Speckröllchen, ade, oder warum mit vier plötzlich alles anders wird

Bei vier- bis fünfjährigen Kindern vollzieht sich manchmal recht plötzlich ein eigenartiger Wandel - bei weitem nicht so offensichtlich wie die früheren Veränderungen, beispielsweise das aufrechte Stehen, das Sprechen oder das Ende des Windelzeitalters. Die einschlägige Literatur schweigt sich größtenteils darüber aus. Aber er ist nicht wegzuleugnen und verlangt Ihnen in jedem Fall eine Reaktion ab. Wenn Sie das größere Kind wie ein zweijähriges behandeln, hat das für beide Seiten ebenso fatale Folgen, wie wenn Sie einem Schulkind Windeln aufzwingen oder versuchen, Ihren Teenager im Tragetuch überallhin mitzuschleppen. Und doch kann es vorkommen, daß Sie die Veränderungen zunächst einmal gar nicht wahrnehmen.
Eltern haben's schwer, sind oft erschöpft und verwirrt, sehen alles durch die rosarote Brille des elterlichen Stolzes, sind manchmal überängstlich und haben immer die Erinnerung an die eigene Kindheit, mag sie nun gut oder schlecht gewesen sein, im Hinterkopf. Ganz zu schweigen von den vielen gut gemeinten Ratschlägen in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, die es zu beherzigen gilt. Da kann es schon vorkommen, daß man das, was vor der eigenen Nase passiert, zunächst einmal nicht bemerkt, obwohl viele dieser Veränderungen, wenn sie nur erst einmal richtig erkannt würden, den Alltag um einiges erleichtern könnten. Ihr Baby zum Zubettgehen zu bewegen und dabei die Sechsuhrnachrichten im Fernsehen versäumen, ist absolut verlorene Zeit, wenn Sie in Wirklichkeit ein fast sechsjähriges Kind vor sich haben, das sich nur allzu gerne die Nachrichten ansehen und mit Ihnen eine ernsthafte Diskussion über Perestroika führen möchte, ehe es ganz freiwillig von selbst ins Bett geht. Die scharfe Trennungslinie zwischen Kleinkind und größerem Kind gibt es wirklich.
Wie oft habe ich mir gedacht, daß die gut gepolsterten Beinchen eines Kleinkindes magisch-beschützerischen Charakter haben. Alles an der Gestalt eines Babys oder Kleinkindes ist fröhlich, rund und niedlich anzusehen. Die Speckröllchen an den Beinen harmonisieren voll und ganz mit dem abgerundeten, ganz aufs Praktische orientierten Lebensbild des kleinen Erdenbürgers. Seine Sprüche bringen die ganze Familie zum Lachen, seine Wünsche sind unabdingbar, seine Launen unberechenbar und seine Handlungen - zumindest aus seiner Sicht - ganz und gar ohne Konsequenzen. Irgend jemand wird das schon aufwischen. Irgend jemand wird das schon wieder reparieren. Mami neues kaufen, im Laden. Kein Problem, das nicht durch eine liebevolle Umarmung und eine warme Milch gelöst werden könnte. Dann verändert sich die Figur des Kindes: Alles wächst in die Länge und wird schlanker.
Die rundlichen Beinchen werden lang und spindeldürr, das kleine Schmerbäuchlein weicht einer anmutigen Wölbung nach innen, und plötzlich blickt das Kind, das eben noch ein Baby war, mit großen, verwundert fragenden Augen in die Welt. Warum regnet es? Wird die Maus nie mehr lebendig, wenn Tibby sie tot beißt? Komme ich ins Gefängnis, wenn ich einem Polizisten ein unanständiges Wort nach schreie? Mir wurde der Unterschied zum ersten Mal so richtig klar, als meine beiden Kinder etwas vom Ozonloch gehört hatten. Das ältere Kind brauchte mehrere Tage um mit den Ängsten fertigzuwerden: Ein Loch im Himmel, das schädliche Strahlen durchläßt und den Meeresspiegel so weit anhebt, daß viele Menschen ertrinken werden. Das blanke Entsetzen schaute ihm aus den Augen.
Die Dreijährige dagegen sagte nur: »Ahahaaa! Wir werden alle gebraten! Brutzel! Brutzel!« Sie glaubte kein Wort. Zunächst dachte ich, die beiden hätten eben unterschiedliche Charaktere. Aber dann fiel mir ein, daß Nicholas noch vor einem Jahr die gleiche unbeschwerte Lebenseinstellung an den Tag gelegt hatte. Sicherlich, vermutete ich, würde Rose in einem Jahr auf derartige Meldungen auch ganz anders reagieren. Ich sollte recht behalten. Und dann tauchte in meiner Erinnerung eine Szene aus meiner Kindheit auf. Zitternd vor Angst lag ich im Bett und dachte an das Kernkraftwerk ganz in unserer Nähe. Ich hatte Näheres über Radioaktivität erfahren. Auch mein kleiner Bruder wußte davon, aber er war im Gegensatz zu mir ganz fasziniert von der Vorstellung, irgendwann einmal richtig radioaktiv zu werden. Er wollte am ganzen Körper strahlen, »wie eine Uhr mit Leuchtziffern«. Nur allzu leicht verpaßt man den Zeitpunkt der Trennungslinie. Der Bruch kann irgendwann zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr des Kindes erfolgen, und wenn Sie viel beschäftigt sind oder noch kleinere Kinder zu versorgen haben, dann kann Ihnen das leicht entgehen. Vielleicht sind Sie auch noch so der Rolle der tröstenden, singenden, spielenden Mutter verhaftet, daß es Ihnen schwer fällt, davon loszukommen, wo das doch immer alles so gut geklappt hat.
Ich habe noch ewig mit dem fröhlichen Babygegurre weitergemacht, als mein Kind schon längst konzentriertes Zuhören und ernsthafte Gespräche verlangte. »Mami«, sagte mein Sohn auf einmal, »hör doch mit dem Unsinn auf.« Manchmal hilft es, ein oder zwei Tage von Ihrem Kind weg zu sein. Wenn Sie dann zurückkommen, sehen Sie wieder viel objektiver, was Ihr Kind braucht. Dieses Bedürfnis des Kindes ist genauso zwingend wie das des Babys, das nach Milch schreit. Es ist schwierig, groß zu werden, und das Stadium des Vierjährigen ist fast so etwas wie eine Generalprobe für die Jugend. Das Kind mag ein aktives, fröhliches, unerschrockenes Energiebündel sein, das halsbrecherisch radfährt und konzentriert mit seinem Legobaukasten arbeitet, aber es macht auch eine Zeit großer Verwirrungen und Offenbarungen durch. Alle möglichen Vorstellungen und Erwachsenenwahrheiten stürmen auf seine kleine Welt ein und erschüttern sie in ihren Grundfesten. Es ist, als entdecke er jede Woche einen neuen Planeten, ein neues wissenschaftliches Gesetz oder eine neue Religion. Nehmen Sie nur zum Beispiel die erste Erfahrung mit dem Tod: Ein zweijähriges Kind nimmt es gelassen zur Kenntnis, daß der Großpapa jetzt im Himmel ist.
Ein paar Jahre später bekommt dasselbe Ereignis eine ganz neue und schmerzliche Komponente. Auch wenn Sie vom Himmel erzählen, um den schmerzlichen Verlust abzumildern, müssen Sie doch zugeben, daß Menschen (und auch das geliebte Kaninchen) nicht mehr wiederkommen - niemals. Das hat meine Kinder - jedes zu seiner Zeit - so geschockt, daß sogar die unvermeidlichen »Peng-Peng-du-bist-tot-Spiele« eine Zeit lang abgewandelt wurden. »Ich schieße dich tot«, riefen sie, »aber nicht tot im Himmel, sondern richtig, peng-tot.« Auch bei kleineren Dingen gibt es Unstimmigkeiten. Monatelang hörten wir immer wieder die alte Leier: »Ich möchte auch so was haben.« Noch sechs Monate vorher konnten wir unbeschwert ein Eisenbahnmuseum besuchen oder an einer nostalgischen Dampflokfahrt teilnehmen. Unsere Tochter, damals zwei Jahre alt, winkte nach einem erlebnisreichen Tag fröhlich zu den Lokomotiven zurück. Ihr älterer Bruder quengelte mit unglücklichem Gesicht den ganzen Nachhauseweg, er wolle »auch so eine Dampflokomotive« haben, oder sein eigenes Kino oder eine echte Zugmaschine für sein Zimmer. Manchmal wurde er dabei richtig aggressiv. Sicherlich hätte man annehmen können, wir hätten ein verzogenes, materialistisches kleines Ungeheuer an unserem Busen genährt, aber wir versuchten, in diesen Situationen nicht gleich aus den Fugen zu geraten. Nach unserer Theorie - und ich glaube, wir hatten recht - war unser Sohn keinesfalls ein Ausbund an Habgier, sondern bekam ganz einfach nur die Vergänglichkeit der Dinge hautnah zu spüren. Mit einem Schlag wurde ihm bewußt, daß schöne Tage ein unvermeidliches Ende haben, daß Vergnügungen vergehen.
Später habe ich dann von Kindern gehört, die vor ihrem Geburtstag bittere Tränen vergießen, weil sie daran denken, wie traurig es sein wird, wenn der große Tag vorbei ist. Da können Sie nicht viel helfen, versuchen Sie Ihr Kind nur zu verstehen. Das Baby lebt unbeschwert in den Tag hinein, das Kind hingegen trägt die Bürde von unerfüllten und aufgeschobenen Sehnsüchten. Die Zeit ist unendlich lang, die Welt ist unendlich groß. An einem guten Tag ist das vierjährige Kind von dieser Vorstellung entzückt. Geschichten über die Zeit, als Mami noch klein war, oder aus längst vergangenen Zeiten, oder was man alles tun kann, wenn man erst einmal erwachsen ist, finden die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. An einem schlechten Tag will das Kind nur etwas von seiner kleinen, geborgenen Welt wissen und keinesfalls da herausgerissen werden. Alle Eltern kennen die Situation, wenn ihr Kind plötzlich darauf besteht, zu Hause zu bleiben oder sich weigert, in die Spielgruppe zu gehen, wo es ansonsten immer sehr glücklich war. Lieber bleibt es zu Hause bei einer durch die plötzliche Verweigerung total genervten und wütenden Mutter. Es will nicht spielen gehen oder sich wie ein Erwachsener benehmen. Es interessiert sich nicht für ein neues Buch und schon gar nicht für das Kasperletheater. Nein, es möchte auf Mamis Schoß sitzen und zum hundertsten Mal die gleiche Geschichte vorgelesen bekommen (eine, die Mami schon bei den Ohren raus kommt). Alle Bücher über Kinder betonen, wie wichtig der Prozeß der »Sozialisierung« ist, aber alle Eltern von Kindern zwischen drei und sieben werden zugeben, daß es in diesem Lebensabschnitt gelegentlich ganz unberechenbare Zeiten gibt Tage, Wochen oder auch Monate - in denen das eigene Kind alle anderen Kinder zu hassen scheint und sich weigert, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Für die Eltern kann das schwierig, frustrierend, mühsam und peinlich sein. Leichter tun Sie sich, wenn Sie sich vor Augen halten, daß die Furcht Ihres Kindes vor der feindlichen Welt ein wesentlicher Teil ist, sie zu begreifen.
Als meine Kinder klein waren und mit ihren gut gepolsterten Beinchen über den Strand stapften, dachte ich oft voller Wehmut an die Worte Isaac Newtons, die er gegen Ende seines Lebens äußerte: »Mir scheint, ich war nur ein Kind, das am Meeresstrand spielte... während der große Ozean der Wahrheit unentdeckt vor mir lag. « Damals betrachteten die Kinder fasziniert jeden glänzenden Stein, befaßten sich nur mit ihrer unmittelbaren Umgebung und allem was »greif- und werfbar« war. Erst wenn sie älter werden, heben sie erstaunt fragend ihre Augen und erkennen den großen Ozean der unentdeckten Wahrheiten, der sich vor ihren Füßen ausbreitet. Kein Wunder, daß sie manchmal zögern, sich dieser Herausforderung zu stellen. Aber die Zeit bleibt nicht stehen, und Kinder lernen schnell. Im Alter von sechs oder sieben Jahren haben sie sich mit Ihrer Hilfe eine Philosophie zurechtgelegt, wie sie mit den Fährnissen des Lebens umzugehen gedenken. Tatkraft tritt an die Stelle von Träumerei und Phantasie. Anstatt eine echte Lokomotive in das Kinderzimmer stellen zu wollen, schleppen sie einen Haufen Krempel in den Garten und machen sich daran, selbst eine Lok zu bauen. Sie zittern nicht vor Entsetzen, wenn sie erfahren, daß Kinder in der Dritten Welt Hungers sterben, sondern beginnen, irgend etwas zu Geld zu machen oder in der Schule zu sammeln. Gesetze und Verordnungen faszinieren sie: Lautstark verkünden sie Im Auto die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Als es Gesetz wurde, daß Kinder im Auto angegurtet sein müssen, waren es die Kinder, die darauf bestanden und die empört aufschrien, wenn die Eltern losfuhren, ehe der Gurt richtig saß.
Also sind dies die »Denkerjahre«, die Jahre, in denen Ihre persönliche Lebensphilosophie auf Ihr Kind übergeht. Ihre gesellschaftlichen, geistigen und emotionalen Wertvorstellungen werden von der nächsten Generation übernommen. Das ist eine äußerst beunruhigende Erfahrung. Die meisten von uns schlängeln sich durch die ersten Jahre des Erwachsenseins ohne sich bewußt zu sein, eine persönliche Lebensphilosophie zu haben. Teenager denken über Moral und Ethik nach, alte Leute über die Ewigkeit. Aber wenn sie nicht ganz unverrückbar auf der einen oder der anderen Seite stehen, verschleiern die Jahre, in denen wir mit Arbeitsstreß und Hypotheken zu kämpfen haben, durchaus den Blick auf die ewigen Wahrheiten. Sicherlich wissen wir, welche politische Partei wir unterstützen, sicherlich haben wir eine Meinung zu den Themen Ehebruch, bleifreies Benzin und Privatschulen. Ins Schlittern geraten wir erst, wenn unser Vierjähriger uns fragt, warum der liebe Gott Menschen durch ein Erdbeben umkommen läßt, warum Herr Rushdie sich versteckt halten muß oder warum Papi über den Bundeskanzler schimpft, wo doch jeder weiß, daß die Regierung von allen Bürgern auf »demokratische« Weise gewählt worden ist. Es ist, im Grunde genommen, gar nicht so schlecht, wenn wir ins Schlittern geraten. Schließlich deutet es darauf hin, daß wir uns um die Wahrheit bemühen und willens sind, unsere Unsicherheiten nicht vor unseren Kindern zu verbergen. Menschen, deren Religion ihnen weiszumachen versucht, sie wüßten alles, wirken oft sehr deprimierend: Sie erziehen ihre Kinder nur allzu oft im Sinne selbstgerechter Frömmelei. Unser sechsjähriger Sohn hatte seine erste Begegnung mit einem Gleichaltrigen aus einer Zeugen Jehovas-Familie.
Der liebe, kleine Bursche nahm ihn am Spielplatz zur Seite und erzählte ihm, er sei ein verblendeter Satansanbeter. Egal welchem Glaubensbekenntnis Sie angehören, Sie werden mir beipflichten, daß dies nicht gerade ein idealer Dialog zwischen zwei Kindern ist, die noch nicht einmal einen zusammenhängenden Satz schreiben können. Eltern sollten in jedem Fall einige Zweifel und Unsicherheiten mit ihren Kindern teilen, sollten Themen interessiert und positiv hinterfragen. Wenn wir zum Beispiel ein aktuelles Thema nehmen, dann sollten wir nicht sagen: »Die Regenwälder werden von bösen Menschen gerodet, die habgierig und schlecht sind.« Statt dessen sollten wir abwägen, sollten versuchen, die Situation der armen Bauern darzulegen, über die Verschuldung, in Bedrängnis geratene Regierungen und Unwissenheit zu sprechen. Mit etwas Glück könnten sie dann zu der relativ leicht verständlichen Schlußfolgerung kommen, daß die Rodung der Tropenwälder allen Menschen auf der Erde schadet und wir uns deshalb bemühen müßten, den Südamerikanern, Indonesiern usw. zu helfen, damit dies nicht so weitergeht. Eltern, die das versuchen, kommen oft ganz schön ins Schwitzen und können der Schadenfreude aller Umstehenden gewiß sein. Es gibt kaum etwas unfreiwillig Komischeres als eine besorgte Mami, die sich redlich abmüht, ihrem Sprößling in der Supermarktschlange an der Kasse ihre Umweltphilosophie zu vermitteln. Aber das ist in jedem Fall besser, als einfach abzuwinken: »Denk nicht an die Regenwälder, trink Iieber deinen Tee.« Natürlich gibt es einige »unmögliche« Fragen. Es macht überhaupt keinen Spaß mit Fragen wie »Sag mir die Wahrheit, gibt es nun einen Weihnachtsmann oder nicht?«, oder »Wenn Daddy mich lieb hat, warum ist er dann von uns fortgegangen?« konfrontiert zu werden.
Und es wird Augenblicke geben, in denen die Theorie der offenen, klärenden Diskussion von wichtigen Themen einfach nicht funktioniert. Vor einigen Jahren hatten wir einmal ein sieben- oder achtjähriges Kind bei uns zu Besuch, dessen Eltern wir als weltoffene und diskussionsfreudige Menschen kennen gelernt hatten. An einem einzigen Nachmittag hatten wir miterlebt, wie sie mit ihrem Sohn vernünftig und verständnisvoll über Nuklearkrieg, lesbische Liebe, Terroristenbomben, Kindesmißbrauch und Todesstrafe gesprochen haben. Wir erstarrten schier vor Ehrfurcht angesichts einer so engagierten, furchtlosen Familie. Dann berichteten Paul und ich beim Abendessen arglos vor versammelter Mannschaft, wie wir endlich der lästigen Mäuseplage in der Speisekammer unseres Bauernhauses Herr geworden waren. Die Augen des kleinen jungen wurden immer größer, sein Gesicht wurde kreidebleich. Seine Mutter brauchte Stunden, um ihn zum Einschlafen zu bringen, und sie war ziemlich wütend auf uns, weil wir ihn mit so schrecklichen Dingen konfrontiert hatten.
Der kleine Bursche konnte locker mit einer eventuellen Atomkatastrophe und jeder Menge Bomben umgehen, aber bei Mäusen drehte er durch. Auch bei toten Mäusen. Da wir nicht seine Eltern waren, konnten wir das nicht verstehen: Wir waren ihm nicht nahe genug, um seine Ängste zu kennen. Es ist wichtig, dem Kind nahe zu sein, nicht es mit Affenliebe zu ersticken schließlich ist dies die Zeit der geheimnisvollen Spiele mit Freunden hinter verschlossenen Kinderzimmertüren, aber doch nahe genug zu sein, um die Signale aufzufangen, die das Kind aussendet. Hören Sie zu, wenn Ihr Kind mit Ihnen spricht. Das ist schwer, besonders wenn Sie berufstätig sind und abends am liebsten nur einen pflegeleichten Wonneproppen knuddeln möchten. Aber Kindern zuzuhören, wenn sie erzählen, was sie beschäftigt, und ernsthaft mit ihnen zu reden, ist ebenso wichtig, wie mit ihnen Bücher anzuschauen und Zähne zu putzen, und viel, viel wichtiger, als ihre Haare zu kämmen oder ständig zu meckern, daß sie die Gabel richtig halten sollen. Es bringt auch viel mehr als modische Violinstunden und teures, erzieherisch wertvolles Spielzeug. Hier sollten Sie keine Abstriche machen. Und dieser Ratschlag kommt von jemandem, der nur allzu gerne Abstriche macht.