Frauenöffentlichkeit in Stuttgart nach 1945 -

Gegenpol oder hilflos im Abseits?

I. Einleitung

»Warum hat sich die Politik den Frauen verweigert, warum verweigern sich heute die Frauen der Politik? Steckt in dieser doppelten Verweigerung nicht womöglich der Keim sowohl einer Krise der traditionellen Politik als auch einer Kritik, die eine andere Politik einleiten könnte?«

Diese aktuelle Frage von ROSSANA ROSSANDA, in ihrem Buch »Einmischung« formuliert,[1] hat mich dazu bewogen, dem Verhältnis >Frau und Politik< in unserer jüngsten Vergangenheit, der unmittelbaren Nachkriegszeit nach 1945, nachzugehen. Immerhin liegt da eine Geschichte hinter uns, mit der sich die Neue Frauenbewegung bisher noch nicht auseinandergesetzt hat, obwohl es doch dabei um die Geschichte unserer Mütter und Großmütter geht, die uns wesentlich beeinflußt hat. Schon damals hat sich die Politik den Frauen verweigert, die Ursachen dafür aufzuspüren, ist ein Ziel dieses Aufsatzes. Wie hielten es unsere Mütter und Großmütter mit der Einmischung in einer Zeit, die einen Neuanfang zu garantieren schien? Können wir aus ihrem Tun lernen, und ist dies sogar angesichts neuer Tendenzen des Rückzugs von Teilen der Frauenbewegung notwendig? Vielleicht kann uns der Blick auf die jüngste Geschichte der >alten Frauenbewegung< aktuelle Tendenzen deutlicher machen und uns im Sinne von ROSSANA ROSSANDA zu einer anderen Form der Einmischung hinführen.
Dieser Aufsatz ist ein Teil einer Magisterarbeit, mit dem Thema »>FRAUEN FÜR DEN FRIEDEN - POLITISCHES HANDELN VON FRAUEN IN STUTTGART NACH 1945«. Dafür habe ich viele biographische Interviews gemacht, die leider in diesen Beitrag nicht einfließen können. Deshalb versteht sich diese Abhandlung mehr als Ergänzung zu der bisher dargestellten Organisationsgeschichte der Frauenbewegung nach 1945.[2] In ihr soll am Beispiel Stuttgarts versucht werden, den Aktivitäten der damals engagierten Frauen nachzuspüren und ihre Versuche eines >Neuanfangs< zu fassen. Ich will sie diskutieren unter der Alternative: »Gegenpol oder hilflos im Abseits?«
Quellenmaterial ist die Auswertung der für Stuttgart relevanten Frauenzeitschriften »Die Welt der Frau« und »Der Silberstreifen« sowie der Stuttgarter Tagespresse (Mitteilungen der Militärregierung (MR) und Stuttgarter Zeitung).[3] Bei der Suche nach Archivmaterial im Stadtarchiv Stuttgart und im Hauptstaatsarchiv wurde wieder einmal deutlich, wie wenig Frauen in herkömmlichen Quellen präsent sind, kurz gesagt, ich war nicht sehr fündig.[4]
So bin ich im wesentlichen auf die Interpretation der in den Zeitschriften und Zeitungen gemachten Äußerungen zur Stuttgarter Frauenarbeit angewiesen. Diese möchte ich auf dem Hintergrund der allgemeinen Nachkriegssituation in Stuttgart analysieren: Rekonstruktion einer männerdominierten Öffentlichkeit und Nachkriegsnöte (II). Im Anschluß daran (III) versuche ich, die Wünsche und Hoffnungen der Stuttgarter Frauen auf ihre Realisierbarkeit hin zu überprüfen. Anhand der Frauenorganisationen und Frauenorganisierung, ihrer Ziele und konkreten Arbeit soll dann die Frage »Gegenpol oder hilflos im Abseits?« beantwortet werden (IV).
Zeitlicher Schnittpunkt ist für mich 1949, da hier die Reorganisation einer Frauenbewegung weitestgehend abgeschlossen ist.[5]

Frauenöffentlichkeit

»Frauenöffentlichkeit nach 1945 in Stuttgart« - was soll damit gemeint sein? Beherrschten die Frauen nach Kriegsende in Stuttgart die Öffentlichkeit? Ohne Zweifel: Sie stellten ganz eindeutig eine Bevölkerungsmehrheit dar - 60% der Stuttgarter Bevölkerung waren Frauen; viele Männer waren im Krieg gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft. Die Frauendominanz war so groß, daß ein Mann sich tatsächlich über die Notwendigkeit eines Minderheitenschutzes für Männer Gedanken machte, natürlich mit negativem Ergebnis: »Sie brauchen ihn nicht, denn in den Rathäusern, Ministerien und Parlamenten herrscht trotz des weiblichen Übergewichts der Zahl immer noch uneingeschränkte Männerwirtschaft.«[6]
Mehrheit heißt so noch lange nicht Macht; auch in Stuttgart wurde das Grundprinzip, daß die Öffentlichkeit, wie sie sich in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft herausgebildet hat, weitestgebend von Männern dominiert und gestaltet wird, nicht angetastet.[7]
Hier wie überall wurde bruchlos im Neuaufbau nach Kriegsende die Männeröffentlichkeit rekonstruiert, nicht nur in Rathäusern, Ministerien und Parlamenten, auch in den Parteien und Gewerkschaften, selbst in den basisdemokratisch arbeitenden antifaschistischen Arbeitsausschüssen sind Frauen in der Minderheit.[8]

  • »Frauenöffentlichkeit« kann also (noch) nicht die Machtfrage für Frauen in der Öffentlichkeit sein, sondern die ihres Kampfes um spezifische Präsenz in der Öffentlichkeit.[9] Tatsächlich standen der Realität einer bruchlos rekonstruierten Männeröffentlichkeit der Wille und die Hoffnung von Stuttgarter Frauen gegenüber, sich wesentlich am Aufbau der Stadt und der neuen Gesellschaft zu beteiligen. Ihre quantitative Überlegenheit war ihnen durchaus bewußt, und sie begriffen diese als Chance. In einer der ersten Broschüren nach Kriegsende in Stuttgart »und wir Frauen?« von ANNA HAAG wird dies klar formuliert; dies kommt auch anhand der Diskussion in den für Stuttgart wichtigen und zunächst durchaus politisch ausgerichteten[10] Frauenzeitschriften »Die Welt der Frau« und »Der Silberstreifen« zum Ausdruck. Damit einher ging eine breite und differenzierte Organisierung der Frauen in autonomen Frauenorganisationen oder autonom innerhalb der Arbeitsausschüsse, Gewerkschaften und Parteien. Von Anfang an war ein zentraler Zusammenschluß intendiert, der dann schließlich im Stuttgarter Frauenausschuß Wirklichkeit wurde.
    Ziel dieser ganzen Diskussionen und Aktivitäten waren die gleichberechtigte Teilnahme und Mitsprache der Frauen beim Aufbau und der Verwaltung der Stadt und in den politischen Gremien.
    Unter »Frauenöffentlichkeit« verstehe ich hier also den Versuch von Stuttgarter Frauen, durch autonome Organisierung frauenspezifische Interessen zu vertreten. Sie ist somit als Gegentendenz zur männerdominierten Öffentlichkeit Stuttgarts zu verstehen. Inwieweit es sich dabei um einen Produktionsprozeß neuer Lebens- und Erfahrungszusammenhänge handelt, der als positiver Ansatzpunkt für die Veränderung der gesellschaftlichen Unterdrückungssituation der Frau gesehen werden kann, möchte ich im Verlauf der Analyse einzelner Frauenorganisationen[11] klären.

Ausgehend davon, daß das Bewußtsein und Handeln von Frauen mit ihrer Arbeits- und Lebensweise zusammenhängen, ist es unabdingbar, in diese Analyse den konkreten Nachkriegsalltag, die konkreten Probleme, Nöte, Ängste und Erfahrungen, aber auch Wünsche der Stuttgarter Frauen miteinzubeziehen, da diese in. E. ganz wesentlich die Ziele und praktische Arbeit der Frauenorganisationen mitbestimmten. Ich schließe mich also GISELA BOCKs Zielrichtung historischer Frauenforschung an:

  • »Die Frauenbewegung sollte nicht nur organisationsgeschichtlich und entlang der Trennungslinien zwischen 'bürgerlich' und 'proletarisch', also in Korrelation zu bestimmten Männerbewegungen untersucht, sondern nach ihrer Bedeutung innerhalb des Geschlechtsverhältnisses und den zugrunde liegenden Frauenerfahrungen befragt werden.«[12]

'Nicht nur': Völlig vernachlässigen kann ich die Trennungslinien zwischen 'bürgerlich' und 'proletarisch' nicht, da sie nicht unwesentlich, so meine vorläufige Hypothese, dazu beigetragen haben, zu verhindern, daß die Frauen in Stuttgart eine Stärke entwickeln konnte, die ihrer Überzahl angemessen gewesen wäre.

II. Stuttgart nach 1945

1. »Uneingeschränkte Männerwirtschaft«?

Bevor ich mich den Anfängen von Frauenöffentlichkeit zuwende, sei ein kurzer Blick auf die Reorganisation der politischen Macht in Stuttgart 1945ff. geworfen,[13] soweit sie für die Geschichte der Frauen bedeutsam ist. Entscheidendes Analyse-/Beurteilungskriterium ist dabei die Frage von Kontinuität oder Bruch zu den gesellschaftlichen Verhältnissen des Nationalsozialismus, d. h. auch die Frage nach den in der Situation von 1945 liegenden »demokratischen Chancen«.[14]
Stuttgart war nach der kampflosen Übergabe durch den schon vor 1933 der NSDAP angehörenden Oberbürgermeister STRÖLIN[15] am 21. April 1945, also drei Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, zunächst unter französischer Besatzung. Diese überließ es STRÖLIN in ihrem Interesse an einer schnell funktionierenden Verwaltung,[16] einen Nachfolger zu benennen. STRÖLIN suchte sich den Rechtsanwalt ARNULF KLETT, den er in seinen späten Kontakten zur bürgerlichen Widerstandsgruppe GOERDELER kennengelernt hatte. KLETT stellte in wenigen Tagen eine neue Verwaltungsspitze zusammen, die ziemlich genau der bisherigen Restverwaltung entsprach, ergänzt durch Mitglieder seiner durchaus auch Parteigenossen der NSDAP einschließenden politischen Gruppe. Am 8. Juli übernahmen die Amerikaner Stuttgart von den Franzosen. Die von ihnen durchgeführte Entnazifizierung mit der Konsequenz der Entlassung von 8 engen Mitarbeitern KLETTs führte zum wenigstens formalen Bruch gegenüber der NS-Verwaltungsspitze.
Bereits Ende Juni, noch unter französischer Besatzung, wurde eine ,Kleine Kommission' eingerichtet, die einen Gemeinderat vorbereiten sollte. Dieser gehörten Vertreter der alten Parteien, der Evangelischen Kirche und der Gewerkschaften an - 11 Männer! Dazu notiert der Stuttgarter Chronist:

  • »Eine Frau gehörte dem vorbereitenden Ausschuß nicht an, obwohl schon am 18. Mai die Vorsitzende des früheren Verbandes Württembergischer Frauenvereine, Frau HILDE REICHERT-SPERLING, und Frau Dr. med. MATHILDE SALZMANN ihre Mitarbeit angeboten und am 2. Juni eine Liste von weiteren sieben dazu bereiten Frauen eingereicht hatten. Die Vorsitzende der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche, Frau MARIA RAISER, hatte am 1. Juni ebenfalls geeignete Frauen vorgeschlagen.«[17]

Der Gemeinderat wurde erst am 25. September gebildet, bei 33 Mitgliedern waren nur 4 Frauen vertreten.
Für die institutionalisierte Stadtverwaltung läßt sich so zumindest anfangs eine weitestgehende Kontinuität feststellen. Auf jeden Fall waren in den durch die MR eingesetzten Vorgremien kaum Frauen vertreten. Erst im Mai 1946 wurde der Gemeinderat demokratisch legitimiert.
Bis dahin entstand ein politisches Machtvakuum, in dem dennoch wichtige Entscheidungen fielen.
Die politische Reorganisation der antinazistisch eingestellten Bevölkerung wurde durch die Militärregierung und Stadtverwaltung erheblich behindert. In Stuttgart existierte bereits vor der Besetzung durch die Franzosen in den Stadtteilen die Bewegung »Kampfkomitees gegen den Nationalsozialismus« (KK;[18]). Diese trugen dort wesentlich dazu bei, daß Stuttgart nicht durch fanatische Nazis verteidigt wurde. Nach den ersten Tagen der Besetzung[19] übernahmen sie in Selbstorganisation die Abhilfe der anstehenden sozialen Probleme und versuchten, überzeugte Nazis zu (er)fassen. Den KKs lag kein starres politisches Schema zugrunde, die »leitenden Männer« (!) kamen aus der Arbeiterbewegung, sowohl aus der SPD als auch aus der KPD.[20]
Die KK-Bewegung konnte sich jedoch nicht zu einer Bewegung der gesamtstädtischen Bevölkerung entwickeln. Ihre immense Leistung bei den praktischen Aufgaben der Nachkriegszeit wurde sehr schnell von der MR und von OB KLETT als Eingriff in ihre Befugnisse empfunden. Die amerikanische MR stand der antifaschistischen Bewegung eh ablehnend gegenüber. So wurden die KKs am 25. Mai 1945 vom Stuttgarter Polizeipräsidenten verboten mit der Begründung, daß sie nicht befugt seien, öffentliche Gewalt auszuüben und sich in Vereinsform zusammenzuschließen.[21]
Da ihre Tätigkeit jedoch für den Aufbau unverzichtbar war und die Arbeit einfach fortgesetzt wurde, ließ die MR sie als Arbeitsausschüsse (allerdings mit der Auflage, sich nicht politisch zu betätigen) am 12. und 16. 7. wieder zu. Durch den Aufbau einer funktionierenden städtischen Verwaltung wurde ihre Arbeit immer überflüssiger, ihre Hilfeleistungen führten quasi zur Selbstauflösung. 1948 wurden sie offiziell aufgelöst.
Der Zeitraum bis zur Zulassung der Parteien war noch größer: Die MR genehmigte erst Ende August 45 die Bildung von politischen Organisationen und das Abhalten öffentlicher Versammlungen. KPD, SPD und DVP wurden im September zugelassen, die Christlich Soziale Volkspartei, später CDU, Ende Oktober.
Die Gewerkschaften waren als »unpolitische« Organisation (wirtschaftliche Interessensvertretung) bereits im Juli zugelassen worden.
Auch bei den Exponenten der fortschrittlichen Kräfte (AA, SPD, KPD, Gewerkschaften) läßt sich eine eindeutige Männerdominanz feststellen. Wie widersprüchlich das bei einer basisdemokratischen Bewegung wie der der AA ist, möchte ich in einem späteren Kapitel darstellen.
An Stuttgart belegt sich damit, was mittlerweile allgemeine Übereinkunft in der Literatur zur Nachkriegsgeschichte ist. Von echten demokratischen Chancen, von einem Bruch kann zumindest für den Bereich der westlichen Besatzungszonen nicht gesprochen werden. Die alliierte Politik, diesen Bereich in das westliche Bündnis zu integrieren, erforderte strukturelle, sprich: sozioökonomische Kontinuität. Die strukturelle und meist damit einhergehende rechtliche und personelle Restauration einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft beinhaltete auch die Restauration sexistischer Institutionen und Strukturen, die sich auf lokaler Ebene im Aufbau einer ausschließlich männerdominierten Verwaltung niederschlug.[22] Auch auf der politischen Ebene waren Frauen kaum präsent. Die letztendliche Abhängigkeit von den Zielen, Konzeptionen und der Strukturpolitik der MRen verschloß der deutschen Bevölkerung weitestgehend die Möglichkeit, von unten her demokratische Lernprozesse zu machen.

2. »Not, wohin wir blicken« - Frauenalltag

Die Diskussion um Kontinuität und Bruch ist jedoch nicht nur für die Betrachtung der strukturellen und institutionellen Seite bedeutsam. Auch die bewußtseinsmäßige Kontinuität vom Nationalsozialismus zur Nachkriegssituation war für die Mehrheit der Bevölkerung prägend. Eine geistige Auseinandersetzung war sowohl politisch als auch z. T. aufgrund objektiver Bedingungen des Nachkriegsalltags nicht möglich: Der psychische Zusammenbruch - die Mehrheit der deutschen Bevölkerung empfand das Kriegsende nicht als Befreiung, sondern als Niederlage - und das Gebot der ersten Stunde, das Überleben zu sichern, verhinderten eine produktive Aufarbeitung.
Für die Frauen hatte der Faschismus die totale Entrechtung bedeutet; in ihm manifestierte sich der Antifeminismus par excellence. Auf der ideologischen Ebene dagegen hatte er den Frauen eine scheinbare frauenspezifische Wertigkeit und damit gesellschaftliche Anerkennung in ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau suggeriert. Das Zurückschicken der Frauen an Heim und Herd, verbunden mit einer sozial-imperialistischen Politik der planmäßigen Rassenerhaltung, aber auch Rassenvernichtung, hatte aber seine Grenzen in den ökonomischen Rahmenbedingungen des Kapitalismus: Spätestens seit 1935 war Frauenarbeit für die Rüstung unerläßlich. Der Antifeminismus des Nationalsozialismus blieb so an die sozioökonomischen Bedingungen gebunden.[23]
Konkret bedeutete dies für die Mehrheit der Frauen spätestens seit Kriegsbeginn 1939 eine starke Belastung: Durch die Abwesenheit ihrer Männer waren sie gezwungen, die ganze Alltagsorganisation zu übernehmen, oftmals auch Dienstverpflichtungen. Mit Beginn des Luftkriegs auf Deutschland 1942/43 kam eine ständige existenzielle Bedrohungssituation (besonders in den Städten) hinzu, die ein normales Alltagsleben endgültig außer Kraft setzte.
Für die in Stuttgart Hinterbliebenen, mehrheitlich Frauen und Alte, verursachte der Luftkrieg ein nervenaufreibendes Abhetzen zwischen Wohnung und Bunker:

  • »Sich zu Tode hetzen, um am Leben zu bleiben: Aber das ist momentan unser Lebensstil. Man buddelt am Stollen und rackert sich ab während kurzer Alarmpause... Das Essen - sofern man überhaupt etwas hat - muß man hinunterschlingen, schlafen tut man in Kleidern und den schwersten Stiefeln, die man besitzt, und höchstens mit dem halben Auge. Die Ohren dürfen sowieso nicht mitschlafen, sonst hört man das Nahen von Flugzeugen nicht! Unser Warnsystem ist ja völlig aus den Fugen!« (23. 3. 45).[24]

So beschreibt ANNA HAAG das Lebensgefühl während des Krieges in ihrem Kriegstagebuch. Weiter berichtet sie von der apathischen Stimmung und der zunehmenden Angst vor der Besatzung in der Bevölkerung. Für Frauen bedeuteten die ersten Tage der Besatzung permanente Angst vor Vergewaltigung, Hunderte wurden vergewaltigt.[25] Ein Ausdruck des Nichtumgangs mit diesem Problem war das Argument der MR, aufgrund des deutschen Verhaltens in Frankreich nichts dagegen unternehmen zu wollen.[26] Doch auch die Frauen konnten nicht damit umgehen, die meisten haben es verheimlicht:

  • »Jede hat sich geschämt. Und es kam vieles gar nicht raus, vorläufig, nachher kamen ja dann Kinder, dann war ja ganz klar, daß..., net, jede hat sich geschämt, und die andere hat's erzählt: 'die isch...', sie wissen ja, die eine, die fühlt sich schuldig, net, und ist gar nicht schuldig. Das ist eben da das Menschliche, was da entscheidend ist. Ich wäre auch betroffen gewesen, wenn mir was passiert wäre. Aber das sind die Verhältnisse.«[27]

Die Folgen des Krieges: Stuttgart war durch zahlreiche Luftangriffe stark zerstört worden. Der Stadtkern war nahezu ausradiert, und in den Stadtteilen, besonders in den Industrievororten, waren Wohnungen stärker betroffen als Industrieanlagen.[28]
Die Bevölkerung war durch die Evakuierung und Abwanderung von Frauen und Kindern (1945: 130 000) und durch den Einzug der Männer in den Krieg von 458 429 im Jahre 1939 auf 266 067 im Jahre 1945 gesunken.[29] Frauen waren in der Mehrheit, 178 609 Frauen standen 28 000 Männer gegenüber, das bedeutete ein Verhältnis von 6,4: 1.[30] Zwar nahm die Bevölkerung durch die Rückkehr der Evakuierten, der Kriegsgefangenen und der Flüchtlingsströme aus den Ostgebieten zu, trotzdem hielt sich der Frauenüberschuß (Ende 1945: 56,7% Frauen, Ende 1946: 55,3%; 1947: 54,8%; 1948: 54%).[31]
Nach Kriegsende fiel zwar die ständige psychische Belastung durch Bombenalarm weg, die Alltagsnöte wurden aber nicht geringer.
Die Ernährungslage verschlechterte sich gegenüber der Kriegszeit: Die Lebensmittelrationen wurden auf 907 Kalorien gekürzt, die gleiche Menge, die die Franzosen von den Deutschen erhalten hatten. Als am 8. Juli die Amerikaner die Stadt übernahmen, hoffte man auf eine Verbesserung. Da die Amerikaner nicht wie die Franzosen auf die vorhandenen Ressourcen angewiesen waren, verbesserte sich die Ernährungslage tatsächlich etwas. Trotzdem war die Versorgung mit Nahrungsmitteln nach wie vor mühsam: Stundenlanges Schlangestehen, Hamstern und Schwarzmarkttäusche strukturierten den Alltag. Für die Alltagsorganisation waren weiterhin die Frauen verantwortlich, viele hatten ihren Mann verloren, die Kriegsgefangenen kehrten nur langsam zurück.
Die zunehmende Wohnungsnot durch den Rückstrom der Evakuierten, durch die Flüchtlinge, durch die notwendig werdende Unterbringung der befreiten Zwangsarbeiter und durch die Beanspruchung von Wohnraum durch die amerikanische MR führte zur Überbelegung des vorhandenen Wohnraums jeder Raum über 8 qm mußte belegt werden). Dies produzierte oft Streitereien (vor allem zwischen Flüchtlingen und Stuttgartern) und bedeutete ein Leben ohne Rückzugsmöglichkeiten. Alleinstehende Frauen hatten es besonders schwer; sie wurden nicht nur bei der Lebensmittelzuteilung, sondern auch bei der Wohnungsvermittlung benachteiligt; Familien wurden zuerst berücksichtigt.
Für viele Frauen (vor allem junge Mädchen) blieb oft nur der Ausweg in die Prostitution. Gegen sie begann eine allgemeine Hetze. Daß sowohl die Besatzungsmacht als auch die Stuttgarter Bevölkerung, letztere durch Zimmervermietung gegen Naturalleistungen, davon 'profitierten', wurde geflissentlich bei dieser doppelmoralischen Diskriminierung übersehen.[32]
Diese ganzen Nöte[33] zwangen den Frauen - und insbesondere diesen einen harten Alltag auf. Die erzwungene Selbständigkeit hatte sicherlich bei einigen ein neues Selbstbewußtsein produziert, das sich z. B. in Äußerungen wie »Ich brauche keinen Mann, ich komm' allein durch's Leben ausdrückte. In vielen Fällen hatten sich die Frauen so von ihren Männern entfremdet, daß es zur Scheidung kam.[34] Doch mehrheitlich konnte diese Über- und Doppelbelastung gar nicht als Befreiung empfunden werden. Bewußtseinsmäßig war von daher weiterhin die Ehe als Lebensziel Wunschtraum geblieben, da sie versprach, Erleichterung zu bringen.[35]
Hinzu kam, daß Frauen keinen Ort und auch nicht die Zeit hatten, über sie betreffende Angelegenheiten nachzudenken. Spezifische Frauenorganisationen waren noch nicht gegründet, die harte Überlebensarbeit lastete auf den Frauen allein. Von Politik wollte »frau« sowieso nichts mehr hören - damit wurde die bitter enttäuschende NS-Politik verbunden.
Die Notsituation der unmittelbaren Nachkriegszeit (zumindest bis 1948; für viele Frauen begann allerdings die Not noch einmal neu mit der Währungsreform [36]) bewirkte so ein Auseinanderfallen von Frauenalltag und politischer Rekonstruktion der Gesellschaft.
Die Ausgangsbedingungen für den Kampf der Frauen um spezifische Präsenz in der Öffentlichkeit waren trotz der zahlenmäßig eindeutigen Überlegenheit also nicht gerade rosig - wie und mit welchen Ergebnissen Frauen aber doch den Kampf aufgenommen haben, dieser zentralen Frage will ich mich nun zuwenden.

III. »Wollen wir jetzt endlich aufwachen aus unserem langen Dornröschentraum?«
Frau und Politik nach 1945

1. »Wir Frauen müssen es machen!«

»Was können nun wir Frauen, die wir so gar keine Politikerinnen, die wir nur Menschen sind, beitragen, um diese Umkehr oder Abkehr zu erleichtern?
Viel, wenn nicht alles! Wir sind sechzig Prozent Frauen! Sechzig Prozent! Was bedeutet das?

  • Das bedeutet nicht, daß wir Frauen nun herrschen wollen! Aber es bedeutet, daß nichts in der Welt uns rechtfertigen könnte, wenn unser Vaterland erneut in eine Katastrophe hineingeriete!
    Denkt daran! Wir Frauen müssen es machen!
    Was für ein Wort! Wieviel Verantwortung begreift es in sich! Was für Möglichkeiten schließt diese Überzahl von Frauen in sich!«

Mit diesem neuen Selbstbewußtsein wurden die Stuttgarter Frauen in ANNA HAAGs Broschüre... »und wir Frauen?«[37] zur Mitverantwortung am Aufbau einer neuen Gesellschaft aufgerufen. »Wir Frauen müssen es machen!« Frauen sind besonders geeignet, der zukünftigen Entwicklung ein neues Gesicht zu geben, zumal sie die Mehrheit stellen (60%); sie müssen die Verantwortung für das Ganze mittragen.
Herausgegeben wurde die erste Broschüre in Stuttgart von der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF), die ANNA HAAG [38] im Dezember 1945 wieder ins Leben gerufen hatte. »Das Echo auf diese kleine Schrift war beglückend«, schreibt sie in ihren Lebenserinnerungen.

  • »Trotz der noch immer mangelhaft funktionierenden Post bekam ANNA Briefe über Briefe, die ihr Zustimmung brachten. Briefe von Frauen und Männern,... Was für ein Beweis der Bereitschaft zu Umkehr und Aufbruch gleichzeitig!«[39]

Die Diskussion um die Mitwirkung der Frauen am gesellschaftlichen Neuaufbau nahm seit Herbst 1945 sowohl in den Frauenzeitschriften als auch in der Stuttgarter Tagespresse einen beträchtlichen Raum ein.[40] So entspricht die Broschüre ANNA HAAGs dem »Frauengeist« der damaligen Zeit, zumindest ist sie repräsentativ für die nach 1945 wieder aktiv gewordenen Frauen. Auffallend ist jedoch, welche Frauen sich engagierten: Es waren in der Regel ältere Frauen (um die 40 bis 50), die die Weimarer Republik noch bewußt erlebt hatten und sich damals schon der Frauenbewegung zugehörig fühlten. Programmatische Äußerungen dieser Art, die einen »besonderen Beitrag der Frauen« betonten, wurden auch hauptsächlich von Frauen formuliert, die eher der bürgerlichen Schicht zuzurechnen sind. Von Frauen aus der Arbeiterbewegung gibt es keine expliziten Äußerungen zur Aufgabe der Frauen. Es gab also eine Kluft zwischen den aktiven Frauen und der Mehrheit der Stuttgarter Frauen; deutlich ausgesprochen wird sie in mehreren Klagen über das Nichtengagement vor allem der Jüngeren:

  • »Wo stehen wir Frauen heute? Wollen wir aus den hinter uns liegenden Tagen (und Jahren) lernen oder wollen wir wieder, wie schon einmal, den Kopf in den Sand stecken und uns unserer ethischen Verantwortung entziehen? Wollen wir jetzt endlich aufwachen aus unserem langen Dornröschentraum vom kommenden goldenen Zeitalter der Männer und entschlossen uns selbst und unseren Kindern den Weg der Vernunft und des Friedens in die Zukunft richtunggebend bahnen und weisen?«
    (...)
    Leider aber ist festzustellen, daß gerade auch die weibliche Jugend zu einem großen Teil lieber die Hände in den Schoß legt als mitzukämpfen für den Wiederaufbau, mit der Begründung, man sei zu sehr enttäuscht worden, man habe den Glauben verloren...«[41]

Obwohl das neue Selbstbewußtsein über die bedeutende und wichtige Einflußnahme der Frauen auf die politische Entwicklung in dieser Konsequenz nicht von der Mehrheit der Frauen mitgetragen wurde, scheint der Zusammenbruch des Faschismus doch bei einigen Frauen die Hoffnung entwickelt zu haben, daß Frauenpolitik zukünftig integraler Bestandteil der kommenden Gesellschaft sein würde. Die scheinbaren »demokratischen Chancen« schienen auch für Frauen vorhanden zu sein.
Was für ein Politikverständnis steht hinter dieser Propagierung der notwendigen Einmischung von Frauen? Womit wird begründet, daß

  • »die Welt vielleicht ein anderes, ein heiteres Gesicht (hätte), wenn wir Frauen unserer Verantwortung früher bewußt geworden wären...«[42]
    Dazu meint ANNA HAAG:
    »Wir Frauen der Welt - auch viele, viele deutsche Frauen! - sind zuvörderst Menschen geblieben! Wir sind Mütter, die jungen Frauen wollen Mütter werden! Eine Mutter gibt Leben ... Frauen und Mütter bäumen sich darum instinktiv gegen alles auf, das uns einer erneuten Gefahr wieder nahebringen könnte.«[43]

>Muttersein<, >Frausein<, >instinktiv< - wohin zielen diese Begriffe?
Liegt ihnen nicht wieder die »wesensmäßige Bestimmung der Frau« zugrunde, eine Definition des Frauseins, die auch im NS nicht gerade disfunktional war? Ganz so kraß möchte ich dieses Zitat nicht interpretieren, zumal sich ANNA HAAG mit dem Faschismus und seiner und des Krieges wirtschaftlichen Ursachen in ihrer Broschüre auseinandersetzt. ANNA HAAG meint primär Hausfrauen und Mütter - nicht die berufstätige Frau - wenn sie mit ihrer Frauenpolitik am Alltag der Frauen ansetzt und konstatiert, daß der »Haushalt notgedrungen über alles interessieren muß, da es in der Nachkriegsnot um das »Leben und Sterben unserer Lieben« gehe. »Gute und schlechte Politik« würde weitgehend die »Tonart des Alltagsliedes« der Frauen bestimmen, deshalb dürfen Frauen nicht vor dem »Tabaksqualm und gewaltigen Bierhumpen« der Männerpolitik zurückschrecken, sie sollen die »deutsche Chance wahrnehmen« und zeigen, »daß es nicht damit getan ist, unsere Lieben satt zu machen«. Allerdings - dies betont ANNA HAAG nachdrücklich - kann es für die Frauen in der gegenwärtigen Situation nicht um die Machtfrage gehen, nicht einmal um das Einklagen besonderer Rechte:

  • »Es kann sich für die Frau in nächster Zeit weit weniger um die Erkämpfung von Frauenrechten handeln als um die bewußte und vollkommene Übernahme von Frauenpflichten. Diese erwachsen den Frauen aus ihrer Überzahl und aus dem bejammernswerten Zustand ihres Vaterlandes.«[44]

Diese Definition von Frauenpolitik als »Frauenpflichten gegenüber dem Ganzen« mag in der historischen Situation verständlich sein, sie führt aber letztendlich zu einer argumentativen Selbstbegrenzung der Frauen in ihren Zielen und Forderungen, wie z. B.:

  • »Wir Frauen müssen an den großen Sorgen unseres Volkes Anteil nehmen, ohne deshalb das, was wir an täglicher Fürsorge für die uns Anvertrauten zu leisten haben, zu vernachlässigen.«[45]

Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wird akzeptiert, die Frauen sollen das leisten, was in schwierigen Lagen (im Krieg und nun in der Nachkriegszeit) schon immer von ihnen erwartet wurde: »die kleinen Pflichten, (die in Wirklichkeit recht ansehnliche Pflichten sind) mit den ,großen Pflichten', den Pflichten für das Ganze« zu vereinen. Das neue Selbstbewußtsein scheint hier aus der lebensnotwendigen Reproduktionsarbeit zu resultieren, die in Kriegs- und Krisenzeiten eine immense öffentliche Bedeutung erfahren hatte. Doch damit wird die Ursache von Frauenunterdrückung, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, von Frauen selbst zementiert. Der politische und menschliche Wert der Frau liege in der »Regelung der menschlichen Lebensformen«! »Mütterliche Verantwortung« und »gesunder Menschenverstand« sollen der Politik neue Konturen verleihen. »Frauenpolitik« gibt sich damit einen komplementären Charakter zur Männerpolitik. Die Grundlage der Gesellschaft, die Restauration bürgerlich-patriarchalischer Strukturen wird nicht angetastet. So kann Politik für Frauen nur heißen, im vorgegebenen Rahmen mitzumischen: durch die kritische Überwachung des Geschehens, über die »innere Abrüstung des Volkes« durch Erziehung, bis hin zur Wahrnehmung der »Pflicht« als Wählende und Gewählte und in der Bereitschaft, Ämter in der kommunalen Selbstverwaltung zu übernehmen, alles aber bleibt dem traditionellen Frauenbild verhaftet.
Zweifelsohne: ANNA HAAG, MILA KETTERER benutzen dieses Frauenbild für ein großes Plädoyer für ein neues Selbstbewußtsein der Frauen. Aber kann auf dieser Grundlage die geforderte Einmischung gelingen? Kann aus der komplementären Definition zur Männerwelt, der Akzeptanz geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung der Widerstand kommen, der den neuen Weg ins gesellschaftliche Abseits verhindert (schließlich war die politische Reorganisation der Gesellschaft bereits weitestgehend vollzogen, als Frauen begannen, diese Diskussion zu führen)? Ein kleiner Prüfstein ist der Blick auf den Gegenpart, die männlichen Erwartungen an die Frauen.

2. »Es kommt jetzt auf die Frauen an« männliche Erwartungen an die Frauen

  • »In einer so gnadenlosen Zeit, nach einer Periode der Unmenschlichkeit sind vielleicht gerade die Frauen mit ihrer Milde und Trostkraft für uns das Rechte. In den Verwahrungskammern ihrer Herzen spalten sie den männlichen Starrsinn auf und verwandeln den verzehrenden Geist der Zeit durch ihre mütterliche Güte wieder in menschliches Fühlen und Mitgefühl. . . . Der Frauenüberschuß ist auch eine Hoffnung.«[46]

Auch Männer formulierten Erwartungen an die Frauen; schließlich mußten sie ja mit dem vorhandenen Frauenüberschuß - der sie auch ängstigte? - umgehen. Die »wesensgemäße Bestimmung der Frau« kann auch die Männer über die böse Zeit hinwegtrösten, ein bißchen Schmuck im Parlament kann nur wohltuend sein.[47]
Auch sie beschwören das ganz Andere der Frauen: Frauen seien realistischer, dem Naheliegenden, dem Praktischen zugewendet, von daher beschäftige sie das unmittelbar Notwendige mehr als eine Idee, deren Verwirklichung in der Zukunft liegt. Ihre Natur (!) sei konservativ, so daß Frauen Dauer und Sicherheit wollten:

  • »Dies ist ein gewaltiges Plus für die Neuordnung und den Wiederaufbau unseres öffentlichen Lebens, ganz abgesehen davon, daß die Stärke des weiblichen Gefühls eine wertvolle Ergänzung und Korrektur der rationellen Starrheit des männlichen Geschlechts verbürgt und man sich von der tätigen Teilnahme der Frau an der Politik eine Entschärfung der politischen Auseinandersetzungen erwarten darf.«[48]

Lauter Eigenschaften also, die dem Aufbau der Stadt und den aktuellen Überlebensproblemen zugute kommen können. Das Festlegen der Frauen auf ihre traditionelle weibliche Identität, die ihren Ursprung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in privat und öffentlich hat, kann hier auch verstanden werden als Schutz vor dem Eindringen von Frauen in männerspezifische Bereiche und damit als Legitimation des Ausschlusses der Frauen aus der Öffentlichkeit.[49]
Damit einher gehen männliche Projektionen, die ihnen Entlastung bedeuten. Darauf deutet die im Oktober 1945 geführte Diskussion in der Stuttgarter Zeitung über die Schuld der Frauen am Nationalsozialismus hin, die in der Frage »Frauenwahlrecht -ja oder nein?« gipfelte. Frauen verwehren sich gegen die anmaßende Forderung, das Frauenstimmrecht abzuschaffen und sie zum Sündenbock zu erklären - hier wird noch einmal ihr aus der alltäglichen Praxis resultierendes Selbstbewußtsein evident:

  • »Im Kriege preist man die Eignung der Frauen für alle möglichen Berufe, Tätigkeiten und Positionen, die dann im Frieden wieder als Privileg der Männer angesehen werden. Das war schon im und nach dem vorigen Weltkrieg so, und heute vollends wird versucht, die Frauen politisch zu diffamieren.«[50]

Dieser Prüfstein der männlichen Erwartungen zeigt, daß die Frauen, wenn sie sich selbst einer biologischen Definition unterwerfen, einem männlich-patriarchalischen Entwurf von Weiblichkeit folgen, und es bleibt die Frage, ob es damit gelingen kann, die Welt zu verbessern, wenn diese Definition doch von vornherein nur als Ergänzung des herrschenden Männlichen angeführt wird.
Die Untersuchung der nach 1945 breit entstandenen Frauenöffentlichkeit in Stuttgart soll die Grenzen und Möglichkeiten einer solchen Selbstdefinition näher beleuchten.

IV. Die Frauenöffentlichkeit in Stuttgart nach 1945

Frauenöffentlichkeit als Gegentendenz setzt die Organisation der Interessen von Frauen voraus. Dabei lassen sich zwei Linien der Organisierung ablesen:

  1. Frauen organisieren sich im Rahmen der fortschrittlichen Kräfte Stuttgarts als eigenständige Interessensgruppe (Antifaschistische Arbeitsausschüsse, SPD, KPD, Gewerkschaften).
  2. Frauen bilden autonome Organisationen mit unterschiedlichen Zielrichtungen und Adressatenkreis, wobei sich konfessionelle, berufliche und überparteilich/frauenpolitische/überkonfessionelle Vereinigungen unterscheiden lassen. Als potentielle Gegentendenz kommen dabei nur die frauenpolitischen Organisationen in Frage.

Ab September 1945, mit der Genehmigung der Bildung von politischen Vereinigungen, entstand in diesem Rahmen eine Vielzahl von neu- und wiedergegründeten Frauenorganisationen in Stuttgart.[51]
Als erste wurde der überparteiliche und überkonfessionelle »Stuttgarter Frauendienst« von der Militärregierung genehmigt (September 1945); im Dezember folgte dann die Wiedergründung der »Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit« (IFFF). Diese beiden bestimmten das Bild der autonomen Stuttgarter Frauenöffentlichkeit: sie traten am häufigsten mit Veranstaltungen und Aktivitäten an die Öffentlichkeit und betonten die Notwendigkeit der Präsenz von Frauen im aktuellen politischen Geschehen, und dies begründet in einer frauenspezifischen Qualität der Einmischung. In der Folgezeit kamen berufliche und konfessionelle Vereinigungen hinzu, die z. T. (wie der »Deutsch-evangelische Frauenbund« oder der »Katholische Frauenbund«) während des Nationalsozialismus weitergearbeitet hatten;[52] ferner weitere überpolitische Gründungen wie die wiedergegründete »Gemeinschaft deutscher Künstlerinnen und Kunstfreundinnen« (GEDOK; Februar 1946) und die neugegründete »Weltorganisation der Mütter aller Nationen« (WOMAN; 1948).
Parallel zu dieser autonomen Organisierung kam es zur Gründung von Frauengruppen in den Arbeitsausschüssen, Gewerkschaften und Parteien.[53]
Beide Richtungen waren anfangs der Meinung, daß eine überparteiliche Frauenbewegung gegründet werden sollte, also die Trennung von bürgerlicher und proletarischer Frauenbewegung der Weimarer Republik zu überwinden sei.
Dies führte in Stuttgart, wie in vielen anderen Städten [54] auch, zur Gründung eines überparteilichen Zusammenschlusses, dem »Stuttgarter Frauenausschuß« im Juli 1946. Darin waren alle Stuttgarter Frauenorganisationen und Frauen aller Parteien und Gewerkschaften vertreten. Frauenöffentlichkeit in dem Sinne einer Gegentendenz, in der frauenspezifische Forderungen gegenüber einer dominanten Männeröffentlichkeit vertreten wurden, stellten nicht alle Stuttgarter Frauenzusammenschlüsse dar. In diese Richtung betätigten sich im wesentlichen der »Frauenausschuß des Zentralen Arbeitsausschusses«, der »Stuttgarter Frauenausschuß«, die »IFFF« und der »Stuttgarter Frauendienst«.

1. Frauen und die Stuttgarter Arbeitsausschüsse (AA)

Die ersten organisierten Tätigkeiten von Stuttgarter Frauen treten im Zusammenhang mit der antifaschistischen Arbeitsausschußbewegung in Stuttgart auf.[55]
Bereits im Frühjahr 1945 wurde eine Frauenabteilung der Arbeitsausschüsse gegründet, der spätere »Frauenausschuß des Zentralen Arbeitsausschuß Groß-Stuttgart". Dieser hatte wie die Zentrale der AA seinen Sitz im Volkshaus Gablenberg.[56]

Frauenarbeit und Arbeitsausschüsse

Eine Mitarbeiterin des Zentralen AA stellte mir den Beginn der Arbeitsausschuß-Arbeit so vor,[57] daß Frauen und Männer zunächst gemeinsam die anfallenden Aufgaben der Säuberung der lokalen Verwaltungen von Nazis und die Bewältigung der akuten Nachkriegsprobleme (Ernährung, Heizmaterial, Wohnungen) in Angriff genommen, dann aber die Frauen besondere Aufgaben übernommen hätten, nämlich das, »was ihr Gebiet war«. Hierzu gehörte z. B. die Errichtung einer Nähstube im Volkshaus. Da wurde »genäht für die dringendsten Fälle«, das, »was die Familien brauchten«, anfangs unter Hinzuziehung von Frauen der NSDAP und NS-Frauenschaft, die zu diesen Arbeiten eingeteilt wurden. Diese Arbeitseinsätze werden auch in einem Bericht des Zentralen AA über »Vier Monate Arbeit« als eine der wichtigsten Arbeiten der Frauen erwähnt:[58]

  • »An unserem Frauenwerk beteiligen sich einige Hundert antinazistischer Frauen unter der Leitung von Mitarbeiterinnen, die lange Jahre in KZs die Naziherrschaft kennengelernt haben. Eine der hervorragendsten Arbeiten der Frauen ist die individuelle und gruppenweise Diskussion mit Nazifrauen über die Zustände und ihre Mitschuld unter dem Nationalsozialismus. insgesamt wurden so 2000 Nazifrauen in 33 Besprechungen erfaßt.
    In verschiedenen Arbeitsausschüssen wurden die NS-Frauen zu Putz-, Verpackungs- oder ähnlichen Arbeiten herangezogen. Diese Arbeiten wurden von diesen Frauen nach eingehenden Diskussionen freiwillig geleistet.«

Einen gemeinsamen Ausgangspunkt aller Frauen für Frauenpolitik gab es also 1945 nicht. Wir werden später noch sehen, daß nur die Frauen, die den Terror des Nazi-Regimes am eigenen Leib gespürt hatten, überhaupt die Notwendigkeit sahen, sich mit dem Faschismus auseinanderzusetzen.
Zur weiteren Arbeit der Frauen heißt es dann:

  • »Es wurden auch Näh-und Flickstuben für die notleidende Bevölkerung eröffnet, ein Gemeinschaftsdienst eingerichtet, durch welchen bisher 1200 Beratungen über Hygiene und Ernährungsfragen, Wohlfahrtspflege usw. erteilt wurden. Unsere Frauen arbeiten mit bei der Wohnungsbeschaffung, bei der Prüfung der Bestände und Bestellung von Holz und Nahrungsmitteln, bei der Kontrolle der Lebensmittelkarten in einzelnen Orten, wo Mißbrauch getrieben wurde, bei der Suche und Reinigung von Wohnungen und Schulen für ausländische Arbeiter, bei der Organisierung von Waldheimen,[59] Nachprüfung der Erhebungsbogen und neuerdings bei der Mithilfe zur Unterbringung der Durchgangsflüchtlinge in Untertürkheim. Unter ihrer Mitwirkung wurden bisher 15 Kindergärten eröffnet.«

Frauen in der Geschichte V
In späteren Berichten[60] werden weitere Tätigkeiten der Frauen erwähnt, wie »Eröffnung von Wärmestuben«, Betreuung von »Frauen, deren Männer oder Söhne sich in Kriegsgefangenschaft befinden", Kleidersammlungen und die Betreuung alter Menschen.
Die Hauptarbeit der Frauen in den AA lag demnach bei der sozialen Arbeit im gesellschaftlichen Reproduktionsbereich. Reproduktionsarbeit aber war die Hauptaufgabe gesellschaftlicher Arbeit überhaupt in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Rekonstruktion einer funktionierenden Gesellschaft war zunächst nur über Reproduktionsarbeit (Versorgung der Menschen, »Wiederherstellen« im weitesten Sinne) durchführbar. Die Grundlagen der kapitalistischen Produktion waren durch Kriegszerstörung und Rohstoffmangel weitestgehend außer Kraft gesetzt.[61] Öffentliche und private Reproduktion waren unter diesen Bedingungen nicht mehr unmittelbar voneinander zu trennen; sie läßt sich nur an der Aufgabenverteilung zwischen Männern und Frauen weiterhin als Trennung feststellen.
Frauen in der Geschichte V
Die Bereiche der öffentlichen Reproduktion, samt Leitung und Organisation, lagen in den Händen der Männer.[62]
 

1 Sicherstellung der Ernährung (Frauen und Männer)
2 Anlage einer Pg-Kartei (Männer)
3 Pg-Arbeitseinsätze (Frauen und Männer)
4 Auskünfte in Wohnungsfragen (Frauen und Männer)
5 Kriegsgefangenenbetreuung und Beratung (Frauen)
6 Brennholzbeschaffung (Frauen und Männer)
7 Stellenausbau (Männer)
8 Wohnungs-Instandsetzung (Frauen und Männer)
9 Baukommissionen (Männer)
10 Betreuung und Versorgung der Rückkehrer und Ausgewiesenen (Frauen)
11 Wählerlisten überprüfen (Frauen und Männer)
12 Entnazifizierung in Verbindung mit Spruchkammern (Frauen und Männer)
13 Kleingartenaktion-Setzlinge (Frauen)
14 Kraftfahrzeugzulassung (Männer)
15 Wärme- und Nähstuben; Badegelegenheiten (Frauen)[63]

Diese Aufgabenverteilung hatte zur Folge, daß Frauen bei den bezahlten Ämtern innerhalb der AA, aber auch bei der Gesamtmitgliederzahl nur wenig repräsentiert waren:

  • Anhand der »Liste der Stadtteilausschüsse, die zu besolden sind«, vom Sommer oder Herbst 1945, auf denen die bezahlten Mitarbeiter der AA aufgeführt werden, sind von 93 Personen 13 Frauen, das entspricht 14%. (Berücksichtigt sind 18 Stadtteilausschüsse und der zentrale AA). Von den 13 Frauen sind nur 7 ganztags beschäftigt (alle Männer sind ganztags beschäftigt!). Die häufigste Tätigkeit, die angegeben wird, ist die der Bürohilfskraft.
    Die Listen über »Gesamtmitglieder der AA liegen nur teilweise vor, nur von den 18 innerstädtischen AA. Diese haben 356 Gesamtmitglieder, darunter 90 Frauen, das entspricht einem Anteil von 25,3%. Dieser Durchschnittswert verschleiert jedoch, daß 9 der 18 AA sich nur aus Männern zusammensetzen.[64]

Im Vergleich zu den städtischen Institutionen war der Anteil der Frauen in den AA zwar höher,[65] trotzdem ist es verwunderlich, daß die massive Beteiligung der Frauen an der Arbeit der AA nicht zu einer vermehrten Aktivität der Frauen in den AA-Gremien geführt hat. Ursache dafür mag zum einen die extreme Überlastung durch die zur Arbeit in den AA zusätzliche Alltagsorganisation gewesen sein.[66]
Zum anderen spielte sicherlich auch eine Rolle, daß die Frauen zwar die AA ideell unterstützten, sich selbst aber nicht zugehörig fühlten. Dies hängt nicht zuletzt mit der männlichen Art und Weise des Politikmachens der AA zusammen, durch die eine Ausgrenzung der Frauen durch die Männer stattfand.[67] Davon zeugen die programmatischen Äußerungen von Männern zur Frauenfrage.
Als symptomatisch für die Einschätzung der »Frauenfrage« innerhalb der Arbeitsausschüsse mag das Urteil eines Mannes gelten.[68] ALBERT BUCHMANN sah in der Frauenfrage das »Problem der Eingliederung der Frauen in den Bereich der öffentlichen Aufgaben«, denn:

  • »Hunderte von Fällen ließen sich anfügen, in denen Frauen instinktiv das Richtige taten, während Männer passiv zurückstanden. Wir alle wissen, daß die Frauen die größten Opfer gebracht haben. An uns liegt es, sie jetzt an der Zukunft Deutschlands zu interessieren. Wie könnten wir ohne die Frauen all die großen sozialen und Kulturaufgaben erfüllen, viele Funktionen im öffentlichen Leben können von Frauen weit besser durchgeführt werden als von Männern! Ich denke an den Beruf der Ärztin, der Kinderpflegerin, Lehrerin, Fürsorgerin, Laborantin, Sportlehrerin usw. Die Frauen stellen eine große und noch völlig unausgenutzte Reserve für uns dar.«[69]

Einerseits wird hier die Frau noch nicht als vollwertige »Kampfgenossin« anerkannt, sie muß erst dazu geführt werden, andererseits wird sie, wie das ja schon an der praktischen Arbeit deutlich wurde, in die ihr zugewiesenen Bereiche des Sozialen und der Kultur verwiesen. Die Geschlechterfrage wird zugunsten der Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft in den Hintergrund gedrängt, ja, gar nicht problematisiert.
Durchaus in dieser Linie ist es zu verstehen, wenn im Januar 1946 die Förderung einer überparteilichen Frauenbewegung unter den Punkten angeführt wird, die für das neue Jahr im Vordergrund stehen werden. Ausschlaggebend ist hier die veränderte Aufgabenstellung der Arbeitsausschüsse seit etwa Juli 1945 (Heimkehr vieler KP-Funktionäre aus den KZs, Zuchthäusern und der Emigration) im Zuge einer Volksfrontpolitik »einheitliche Massenorganisationen jenseits politischer und klassenspezifischer Differenzen der Vergangenheit (zu) initiieren.«

Aktionen der AA-Frauen

Frauen haben sich neben den AA eigenständig organisiert. Mitte 1946 entstanden im Zusammenhang mit der Kinderspeisung separate überparteiliche Frauenausschüsse in einzelnen Stadtteilen.
Den Anfang bildete eine überparteiliche Gemeinschaft von Frauen [70] im Osten Stuttgarts.

  • »Sie gingen von Haus zu Haus und warben in Großküchen, Werkkantinen, in Krankenhäusern, Bäckereien, Metzgereien und Gasthöfen um Freitische für diese Kinder. Innerhalb weniger Tage ist es gelungen, für 150 Kinder ein kostenloses, markenfreies Mittagessen zu erringen. . . . Freudig widmeten sich die Frauen dieser Aufgabe, die doch immerhin einige Stunden kostbare Zeit in Anspruch nimmt.«[71]

Diesem Beispiel folgten dann Frauenausschüsse in Cannstatt, Prag und Heslach.[72] Die einzige Aktion, mit der Frauen der AA explizit an die Öffentlichkeit traten, waren drei öffentliche Frauenversammlungen zur Kriegsgefangenenfrage am 20. Januar 1946. Diese bewegte die Gemüter schon seit langem: bereits im Herbst 1945 wurde ein Austausch von antinazistischen Kriegsgefangenen mit Nazis diskutiert, was jedoch von der MR strikt verworfen wurde.
An den Versammlungen nahmen 5000 Frauen und ihre Angehörigen teil. In einer Frauenresolution, in der die Freilassung der Kriegsgefangenen gefordert wird und die durch Frauendelegationen der MR überbracht wurde, heißt es:

  • »Das Fehlen des Ernährers in vielen Familien bildet den Grund einer beträchtlichen Notlage derselben. Die Verdienstmöglichkeiten, speziell für Frauen, sind zu gering, um den Anforderungen in bezug auf Ernährung, Kleidung, Miete und dergleichen zu genügen. Außerdem fehlt der Jugend der väterliche Rückhalt für eine geistige und moralische Erziehung nach der Verwahrlosung unter dem Hitlerregime. Vielen alten Leuten fehlt der Sohn, der ihre Ernährung sicherte und die nun von dem kleinen Betrag der Altersrente leben müssen. In der Landwirtschaft fehlt der Bauer, so daß die Arbeit auf den Frauen lastet. Die Versammelten ersuchen deshalb die alliierten Regierungen um baldmöglichste Freilassung der Kriegsgefangenen aus allen Ländern. Wir Frauen wollen mithelfen, daß ein friedliches, demokratisches Deutschland geschaffen wird. Die einmütige Zusammenarbeit der antinazistischen und demokratisch eingestellten Bevölkerung garantiert dafür, daß keine neue Kriegspolitik getrieben wird und Deutschland sich das Vertrauen der friedliebenden Völker wieder erwirbt. Wenn die durch Deutschland zerstörten Länder Arbeitskräfte für den Wiederaufbau benötigen, erwarten wir von allen früheren Nationalsozialisten, daß sie sich freiwillig für diesen Arbeitseinsatz melden. Reichen diese Meldungen nicht aus, so sollen die deutschen Landesregierungen Naziaktivisten, die den Krieg in der Heimat durch ihre U. K.- und Schlüsselstellungen unterstützt und verlängert haben, zum Arbeitseinsatz verpflichten. (...) Wir appellieren weiter an das Gewissen der Welt, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und dafür zu sorgen, ... daß die Grundsätze der Menschlichkeit und Gerechtigkeit eingehalten werden. Bei der Entlassung bitten wir in erster Linie die unbelasteten Kriegsgefangenen zu berücksichtigen.«[73]

In dieser Resolution kommt die empfundene Überbelastung der Frauen zum Ausdruck. Die Übernahme der Ernährer- und Erzieherrolle durch den Mann wird deshalb begrüßt und nicht in Frage gestellt. Die Frauen setzen die Hoffnung auf Verbesserung der harten Lebenssituation auf die Rückkehr des Mannes, zumal die Verdienstmöglichkeiten für Frauen noch schlechter waren als für die Männer.[74] Das Einklagen fehlender Verdienstmöglichkeiten verweist darauf, daß es sich um im Zusammenhang mit der Arbeiterbewegung stehende Frauen handelte; dies belegt auch die politische Argumentation, antinazistische Kriegsgefangene mit Nazis auszutauschen. 5000 Frauen stellten eine breite Basis dar, auf die sich die AA berufen konnten; ihr Antriebsmoment für politisches Handeln ist Betroffenheit: durch die Abwesenheit der Männer, durch den Hunger der Kinder. Zwar wollen die Frauen am Aufbau einer friedlichen Gesellschaft mitwirken zusammen mit allen antinazistischen und demokratischen Kräften, eigene Forderungen werden aber nicht formuliert.

2. Der »Stuttgarter Frauenausschuß«

Das Ziel einer überparteilichen Frauenbewegung wurde nicht nur von den AA angestrebt, auch die in autonomen Frauenorganisationen vertretenen Frauen formulierten das Interesse einer Überwindung der alten Trennung. Die »Neubelebung einer neutralen Frauenbewegung"« wurde im September 1945 vom »Stuttgarter Frauendienst« formuliert, die Schaffung »einer starken deutschen Frauenorganisation« in der »Zusammenfassung aller entstehenden und bereits bestehenden Frauengruppen zu einem überparteilichen großen Ganzen«[76] wurde von MILA KETTERER, Mitglied der IFFF, im »Silberstreifen« gefordert. Doch die Geburt des »Stuttgarter Frauenausschusses« als »überparteiliche Dachorganisation« aller organisierten Stuttgarter Frauen war schwer. Erst am 31. Juli 1946 wurde seine Gründung und Genehmigung bekanntgegeben.[77] Die Verhandlungen darüber liefen aber bereits seit Mitte 1945,[78] und schon am 20. 2. 1946 wurde in der Stuttgarter Zeitung die Entstehung »einer überparteilichen Frauenorganisation« mitgeteilt, die sich am Frankfurter Frauenausschuß orientieren und die »Wahrung der Interessen der Frau im wirtschaftlichen und sozialen Leben, hauptsächlich auch in der Frage der Erziehung«, übernehmen wolle.[79] Erst nach verschiedenen Arbeitstagungen gelang es dann, »alle Frauen unter einen Hut«[80] zu bringen. Folgende Verbände waren dem »Stuttgarter Frauenausschuß« angeschlossen:

  • Arbeitsgemeinschaft evangelischer Frauen, Deutsch-evangelischer Frauenbund, Elisabethenverein, Evangelische Frauenhilfe, Katholischer Frauenbund (als konfessionelle Verbände), Frauenausschuß des Zentralen Arbeitsausschuß; die Frauengruppen der Parteien (DVP, CDU, SPD, KPD) und der Friedensbewegung (als politische Gruppierungen), die IFFF, der Stuttgarter Frauendienst und der Schwäbische Frauenverein (als überparteiliche Frauenorganisationen); der Württembergische Gewerkschaftsbund (4 Industrie- und Berufsgruppen) als berufliche Vertretung; zusätzlich noch die beiden sozialen Einrichtungen: Württembergischer Wohlfahrtsbund und das Rote Kreuz.[81]

Als Ursachen für die lange Dauer bis zur endgültigen Gründung des Frauenausschusses werden organisatorische und persönliche Schwierigkeiten angeführt, so »wurde um Erweiterung des Vorstands, Zulassung und Zurückstellung weiterer Verbände, über Beschlußfassung usw. heftig debattiert.«[82] Aus dieser Andeutung läßt sich m. E. schließen, daß die wahren Gründe für die Verzögerung in unterschiedlichen inhaltlichen Vorstellungen über die Form und Zielsetzung des »Stuttgarter Frauenausschusses« lagen. Dafür spricht ein Vergleich der im Februar formulierten Aufgaben des Frauenausschusses mit den im Juli/August vereinbarten Zielen. Er zeigt, daß die im Februar formulierte politische Funktion des Frauenausschusses als Interessenvertretung der Stuttgarter Frauen fallengelassen wurde zugunsten eines organisatorischen und formalen Zusammenschlusses zur Regelung der praktischen Frauenarbeit im Rahmen des Wiederaufbaus. Die »überparteiliche Dachorganisation« soll nun die »Frauen aller Parteien und aller zur Zeit bestehenden Frauenvereinigungen unter eine Leitung bringen, um in sozialen und wirtschaftlichen Fragen und vor allem in Notfällen, einen gemeinsamen Fraueneinsatz zu lenken (nach wie vor würde jede Frauenvereinigung für sich weiterbestehen).«[83] Von hier aus werden auch die Debatten um die Organisation verständlich, z. B. darüber, wie Beschlüsse gefaßt werden sollen: Als Interessenvertretung aller Stuttgarter Frauen wäre ein Delegiertensystem der einzelnen Organisationen nach Mitgliederzahl denkbar; durchgesetzt hat sich die Delegation einer Vertreterin pro Organisation.
HELENE SCHOETTLE (SPD), die im Sommer 1946 aus der Emigration zurückkam, erinnert sich an die diskutierten Ziele folgendermaßen:

  • »Damals ging es darum, was können die Frauen tun, wie können sie politisch aktiv werden, ich weiß, es ging damals auch darum, wie man eben auch Völkerverständigung machen kann, daß man Frauen von uns rüberschickt nach Amerika, bei uns war ja amerikanische Besatzungszone,... andererseits wieder Amerikanerinnen zu uns... Das war eigentlich die erste und einzige Sitzung, die ich an einem überparteilichen Frauenausschuß teilgenommen habe, ich könnte mich nicht entsinnen, daß ich noch einmal dabei gewesen wäre.«[84]

Was »politisch aktiv werden« bedeuten sollte, darum gab es immer wieder Differenzen. So heißt es in einem Bericht über die zweite Zusammenkunft des Frauenausschusses:

  • »Nach wie vor bleibt der Eindruck, daß alle versammelten Frauen den guten Willen haben, gemeinsam an der Beseitigung unserer größten Nöte mitzuhelfen. Schade, daß dabei hin und wieder vergessen wird, daß persönliche und parteiliche Interessen hier zurückgestellt werden müssen. Schade, daß manchmal vergessen wird, daß der Ton einer vorgebrachten Bitte oder Bemängelung eine nicht unwesentliche Rolle spielt, schade, daß einige nicht verstehen, daß es unmöglich ist, gegen jeden Mißstand anzugehen und daß man sich zunächst auf die Nöte, bei denen Aussicht und Möglichkeit auf Abhilfe besteht, beschränken muß.«[85]

Es sollte also im Frauenausschuß nicht grundsätzlich diskutiert, »nicht gegen jeden Mißstand« angegangen werden, sondern die »dringlichsten Aufgabengebiete« sollten in Angriff genommen werden, »eine praktische gemeinsame Arbeit zustande kommen.«[86] Diese Selbstbeschränkung schloß eine politische Diskussion über frauenspezifische Interessen im gesamtgesellschaftlichen Rahmen aus. Offensichtlich war dies dennoch von einigen intendiert; daß es sich dabei um einen Konflikt zwischen Frauen, die in der Tradition der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung standen, und Frauen, die in linken Gruppen organisiert waren, handelte, belegt die weitere Entwicklung des Frauenausschusses. Das Leben des »Stuttgarter Frauenausschusses« sollte nicht lange dauern. Nur mühsam und in langen Abständen kam er zusammen. Die konkrete Arbeit trug nicht viele Früchte.
Zwar erarbeiteten die mit der Gründung gebildeten Kommissionen (Ernährung und Wirtschaft; Kinderhilfe; Wohnungswesen; Gas- und Stromversorgung), in die Frauen gewählt wurden, »die durch Beruf oder sonstige praktische Tätigkeit mit diesen Aufgabengebieten besonders vertraut«[87] waren, einige Eingaben an die Behörden und Ämter, diese blieben aber unberücksichtigt.
Die Thematik dieser Eingaben blieb im Rahmen der »unmittelbaren Nöte«, so zur Instandsetzung der Schulgebäude und -räume, so zur raschen Zuteilung von Kohle an die Haushaltungen der Zivilbevölkerung oder zur höheren Gas- und Stromzuteilung. Allgemeinere Forderungen wurden nicht gestellt, die letztendliche Entscheidung den Behörden überlassen. Praktisch aktiv wurde der Frauenausschuß nur einmal während seines Bestehens, und zwar im Zusammenhang mit der Cralog-Schulspeisung.[88] Im November 1946 übernahm er die Leitung und Organisation derselbigen. Die Durchführung lag letztendlich in den Händen der Spenderorganisationen,[89] die Frauen halfen mit bei der Beaufsichtigung und Verteilung, leisteten also ehrenamtliche Sozialarbeit.
Die letzte öffentliche Äußerung, im Mai 47, war eine »nach langer und heftiger Diskussion« verabschiedete Resolution zur Ernährungslage. Davor, im Februar, hatte es eine Auseinandersetzung um den im März 47 in Berlin stattgefundenen »Deutschen Frauenkongreß für den Frieden« gegeben. Auf diesem sollte u. a. der »Demokratische Frauenbund«[90] gegründet werden. Der »Stuttgarter Frauenausschuß« war zur Teilnahme am Kongreß eingeladen worden, hatte eine Teilnahme aber abgelehnt mit der Begründung, »daß der Frauenausschuß als Zusammenschluß mehrerer Organisationen nicht berechtigt sei, von sich aus Delegierte zu entsenden.«[91] Realer Hintergrund aber war wohl die umstrittene Einschätzung des »Demokratischen Frauenbundes«, der überparteiliche Charakter wird in einem Bericht über die Gründung in Frage gestellt. Antikommunismus fing an, sich breitzumachen.
Ungereimtes kommt hinzu. Gabriele Strecker erwähnt in ihrer Beschreibung des Frankfurter Frauenausschusses,[92] den »Stuttgarter Frauendienst« als der Frankfurter Organisation entsprechend. Vom »Stuttgarter Frauenausschuß« ist nicht die Rede - zu Recht? In der Tat: Ab Mai 1947 war der »Stuttgarter Frauendienst« bestrebt, eine andere überparteiliche Frauenorganisation an die Stelle des Frauenausschusses zu setzen. Die Gründe sollen im folgenden näher beleuchtet werden; doch zunächst zur Entstehungsgeschichte des »Stuttgarter Frauendienstes.«

Der »Stuttgarter Frauendienst«

Er wurde im September 1945 von der früheren Vorsitzenden der »Württembergischen Frauenvereine«, Frau HILDE REICHERT-SPERLING, als Zusammenschluß von »Hausfrauen und Berufstätigen, die in enger Arbeitsgemeinschaft sich am Wiederaufbau von Stadt und Staat beteiligen wollen« gegründet. Auf seiner ersten öffentlichen Versammlung am 22. Oktober 1945 wurden als Ziele neben der praktischen Arbeit (Näh- und Bastelkurse, Nachbarschaftshilfe, Leseabende für Mädchen) auch die Neubelebung einer neutralen Frauenbewegung genannt.[93] 1946 heißt es, daß es darum gehe, die »Mitarbeit der Frau in allen Bereichen des Volkslebens durchzusetzen«. Dies sollte durch Vorträge, Rücksprache mit den Behörden, Zusammenarbeit mit anderen Organisationen erreicht werden.[94]
In einem Rundbrief [95] führt der »Stuttgarter Frauendienst« seine Tradition und Vorstellungen wie folgt auf:

  • »Die älteren Mitglieder, durch die Frauenbewegung zur Verantwortung erzogen, reichen den jüngeren Frauen, die heute im harten Lebenskampf stehen, die Hand zu gemeinsamen Tun in Kundgebung, Arbeitsgemeinschaft, praktischer Hilfe und Feierstunden. Uns führt die Überlegung zusammen, daß Mann und Frau zu gegenseitiger Ergänzung geschaffen sind, Mann und Frau sollen nicht nur Ehe und Familie gleichberechtigt gestalten, sondern auch in der Arbeit für Staat und Gemeinde, in Wirtschaft und Kultur entsprechend ihren Kräften die Verantwortung gemeinsam tragen.«[96]

Diese inhaltliche Bestimmung des Frauseins, in gegenseitiger Ergänzung von Frau und Mann, steht in der Tradition der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung.[97] So ist es auch nicht verwunderlich, daß GERTRUD BÄUMER des öfteren beim »Stuttgarter Frauendienst« Vorträge hielt (z. B. am 21. 5. 46 über »Die Frau in der deutschen Wiedergeburt«, am 19. 7. 47 über »Das Europa und die deutsche Frau«). Dabei forderte sie die Frauen auf, »eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Menschheit wieder gesunden könne. Dazu seien die Frauen, die deutsche Frau, die am stärksten erlebt habe, wohin materielle Macht und Härte als oberstes Gesetz führten, in besonderem Maße berufen.«[98]
GERTRUD BÄUMER, jetzt als eine »unserer bedeutendsten deutschen demokratischen Politikerinnen« vorgestellt, deren »Ausführungen politisch und menschlich auf der reinen Höhe eines Menschen, der die Gegebenheiten sachlich, aber vornehm zum Austrag bringt«[99] stehen, repräsentiert die bruchlose Kontinuität der traditionellen Frauenbewegung durch den Nationalsozialismus hindurch. Bis 1944 hatte sie die Zeitschrift »Die Frau« unter massiven Zugeständnissen an die Vertreterinnen der NSDAP herausgebracht;[100] inhaltlich hatte sie die Anpassungsleistung erbracht, den Feminismus als »germanische Bewegung« zu interpretieren. Ihrer Begrifflichkeit in den Stuttgarter Vorträgen merkt man kaum einen grundsätzlichen Bruch mit der NS-Zeit an - das Frauenbild ist weitgehend konstant geblieben. Konsequenterweise war denn auch die Arbeit des »Stuttgarter Frauendienstes« in Bereichen angesiedelt, die der »wesensgemäßen Bestimmung der Frau« entsprachen: Mithilfe bei den Flüchtlingsproblemen; Einrichtung von Versuchsküchen, die die importierten Nahrungsmittel auf ihre Verwendbarkeit ausprobierten und dazu Rezepte veröffentlichten; Etablierung einer Hausfrauengruppe (dem späteren Berufsverband der Hausfrauen); Übernahme des Vereins für Kinderküchen u. v. m.
Politisch - in Ermangelung einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus - war der Frauendienst durch eine grundsätzliche Akzeptanz der westdeutschen Restauration gekennzeichnet. Hier sah er seine Aufgabe im Einklagen eines größeren Mitspracherechtes in den entscheidenden städtischen und staatlichen Gremien. So wurde verlangt, daß Frauen bei Wohnungsfragen gehört werden, »da sie den weit größeren Prozentsatz der Einwohner bilden«, und ihre Belange beim Aufbau der Stuttgarter Altstadt (Zentraleinkaufsstätten, Heime für Berufstätige, Grünplatzanlagen usw.) berücksichtigt werden.[101] In einer Entschließung an das Landwirtschaftsamt forderte der Stuttgarter Frauendienst,

  • »daß alle wirtschaftlichen Maßnahmen mit den Frauen beraten werden sollten, da sie die Verwalterinnen und Verbraucherinnen des weitaus größten Anteils am Volksvermögen und Volkseinkommen und damit die Hauptleidtragenden jeder falschen wirtschaftlichen Lenkung seien.«[102]

Eine Resolution im Anschluß an einen Vortrag von Marie Elisabeth Lüders [103] enthielt die Forderung, daß Frauen in Zukunft alle beruflichen Stellungen offenstehen müßten,

  • »selbst wenn dadurch Frauen Vorgesetzte von Männern werden: Nicht auf untergeordnetem Arbeitsplatz, sondern eben in der verantwortlichen Leitung können diese Frauen den Kulturbeitrag leisten, den das Volk in der heutigen Notzeit mit Recht von ihnen verlangt. Die Minderbewertung und Zurückdrängung der Frauen im öffentlichen und beruflichen Leben steht in ursächlichem Zusammenhang mit ihrer weitgehenden Rechtlosigkeit als Ehefrau und Mutter.«

Entsprechend wurde die grundlegende Reform des gesamten Familienrechts eingeklagt.[104]
In den Gremien schlugen sich all diese Resolutionen, Eingaben und Entschließungen nicht nieder. Zum einen war es natürlich gar nicht im Sinne der Männer, mehr Frauen in verantwortlichen Positionen zu sehen, zum anderen aber ging die Politik der Resolutionen an den realen Machtverhältnissen vorbei. Dadurch, daß es den Frauen nach 1945 nicht möglich war oder aber auch nicht nötig erschien, ihren Frauenstandpunkt mit einer Kritik an der Gesamtgesellschaft zu verknüpfen, blieben sie im gesellschaftlichen Abseits. Gerade der »Stuttgarter Frauendienst« mit seiner ungebrochenen Kontinuität zur bürgerlichen Frauenbewegung der Weimarer Republik und seiner Zusammensetzung aus zumeist privilegierten Frauen (Akademikerinnen; Frauen angesehener Männer) konnte einen radikaleren Standpunkt nicht formulieren. Im Prinzip war er geprägt von einer konservativen Grundhaltung, die nicht im Widerspruch zur westdeutschen Restauration stand. Dies belegt z. B. seine Haltung zum § 218, für dessen Beibehaltung er sich während der breiten öffentlichen Diskussion Anfang 1947 aussprach.
In einem Schreiben an sämtliche Staatsministerien, OBs und Landratsämter vom 28. 4. 1948[105] wird dieses Dilemma noch einmal deutlich, etwa in der Klage,

  • »daß staatliche und kommunale Stellen, wenn sie die Mitarbeit der Frauen in öffentlichen Kommissionen, Ausschüssen oder ähnlichen Ämtern für notwendig erachteten, diese nur über die politischen Parteien zu gewinnen suchten«.

Abermals wurde die Mitarbeit »befähigter Frauen« angeboten - ohne Erfolg.
Hinzu kam die eigene Schwächung durch die Auseinandersetzungen im Stuttgarter Frauenausschuß, an dessen Fortbestand der Frauendienst spätestens seit 1947 kein Interesse mehr zeigte. Er verfolgte im Kontext der Rekonstruktion der bürgerlichen Frauenbewegung in den westlichen Besatzungszonen andere Pläne.

Die Rekonstruktion der bürgerlichen Frauenbewegung am Beispiel Stuttgarts

Die Arbeit des Stuttgarter Frauenausschusses endete inoffiziell im Mai 1947. Ebenfalls im Mai fand in Bad Boll (21.-23. 5.) eine amerikanisch-britische Interzonentagung statt, und zwar auf Anregung und Beteiligung von Frauen der amerikanischen und britischen MR.[106] Auf diesem Kongreß waren 204 Frauen aus 42 konfessionellen, wirtschaftlichen und kulturellen Frauenorganisationen und allen politischen Parteien vertreten. Ziel war der »Zusammenschluß aller Frauenverbände der Westzonen auf überparteilicher und überkonfessioneller Basis«. Die Verantwortung für die Organisation hatte die Vorsitzende des Stuttgarter Frauendienstes HILDE REICHERT-SPERLING. Sie betonte in ihrer Begrüßungsrede das »menschlich-freundschaftliche (keineswegs politische)« Ziel des Treffens. Die Abgrenzung schien notwendig aufgrund der in Bad Boll vehement aufbrechenden Kluft zwischen west- und ostdeutschen Frauen. Die Leiterin des Gesundheitswesens in der Verwaltung der SBZ warf dem Kongreß Desinteresse an der Frauenarbeit in der SBZ vor:

  • »Als ihr brennendstes Problem bezeichnete sie die Mauer, die zwischen Westen und Osten aufgerichtet worden ist. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, als ob Sie vom Osten nichts hören wollten, sagte sie. Wir brauchen den Westen genau so wie Sie den Osten; es liegt an uns allen, ob die Grenzen sich verschärfen oder ob sie eines Tages fallen werden... Es scheint zweifelhaft, ob es ganz korrekt war, die Sprecherin mit den Einwürfen: Man kennt die freiwillige Frauenarbeit im Osten, Diese Einheit im Osten hat einen Doppelsinn, Warum dürfen dort sozialistische Frauen nicht arbeiten? abzutun.«[107]

Den Frauen aus der SBZ wurde kaum Redezeit zugestanden. Ihr Anliegen, zu einer inhaltlichen Verständigung zu kommen, scheiterte nicht zuletzt daran, daß gesamtgesellschaftliche Themenkomplexe wie die drohende Spaltung Deutschlands oder eine Auseinandersetzung mit dem NS gar nicht zur Sprache kamen.[108] Vorherrschendes Thema war zwar die Erhaltung des Friedens, was die »Sache der Frauen in aller Welt sei«, doch diese allgemeinen Äußerungen und die meist biologisch begründete Friedensrolle der Frauen waren nicht in der Analyse der aktuellen politischen Situation verankert.[109] So erwies sich eine Kommunikation und Auseinandersetzung zwischen west- und ostdeutschen Frauen bereits in Bad Boll als nicht mehr möglich. Die Politik der Spaltung von seiten der Westmächte seit 1947 war auch in die Frauenpolitik eingezogen.[110]
Im Juni 47 (20.-23.) wurde auf einer Tagung in Bad Pyrmont der »Frauenring der britischen Zone« konstituiert:

  • »Ziel des Frauenrings ist, die deutschen Frauen zum verantwortlichen Mitdenken und Mitarbeiten bei der Wiedergewinnung friedlicher Lebensordnungen und beim Neuaufbau eines deutschen Rechtsstaates zu erziehen, sowie eine stärkere Einschaltung der Frau im öffentlichen Leben durchzusetzen.«[111]

Dieses Ziel war weitgehend identisch mit dem des Stuttgarter Frauendienstes. Beide Tagungen hatten Konsequenzen für die Stuttgarter Frauenbewegung. Auf Initiative des Frauendienstes trafen sich am 19. 7. 47 Frauen mehrerer Städte Württembergs,
»die wieder beginnen wollen oder bereits angefangen haben, in einer überparteilichen Frauenorganisation zu arbeiten.«[112] Als Beispiel einer solchen Organisation fungierte interessanterweise der Stuttgarter Frauendienst, nicht der Stuttgarter Frauenausschuß!
Am 18./19. 9. kam es zu einem weiteren Treffen. Diesmal hatte nicht nur der Frauendienst eingeladen, sondern auch die IFFF.

Die internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF)

Die IFFF war neben dem Stuttgarter Frauendienst die zweitwichtigste Frauenorganisation in Stuttgart. Bereits vor 1933 hatte sie in Stuttgart eine breite Basis mit über 110 Mitgliedern. Nach ihrer Neugründung im Dezember 45 traten viele ehemalige Mitglieder wieder ein, neue kamen aus dem Spektrum der SPD und der Gewerkschaften (insgesamt 40 50 Frauen).[113]
In einem Rundschreiben, das ANNA HAAG zum Neujahr 46 mit 5000er Auflage verschickte, benennt sie die Aufgabe der IFFF folgendermaßen:

  • »Wir in Deutschland wollen eine machtvolle Gruppe werden und dadurch beweisen, daß wir Frauen aus dem Vergangenen gelernt haben. Wir wollen die geistig-ethische Entwicklung unseres Volkes und insbesondere die der Jugend im Sinne des Völkerfriedens beeinflussen, wir wollen die martervollen Leiden unseres Volkes nach Kräften lindern helfen, wir wollen die von Frevler-Hand zerschnittenen Bindungen an unsere Freunde jenseits der Grenzen wieder anknüpfen, wir wollen mit diesen Frauen den verschiedenen Kriegsursachen in der Welt nachspüren, wir wollen außerdem alles daran setzen, unserem Volk wieder Achtung und Zuneigung in der Welt zu erwerben!«[114]

Mitglieder konnten alle Frauen werden, »die sich schon immer zum Ideal friedlicher Zusammenarbeit der Völker bekannt haben, oder die in ehrlicher Abkehr von den verhängnisvollen Fehlidealen die Bestrebungen der IFFF unterstützen wollen«. Die erste Versammlung fand im April 1946 in der Kantine der Technischen Werke Stuttgarts statt. ANNA HAAG richtete »einen eindringlichen Appell an die Frauen, die Macht, die sie haben, wenn sie alle einig sind, einzusetzen, um künftige Kriege zu vermeiden.«[115]
Die IFFF kämpfte »für Frieden, soziale Gerechtigkeit und menschliche Freiheit über die nationalen Grenzen hinaus.«[116] So nahm sie schon früh Verbindung zu ihren Schwesternorganisationen in Schweden, England, USA und der Schweiz auf. Besonders wird betont, daß sich die Liga die Aufgabe gesetzt hat, »an der Lösung aller aktuellen und sozialen Frauenprobleme und -nöte mitzuarbeiten.«[117]
Die Stuttgarter IFFF-Gruppe verstand sich in diesem Sinne durchaus als politische Organisation und Vertreterin frauenspezifischer Interessen.
Zunächst zweimonatlich, dann ab 1947 monatlich wurden von der Liga Diskussionsabende veranstaltet. Das inhaltliche Spektrum der meist durch Vorträge eingeleiteten Treffen erstreckte sich von »Erziehen ohne Angst... Atomenergie und Frieden« über den § 218 hin zu »Nationalismus und Weltbürgertum«. In den meisten Fällen, so z. B. beim § 218, nahm die IFFF dabei fortschrittliche Positionen ein. Sie plädierte für eine Änderung des § 218 in Richtung der Anerkennung der ethischen und sozialen Indikation. Letztere sollte 5 Jahre gelten, bis sich die Verhältnisse normalisiert haben.

  • »In einer Notzeit wie der heutigen dürften keine ungewollten Kinder zur Weit kommen. Die Familie als Ernährer müsse entscheiden, wieviel Kinder sie haben wolle. Derjenige, der Ehrfurcht vor dem Leben habe, müsse dafür eintreten, daß die Kinder, die zur Welt kommen, ein lebenswertes Leben vor sich haben.... Der Schwerpunkt müsse auf Geburtenverhütung und nicht auf Schwangerschaftsabbruch gelegt werden.«[118]

Im Januar 1947 legte ANNA HAAG den Vorsitz der IFFF nieder.
Diesen übernahm BETTY BINDER-ASCH, die auch schon vor 1933 Mitglied der Stuttgarter IFFF war. Offiziell wurde die Überlastung ANNA HAAGs als Landtagsabgeordnete angeführt. In ihren biographischen Erinnerungen schreibt sie aber unter dem Titel »Die Enttäuschung«:

  • »ANNA mußte erkennen, daß Frauen auch auf Frauen eifersüchtig sein können. Offenbar waren einige Frauen mit ihr als Vorsitzender der IFFF nicht einverstanden... Sie bezichtigten sie des Antisemitismus. Etwas Glaubwürdigeres war ihnen nicht eingefallen ... Diese Erfahrung erschütterte nicht nur die schwesterliche Liebe, die sie allen Frauen entgegenbrachte, sie ließ sie auch daran zweifeln, ob Frauen je gemeinsam große, wichtige Ziele würden verfolgen können, oder ob sie durch Rivalität den Weg erfolgreicher Einflußnahme selbst blockieren würden.«[119]

Im Hintergrund standen also auf jeden Fall auch persönliche Spannungen. Daß dieser Wechsel im Vorsitz der IFFF einen politischen Kurswechsel zur Folge hatte, läßt sich nicht unmittelbar belegen. In der Folgezeit arbeitete die IFFF allerdings des öfteren mit dem Stuttgarter Frauendienst zusammen, wie z. B. bei dem Treffen am 18./19. September 1947. Das Treffen wurde am 18. eröffnet mit Vorträgen von FREDA WÜSTHOFF zu »Atomenergie und Frieden« und DOROTHEE V. VELSEN über die »Internationale des guten Willens«. Am 19. folgte dann das eigentliche Arbeitstreffen von Frauen aus mehreren württembergischen Städten und den Stuttgarter Organisationen Stuttgarter Frauendienst, IFFF, Berufsverband der Hausfrauen, Ärztinnenbund, Lehrerinnenvereinigung, Landfrauen und GEDOK.[120] Gegenstand war die Gründung einer überparteilichen Frauenorganisation. Als Aufgabe und Ziele einer solchen Organisation kristallisierten sich in der Diskussion erstens die Wichtigkeit praktischer Arbeit zur Hilfe und Linderung der Not, zweitens die staatsbürgerliche Arbeit von Frauen und drittens die staatsbürgerliche Erziehung von Frauen durch Vorträge heraus.[121] Außerdem wurde die Errichtung einer Geschäftsstelle in Stuttgart zur Koordination der verschiedenen Organisationen beschlossen. Zwei Schwerpunkte wurden für die gemeinsame Arbeit festgelegt:

  1. Erziehung zur staatsbürgerlichen Verantwortlichkeit der Frau.
  2. Arbeit zum Frieden (Richtlinien werden ausgearbeitet).[122]

Damit war praktisch die Gegenorganisation zum »Stuttgarter Frauenausschuß« geschaffen mit Ausschluß der Frauenausschüsse der Parteien, des Zentralen Arbeitsausschusses, der Gewerkschaften und der konfessionellen Verbände.
Im Januar 1948 kam es dann zur Gründung des »Frauenparlament Württemberg«, der entsprechenden landesweiten Organisation. Dieses verstand sich als Nachfolgeorganisation des Stuttgarter Frauenausschusses, so heißt es:

  • »Der neue Zusammenschluß wirft erneut die Frage nach dem im August 1946 gegründeten »Stuttgarter Frauenausschuß«[123], der alle Stuttgart-Verbände, einschließlich der Frauengruppen der Parteien zusammenfaßte, auf, der seit langer Zeit im Sterben liegt, aber noch nicht sterben kann: er muß nach den parlamentarischen Regeln vorher aufgelöst werden. Obwohl er hoffnungsvoll Ansätze für Zusammenarbeit zeigte und obwohl sein Erscheinen oftmals nötig gewesen wäre, wurde er in letzter Zeit nicht mehr zusammenberufen, wie von den angeschlossenen Verbänden gefordert wurde. Die Entschuldigungen und Gründe dafür sind nicht ganz durchsichtig. So hat er in der Zeit seines Bestehens kaum mehr als gegenseitiges Kennenlernen gezeitigt, und es bleibt lediglich die Hoffnung, daß man aus ihm gelernt hat und versucht, künftig alle persönlichen Interessen und Ehrgeiste zurückzustellen.«[124]

Der Negativ-Rückblick auf den »Stuttgarter Frauenausschuß« läßt vermuten, daß für die Neugründung bewußt eine Zusammensetzung angestrebt war, die von vornherein die damalige Kontroverse zwischen grundlegener Kritik und pragmatischer Selbstbeschränkung ausschloß. »Aus verschiedenen wohlüberlegten Gründen sind diese (die Zusammenkünfte des Frauenparlaments, A. H.) zunächst nicht öffentlich«, heißt es im Bericht über »Ein Jahr Frauenparlament Württemberg.«[125] Und weiter:

  • »Es wurde mit Erfolg versucht, eine straffe Zusammenarbeit zu erzielen und einmal gemachte Fehler zu vermeiden (zu lange Diskussionen, Besprechung von Fragen, die außerhalb einer Möglichkeit liegen, einzugreifen). Wenn auch nach außen hin die praktischen Ergebnisse nicht so sichtbar sind, so liegt das doch wohl weitgehend an den augenblicklichen Verhältnissen.«[126]

Die »einmal gemachten Fehler«, der Streit im »Stuttgarter Frauenausschuß« zwischen politischer Argumentation und pragmatischer Abhilfe der schlimmsten Nöte hatte eine einflußreiche Arbeit verhindert. Hier wird er nun auf Kosten der politischen Argumentation entschieden.

V. Schlußbetrachtung

Politische Differenzen darüber, was nun Frauenpolitik sei, verhinderten in Stuttgart die Gründung einer starken überparteilichen und autonomen Interessensvertretung der Frauen, die einen Gegenpol zur männerdominierten Öffentlichkeit hätte darstellen können.
In bezug auf die Organisationsgeschichte nach 1945 läßt sich der Schluß ziehen, daß die Kontinuität zur Weimarer Republik, sowohl inhaltlicher als auch organisatorischer Art, stärker war als der versuchte Bruch: Die an sich angestrebte Überwindung der Spaltung zwischen proletarischer und bürgerlicher Frauenbewegung stellte sich spätestens seit Anfang 1947 als unmöglich heraus.
Dies bedarf einer historisch-kritischen Betrachtung der vielschichtigen Ursachen:

  • Die gesellschaftliche Präsenz der Frauen, nach Kriegsende und des Zusammenbruchs des Faschismus in Form ihrer quantitativen Überzahl, aber auch in Form ihrer immens geleisteten Reproduktionsarbeit beim Wiederaufbau verlor an gesellschaftlicher Bedeutung und konnte sich damit nicht ihre gesellschaftliche Sprengkraft erhalten. Öffentliche Reproduktionsarbeit wurde wieder institutionell organisiert (Sozialarbeit), die vorher geleistete Reproduktionsarbeit von den Frauen, die sie hauptsächlich in frauenspezifischen Bereichen geleistet haben, wurde ins Private zurückgedrängt. Dies hing auch mit der Definition der Frauen von ihrer Kompetenz und ihren Lebenszielen zusammen.
  • Die extreme Überlastung der Frauen durch die alleinige Verantwortlichkeit für die Alltagsorganisation verhinderte nebst politischer Apathie als Folgeerscheinung des Zusammenbruchs des Faschismus eine breite Organisierung von Frauen.
  • Auf der anderen Seite boten die wiedererstandenen Frauenorganisationen nicht viel Anreiz zum Mitmachen: Die Frauen in den Arbeitsausschüssen formulierten keine spezifischen Frauenprobleme; die Frauen in den autonomen Frauenorganisationen hingen einem Weiblichkeitsideal nach, das jüngeren Frauen mit ihren Problemen (Überleben, Alleinsein; Zukunft) keine Identifikationsmöglichkeit bot. Zudem waren die Frauenorganisationen überaltert und es fehlte eine produktive Aufarbeitung der jüngsten Geschichte.
  • Die zumeist bruchlose Identität der Frauen, die bereits in der Weimarer Republik aktiv waren, in ihrem Selbstverständnis konnte keinen Lernprozeß zwischen den beiden Frauenbewegungen (bürgerlich - proletarisch) ermöglichen: die bürgerlichen Frauen definierten sich weiterhin komplementär zur Männerwelt und hofften, »durch eine weibliche Kulturrevolution«[127] die sozialen Probleme der Nachkriegszeit lösen zu können. Die Frauen aus der Arbeiterbewegung ordneten sich dem Klassenstatus ihrer Männer unter und hofften auf die Lösung ihrer Unterdrückungssituation durch die Schaffung eines sozialistischen/kommunistischen Deutschlands. Im Zuge des Kalten Krieges verfestigte sich diese Identifikation immer mehr.
  • Beide dienten einem Ganzen, das nicht ihres sein konnte: die bürgerlichen Frauen dem Aufbau einer bürgerlich-patriarchalischen Gesellschaft, deren Grundprinzip der Trennung von privat und öffentlich den Ausschluß der Frauen impliziert. Die proletarischen Frauen einer Gesellschaftsutopie, in der ihre spezifische Unterdrückungssituation als Frauen nicht explizit aufgehoben werden sollte.
  • Die von den Frauenorganisationen, aber auch AA-Frauen geleistete Sozialarbeit führte ins gesellschaftliche Abseits, weil mit ihr keine Gesellschaftskritik einherging: die Frauen gingen in der Sozialarbeit auf und ihre politischen Forderungen gingen unter.[128]
  • Die Kontinuität einer biologischen Begründung des Geschlechterunterschieds innerhalb der Frauenorganisationen führte bei diesen zur Selbstbegrenzung und drängte sie immer mehr in die Privatsphäre ab. Sie konnten nicht erkennen, daß die biologische Definition des Frauseins einen männlich-patriarchalischen Gesellschaftsentwurf bedeutete.
  • Die Sprengkraft, die in den Erfahrungen und dem Wissen der weiblichen Produktionsweise liegt (trotz aller Ambivalenzen),[129] konnte sich angesichts ihrer Absorption durch die realen Nachkriegsnöte nicht zu einem reflektierten Gegenpol entwickeln, zumal nach 12 Jahren fehlender geistiger Weiterentwicklung.
  • Die Aktionsformen der organisierten Frauen gingen an den gesellschaftlichen Machtverhältnissen vorbei. Resolutionen, Petitionen und Eingaben übten keinen unmittelbaren Druck aus; sie implizierten vielmehr das Anerkennen von männerbeherrschten Institutionen.

Um Gegenpol sein zu können, hätte es einer feministischen Gesellschaftstheorie bedurft, die die Unterdrückungssituation der Frau begründet sieht in einer patriarchalischen und kapitalistischen Gesellschaft. Diese war 1945 trotz der veränderten Selbsteinschätzung der Frauen nicht möglich. Unsere Kenntnis von dieser Geschichte sollte sie heute in Angriff nehmen.

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