Schiffe in der Ferne haben jedermanns Wunsch an Bord. Bei
einigen laufen sie mit der Flut ein. Bei anderen segeln sie
ewig am Horizont... bis der Beobachter resigniert sein Auge abwendet,
seine Träume verhöhnt von der Zeit, bis sie sterben.
Das ist das Leben der Männer. Frauen hingegen vergessen alle Dinge,
die sie nicht erinnern und erinnern alles, was sie nicht vergessen wollen.
Der Traum ist die Wahrheit. Dann handeln sie und dementsprechend verhalten sie sich.
Zora Neale Hurston
Einst träumte Tchuang-Tse, daß er ein Schmetterling sei. Ein
flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte
und nichts wußte von Tchuang-Tse. Plötzlich wachte er auf:
Da war er wieder wirklich und wahrhaftig Tchuang-Tse.
Nun weiß ich nicht, ob Tchuang-Tse geträumt hat, daß er ein
Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat,
daß er Tchuang-Tse sei. Obwohl doch zwischen Tchuang-Tse und dem
Schmetterling sicher ein Unterschied ist.
So ist es mit der Wandlung der Dinge.
Tchuang- Tse
(Ein Dialog zwischen Traum-Selbst und Wachem Selbst in der Raumzeit weit jenseits des Zweiweg-Spiegels. Während sie miteinander sprechen, trinken sie Schädelkrauttee aus kleinen grünen Tassen. Ab und an, um sich ein bißchen zu bewegen, jongliert Traum-Selbst mit zwei blauen Äpfeln, die ihre Schwester fangen soll.) TRAUM-SELBST: Es ist so schön, es ist überaus schön, daß du mal wieder hier bist. Ich habe mich richtig nach dir gesehnt.
Wir sehen uns ja kaum noch...
WACHES SELBST: Na, weißt du - du siehst mich doch fast jede Nacht!
TRAUM-SELBST: O ja, ich sehe dich. Aber du siehst mich kaum. Wirklich sehen, meine ich, und merken, daß ich dich sehe.
WACHES SELBST: Tja, was blieb mir anderes übrig. Ich mußte diesen Besuch riskieren. Du bist in letzter Zeit recht — aufdringlich geworden und...
TRAUM-SELBST: Meinst du nicht, die Bezeichnung »lebendig« wäre fairer?
WACHES SELBST: Na gut, dann eben lebendig. Ich will mich ja jeden Urteils enthalten, aber — (Traum-Selbst schnaubt kurz und verächtlich) — aber es kommt mir so vor, als sei dir in letzter Zeit alles Fingerspitzengefühl abhanden gekommen.
TRAUM-SELBST: Wovor hast du Angst? »Träumen und dann in die Realität zurückkehren heißt nichts weiter, als daß sich unsere Gewissensqualen in anderer Umgebung und anderem Gewände zeigen.« Ich glaube, das hat Colette geschrieben, und dabei war sie ganz und gar das, was ihr wach nennt.
WACHES SELBST: Also, jetzt hör mir mal zu: Ich hab dich nie verleugnet. Im Gegenteil, ich habe dich immer sehr geschätzt. Du warst all die Jahre sehr großzügig mit mir, dafür bin ich dir dankbar. Du gabst mir reiche und ausgefallene Metaphern für Gedichte, Fabeln für Geschichten, Einsicht in meine Ängste und Wünsche. Du hast mich doch immer fasziniert, du bist mir unentbehrlich.
TRAUM-SELBST: Man erkennt erst dann etwas als unentbehrlich, wenn man mit dem Gedanken gespielt hat, sich seiner zu entledigen.
WACHES SELBST: Unsinn, daran würde ich nicht einmal im Traum denken. Ich meine (Waches Selbst lacht gequält) — ich will doch nur sagen, daß ich schließlich auch irgendwie funktionieren muß. Ich muß Verabredungen und Termine einhalten, ich muß bewußte Gedanken bewußt durchdenken. Nur wenn ich ganz wach bin, kann dein Rohmaterial in Gedichte umgesetzt werden. Ich habe politische Verpflichtungen. Ich habe einen Ehemann, einen Sohn. Ich muß Briefe beantworten, auf Telefonanrufe reagieren. Ich bin für so vieles verantwortlich. Ich führe ein ausgefülltes und erfülltes Leben, ein nützliches Leben, ein Leben, mit dem ich zufrieden bin...
TRAUM-SELBST: Mit einem Wort: Noch auf Fingerhutgröße reduziert, könntest du dich als Königin des Weltraums fühlen, wenn dir nur deine guten Träume nicht im Wege wären?
WACHES SELBST: Nein, nein, nein. Ich habe nur das Gefühl, du versuchst, mich ganz in deine Gewalt zu bekommen. Ich kann es mir nicht leisten, halb benommen herumzulaufen — verstehst du das nicht?
TRAUM-SELBST: Du willst also sagen, da, »wo ich hingehöre«, bin ich nützlich? Bewußtes mag nämlich nicht, wenn jemand anders bestimmt, wo es hingehört, weißt du. Ich soll im Ghetto deines Schlafes existieren, und du willst dich nur dann, wenn es dir paßt, an mich erinnern? Du willst mich »interpretieren«? Wenn eine Träumerin einen klaren Fall von Unterdrückung erkennen sollte, wenn sie ihn träumt, dann bist du das.
WACHES SELBST: Ja, hm. Ich verstehe, was du meinst.
TRAUM-SELBST: Du machst mich nervös. In dem Moment, wo der Unterdrücker plötzlich etwas von der Argumentation des Unterdrückten begreift, verschärft sich meist die Unterdrückung. »Träume werden durch die Umsetzung in Realität geheiligt«, weißt du. Das hat Adelaide Proctor gesagt. Natürlich lebte sie im 19. Jahrhundert, als Frauen die meiste Zeit nur träumten. Andererseits wiederum war sie eine Dichterin.
WACHES SELBST: Ich bin auch eine Dichterin!
TRAUM-SELBST: Ja, Liebes, aber du lebst im 20. Jahrhundert, und die Wissenschaftler wissen inzwischen genau, daß Träume meist in der REM-Phase des Schlafes vorkommen. Und sie können — in ihren rührend pennälerhaften Versuchen, herauszubekommen, was zum Teufel ich eigentlich tue — die Tätigkeit der Gehirnströme, den Adrenalin-Ausstoß und die Veränderungen im erigierenden Gewebe aufzeichnen. Immerhin haben sie wenigstens diese lachhafte Freudsche Interpretation überwunden, daß alles, was ich dir zeige — vom schmerzlosen Sturz die Wendeltreppe hinunter bis zum Fliegen — ein Geheimcode für Sex sei, und daß jeder aufragende Gegenstand — vom jungen Tannenbaum bis zur Nase — eigentlich einen Penis bedeutet. Der gute Freud! Hab ich dir eigentlich schon mal erzählt, daß ich sein Traum-Selbst ganz gut kannte? Sie hielt ihn für fürchterlich beschränkt. Jung war für sein Traum-Selbst viel interessanter, und ich bin ihrer Meinung. Immerhin hatte er eine poetische Ader, einen einfallsreichen Stil, etwas Ehrfurcht, wenn er auch manchmal recht wolkig war...
WACHES SELBST: Du mußt mir hier nicht deine Bildung vorführen. Ich hab schon immer gewußt, wie gescheit du bist.
TRAUM-SELBST: Mit deinem Zugeständnis, ich sei »gescheit«, hast du noch nicht anerkannt, daß ich wirklich bin. Wußtest du, daß die Senoi auf der Malaiischen Halbinsel die Botschaften ihrer Träume zur Grundlage ihrer sogenannten »wachen« Existenz machen? Das nenne ich Achtung! Die Kinder der Senoi lernen, sich feindlichen Träumen zu stellen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie lernen, freundliche Träume herbeizurufen, sich voll in ihre Träume hineinzubegeben. Sie lernen, aus einem Traum mindestens eine kreative Idee mitzubringen; wenn sie zum Beispiel in ihrem Traum fliegen, dann sollen sie versuchen, zu irgendeinem Ziel zu fliegen und von dort etwas mitzubringen, ein Lied oder einen Gedanken oder ein Bild, die sie dann am Morgen, wie ein Geschenk, mit den anderen Senoi teilen. Die Gedanken werden dann zum Bestandteil der Kultur und der Tradition, bestimmen sogar die politischen Regeln des Stammes. Vielleicht sollte ich hinzufügen, daß die Senoi ein sehr friedliches Volk sind, eine Gesellschaft mit hoher Tanz-, Dicht- und Musikkunst. Sie haben den Gleichheitsgedanken konsequent verwirklicht und können von sich sagen, daß es bei ihnen seit Hunderten von Jahren keine schweren Verbrechen oder Konflikte gab.[1]
WACHES SELBST: Ja, aber da handelt es sich um die ganze Gesellschaft! Das geht vielleicht bei den Senoi — und ich beneide sie darum —, aber ich lebe doch in einer völlig anderen Kultur, einer Kultur, die die Achtung vor den Träumen in den Bereich der Künstler, der Idealisten, der gelegentlichen Therapeuten verweist. In meiner Kultur hat das Hellwachsein einen unverhältnismäßig hohen Stellenwert.
TRAUM-SELBST: Gab es je eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung, die nicht mit einem Träumer begann? Und wie kommst du eigentlich darauf, du seist wach, wenn du glaubst, du bist wach? Wie kann sich eine die Freiheit vorstellen, wenn sie noch immer in dem langweiligen alten Dualismus von Wachsein und Schlafen befangen ist, dem größten Trugschluß aller trügerischen, versklavenden Dichotomien? Außerdem, »wer würde je die Realität der Träume gegen relatives Wissen eintauschen?« Das hat Alice James gesagt. Sie träumte viel, aber ihr blieb auch nicht viel anderes übrig. Mir ist lieber, herbeigewünscht zu werden, als die einzige Zuflucht zu sein.
WACHES SELBST: Hör endlich auf zu zitieren! Es macht mich verrückt!
TRAUM-SELBST: Was ist denn Verrücktheit anderes als ein wacher Traum? Novalis sagte, »wenn wir träumen, daß wir träumen, nähern wir uns dem Erwachen«. Entschuldige, aber ich merke mir solche Sachen. Irgendjemand muß sich das ja merken. Du neigst dazu, viel zu vergessen.
WACHES SELBST: Ich weiß, ich weiß. Und bitte, glaub mir, ich bin nicht undankbar. Es ist nur so, daß... Also, gestern ist mir eine Kontaktlinse heruntergefallen, und ich konnte sie nicht wiederfinden. Weg. Letzte Woche habe ich meine Brieftasche in einem Taxi liegengelassen. Weg. Die Woche davor habe ich den ganzen Dienstag über geglaubt, wir hätten Montag, und dadurch eine Essensverabredung mit einer Frau verpaßt, die direkt aus Burma kam und sich nur zwei Tage in der Stadt aufhielt. Das passiert mir — mir, der zwanghaft Ordentlichen, Zuverlässigen! Es ist furchtbar. Wie kann so etwas nur geschehen? So bin ich doch gar nicht. Und das ist deine Schuld. Ich habe über dich nachgedacht, gegrübelt, bin wie eine Schlafwandlerin, wie im Traum durch meine Tage gegangen, sann darüber nach, wie laut und deutlich du dir Gehör verschaffst.
TRAUM-SELBST: Dir sind also ein paar Maschen von der Nadel gerutscht, ein paar Einzelheiten durcheinandergeraten — na und? Mich hat sowas noch nie gestört. Für mich zählt immer nur die allgemeine Richtung, die Botschaft generell. Außerdem, vor wem um alles in der Welt willst du deine Unfehlbarkeit unter Beweis stellen?
WACHES SELBST: Ich - ich - ich weiß nicht...
TRAUM-SELBST: Du hast gerade einen blauen Apfel fallengelassen. Das ist ein gutes Zeichen. Hier, nimm noch eine Tasse Tee.
(Waches Selbst schlürft langsam ihren Tee, ist sprachlos, schweigt.
Nach einer respektvollen Pause fährt das Traum-Selbst fort.) Es könnte natürlich auch an ihr liegen. Ich meine die, für die du dich so untadelig aufführen möchtest. Aber das weißt du ja selbst. Erinnerst du dich, wie sie sich zum Ausgehen anzog und du ihr dabei halfst? Du warst ungefähr zehn Jahre alt. Sie stand vor einem Spiegel und setzte sich einen schicken kleinen schwarzen Hut mit einem winzigen Schleier auf. Ihr beide schwatztet fröhlich miteinander, und du gingst mit ihr in den Flur des Mietshauses hinaus, zum Aufzug. Und erst als sich die Aufzugtüren öffneten und du die entgeisterten Gesichter der Leute sahst, wurde dir klar, daß du auf deinen Knien rutschtest und die ganze Zeit gerutscht warst, daß du ihr auf den Knien in den Flur hinaus gefolgt warst...
WACHES SELBST: O Gott, noch ein Mutter-Traum. Ja, den hast du mir erst letzten Monat verpaßt.
TRAUM-SELBST (sanft): War er denn wirklich so schlimm?
WACHES SELBST: Nein. Nein, ich glaube nicht. Eigentlich war er eher komisch, aber ein bißchen zu augenfällig. Gar nicht so wie der über ihren Tod.
TRAUM-SELBST: An den erinnerst du dich also immer noch, nach so langer Zeit — das gefällt mir aber sehr! Ich glaube, an dem haben wir beide wirklich gut zusammengearbeitet. Du wurdest...
WACHES SELBST:... telefonisch benachrichtigt, daß sie gestorben sei. Die Nachricht erschreckt mich nicht, ich bin darauf vorbereitet, habe es sogar erwartet. Glaube ich wenigstens.
Ich gehe ins Krankenhaus und automatisch, ohne nachzudenken, in ihr Zimmer. Natürlich ist das Bett leer, die Matratze ist zum Lüften hochgeschlagen, die Sprungfedern schauen hervor und gleichen nichtrostenden Knochen, oder braun angemalten Schlangen, die, in Formation gerollt, zu der unhörbaren Musik eines unsichtbaren flötenspielenden Indianers Ballett tanzen wollen. Im Schwesternzimmer sagt man mir, ihre »Überreste« seien unten, wie sie es euphemistisch nennen. Voll Schrecken wird mir klar, daß ich in die Leichenhalle des Krankenhauses hinuntersteigen muß.
Der Weg hinunter führt über eine Reihe von Aufzügen, Rolltreppen und kurvende Rampen. Die Korridore sind alle gelb-beige gekachelt, erinnern an die Gänge zu den Besuchsräumen im Gefängnis. Ich merke, wie ich laut vor mich hin sage, »es ist in den Eingeweiden des Hauses.« Plötzlich ergreift mich Panik, die mir klarmacht, daß dies ein Traum ist, und die mich zum Aufwachen bringen will. Doch offenbar bemühe ich mich ganz bewußt, weiter zu träumen, ich kämpfe sogar darum, den Traum fortzusetzen.
Ich komme in den Raum. Er ähnelt dem Raum des Metzgers hinter dem Fleischtresen im Supermarkt. Ein junger Mann hat Dienst, ist von dieser Arbeit eindeutig gelangweilt. Das Schwesternzimmer hat ihm mein Kommen angekündigt, ich gebe ihm dennoch eine Garderobenmarke.
Er führt mich an Bahren und Tischen vorbei, auf denen Körper liegen — unordentlich, in allen Lagen, nicht zugedeckt, einige angezogen, einige halb-nackt, einige nackt, doch absurderweise tragen alle Socken. TRAUM-SELBST: Das war ein hübscher Einfall. Diese Kleinigkeiten sind der Stolz meiner Arbeit. WACHES SELBST: Pscht - weck' mich noch nicht auf. Der Geruch — Desinfektionsmittel, die einen Gestank wie von brennendem Zucker überdecken — ist grauenhaft, die Unordnung abstoßend. Es ist sehr kalt.
Einige Leichen bewegen sich. Sie zucken mit den Gliedern, winden sich. Der Wärter .erklärt lässig, dies seien Muskelkrämpfe, hervorgerufen durch den Verwesungsprozeß: »Wie Papierstreifen, die sich im Feuer bewegen und zusammenrollen, verstehen Sie?«
Wir kommen dahin, wo sich offenbar meine Mutter befindet. Er macht sich an Stricken und Flaschenzügen zu schaffen, um sie auf ihrem »Tablett«, das wie die Platte eines Seziertisches über uns hängt, herunterzulassen. Dabei erklärt er mir die ganze Zeit, sie seien überfüllt und müßten daher »einige unter die Decke hieven«. Während das Tablett heruntergekurbelt wird, werde ich wieder von dem wilden Wunsch, wegzurennen, geschüttelt, doch wieder wehre ich mich verzweifelt dagegen — und strenge mich ganz bewußt an, weiter zu träumen.
Sie liegt ausgestreckt, entspannt und lächelnd da. Ihr Gesichtsausdruck läßt sie jünger erscheinen. Ich komme nicht an ihren Kopf heran (beim Herunterlassen schwang das Fußteil in meine Richtung, ihre Füße stecken in diesen allgegenwärtigen Socken), also beuge ich mich vor und küsse ihr Knie. Ich muß mich dazu zwingen, aber zugleich spüre ich auch den Wunsch, sie zu küssen. Die Haut fühlt sich wie gefrorenes Metall an — nicht einfach nur kalt, sondern schneidend kalt.
Als ich sie jedoch küsse, rollt sie sich auf die Seite, klatscht in die Hände wie ein Kind und lacht voller Vergnügen. Doch ihre Augen bleiben geschlossen, sie bewegt sich weiter wie eine Schlafende. Sie murmelt: »Hast du die Ringe und das Bargeld aus meiner Wohnung rausgekriegt, ehe sie sie versiegelt haben?«
Übelkeit steigt in mir auf, doch ich antworte »ja«, lüge schnell. Es macht mich krank, daß dies ihre erste Frage von jenseits der Grenzen des Lebens ist, daß sie immer noch, auch nach ihrem Tode, Sorgen um Geld und Besitz plagen. Ich ergreife ihre Hände und ziehe sie unsanft in eine halbsitzende Position. Wie leicht sie ist!
Ich lasse eine Hand los, um ihr den fünffachen Wicca-Segen zu spenden. Aber ich habe kein Öl, also muß ich meinen Speichel benutzen, muß mit meinen zitternden Fingern immer abwechselnd ihre Haut und meine Zunge berühren. Ich erteile den Segen in meiner eigenen Form, wie in »Das Selbst«*, (*Teil V in »The Network of the Imaginary Mother« in »Lady of the Beasts«, Random House, New York 1961, (bisher nicht in deutscher Sprache erschienen): »Gesegnet sei mein Gehirn / auf daß ich meine eigene Kraft erkennen kann. // Gesegnet sei meine Brust / auf daß ich jene, die ich liebe, ernähren kann. // Gesegnet sei mein Leib / auf daß ich das erschaffen kann, was ich erschaffen möchte. // Gesegnet seien meine Knie / auf daß ich mich beugen kann, um nicht zu zerbrechen. // Gesegnet seien meine Füße / auf daß ich den Weg meiner heiligsten Wünsche gehen kann.« indem ich ihre Stirn, ihre Brüste, ihre Scham, ihre Knie, ihre Füße berühre, während ich sie die ganze Zeit mit der rechten Hand in ihrer sitzenden Position halte.
Sie öffnet ihre Augen und unterbricht mich: »Ich werde dir deinen Segen nachsprechen«, sagt sie leicht gereizt, »aber nur, wenn du das »Sch'ma« mit mir sprichst.« Die Lächerlichkeit der Situation hat für mich nun derart kosmische Ausmaße angenommen, daß ich sie komisch finden kann. Ich schlucke also und nicke zustimmend. Zusammen sprechen wir: »Sch'ma Jisrael, adonoi elohenu donoi echod, omen selo,«* (** Das hebräische Tagesgebet: »Höre Israel, der Ewige unser Gott, der Ewige ist Einzig, Amen.«) Welche abstoßende Ironie, daß sie von mir die Mitwirkung bei einem so patriarchalen und nationalistischen Gebet verlangt. O Mamma!
Doch dann sehe ich, wie die stumpfen dunkelrötlichen Hornhäute ihrer Augen einen leichten Lichtschimmer widerspiegeln, und ich flüstere eindringlich: »Schau mich an, schau, sieh das Licht in meinen Augen, o schau her!«
Sie jedoch schaut sich langsam um und fragt: »Sind die hier auch alle adoptiert?« Ich höre mich antworten: »Alle — von der Großen Mutter des Lebens und des Todes.«
»Oh, dann ist es gut«, antwortet sie.
Dadurch ermutigt, dränge ich sie nochmals, in meine Augen zu schauen, bis wir es wagen, den ganzen Raum mit Licht zu erfüllen.
Ich rufe laut »Empfange deine Tochter« — und kann nicht sagen, ob ich sie um meinetwillen anrufe oder eine Andere um ihretwillen. Ein strahlendes Lächeln erfüllt ihr Gesicht, und dann fällt sie zurück, schlaff, leblos.
Ich trete ehrfürchtig zurück. Die Stille summt. Nach einer Weile frage ich den Wärter ernsthaft: »Passiert so was öfter?«
Er zuckt die Schultern, lakonisch wie immer: »O ja, wenn sie es schaffen, rechtzeitig hier zu sein, ehe sie steif werden. Auch der Tod ist ein Prozeß, wissen Sie — nicht nur das Leben. All diese Dinge haben ihre allmählichen Übergänge.« Und damit kurbelt er ihr Tablett wieder ruckweise nach oben, so daß die Einbalsamierungsflüssigkeit an den Seiten herausschwappt.
Endlich kann ich jetzt meinem Verlangen, aufzuwachen, nachgeben. Jetzt besteht kein Anlaß mehr, den Traum fortzusetzen. Er ist zuende.
TRAUM-SELBST: Das war wunderbar und tapfer. Ich bin stolz auf dich. Und vielleicht ist es gut, daß du deiner Mutter nie von diesem Traum erzählt hast. Er würde ihr vielleicht nicht gefallen. Mir gefällt er. Aber, Liebling, die Fußnoten! Das war etwas enttäuschend. Das ist so wach.
WACHES SELBST: Wie? Was meinst du? Darf man nicht mal mehr etwas erklären? Einige Dinge klarmachen?
TRAUM-SELBST: Das meine ich nicht. Wenn du aus dem Zustand des Träumens, den du den Zustand des Wachseins nennst, erwachst, wenn dir klar wird, daß das, was du wach nanntest, nur ein Traum war, — dann ist alles erklärt, dann ist alles geklärt. Wenn du begreifst, daß Leben vielleicht nur eine Täuschung ist, daß die Angst vor dem Tod vielleicht der Sehnsucht, an einem regnerischen Morgen lange auszuschlafen, gleicht, daß Sterben nichts weiter sein könnte als in der blaßgrünen Morgendämmerung eines Sommertages allmählich ins Wachsein zu gleiten — dann brauchst du für nichts mehr eine Erklärung, dann ist alles aufs vollkommenste klar. Aber das erreicht man doch nicht mit Fußnoten, mein Liebes.
WACHES SELBST: Aber - ich will mich doch anderen mitteilen. Sollte ich nicht so verantwortungsbewußt sein, daß...
TRAUM-SELBST:... du ohne Fehl und Tadel erscheinst? Und wie willst du dann Dinge erklären wie damals das mit Sylvia Plath, die ihre Haare wusch und sich umdrehte, um dir ihr Diamanthalsband zu geben? Eine flache glitzernde Kette, die tatsächlich aus Eis geschnitten war — was du merktest, als du sie in all ihrer eiskalten Schönheit um deinen Hals legtest. Und da begann sie zu schmelzen, nicht? Oder wie könntest du auf irgendeine Weise das Bild des Haufens winziger spuckebrauner Würmer vermitteln, die im Zentrum der unsichtbaren gelben Sonnenblume durcheinanderkrabbeln? Wie den Augenblick erklären, als ihr euch — dein Mann und du — küßtet und jeder von euch Blut an den Lippen hatte, doch keiner wußte, wessen Blut? Würden dir da Fußnoten weiterhelfen?
WACHES SELBST: O mein Gott, die hatte ich ganz vergessen...
TRAUM-SELBST: Und als er dich in eine Heilanstalt einweisen wollte? Als du ihm ein Schwert ins Herz stoßen wolltest? Oder — wenn wir gerade dabei sind — als sein Körper in strahlendes Licht getaucht war; oder als er auf der Flutwelle, vor der du dich so fürchtetest, einfach dahintrieb, wohlwollend lächelte und dir zurief, du möchtest ihn in der Lagune hinter dem Sturm treffen? Oder als du ein Treibhaus voll strahlender Tigerlilien und Iris verschmähtest und statt dessen unbedingt mit einer Komposition aus einer einzigen welkenden schwarzen Tulpe und vier Weizenähren an dem Wettbewerb um das schönste Blumenarrangement teilnehmen wolltest? Dir war sehr wohl klar, daß ein so bizarrer Auftritt keinerlei Aussicht auf einen Preis hatte, doch du warst störrisch und sagtest...
WACHES SELBST: »Helle Blumen werden auch welk, ihnen geht es nicht anders. Aber eine schwarze Tulpe, auch eine sterbende schwarze Tulpe, ist etwas Einmaliges.«
TRAUM-SELBST: Ich habe dich beobachtet, nachdem du dir eingeredet hattest, du seist von dem Traum erwacht. Ich habe beobachtet, wie du die schwarze Tulpe als deine Liebe zu ihm gedeutet hast.
WACHES SELBST: War sie das denn nicht? Ich dachte...
TRAUM-SELBST: Ich weiß, was du dachtest. Es wäre zur Abwechslung mal hübsch, wenn du wüßtest, was ich dachte. Also, war sie das wirklich? Du weißt es natürlich ebensogut wie ich. Für mich war die schwarze Tulpe eher dein eigener Stolz auf das Negative deiner Liebe für ihn.
WACHES SELBST: Stolz auf meine Negativität? Warum um alles in der Welt sollte ich den haben?
TRAUM-SELBST: Hast du damit nicht auf der Anerkennungs-Skala der Frauenbewegung Punkte gesammelt? War es damals nicht eine Verlagerung deines Bedürfnisses, vor ihm unfehlbar zu erscheinen, auf das Bestreben, anderen Feministinnen gegenüber unfehlbar zu sein?
WACHES SELBST: Also — jetzt warte mal einen Moment, das ist wirklich unfair! Ich meine — natürlich hab ich das ein bißchen verlagert, wie du sagst. Aber das ist doch nur die eine Seite der Medaille. Erstmal habe ich ihm gegenüber ja wirklich zeitweilig ganz tiefe negative Gefühle gehabt — war voller Haß, voller Verzweiflung, war seinetwegen so von Schmerz erfüllt, daß ich überhaupt nicht mehr wußte, wer ich war oder sein könnte. Du weißt das besser als ich: Du hast mir die Dienstmagd des Heiligen Mannes gezeigt; du hast ihn als Tornado ausgeatmet, der das ganze Haus erschütterte, während ich unser nacktes schlafendes Kind auf die Straße hinaustrug und mit jedem Muskel, jeder Sehne meines Körpers gegen die Windstöße ankämpfte; du hast mich seinen Selbstmord nicht verhindern lassen, als er drohte, aus dem rasenden Auto zu springen. Und wenn wir gerade dabei sind: Nur in deiner Anwesenheit hat er sich in meine Mutter verwandelt!
TRAUM-SELBST: Hör doch mit all diesen Anschuldigungen auf, Liebes: »Du hast, du hast...« — als ob du und ich zu trennen seien. Das ist langweilig und unserer nicht würdig.
WACHES SELBST: Aber das ist nicht alles. Das Licht war da, die Lagune war da. Außerdem habe ich für ihn mehr Liebe empfunden als für irgendeinen anderen Menschen, habe ihn besser erkannt, als irgendeinen anderen, habe von ihm mehr Liebe und Anerkennung erfahren, als von irgendeinem anderen Menschen, mehr — Verschlungenheit der Seelen, möchte ich sagen, als mit irgend jemand anderem. Außer unserem Kind, möglicherweise. Doch das ist etwas anderes. Und dann läßt du leichtfertig einen ganzen Bereich außer acht, in dem durchaus Metaphorisches passiert. Es gab doch nicht nur sklavisches Betteln um Anerkennung durch andere Frauen. Weißt du nicht mehr, wie du mir gegen ein ganzes Kollektiv linientreuer Zentralkomitee-Frauen geholfen hast, die das Kind gekidnappt hatten, weil sie mich vor der Unterdrückung, ein männliches Kind geboren zu haben, »retten« wollten? Erinnere dich an all die Träume von einer bestimmten Frau, die ich mehr liebte als jede andere, und von der ich glaubte, sie liebe mich? Erinnerst du dich, wie sie in einem Restaurant meinen Arm so verdrehte, daß der Knochen brach? Erinnerst du dich, wie sie in der U-Bahn heiratete und mich als Ehrendame ablehnte? Wie ich während der Trauungszeremonie gekränkt und verletzt dasaß und eine U-Bahn-Reklame las, auf der ein Foto von mir war mit der Unterschrift »Ehemaliger Kinderstar und auch sonst ganz gut zu gebrauchen«?
TRAUM-SELBST: Ich glaube, wir versuchten, dir etwas mitzuteilen — meinst du nicht auch?
WACHES SELBST: In der Tat, das versuchten wir. Doch habe ich auf uns gehört? O nein, ich bin ja keine Senoi, ich bin nur ein bißchen doof.
TRAUM-SELBST: Komm, komm, nun spring nicht gleich ins andere Extrem, von der Selbstverteidigung zur Selbstverachtung. Bleib doch mal einen Augenblick bei der Selbsterkenntnis.
WACHES SELBST: Aber Selbsterkenntnis ist nicht immer verfügbar, manchmal auch gar nicht so wünschenswert, wenn du nämlich in Schweiß gebadet mit hämmerndem Herzen aufwachst, und wenn du zu gewissen Zeiten merkst, daß du nachts Angst vorm Einschlafen hast. Du brauchst dich hier gar nicht so unschuldig und hilfsbereit aufzuspielen. Was ist denn mit den Opfern von Bombenangriffen, von Vergewaltigungen, von Konzentrationslagern — was ist mit der Folter, die sie erleiden, wenn sie, manchmal bis zu ihrem Lebensende, Nacht für Nacht den gleichen Augenblick der schlimmsten Greuel träumen? Ist das etwa freundlich von dir und deinesgleichen? Ist das barmherzig?
TRAUM-SELBST: Freundlich vielleicht nicht, nein, doch merkwürdigerweise barmherzig... Es gibt Schlimmeres als sich erinnern. Wird eine solche Erfahrung vergessen, so kann der Mensch für immer in ihrem Bann bleiben. Sich erinnern ist vielleicht die einzige Möglichkeit, sie zu überleben, zu exorzieren. Außerdem kannst du wirklich die Dinge nicht so trennen, wie du das gerade tust. Immerhin arbeiten Traum und Träumerin ja zusammen. »Träumt bessere Träume«, mahnte Mark Twain. Ich bin nur das Medium. Und du hast schon überhaupt keinen Grund, dich zu beschweren. Dir ist es doch gar nicht so schlecht ergangen. Du hattest doch nicht nur Alpträume, oder? Ich erinnere mich deutlich, wie du eine Hawaiianische Prinzessin warst und ekstatisch in deinem Körper, geschmeidig und zu einer schimmernden Patina geölt, tanztest, — sorglos und vertrauensselig um die Öffnung eines Vulkans tanztest. Laurence Olivier sah zu, glaube ich. Oder Dirk Bogarde. Ich weiß nicht mehr wer von beiden. Doch du warst so in deinen Tanz versunken, daß du das gar nicht bemerkt hast.
WACHES SELBST: Ja - und dann die wunderbare Reise, die wir in unserem Körper unternahmen, weißt du noch? Als wir mir all die feinen Mechanismen zeigten, das perfekte Gleichgewicht der Kräfte, und wie das Blut in granatroten Stromschnellen durch die Arterien schoß. Ich erinnere mich, daß die Lymphe wie eine Schicht milchiges Kristall aussah. Ich erinnere mich an das unüberhörbare, unbezwingbare Echo des langsamen Trommelschlags meines Herzens, das von jedem Knochen zurückgeworfen wurde... Oh, und jener wundervoll erotische Nachmittag, als sich während meines Mittagsschlafs mein Mann durchs Fenster ins Zimmer stahl und mein Liebhaber wurde, bernsteinfarbenes Sonnenlicht und langsame flüssige Körper wie Stäubchen im Luftzug schwebend...
TRAUM-SELBST: Ich fühle mich sehr geschmeichelt, daß du mein Repertoire zu würdigen weißt und einiges vom Besten behalten hast! Du bist schon eine tolle Frau, trotz allem. Kein Wunder, daß ich dich liebe und daß ich all die Jahre zu dir gehalten habe. Glaube nicht, daß das immer leicht war. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sende und sende und sende und gebe mir solche Mühe, erfindungsreich zu sein, neue und überraschende Ausdrucksformen für Dinge zu finden, mit denen ich vorher nicht zu dir durchdringen konnte.
WACHES SELBST: Darf ich dich etwas fragen?
TRAUM-SELBST: Aber bitte - das wäre eine gute Abwechslung.
WACHES SELBST: Was passiert mit Träumen, die sich nicht darstellen? Ich glaube, das hat der Elefantenmann gefragt.
TRAUM-SELBST: Eine gute Frage! Dir ist gerade wieder ein blauer Apfel runtergefallen. Also, wir stellen uns dauernd in irgendeiner Form dar, verstehst du? Es hängt dann eben davon ab, wie genau — oder wie frühzeitig — man auf uns hört. Zum Beispiel träumen du und ich seit Jahren von Freiheit; ich erinnere mich, daß du dafür getötet hast, gestorben bist, gefoltert wurdest, in Guerilla-Kämpfen mit Maschinengewehren geschossen hast, vor Erschießungskommandos und unter die Guillotine gestellt wurdest...
WACHES SELBST: Ja, ich auch. Erinnere mich bitte nicht daran. Mir bricht noch immer der kalte Schweiß aus, wenn ich daran denke...
TRAUM-SELBST:... aber wir brauchten sehr lange um, ja, um das alles irgendwie festzumachen. Simone Weil hat gesagt: »Jetzt ist es an der Zeit, nicht mehr von Freiheit zu träumen, sondern uns zu entschließen, sie ins Leben zu rufen.« Das ist natürlich ein wenig zu ausschließlich formuliert. Also versteh mich bitte nicht falsch: ich bereue nichts von dem, was uns in den früheren Jahren gelungen ist. Erstens war es das Beste, was wir unter den damaligen Umständen tun konnten, und zweitens war es auch zweckmäßig, denn es fand ja gleich eine reale Anwendung. Denn sieh mal, wir sind ja erst seit etwa zehn Jahren überhaupt in der Lage gewesen, Rollen für DIE MUTTER oder DEN EHEMANN oder DAS KIND zu entwerfen. Und jetzt erst kommen wir allmählich zu dir, zu uns!
WACHES SELBST: Also, der Teufel soll mich holen, wenn ich meine eigene Situation auch nur entfernt als »Ausnahme« ansehen wollte. Die Falle kenne ich. Ich weiß seit langem, daß das Persönliche das Politische ist...
TRAUM-SELBST: Dadurch wird es nicht weniger persönlich.
WACHES SELBST:... und ich wollte mich nie auf irgendeine sogenannte persönliche Lösung einlassen. Außerdem gab es die gar nicht.
TRAUM-SELBST: In der Tat. Du brauchtest ihr also gar nicht so angestrengt auszuweichen. Und daß es keine persönlichen Lösungen gibt heißt ja nicht, daß es keine persönlichen Versuche, Veränderungen, Bestätigungen geben kann.
WACHES SELBST: O, das weiß ich, mein Liebes. Ich werde nie vergessen, wie ich mal — du weißt es sicher auch noch — mit Kenneth und Blake am Strand spielte. Das ist mein Mann und mein Sohn...
TRAUM-SELBST: Schon wieder Fußnoten, und das für mich - das ist nun wirklich albern...
WACHES SELBST: Natürlich - entschuldige: Also wir drei, wir gingen hinaus, um auf einer langen, niedrigen, silbernen Sandbank zu spielen. Es war ein strahlender Tag, sanfter warmer Wind und rötlich-blaues Licht. Doch dann die Mahnung: Solche Schönheit kann für andere Tod bedeuten... Ich weiß noch nicht mal, was für Fische es waren, vielleicht junge Seebarsche oder Makrelen, klein wie Stichlinge, Hunderte von ihnen, durch die Ebbe zwischen Sandbank und Strand eingeschlossen. Und plötzlich die Möwen, die herbeigeschossen kamen und kreisten, eine Wolke von Flügeln vor der Sonne...
Und dann der Blick. Der eine Blick, den Kenneth und ich wechselten, ohne Worte. Und dann sprangen wir plötzlich beide im gleichen Augenblick auf und fingen an zu laufen, hin und zurück, unsere Hände voll luftschnappender Fische, die wir hinaus ins offene Wasser und ins Leben trugen. Dann vergaß Blake, der damals erst sieben war, völlig, daß dies ja der gefährliche Ozean war und watete unerschrocken bis zu den Brustwarzen im kurzen unruhigen Wellengang. In seinen kleinen von silbernen Schuppen bedeckten Fäusten hielt er sich verängstigt windende kleine Fische, die er — sogar auf die Gefahr hin, das Gleichgewicht zu verlieren — weit hinaus ins offene Wasser schleuderte. Und die Freundlichkeit, mit der der fremde Mann am Strand meine Entschuldigung akzeptierte, weil wir einfach den Sandeimer seines kleinen Kindes requiriert hatten, um ihn mit Wasser und den Körpern todgeweihter Fische zu füllen und so fünf oder acht oder sogar zwölf auf einmal hinaustragen und retten konnten. Und die anderen Menschen, die mit uns diese einmalige Gelegenheit, direkt etwas zu retten, nutzten. Die Hochstimmung von allen, ganz gewöhnliche Strandbesucher bei Ebbe an einem heißen Sommertag, die wir eine Menschenkette bildeten, um endlich einmal ein paar andere Geschöpfe zu retten.
Ich weiß noch, wie ich dachte: ich bin so dankbar. Ich bin so dankbar, daß es einen Menschen wie Blake gibt, daß ich jenen Blick mit Kenneth wechseln konnte, daß ich eins mit all diesen guten Menschen war, daß ich fühlen konnte, wie sich das glitschige Leben aus meinen Händen heraus freischwamm, dankbar sogar für die sich sammelnden Scharen niederstoßender Möwen, die, als hätte der Wind die Nachricht verbreitet, herbeigeschwebt kamen, um das zu fangen, was wir nicht mehr retten konnten. Nützen und von Nutzen sein — und damit klar und ehrlich umgehen. Ich weiß noch, wie ich dachte: ich möchte lernen, solche Dinge zu lobpreisen, aktiv, bis ans Ende meiner Tage.
Das war ein Traum von Freiheit. Ein Traum voller Wunder...
TRAUM-SELBST: O mein Liebstes. Hier handelt es sich um das, was du »Realität« nennst. Es war am Nachmittag des 15. Juli 1976 am Strand von Amagansett, Long Island. Dieser Traum hat »wirklich stattgefunden«, wie du sagen würdest.
WACHES SELBST: O wirklich? Wirklich? Er war so real, so perfekt, daß ich nicht ganz sicher war...
TRAUM-SELBST: Na, vielleicht besteht ja doch noch eine Chance, daß du aus der Vorstellung, du seist wach, aufwachst. Welch großes Geheimnis, dies Er-träumen! Du hast auch deinen Weg zur Freiheit schon mal er-träumt. Du nanntest es die Reise ohne...
WACHES SELBST:... ohne Fahrkarte. Ja. Ohne Schlaf, ohne Psychodrogen, ohne Alkohol. Ich lag eines nachts nur einfach so im Bett, war noch nicht im Halbschlaf. Kenneth schrieb nebenan ein Gedicht, Blake war noch nicht geboren. Und mit einemmal schwimme ich, aber nicht in Wasser, sondern in Licht. Ich schnelle hinauf und hinunter als sei ich nun ein Stichling oder ein farbiges Regenbogenband, das sich mit anderen Streifen des Spektrums verschlingt und in ein Meer von Spektralfarben taucht. Und dann sind wir alle miteinander Facetten eines einzigen Kristalls, fliegen auf Strömen von Licht dahin. Dann — ja dann...
TRAUM-SELBST: Ich bin ja hier, laß dir helfen. Dann ist da ein Marmorbuch...
WACHES SELBST: Ja, richtig, ein Marmorbuch. Es ist wie eine aus schwerem rosa-geädertem Quarz geschnittene Platte, und es ruht auf einem Marmorpostament, das aus einem marmornen Fußboden aufragt. Der Raum ist groß — eine riesige Halle, und völlig leer, außer mir, die ich vor dem Sockel stehe und versuche, all die Hieroglyphen, die in dem Buch eingemeißelt sind, zu entziffern. Um mich herum ist ein ständiges Summen, und als ich aufschaue, sehe ich, daß die Wände zu einer riesigen Honigwabe geworden sind, die sich höher und weiter erstreckt, als meine Augen reichen. Allüberall sind unendliche Mengen von Honigwaben-Zellen, und in jeder winzigen Zelle befindet sich etwas Lebendiges, das atmet, sich krümmt, gestikuliert, seine Aufgaben erfüllt. Mir wird klar, daß ich mich inmitten eines Strangs der DNS-Helix befinde, daß jede Zelle, jedes Teilchen von Energie lebendig ist — nicht nur als Potential, sondern hier und jetzt. Lebendig, ganz, voll, vollkommen, sterbend. Ich weine vor Erleichterung und Glück.
Dann sehe ich, wie sich vor mir, doch weit weit weg, drei Gestalten aus ihren Zellen lösen. Sie bewegen sich langsam auf mich zu. Geschlecht, Alter, Rasse sind nicht zu erkennen, doch sind es eindeutig Menschen. Jede trägt eine Art dunkles mittelalterliches Gewand mit langen weiten Ärmeln, die die Hände verdecken, und mit großen weichfallenden Kapuzen, die den Kopf völlig verhüllen. Sie kommen mit gleichmäßigen, langsamen, wiegenden Schritten auf mich zu — die Köpfe vorgeneigt, so daß die Kapuzen über ihre Gesichter fallen. Die drei Gestalten sind ehrfurchtgebietend aber nicht angsteinflößend.
Zu meinem Erstaunen scheinen sie jedoch mit mir in Kontakt treten zu wollen, und vor Schreck lasse ich das Marmorbuch, das ich gerade von seinem Sockel gehoben hatte, fallen, und es kracht auf den Boden und zerbricht in tausend Stücke.
Daraufhin beginnt eine der drei Gestalten mit einer geschlechtslosen, von großer Trauer und von Mitleid erfüllten Stimme zu reden.
»Ach«, haucht sie, »jetzt mußt du das Buch aus all den kleinen Stücken neu zusammensetzen. Du mußt herausbekommen, was drin steht.«
»Aber das kann ich nicht«, rufe ich laut. »Das ist unmöglich. Ich kann das nie mehr wieder zusammensetzen, und selbst wenn ich es könnte, so weiß ich überhaupt nicht, wie ich seinen Inhalt verstehen sollte.«
Nun antworten die drei gemeinsam: »Ach«, seufzen sie, »aber du mußt, liebes Kind. Sonst wirst du nie in deinen Körper zurückkehren.«
Und da rüttelt mich Kenneth, ruft mir zu, ich schliefe mit weit offenen Augen, ruft mich...
TRAUM-SELBST: Und bist du je in deinen Körper zurückgekehrt?
WACHES SELBST: Ich... was meinst du? Natürlich bin ich... Ich bin doch hier, oder? Erzähl mir nicht, daß ich auch dies träume...
TRAUM-SELBST: Sieh es doch mal so: was machst du jetzt gerade? Ich meine natürlich, außer Tee trinken und mit blauen Äpfeln jonglieren.
WACHES SELBST: Ich tippe dieses Gespräch als Kapitel für mein neues Buch.
TRAUM-SELBST: Dein neues Buch. Und wie soll es heißen?
WACHES SELBST: Ich weiß noch nicht. Aber ich glaube - ja, ich glaube: Die Anatomie der Freiheit. Aber ich kann eigentlich nicht sagen, warum.
TRAUM-SELBST: Warum weißt du das nicht?
WACHES SELBST (gereizt): Weil ich, genau genommen, überhaupt nichts über Freiheit weiß. Weil ich, während ich schreibe, einiges darüber erfahre. Weil ich immer noch die Bruchstücke zusammensetze.
TRAUM-SELBST: Aha...
(Es entsteht eine lange Pause, während das Wache Selbst dies in sich aufnimmt.)
WACHES SELBST (spricht sehr langsam): Du... meinst... ich... ich setze immer noch zusammen... Das ist wirklich... Ich bin nie in meinen Körper zurückgek... O nein. Um Gotteswillen. Das ist zu viel für mich. Das reicht mir jetzt. Ich schaffe es sowieso nie, niemals. Ich muß aufgeben, muß die ganze Sache schmeißen, muß das Buch lassen. Eigentlich habe ich ja wohl das Buch bereits gelassen, fallengelassen meine ich, und kann es nicht mehr zusammensetzen. Morgen früh rufe ich meine Lektorin an und sage ihr, daß ich überhaupt keinen Weg sehe, wie ich...
TRAUM-SELBST: Pscht, pscht. Du bist einfach nur müde, das ist alles. Du vergißt, daß ich weiß, daß du mehr weißt, als du weißt, daß du weißt. Weißt du das immer noch nicht?
WACHES SELBST: Doch, ja, ich glaube ja. Ich meine, ich glaube, daß du weißt. Aber, aber...
TRAUM-SELBST: Liebstes Herz, hör auf herumzualbern. Immerhin kennen wir nun den Titel von dem Buch, nicht wahr? Das ist doch schon etwas!
WACHES SELBST: Wer hat je von einem Titel ohne Buch gehört!
TRAUM-SELBST: Die gleichen Leute, die von einem Grinsen ohne Katze* (* Anspielung auf die Katze in »Alice im Wunderland«. A.d.Ü.) gehört haben. Du liebst doch Katzen, nicht wahr?
WACHES SELBST: Ja, ja. Bestimmt. Das ist wenigstens sicher. Etwas Festes. Etwas, woran ich mich halten kann. Ich liebe Katzen.
TRAUM-SELBST: Was ist dann das Problem? Bist du noch nie darauf gekommen, daß du dich auf die Ganzheit jedes Teilchens als in sich geschlossenes Ganzes konzentrieren und auf diese Weise schließlich den Marmorblock verstehen könntest? Die Teilchen fügen sich dann wahrscheinlich ganz von selbst zusammen. In meiner Welt laufen die Dinge immer so.
WACHES SELBST: Wenn ich dir bloß glauben könnte! Wenn ich bloß glauben könnte, daß ich der Aufgabe gewachsen, ihrer würdig bin...
TRAUM-SELBST: Habe ich dich je belogen?
WACHES SELBST: Nein, niemals. Du bist die Einzige in meinem Leben, die mich nie belogen hat. Ich hab mich sogar selbst belogen. Aber du hast mir immer die Wahrheit gesagt, das stimmt.
TRAUM-SELBST: Dann hör mir jetzt gut zu, vertrau mir. Du wirst dir deinen Weg zur Freiheit genau in dem Augenblick erträumen, wenn die Freiheit ihren Weg auf dich zu träumt. Ich werde das selber in die Hand nehmen. Ich versprech's dir. Und ich werde dir dazu noch eine Losung geben, ein Amulett, ein Zeichen, das du selbst gemacht hast. Du hast nur vergessen, daß du es machtest, mein dummer Liebling. Versuch dich zu erinnern. Entspann dich und erinnere dich...
WACHES SELBST: Es ist eine andere Zeit und ein anderer Ort. Da ist eine kleine Statue. Ein junger Bildhauer hat sie geschaffen, den ich in einem anderen Traum zu meinem Liebhaber machte. In dem Raum sind lauter Regale, jedes Regal vollgestellt mit Maquetten, kleine Modelle der Riesenskulpturen, für die er sich einen Auftrag erhofft.
TRAUM-SELBST: Ja, ja - aber nun zum wichtigen Teil.
WACHES SELBST: Ich mag die Maquetten nicht. Sie sind alle abstrakt, sehr avantgardistisch, ein bißchen unreif. Ich hab ihm das wohl gesagt. Ich konnte noch nie meinen Mund halten.
TRAUM-SELBST: Du gehst ihr aus dem Weg. Laß sie rein.
WACHES SELBST: Aber da ist diese eine Statue. Eine kleine Figurine aus Terra-Cotta, knapp zwanzig Zentimeter hoch, das einzige Stück dieser Art unter all den anderen. Es ist eine kleine Göttinnen-Statue im kretischen Stil, mit nackten Brüsten und einem weiten langen Rock. Sie hält ihren Kopf hoch erhoben, ihr Kinn weist nach oben. Sie hält ihre Arme rechts und links ein wenig vom Körper ab, die ausgestrecken Hände weisen mit der offenen Handfläche nach vorn. Ich finde sie wunderschön. Ich will sie haben, für mich ganz allein. Ich stehle sie von dem Regal und laufe mit ihr davon.
TRAUM-SELBST: Wer ist sie? Was sagt sie? WACHES SELBST: Ich weiß nicht, wer sie ist! Wie kann ich das wissen? Irgend so eine Göttin. Aber ich weiß genau — ich weiß genau, was sie sagt, obgleich sie nicht spricht. Ist das nicht merkwürdig?
TRAUM-SELBST: Überhaupt nicht. Und wenn du weißt, was sie sagt, auch wenn sie nicht spricht, dann weißt du auch, wer sie ist, genau wie du weißt, wer ich bin, auch wenn ich nicht schweige.
WACHES SELBST: Du meinst - sie ist wir? Wir alle sind ich?
TRAUM-SELBST: Und was sagt sie?
WACHES SELBST: Sie sagt... sie sagt... oh, das ist zu schön, ich kann nicht... ich verdien es nicht...
TRAUM-SELBST: Doch, doch, du kannst. Versuch's. Laß uns alle miteinander sprechen, laß uns...
WACHES SELBST:
Ich bin stark, aber nicht brutal.
Ich bin sanft, aber nicht schwach.
Ich bin ewig und neugeboren.
Ich bin ganz und gar lebendig und sterbe jede Sekunde
Ich bin die Weinende, die dennoch lacht.
Ich bin die Stille und das Lied.
Ich leide an der Schönheit.
Ich bin die Schönheit.
Ich bin das Namenlose, das ihr Freiheit nennt.
Etwas in mir hat es immer gegeben.
Etwas in mir wird niemals aufhören zu sein.
Ich bin meine eigene heilige Kraft.
Ich bin was ich bin.
(Während sie dies spricht, ist das Wache Selbst aufgestanden, steht mit erhobenem Kopf, die Arme seitwärts, die Handflächen offen. Jetzt sieht sie sich um wie eine, die aus tiefem Schlaf erwacht, reibt sich benommen die Augen und gähnt. Das Traum-Selbst steht auf, geht auf sie zu, nimmt sie in die Arme und wiegt sie sanft wie ein Kind.)
TRAUM-SELBST (murmelt liebevoll): Ja, das ist es, was wir meinen, das ist es, ist es immer gewesen, nicht wahr? Und ist das nicht schön, ist es nicht ein Geheimnis, ein Wunder?
(Waches Selbst gähnt wieder und schmiegt sich eng an das
Traum-Selbst wie an eine Mutter, sie nickt schläfrig.)
TRAUM-SELBST (wie vorher): Armes Kind, du bist sicher erschöpft. Leg dich hin und schlaf ein bißchen. Es wird Zeit, daß ein wenig Ruhe und Realismus in dein Leben einkehren.
WACHES SELBST: Oh, aber... (sie gähnt wieder und sieht Traum-Selbst unter schweren Augenlidern an)... ich sollte doch an das nächste Kapitel denken. Das nächste Kapitel macht mir nämlich wirklich Angst. (Gähnt wieder.) Es handelt von Sex.
TRAUM-SELBST: Gut, wir werden daran arbeiten bis du aufwachst, mach dir keine Gedanken.
WACHES SELBST (spricht nur noch undeutlich): Und das Kapitel danach macht mir sogar noch mehr Angst. Es handelt von Ehe...
TRAUM-SELBST: Pscht, das richtet sich alles von selbst. Vertrau mir. Ich helfe dir bei beiden.
WACHES SELBST (versucht noch einmal, wach zu werden): O, aber ich kann doch nicht zulassen, daß du mein Buch für mich schreibst. Das... das wäre nicht...
TRAUM-SELBST (zieht den Kopf des Wachen Selbst wieder an ihre Brust und wiegt sie): Um alles in der Welt, Kind, wer hat denn wohl bisher immer deine Bücher geschrieben? Du bist doch ein kleines Dummerchen.
WACHES SELBST (kuschelt sich wieder zurecht): O, dann ist es wohl in Ordnung. Vielleicht bin ich überhaupt ein Schmetterling. Oder eine Göttinnenstatue. Oder eine Göttin. Oder ein silbriger Stichling. Oder ein Weizenhalm. Eine Sonnenblume. Eine Flutwelle. Oder gar Kenneth oder meine Mutter oder Blake. Es ist wirklich nett, daß du meine Bücher für mich schreibst. Irgend jemand muß ja, da ich wahrscheinlich wirklich all diese anderen Dinge bin.
TRAUM-SELBST: Still jetzt. Du sprichst im Wachen. Alles geht in Ordnung.
WACHES SELBST (ein letzter Versuch, wachzubleiben): Aber wie soll das nächste Kapitel anfangen? Das macht mir Angst. Es geht um Sex, weißt du noch? Ich hab nicht eine Idee.
TRAUM-SELBST: Also wenn dich das beruhigt, werde ich dir jetzt gleich die Anfangssätze geben, aber nur, wenn du versprichst, dann sofort zu schlafen. In Ordnung?
WACHES SELBST: Hmmm, in Ordnung. Schön. TRAUM-SELBST: Also, warte mal ... Wie wär's mit: »Alles wird als Begehren erfahren; Begehren ist ein Ausdruck von Neugierde, und weiterführendes Begehren ist ein Ausdruck von unstillbarer Neugierde.«... Wie gefällt dir das? WACHES SELBST: Hmmm, - schön, 'n bißchen philosophisch, aber schön und kühn... Wollte ja nicht ganz so orakelhaft sein, aber... Kommt schon in Ordnung, wie du sagst. Ich werd' mich nur nie nie dran erinnern. Zu müde.
TRAUM-SELBST (wiegt sie, lächelt): Wenn ich du wäre, was ich bin, würde ich mir keine Gedanken machen. Pscht jetzt, kein Gebrabbel mehr.
WACHES SELBST (bereits im Halbschlaf): O, nur noch eins... darf ich bitte von Freiheit träumen?
TRAUM-SELBST (wiegt sie und flüstert): Ja, mein Liebes, ja. Pscht, still jetzt. Ja, mein Einziges, du darfst von Freiheit träumen. Deshalb sind wir ja alle hier, seh — seh... (Das Traum-Selbst und das Wache Selbst verschwimmen und verschmelzen in ein Selbst, das langsam schlafwandelnd durch den Zweiweg-Spiegel schwebt. Auf der anderen Seite des Spiegels erhebt sich ein Schmetterling in schläfrigen Spiralen, läßt sich im bernsteinfarbenen Licht des späten Nachmittags auf dem Fensterbrett nieder, klappt seine Flügel zusammen und erwacht.)
* * *