6. Wie fühlen sich Frauen in Beziehungen ohne feste Bindung?

Emotionale Ungewißheit

Eine Frau beschreibt das Durcheinander aus Frustration, Verwirrung und Zuneigung, das sie erlebt, weil ihr der Mann, den sie liebt, sehr ambivalent begegnet:
»Irgendwie habe ich ständig das Gefühl, daß ich nie auf meine Kosten komme. Entweder ruft er nicht an, oder wenn er anruft, ist er nicht romantisch usw. Wenn ich versuche, mit ihm zu reden, echt zu reden, habe ich das Gefühl, daß ich nicht zu ihm durchdringe - außer manchmal, wenn er reden will. Dann sagt er auch die nettesten Dinge. Aber dann kommt es wieder vor, daß er einfach nicht reagiert und/ oder keine Liebe machen will, und ich weiß nie warum.
Das Ganze scheint sich permanent um die Frage zu drehen: Soll ich mir überlegen >Ist mit ihm alles in Ordnung (liebt er mich noch)?< oder soll ich mir überlegen >Ist mit mir alles in Ordnung? Wie fühle ich mich?< Wenn ich sehr unglücklich bin und er nicht mit mir über die Probleme reden oder sie lösen will, soll ich dann sagen: >In Wirklichkeit ist alles okay, weil es ihm gutgeht und weil er immer noch da ist und mich immer noch liebt<? Oder soll ich sagen: >Diese Beziehung ist entsetzlich, und ich werde sie abbrechen, weil er mich nicht glücklich macht<? Daß ich ihn liebe, macht es schwierig, ihn zu verlassen.
Soll ich ihm helfen, sich mir mehr zu öffnen, oder soll ich mich mehr um mich kümmern und Schluß mit ihm machen? Oder vielleicht schwanger werden und so die Frage lösen, was aus uns werden soll (ich bin mir sicher, er würde nicht wollen, daß ich abtreibe)?
Aber leider macht er immer wieder diese herablassenden Bemerkungen, zum Beispiel, daß ich ein kleines Mädchen bin oder so. Neulich habe ich versucht, ihm einen Brief zu schreiben, weil ich ihm meine Gefühle erklären wollte. Ich habe ihn spät in der Nacht geschrieben. Am nächsten Morgen habe ich ihn mir dann angesehen, und er fing so an: >Ich weiß, daß Du mich für schwierig und leicht meschugge hältst, aber ich will Dir bloß erklären, daß ... < Ich konnte es nicht glauben, daß ich das geschrieben und mich selbst runtergemacht hatte! Was ist das für ein Macho, daß er annimmt, mit meinem Denken stimmt was nicht! Vor drei Monaten wäre ich noch an die Decke gegangen, wenn jemand behauptet hätte, ich sei >schwierig und leicht meschugge<, aber das geht alles ganz langsam - die Selbstachtung und den Glauben an sich verliert man schrittweise. Im Moment scheint mir eins völlig klarzusein: daß ich wieder allein sein möchte, wieder stark sein möchte. Das sage ich jetzt, aber...
Das Problem ist, daß er erst sagt, er sei verwundbar und verliebt und später streitet er es ab oder verhält sich nicht danach, ist kalt. Ich frage mich: >Muß es denn unbedingt dieser Mann sein?< Es ist fast so, als würde mir jemand zureden, ins tiefe Wasser zu gehen - und wenn ich dann dort bin (mit meinen Gefühlen) und mich echt verliebe und ihm vertraue, sagt er: >Was? Warum denn ich?< Ich hatte dauernd solche Angst, dachte mir, egal was passiert ist, gib ihm eine Chance, vorverurteilen willst du ihn doch nicht. Ich dachte mir >Laß mich vertrauen, laß mich vertrauen<, habe den negativen Signalen nicht geglaubt, dachte mir, er sei bloß unsicher und würde auf was reagieren, das ich getan hatte, um unverwundbar zu scheinen - ich hatte immer Angst, habe mich immer gefragt: >Wird überhaupt jemand bei mir bleiben?< Eine Beziehung wie unsere, eine Beziehung ohne feste Bindung, das bedeutet ja, daß man aussteigen kann, wann man will - aber ich wollte nicht glauben, daß das der Fall sein würde, ich wollte glauben, daß wir was Wertvolles aufbauen, was Dauerhaftes, obwohl er kein Wort davon gesagt hat.
Vielleicht war diese Beziehung ein großer Fehler von mir. Ich fühle mich nicht mehr so stark. Statt an meiner Karriere zu arbeiten, bin ich wie besessen von unseren Telefongesprächen, von unseren Begegnungen. Ich fühle mich schwach. Warum muß Liebe einen schwach machen? Oder tut sie das gar nicht? Alles wird Strategie und Taktik. Es sieht immer so aus, als hätte er alles in der Hand. Aber wer weiß, vielleicht hat er das Gefühl, ich hätte den Daumen drauf, vielleicht ist er genauso verwundbar wie ich. Und schon lege ich wieder los, wie besessen von dieser Beziehung. Ich bin so wütend auf mich, weil ich mich in dieser Beziehung verloren habe.
Es ist so schwierig, die Lage zu beurteilen: Hat er Angst vor der Liebe oder liebt er mich nicht? Manchmal habe ich das Gefühl, daß alles so einseitig ist. Und manchmal glaube ich, daß er mich liebt, aber mich nie heiraten würde - verstehen Sie? Und wenn er mich liebt, warum läßt er mich dann so oft allein? Muß er denn soviel Zeit mit seiner Arbeit verbringen? Wenn wir verheiratet wären, hätte ich Boden unter den Füßen, dann wüßte ich, daß ihm echt an mir liegt und daß er mich ganz besonders liebt, aber so habe ich permanent Zweifel und fühle mich unsicher, obwohl er jeden Tag anruft. Alles scheint zu seinen Bedingungen zu laufen - er sagt mir, wann er kommen und mich sehen kann, ich habe versucht, das auch mit ihm zu machen, habe mich mit Arbeit eingedeckt, aber das hat ihn überhaupt nicht gestört, ich habe mir nur ins eigene Fleisch geschnitten damit, weil er mir gefehlt hat.

Warum will ich jemanden, der mich nicht glücklich macht? Daß er keine hohe Meinung von Frauen hat, daß Frauen für ihn nebensächlich sind, kommt stückweise raus. Aber manchmal ist es auch wunderschön, und er kann so charmant und amüsant sein und echt hübsche Dinge sagen. Im Bett ist er allerdings nicht so toll.
Wie auch immer, eins ist so unfair an der Sache mit Männern. Wenn Männer von Bindung reden, dann ist es okay, aber wenn wir es tun, dann nicht. Also - das Leben ist nicht fair, Liebesbeziehungen mit Männern sind nicht fair - aber ich will trotzdem eine! Nur, wie kriege ich ihn??? Muß ich mich auf Strategien und Taktiken einlassen und auf ihn warten? Soll ich stark und unabhängig scheinen, oder muß es so aussehen, als würde ich ihn brauchen??? Ich bin so deprimiert, aber es gibt eigentlich gar keinen Grund! Ich fange an, unsicher zu werden, und - schlimmer noch - ihm meine Unsicherheit zu zeigen. Es liegt daran, daß ich nicht weiß, was aus uns werden soll, und ich möchte es echt wissen.«

77 Prozent der Frauen sagen, sie gerieten durch das mal beteiligte, mal unbeteiligte Verhalten von Männern emotional oft in eine schwierige Lage; die meistenfragen sich, wie sie damitfertig werden, welche »Strategie« sie einsetzen sollen, um sich nicht »benutzt«, »übervorteilt« oder auf andere Weise »betrogen« zu fühlen:

»Ich habe immer das Gefühl, daß ich was verliere, wenn ich Männern entgegenkomme - sie anrufe, ihnen sage, wie sehr ich sie mag usw. Wenn du Männern gegenüber ein faires Spiel spielst, meinen sie, du wärst schwach und dämlich. Und so kapituliere ich schließlich und mache die Machtspiele mit, aber ich habe dann keinen Respekt mehr vor ihnen und will sie auch nicht mehr. Aber sie wollen mich.«

»Was wir machen, bestimmt grundsätzlich er - ob wir zum Essen gehen, wann er bei mir ist, wann er Zeit hat, ob wir allein essen oder mit Freunden von ihm, wann er mich anruft und so fort ...«

»Es treibt mich zum Wahnsinn in dieser Beziehung, daß ich NICHTS WEISS... Ich weiß nicht, ob er mich wirklich liebt, ob er mich eines Tages heiraten und erst mal sehen will, ob wir miteinander auskommen, bevor er davon anfängt, oder ob er mit mir bloß eine Fahrt ins Blaue macht, solange es eben gutgeht.«

»Ich habe, glaube ich, Probleme mit der Selbstachtung, wenn ich eine Beziehung mit einem Mann habe. Und es ist in erster Linie meine
Schuld, daß ich in so einer Beziehung drinhänge, meine Macke. (Aber die wird von der Gesellschaft enorm gefördert, das weiß ich.) Irgendwas an der ganzen Dynamik führt immer dazu, daß er obenauf ist. Ich muß seine Kälte (d. h. seine Dominanz) akzeptieren, muß akzeptieren, daß er meine Energie strapaziert, wenn ich ihm weiter Liebe geben will, obwohl er mich so zappeln läßt - oder ich muß gehen.«

In Antworten auf die unterschiedlichsten Fragen geben Frauen zu verstehen, sie hätten das Gefühl, daß Männer in Beziehungen und in der »Single-Szene« emotional immer die Richtung bestimmten:

»Die Männer haben mich die meiste Zeit meines Lebens vor Rätsel gestellt, und oft genug habe ich mich in einigen Beziehungen vor lauter Verzweiflung in den Schlaf geweint. Ich finde, daß alle meine Beziehungen vor der mit meinem Mann ziemlich furchtbar waren. Sie liefen immer gleich ab. Erst meinten sie mich, die Männer, und ich war geschmeichelt, dann gab es sehr wenig Kommunikation, ich spielte die passive, nette Rolle, und sie spielten die Rolle, sie selbst zu sein.«

»Ich habe Angst, daß er mich verläßt; ich habe Angst, daß er mich satt bekommt... ich hasse diese Angst. Sie untergräbt meine Integrität.«
»Ich fühle mich der anderen Person restlos ausgeliefert - akzeptiert sie mich oder weist sie mich zurück? Schön und verführerisch zu sein hilft weiter, aber es kann auch bedrohlich wirken. Ich habe mich oft verstellt, und wenn ich verliebt bin, verstelle ich mich fast ständig ehe der Mann mir sagt, daß er mich liebt, kann ich ihm nicht sagen, wieviel mir an ihm liegt. Er muß mich umwerben. Ich bin sehr schüchtern und tue so, als wäre ich gleichgültig, obwohl ich genau das Gegenteil bin und Angst habe, eine Wahnsinnsangst vor Zurückweisung. Es klappt, wenn ein Mann wirklich interessiert ist, aber das kommt So oft nun auch wieder nicht vor.«
»Wenn sich die Männer bloß abgewöhnen könnten, zu Verabredungen schlichtweg nicht zu erscheinen (was doch einfach genug wäre!), könnte viel eher ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Ich glaube nicht, daß ich mich je mit einer Frau verabredet habe und sie dann nicht erschienen ist oder nicht angerufen hat oder sonstwas. Sogar ein Anruf mit einer erstunkenen und erlogenen Ausrede würde mir wenigstens ein gewisses Maß an Achtung zeigen und mich nicht auf dem trockenen sitzenlassen, ohne daß ich andere Pläne machen kann. Wenn mir irgend jemand erklären könnte, warum Männer zu fest abgemachten Terminen nicht erscheinen, wäre das Leben viel leichter für mich.«
»Die Liebe ist ein Problem für Frauen, weil sie sich zu sehr reinknien und zu abhängig werden. Sie wollen Sicherheit und eine Bindung, und die Männer wollen das nicht - da liegt das Problem für viele Frauen, mich selbst eingeschlossen.«

Ist es »eine Beziehung« oder ist es keine?

Viele Single-Frauen beschreiben ein sehr unklares und ambivalentes Verhalten von seiten der Männer:
»Am ersten Wochenende ließ er sich weder blicken, noch rief er an; ein paar Tage später schrieb ich ihm. Ich schrieb - was reiner Sarkasmus war -, ich hätte mich wohl im Datum geirrt. Ich stellte sehr deutlich klar, daß ich erwartete, von ihm zu hören. Was geschehen sei, müßte bereinigt werden. Nachdem er meinen Brief erhalten hatte, rief er tatsächlich an. Er erklärte, mit seinem Wagen sei etwas nicht in Ordnung. Außerdem, sagte er, sei es nun mal seine Art, dem anderen nicht immer Bescheid zu geben, wenn ihm etwas dazwischengekommen sei. Ich sagte ihm, sein Verhalten sei für mich nicht akzeptabel damit sage er mir praktisch, daß ich nicht wichtig sei. Ich glaubte, er hätte es begriffen.
Doch dann hatte er sich für dieses Wochenende angekündigt und sich wieder nicht blicken lassen. Diesmal werde ich nicht anrufen oder schreiben, um herauszufinden, was passiert ist. Wenn er mich als Freundin will, muß er jetzt aktiv werden. Wenn er dieses Problem unter den Teppich kehrt, läuft er Gefahr, mich zu verlieren. Daß er nicht tut, was er sagt, erbost mich am meisten. Damit gibt er mir wirklich zu verstehen, daß ich nicht wichtig bin und das ist sehr destruktiv und ruinös für unsere Beziehung. Ich bin ehrlich mit Männern. Ich hasse diese Spiele. Ich tue das nicht, und ich erwarte, daß sie es auch nicht tun. Warum macht er das? Was mich betrifft, zerstört er damit unsere Beziehung.«

57 Prozent der Single-Frauen sagen, daß die meisten Männer Beziehungen taktlos beenden; ziemlich viele berichten, sie seien von Männern abrupt und ohne Erklärung »abserviert« worden:
»Er hat einfach nicht mehr angerufen, und als ich ihn angerufen habe, hatte er kein Interesse daran, sich mit mir zu treffen. Das hat mir sehr weh getan - als wir letztesmal zusammen waren, war alles ganz toll, und ich verstehe nicht, wieso das jetzt plötzlich anders ist. Ich fühle mich verraten - ich habe gedacht, er wäre ein >netter< Mann. Die Beziehung war zum großen Teil gut. Ich weiß nicht, warum er sie aufgegeben hat. Ich, weiß nur, daß er eine Menge davon hatte, jetzt würde ich ihm gern genau sagen, wie ich mich fühle, aber er ruft ja nicht an, und ich habe ihn, wie gesagt, angerufen, aber es war nicht mit ihm zu reden. Es war vier Monate lang (auf den Tag genau) sehr intensiv und hat viel Spaß gemacht. Es ist einfach mies, das so zu beenden.«
»Ich bin oft abserviert worden. Immer ohne Vorwarnung, nie hatte ich eine Chance, und das hat mich am meisten wütend gemacht. Kein Mann sagt: >Wir haben das und das Problem, und wir müssen damit fertig werden, sonst ist Schluß.< Kein Mann sagt: >Du, wir hatten echt Spaß miteinander, aber jetzt ist es vorbei, also tschüs und alles Gute.< Sie versetzen mich einfach, rufen nicht zurück, wenn ich anrufe, melden sich nicht mehr.«

Eine Frau schildert, wie ihr Freund einfach anfing, sich mit einer anderen Frau zu treffen:
»Es war schrecklich. Er sagte kein Wort von Trennung; er fing einfach an, sich mit einer anderen zu treffen. Als ich es rausbekam und ihn zur Rede stellte, sagte er, es sei >nichts<, er hätte mich immer noch lieb, und ich sollte >am Ball bleiben<, aber er würde die Nacht mit ihr zusammen sein. Worauf ich wegzog.
Ich hatte das Gefühl, daß mir keine andere Wahl blieb. Ich dachte mir: >Wenn er mich liebt, kommt er mir nach (was er nicht tat), und wenn er mich nicht liebt, ist es besser, ich bin in einer anderen Stadt.< Ich liebte ihn noch monatelang (und auch heute noch ein bißchen), war völlig am Ende, hatte das Gefühl, ich hätte ihm nicht >genügt<: nicht hübsch genug, lustig genug, niedlich genug. Ich haßte ihn, aber daneben liebte ich ihn, und wenn er in dieser Zeit >zu mir zurückgekommen wäre< (wie schon viele Male zuvor), hätte ich ihn wahrscheinlich wieder genommen. Aber er tat nichts dergleichen (Gott sei Dank), und als er ein halbes Jahr später schließlich doch kam, hatte ich mir ein neues Leben aufgebaut, mit neuen Leuten und neuen Interessen, so daß ich ihn nehmen konnte oder auch nicht. Und da stehen wir jetzt. Aber ich glaube, ich habe ihn inzwischen durchschaut.«

Eine Frau beschreibt das schmerzliche Gefühl, zu unrecht Bezichtigungen und Mißtrauen ausgesetzt zu sein - der Argwohn und die einseitigen Entscheidungen des Mannes zerstörten eine sehr innige Liebe ihrerseits:

»Mit ihm fühlte ich mich tiefer verbunden als mit allen anderen, obwohl es keine befriedigende Beziehung war und katastrophal endete. Ich hatte geglaubt, er sei ein Mensch mit emotionaler und moralischer Substanz. Ganz besonders mochte ich, daß wir uns immer lange berührten und liebkosten und daß er jemand war, der sich mitteilte. Er redete gern mit mir. Leider hatte er eine Reihe von persönlichen Problemen, die dazu führten, daß er sehr mißtrauisch war.
Mitten in unserer wunderschönen Liebesgeschichte passierte folgendes: Er bezichtigte mich plötzlich, ich hätte ihm eine Geschlechtskrankheit >angehängt<. Ich hatte aber mit niemand anderem geschlafen - das lag mir völlig fern. Ich fand, dafür standen wir uns zu nahe.
Es war, als würde einem jemand sterben, stellte ich mir vor - nur noch schlimmer. Erst ist man etwas Besonderes, und von einem Moment auf den andern wird man ihn nie mehr sehen, weil er einen total ablehnt (und aus völlig unzutreffenden Gründen). Er kam zu dem Schluß, daß er mir nicht trauen konnte. Seine Bezichtigungen waren absurd, aber ich konnte nicht vernünftig mit ihm reden. Acht Monate später nahm ich wieder Kontakt zu ihm auf, um meinen Zorn und meinen Schmerz darüber loszuwerden, daß er mich so herzlos behandelt hatte. Erst war er ungehalten, weil ich seinen häuslichen Frieden gestört hatte (in der Zwischenzeit hatte er Trost bei einer ehemaligen Freundin gesucht, mit der er jetzt verheiratet ist und ein Kind hat), aber dann stellte er mir nach, um die Beziehung wiederaufzunehmen!
Ich dachte nun, daß er ernstliche psychische Probleme haben mußte. Er wollte wieder eine Beziehung mit mir, trotz Frau und Kind. Er fand überhaupt nichts dabei, sie und mich zu haben; er sagte, seine Frau würde keine Fragen stellen. Ich konnte keine hohe Meinung mehr von ihm haben. Ich begann kreativen Beschäftigungen nachzugehen, existierte, so gut ich eben konnte.
Als ich ihn Monate später wiedersah und er sein Mißtrauen gegen mich abgebaut hatte, war ich innerlich so hin und her gerissen, daß ich wieder eine (sehr kurze) Beziehung mit ihm hatte. Die Situation war aussichtslos, und ich kam mir billig und erniedrigt vor. Unter diesen Umständen wollte ich nicht mehr. Ich sah keine Möglichkeit, wie es je wieder etwas Besonderes werden konnte. Ich fühlte mich wie ein Tier in der Falle, das seine eigene Pfote durchbeißen muß, um zu entkornmen. Ich brach sämtliche Kontakte zu ihm ab und habe ihn seitdem nicht wiedergesehen.
Wenn ich nicht auch mit anderen Männern schlechte Erfahrungen gemacht hätte, wäre diese vielleicht nicht so verheerend gewesen, aber es war eine starke Bindung, und das Ende war absurd, tragisch und vermeidbar. Ich war angewidert und total desillusioniert von Beziehungen mit Männern.

Danach brauchte ich lange, um mich zu erholen - fünf, sechs Jahre. Ich wäre gern tot gewesen. Ich vegetierte vor mich hin, ich war ein Wrack. Aber dann sagte ich mir, ich will mir von diesen Erfahrungen nicht mein Leben zerstören lassen. Kreative Versuche halfen mir; einen davon entwickelte ich so weit, daß ich jetzt davon leben kann. Als ich aufhörte, meine ganze Energie in Beziehungen zu stecken, konnte ich meine kreativen Anlagen und Fähigkeiten entfalten.«

Solch unklare Beziehungen führen häufig dazu, daß Frauen emotional bedürftig, verletzlich, unsicher und deprimiert sind. Die Einstellung der herrschenden Kultur gegenüber Frauen äußert sich in Hunderten von Spielarten, und das Ergebnis ist oft, daß Frauen in Frage stellen, was vor sich geht, daß sie ihren eigenen Wahrnehmungen nicht trauen. Sie überlegen sich häufig, warum sie sich so beklommen, unsicher und »unbefriedigt« fühlen. Tatsächlich fragen sie sich so viel, erforschen sie sich und die Männer, mit denen sie zusammen sind, psychologisch so intensiv, daß sie schließlich beginnen, das Verhalten von Männern und damit die Strukturen der Kultur in Frage zu stellen und zu analysieren. Und dann kommen sie zu dem Schluß, daß etwas faul ist - nicht mit ihnen, sondern mit den »männlichen« Verhaltensmustern in Beziehungen.

Die Bindungsangst der Männer

82 Prozent der Single-Frauen sagen, daß die meisten Männer, die sie kennen, bindungsscheu sind:

»Er hat gesagt, wenn ich so wild auf eine Bindung bin, hätte ich Probleme. Da müßte ich drüberwegkommen.«

»Als wir uns zwei Jahre kannten, sagte ein Mann, den ich sehr liebte, zu mir >Warum kannst du nicht im Hier und jetzt glücklich sein, warum mußt du dir immer über die Zukunft Gedanken machen?< - als wäre was verkehrt mit mir. Wir waren in den Dreißigern, und wenn wir Kinder haben wollten, hätten wir allmählich darüber sprechen sollen - und wenn er keine wollte, hätte er mir das sagen und mir die Wahl lassen sollen, bei ihm zu bleiben oder zu gehen. Aber er wollte nie darüber sprechen, er wollte nur, daß wir auch weiter ein gutes Leben miteinander hatten - und, so nehme ich an, immer gleich alt blieben ... oder sollte ich sagen, gleich unreif? Ich persönlich finde, daß Erwachsenwerden Spaß macht, nachdem ich ihn endlich verlassen habe und es geworden bin.«
»Für mich sind Liebesbeziehungen immer an erster Stelle gekommen. Das Problem ist, daß die meisten Männer die Liebe nicht besonders ernst nehmen - sie spielt keine große Rolle in ihrem Leben. Alleinstehende Männer haben Angst vor Bindungen, weil sie meinen, daß sie dann ihre Freiheit verlieren. Im Lauf der Beziehung gehen wir meistens in eine andere Richtung: Ich will eine Bindung, aber er will nicht. Deswegen glaube ich, daß ich mir die falschen Männer aussuche.«
»Die Männer verlieben sich in dich und bemühen sich um dich, und dann wird's ernst, und sie kneifen. Warum?«
»Ich suche mir anscheinend Männer aus, die von mir das totale Engagement erwarten, während sie nicht so genau wissen, ob sie auch dazu bereit sind.«
»Früher bin ich immer an Männer geraten, die >freie Geister< waren - der bindungsscheue Typus. Ich war oft verletzt und hatte das Gefühl, mit mir müsse was nicht stimmen, wenn diese Beziehungen aufhörten - vielleicht war ich zu abhängig, zu fordernd? Heute weiß ich, daß ich es tatsächlich war, aber ich weiß auch, daß dieser Typ Mann eine panische Angst vor echter Nähe hat. Mein jetziger Geliebter ist nicht so.«
»Ich glaube, die meisten Männer wollen einen so weit kriegen, daß man ihnen zeigt, wie tief man für sie empfindet, und dann kriegen sie es mit der Angst, noch mal zu heiraten und noch mal zu erleben, daß es schiefgeht, und seilen sich ab. Ich kann da nicht folgen. Die Männer lassen sich einfach nicht von ihren Gefühlen leiten.«
»Ich kenne viele Männer, die die Liebe sehr ernst nehmen. Ich kenne auch viele, die sie in keiner Weise ernst nehmen. Die es tun, scheinen hochsensibel zu sein, intensiver, zarter, fürsorglicher, sanfter, freundlicher. Der zweite >Typ< hat es mehr mit der Selbstkontrolle (bzw. mit dem lieben Ich), mit Männerspielen, Männercliquen, Platzhirschverhalten, größtmöglicher emotionaler Unverbindlichkeit - als wäre ihr Engagement für eine Frau eine Gottesgabe, und da Gott in letzter Zeit etwas knauserig ist mit seinen Gaben, ist ihr Engagement natürlich auch nicht drin.«
»Wir waren drei Jahre lang mehr oder weniger locker miteinander befreundet. Man kann wohl sagen, daß ich versucht habe, >Druck zu machen<, damit er mich heiratet. Aber ihmsind immer wieder neue Ausreden eingefallen, warum das nicht geht. Dann bin ich schwanger geworden (nicht mit Absicht). Er hat gesagt, entweder Abtreibung, oder ich sehe ihn nie wieder. Ich habe abgetrieben und bin mir furchtbar unmoralisch und gedemütigt vorgekommen. Ich habe jemand gebraucht, der mit mir über meine Ängste redet. Er hat nicht mal zugehört. Nicht darüber reden wollen. Dann hat er gefunden, daß er sich mit anderen Frauen treffen muß, damit er rauskriegt, >wo ihm der Kopf steht<. Das habe ich mir drei Jahre lang alles gefallen lassen. Er hat sich immer wieder zurückgezogen, >um sich selbst zu finden<. Dann habe ich nicht mehr gemocht und wollte ihn nicht mehr sehen. Und jetzt hat er mich gebeten, ob wir nicht heiraten können. Ich habe nein gesagt, weil mir die Beziehung zu einseitig war. Wenn ich ihn gebraucht habe, war er nicht da, und es war jedesmal eine Sauarbeit, ihn zu einem Gespräch zu kriegen. Ich habe die Beziehung abgebrochen, obwohl es mir sehr weh getan hat. Ich sehe ihn noch ab und zu, und ich mag ihn immer noch.«

65 Prozent der Single-Frauen sagen, die Einstellung der Männer zur Ehe sei irgendwie von der »Playboy-Mentalität« geprägt:
»Die meisten unverheirateten Männer meinen, die Ehe sei eine gräßliche Krankheit, die allen multiplen sexuellen Erlebnissen ein jähes Ende macht. Sie meiden jede Bindung - aber nicht eher als bis sie dich ins Bett gekriegt haben. Was das Vertrauen der Frauen betrifft, so halten sie das für einen Widerspruch in sich.«
»Die meisten Jungs haben Schiß - was ist, wenn dieses Mädchen nicht die Frau fürs Leben ist - was ist, wenn ich in einern halben Jahr eine sehe, die ich lieber mag?«
»Die Männer von heute sind bindungsscheu. Nach dem zu schließen, was ich in einer festen Beziehung erfahren habe, wollen sie, daß man selbst hundertprozentig festgelegt ist, während sie es mit der Treue und mit allem nicht so genau nehmen.«
»Sie wollen keine Bindung. Sie wollen nur wissen, wie viele Frauen ihnen auf den Leim gehen.«
»Unsere Zeit fördert den Single-Mann und ermutigt ihn, sich seine >Freiheit< zu bewahren. Er soll nur der scharfe >Swinger< sein, der sich blendend amüsiert und sich alle Möglichkeiten offenhält . Auf den Familienmann wird weniger Wert gelegt - das ist doch der fade Kerl, der jeden Abend vor der Glotze hockt und am Wochenende den Rasen mäht. Was überhaupt nicht wahr ist.«

Eine Studentin in den höheren Semestern, vierundzwanzig Jahre alt, beschreibt ihre Beziehung mit einem äußerst ambivalenten Kommilitonen:
»Im Moment bin ich sehr verliebt. Am glücklichsten in meinem ganzen Leben war ich vorigen Monat, als er mich fragte, ob ich je daran gedacht hätte, daß wir den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen könnten; er hätte nämlich daran gedacht, und die Idee hätte ihm gefallen. Dann sagte er mir zehn Tage später, die Beziehung wäre gelaufen. Er sagte, es sei aus, weil er eine andere Frau wollte. Als wir uns das nächste Mal sahen, sagte er, er hätte erkannt, daß er doch bei mir bleiben wollte. Ein Rohr im Wind!
Wir sind jetzt fast ein halbes Jahr zusammen. Wenn man bedenkt, daß ich bis vor acht Monaten entschlossen war, Jungfrau zu bleiben, habe ich mich bestimmt verändert! Ich war zuvor keineswegs enthaltsam, aber dies ist eigentlich meine erste große Liebe und meine erste richtige >Affäre<. Zu meinem ersten sexuellen Erlebnis mit ihm fühlte ich mich allerdings in gewisser Weise genötigt. Obwohl ich dazu bereit war und sogar ungeduldig darauf, mich mit ihm >einzulassen<, wollte ich die totale Intimität nicht so früh. Aber jetzt liebe ich unsere Intimität - das kann Sex sein oder unsere philosophischen Grübeleien (so ist das nun mal bei zwei höheren Semestern!) oder daß wir mit seinen Katzen spielen. Da ist er immer ganz ruhig und sanft. Er sagt mir, daß er mich will, daß er mich mag, daß wir die besten Freunde sind. Er gebraucht >sexuelle< Ausdrücke, sagt mir, daß ich mich schön anfühle, gut schmecke, schön bin. Ich fühle mich dann begehrenswert und sehr geborgen.
Die Beziehung ist fast der Mittelpunkt meines Lebens, aber ich versuche, es nicht ganz soweit kommen zu lassen, solange ich nicht hundertprozentig weiß, daß er voll engagiert ist. Ich muß in ein paar Monaten von hier weg. Und nur weil er sich nicht binden möchte, bin ich nicht bereit, meinen Magister und meine jobsuche sausen zu lassen, um abzuwarten, ob er sich einen Ruck gibt. Wenn er will, daß ich bleibe, bleibe ich (ich könnte meine Magisterarbeit zu Ende schreiben), aber nur, wenn eindeutig klar ist, daß er es wirklich will.
Ich mag, was wir haben, und träume von mehr. Ich habe Geduld, ich kann warten, und ich glaube, es lohnt sich. Aber ich weiß nicht, ob er soviel Vertrauen zu unserer Beziehung hat, und es frustriert mich, daß ich nicht weiß, was die Zukunft bringt, aber mein Engagement und meine Liebe zu ihm geben mir die Kraft durchzuhalten. Ich empfinde leidenschaftlicher für ihn als je zuvor, und das ist etwas Tieferes, Stärkeres, Umfassenderes als rein körperliche Leidenschaft.
Aber in letzter Zeit habe ich mich oft bei einem alten Teddybären ausgeweint, der mein Bett teilt, wenn es sonst niemand tut.«

Bei der Beschreibung ihrer Beziehungen bringen Single-Frauen in den meisten Fällen Zweifel an der Zukunft zum Ausdruck:
»Was ich am liebsten mag: wissen, daß er da ist. Wir haben soviel gemeinsam, und es ist schön zu wissen, daß ich diesen Menschen habe, der mir nah ist und der mir soviel bedeutet. Was ich am wenigsten mag: die Ungewißheit - daß er morgen eine andere kennenlernen kann und daß es dann aus ist mit uns, daß er mich fallenläßt. Manchmal wünsc-he ich mir, ich hätte mehr Sicherheit. Aber meistens bin ich glücklich.«

58 Prozent leben in ständiger Ungewißheit, fragen sich, was geschehen wird:
»Er läßt mich warten, warten, warten. Ich wüßte gern, ob aus uns je was wird, ob ich in den letzten drei Jahren meine Zeit damit verschwendet habe, auf ihn zu warten; ich wüßte es gern, damit ich mit meinem Leben weiterkomme. Ihn selbst würde ich allerdings nie als Zeitverschwendung betrachten. Er ist wunderbar.«

Frauen haben oft das Gefühl, daß sie in einer Art Halbbeziehung leben, die von heute auf morgen zu Ende sein kann - »Man weiß nie genau, ob man Weihnachten zusammen ist oder gemeinsam Urlaub macht; man weiß nie genau, wie man planen soll.«

Manchmal scheinen Männer es zu genießen, Ungewißheit zu schaffen oder sie zu steigern, ihr fehlendes Engagement auf »primadonnenhafte« (oder »primonomo-hafte«?) Weise zu dramatisieren:
»An manchen Tagen rief er an und war sehr aufmerksam und liebevoll und wollte mich sehen. An anderen Tagen, wenn ich ihn anrief, machte er sich über mich lustig oder war völlig unverbindlich. Ich glaube, es lag nicht daran, daß er zu arbeiten hatte oder daß jemand bei ihm war; ich glaube, er hat es nur genossen, seine Macht zu demonstrieren. Er wußte ja, daß ich mir seine Launen bieten ließ und alles tat, um ihm zu gefallen - genauso wie seine Mutter und die Freundin, die er vor mir hatte.«

Diese Ungewißheit zehrt oft an der Energie von Frauen und kann zu unnötigen Spannungen und großem Unbehagen führen, denen sie Luft machen müssen.
Eine Frau zerbricht sich den Kopf darüber, ob es einen Zusammenhang zwischen ihrem Streben nach vollkominener, absoluter Liebe und dem Umstand gibt, daß sie nur Männer findet, die keine Beziehung wollen:
»Da gibt es Männer, die nicht richtig greifbar sind, sie sind Rätsel, sie verflüchtigen sich man bekommt das Wesentliche nicht zu fassen, so scheint es einem. Es wäre wunderbar, man könnte den Mond und die Sterne mit ihnen erleben, aber in dem Moment, in dem man die Hand danach ausstreckt, lösen sie sich in Luft auf . (Ist ihnen klar, was sie versäumen? Haben sie Angst?) Alle sagen mir, daß ich verrückt bin, daß ich das Unerreichbare will und so weiter. Aber ich weiß, es geht. Es sieht so aus, als gebe es nur zwei Kategorien von Männern langweilige und interessante. Aber die interessanten, die gehen immer einfach fort.«

Eine andere Frau vermutet, daß die Abneigung von Männern gegen Bindungen ökonomische Gründe hat:
»Ich nehme an, daß Männer und Frauen heutzutage ein bißchen mißtrauisch gegen die Ehe sind, weil ja laut Statistik die Hälfte der Ehen mit Scheidung endet.  [1] Daß Männer der Ehe und den Verpflichtungen noch mehr aus dem Weg zu gehen scheinen, liegt vielleicht daran, daß der Mann in unserer Gesellschaft immer noch derjenige ist, der die finanzielle Last tragen muß, wenn die Ehe scheitert.«

Aber gilt das auch heute noch, wo die meisten Frauen - zumindest in den Vereinigten Staaten - beruflich außer Hauses tätig sind? Tatsächlich sind mehr und mehr Frauen die Hauptverdienerinnen oder zahlen jedenfalls in der Ehe für sich selbst. Und wenn die Ehe geschieden wird, tragen die Frauen letzten Endes den Großteil der Kosten für die Kinder. Daraus folgt, daß es sich Frauen zweimal überlegen sollten, bevor sie heiraten. Warum sollten Männer annehmen, daß Frauen eine finanzielle Belastung sind, wo so viele verheiratete Frauen außer Haus beruflich tätig sind?

Eine Frau, die zwei lange Beziehungen hinter sich hat, in denen sie darauf wartete, daß sich der Mann entschied, ob er eine gemeinsame Zukunft wollte und ob »sie als Partnerin letztlich akzeptabel« war, ist zu folgendem Standpunkt gelangt:
»Es ist mir ziemlich egal, was Männer denken oder wollen. Ich bin es leid, dafür zu sorgen, daß Beziehungen trotz ihrem mickrigen, egoistischen Ich funktionieren! Wenn ich mein Leben lang allein bleibe, ist mir das immer noch lieber, als daß ich mich auf ihre krumme Denkungsart konzentriere und mich abstrample, um damit fertig zu werden!«

Eine andere Frau sagt ironisch, die Männer seien derart damit beschäftigt, Bindungen aus dem Weg zu gehen, daß sie nicht einmal merken, daß die Frau keine will:
»Unsere flotten Junggesellen bilden sich immer ein, daß jede Frau, die sich von ihnen ausführen läßt, sie heiraten möchte, während sie jede Bindung scheuen. Selbst wenn du gar keine Bindung willst, sind sie damit beschäftigt, ihr aus dem Weg zu gehen, weil sie meinen, du wolltest eine!«

Eine junge Frau fand sich plötzlich als »ledige Mutter« wieder, weil sich der Vater nicht zu einer Bindung entschließen konnte:
»Mein Freund und ich wollten heiraten (war lange geplant), aber als er zwei Wochen vor dem Hochzeitstag von meiner Schwangerschaft erfuhr, ging er einfach. Er war nicht in der Lage, mit mir darüber zu reden, und ich war plötzlich allein und erwartete ein Kind. Es war schwierig, und es forderte meinen ganzen Mut, das zu tun, was das Beste war angesichts meiner Not und meiner Angst, denn als er mich (uns) verlassen hatte, hatte ich kein Zuhause mehr. Das war hart. Der einzige Halt, den ich in dieser Zeit hatte, war mein Kind, obwohl das auch der erschreckendste, belastendste Aspekt war. Ich habe mich gefragt, ob ich noch mal soviel Energie und Aufmerksamkeit in eine Beziehung mit einem Mann investieren würde. Ich ging zu einem Psychologen, aber der war mir auch keine große Hilfe.
Ich kam darüber weg, indem ich umzog, über 1000 km weiter. Jetzt bin ich Mutter mit einer sechs Monate alten Tochter, und ich liebe sie sehr. Ich lebe in einer schönen Waldgegend. Ich bin selbständig und habe voriges Jahr ungefähr 2000 Dollar verdient. Was mir am meisten geholfen hat, waren die Geburt meiner Tochter und die ungeheure Liebe und Energie, mit der ich mich ihr gewidmet habe. Ich habe mit Freundinnen geredet, aber nicht viel, und wenn ich allein war, habe ich geweint. Dann bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich die Lösung für meine Probleme weiß - ich muß besser aufpassen und darf nicht in Selbstmitleid versinken.
Es hat einen Vorteil, ohne meinen Freund zu sein. Ich muß mich nicht mehr schlecht behandeln lassen. Manchmal hat er tagelang nicht mit mir geredet. Ich bin ehrlich froh, daß ich jetzt allein bin und daß es vor der Geburt meiner Tochter passiert ist. Trotzdem fühle ich mich vereinsamt. Ich gebe keine Partys und gehe nicht weg - dafür ist kein Geld da. Viele Leute denken >die braucht einen Mann<, aber ein paar haben auch Respekt davor, was es heißt, in so einer Situation alleinerziehende Mutter zu sein.
Ich hasse meinen Exfreund nicht. Manchmal bin ich sehr wütend auf ihn, und dann tut er mir wieder leid: Er ist abgehauen, weil ich schwanger war. Er wird gewaltig an sich arbeiten müssen, bevor er mit jemandem zusammen leben kann.
Er kam, um unsere Tochter zu sehen, als sie vier Monate alt war. Jetzt besucht er sie, wann er kann. Er will, daß wir wieder eine sexuelle Beziehung haben. Ich nicht. Er hat meine Liebe nie annehmen können. Er hat immer geglaubt, ich hätte Hintergedanken, wenn ich dies oder das getan habe, statt es als Ausdruck meiner Liebe zu ihm zu sehen und zu akzeptieren. Er mißtraut der Liebe.
Es kommt mir so vor, als würde ich in Beziehungen geben und geben und immer die Friedensstifterin sein, und das regt mich manchmal auf. Es ärgert mich, daß sich der andere nicht genug aus der Beziehung macht, um zur Konfliktlösung beizutragen - er läßt seine Wut raus, und damit Schluß. Viele Männer haben auch Probleme, wenn man ihnen seine Zuneigung zeigt, wenn man ihnen sagt, daß man sie liebt. Dann wehren sie ab und haben das Gefühl, man wäre >abhängig<. Ich war emotional abhängig, wenn ich Krisen durchgemacht habe oder eine Persönlichkeitsveränderung, aber das war bei anderen auch so in solchen Zeiten - dann haben sie sich an mir festgehalten, und ich war froh, daß ich ihnen helfen konnte und die Kraft hatte, von der ich ihnen was abgeben konnte. Ich habe mich nicht bedroht gefühlt.
Der Mensch, der mir jetzt am nächsten steht, ist meine Tochter. Ich bin richtig in sie verliebt. Diese Beziehung ist so erfüllend und beglükkend, wie sonst nichts in meinem Leben. Meine einzige Sorge ist meine finanzielle Situation. Wir haben kein Zuhause.«

»Playboy-Generation« und »Freiheitsideologie«:
Warum ist die Einstellung der Männer zur Liebe
und zu Bindungen so ambivalent?

Im Hite Report II sagten viele Single-Männer, ihr Hauptgrund für die Ambivalenz gegenüber Bindungen an Frauen (was jedoch nicht für ihren Job oder für ihre Karriere galt) sei, daß sie »frei« und »unabhäiigig« sein wollten. Viele glauben, daß ein »richtiger« Mann »frei« und »unabhängig« sein muß; Liebe, Ehe und Kinder sind Verpflichtungen, die einen Mann »anbinden«. Diese Definition von »Freiheit« und »Unabhängigkeit« zielt pointiert darauf, von Frauen frei zu sein. Dazu paßt, was eine Frau als Ausspruch ihres Freundes zitiert: »Gott sei Dank ist mein Bruder jetzt den Klauen meiner Mutter entronnen.«

»Freiheit« kann viele Bedeutungen haben: die Freiheit zu sein, zu bestimmen, zu handeln, die Wahrheit zu suchen, nach Erkenntnis zu streben. Es kann auch psychologische Unabhängigkeit oder politische Freiheit bedeuten. Doch ein Großteil dessen, was Männer als Freiheit bezeichnen, ist nicht »Redefreiheit« oder dergleichen, sondern Freiheit von jedem Zwang - d. h. ein »richtiger« Mann ist niemandem Rechenschaft schuldig. Das ist die Variante von »Männlichkeit«, die proklamiert, daß Männer das Recht haben, dominant zu sein, daß niemand »einem Mann zu sagen hat, was er tun und lassen soll« - schon gar nicht eine Frau.

Männer haben nichts dagegen einzuwenden, sich anderweitig zu engagieren - bei der Arbeit zum Beispiel -, sich an ihren Job oder an ihre Karriere »zu binden«; im allgemeinen begrüßen sie es sogar, wenn sie die Chance dazu haben. Warum sind viele Männer in Beziehungen mit Frauen nicht zu einem solchen Engagement bereit? Warum glauben viele Männer, die Ehe sei eine »Falle«, vor der man sich hüten muß? Warum nutzen viele Männer unter Berufung auf ihr »Recht auf Freiheit« Frauen aufs wüsteste aus?

In Beziehungen ohne Ehe laufen die Prämissen des emotionalen Vertrags auf Betrug hinaus: Die Gesellschaft übt Druck auf Frauen aus,
damit sie heiraten, ***71-11-2*** aber Männer lehrt sie, sich ihre Freiheit zu bewahren. Damit ist geradezu vorprogrammiert, daß die eine Gruppe von der anderen demütigend behandelt wird: Wenn Frauen eine Beziehung, Gefühl und Engagement wollen, geraten sie dadurch psychologisch ins Hintertreffen gegenüber Männern, denen beigebracht worden ist, Frauen wie es ein junger Mann im Hite Report II formuliert als »Kreuz« zu sehen, »aber das Beste, was zu haben ist, um nicht einsam zu sein«.

Und so liegt die »männliche« Ideologie der »Freiheit« und »Unabhängigkeit« im Widerstreit mit der Erziehung der Frauen, die dahingeht, daß sie die Liebe als das Wichtigste im Leben zu betrachten haben.

So tun, als sei es einem egal
- sollen Frauen so »cool« wie Männer sein?

»Haben Sie je einem Mann gegenüber so getan, als sei er weniger wichtig für Sie gewesen als in Wirklichkeit? Sich verstellt?«

62 Prozent der Frauen sagen, daß sie es getan haben - und daß es nicht erfreulich war:
»Das ist die alte >Tu-so-als-wärst-du-nicht-zu-haben<-Theorie, mit der wir aufgewachsen sind. Ich verstelle mich meistens, weil ich feststellen mußte, daß die Männer, wenn ich ihnen zeige, wie sehr ich sie mag oder >liebe<, längst nicht mehr so aufmerksam sind. Wenn ich dagegen so tue, als sei ich ziemlich indifferent, und sie die entsprechenden Schritte unternehmen lasse, scheinen sie interessierter. Das hat zwar funktioniert, aber die Beziehungen haben nie funktioniert, weil es ein dummes, verlogenes Spiel ist.«
»Wenn du einem Mann sagst, daß du ihn liebst... oh, oh, oh, was für eine Katastrophe! Er wird sich angebunden fühlen: Absolut.«
»Ich habe so getan, als wäre ich nur eine gute Freundin, obwohl mir in Wirklichkeit viel mehr an dem Mann lag. Ich habe es getan, weil ich dachte, es sei zu bedrohlich für ihn, wenn ich meine Liebe offen ausdrückte. Ich hatte Angst, zu voreilig da hineinzurauschen. Ich war aber zornig darüber, denn ich verleugnete mich ja selbst.«
»Ich habe ihm nie gesagt, daß mich was stört an dem, was er tut nicht mal wenn er in eine Bar gekommen ist, in der ich war, und mit einer anderen geknutscht hat. Ich habe ihn bei allem die Initiative ergreifen lassen - ihn nie angerufen, nie seine Zeit beansprucht. Ich wollte echt nicht zu hören kriegen, daß ich ihn an die Kette lege oder besitzergreifend bin. Eine Weile hat es geklappt, und ich habe viel Aufmerksamkeit von ihm bekommen. Aber als ich dann anfing, mit ihm zu schlafen, klappte es nicht mehr so gut. Ich habe nicht kapiert, warum er sich nicht mehr viel aus mir gemacht hat.«
»Ich habe einem Mann gegenüber so getan, als wäre er mir weniger wichtig als in Wirklichkeit, und es hat funktioniert. Manche Männer kriegen es mit der Angst, wenn man sich zuviel aus ihnen macht. Ich mag diese Spiele nicht. Wenn ein Mann Angst vor Gefühlen hat, dann ist er die Art Mann, die eine Frau eigentlich gar nicht will. Das Leben ist so kurz. Da muß sich eine Frau einen Mann suchen, der will, daß sie ihn liebt. Ich bleibe lieber allein, als was vortäuschen zu müssen.«
»Also, manchmal frage ich mich, ob ich mit Männern zu ehrlich bin. Ich frage mich, ob das richtig ist. Ich muß einfach jemand finden, der mich als ehrlichen Menschen mag. Ich fürchte immer, wenn er weiß, wie ich tatsächlich empfinde, wird er kälter. Aber wenn ich so tue, als wäre er mir ziemlich wurscht, dann wird er weiter hinter mir her sein.«

94 Prozent der Frauen, die gebeten wurden, den Satz zu kommentieren: »Sie hatte Angst, daß der Mann, wenn sie ihm zeigte, daß sie ihn liebte, sie für unterlegen halten und sie verlassen würde«, sagten die meisten, Männer schienen zu glauben, Frauen seien »ganz wild« auf Männer und täten alles, um sie zu halten.

Die große Mehrheit der Frauen (besonders der Single-Frauen) in dieser Untersuchung findet, »unsicheres Verhalten« oder »Klammern«, verstoße definitiv gegen die »Spielregeln«. Eine Frau muß sich alle Mühe geben, um ja nicht als »eine von denen« betrachtet zu werden, die »klammern«, »zu emotional und liebebedürftig« sind usw. Um es umgangssprachlich zu formulieren: »Eine coole Freundin bindet den Mann nicht an.« Sie läßt ihm seine »Freiheit« und seine »Freiräume«. Männer glauben im allgemeinen, Frauen brauchten sie mehr als sie die Frauen - dasselbe psychologische Ungleichgewicht der Macht, das auch der 1. Teil dokumentiert. Doch auch Frauen wollen ihre Freiheit - obwohl sie nicht einzusehen vermögen, warum Liebe, Engagement und Freiheit so große Widersprüche sein sollen.

74 Prozent der Frauen antworten interessanterweise mit Ja auf die Frage: »Haben Sie Angst zu klammern?  ***71-11-3*** Oder jemandem das Gefühl zu geben, er sei angebunden?«
»Er hat gern seine Freiheit, also lasse ich ihm viel Zeit für sich, und gelegentlich hat er Lust, mich zu sehen. Er mag es nicht, wenn man ihm zu sehr auf den Pelz rückt.«
»Ich fühle mich oft emotional abhängig, wenn mir an jemandem liegt, aber ich kann es nicht ändern. Egal wie stark ich im Beruf und in anderen Lebensbereichen bin - ich leide an emotionaler Abhängigkeit. Ich glaube, Männer haben einen Horror vor der Abhängigkeit von Frauen. Es macht sie nervös. Ich glaube, sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, und wollen sich auch nicht die Mühe machen, es zu versuchen. Ich glaube, man soll einem Mann nicht sagen, daß man ihn liebt, ehe man sich einigermaßen sicher ist, daß er dieses Gefühl erwidert. Und wenn er es tut, sehe ich keinen Grund, mich angebunden zu fühlen. Aber wenn man verliebt ist und er sich nicht so sicher ist, kann man alles kaputtmachen, wenn man von Liebe spricht.«
»ich habe ein paarmal zu Männern >Ich liebe dich< gesagt, und sie haben sofort das Visier runtergeklappt, weil sie dachten >Ich liebe dich< heißt: >Beschütze mich<, >Sorge für mich<. Sie haben Schiß gekriegt. Meine Brüder haben aus dem Nähkästchen geplaudert - wenn eine Frau zu abhängig würde, müßte man sofort die Flucht ergreifen und darum wollte ich nie so sein, wollte nie klammern.«

Nur ein paar Frauen sind anderer Meinung:
»Früher hatte ich Angst, daß sich ein Mann angebunden und unfrei fühlt, wenn ich ihm sage, daß ich ihn liebe. Das ist natürlich Blödsinn. Wieder ein Beispiel dafür, daß die sexuelle Revolution den Frauen noch mehr Fesseln angelegt hat. Was ist schon dabei, wenn man zugibt, daß einem an jemandem liegt, daß man emotional abhängig ist? Das sind wir doch alle.«

Obwohl Frauen so oft dafür herabgesetzt werden, daß sie viel Zuwendung wollen (zu »bedürftig« sind), bestreiten 61 Prozent der Single-Frauen in dieser Untersuchung, daß ein tiefes Bedürfnis nach Zuwendung »anorinal« ist; sie sagen, es sei in Wirklichkeit ein notwendiger und guter Teil des Lebens:
»Daß ich Zuwendung liebe, ist doch nicht anormal! Je mehr ich davon kriege, desto gesünder bin ich, desto menschlicher.«
»Wenn ich Probleme habe, sehne ich mich nach Zuwendung Manchmal habe ich das Gefühl, ich brauche nur jemanden, der mir sagt, daß es gut ausgehen wird. Das kommt mir nicht unbedingt neurotisch vor. «
»Wir haben alle ein physisches Bedürfnis nach Berührungen (sehen Sie sich Kinder und Tiere an!) und ein emotionales Bedürfnis danach, daß man uns wahrnimmt und kennt und sich um uns kümmert. Diese Bedürfnisse werden >exzessiv<, wenn sie lange geleugnet oder nicht befriedigt worden sind, und am Anfang einer Beziehung braucht man vielleicht ein paar Wochen oder Monate heilsame Verwöhnung. Ich habe manchmal befürchtet, daß ein Mann, der nicht begreift, daß dieses >exzessive< Stadium nur temporär ist, in Panik gerät und flieht. Darum habe ich es nie ganz ausgelebt.«

Einige Frauen meinen, sich verteidigen zu müssen:
»Ich nehme an, mein krankhaftes Liebesbedürfnis, mein Wunsch, abhängig zu sein, jemanden zu haben, der sich um mich kümmert, hat zu krankhaften Beziehungen mit Männern geführt. Aber eine gewisse Zuwendung ist nötig. Ich hatte immer das Bedürfnis, in die Arme genommen zu werden, und ich vermisse das gerade enorm. Ich will auch gestreichelt, geküßt und beruhigt werden. Ich weiß nicht, ob das >anormal< ist, jedenfalls habe ich ein starkes Bedürfnis danach.<

Eine Frau weist darauf hin, daß es zu den Gepflogenheiten der »Männer«kultur gehört, Menschen - weibliche und männliche - dafür zu verunglimpfen, daß sie Zuwendung brauchen, emotional sind, und dies mit »Schwäche« gleichzusetzen:
»Ich habe immer gefunden, daß die Formulierung >anormales Bedürfnis nach Zuwendung< von Leuten gebraucht wird, die dieses Bedürfnis nicht verspüren oder sich davor fürchten, es selbst zu haben. Ich dachte früher, ich hätte ein >anormales< Bedürfnis, bis ich meinem Mann begegnet bin, der ebenfalls ein großes Bedürfnis nach Zuwendung hatte.«

Wenn man vom »weiblichen« Wertesystem ausgeht, könnte man behaupten, daß Frauen keineswegs zu emotional sind, sondern daß viele Männer zu unemotional sind - besonders in Beziehungen:
»Die Kultur hat die Fähigkeit der Männer beeinträchtigt, mit ihren Gefühlen zu leben, sie als etwas zu betrachten, das zu ihnen gehört, und sie zu berücksichtigen, wenn sie etwas tun. Und so neigen Männer zu Dysfunktionen in Beziehungen, weil sie den Wunsch, Zuwendung zu geben und zu empfangen, nicht gelten lassen.«

Woher kommt die Vorstellung, daß Frauen Männer »anbinden« wollen? Und was bedeutet es genau? Daß eine Frau keine monogame Beziehung anstreben sollte? Keine Dauer - »bis daß der Tod euch scheidet« - verlangen sollte? Hier wird impliziert, daß Frauen diese Dinge mehr wollen als Männer, daß sie Männer mehr brauchen als umgekehrt, daß Männer mehr erstrebenswert sind.

Die meisten Frauen in dieser Untersuchung - besonders die SingleFrauen - haben große Angst davor, Männern das Gefühl zu geben, sie seien »angebunden«, fürchten sich davor, zu anspruchsvoll zu wirken, zu »verfügbar« oder zu liebebedürftig zu scheinen. Warum? Weil Frauen, da sie einen zweitklassigen Status haben, aus Erfahrung wissen, daß ihre Liebe und Sehnsucht nur zu oft als Ausdruck von Mangel betrachtet wird - Wunsch nach sozialem Aufstieg und dergleichen - statt als Ausdruck der Freude an einem anderen Menschen. Das ist eine barbarische Situation.

Tatsächlich läuft es in einer Beziehung eher so, daß die Frau »angebunden« ist. Wenn ein Paar zum Beispiel Kinder hat, wird gewöhnlich die Frau zu Hause bleiben. Traditionellerweise war der Mann in der Ehe, da er das Geld verdienen sollte, in dem Sinn »angebunden«, daß er den Lebensunterhalt der Familie bestritt. Doch heute arbeiten die meisten Frauen außer Haus. Inwiefern sind Männer also »angebunden«?

Fast alle einschlägigen Untersuchungen zeigen, daß verheiratete Männer zufriedener sind und länger leben als unverheiratete. Warum also das Stereotyp, daß Frauen Männern »nachjagen« müssen, um sie zur Ehe zu bewegen? Weil Frauen einen niedrigeren Status haben.

Wie wir im I. Teil gesehen haben, entsteht die sogenannte Bedürftigkeit von Frauen weitgehend durch männliches Verhalten, mit dem Frauen tagtäglich subtil herabgesetzt und gedemütigt werden - so subtil, daß Frauen kaum dagegen kämpfen können, ohne der »Überempfindlichkeit« bezichtigt zu werden. Gleichheit, emotionale Gleichheit, würde diesem ständigen Kampf ein Ende machen. Kurz, die Ideologie, die behauptet, Frauen seien von Natur aus emotional zu anspruchsvoll, zu sehr auf feste Bindung versessen (während Männer gleichzeitig erwarten, daß Frauen ihnen all das geben - Engagement, Liebe, Fürsorge, Zuwendung usw.), ist eine eklatante Ausprägung des psychologischen Machtungleichgewichts in der Gesamtgesellschaft und keine objektive Darstellung »angeborener« biologischer oder psychologischer Dispositionen und Tendenzen. Wie es eine Frau formuliert: »Wir versuchen, uns unseren Stolz zu bewahren, indem wir nicht klammern. Aber wir haben weder die Macht noch den Status, um wirklich geachtet zu werden.« Doch wir sehen hier, daß Frauen dabei sind, das zu ändern - wie, das macht einen großen.Teil der Debatte aus, die Frauen in diesem Buch führen.

Soll eine Frau monogam sein, wenn sich ein Mann nicht binden will?

»Die >Krankheit< der Männer:  ***71-11-4***
Eine Beziehung haben, aber so tun, als hätte man keine«

Die meisten Frauen ziehen es vor, in Beziehungen monogam zu sein, aber 22 Prozent halten sich an eine Politik, die etwafolgendes besagt: »Wenn wir nicht über eine gemeinsame Zukunft nachdenken, werde ich mich, auch wenn wir Sex miteinander haben, init anderen Männern verabreden, die vielleicht an einer gemeinsamen Zukunft interessiert sind«:

»Ich habe gelernt, daß es falsch ist, mein Leben praktisch auf Eis zu legen, wenn ich verliebt bin. Früher habe ich mich immer nur mit einem Knaben getroffen, aber diese endlose Warterei jede Woche fand ich nicht auszuhalten - sind wir jetzt noch miteinander liiert oder was, haben wir uns nun für Samstag abend verabredet oder nicht? Durch diese Warterei >verliebte ich mich noch mehr in den Kerl, und meistens war es, wie sich dann herausstellte, der Falsche. Ich kam zu dem Schluß, daß ich nichts versprochen hatte. Also konnte ich mich auch anderweitig umsehen. Das war das Klügste, was ich je getan habe.«

»Ich bin Single. Die meisten unverheirateten Männer in meinem Alter (dreiunddreißig) hüten sich vor engagierten Beziehungen; die halten sie nämlich für eine F-A-L-L-E! Und die meisten verheirateten Männer, die ich kenne, scheinen zwar die häusliche Stabilität und das >Umsorgtwerden< zu brauchen, das ihnen die Ehe gibt, tun aber so, als wären sie unverheiratet, und haben keine Bedenken, mit einer SingleFrau was anzufangen (besonders wenn sie attraktiv und autark ist). Ich warte immer noch darauf, eine gute Beziehung zu finden. Unterdessen habe ich viele Freundinnen und Freunde und, jedenfalls im Moment, sexuelle Affären mit drei Männern.«

Eine Frau erklärt ihre Freiheit, sich mit anderen Männern zu verabreden, und bezieht sich in einem Brief auf die Reaktion ihres Liebhabers:
»Du hast gesagt, Du wärst noch nicht soweit, mich zu heiraten, aber Du würdest mich lieben und es Dir überlegen. Ich war einverstanden, aber jetzt, nachdem ich ein Jahr darauf gewartet habe, daß Du Dich entschließt, werde ich mich auch mit anderen Männern verabreden, weil ich früher oder später heiraten will. Dann habe ich mich mit anderen Männern verabredet, und Du hast so getan, als wäre ich untreu, eine Hure, die Schuldgefühle haben und sich schämen soll! Ich habe Deine Gefühle >verstanden<, bin darauf eingegangen, daß Du gekränkt warst, und habe mich von Dir miserabel behandeln lassen.«

Soll eine Frau monogam sein, solange sich ein Mann nicht entschließen kann, ob er eine feste Bindung will oder nicht? Bleibt ihr nur die Wahl, mit ihm zu brechen oder die Situation zu seinen Bedingungen zu akzeptieren? Den meisten Frauen behagt der Gedanke nicht, mehr als eine sexuelle Beziehung zu haben, wenn sie verliebt sind (genug verliebt, um eine Bindung zu wollen), und durch AIDS wird all das noch problematischer. Eine Möglichkeit, dem Dilemma des Hingehaltenwerdens zu entgehen, besteht für eine Frau, die eine feste Bindung will darin, ein Limit zu setzen. Wenn sich der Mann bis zu einem bestimmten Datum nicht entschieden hat, kann sie ihm mitteilen, daß sie nun nicht mehr ausschließlich mit ihm zusammen sein wird, und ihm den Grund dafür nennen. Wie es eine Frau formuliert: »Kreuz ein Datum in deinem Kalender an und sag ihm das - und wenn die Zeit abgelaufen und das Ergebnis Null ist, mußt du eben gehen.«

Mehrere gleichzeitige sexuelle Beziehungen

Die weite Verbreitung der »Freiheits-Ideologie« bei Männern führt dazu, daß multiple sexuelle Beziehungen für Frauen fast unvermeidlich werden. Eine Frau hat Sex mit einem Mann, weil sie ihn mag und eine Beziehung will, dann meldet sich der Mann nicht melir, und sie verabredet sich mit einem anderen, gibt den ersten auf, hat Sex mit dem zweiten (weil sie nicht den Eindruck erwecken will, daß sie ihm nicht vertraut), nun läßt der erste von sich hören, und sie sieht ihn wieder usw. - Unter solchen Umständen lassen sich simultane Beziehungen kaum umgehen. Es kann einer Frau sehr unangenehm sein, multiple sexuelle Beziehungen zu haben - trotzdem ist dieses Phänomen sehr verbreitet. 72 Prozent der SingleFrauen sagen, letzten Endes hätten sie oft »Gelegenheitssex«, obwohl sie es nicht beabsichtigt hätten. Durch AIDS hat sich daran kaum etwas geändert; die Überlegung ist jetzt nur: »Wie kriege ich ihn dazu, sich ein Kondom überzuziehen, ohne daß es Krach gibt?«

Mit anderen Worten, die »sexuelle Revolution« macht es mit ihrem Bestehen darauf, daß Sex möglichst sofort »fällig« ist, mehr oder weniger unvermeidlich, daß Single-Frauen zeitweise mit mehr als einer se,xuellen Beziehung leben müssen. Um es anders zu formulieren: die ambivalente Einstellung vieler Männer und ihr immer noch ungebrochener Glaube, daß es zu den wesentlichen Zielen im Leben gehört, »Frauen rumzukriegen« und »Punkte zu sammeln«, beinhalten automatisch eine anti-monogame Komponente.

Früher konnte sich eine Frau - zumindest für eine Weile - mit mehreren Männern treffen, ohne daß ernstlich Sex von ihr erwartet wurde, und so blieb Zeit, die andere Person wirklich kennenzulernen. Doch heute wird Sex schon so früh erwartet, daß eine Frau, wenn sie sich umsehen, mehrere Männer kennenlernen will, sich entweder (1) mit mehreren Männern verabreden und gleichzeitig Sex mit ihnen haben muß oder sich (2) mit mehreren Männern verabreden, nacheinander Sex mit ihnen haben und dann »Schluß machen« muß (»serielle Monogamie«). Beides kann sehr anstrengend sein, denn wie wir gesehen haben, trägt das Erregende am Sex und am Begehrtwerden die Frauen vielleicht eine Weile, aber früher oder später engagieren sich die meisten emotional. Und deshalb ist ein Bruch - egal wer ihn will - belastend; andererseits ist es normalerweise recht verwirrend, Sex mit mehreren Männern zu haben.

Es ist eine seltsame Gesellschaft, in der man, um jemanden vom anderen Geschlecht kennenzulernen, Geschlechtsverkehr haben muß.

Machtkämpfe und Strategien

Edith Bunker und die Philosophie der Madame Pompadour

»Es ist, als hätte er alle Macht, als müßte sie ihm alles geben, ihren Körper und ihr Herz - es ist ein Hasardspiel. Er kann sich alles nehmen und dann entscheiden ... «

Eine Frau beschreibt ihren Wunsch nach mehr Macht:
»Ich gebe es nicht gern zu, aber ich bin neidisch auf Frauen, die mit ihrer Verführungsgabe eine solche Macht ausüben, daß sie einen Mann nehmen und manipulieren können, der sehr sexy oder gesellschaftlich einflußreich ist oder beides. Beziehungen, bei denen mir das der Fall zu sein scheint: Natascha Rambowa und Valentino, Bathseba und David, Wallis Simpson und der Herzog von Windsor, Lady Hamilton und Lord Nelson, Kleopatra und Cäsar/Marc Anton, Marion Davies und W. R. Hearst, Madame de Maintenon und Ludwig Xiv., Amelia Folsom und Brigham Young. Inwiefern sind diese Beziehungen besser als meine? 1. Die Männer sind berühmter und 2. wenn es zu Konflikten kommt, schaffen es diese Frauen, eher die Betrügerin zu sein als die Betrogene.«

Madame Pompadour, die Kurtisane, die im achtzehnten Jahrhundert am französischen Hof zu Macht gelangte, hätte vielleicht gesagt:
»Wenn die Männer dir nichts geben und dich nicht als ebenbürtig achten, dann nutze sie und ihre Schwächen aus, um zu kriegen, was du willst. Hör auf, so idealistisch zu sein. Entwickle eine Strategie, überleg dir, wie du am meisten aus ihnen herausholen kannst.«

Sind wir zu »brav«? Zu gehemmt, um alle Strategien einzusetzen, die wir kennen? Denken wir an Edith Bunker in »All in the Family«, die ständig von Archie schikaniert wurde. Sie rebellierte selten, aber wenn, dann jubelte das Publikum, weil ihre Situation instinktiv als ungerecht empfunden wurde. Es war erfrischend zu sehen, wie sich diese Frau wehrte und all ihre Mittel einsetzte, statt unterwürfig zu sein und sich weiter schikanieren zu lassen. Wenn Männer in Beziehungen und »draußen in der Welt« die Macht haben und aufs ungeheuerlichste ausschlachten und mit ihr prahlen - na und? Wir könnten durchaus »realistisch« sein und härtere Strategien einsetzen, um damit fertig zu werden, statt unsere alte Vorstellung beizubehalten, daß »brave Mädchen liebevoll und verständnisvoll« sind, nie »böse und gemein«. Doch vielleicht wollen wir unsere Werte nicht gefährden, die Integrität unseres Glaubens nicht verlieren. Bleibt uns nur die Wahl, auch weiterhin als »schwach« und zweitklassig zu gelten - oder so berechnend und rücksichtslos zu werden, wie es manche Formen »männlichen« Verhaltens sind?

Einer der klassischen Wege für Frauen, mit Männern und ihrer Macht über Frauen »umzugehen«, bestand darin, Männer zu »benutzen«. Das konnte beinhalten, daß sie den traditionellen Rat von Müttern an ihre Töchter befolgten und einen »guten Ernährer« heirateten (da Frauen nicht die Ausbildung hatten bzw. haben durften, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen - von den Arbeitsmöglichkeiten ganz zu schweigen). In früheren Zeiten - sogar noch in den fünfziger Jahren, siehe Marilyn Monroe und Jane Russell in Blondinen bevorzugt ***71-11-5*** - nahmen Frauen männlicher Macht gegenüber oft eine spielerische Haltung ein: Sie konnten Männer benutzen und manipulieren, um zu kriegen, was sie wollten. Einige Frauen sagten: »Was ist schon dabei? Es tut den Männern nicht weh, sie genießen es ja auch, und den Frauen tut es ebensowenig weh ...«

Natürlich ist es das Ideal der Frauenbewegung und vieler Frauen, diesem Machtungleichgewicht und der daraus folgenden Notwendigkeit, »Strategien« einzusetzen und »Machtkämpfe« auszutragen, ein Ende zu machen, Liebe und Beziehungen »echter« und inniger zu gestalten. Doch im gegenwärtigen Stadium müssen viele Frauen noch mit der Alternative leben, sich gewisser Strategien und Manipulationen zu bedienen oder womöglich »Opfer« zu werden - arm zu sein und als alleinerziehende Mütter ihre Kinder zu ernähren (obwohl einen das nicht automatisch zum »Opfer« macht).
Wie wir weiter oben gesehen haben, kann eine Frau, wenn sie im Zeitalter der »Playboy-Philosophie« heiraten will und der Mann ambivalent ist, Strategien entwickeln. Madame Pompadour würde hier vielleicht raten: »Wenn du es mit einem Mann zu tun hast, der dich nicht heiraten will, brichst du die Beziehung ab - oder du wirst schwanger.« Diese nüchternen Optionen sind zumindest eine Alternative zu der »Frauen-müssen-lieben-komme-was-da-wolle«-ldeologie, die jede Planung für das eigene Wohl für »kalt«, »niederträchtig«, »manipulativ« und »berechnend« hält (während man es bei Männern für »schlau«, »realistisch< usw. halten würde).

Was soll eine Frau tun, wenn sie eine Beziehung mit einem bindungsunwilligen Mann hat, den sie liebt? Soll sie ihn manipulieren, damit er sie heiratet? Soll sie idealistisch sein und sich an die Grundsätze des Fairplay halten - oder kapitulieren und jene »Realpolitik« des Sex und der Beziehungen betreiben, deren »Spielregeln« wir nur zu gut kennen?

Eine Frau bietet folgende Analyse an:
»Ich glaube, die Liebe ist für Frauen ein Problem, weil sie zu sehr gefallen müssen. Sie kritisieren sich selbst zuviel und die andern zuwenig. Sie müssen einen Haufen Scheiße fressen, weil sie sich grauenhaft schlecht auf Intrigen und Rache verstehen. Wenn sie in der Liebe gewinnen, dann weil sie sich in unglaublichem Maß entwickelt haben und deshalb >attraktiv< sind. Sie verlieren, weil sie weder das politische Geschick noch die Selbstachtung haben, um sich davor zu bewahren, daß sie ausgenommen werden.«

Den Bann der Single-Spiele brechen

»Liebesbeziehungen mit Männern sind nicht aussichtsreich, aber was soll's, ich will trotzdem eine. Ich möchte nur wissen, was ich tun muß, damit sie funktioniert.«

Mehrere Frauen geben Empfehlungen für den Umgang mit bindungsscheuen Männern:
»Wenn man das feste Gefühl hat, das ist der Richtige, gibt es nur eins: Offen sagen, daß man eine feste Beziehung will oder die Ehe. Soll er anfangen, darüber nachzudenken ... Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man sich damit spätere Schocks und unerwartete Auseinandersetzungen erspart.«

»Wenn du siehst, daß dir monatelanger Ärger ins Haus steht, weil er sich nicht entscheiden kann, dann verlaß ihn, auch wenn du ihn liebst. Eine Woche oder ein Monat Schmerz, und dann geht's dir wieder gut.«

»Ich glaube, man muß eine Art Grenze ziehen. Wenn man heiraten möchte oder definitiv eine Bindung will, sollte man bald eine Zeit festsetzen und sagen, daß man danach aussteigt - denn wenn man das nicht tut, hat man ständig Hickhack und Streitereien und muß die Beziehung auch so abschreiben.«

Eine Frau erzählt die Geschichte ihrer Verheiratung:
»Er wollte, daß ich mit ihm zusammen lebte, und da ich ihn liebte, sagte ich ihm, das würde ich tun, aber nur drei Monate, weil mir die Vorstellung, daß wir uns nicht auf eine feste Bindung einigten, nicht behagte. Ich hatte das alles mit meinem früheren Freund erlebt. Nach diesen drei Monaten sollten wir uns entschließen, entweder zu heiraten oder uns zu trennen im letzteren Fall würde ich schon irgendwie über ihn hinwegkommen und jemanden finden, der mich heiraten wollte. Ich gab ihm also drei Monate und sagte ihm, danach würde ich gehen, egal wie sehr ich ihn liebte, denn ich brauchte die Ehe und ein richtiges Engagement, wenn ich ihm all meine Liebe geben sollte.
Die drei Monate näherten sich dem Ende, und nichts geschah. Ich war sehr angespannt, aber ich wollte keinen Streit darüber anfangen oder über Kleinigkeiten, eben weil ich so angespannt war. Ich kreuzte das Datum in meinem Kalender an und blieb äußerlich cool. Ein paar Tage bevor die drei Monate um waren, erwähnte ich es kurz, aber es kam nichts dabei heraus. Also packte ich am nächsten Wochenende, am Freitag abend, meine Sachen in einen Koffer und legte einen Zettel aufs Bett, auf dem stand, daß ich gegangen wäre und warum und daß ich ihn liebe und wo ich zu erreichen wäre. Ich weinte clas ganze Wochenende, starb fast, wartete - am Montag rief er endlich an! Wir ließen uns sofort trauen und sind seitdem sehr glücklich verheiratet.«

Soll eine Frau darüber sprechen, wenn sie eine feste Bindung möchte und wenn ja, wann? Es scheint in vielen Single-Beziehungen einen ähnlichen Verlauf zu geben: Erst die positive, »verliebte« Phase, die zwei bis acht Wochen dauert, dann ein Abflauen der Gefühle, zu dem es oft kommt, weil sich das »wirkliche Leben« wieder bemerkbar macht (der tägliche Kampf, sich finanziell über Wasser zu halten, die vielen Verbindlichkeiten, die man hat) und während man sich mit diesen Realitäten auseinandersetzt, können die Muster, die wir im I. Teil beschrieben haben, wirksam werden und die Liebe beeinträchtigen: Die Frau bringt vielleicht (notgedrungen) Beziehungsprobleme zur Sprache (siehe 2. Kapitel), der Mann bekommt darauf das Gefühl, daß er »unzulänglich« oder ein »Schuft« ist, daß er für die Frau nicht »der Richtige« ist (»Warum beklagt sie sich ständig?«) usw. Die Frau wird unterdessen immer nervöser und fragt sich, ob eine feste Bindung »drin< ist oder nicht, was die gespannte Atmosphäre zusätzlich auflädt.

Deshalb finden einige Frauen, daß es das beste ist, sich der festen Bindung in der »verliebten< Anfangsphase zu versichern oder zumindest festzustellen, daß man eine solche Bindung will, statt später zur Überraschung des Mannes die Rede darauf zu bringen. Wenn die Frau wartet, daß der Mann von sich aus davon anfängt - zumal in Anbetracht der Reserviertheit der »Playboy-Generation« gegenüber Bindungen (obwohl es Männer aller Altersstufen gibt, die nicht zu diesem »Typus« gehören) -, bringt sie vielleicht andere Probleme zur Sprache; einfach aus Anspannung, weil sie sich fragt, ob eine feste Bindung zustande kommen wird oder nicht.

Eine Frau in dieser Untersuchung macht einen anderen Vorschlag: Die beiden sollten sich vorab darauf einigen, ob sie 1. es »rniteinander versuchen wollen«, um zu sehen, ob die Beziehung eine gute Basis für die Ehe ist, oder ob sie 2. nur Freunde sind, die nicht die Absicht haben zu heiraten und einander bloß Gesellschaft leisten. Wenn diese grundsätzliche Klarstellung nicht erfolgt, kann die »Beziehung<, in eine Art Tyrannei ausarten, wobei die eine Person (die mehr will) der anderen total ausgeliefert ist. Eine andere Frau schlägt vor, daß beide übereinkommen sollten, wie lange sie es miteinander versuchen wollen, bevor sie sich für eine feste Bindung entscheiden oder sich - zumindest als Liebespartner - trennen.

Eine Methode, nicht völlig macht- und hilflos zu sein, ist die, Liebesbeziehungen so züi betrachten, wie es diese Frau vorschlägt:
»Es war eine ungeheure Überraschung für mich, als ich feststellte, wie anders ich die Dinge sehen kann. Ich meine, ich hatte immer gedacht, ich sei ziemlich cool, begabt, intelligent usw. Aber eines Tages sprach ich mit einer Freundin und erkannte, wie ich an Liebesbeziehungen herangehe. Nämlich so, daß ich denke: >Wie kriege ich jemanden dazu, mich so gern zu mögen, daß er bei mir bleibt?< Oder: >Wer soll mich schon mögen, welcher Mann soll mich akzeptieren? Wie lang wird es dauern, bis er rauskriegt, daß ich es nicht wert bin, daß er bei mir bleibt?< Warum denke ich nicht statt dessen: >Ich hätte gern folgendes: einen Mann, mit dem ich zwei Jahre zusammen lebe. Er sollte mir mindestens zwei von denfolgenden drei Dingen bieten ...  Und dann würde ich auf einem Blatt Papier die Eigenschaften auflisten, die dieser Mann haben muß. Warum denke ich nicht so? Statt dessen habe ich das Gefühl, es müßte sich jemand meiner erbarmen. Ich sollte mehr an mich glauben. Ich kann es nicht fassen, daß ich mich selbst herabgesetzt habe, ohne mir dessen im geringsten bewußt zu sein.«

Wollen Frauen die Ehe wirklich mehr als Männer?

Die Vermutung, daß Frauen Bindung und Ehe mehr wollen als Männer, scheint allgemein zu sein.
Die einschlägigen Verhaltensweisen und Annahmen von seiten der Männer - daß die Frauen sie »angeln<~ und »anbinden« wollen, daß Männer versuchen sollten, feste Bindungen zu meiden - laufen auf eine weitere Variante der emotionalen Distanzierung und des Mißtrauens gegenüber Frauen hinaus, denen wir im I. Teil im Zusammenhang mit dem emotionalen Vertrag und der »männlichen« Ideologie begegnet sind, und sie rufen bei Frauen meist ähnliche Gefühle hervor wie die, die wir im 3. Kapitel besprochen haben. Zum Beispiel sagen 56 Prozent der Single-Frauen in dieser Untersuchung, um nicht als »Verliererinnen« bei dem dazustehen, was Männer für die große »Männeriagd« der Frauen halten, müßten Frauen sicherstellen, daß es nie so aussieht, als würden sie einen Mann »zu sehr« mögen oder brauchen.
Andererseits ist inzwischen in weiten Kreisen über die nachteiligen Auswirkungen diskutiert worden, die die Ehe auf Frauen haben kann, ist die Ehe als Gefängnis für Frauen, als ungleich und ausbeuterisch bezeichnet worden. Warum wollen Frauen sie dann immer noch? Diese Frage wird im 7. Kapitel weiter erörtert, doch hier kann bereits gesagt werden, daß Frauen in Beziehungen ohne Ehe oft durch die Unsitte der Männer, sie ständig zu verunsichern, dahin kommen, die Ehe für eine bessere Beziehung zu halten - oder zu finden, daß sie es »hinter sich bringen«, sich dem gesellschaftlichen Druck beugen und ein leidlich solides Arrangement für ihr weiteres Leben treffen sollten.

Sollen Frauen die »männliche« Vorstellung von Freiheit übernehmen?

»Wir sind dazu erzogen worden, auf die große Liebe zu warten. Aber jetzt inüssen wir neue Regeln lernen, >Männerregeln< - mit Gefühlen spielen, sich nicht binden. Irgendwie kommt einem das nicht natürlich vor.«

Sollen Frauen das »männliche< Modell der Emotionskontrolle, der »Freiheit« von »Bindungen« als Standard für sexuelle Beziehungen übernehmen? Oder verliert die Gesellschaft etwas, wenn die Frauen ihre eigenen Werte zum alten Eisen werfen, weil die herrschende Ideologie sie als »dumm«, »prüde« usw. verwirft?
Seit der »sexuellen Revolution« wird auf Frauen immer mehr Druck ausgeübt, »männliche« Regeln zu akzeptieren. Viele Frauen haben versucht, sich in Beziehungen »männlichen« Mustern anzupassen, da die »sexuelle Revolution« das weibliche Wertesystem für »rückständig« erklärt hat, doch für die meisten war das ein schwerer Kulturschock.

Will die Mehrheit der Single-Frauen monogame Beziehungen?

84 Prozent der Single-Frauen glauben, daß ihre Beziehungen idealerweise inonogam sein sollten; tatsächlich sind 77 Prozent tnonogain in Beziehungen das ist ein höherer Satz als bei den verheirateten Frauen (obwohl die Beziehungen der Single-Frauen natürlich meist kürzer sind):
»Ich habe nie einen Liebhaber betrogen. Wenn ich eine richtige Beziehung mit jemandem habe, ist Sex mit andern undenkbar für mich. Es würde die besondere Bedeutung, die Kostbarkeit unserer Liebe zerstören.«

»Ich betrüge meinen Freund nicht. Er füllt mich sehr aus. Er war mir immer treu, und es würde mir sehr, sehr weh tun, wenn er mich betrügen würde. Ich will nur von ihm befriedigt werden.«

»Ich glaube fest an die Monogamie, und ich bin monogam. Ich liebe meinen Freund, und ich weiß aus Erfahrung, daß es nie funktioniert, wenn man eine Beziehung hat und nebenher mit anderen schläft. Ich habe das früher ein paarmal gemacht, und es war immer ein Fehler.«

43 Prozent der Single-Frauen berichten jedoch von Beziehungen, in denen der Mann nicht monogam ist:
»Ein Freund, der mit mir zusammen lebt, gestand mir eines Tages, er hätte eine >Affäre< mit einer anderen gehabt. Ich bin fast übergeschnappt! Aber ich hatte das Gefühl, ich hätte kein Recht zu motzen es fällt mir schwer zu erklären, warum. Ich weiß nur, daß ich nicht damit fertig werde, wenn jemand in einer Beziehung mit mir Sex mit einer anderen hat.«

23 Prozent der Single-Frauen mit Beziehungen, die länger als vier Monate dauern, glauben nicht an die Monogamie oder praktizieren sie nicht:
»Ich bin vierundzwanzig und habe zwei Beziehungen. Die eine läuft seit einem Jahr und die andere seit fünf Jahren (die beiden Männer
wohnen in verschiedenen Städten). Mit dem einen lebe ich zusammen, was die Situation manchmal schwierig macht. Wir haben keine Kinder. Die Grundlage beider Beziehungen ist Freundschaft, wobei die sexuelle Intimität sehr wichtig ist. Ich habe mich am Anfang nicht besonders zu dem Mann hingezogen gefühlt, mit dem ich zusammen lebe, aber er hat mit seiner Freundlichkeit, seiner Rücksicht und seiner Ehrlichkeit allmählich meine Liebe gewonnen. Ich bin gern in einer Paarbeziehung. Das Leben ist einfacher so (jedenfalls das öffentliche).
Ich glaube nicht an die Monogamie als etwas, das sein muß wie ein Gebot, aber manchmal finde ich es emotional sehr schwierig, mit zwei Beziehungen zurechtzukommen, also macht einem die Monogamie das Leben wohl leichter. Trotzdem sollte es jedem Menschen freigestellt sein, ob er sich dafür entscheiden will. Ich bin mit diesem Liebhaber seit einem Jahr zusammen. Sex außerhalb der Beziehung hatte ich nur, als ich längere Zeit auf Reisen war. Der Mann, mit dem ich zusammen lebe, weiß Bescheid darüber, aber nicht über die andere feste Beziehung. Sie hat unsere Beziehung nicht direkt beeinträchtigt, weil er nichts davon weiß - aber ich bin, glaube ich, manchmal weniger relaxed, wenn ich mit ihm zusammen bin. Ich nehme beide Beziehungen sehr ernst. Von der einen habe ich genausoviel wie von der anderen - keine ist zweitrangig.
Obwohl ich finde, daß es meinem Liebhaber freistehen sollte zu tun, was er will, bin ich froh, daß er bis jetzt mit keiner anderen gebumst hat. Ich glaube zwar nicht, daß es mir viel ausmachen würde, aber so was weiß man vorher ja nie genau. Mein anderer Liebhaber hatte neulich mit einer Arbeitskollegin eine Geschichte für eine Nacht, und ich versuche, mich an den Gedanken zu gewöhnen, obwohl ich irgendwie eifersüchtig bin.«

»Ob ich je lange monogam sein könnte - keine Ahnung. Sobald eine Beziehung unbefriedigend wird, verabrede ich mich wieder mit anderen, aber ich bemühe mich, einigermaßen ehrlich zu sein. In meiner letzten Beziehung wußte mein Freund davon, er wußte nur nicht, wie oft. Wir hatten eine Absprache - solange er mein >Haupt-Mann< war, war es okay. Nicht toll, aber okay.«

»Ich reise viel und habe Liebhaber an mehreren Orten. Sie wissen, daß sie nicht die einzigen sind. Die meisten von diesen Beziehungen dauern länger als ein Jahr. Sexuelle Aktivität und Gesellschaft im Alltag sind wichtige Gründe für die Beziehungen. Meine Partner und ich sind mit dem Arrangement zufrieden, denn so können wir einander genießen und trotzdem ein unabhängiges Leben führen.«

»Ich habe drei Männer. Alle drei sind sehr verschieden, und die Zeit, die ich mit jedem der drei verbringe, verläuft auch sehr unterschiedlich. Manchmal ist es schwierig, vom einen auf den anderen >umzuschalten<! Ich würde mit keinem von ihnen eine langfristige, monogame Beziehung haben wollen. Dafür sind sie nicht die Richtigen.«

Einige Frauen spielen die Rolle der »anderen« für Männer, die auch noch eine »richtige« Beziehung haben:
»Momentan habe ich eine Beziehung mit meinem Exfreund, der mit seiner jetzigen Freundin zusammen lebt. Ich kenne ihn schon seit neun Jahren und treffe mich seit zwei Jahren wieder mit ihm. Seine Freundin ahnt wahrscheinlich etwas, sagt aber nichts. Am Anfang fand ich es sehr spannend, >die andere< zu sein - wie im Fernsehen, wo die Geliebte die Traumfrau ist und die Ehefrau mehr so eine Mekkerliese. Aber jetzt, nach zwei Jahren, ist die Romantik so ziemlich verschwunden. Ich kann ihn nicht zu Hause anrufen. (Sie wäre am Apparat.) Er kann mich nicht von zu Hause anrufen. (Meine Nummer würde auf seiner Telefonrechnung auftauchen.)
Die Beziehung läuft total nach seinen Regeln - wenn er mich sehen kann, wenn sie verreist ist usw. Komischerweise bin ich immer noch in ihn verliebt. Aber ich sehe keine Zukunft für uns. Ich habe das Gefühl, wenn er seine Freundin mit mir betrügen kann, könnte er dann nicht auch mich eines Tages betrügen? Am liebsten wäre mir, wir würden Freunde bleiben, aber dann wäre seine Freundin ewig eifersüchtig und der Mann, den ich dann hätte, wahrscheinlich auch. Warum können Männer und Frauen nicht miteinander befreundet sein? Das ist meine große Frage in letzter Zeit! Und wenn wir zufällig mal miteinander ins Bett gehen? Dann sollte seine Frau nicht gleich durchdrehen deswegen. Er würde ja sein ganzes Leben mit ihr teilen - Familie, Freunde, Gedanken, tägliche Aktivitäten -während wir nur kurze, freundschaftliche Begegnungen hätten. Aber da das Leben nun mal nicht so ist, glaube ich, die Affäre ist vorbei. Vielleicht werde ich ihn immer lieben, aber ich muß ihn und meine Liebe vergessen und weitergehen.«

Eine Frau, die offenbar sehr verliebt ist, versucht, nicht monogam zu leben, weil sie, zumindest theoretisch, an »nicht besitzergreifende« (nicht monogame) Beziehungen glaubt:
»Ich bin von Haus aus relativ monogam, aber ich arbeite dagegen an und habe im Augenblick mehrere Beziehungen. Erstens den Mann, den ich liebe, dann noch einen jüngeren und einen älteren. Der Mann, den ich liebe, hat auch andere Geliebte. Ich möchte wissen, was los ist. Heimlichkeiten machen mich krank. Ich hasse es, wenn er lügt oder rumdruckst wegen einer anderen Frau, denn ich versuche ganz bewußt, diese Probleme und Gefühle zu bewältigen, und damit untergräbt er meine Bemühungen. Wenn wir uns streiten, dann im allgemeinen über Eifersucht in der einen oder anderen Form. Niemand gewinnt. Ich habe meistens Angst, manchmal bin ich auch wütend oder verletzt. Danach tut es mir leid. Ich fürchte, daß ich zu weit gegangen bin, zuviel gesagt habe. Wie er mit so was umgeht? Er geht stiften, verdammt noch mal! Ich strecke normalerweise Friedensfühler aus usw.
Am häufigsten streiten wir uns über die Frage, wie andere einbezogen werden sollen, eventuell als Liebhaber/Geliebte von einem von uns. Das ist kaum möglich, ohne jemanden zu kränken. Ich versuche immer noch umzulernen. Ich hatte eine Abtreibung, als ich von ihm schwanger war. Ich wollte das Kind. Ich habe die Abtreibung immer noch nicht bewältigt, obwohl sie fast vier Jahre zurückliegt. Später erzählte er mir, daß er eine Frau geschwängert hat, die ich hasse (es war eine Lüge, um mich zu ärgern), nachdem er diese Frau eingeladen hatte, mit uns und unseren Freunden zu verreisen, und oft wegen kleiner Dinge geschwindelt hatte, die mit ihr zu tun hatten.
Ich habe ihn auch verletzt. Voriges Jahr bin ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Ich wollte allein leben, um Klarheit zu gewinnen, wieder ein Gefühl für mich zu bekommen und das, was ich will. Ich glaube zwar, daß wir uns gleich stark lieben, aber ich habe weniger Angst vor der Liebe und drücke sie eher aus. Manchmal fühle ich mich ungeliebt. Ich glaube, ich brauche ihn mehr als er mich. Ich weiß es aber nicht - wer kann anderen schon ins Herz schauen? Er redet nicht viel von Liebe. Ich muß das aus dem ablesen, was er tut, aus der Art, wie er mich anfaßt, und das ist schwierig.«

Eine andere Frau, die nie »den Richtigen« gefunden hat, hat beschlossen, mit mehreren Männern Beziehungen zu haben und an jedem etwas Gutes zu finden:
»Einen Mann zu lieben ist mit reichlich vielen >speziellen Problemen< verbunden: Wenn eine Frau einem Mann zeigt, daß sie ihn liebt, kriegt er"s vielleicht mit der Angst, daß er jetzt zu einer langfristigen Bindung verpflichtet ist. Und wenn er ein Macho ist, meint er vielleicht auch noch, wenn er eine Frau liebt, ist er den Männern unterlegen, die überhaupt niemand lieben. Männer haben die Tendenz, in Beziehungen auszurasten. Die Kultur hat ihre Fähigkeit beschädigt, mit ihren Gefühlen zu leben.
Also - was soll ich sagen? Ich habe momentan mit drei Männern eine Beziehung. Die andere Möglichkeit wäre die, eine Zweierbeziehung mit jemand zu haben, der nicht ganz das ist, was ich will. Ich bin schwarz und habe lieber Beziehungen mit schwarzen Männern, obwohl ich mich auch schon mit weißen Männern verabredet habe. Der erste ist Andy. Er lebt in einem anderen Staat. Der zweite ist Tony. Er ist verheiratet und investiert 80 Prozent seiner Zeit in sein Geschäft. David lebt mit einer anderen Frau zusammen, und unsere Beziehung hat gerade erst angefangen und besteht hauptsächlich aus Sex. Von diesen drei Männern mag ich Andy am liebsten.
Meine Beziehungen gefallen mir, und daß sie verschieden sind, gefällt mir auch, aber meine tiefsten Bedürfnisse nach Nähe befriedigen sie sicher nicht. Ich würde gern mehr über uns reden - wie es zwei Leute tun, die sich wirklich was auseinander machen. Eines Tages hätte ich gern eine engagierte Dauerbeziehung mit einem Mann. Mit einer Frau könnte ich das ohne weiteres haben, aber ich will es mit einem Mann. Ich will mehr (von Männern): Freundschaft, Zuverlässigkeit, Hilfe, wenn ich down bin. Warum sind Männer so unzuverlässig, wenn sie einen emotional stützen sollen? Ich nehme an, das kommt von irgendwelchen tiefsitzenden Ängsten, von irgendeiner Unsicherheit, die sie haben. Und deswegen frage ich: Warum, zum Teufel, arbeiten sie nicht an diesen Problemen???
Meine drei Lover sehen mich meistens als gleich - wahrscheinlich, weil ich mit keinem von ihnen ausschließlich zusammen bin. Mit anderen Worten, wenn ich nur mit einem von ihnen zusammen wäre, würde sich die Dynamik vielleicht ändern.«

4 Prozent der Single-Frauen haben »offene« Beziehungen:
»In der Zeit mit meinem gegenwärtigen Liebhaber hatte ich drei Geschichten mit anderen Männern. Sie waren alle sehr kurz (einen Tag bis einen Monat). Ich habe meinem Liebhaber davon erzählt. Er ist neugierig, weil er nie Sex mit einer anderen Frau hatte. Es würde ihn aber interessieren. Er akzeptiert meine Geschichten und weiß, daß ich seine akzeptieren werde, wenn er welche hat. Wir haben eine offene Beziehung.«

»Eine Freundin von mir hat dieses Problem mit ihrem jetzigen Freund. Er haßt es, daß sie keinen anderen Mann sieht als ihn, und trifft sich mit allen möglichen Frauen. Er haßt es, daß sie das akzeptiert, er kann ihre >Einseitigkeit< nicht ausstehen. Dann versucht er, sein Gewissen zu beruhigen, indem er ihr zuredet, sich mit anderen Männern zu verabreden. Und wenn sie's tut, würde er sie gern umbringen, weil sie untreu ist und sich rumtreibt! Was wollen die Männer eigentlich?«

Eine andere Frau kommentiert ironisch:
»Die Leute aus meinem Bekanntenkreis, die sich am besten darauf verstanden, sich ihre Partnerinnen treu zu erhalten, schienen eine Art gurumäßiger Gehirnwäsche-Technik zu beherrschen. Sie geben ihren Partnerinnen auf subtile Weise zu verstehen, daß sie, allein auf sich gestellt, völlig wertlos wären. Ich weiß nicht genau, wie sie das machen, aber es kotzt mich an - doch neidisch macht es mich auch.«

Eine »blonde Ex-Punk-Rockerin« (so ihre eigene Beschreibung) berichtet von einer verheerenden Dreierbeziehung, aus der sie mit Hilfe einer Therapeutin herauskam:
»Ich habe den Mann verlassen - es war eine Erleichterung, aber auch schrecklich. Ich hatte Schuldgefühle und war traurig, daß es nicht geklappt hat. Er hat mir gefehlt. Es ist mir wochenlang schlechtgegangen, und ich habe an meiner Entscheidung gezweifelt - mich idiotisch benommen, Briefe geschrieben, die ich nicht abgeschickt habe, und wenn ich sie doch abgeschickt habe, hätte ich am liebsten den Briefkasten gesprengt, um sie wieder rauszuholen. Ich habe die gehässigsten Dinge gesagt. Ich habe tagelang geheult und bin mit einem Kloß im Hals rumgelaufen, habe Emmylou-Harris-Platten gehört - mich besoffen mich gehaßt, mich gefragt, was mit mir verkehrt ist. Ich bin zu einer Psychotherapeutin gegangen. Vielleicht war ich so >bedürftig<, daß ich jemand akzeptiert habe, den ich nicht hätte akzeptieren sollen. Es hat Wochen gedauert, bis ich wieder frei atmen konnte. Ich glaube, jetzt fühle ich mich gut - mal mehr und mal weniger - aber im wesentlichen geht's mir seit zwei Monaten besser. Ich denke immer noch an ihn und bin traurig und hoffe, daß er mich nie anruft.
Es war eine Dreiecksgeschichte. Mein Liebhaber hatte seine Frau und mich. Er ist immer rübergekommen, und wir haben uns regelmäßig getroffen, miteinander geschlafen, und sie hat Bescheid gewußt und alles - aber ich war immer so unsicher. Es war die ganze Zeit ein Gefühl, irgendwie auf der Kippe zu stehen. Ich war so unsicher, daß ich ihm schließlich auf den Geist gegangen bin. Da hatte ich ganz schön dran zu kauen.
Es ist ein ungutes Gefühl, wenn ein Mann mit mir Gemeinsamkeiten hat, die er mit einer anderen auch hat. Er ist was Besonderes für mich, und ich möchte was Besonderes für ihn sein - ohne irgendwelche Leute nebenher. Diese Einstellung stirbt, scheint's, aus. Während der Geschichte habe ich versucht, das zu tun, was Sinn gemacht hat, jedenfalls mit dem Kopf aber mit dem Bauch war ich immer noch monogam. Ich wollte Liebe empfinden - ich habe auch immer Liebe empfunden im Bett -, aber ich kann Liebe und Sex nicht trennen bzw. es macht mir keinen Spaß. Für mich ist es besser, wenn ich bei der anderen Person echte Einfühlung, Zuneigung und Beteiligung spüre.
Es war sexuell so intensiv. Ich glaube, ich habe zum erstenmal in meinem Leben erfahren, wie man richtig Liebe macht. Wir haben uns echt gut verstanden. Er hat gewußt, was er tun muß. Er hatte das einfach drauf. Er war leidenschaftlich, romantisch und zärtlich. Er war wirklich daran interessiert, daß ich einen Orgasmus hatte. (Ich hatte mit ihm in anderthalb Jahren mehr Orgasmen als vorher in meinem ganzen Leben - meistens mit oralem Sex.) Ich hatte nicht mal gewußt, daß ich immer einen haben kann - er war echt zärtlich - und so behutsam. Er war echt perfekt - zu dumm, daß er mit einer anderen zusammen gelebt hat. Außerdem hat er gesoffen.
Meine Therapeutin hat mir empfohlen, mal gründlich darüber nachzudenken, was für Männer ich mir immer aussuche - ich meine, obwohl er mit einer anderen zusammen gelebt hat, wollte er uns beide haben. Ich habe mir schließlich gedacht, meine Beziehung mit ihm ist ein Symptom für einen Haufen Probleme, die ich nie gelöst habe. Ich hatte das Gefühl, daß ich mein Selbstvertrauen aufbauen und ein neues Selbstbild entwickeln muß - eine Frau, die was tut und was bringt. Meine Therapeutin hat mich bei meinem Plan unterstützt, wieder zu studieren. Den Mann habe ich immer noch ab und zu gesehen.
Ich hatte vier Abtreibungen. Es fällt mir schwer, das zu sagen. Normalerweise lüge ich. Ich habe nie geglaubt, daß ich ein Kind erhalten kann, und ich habe es nicht fair gefunden, das einem Kind zuzumuten. Ich habe mich miserabel gefühlt, als ich die Kinder meines Bruders sah - ich hatte nie gewußt, wie wunderbar Babys sein können. Ich will nie mehr abtreiben. Die Klinik, in der ich war, war gut. Ich habe da Erfahrungen gemacht, die mir geholfen haben. Zu zwei von den vier Abtreibungen bin ich allein gegangen. Ich habe sie selbst bezahlt. Eine war das Resultat einer Geschichte für eine Nacht. Ich nehme an, daß ich ziemlich fruchtbar bin.

Meine beste Beziehung bis jetzt war die zu meiner Therapeutin. Sie macht sich wirklich was aus mir. Sie ist total echt und ehrlich. Ich mag sie sehr. Sie hat mir soviel beigebracht. Sie ist meine Freundin geworden und hat Tennis mit mir gespielt - das war immer zum Schreien. Sie hat mir geholfen, zeichnen zu lernen. Sie hat mich unterstützt, als ich umziehen wollte. Sie hat es nicht zugelassen, daß ich aufgebe. Ich habe mich voll auf sie verlassen. Und sie hat nie so getan, als hätte sie das alles >gemacht<, sie hat nur ihr Wissen eingesetzt, um mich anzuregen. Nach einem Jahr hatte ich unheimlich viel Selbstvertrauen dadurch, daß ich sie kenne. Ich muß noch viel lernen, aber ich habe jetzt auch viel mehr Hoffnung.
Ich sehe sogar meine Mutter anders als früher, trotz ihrer Probleme. Meine Mutter kann echt witzig sein und auch gut erzählen. Sie war Lehrerin, fünfundzwanzig Jahre im Schuldienst und sehr beliebt. Sie war ein gutes Vorbild, weil sie eine starke Persönlichkeit war - aber es war verwirrend, weil sie später das Saufen angefangen und ihre Power und unseren Respekt verloren hat. Ich bin in vielen Dingen wie sie. Manchmal macht mich das ganz verrückt. Sie hat Humor - einen sehr albernen, ich mag das. Ich saufe auch, und manchmal ist es ähnlich wie bei ihr. Ich möchte aber nicht so enden wie sie. Es ist ein solcher Niedergang. Ich bin klein, blond, Punkfrisur, interessiere mich für Punkmusik und -kunst, aber klassische Musik und überhaupt die älteren Sachen mag ich auch. Ich hoffe, daß ich irgendwann mal eine Tochter habe, und hoffe, daß ich tolerant bin, wenn sie eines Tages mit Glatze und Hollywood-Himmelfahrts-BH oder was auch immer nach Hause kommt.
Ich hätte gern wieder einen Mann - nächstes Jahr vielleicht. Im Moment packe ich nichts Neues. Ich bin immer noch gern verliebt. Es ist echt aufregend. Aber ich nehme an, Beziehungen sind harte Arbeit, und man soll sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Jetzt wo ich alle Gefühle kenne, die es in einer Beziehung gibt, und weiß, daß sie normal und üblich sind, bin ich eher zu einer richtigen Beziehung fähig.«

Warum muß Liebe so schwierig sein? Oder: »Love is a battlefield« ***71-11-6***

Frauen müssen mit Männern leben, die mit dem Bild vom »MarlboroMann« aufgewachsen sind (dem idealisierten »Einzelgänger«), mit dem Bild des einsamen Kinohelden - Männer, die sich nicht binden wollen und an die »Freiheit« glauben, die Freiheit von Beziehungen mit Frauen. Und so verhalten sich die meisten Männer ambivalent, wenn sie eine Beziehung haben. Dadurch werden Frauen emotional in die Defensive gedrängt. Die »Spielregeln« lauten: »Du sollst nicht klammern«, »Du sollst keine Monogamie erwarten«, »Wenn du dich unsicher fühlst, stimmt was nicht mit dir« usw.
Die »männliche« Ideologie behauptet, Frauen brauchten Männer mehr als Männer Frauen. Dadurch geraten Frauen gegenüber Männern in eine psychologisch prekäre Position: Sie müssen sich Männer »angeln«; es darf nicht so aussehen, daß sie im Hinblick auf Beziehungen »zu bedürftig« sind; sie dürfen sich weder über die mangelnde emotionale Unterstützung noch über die Herablassung und die schlechten Manieren von Männern »beklagen«.
In den meisten Beziehungen ohne Ehe spielt das Machtungleichgewicht zwischen Frauen und Männern (Männer sind »erwünschter« als Frauen) zumindest unterschwellig eine Rolle. Für Frauen zentriert sich die Ungewißheit in Beziehungen auf die Frage: »Ist es Liebe, oder benutzt er dich nur?« Frauen haben eine durchaus berechtigte Angst davor, »ausgetrickst« und dann verlassen zu werden, um am Ende mit dem Gefühl dazustehen, daß sie »reingelegt« worden sind. Sich mit Männern zu treffen und Sex mit ihnen zu haben, gleicht schließlich dem Gang durch ein Minenfeld: traumatische Erlebnisse, vielleicht auch ein paar erfreuliche Überraschungen, und fast immer der Terror, nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Tatsächlich wollen Frauen oft nur heiraten, um den Herabsetzungen, dem ewigen ~>Sich-Umsehen« und »Ausprobieren«, den Zweifeln und Ängsten des Single-Daseins zu entrinnen. Was es gefährlich macht, sich zu verlieben, ist die »männliche« Ideologie mit ihrer doppelten Moral, nicht das Bedürfnis der Frauen, jemanden lange Zeit zu kennen und zu erfahren, wie man füreinander sorgen kann.

Wie viele Kompromisse soll eine Frau machen?

Eine Frau macht sich Gedanken über die Vorgänge in der »Single-Szene«:
»Bei ihrer verzweifelten Suche nach der vermeintlichen. Sicherheit in der Beziehung mit einem Mann können allein lebende Frauen Schaden an ihrer Selbstachtung nehmen. Sie stellen sich auf das ein, was der Mann will, und ignorieren ihre eigenen Bedürfnisse, die durchaus vernünftig und richtig sind. Zum Beispiel haben sie schon bei der ersten Verabredung Sex mit Männern in der Hoffnung, daß der Mann sie lieben, ihnen nahe sein, sie heiraten wird - und es funktioniert in keiner Weise. Es ist eine Tragödie, mit wieviel Schmerz all das für Frauen verbunden ist. Sie gehen auf die Bedürfnisse der Männer ein, glauben, die Ideologie der Männer bezügliche Liebe und Ehe sei wahr, und verleugnen sich selbst dabei. Sie haben Angst, zurückgewiesen zu werden, wenn sie ihren wirklichen Hoffnungen und Träumen Ausdruck verleihen, und versuchen, auf die Manier der >Männer~kultur >locker< zu sein. Aber sie sollten mehr an sich selbst glauben. Ihre Ideen besitzen Würde und Tiefe. Frauen sollten die Maßstäbe setzen und sich nicht um die >männlichen< Maßstäbe kümmern.«

Viele Frauen sind ständig hin und her gerissen: Treffen sie die richtigen Entscheidungen, »liegen sie richtig«, was die Liebe angeht, erkennen sie klar genug, was sich in ihrem Leben abspielt? Wie es eine Frau formuliert: »Manchmal bin ich eine Weile deprimiert oder traurig, wenn ich einen Liebhaber verlassen habe. Die ersten Male dachte ich, ich müßte sterben, aber jetzt gewöhne ich mich langsam daran. Je älter ich werde, desto leichter scheinen die Trennungen zu fallen. Ich weiß nicht, ob das so großartig ist, und es deprimiert mich irgendwie, dieser Rattenschwanz von Liebesaffären auch wenn einige Männer später >gute Freunde< von mir sind. Was bedeutet das?«

Viele Frauen haben unglückliche, ja demütigende Beziehungen, und viele Männer behandeln Frauen herablassend - so »nebenbei«, daß sie jederzeit imstande sind, die eine Frau »fallenzulassen« und an eine andere heranzutreten und von Liebe zu reden, ohne sich je verpflichtet zu fühlen, über das Pro und Kontra einer festen Bindung oder ihre Zukunftspläne zu sprechen. »Teanigeist« spielt kaum eine Rolle; der »einsame Held« der »männlichen« Ideologie hält sich nicht mit der Erwägung auf, daß Frauen gleiche Rechte haben. Darum kann der Stolz von Frauen in ihren Beziehungen mit Männern nach und nach gebrochen werden.
Frauen haben oft das Gefühl, daß sie »überrollt« werden - nicht nur physisch, sondern auch emotional -, überrollt von Männern, die die Werte einer Kultur vertreten, die Frauen zu Übernahme der »männlichen« Ideologie bewegen will (obwohl sie Sex und Liebe nicht so hochschätzt, wie Frauen es für richtig halten) und die Auffassungen von Frauen zum großen Teil als »lachhaft« oder »schwachsinnig« betrachtet.
Viele Frauen lassen sich das immer noch gefallen, auch wenn sie wissen, was vor sich geht, weil sie meinen, sie hätten keine andere Wahl, glauben, jede Frau »müsse« letztlich heiraten; und da es außerdem die Männer sind, die Einladungen aussprechen, die Männer sind, die sie mit Aufmerksamkeiten bedenken, ist es nur natürlich, daß sie sich am Ende in einen verlieben - und damit beginnt der Teufelskreis.
All das kann, wie es eine Frau formuliert, zum »Ausgebranntsein durch Beziehungen« führen: »Ich glaube, daß die Liebe für viele Frauen ein Problem ist. Allein schon dadurch, daß Liebe eine ungeheure Menge Arbeit und Energie erfordert - und zwar laufend. >Ausgebranntsein durch Beziehungen< kann die Folge davon sein. (Diesen Begriff habe ich gerade geprägt!)«

Die Verhaltensmuster von
Männern in Single-Beziehungen

»Du möchtest vergessen, daß du so verletzt worden bist, und einfach weitermachen - aber ist das möglich? Bedeutet so ein Ereignis, daß du darüber nachdenken und deine Einstellung zum Leben verändern mußt? Oder kannst du schlichtweg alles vergessen und übertünchen?«

Das ganze Szenario - eine Frau hat das Gefühl, wenn sie einen Mann kennenlernt oder eine Beziehung anfängt, daß er sich nie wieder melden wird, wenn sie nicht relativ bald mit ihm schläft; wenn sie aber mit ihm schläft, nimmt er sie vielleicht nicht ernst, behandelt sie respektlos und meldet sich auch so nie wieder - das bringt Frauen in eine unerträgliche Lage. Schlimmer noch, dadurch können Frauen nie »Maßstäbe« an einer Beziehung anlegen. Sie haben kaum Gelegenheit, darüber nachzudenken, was sie wirklich empfinden, weil sie so beschäftigt sind, mit den Vorurteilen, Stereotypen und etwaigen herablassenden Bemerkungen des Mannes fertig zu werden. Die Frau muß die Situation angesichts einer Atmosphäre beurteilen, in der ihr der Mann als möglicher Widersacher begegnet: Er versucht, »was zu kriegen«; sie fragt sich, ob sie bloß »benutzt« wird.
Das »männliche« Muster des uneingeschränkten Wettbewerbs und der Aggression tritt seit einigen Jahren in der »Single-Szene« zunehmend krasser zutage, und der Druck auf die Single-Frauen, Männer zu »beschwichtigen« und sich ihrem System anzupassen, ist stärker geworden. Single-Frauen machen sich oft - und mit vollem Recht - Sorgen darüber, ob der Mann sie fallenlassen oder »abservieren« wird: Erst ist er liebevoll, dann geht er und ist unfreundlich, dann kommt er zurück und ist wieder liebevoll (und bestreitet erbittert, daß er sich etwas hat zuschulden kommen lassen' fragt sich, warum sie so »labil« ist und so oft wissen möchte, »ob er sie liebt oder ob er nur Sex will«). Wie können Frauen in einem solchen Klima Männer lieben?

Schäbiges Verhalten und schlechte
Manieren von Männern

Die Beiläufigkeit von Männern gegenüber Frauen in Single-Beziehungen scheint ein immer feindseliger werdendes Kolorit anzunehmen; die extreme Unhöflichkeit vieler Männer im Bereich von »Verabredungen«, die hier dokumentiert wird, hat in den letzten Jahren offenbar noch mehr zugenommen. Ihre Grobheit kommt manchmal einer grellen Demonstration männlicher Macht und Verachtung gleich; da die Frau so »machtlos« ist, kann der Mann ungestraft rüde zu ihr sein oder sie herzlos behandeln.
Im Umfeld nicht engagierter, flukturierender Beziehungen gehört es zum Standardverhalten der Männer, gleich nach dem Sex zu gehen, sich nicht zu melden oder zu völlig willkürlichen Zeiten anzurufen, ein Programm zu haben, das sich nicht vorhersagen läßt - und trotzdem zu erwarten, daß die Frau verfügbar ist. Und so finden Frauen es oft schwierig, Freude an einer Beziehung zu haben - oder auch nur zu wissen, ob sie überhaupt eine Beziehung haben und wo sie stehen. Die Einstellung »Ich habe es verdient, daß eine Frau mich liebt und nett zu mir ist, aber ich muß meinerseits nicht nett zu ihr sein« ist weit verbreitet. Wie eine Frau fragt: »Haben die Männer Angst? Sind sie nervös? Oder hat ihnen jemand gesagt, daß es ungeheuer männlich ist, gemein zu sein?« Viele Männer scheinen einen »Bewußtseinssprung« gemacht zu haben - von der Einstellung der fünfziger Jahre, daß Frauen, die nicht die Mutter- oder Madonnenrolle spielen, »böse Frauen« sind, zu der post»sexualrevolutionären« Einstellung, daß die meisten Frauen, da sie jetzt Sex vor der Ehe haben und überdies im Beruf arbeiten, »böse Frauen« sind, die man getrost rüde behandeln kann oder wie immer man will - »sie verdienen es nicht besser«, weil sie es aufgegeben haben, sich aufs Podest stellen zu lassen, als sie in die »Männerwelt« hinausgingen. Ritterliches Verhalten, so sagen diese Männer, sei eine Vorzugsbehandlung (und natürlich nehmen sie in den meisten Fällen die Vorzugsbehandlung, die Frauen Männern zuteil werden lassen, nicht wahr - z. B. daß Frauen sich die Meinung von Männern anhören, als sei sie wichtiger als ihre eigene, daß sie emotional für sie da sind usw.); manchmal begegnen sie Frauen, mit denen sie geschlafen haben, nicht einmal mit dem Respekt und der Höflichkeit, mit der sie einem Geschäftspartner begegnen würden.

Emotionale Gewalt

Viele Männer schenken einer Frau große Aufmerksamkeit, bis sie interessiert und engagiert ist, ihnen vertraut und Freude an ihnen hat, um dann ihr Verhalten zu ändern: Sie kommen und gehen (physisch wie emotional) beliebig und unregelmäßig (nachdem sie »ihr Gebiet abgesteckt« haben?). Wenn sich die Frau darüber »beklagt« (siehe 2. Kapitel), sagt der Mann vielleicht »Ich bin glücklich, warum machst du Ärger?«, sagt es mit dem Unterton: »jetzt fang bloß nicht an, hysterisch zu werden und zu klammern. Ich dachte, du wärst anders.« Und so scheint das Verhalten der Männer, während es bei Frauen eine realistische Reaktion auslöst - d. h. sie fragen sich, was vorgeht, und versuchen, es herauszufinden - »neutral« zu sein, denn der Mann »tut ja nichts«. In solchen Situationen bezichtigen Männer Frauen häufig, sie »grundlos anzugreifen«. Doch in Wirklichkeit praktiziert der Mann eine Art passiver Aggression.
Durchlaufen Männer diesen Prozeß des Flirtens, der Verführung, des »Schön-Redens< nur der »Eroberung« halber? Nein, sie wollen auch die Bewunderung, die Zuwendung und das Verständnis von Frauen.
Es ist kein Wunder, daß viele Frauen sehr zornig über diese Situation sind. Möglicherweise wissen sie, daß sie den ganzen Druck des Systems zu spüren bekommen und daß dieses System ungerecht ist, aber dieses Wissen ist für eine einzelne Frau, die soeben von ihrem »Freund« beschimpft oder in ihren sämtlichen Voraussetzungen in Frage gestellt worden ist, nicht besonders hilfreich.
Es ist auch kein Wunder, daß das Engagement von Männern in der Ehe den Single-Frauen weitaus angemessener vorkommt als das, was sie erfahren. Wie es eine Frau formuliert: »Das ist alles wie im Dschungel - aber wenn du verheiratet bist, ist es wenigstens ein privater Dschungel.« ***71-11-7***

Wie Männer in Beziehungen mit der Macht manipulieren

Das psychologische Ungleichgewicht, das viele Männer in Single-Beziehungen schaffen, führt oft dazu, daß Frauen sich fragen: »Ist alles in Ordnung mit ihm? Liebt er mich noch? Wie fühlt er sich?« Nicht etwa: »Ist alles in Ordnung mit imir? Wie fühle ich mich? Will ich diese Art Beziehung?« Denn Frauen sind es gewohnt, daß Männer die Regeln festsetzen, darüber bestimmen, was Realität ist, und von Frauen erwarten, daß sie sich anpassen. Auch wenn Frauen merken, wie empörend diese Situation ist, meinen sie immer noch, sie sollten bleiben, was am starken sozialen Druck liegt, »einen Mann zu haben«.
Es ist eine Ironie des Schicksals, daß es jetzt in vielen Beziehungen ohne Ehe so aussieht, als hätten die Männer noch mehr Macht als in der Ehe (die Ironie liegt darin, daß die Feministinnen dagegen gekämpft haben, daß Frauen in der Ehe als Besitz der Männer gelten). Das kommt daher, daß der Mann - neben den üblichen subtilen herabsetzenden Bemerkungen, der emotionalen Belästigung und dem Weghören, das wir im 1. Teil behandelt haben - den Trumpf der totalen Privatangelegenheit ausspielen kann: Über sein Gehen oder Bleiben wird nie öffentlich befunden, wie es der Fall wäre, wenn er sich scheiden ließe. Und so fühlt er sich nicht für »die Beziehung« verantwortlich und kommt und geht, je nach Lust und Laune. ***71-11-8*** Die Ideologie der »Freiheit« und »Unabhängigkeit« kann sogar einen Helden aus ihm machen, wenn er die Frau verläßt: Er folgt seinen inneren Bedürfnissen, er ist auf der Suche nach seinem wahren Selbst (während sie ihn »anbinden« wollte). Wenn er auf mysteriöse Weise oder in höchster Erregung ohne ein Wort der Erklärung verschwindet, ist er vielleicht ein »Rebell« - noch interessanter. Und Außenstehende nehmen gewöhnlich an, daß man »mit der Frau eben nicht leben konnte<~ oder daß man sie »bemitleiden« muß, weil sie »verlassen« oder »abserviert« worden ist usw. Außenstehende kommen selten auf die Idee, daß sie ihn vielleicht aufgefordert hat zu gehen.

Hier wird der emotionale Vertrag auf die Spitze getrieben: Männer haben mehr Macht und einen höheren Status als Frauen, und statt zu versuchen, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen und Gleichheit (und damit Liebe) in zwischenmenschlichen Beziehungen möglich zu machen, tun viele genau das Gegenteil - sie nehmen jede Gelegenheit wahr, um Frauen an den »männlichen Freiheitsdrang« zu erinnern. Das ist Kontroll- und Dominanzverhalten; Männer sind ihr Leben lang gewarnt worden: »Laß eine Frau nicht die Oberhand gewinnen, sonst nutzt sie dich aus!« Männer »müssen« stets ihre Dominanz behaupten, »der Frau zeigen, wer Herr im Haus ist«.

Viele Single-Frauen leiden enorm darunter. Sie sind desorientiert und verwirrt von diesen Vorgängen, unvorbereitet auf diese Art Guerillakrieg (besonders wenn der Mann angeblich in sie »verliebt« ist); sie fragen sich, warum der Mann, den sie lieben, sie als Schießbudenfigur zu betrachten scheint. Die private Natur der Beziehung kommt erschwerend dazu: Was immer geschieht, es wird nur von dem Paar gesehen; es gibt auch dann keine Zeugen, wenn sich der Mann abscheulich verhält, schreiendes Unrecht begeht; und die Auffassung der Frau von den Vorgängen wird gewöhnlich vom Mann in Frage gestellt, der behauptet, sie reagiere »ubertrieben«. Männer üben viel emotionale Gewalt gegen Frauen, doch das wird von der Gesellschaft nur selten gesehen und fast nie verurteilt. Was Männer auch machen - wenn es zum Bruch kommt, sieht es beinahe immer so aus, als sei der Mann »der Gerechte«, als hätte die Frau es irgendwie bewirkt oder verschuldet (sie war »zu stark auf Liebe fixiert«, sie hat »sich den Falschen ausgesucht«). Die meisten Männer werden für ihr Verhalten von keinem anderen getadelt als nur von der betroffenen Frau; und die meisten Männer, die sich so verhalten haben, scheinen keine Schuldgefühle zu verspüren.

Sind »tolle Männer« auch toll in der
Art und Weise, auf die sie Frauen im Privatleben behandeln?

»Er ist ein feiner Kerl, nur seine Macho-Ader, die ist übel.«

Kann ein Mann sehr in eine Frau verliebt sein und sie trotzdem als »geringer« betrachten? Oder ist das unlogisch? Wenn ein Mann bei der Arbeit und im Gemeinschaftsleben »toll« ist, ein »feiner Kerl«, heißt das dann, daß er sich zu Hause der Frau gegenüber nicht herablassend verhalten wird? Es ist leider durchaus möglich, daß ein Mann kreativ ist, ein Genie, hervorragend in seinem Arbeitsgebiet, Geschäftsmann oder ein freundlicher und großzügiger Lehrer - und in seinen Beziehungen mit Frauen trotzdem ein »Schwein«; es ist möglich, weil Männer für ih'r eigenes Leben eine doppelte Moral anwenden. Eine Frau formuliert das so: »Er hat mich so entsetzlich behandelt, aber im Grunde seines Herzens ist er, denke ich, ein großartiger Mensch - so interessant, so begabt, so gebildet.«
Wie kommt es zu dieser Dichotomie? Ist er wirklich ein »toller Mann«? Wenn er unter Männer ist, vielleicht. Doch viele Männer werden zu dem Glauben erzogen, daß Frauen so »niedrig« sind, daß das Zusammensein mit ihnen ein »anderes Ich« hervortreten läßt, ihre schlechtesten Eigenschaften. (Sind sie von Grund auf »rassistisch« d. h. sexistisch -, ohne es zu merken?) Das kann besonders dann geschehen, wenn Liebe und Romantik im Spiel sind, da dort alle Werte und Vorstellungen eines Mannes im Hinblick auf Frauen auf die Probe gestellt werden.
Die Liebe macht Frauen und Männer nicht automatisch gleich - bedauerlicherweise. Selbst die meisten »guten Männer« sehen auf Frauen herab, haben bewußt oder unbewußt »Sonder«erwartungen, was das Verhalten von Frauen betrifft. Die meisten Männer gehen davon aus, daß sie Frauen in den Arm nehmen und mit ihnen über »persönliche Dinge« sprechen können, daß Frauen sie trösten und »aufbauen« werden. Männer erwarten von fast allen Frauen, daß sie eine Art emotionales Kissen für sie sind - ohne sich zu vergegenwärtigen, daß sie diese Hilfe eigentlich im selben Maß zurückgeben müßten.
Männer würden solche Unterstützung und solchen Trost im allgemeinen nicht von inde-ren Männern erwarten; gewiß würde es ihnen nicht einfallen, einei-, anderen Mann mit der gleichen Ungeniertheit zu berühren wie eine Frau. Und trotzdem erkennen Männer nicht, daß all das eine Ausnutzung von Frauen ist. Wie eine Frau sagt: »Männer legen an ihre Freunde und Geschäftspartner einen anderen Maßstab an als an Frauen - besonders an die Frauen, die sie lieben. Sie gestehen Männern definitiv mehr Rechte zu und nehmen mehr Rücksicht.«
Das ist für viele Frauen verwirrend. Wenn sie wissen, daß der Mann sie liebt, können sie eben deswegen nicht verstehen, warum er sich arrogant und rücksichtslos verhält. Ein Mann kann sehr in eine Frau verliebt sein - und sie trotzdem durch die Brille emotionaler Stereotype sehen und sie mißachten. Das gilt auch für »feine Kerle«, für humane, brillante und sensible Männer. Was es natürlich nicht »richtiger« macht.
Ist das nicht paradox? Wenn ein Mann so »großartig« ist, sollte er dann nicht über seichte Klischees erhaben sein, über verletzende Voreingenommenheit? Es scheint vielen Männer sehr schwer zu fallen, so etwas an sich selbst wahrzunehmen. Vielleicht wird es ihnen durch einige der in diesem Buch dargelegten Beispiele erleichtert.
Frauen, die verliebt sind und erwarten, daß der Mann, der auch verliebt zu sein scheint, sie als ebenbürtig betrachtet und ihnen emotional etwas gibt, emotional »fair« ist, sind oft überrascht, wenn er statt dessen Konkurrenzverhalten an den Tag legt. Darauf bezieht sich wohl, was eine Frau in dieser Untersuchung über die zahllosen Geschichten ihrer unverheirateten Freundinnen berichtete, und diese Freundinnen »arglose Leute, die in finstere Gassen tappen« nannte.
Obwohl einige Männer vielleicht einwenden werden, wenn sie verliebt seien, habe die Frau Macht über sie, verfügt der Mann nichtsdestoweniger über alle Mittel, die ihm die Gesellschaft, egal was in der Beziehung geschieht, zur Erhaltung seiner Würde und Selbstachtung gibt; und wenn die Frau vom Mann abgewiesen wird, steht dahinter das volle Gewicht der Gesellschaft, denn sie ist eine Frau und daher ist sie »nicht akzeptabel«.
Wenn ein Mann andererseits sehr in eine Frau »verliebt« und trotzdem imstande ist, sie rücksichtslos zu behandeln, ja sogar sehr macho und grausam zu sein - will eine Frau dann einen solchen Mann? Und was ist, wenn die meisten Männer so sind? (Und die meisten Männer werden tatsächlich dazu erzogen, Frauen als »zweitklassig«, »fundamental anders«, emotionaler und nicht so »rational« wie sie selbst zu sehen.) Soll sich eine Frau mit einem Mann zusammentun, den sie liebt und der sie liebt, und versuchen, es mit ihm durchzukämpfen, ihn dazu zu bringen, sie als ebenbürtig zu betrachten, sein Denken ändern zu lernen, seine Gefühle mitzuteilen usw.? Oder wird das vielleicht nie gelingen, wird es sie nur über Gebühr Zeit und Energie kosten?

Frauen verlieren immer mehr die Achtung vor Männern,
die sich derart verhalten

Vielleicht ist es sehr mutig von den Frauen, daß sie, angesichts all dessen, nach wie vor zu lieben versuchen . Doch gleichzeitig verzweifeln immer mehr Frauen am Verhalten der Männer und verlieren oft die Achtung vor ihnen. Tatsächlich wächst die Unruhe bei den Frauen; sie wollen diese Situation verändern. Überall fragen sich Frauen: Warum ist es so? Muß es so sein? Was steht hinter diesem System? Ist ein anderes System möglich?
Single-Frauen geht es trotz dieser Umstände durchaus gut. Im allgemeinen genießen sie ihr Leben, ihr Für-sich-Sein, haben Freude an ihrer Arbeit und ihren Freundinnen, teilweise sogar am Spiel mit Männern. Selbst wenn sie verletzt und verärgert sind, legen sie oft einen fabelhaften Humor an den Tag - gemischt mit Zorn.
Dieses Denken von Frauen schafft - im Verein mit ihrer wachsenden ökonomischen Unabhängigkeit und ihre Zufriedenheit mit Freundinnen - eine neue philosophische Perspektive, eine neue Sicht von dem, was das Leben sein könnte. All das zeichnet sich ab, nun da immer mehr Frauen zu dem Schluß kommen, daß etwas verkehrt ist am System und nicht an ihnen. Sie sehen auch, daß das Problem nicht unbedingt bei den einzelnen Männern liegt, die sie kennen, sondern daß die Männer insgesamt in einer Weltanschauung wider alle Vernunft befangen sind, die zu Verbiegungen führt, zu abgestumpften und verdrehten Verhaltensweisen. Dieses System hat die Männer so fest im Griff, daß viele vereinsamen und verzweifeln und schließlich die »Kontrolle« verlieren: Gewaltverbrechen werden fast immer von Männern begangen. Wahrscheinlich werden Frauen nicht gewalttätig, weil es ihr System, die »Frauen«kultur, zuläßt, daß die Dinge besprochen, ausdiskutiert werden. Doch Männer haben das Gefühl, daß sie sich nirgendwo hinwenden können und dürfen - außer vielleicht zum Sex, durch den sie wenigstens körperliche Zuwendung bekommen. (So bedeutet Vergewaltigung für Männer häufig eine Manifestation ihrer selbst und des Zorns über den Mangel an Zuwendung.) Das »männliche« System tut Männern weh, versperrt ihnen den Weg zu anderen. Und dennoch glauben Männer weiterhin an dieses System und verteidigen seine »Werte«, koste es, was es wolle. Warum?

Eine neue Analyse der »männlichen« Psychologie

Beinhaltet die emotionale Gewalt, die Männer in Beziehungen mit Frauen üben, eine gewisse vage Unzufriedenheit, die sie im Hinblick auf ihr Leben im allgemeinen empfinden? Sind Männer wirklich die »Sieger« im System der »männlichen Dominanz«? Was wir Männer hier ausdrücken sehen (gegen Frauen gerichtet, weil es da am einfachsten ist), ist eine Art Wut, eine Nervosität, die vielleicht von ihrem Gefühl kündet, daß die Dinge in Wirklichkeit nicht gut laufen, daß sie nicht die Belohnungen bekommen, die ihnen versprochen worden sind. Vielleicht finden die Männer ihre Welt jetzt irgendwie erschrekkend und unbefriedigend, zumal da Arbeit oft knapp und die Zukunft ungewiß ist angesichts der Tatsache, daß mittlerweile von einem erwartet wird, daß man den Arbeitsplatz oder den Beruf mehrmals im Leben wechselt. Womöglich können Männer nicht länger davon ausgehen, eine Garantie auf die Liebe der Frauen zu haben. Vielleicht können sie nicht mehr damit rechnen, daß Frauen »da sind«, »nett sind«, bereit sind, sich um alles zu kümmern, ihnen ein »gemütliches Zuhause« zu geben usw. Es ist nicht mehr garantiert, daß jemand da ist, »im Haus« ist und wartet. Es ist möglich, daß Männer Frauen gegenüber - wie auf einer Bühne - ihre allgemeinen Gefühle über das Leben, sich selbst und die Zukunft zur Schau stellen.
In der Fernsehserie »Ascent of Man« stellte Professor jacob Bronowski fest: »Es kann sein, daß wir uns und andere mit dem Zweiten Weltkrieg und der Atombombe dehumanisiert haben.« Die »Männlichkeit« hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg sehr verändert - sie hat sich verhärtet. Ist es möglich, daß der Krieg und der angelernte Glaube, es sei recht zu töten, im kollektiven männlichen Bewußtsein Amerikas so etwas wie Unbehagen ausgelöst hat? Wird vielleicht auf diese Weise mit Schuldgefühlen aufgeräumt, indem der harte, brutale Einzelgänger, der Dschungelkämpfer glorifiziert wurde - der Mann, der »es packen konnte«, der »getan hat, was er tun mußte« - um so den Schock der kollektiven Verantwortung für Gewalt und Tod zu mildern, der der Preis des Sieges war? Der »harte Stil« ist populär geblieben, doch nicht alle Männer übernehmen diese brutale Vorstellung von »Männlichkeit«. Was macht sie anders, was bewahrt sie vor der Desensibilisierung?