu, bei mir ist die größte Ruh. 
Ich habe nicht alles, was Sie schrieben, lesen können, aber ich verstand die Fürsorge. E. kann aber nichts dafür. Auch ich, Ekel war mal in so einer Lage. Nur wenn mein Blut Rauschzustand, geb ich (ungerecht aber,) Schuld. Ich bin ja auch ein boy und immer muß ich vorwärts immer weiter über Treppen, Stufen, Hühnerleiter, manchmal finde ich ein Osterei. Werden Sie nur bald gesund und heiter. 
Auf der Straße momentan Geschrei. 
Alles Gute und Frohe und Grüße von Hamaaloth. 
Ihr Prinz Jussuf 
(ein Kopf) mein Vetter Ichneumon der Wütende 
Ich trag jetzt auch Turban 
Hitze colllosssal


SAMUEL WASSERMANN


7. Sept. 42 
Lieber Mortimer. [511] Ich kam gut nach Hause. Dank für Kraalhilfe 14 Piaster. Schon Dr. W. 10 gebracht für Licht. Ich war früh auf der Straße schwer krank. Dr. med. Simon und Dr. Gottgetreu kamen zufällig, brachten mich u. kauften Cognac. Haben Sie was gegen mich? Ich habe Ihnen Ehrenwort stets Wahrheit gesagt. Donnerst: Cinema? 7 Uhr Orion? Ich lade ein. 
Bin ja so unglücklich. 
Jussuf.


LEO UND MARGARETE KESTENBERG


2. April 43
 Lieber Leo (und Margarete) Kestenberg, [512] großer Klavier-Spieler, der mir manchmal armen Vagabund und verarmten Prinz Jussuf ein bischen Chopin schon vorspielte. Ich hörte vorgestern zum ersten Mal seit 10 Jahren meinen Vornamen, im Vorbeigehen von Euch den meine teure Mama mir einst gab. Er leuchtet noch in meinem Ohr darum. Ich danke für das herrliche Konzert, für Schuberdramaspiel. Ich betete in der Zeit für die armen 93 Mädchen in Warschau. 
Adon Patin - ein Genie. Rein keusch und herrlich 
Grüße an Liebe Gewereth 
Äußerlich gehts mir zufrieden 
Ich hab keine Not mehr.


SAMUEL WASSERMANN


(8. 5. 1943)
 Der Kraal (in Grünstift, braun unterstrichen) 
11. Mai, Dienstag 8 Uhr spricht 
Dr. Sally Grosshut (grün unterstrichen) 
über Napoléon in Potsdam (braun unterstrichen) 
Im Bezalelmuseumshaus, New Zeichenschule 3 Piaster Eintritt zu Gunsten des Vortragenden. 
Liebe Grüße! Es geht mir schlecht. Kommen Sie pünktlich 1/4 vor 8 sofort Museum, 
Mortimer? [513] 
In Eile. Jussuf


OLGA ALEXANDER-NEUSTADT


(17. 5. 1943) [514] 
Liebe Gewereth. Ich vermutete Sie schliefen oder: Spaziergang. Ich bin völlig gebrochen. Kann nur erzählen, da auch eine Überraschung (blau unterstrichen) für mich. Ich kann erst Mittwoch endlich: (blau unterstrichen) Tel-Aviv. Kommen Sie mit zur Seeerholung. Ich wollte meine Hedwig, man nannte sie: »mein« Kinder-Mädchen, die mich so verwöhnte (?), wär hier! Sollen wir uns morgen um 1 Uhr bei Färberow Dienstag (blau unterstrichen) treffen? 
Bin so gehetzt!!! 
Ihre vernichtete E.LSch.


OLGA ALEXANDER-NEUSTADT


Ich mußte fortgehen, Gewereth, [515] da ich zu große Sorge, ob der Bote alles fortgebracht.? (folgt viel Gestrichenes) Ich bin um 1/2 3 Uhr: Café Vienna wenn Sie Lust haben, wollen wir ins Cinema? Ich habe dann schon die Bilets. Ich ließ das 2. kleine Fenster heute auch auf - man 
atmet famos (Ohne Angst.) Das liegt mir von Natur nicht. 
Der Kaiser von Tiba 
Ich muß auch Leuchter (?) 2. kaufen u. noch mehr besorgen. 
Ich muß auch Regierungsgebäude und mehr. Ich fahre immer. 
Um 3 Uhr Cinema, um 5 Uhr fertig! Dank Ihnen und Herrn Doktor.


SAMUEL WASSERMANN


6. Juni 43 
Lieber Mortimer. [516] Essen Sie doch übermorgen abends Dienstag (rot unterstrichen) bei mir leider kalt. Ich war in Haifa trug mit - größtem Erfolg vor. Großartige Menschen dort. Kam heute 2 Uhr wieder nach hier. Auch (entre nous) giebt jemand mein Schauspiel heraus. 
Many greetings Prinz J.


GEORG LANDAUER


25. 11. 44 Jerusalem - Gan Rehavia Hamaaloth Street Nebenstreet der King George Street
Sehr verehrter lieber Adon und Gentleman [517] 
Ich danke namentlich für ihr nobles Verständniß. Ich danke sehr, Adon! Sie waren verreist., wie ich fragte diese letzten Tage. 
Ich bitte Sie, machen Sie für mich den Versuch, da ich schwer krank war und noch bin: Herz, Seele, Gemüt verdüstert: Ich denk nur an Köln: Karneval - Herr Doktor, kann ich nicht 20 Pfund bekommen monatlich? Ich muß ja allein 5 Pfund meiner entsetzlichen Frau bezahlen, aber fast alle sagt der Anwalt: Genau so. 
Ihr ehemaliger Carnevalprinz Jussuf Else Lasker-Schüler 
(am Rand:) Wenn ich Antwort erhalte bitte, Adon, Couvert einige Male verkleben oder siegeln lassen! 
(auf der Rückseite ein Kopf im Profil mit rotem Ohrgehänge, darunter:) So sitz ich und danke Ihnen, Adon.


WERNER KRAFT


22. Juni 44 
Werner Krafft, [518] manchmal sitz ich so einsam am Fenster im C. Imperial und denke: Es ist nicht möglich. Dann: daß ich länger die Schmerzen im Körper aushalte, (/) die Traurigkeit (/) dann die Art hier, dann, daß Sie ein Dichter mit mir so verfuhren. Ich weiß nur, daß ein Meineid. in Elberf. gewesen, den alle schräg nicht ansahen vor Verachtung. Ich bin am Ende, so litt ich - hier im Volk für das ich mich schlug - seit - Kind. Alles, ja alles vorbei in mir, auch für E. leider: Liebe, Freundschaft sind Hände. Meine eigenen gebrochen. 
Jussuf (daneben auf Briefmarkenrand ein Kopf)

Texttyp

Briefe