Was ist eine Hausfrau?

Die Arbeitslosigkeit steigt ständig, insbesondere für Frauen. Was kann man dagegen tun? Das beste, weil billigste und schnellste Mittel ist es, diese Massenarbeitslosigkeit einfach zu leugnen; wenn es geht, sogar soweit zu leugnen, daß die Unterstützungszahlungen dabei eingespart werden. Diese Lösung ist natürlich zunächst nur für.den Staat so günstig. Jetzt muß einem noch etwas einfallen, daß die Betroffenen ihr Einverständnis erklären. Das geht so: man sagt Ihnen einfach, ihre Arbeitslosigkeit sei gar keine, sondern "höchstes Glück", wahre "Erfüllung menschlichen Lebens", ein "Hort des Friedens" und zugleich staatserhaltendes Mittel gegen die Verwahrlosung der ganzen kommenden Generation. Kurz, man empfiehlt den Frauen, Hausfrauen zu werden oder zu sein und darin ihre Lebenserfüllung zu sehen. Diese nachhaltige Steuerung der Gefühle geschieht zur Zeit mit wachsender Arbeitslosigkeit in zunehmendem Umfang in der Tagespresse, in Zeitschriften, Büchern, regierungsoffiziell. Ja, die Regierung, an entsprechender Stelle mit einer Frau versehen, hat sich noch mehr einfallen lassen. Unsicher, ob die bloße Beeinflussung der Gefühle ausreicht, ULm das gewünschte Ergebnis zu erzielen, ist sie bereit, auch die gesamtgesellschaftlichen Ehren zu liefern nicht in Gestalt eines Mutterkreuzes, sondern in der Transformierung des Hausfrauendaseins in einen Lehrberuf. Da hat man Überhaupt gleich Millionen Fliegen mit einer Klappe. Können nicht Hausfrauen selber wieder Lehrlinge für Hausfrauen ausbilden? Wie wäre es, wenn tendenziell jeder Haushalt einen solchen weiblichen Lehrling aufnähme?

Aber ist denn Hausfrau-Sein eigentlich ein Beruf, wenn wir unter Beruf einen Beitrag für die Weiterentwicklung der gesamten Gesellschaft verstehen, irbeitsteilig ausgeführt und erlernt gemäß den Anforderungen, die die sich entwickelnde Gesellschaft jeweils stellt?

In die für Berufsangaben vorgesehene Spalte in Ausweisen, Anmeldungen etc, füllt man es nicht wie andere Berufe einfach ein, sondern schamhaft oder trotzig oder mit dem Hintergedanken, "früher" oder "später" werde man da etwas "Besseres" hinschreiben können.

Je nach Konjunkturlage gibt es für diese Gefühle eine ganze Reihe von ideologischen Kosmetikern, die allerlei pflästerchen und Trostwasser anbieten, die das insgeheim selber gefällte Werturteil über das Hausfrauendasein umschminken sollen. Kein Begriff ist ihnen zu teuer. Die schmutzige Wäsche verblasst vor Mutterglück, Einkaufen und Lieben sind nur zwei Seiten derselben Sache; clie Einsamkeit ist in Wahrheit Freiheit; Sauberkeit und Ordnung bewahren die Nation. - Mal ganz abgesehen von jenen Marktschreiern, die im Interesse konkurrierender Konsumgüterproduzenten die Bedeutung der "Hausfrauen" an der Menge des Geldes, das durch ihre Hände geht, also an ihnen als zahlungsfähiger Nachfrage messen. Ihre Wertschätzung drückt sich nicht allein in allerlei bis hin zu Drohungen gekleideten Verhaltensangeboten aus, in denen der Begriff des Verhaltens ohne Zögern demaskiert wird als Ausrichtung von Handlungen auf Kaufentscheidungen; zugleich mit der Zurichtung des Verhaltens wird an der Geldquantität - gemessen - Bruttosozialprodukt - die durch "Frauenhände" geht, noch suggeriert, sie hätten dadqrch enorme macht, ja sie~seien im Grunde die mächtigeren Unternehmer. Es gelingt also gleichzeitig mit der Stärkung einer Hausfrauenideologie die Befeuerung des Absatzes und die Umfälschune des Systems der Ausbeutung in eines, in dem hauptsächlich Geld ausgegeben wird - und das demokratische Miteinander, wenn überhaupt, dann von den mächtigen Hausfrauen gefährdet ist.

Aber zurück zu der Frage, ob denn Hausfrau eigentlich ein Beruf ist. Von der Anzahl derer, die dieser Beschäftigung nachgehen, her geurteilt, könnte man sogleich geneigt sein zu sagen: natürlich, betrifft es doch etwa ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung ausschließlich und die Hälfte sogar wenigstens zum Teil. Aber - und dies ist die erste Besonderheit - von dieser Hälfte gibt wiederum nur die Hälfte diesen Beruf als den ihren an, während die andere als "berufstätig" giltl Und eine zweite Besonderheit zeigt sich in der Beschränkung dieses Berufs auf "nur" die Hälfte der Bevölkerung - sodaß er Massenberuf ist und zugleich beschränkt - wie auch im Namen, der mehr als bei anderen Berufsbezeichnungen das Geschlechtsspezifische, das in ihm sich ausdrückt, auch unbedingt meint. Sind Kaufmann, Amtmann, Laufjunge längst schon beidgeschlechtlich üblich, und bieten andere wie Zimmermann oder Steuermann keine unüberwindbare Schranke gegen ihre Ausübung durch Frauen, ist umgekehrt die Übertragung der "Hausfrauen"tätigkeit als Beruf an Männer mehr als bloß eine Diskriminierung. Gäbe ein Mann als seinen Beruf "Hausmann" oder "Hausfrau" an, so geriete er unweigerlich in Verdacht, entweder homosexuell oder ein Versager zu sein. Und nebenbei, welche Frau wäre gern mit einem Hausmann verheiratet? - Die Berichte etwa über die arbeitslosen Männer, die, da ihre Frauen noch Arbeit hatten, den Haushalt versorgten, zeigt diese denn auch nicht so sehr überfordert von den im Hause anfallenden Arbeiten, als vielmehr aufgrund einer irgendwie gefühlten Nutzlosigkeit und Sinnlosigkeit von depressiven Fluchtgedanken besessen. Es soll hierbei nicht unterschlagen werden, daß die einseitige gesellschaftliche Geringschätzung der Hausarbeit, die zweifellos über die zeitweilige ans Mythologische grenzende Überschätzung die Oberhand behält, "arbeitslose" Männer das Unerträgliche ihrer "Hausfrauensituation" weit mehr noch empfinden ließ.
Ist es nun die allgemeine Einschätzung, die das Hausfrauendasein als zumindest eingeschränkt, gewissermaßen nicht vollständig erscheinen läßt? - Ist es also nur Schein, der durch breite Aufklärung und Propaganda, durch Veränderung des Bewußtseins hauptsächlich also aufzulösen wäre? Oder liegt es an den Tätigkeiten der Hausfrauen selber, ihrer Quantität oder Qualität?
Zur Quantität: Es kann wohl als Gemeinplatz vorausgesetzt werden, daß die Hausarbeit im Laufe der Zeit immer mehr abgenommen hat und noch weiter verschwindet. Bekannt ist der große Einschnitt, der mit der Herauslösung der Landwirtschaft aus der üblichen Hauswirtschaft kennzeichenbar ist. Äußerlich weniger radikal ist aber die Entwicklung im Innern der durchschnittlichen Haushalte längst viel weiter gegangen. Resultatförmig läßt sich skizzieren: die Wohnungen sind "pflegeleichter" geworden - sei es, daß sie (für einen Teil der Bevölkerung) kleiner wurden, sei es, daß bei der Konstruktion von Fenstern und Möbeln, bei der Art des Fußbodens etc. der arbeitsparende Aspekt aus verkaufspolitischen Gründen ausdrücklich im Vordergrund stand. Sehr viel kleiner wurden die Familien. Und gleichzeitig mit der Erleichterung der Bearbeitung von der Seite der Stoffe her begann zusätzlich eine allgemeine Mechanisierung der Haushalte. Längst sind Staubsauger selbstverständlicher Bestandteil von fast 100% aller Haushalte; aber auch Kühlschränke, Waschmaschinen gehören zum üblichen Inventar von mehr als 90% der Haushalte in der BRD (dies schon 1972). Dabei ist die Frage der leichteren Bearbeitbarkeit der Stoffe höchst wörtlich zu nehmen: nicht nur kann bei einem großen Teil der Textilien etwa heute auf das Bügeln verzichtet werden, beschränkt sich das Heizen mehr und mehr auf die Regulierung von Knöpfen, sind Kohlenherde zum Kochen schon fast ein Museumsgegenstand; auch die Nahrungsmittel selber kommen in einem sehr weit vorbearbeiteten Zustand in die Küche, sei es in Konserven bis hin zu den ganz und gar vorbereiteten "Fertiggerichten". Kantinen übernehmen einen weiteren Teil der Kocharbeit (heute isst schon jeder zweite Bundesbürger in einer Kantine); Diftistleistungsbetriebe bieten sich an. Flick- und Näharbeiten sind wegen der relativ preiswerten Textilien (relativ zu den Kosten einer Arbeitsstunde) auf dem Markt ebenfalls obsolet geworden.
Heißt das nun, daß die Hausfrauen im Grunde fast nichts zu tun haben, also den ganzen Tag faulenzen, Illustrierte lesen, Kaffee trinken, sich langweilen, fernsehen? - Dies mag auf einen kleinen Teil wohl zutreffen, ist aber keineswegs die Regel. Denn die Leere, die bei einigermaßen normalen Menschen aus der Untätigkeit, aus der Abnahme von Funktionen entsteht, wurde längst auf vielfältigste Art zu kanalisieren gesucht. Vorsorglich beginnt dies schon bei der Erziehung der Mädchen. Das Verhältnis, das ihnen zu sich selbst und zu den Dingen der Welt anerzogen wird, läßt sich zusammengefaßt am ehesten als im hohen Maße "ritualisiert" bezeichnen. Das von ihnen zu hütende Heim gewinnt einen fast magischen Wert; an ihm je nach Geldbeutel zu gestalten, zu verschönern, zu pflegen, oder bloß immer wieder zu putzen, gerät zum Lebensinhalt und beansprucht die Lebenszeit im wörtlichen Sinn. Das rituelle Verhältnis erstreckt sich auch auf die eigene Person, deren Pflege und Gestaltung wiederum je nach sozialer Schicht ein großer Teil des eigenen Lebens - als verbrauchte Zeit - und anderen Lebens -als auszugebendes Geld- geopfert wird. Für beide Lebenssinn-ersatze dienen sich die verschiedenen Warenherstellungsunternehmen zwecks-eigener Bereicherung an. Die werbende Sprache, derer sie sich dabei befleißigen, kann nicht umhin, nebenbei etwas über das Bild der Frau, das dahintersteht, auszusagen. Die Empörung allerdings, die von einzelnen Frauengruppen sich von daher gegen die "Rolle der Frau in der Werbung" richtet, wehrt sich in dieser Weise nur gegen den Reflex eines darunterliegenden Verhältnisses. Nicht die Werbung macht die Frauen zum Objekt allerlei Gelüste, zum sinnlosen Verbraucherwesen; - daß die Werbung erfolgreich so aussehen kann, ist vielmehr Resultat vorhergegangener Verkahrung des Verhältnisses der Frauen zur Welt selber. Nichtsdestotrotz kann man natürlich von einer gewissen verstärkenden Wirkung der in der Werbung vermittelten Leitbilder sprechen.
Aber nicht nur die profitlüsternen Unternehmen stellen sich den ratlosen Hausfrauen eilfertig zur Verfügung, der allseitigen Verschönerung noch das Versprechen des Glücks durch mehr Schönheit hinzufügend; auch "seriöse" Institutionen bemächtigen sich der "sinnhaften" Ausfüllung der "freien" Zeit der Hausfrauen, z.B. der Verein zur Förderung des Verbraucherbewußtseins. Geschulte Hausfrauen von heute haben ihm zufolge einen kritischen Verstand, der sich auf die umgebende Warenwelt zu richten hat. Tagelang wandern sie durch die verschiedenen Läden, studieren Schaufenster, vergleichen Preise, Gewicht und wenn möglich sogar Qualitäten. BewuBt wählen sie nach routinierter Odyssee jede Ware dort aus, wo für den geforderten Preis relativ die meiste Ware erhältlich ist. -So wurde z.B. für Berlin/West jüngst errechnet, daß die berufstätigen Frauen gegenüber den Hausfrauen außerordentlich benachteiligt seien, verbringen sie doch nur ca. eine Stunde in der Woche für einen Wocheneinkauf, gegenüber 5-6 Stunden der berufsmäßigen Hausfrauen, die dadurch für ihre Familien bis zu 20,- DM wöchentlich einsparen können!?
Zeigt sich so einerseits die Frage nach der Quantität der Hausarbeit als nicht beantwortbar in einfachen Angaben über Stundenzahlen, da sie nicht nur abhängig ist von der Größe der Haushalte, der Anzahl der Kleinkinder, der Räume, der Maschinen und des Geldes, das für die Haushaltsführung aufgewendet wird, sondern zusätzlich von den Elnflüsterungen der Konsumgüterindustrien, die in der Unausgefülltheit der Frauen ein williges Ohr finden. Die historische Funktionsabnahme der privaten Haushalte wie die Tatsache, daß die Haushalte für viele Frauen ein zwar außerordentlich belastendes, dennoch aber ein zur Berufstätigkeit hinzukommendes Arbeitsfeld bedeuten, weist zumindest darauf hin, daß von der Quantität her die Hausarbeit keine Lebensausfüllung sein kann. Wie aber ist es mit der Qualität?
Hier wird häufig von allen Seiten, also gegenläufig argumentiert. Zum einen heißt es, Hausfrauenarbeit sei in einer Weise monoton und repetitiv, daß die schlimmste Fließbandarbeit Gold dagegen sei. Der bloße Augenschein lehrt, daß in einer solchen Beurteilung Kategorien angewandt wurden, die entweder unpassend sind, bzw. etwas ausdrücken sollen, was so nicht ausdrückbar ist, oder zu falschen Schlüssen führen. Denn in der Tat unterscheidet sich die Hausarbeit von den in Fabriken üblichen Arbeiten nach der inhaltlichen Seite außerordentlich positiv. Erlaubt sie doch nicht nur eine weitgehend freie Einteilung der Einzelarbeiten, eine Vielzahl der Bewegungen, einen großen Teil'eigener Planung und neben einigen Wiederholungstätigkeiten auch - z.B. beim Kochen - schöpferische Innovation. Von daher ist jede Hausfrauentätigkeit der Monotonie der achtstündigen Fabrikarbeit jedenfalls vorzuziehen. Und so argumentieren dann auch von der anderen Seite die Verfechter der weiblichen Hausarbeit damit, daß man gegen Hausfrauendasein deshalb nichts einwenden könne, well sie immer besser ist als Fließbandarbelt! Ein Argument, das auf doppelte Weise danebengreift. Zum einen besagt ja die Infragestellung des Hausfrauendaseins gär nicht, daß nicht auch gegen Fließbandarbeit vorgegangen werden soll, daß auch diese keine lebenslange Perspektive gesellschaftlicher Arbeit darstellt. Zum anderen ist es ja gar nicht die inhaltliche/stoffliche Seite der Hausarbeit, die besonders infrage zu stellen ist, sondern ihre gesellschaftliche Form, geht es also nicht darum zu behaupten, daß Kindererziehung eine unmenschliche Tätigkeit darstelle oder Kochen, sondern es geht um das Schicksal und die Entwicklungsmöglichkeiten von Hausfrauen in privaten Haushalten in einer Gesellschaft, in der die Arbelt weitgehend vergesellschaftet ist, einer Gesellschaft also, die sich auf einem hochentwickelten Stand befindet.
Hierbei heißt vergesellschaftete Arbeit, daß die gesamte Arbeit, die in der Gesellschaft anfällt, weitgehend so unter alle Mitglieder aufgeteilt ist, daß alle füreinander arbeiten, und dieses Füreinander zugleich die Form ist, in der jeder für sich arbeitet.
Es ist diese Form der gesellschaftlichen Arbeit zugleich die Grundlage für die gesellschaftliche Weiterentwicklung, die Möglichkeit, die Gesellschaft immer bewohnbarer zu machen, sie entsprechend den Bedürfnissen zu verändern. Dabei verweist die Form der gemeinsamen Arbeit zugleich auf die Möglichkeit der gemeinsamen nichtprivaten aktiven Teilnahme an der Veränderung, wirkt sich die Gemeinsamkeit der Arbeit auf das Bewußtsein der Arbeitenden aus. -
Hier also, in dieser hochentwickelten "Industriegesellschaft", zeigt sich schon auf den ersten Blick eine weitere Eigentümlichkeit der Hausfrauenarbeit. Während Ausmaß und Länge der Berufsausbildungen in allen Bereichen ständig zunehmen, ist Hausfrau etwas, was offenbar einer Hälfte der Bevölkerung geschlechtsspezifisch angeboren ist. Hier äußert sich die Eigentümlichkeit, daß dieser "Beruf" ergriffen wird, obwohl man etwas anderes gelernt hat - und zwar viele Frauen etwas je Verschiedenes je nach ursprünglichem Berufswunsch, oder obwohl oder weil man nichts gelernt hat. Und dies höchst merkwürdigerweise, obwohl im Hausfrauenberuf selber große Teile allgemein anerkannter hochqualifizierter Berufsteile zusammengefaßt sind, wie z.B. der der Kinderpflege, des Kinderarztes, der Erzieherin. Es liegt auf der Hand, daß die Regierungspläne der Verwandlung der Hausfrauenarbeit in einen Lehrberuf nicht darauf abzielen kann, hier Abhilfe zu schaffen, da es nicht nur für den Staat viel zu teuer wäre, sondern das jahrelange Erlernen dieser vielen Berufe und die folgende tatkräftige Anwendung auf 1-2 Kinder (bestenfalls) auch gesamtgesellschaftlich sinnlos wäre und auch im Sinne der Verbesserung der Lage der Hausfrauen nicht zu befürworten wäre.
Wie auf der einen Seite klar ist, daß nicht jede Frau unbedingt zur Erzieherin sich ausbilden lassen sollte und Arztin werden wollte, so klar ist auf der anderen Seite, daß die unausgebildeten Hausfrauen und Mütter in diesen Aufgaben, die spezialisierte Qualifikationen verlangen, unbedingt versagen müssen. Das schlechte Gewissen, das aus der Hilflosigkeit vor den zugemuteten Aufgaben entspringt, aber läßt sich leicht in Dienst nehmen für ein eiliges Hinterherrennen hinter den verschiedenen Aufgaben und für die vielfältigen Allerweltsratschläge, die in zunehmend scheinwissenschaftlichem Gewand von den Illustrierten z.B., aber auch in Taschenbüchern im Dienste des jeweils Notwendigen zur Stabilisierung der bestehenden Ordnung angeboten werden. So garantieren die Ausbildungslosigkeit wie das schlechte Gewissen die beständige Wiederherstellung von Hausfrauen auf der einen Seite, willigen Arbeitern auf der anderen. - Wiewohl in diesem Zusammenhang lohnend, kann hier weder die Sozialisation von Mädchen untersucht werden, noch die zunehmend in psychischen Störungen resultierenden Ergebnisse familiärer Erziehung von Kindern. Interessant ist an dieser Stelle das Schicksal der Hausfrauen selber.
Für sie war nicht nur die Ausbildungslosigkeit für den speziell ergriffenen Beruf Hausfrau wichtig, mit ihm wird zugleich ein kindlicher Stand der Entwicklung ebenso festgeschrieben wie die Entwicklungslosigkeit der betroffenen Frauen. In unverantwortlicher Abhängigkeit vom Ehemann frühzeitig in eine Art Dienstleistungspension versetzt, verrichten sie perspektivlose, auf den Horizont des privaten Heims beschränkte, persönliche Dienstleistungen an die Familienmitglieder. Sie beteiligen sich nicht an der gesellschafltichen Arbeit, d.h. ihre Arbeit trägt nicht dazu bei, gesamtgesellschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen, wie es noch die scheußlichste Fließbandarbeit in irgendeiner Endmontage tut, und daraus folgt, daß sie mit niemandem zusannenarbeiten, daß die Resultate ihrer Arbeiten niemanden interessieren (außer den engen Familienkreis), daß also ihr eigener Horizont ebenso eng auf ihre Familie beschränkt bleibt, wie das Interesse von Personen an ihr nur aus diesem Kreis wirklich kommen kann. In dem Zeitalter der "Kleinfamilien" werden diese im wörtlichen Sinn zum Schicksal der Hausfrauen, sie selbst zum Opfer jener Familienmitglieder. Veränderungsstrategien sind weder kollektiv erfahrbar noch durchführbar; soweit sie überhaupt auftauchen, richten sie sich allenfalls auf die Verschönerung des Erreichbaren, also auf das eigene Heim. Das Leben jener Frauen besteht dementsprechend im unablässigen Errichten jenes Heims und seiner Ausschmückung und im Betrachten seiniges allmählichen Abbröckelns. Das Bewußtsein jener auf private Haushalte beschränkten Frauen ist dementsprechend notwendig konservativ. Sie tragen zum gesamtgesellschaftlichen Fortschritt nichts bei.So müssen ihnen die Größe des Haushalts, des Autos etc. als Glück oder Pech, den richtigen oder falschen Mann erwischt zu haben, erscheinen.Als Verteiler des männlichen Lohns auf die wirklichen und eingeredeten Bedürfnisse,stellt sich ihnen die Gesellschaft ebenso als Verteilungsinstitution ungleicher Lohntüten dar,deren Veränderbarkeit ebensowenig wie die ihres eigenen Schicksals erkennbar wird.
Bedenkt man den konservativen Gehalt der Fixierung auf die private Sphäre, den die Kleinfamilie darstellt, so wird deutlich,daß auch die zunehmende Erwerbstätigkeit der Frauen nicht nur ein Problem für die Frauen selbst ist,die die anfallende Hausarbeit zusätzlich leisten müssen,sondern auch eins für den Bestand des Systems, das auf die private Bezogenheit des Haushaltsdenkens bei der Wiederherstellung der einzelnen Arbeiter wie der Gattung,also bei der Aufzucht der Kinder, angewiesen ist.Ideologische Lösungen werden daher massenweise angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuen- hier aber nur erwähnt werden können und extra zu diskutieren sind.So etwa: Hausfrauenlohn, Teilzeitarbeit, Partnerschaft.
Unsere Kampfrichtung kann nur auf dem Felde der Vergesellschaftung, der öffentlichen und nicht der privaten Seite lie9en- Das heißt: Berufstätigkeit für Frauen mit entsprechender Ausbildung
heißt gewerkschaftliche Organisierung zur Verbesserung der Bedingungen der Berufstätigkeit -
heißt Erkämpfung von mehr und mehr Dienstleistungsbetrieben für die anfallende Hausarbeitheißt auf der subjektiven Seite aber auch das Nicht-zuernstnehmen von Haushalt, solange man nicht im Dreck versinkt; heißt natürlich auch, daß die verschiedenen Haushaltsmitglieder-Männer, aber auch Kinder, von denen sonst nie die Rede ist in diesem Zusammenhang- einen entsprechenden Anteil des Notwendigsten am Haushalt übernehmen müssen
heißt Vergesellschaftung der Erziehung: mehr Krippen und Kindergärten und vor allem besser ausgebildete Erzieher für die außerordentlich schwierige Aufgabe, vernünftige Menschen zu erziehenheißt also auch Mitsprache bei der Auswahl von Erziehern-qualifizierte Mitbestimmung bei den Erziehungsstrategien heißt Ganztagsschulen anstelle einer Generation von Müttern als überforderten Hilfslehrern, angesichts der Unfähigkeit schlecht ausgebildeter Lehrer und überholter Schulen, den Kindern noch etwas beizubringen heißt Sicherung des Arbeitsplatzes bei Schwangerschaft usw.
Die Kritik der Hausfrauenarbeit, bzw des Hausfrauendaseins erweist sich so als notwendig gleichzeitige Kritik am Inhalt und an der Form gesellschaftlich üblicher Arbeiten bis hin zur Kritik an den Bedingungen, die Hausarbeit überhaupt als mögliche Lebensaktivität erscheinen lassen.
Der Protest gegen die Hausfrauenlage hat es schwer: denn die ökonomische Abhängigkeit ist nicht behoben,wenn man sich bloß gegen sie wendet. Die Berufstätigkeit schafft die zusätzliche Hausarbeit nicht ab. Die Einsicht in die Notwendigkeit von Ausbildung ersetzt diese nicht. Die Forderung nach einer weitgehenden Vergesellschaftung von Erziehung nimmt den Frauen im konkreten Fall keineswegs die Erziehung-aufgaben ab. Jede Veränderung kostet fast unmenschliche Kraft. Soll man sie unterlassen, weil es bequemer scheint?