Der intellektuelle Fortschritt der Frauen, 1860-1875

Bevor wir uns dem Kampf zuwenden, den Frauen führen mußten, um Zugang zu höheren Berufen zu gewinnen, sollten wir uns klarmachen, was ein solcher Beruf ist. Laut einer modernen Definition »enthalten höhere Berufe wesentlich intellektuelle Operationen mit umfassender individueller Verantwortung; sie beziehen ihr Rohmaterial aus Wissenschaft und Studium; dieses Material arbeiten sie zu einem praktischen, klar umrissenen Ergebnis auf; sie besitzen durch Ausbildung kommunizierbare Techniken; sie neigen zur Selbstorganisation«.[1]
Selbst in ihrem relativ primitiven Zustand vor hundert Jahren verlangten qualifizierte Berufe von einer Frau, die einen solchen ergreifen wollte, daß sie in mehr als im biologischen Sinn kreativ war und größere Fähigkeiten besaß, als nötig waren, um »den Mechanismus eines Puddings« zu verstehen, wie Mrs. Murray es ausgedrückt hatte. Die Vorstellung, daß Frauen intellektuelle Kräfte besitzen könnten, besaß Sprengkraft und erklärte die Reaktion, die Jane Swisshelm mit ihrer gewohnten Verve beschrieb:
»Es ist wohlbekannt, daß Tausende, nein Millionen von Frauen in diesem Land zu der niedersten Plackerei gezwungen werden, die zu verrichten Männer sich weigern würden, und das für ein Viertel des Lohnes; und daß Tausende von ihnen sich an Arbeitsplätzen abrackern, die die öffentliche Meinung angeblich Männern vorbehält. Sic pflügen, eggen, sicheln, graben, heuen, rechen, binden Korn, dreschen, fällen Holz, melken, buttern, machen alle Schwerarbeit, körperliche Arbeit, und wer sagt irgend etwas dagegen? Aber wenn auch nur eine Frau den Anspruch stellt, ihre geistigen Kräfte zu nutzen - wenn sie Leitartikler, öffentlicher Redner, Arzt, Rechtsanwalt werden will - irgendeinen Beruf ausüben will, der als ehrenvoll gilt und Begabung verlangt, dann heißt es: Oh! bringt ihm Kölnisch Wasser, ein Batisttaschentuch und einen Federfächer, macht ihm den Kragen auf und lockert seine Krawatte! Herr Anstand ist soeben einer Ohnmacht erlegen! Das muß man sich vorstellen: >eins seiner teuren Geschöpfen der himmlischen Engel, sollte der Sphäre entsagen - der Frauensphäre - um sich in das verdorbene Gezänk dieser verdorbenen Welt zu mischen!«[2]
Die Grundsatzerklärung, die 1848 in Seneca Falls angenommen wurde, zeigte die Abwesenheit von Frauen in Bereichen wie Medizin, Recht und Theologie auf. Die Tatsache, daß einige wenige Frauen sich einen Platz in Literatur und Journalismus geschaffen hatten, brachte wenig Hilfe für diejenigen, die nach einem gelehrten Beruf trachteten (außer insofern, als Schriftstellerinnen und Verlegerinnen sie dabei unterstützten); zum Schreiben und Zeitungmachen gehörten Ausbildung und Schulung, die weitgehend individuell und selbsterworben waren. Weitaus schwieriger war es, eine Berufsausbildung und die staatliche Zulassung durchzusetzen, denn das umfaßte die gesellschaftliche Sanktionierung außerhäuslicher Beschäftigungen und hatte weitreichende Folgen.
Im Jahr des Kongresses von Seneca Falls wählte die Amerikanische Akademie der Künste und der Wissenschaften die Astronomin Maria Mitchell zu ihrem Mitglied, die ein Jahr zuvor jenen Kometen entdeckt hatte, der ihren Namen trägt. Zwei Jahre später befürwortete der große Naturwissenschaftler Louis Agassiz die Wahl von Miss Mitchell (die einstimmig erfolgte) in den neugegründeten Verein zur Förderung der Wissenschaft. Miss Mitchell, die als erste Frau in diese beiden Körperschaften gewählt wurde, schien auf den ersten Blick das vollständige Gegenteil einer militanten Reformerin. Die Quäkerin mit der leisen Stimme war tagsüber Vorsteherin der Athenaeum-Bücherei, einer der Schätze von Nantucket; nachts war sie Gehilfin und Mitarbeiterin ihres Vaters, des Astronomen William Mitchell. In Sommerhitze und Winterstürmen erschloß sie vom Dach ihres Hauses aus den Himmel und entdeckte mit achtundzwanzig ihren Kometen, eine Leistung, die ihr Freundschaften und Anerkennung aus aller Welt einbrachte.[3] Aber Maria Mitchell war ebenso unermüdlich, wo sie versuchte, die Stellung der Frau zu verbessern - im Bereich der Wissenschaften als Professorin am Vassar College, als Befürworterin des Frauenwahlrechts und als Präsidentin des Vereins zur Förderung der Frauen, den sie 1873 mitgründete. Sie wünschte sich sehnlich, den Prozeß der gesellschaftlichen Entwicklung und die Suche nach Lösungen für die verwirrenden gesellschaftlichen Probleme zu beeinflussen, mit dem Abenteurergeist der wahren Wissenschaftlerin: »Ich wünsche mir, daß etwas von der Entschlossenheit, mit der ein Physiker seine Experimente macht, in unser Werk der moralischen Reform eingehen möge. Wir haben alle Angst vor neuen Experimenten, als ob das Gesetz >durch Fehler lernen< nicht gleichermaßen gültig wäre für moralische, geistige und materielle Arbeit.«[4]
Sie war leidenschaftlich überzeugt davon, daß Frauen einen großen Beitrag für die weitere Entwicklung leisten könnten: »Ich wünschte, wir könnten jeder Frau, die eine neuartige Theorie für die Verbesserung der Welt hat, die ihr am Herzen liegt, eine Chance geben, damit sie ihre Theorie im wirklichen Leben ausarbeiten kann«[5] - solche Worte kündigten den Auftritt von Frauen wie Clara Barton und Jane Addams an.
Maria Mitchell hatte verglichen mit anderen Pionierinnen ungewöhnliches Glück. Die gelegentlichen Schwierigkeiten, auf die sie als ihrer Zeit vorauseilende Frau stieß, waren durchaus nicht charakteristisch für die Belästigungen, mit denen andere nach beruflicher Anerkennung strebende Frauen bedacht wurden. Was solche Hindernisse und den Mut betraf, mit dem sie ihnen begegnete, ragte im Bereich Medizin Elizabeth Blackwell hervor. Wie Kolumbus trat sie in die Fußspuren anderer, die schon vor ihr Versuche unternommen hatten: Mary Gove Nichols, die bereits 1838 Anatomie-Vorlesungen für Frauen hielt;[6] Paulina Wright-Davis, die ihre Vorlesungen über die Grundlagen der Physiologie mit Hilfe eines anatomischen Modells zu illustrieren versuchte und dabei mit Zuhörerinnen zusammenstieß, die ihren Schleier herunterzogen, aus dem Saal stürzten oder sogar vorher in ihren Stühlen ohnmächtig wurden;[7] und Harriot K. Hunt, der man den Einlaß in die medizinische Fakultät von Harvard verwehrte und die jahrelang ohne Examen praktizierte, wenn sie sich auch weitgehend auf das beschränkte, was man heute Physiotherapie nennt.[8]
Miss Blackwells Gründe dafür, Ärztin zu werden, waren keineswegs einfach und eindeutig; sie hatte im Gegenteil einen Widerwillen gegen Krankheit und medizinische Praxis. Zu ihren Motiven gehörten die Rebellion gegen ein Leben der Bequemlichkeit und des passiven Studiums, tiefe emotionale Frustration und der Einfluß einer Familie, in der das Recht der Frau ein Grundprinzip war (einer ihrer Brüder heiratete Lucy Stone, ein anderer Antoinette Brown). Schließlich war sie überzeugt davon, daß Frauen gerade aufgrund ihrer Mutterrolle einen besonderen Anteil an der Verbesserung der menschlichen Gesundheit und Wohlfahrt nehmen könnten. Als sie sich erst einmal richtig in ihr Unternehmen gestürzt hatte, überwog die Herausforderung, die riesigen Hindernisse zu überwinden, alle anderen Argumente: »Die Idee, einen Doktortitel zu erringen, nahm allmählich die Gestalt eines großen moralischen Kampfes an und der moralische Kampf besaß für mich große Anziehungskraft.«[9]
Nachdem Elizabeth Blackwell einmal ihre Entscheidung getroffen hatte, bedachte sie zwei Jahre lang führende Ärzte mit Briefen und Besuchen, von denen einige ihr halfen, während andere sie verspotteten oder ignorierten. Während sie Geld für das Studium zusammensparte, bewarb sie sich bei neunundzwanzig Medizinischen Hochschulen, bevor sie sich immatrikulieren konnte. Die Umstände, unter denen sie zum Geneva College (später eingegliedert in die Universität von Syracuse) zugelassen wurde, sind kaum dazu angetan, diese Einrichtung mit Lorbeer zu schmücken: Die Fakultät widersetzte sich einstimmig ihrer Zulassung, wollte aber die Verantwortung für das Nein nicht auf sich nehmen; so verwiesen sie die Entscheidung an die Studenten (mit dem Vorbehalt, daß bei einer einzigen Nein-Stimme die Kandidatin abgelehnt sei), im frohen Glauben, das Ganze könnte nur einen Ausgang nehmen. Die Studenten drehten den Spieß gegen ihre Lehrer um, allerdings hatten auch sie alles andere als idealistische Gründe: Sie stimmten einmütig für die Zulassung der Kandidatin, denn sie sahen in ihrer Anwesenheit endlose Gelegenheit für das eigene Vergnügen.
Es sollte noch schlimme Episoden geben. Miss Blackwell mußte erst durchsetzen, daß sie zu allen Kursen zugelassen wurde, einschließlich der sezierenden Anatomie. Sie mußte Vorführungen durchstehen, von denen sie wußte, daß nie zuvor eine Frau sie gesehen hatte, mußte ihre Nervosität hinter der Maske scheinbarer Gelassenheit verstecken, während ein paar Studenten kicherten oder ihr noch Avancen machten. Die Stadtbewohner und selbst die anderen Mieter der Pension, wo sie wohnte, gaben sich keine Mühe, ihre Feindseligkeit gegenüber der Monstrosität einer künftigen Ärztin zu verbergen. Sie war allein und von Selbstzweifeln gequält. Was ihr schließlich zum Durchbruch verhalf und ihr uneingeschränkte Bewunderung und den Respekt ihrer Mitstudenten einbrachte, waren ihre unerschütterliche Würde und ihr Eifer beim Studium; sie ging am 23. Januar 1849 als Jahrgangsbeste von der Fakultät ab. Einen Einblick in die Widersprüche, in denen jene Frauen standen, verschafft uns ihre Entscheidung, nicht bei der Feier zur Verleihung der Doktortitel mitzumarschieren, weil das einer Dame nicht zieme; dabei hatte sie zuvor darum gekämpft, beim Sezieren der Fortpflanzungsorgane dabeizusein! Nach dem Examen ging Elizabeth Blackwell zu weiteren Studien nach Europa, fand aber dort die Dinge auch nicht leichter als zu Hause. Als sie schließlich in der Maternite, dem großen Pariser Krankenhaus für Hebammenausbildung, aufgenommen wurde, zog sie sich eine Augenentzündung zu und verlor ein Auge, womit all ihre Hoffnungen, Chirurgin zu werden, begraben waren.
Unbeirrt setzte sie ihre Studien in Deutschland und England fort, wo sie eine lebenslange Freundschaft mit Florence Nightingale schloß, die immer noch erfolglos gegen Trägheit und Oberflächlichkeit ankämpfte, aber schon voll neuer Ideen war. Dr. Blackwell rechnete es Miss Nightingale immer als Verdienst an, daß diese ihr Interesse für Gesundheitspflege und Hygiene geweckt hatte, für jenen Bereich, in dem sie ihren größten Beitrag zur medizinischen Wissenschaft leistete.
Als sie 1851 nach New York zurückkehrte, stieß sie auf eine Mauer aus Granit. Sie hatte größte Schwierigkeiten, einen Ort zum Leben zu finden oder eine Praxis zu mieten. Kein Privatpatient kam zu ihr; sie bekam keinen Zugang zu den Stationen der städtischen Krankenhäuser und nicht einmal die Möglichkeit, in einer Armenklinik zu arbeiten; von ihren männlichen Kollegen wurde sie gemieden. Ihr nach Erweiterung und Gedankenaustausch strebender Geist war vollständig abgeschnitten von Berufskollegen oder beruflichem Ansporn.
Zeitweise schien die Last untragbar. 1853 schrieb sie an eine ihrer Schwestern über den Klatsch, den man böswillig über sie verbreitete:
»Diese boshaften Geschichten tun mir weh, denn ich bin ebenso Frau wie Arzt, und beide Naturen werden durch diese Falschheit verletzt. Oh, ich bin froh, daß ich es bin und nicht eine andere, die diese Pionierarbeit ertragen muß. Ich verstehe jetzt, warum so ein Leben nie zuvor gelebt wurde. Es ist hart, ohne Stütze, nur gefeit durch das hohe Ziel gegen jede Art gesellschaftlichen Widerstand zu leben... Ich hätte gern dann und wann ein bißchen Spaß. Das Leben ist insgesamt zu nüchtern.«[10]
Aber Elizabeth Blackwell wollte sich nicht geschlagen geben. Konfrontiert mit intellektueller wie ökonomischer Aushungerung ging sie daran, sich ihre eigenen Möglichkeiten zu schaffen. Sie hielt einen Vorlesungskursus über körperliche Hygiene und die Leibeserziehung junger Mädchen; dorthin kamen auch einige Quäker. Beeindruckt von der ernsten, schmalen jungen Frau mit der tiefen Stimme, ihrem Wissen und ihrem gesunden Menschenverstand, brachten sie ihr Patienten und Förderer. Eine Zeitlang konnte sie in einem der schlimmsten Slums der Stadt, in der East 7th Street in der Nähe des Tomkins Square ein kleines eigenes Armenkrankenhaus betreiben, in welchem sie diesem kinderreichen, unhygienisch ausgestatteten Stadtbezirk einen aus Medizin und vorgeburtlicher Fürsorge kombinierten Sozialdienst bot, der ein Vorläufer von Lillian Walds fünfzig Jahre später aufgebautem Krankenpflegedienst war.
Als dieses Projekt mangels Geld einging, blies Dr. Blackwell, weit entfernt davon, die Segel zu streichen, zu einem neuen Aufbruch. Sie ließ einen Aufruf mit der Bitte um ein einjähriges Darlehen von 5000 Dollar für ein 40-Betten-Krankenäaus herumgehen; ein Haus in der Bleecker Street Nr. 64 wurde gekauft, und am 12. Mai 1857 öffnete die New York Infirmary mit ausschließlich weiblichem Personal ihre Tore.[11] Zu Dr. Blackwells Helferinnen gehörten Emily Howland, die schon Myrtilla Miners Schule kräftig unterstützt hatte, und die Romanschriftstellerin Catharina Sedgwick. Die medizinische Besetzung bestand aus ihr selbst, ihrer Schwester Emily, die soeben ihren eigenen Herkuleskampf und einen Doktortitel an der Western Reserve University in Cleveland hinter sich gebracht hatte, und Dr. Marie Zakrzewska, einer jungen Hebamme deutsch-polnischer Abstammung, die in der Hoffnung auf einen Doktortitel nach Amerika gekommen war. Dr. Blackwell lebte in New York mit zwei Schwestern zusammen, der schmale Lebensunterhalt konnte durch ein kleines Strickgeschäft gesichert werden.[12] Die Eröffnung des Krankenhauses - und sein Überleben - wurden auch durch eine kleine Gruppe von Ärzten ermöglicht, deren Unterstützung Elizabeth Blackwell schließlich doch gewonnen hatte; aber noch immer gab es mehr Zweifler als Freunde.
»Eine Unmenge von Einwänden wurde von den Leuten erhoben, die die frühen Freunde dieser Einrichtung für ihre Bemühungen zu interessieren versuchten. Ihnen wurde gesagt, daß niemand sein Haus für solche Zwecke hergeben würde, daß Ärztinnen mit solchem Argwohn angesehen würden, daß die Polizei eingreifen würde, daß bei Todesfallen ihre Totenscheine nicht anerkannt werden würden, daß Klassen und Personen bei ihnen Zuflucht suchen würden, mit denen etwas zu tun zu haben eine Beleidigung sei, daß sie ohne ansässige männliche Ärzte die Patienten nicht unter Kontrolle halten können würden, daß bei irgendeinem Zwischenfall nicht nur der Ärztestand, sondern auch die Öffentlichkeit die Treuhänder wegen Unterstützung eines solchen Unternehmens belangen würden, und schließlich, daß sie niemals genug Geld für ein so unpopuläres Vorhaben zusammenbekommen würden.«[13] Einige dieser Schwierigkeiten traten ein und dazu kamen andere, die niemand vorhergesagt hatte; der Mob stürmte das Krankenhaus im Glauben, ein Patient, der sich inzwischen erholt hatte, sei von den »Damen-Ärzten« ermordet worden. Neben ihrer chirurgischen und medizinischen Arbeit trugen die Frauen die Last, Geldquellen zu erschließen, um das Unternehmen über Wasser zu halten. Schließlich war Dr. Blackwell auch nicht zufrieden damit, nur ein Krankenhaus zu haben. Acht Monate nach seiner Eröffnung richtete sie eine Krankenschwester-Schule ein. Das Ausmaß dieses Schrittes läßt sich ermessen an der Tatsache, daß Florence Nightingale erst kurz zuvor von der Krim nach England zurückgekehrt war - in der Krim war der Beruf der Krankenschwester überhaupt erst ins Leben gerufen worden - und daß sie selbst erst 1860 eine Schwesternschule aufmachte.[14] Dr. Blackwell blieb hier nicht stehen. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges war sie beteiligt an der Rekrutierung von Armee-Krankenschwestern und an der Auswahl der Frauen, die zu Miss Dix nach Washington geschickt wurden. Aber 1865 beantragten die Treuhänder des Krankenhauses, angespornt von den Schwestern Blackwell, daß der Staat ihnen den College-Status für die Gründung einer medizinischen Hochschule geben möge; der Schritt war nötig, denn die in New York vorhandenen Hochschulen mit gutem Ruf blieben Studentinnen noch immer verschlossen, und es gab Gerüchte, nach denen eine Schule mit niedrigerem Status für Frauen eröffnet werden sollte. Die 1868 eröffnete Women's Infirmary Medical School wies eine Reihe von Neuerungen auf, die ihre Wirkung auf den Bereich der Medizin nicht verfehlten: »Es ist in gewissem Maße der beispielhaften und erfolgreichen Schule der Doktorinnen Blackwell zu verdanken, daß das Lehrsystem der Medizin von der Vorlesung zum Vortrag, von theoretischen zu praktischen Arbeiten in Laboratorien, Krankenhäusern und Kliniken verlagert wurde.«[15] Elizabeth Blackwell war gebürtige Engländerin und fühlte sich immer stark in ihr Heimatland zurückgezogen, wo der Eintritt von Frauen in die Medizin länger dauerte als in den Vereinigten Staaten.[16] 1869 ging sie im sicheren Wissen, daß andere den Kampf, den sie begonnen hatte, fortführen würden, zurück nach England.
Für die Frauen, die ihrer Spur folgten, war es ein Glück, daß Dr. Blackwell, auch wenn sie keine große Ärztin war, ihren ganz eigenen Beitrag für diese Wissenschaft leistete, besonders im Bereich der Hygiene. Frauen, die nach ihr in die Medizin oder andere Berufe vorzustoßen versuchten, konnten sich zunutze machen, daß Elizabeth Blackwell sich nicht nur als Mensch von zäher Natur und hohem Mut erwiesen hatte, sondern auch gezeigt hatte, daß Frauen zu herausragenden Leistungen fähig waren.
In keinem anderen Berufszweig begegneten Frauen so großem Widerstand wie in der Medizin; fast schien es, als ob, nachdem Frauen einmal auf einer Stufe mit Männern gegen den Tod selbst gearbeitet hatten, der Widerstand, der ihnen anderswo entgegengesetzt wurde, im Grunde unbedeutend wurde. Natürlich mußten sie endlose Entbehrungen und Belästigungen ertragen, wenn sie versuchten, Rechtsanwältinnen, Geistliche, Forscherinnen, Architektinnen usw. zu werden; beruflicher Aufstieg war schwieriger für eine Frau, die ökonomischen Probleme akuter.
Dr. Anna Howard Shaw, diese robuste und eloquente Pastorin, die die große Rednerin jener Generation werden sollte, die das Frauenwahlrecht schließlich durchsetzte, erlebte als Theologiestudentin düstere Stunden. Sie kam bereits als examinierte Predigerin und mit einem am Albion College in Michigan erworbenen Abgangszeugnis 1875 an die Universität Boston, um für einen höheren theologischen Grad weiterzustudieren; ihren Hauptfeind erkannte sie im Hunger:
»Meine Klasse in der Theologieschule bestand aus zweiundvierzig jungen Männern und meiner Wenigkeit; und ehe ich auch nur eine Stunde lang dazugehörte, stellte ich fest, daß Theologinnen einen hohen Preis für das Privileg, Frau zu sein, zahlten. Die jungen Männer meiner Klasse, die schon eine Zulassung als Prediger hatten, bekamen einen freien Platz im Wohnheim, und ihre Verpflegung in einem zu ihrer Unterstützung gegründeten Club kostete sie nur 1,25 Dollar die Woche. Für mich gab es keine solch freundliche Vorsorge. Mir war kein Platz im Wohnheim gestattet, sondern man gab mir 2 Dollar die Woche, damit ich einen Raum außerhalb mieten konnte. Ich wurde auch nicht zu den billigen Bequemlichkeiten des Clubs zugelassen, sondern mußte mich nach Maßgabe meines Einkommens selbst verpflegen, ein Plan, der bewundernswert klappte, wenn ich ein Einkommen hatte, der aber eine unübersehbare Lücke ließ, wenn ich keins hatte... Ich lebte also von Milch und Keksen und manchmal konnte ich meinen Hunger wochenlang nicht stillen.«[17]
Bei einer Gelegenheit hielt sie eine Woche lang Erweckungspredigten (die eine Menge physische Kraft kosteten), von nichts als ihrem Glauben und einer Schachtel Kekse unterstützt. Sie hatte natürlich eine kleine Vergütung erwartet, aber als sie nach der ganzen Anstrengung und einer zufriedenstellenden Ernte von Übertritten gesagt bekam, die Kirche könne es sich nicht leisten, sie zu bezahlen, konnte sie nur durch ein Geschenk von 5 Dollar, die eine Frau ihr gab, deren scheinbar unbekehrbaren Enkel sie bekehrt hatte, davor bewahrt werden, tatsächlich zu verhungern - und ihre Berufung aufzugeben. Kurz danach kam sie durch die guten Dienste des Superintendenten der Frauengesellschaft für Auslandsmission, der sie gefunden hatte, als sie auf den Stufen einer Treppe saß, weil sie zu schwach war, um sie hochzusteigen, an ein wöchentliches Stipendium, das sie zumindest instandsetzte, zu essen und zugunsten eines konzentrierten Studiums auf Predigtaufträge zu verzichten.
Frauen, die Rechtsanwältinnen werden wollten, standen vor anderen Hindernissen. Sie waren verpflichtet, beim Obersten Gericht ihres Staates um eine Lizenz zu ersuchen, und die einzelnen Staaten ließen Frauen zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten vor Gericht zu. Eine der ersten, die den Anlauf unternahmen, war Myra Bradwell aus Illinois im Jahr 1870. Die Ablehnung ihres Antrags durch den Illinois Supreme Court zeigt deutlich, daß die Stellung der Frauen im Wandel begriffen war und daß der bereits erworbene Fortschritt in einigen Körperschaften der höheren Justiz beinah Panik verursacht hatte: »Daß Gott die Geschlechter für die Betätigung in unterschiedliche Sphären des
Handelns schuf und daß es den Männern zustand, die Gesetze zu machen, anzuwenden und auszuführen, wurde als nahezu unumstößliche Wahrheit angesehen... Wir sind gewiß ermächtigt zu sagen, daß, wenn die Gesetzgebung diesem Gericht die Macht gab, Zulassungen für die Ausübung des Rechts zu erteilen, sie dabei sicherlich nicht im Entferntesten erwartete, daß dieses Privileg gleichermaßen auf Männer wie auf Frauen ausgedehnt werden sollte... Es ist nicht nur die unermeßliche Neuerung unserer gerichtlichen Usancen, um die wir gebeten werden. Dieser Schritt würde, wenn wir ihn unternähmen, bedeuten, daß nach Meinung dieses Gerichts jedes bürgerliche Amt in diesem Staat von Frauen bekleidet werden könnte - daß es in Übereinstimmung mit der Verfassung und den Gesetzen stünde, wenn Frauen Gouverneure, Richter und Sheriffs würden. Für eine solche Haltung sind wir noch nicht vorbereitet.«[18]
Während es grundsätzlich eine Erweiterung der Betätigungsfelder für Frauen zugestand, merkte das Gericht doch auch seine Zweifel an, ob »das Eingreifen in die hitzigen Gefechte des Gerichtssaals in Anwesenheit der Öffentlichkeit, die folgenschwere Urteilssprüche erforderlich machen, nicht dazu führen würde, die Achtung und das Feingefühl zu zerstören, mit welchen die Frauen zu behandeln der Stolz unseres rauheren Geschlechts ist«.[19]
Auf dieser Grundlage gab das Gericht die Verantwortung, »eine derart bedeutsame Änderung der rechtlichen Stellung der Hälfte des Volkes« herbeizuführen, zurück an die gesetzgebenden Instanzen von Staat und Nation. Mrs. Bradwell trug ihren Antrag dem Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten vor und gründete ihre Argumentation auf den Vierzehnten Verfassungszusatz, welcher den einzelnen Staaten untersagte, irgendein Gesetz zu erlassen oder geltend zu machen, das die Privilegien oder Freiheiten irgendeines Bürgers einschränkte, und auf Abschnitt 2, Artikel IV der Verfassung: »Die Bürger eines jeden Staates sind berechtigt zu allen Privilegien und Freiheiten der Bürger in den übrigen Staaten.«
Das Gericht entschied 1873 gegen Mrs. Bradwell auf der Grundlage, daß die Staatsbürgerschaft als solche, ob sie nun für einen einzelnen Staat oder bundesweit gilt, nicht das Recht beinhalte, als Jurist tätig zu sein, und dieses Recht könne ein Staat verweigern. Die Gesetzgeber von Illinois regelten die Angelegenheit ein Jahr später durch ein Gesetz, das vorsah, daß »keine Person aufgrund ihres Geschlechts von Beschäftigung, Beruf oder Anstellung (außer dem Militär) ausgeschlossen oder daran gehindert werden darf. (Vorbehalten wird, daß dieses Gesetz nicht bezüglich der Wählbarkeit einer Person für ein Wahlamt ausgelegt werden darf.)«[20] Andere Bundesstaaten erlaubten Frauen bereits die Praxis als Anwalt, und der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten ließ 1879 Belva Lockwood als erste Rechtsanwältin vor seinen Schranken zu. (Viele Jahre später, am 30. April 1906, trat Mrs. Lockwood mit einem Fall vor das oberste Gericht, der sich mit den östlichen Cherokee-Indianern befaßte, und schaffte dabei ein weiteres »zum ersten Mal«, indem sie ein Recht anwandte, dessen Prinzipien sie ein Vierteljahrhundert vorher mitgelegt hatte.)[21] Eine Freundin von Mrs. Lockwood, Marilla M. Ricker, machte eine ebenso weit führende Anwaltskarriere im District of Columbia und leistete Pionierarbeit für Frauen im Feld der Diplomatie: als erste Frau, die sich nachweislich um einen Botschafterposten bewarb, und zwar 1897, während der Präsidentschaft von William McKinley, in Kolumbien.[22]
Gelegenheiten, fortgeschrittene Studenten zu unterrichten und dabei selbst zu forschen, beschränkten sich für Frauen damals wie heute auf Mädchen-und Koedukationsanstalten. Nachdem sie ungeachtet aller Schwierigkeiten den Kampf, aufs College zu gehen, gewonnen hatten, stießen sie auf dem fortgeschritteneren Ausbildungsniveau doch noch immer auf die alten Hindernisse. Als M. Carey Thomas 1879 ins Ausland ging, um in Deutschland für den Doktortitel zu studieren und ihn zu erringen, schrieb ihr ihre Mutter, daß Freunde der Familie ihren Namen nicht mehr erwähnten, da sie als Familienschande empfunden würde. Die gesamte Umgebung erachtete ihre Pläne bezüglich Forschung und Lehre als gleichbedeutend mit dem Verzicht auf alle Hoffnungen oder jedes Interesse für eine Ehe; es gab auch nicht viele Möglichkeiten für einen Aufstieg in höhere akademische Posten oder dafür, als Gelehrte und Forscherin ernstgenommen zu werden.
Bis 1865 hatte sich die höhere Bildung für Frauen außer im Mittleren Westen nur wenig weiterentwickelt. 1852 schloß sich Antioch mit Oberlin zu einem koedukativen College zusammen; das letztere hatte 79 Frauen den Titel Bachelor of Arts verschafft, 290 Frauen waren durch seine »Literatur-Kurse« gegangen, die aber lediglich auf »Seminar«-Niveau stattfanden.[23] Die Universität von Iowa war 1858 die erste staatliche Universität, die Frauen aufnahm, und die Universität von Wisconsin ließ Frauen 1863 zur Hauptschullehrer-Ausbildung zu. Ein folgenschwerer Schritt war ein Jahr zuvor mit der Annahme des Morrill-Land-Grant-Gesetzes durch den Kongreß erfolgt, die jedem »loyalen« Staat pro Senator und Kongreßabgeordneten ungefähr 120 km2 öffentlichen Bodens als Stiftung zum Unterhalt sogenannter Landwirtschafts- und Ingenieur-Colleges zuerkannte. In der Praxis waren diese Fonds auch staatlichen Institutionen zugänglich, die zusätzlich zu jenen Spezialausbildungen noch Abschlüsse in Kunst und Geisteswissenschaften anboten. Immer mehr dieser Institutionen wurden für Frauen geöffnet, hauptsächlich im Mittelwesten, aber auch im Osten, wo 1868 Cornell gegründet wurde (mit einem 1874 eingerichteten Spezialzweig für Frauen, dem Sage College). Neue Bildungsmöglichkeiten waren also zugänglich für eine ganze Generation von Frauen; die Zeit sollte erweisen, wie bedeutsam es war, daß Carrie Lane (später Carrie Chapman Catt) 1877 zum Iowa State College, und M. Carey Thomas im selben Jahr zum Sage College (heute Cornell) zugelassen wurden, ein Jahr darauf gefolgt von Florence Kelley.
Trotzdem kamen solche Siege selbst im Westen, wo viele traditionelle Schranken nicht existierten, nicht von allein. Die Geschichte der Zulassung von Frauen zur Universität von Michigan ist ein Beispiel. Die Aktivitäten der Frauen wurden hier freigesetzt durch Sarah Burger, die als siebzehnjähriges Mädchen bei dem 1853 in Cleveland abgehaltenen Frauenrechtskongreß Rednerinnen wie Ernestine Rose, Lucretia Mott, Lucy Stone und Frances Dana Gage erlebt hatte - womit wieder einmal erwiesen wäre, falls das noch nötig ist, welche fruchtbare Rolle diese Treffen spielten. Drei Jahre später begann Sarah Burger, sich für ihre Aufnahme an die Universität von Michigan vorzubereiten; außerdem stellte sie aus ihren Korrespondenzen mit einer Reihe von Schulen eine Liste von elf anderen Frauen zusammen, die denselben Versuch unternahmen wie sie.
Sie stellten ihren Antrag an den Senat der Universität im Juli 1858; aber obwohl sie den Ausschuß rechtzeitig über ihre Absicht aufgeklärt hatten, lehnten die Senatoren den Antrag ab mit der Begründung, sie brauchten mehr Zeit für eine so gewichtige Entscheidung! Im September stellten die Mädchen einen Wiederholungsantrag, wieder erfolglos, begannen aber, informell einige Vorlesungen zu hören. Eine andere Gruppe stellte 1859 denselben Antrag, ohne Erfolg. Bis zum Frühjahr war so viel Unmut in der Öffentlichkeit entstanden, daß einige der konservativeren Senatsmitglieder durch Männer mit etwas liberaleren Standpunkten ersetzt wurden. Trotzdem betrat die erste Studentin die Universität von Michigan erst im Februar 1870. Im Herbst jenes Jahres schrieben sich elf Frauen für Literatur, drei für Pharmazie, achtzehn für Medizin und zwei für Jura ein![24] Im selben Jahr zogen auch die Universitäten von Illinois und Ohio die Einschränkungen für Studentinnen zurück.
Im Osten nahm der Fortschritt einen etwas anderen Verlauf. Ein paar Institutionen führten Koedukation ein: Die kleine St. Lawrence Universität entließ die erste Abgängerin 1869, Boston wurde 1869 koedukativ, Cornell 1874. Einige koedukative Einrichtungen wurden neu gegründet, Swarthmore z. B. 1869. Aber der Hauptanstoß kam, als man Mary Lyons Idee einer subventionierten Einrichtung für Mädchen von Einrichtungen oberhalb des Seminarniveaus, wo Mount Holyoke stehen geblieben war, auf Institutionen des höchsten für Männer bestehenden Niveaus ausdehnte. Man muß dabei im Auge behalten, daß selbst die besten Männercolleges jener Zeit himmelweit von den heutigen entfernt waren. Nur sehr wenige der dreihundertfünfzig im Jahre 1870 mit diesem Titel ausgestatteten Einrichtungen könnten sich heute so nennen, einschließlich der »Großen Drei«:
»Harvard war ein völlig verarmtes und ums Überleben kämpfendes College... Seine Kurse hatten vielfach das Niveau einer heutigen Oberschule... Das Angebot in Yale war ebenso erbärmlich ungenügend... Das Curriculum war veraltet... In Princeton verfolgte man Studiengänge, die nahezu identisch waren mit denen, nach denen die Studenten lernen mußten, als Madison noch im Weißen Haus wohnte... Die Colleges waren gewöhnt an das Spektakel, daß Professoren mehrere Lehrstühle gleichzeitig inne hatten, manchmal gar ein halbes Dutzend. So besaß Yale einen heldenhaften Weisen, der Physik, Astronomie, Meteorologie und Mechanik auseinanderlegte, während in Columbia ein intellektueller Herkules Moral- und Geistesphilosophie, Englische Literatur, Geschichte, politische Ökonomie und Logik abhandelte.«[25]
So unbrauchbar jedoch die unter solchen Bedingungen gebotene Ausbildung auch gewesen sein mag, sie war immer noch besser als alles, was Frauen im Osten erwerben konnten, und auch das 1855 gegründete Elmira-»College«, das versuchte, eine Brücke über diesen Graben zu schlagen, änderte daran nichts. Der erste wirkliche Schritt über diesen Graben kam 1865 mit der Eröffnung des Vassar College, die erneut deutlich machte, daß die Unterschiede nicht erst auf der College-Ebene bestanden, sondern bereits im Bereich der auf die Colleges vorbereitenden Ausbildung.[26] Das College war 1861 vom Staat New York in Poughkeepsie am Hudson River urkundlich zugelassen worden. Sein Gründer Matthew Vassar war einer der führenden Bürger seiner Stadt und hatte sein Vermögen als Brauerei-, Bank- und Landbesitzer gemacht. Sein Interesse für die Bildung von Mädchen verdankte er seiner Nichte Lydia Booth (deren Seminar für junge Damen er unterstützte) und noch mehr Dr. Milo P. Jewett, der jahrelang ein Seminar in Alabama geleitet hatte und dem der größte Teil der Anerkennung dafür gebührt, daß Mr. Vassar dazu gebracht werden konnte, das Vassar College zu konzipieren.
Der ursprüngliche Name war »Vassar Female College«, und es wird Sarah Josepha Haie, der energischen Herausgeberin des Godey's Lady's Book zugeschrieben, daß sie den Gründer schließlich davon überzeugen konnte, daß eine solche Benennung diskriminierend sei - wer hätte jemals daran gedacht, ein »männliches« College derart zu benennen? Das beleidigende Adjektiv wurde fallengelassen. Vassar mußte aber mit seiner Öffnung noch das Ende des Bürgerkrieges abwarten. Als es schließlich so weit war, übertraf das Gebäude alles bisher für Studentinnen Erbaute bei weitem; es rühmte sich eines »Museums« und einer »Kunstgalerie«, aber beide wurden noch überboten von Maria Mitchells astronomischem Observatorium; sie war natürlich das bemerkenswerteste Mitglied des Lehrkörpers. Wie hätte sich Mary Lyon, die noch dankbar für jeden Pfennig von Farmern aus Neuengland sein mußte, über einen solchen Eröffnungstag freuen können, an dem ein aus dreißig Personen (darunter acht Männern) bestehender Lehrkörper eine 300 Mädchen starke Studentenschaft begrüßte.
Und doch war Vassars finanzielle Situation prekärer als selbst die von Mount Holyoke zu Anfang gewesen war. Die Errichtung eines so kostspieligen Gebäudes hatte Mr. Vassars Zuschuß in Höhe von 400 000 Dollar ernstlich ausgezehrt; das Gebäude mußte immer belegt sein, damit die Schule solvent blieb. Trotzdem war fast von Anfang an klar, daß nur wenige der ersten Studentinnen auf den Bildungsstandard eines College vorbereitet waren. Die einzige Lösung bestand darin, »geduldig zu sein und einen Arbeitskreis zu bilden und selbst die Arbeit der Vorbereitung zu übernehmen, die in den Schulen des Landes nicht geleistet worden war«.[27] Bis 1888 hatte die Vorbereitungsschule von Vassar die größte Zahl von Immatrikulationen zu verzeichnen und verschliß viele Energien der Fakultät, sehr zum Schaden des akademischen Ansehens, wie immer mehr Studentinnen fanden.
Bei aller Unzulänglichkeit war Vassar eine wichtige Pioniereinrichtung und machte den nächsten Schritt möglich, der in Form der Gründung zweier weiterer Frauen-Colleges 1875 in Massachusetts erfolgte. Die Anfänge von Wellesley glichen in gewisser Weise denen von Vassar.[28] Es war das Produkt der Großzügigkeit und des Weitblicks eines Mannes - eines reichen Bostoner Rechtsanwalts, Henry Fowle Durant, der sich nach dem Tode eines herzlich geliebten Sohnes zunächst der Verkündigung des Evangeliums und dann der Bildung verschrieben hatte. Der Boden und das Gebäude übertrafen Vassar sogar noch - sie kosteten 1 000 000 Dollar - und da der größte Teil der Spende in den Bau geflossen waren, ergab sich wieder das Problem, das College von Anfang an ständig mit 300 Studentinnen belegt zu halten, damit es sich tragen konnte. Das war trotz der Verbesserung der vorbereitenden Bildungsinstanzen umso schwieriger, als Wellesley Aufnahmebedingungen vorschrieb, die denen in Harvard sehr nahe kamen (mit Ausnahme des Griechischen während der ersten paar Jahre). Und wieder löste man die Probleme mit einer Vorbereitungsschule, die aber schon 1881 wieder aufgelöst werden konnte.
Der Lehrkörper von Vassar hatte immer Männer und Frauen umfaßt, aber Maria Mitchell hatte festgestellt, daß der männliche Präsident und der ausschließlich männliche Treuhänderausschuß bei der Berufung in die höheren akademischen Posten immer Männer vorzogen, Widerstand gegen die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern des gleichen akademischen Niveaus leisteten und sich sträubten, Frauen in die Fakultätsausschüsse zu berufen.[29] Wellesley hatte von Anfang an Präsidentinnen und folgte damit der frühen Politik von Mount Holyoke (obwohl Mr. Durant zu Lebzeiten in jeder Hinsicht der eigentliche Präsident war), und während des ersten Jahres setzte sich die Fakultät in Wellesley ausschließlich aus Frauen zusammen. Durant war der Überzeugung, daß es für Frauen keinen anderen Weg gab, um höheren akademischen Status zu erzielen, und wenn die Frauen, die er zu berufen gedachte, nicht genug Erfahrung und Ausbildung dafür hatten, gab er ihnen Gelegenheit, beides zu erwerben. Er hielt sein Wort; nach Ablauf eines Jahres jedoch wurden in Wellesley auch Männer in die Fakultät berufen.
Smith College war das erste Frauen-College, das von einer Frau finanziert wurde. Man kann sich keinen größeren Gegensatz vorstellen als den zwischen der lebenslangen intensiven Zielstrebigkeit einer Mary Lyon und der scheuen, tauben, von Zweifeln geplagten Sophia Smith aus Hatfield (Massachusetts), die im Alter von achtundsechzig Jahren ein Vermögen erbte, an dessen Zustandekommen sie nicht beteiligt gewesen war, und die lange und vorsichtig danach suchte, wie sie es am vernünftigsten anlegen könnte. Beiden Frauen war eine tiefe Religiosität gemeinsam, aber die »Anteilnahme an der erwachsenen weiblichen Jugend in einfachen Lebensumständen«, die Mary Lyons Lebensinhalt ausmachte, mußte in Miss Smith erst in langer Arbeit von ihrem Freund und Pastor John M. Greene geweckt werden. Er war von der Bedeutung höherer Bildung für Frauen selbst so tief ergriffen, daß er seine Verlobte überredete, vor der Heirat ihre Studien in Mount Holyoke zu vervollständigen, und es gelang ihm, seine Überzeugungen auch seinem reichen Pfarrkind einzuflößen. Sie zweigte den größeren Teil ihres Vermögens für die Gründung eines Mädchen-Colleges ab, von dem sie hoffte, daß es ein »beständiger Segen für das Land und die Welt« sein würde. Einen Tag nach Wellesley öffnete in Northampton (Massachusetts) Smith College seine Tore; bei den Eröffnungsfeierlichkeiten saßen in dem geräumigen, für vierhundert Sitzplätze vorgesehenen Saal allerdings nur vierzehn Mädchen und eine Handvoll Lehrer. Nach den Worten des Präsidenten Seelye würde »noch eine lange Zeit vergehen, bevor genug Studentinnen und Lehrer ihn ausfüllen würden«.[30] Denn Smith war das erste Frauen-College, das von Anfang an auf denselben hohen Aufnahmebedingungen wie die besten Männer-Colleges bestand, Griechisch und Mathematik eingeschlossen. Daß es sich so etwas leisten und die in Wellesley und Vassar eingeführten Vorbereitungsschulen umgehen konnte, lag nicht nur an den hohen Standards seiner Gründerin, sondern auch an einem Zusatz ihres Testaments, nach dem die Hälfte der gespendeten Summe (ursprünglich etwa 350 000 Dollar) in einem allgemeinen Fond verbleiben sollte, »dessen Zinsen immer für die Beschaffung von Lehrern, Büchern und Apparaten verbraucht werden sollen«. Solche Weitsichtigkeit brachte das College in den Genuß ständigen Wachstums und, übereinstimmend mit Miss Smiths erklärtem Willen, der zusätzlichen Einrichtung
»solcher neuer Studiengänge, die die Zeit für die Bildung von Frauen und den Fortschritt der Rasse entwickeln oder erforderlich machen wird. Ich möchte, daß die Bildung den geistigen und körperlichen Wünschen von Frauen angemessen ist. Ich habe nicht die Absicht, mein Geschlecht in irgendeiner Weise unweiblicher zu machen, sondern so vollständig wie möglich die Kräfte der Weiblichkeit zu entfalten und Frauen mit den Mitteln der Nützlichkeit, des Glücks und der Ehre zu versehen, die ihnen bis jetzt vorenthalten werden«.[31]
Die Gründer dieser ersten Frauen-Colleges hatten mit manchen Wahlrechtskämpferinnen eins gemeinsam: sie glaubten, daß höhere Bildung das Allheilmittel gegen alles Übel sei, genauso wie einige Suffragetten davon ausgingen, daß das Wahlrecht für Frauen den Weg in ein neues Goldenes Zeitalter eröffnen würde (eine von Reformern aller Zeiten gehegte Illusion). Sophia Smith faßte in ihrem Testament ihren Traum in Worte:
»Es ist meine Überzeugung, daß höhere und gründlichere christliche Bildung für Frauen all das ihnen angetane >Unrecht< beenden, ihre Löhne angleichen, das Gewicht ihres Einflusses bei der Reform gegen die Übel der Gesellschaft in hohem Maß verstärken, und ihre Macht für das Gute als Lehrerinnen, Schriftstellerinnen, Mütter, Mitglieder der Gesellschaft unschätzbar erweitern wird.«[32]
Daß die Wirklichkeit in Sophia Smiths Jahrhundert wie in unserem an diese ihre Hoffnungen nicht heranreicht, tut ihrer Gestalt nicht den mindesten Abbruch. Trotz ihrer körperlichen Behinderung und ihrer intellektuellen Grenzen, deren sie selbst sich noch am meisten bewußt war, stand Miss Smith mitten im Strom des Fortschritts.
Ungeheuren Hindernissen sahen sich die Schwarzen, die aus der Leibeigenschaft getreten waren, gegenüber. Sie waren frei - in einer vorherrschend weißen Gesellschaft, die sie als Feinde betrachtete, außer an dem Punkt, wo sie als unterbezahlte ungelernte Arbeitskräfte unentbehrlich waren. Sie waren zum größten Teil Analphabeten und wurden noch immer für unfähig gehalten, den Status des Sklaven hinter sich zu lassen. Sie brauchten Arbeit, hatten aber noch immer keine Ausbildung außer für eben die Arbeiten in der Landwirtschaft und im Haus, denen sie schon vor der Emanzipation nachgegangen waren. Die Männer besaßen zwar in dem Maße, wie so etwas in einem Verfassungszusatz festgelegt werden konnte, die Freiheit der politischen Entscheidung, aber deren Ausübung wurde ihnen außer während der turbulenten Wiederaufbauphase nach dem Krieg untersagt. Trotzdem profitierten sie von dem herrschenden, durch die weiße Gesellschaft gesetzten Muster, das besagte, daß jede noch so geringe Chance zuallererst dem Mann oder Sohn zugute zu kommen hatte. Sehr viele schwarze Männer erhielten eine Ausbildung oder eine Lehrstelle bei einem Handwerker oder Händler nur, weil die Frauen im Haushalt über Waschtrögen und Bügelbrettern mühselig schufteten:
»Die Frauen sind der Hebel der ganzen Bewegung für die Bildung. Die Männer reden nur darüber, vor allem wenn Wahlen anstehen, wenn sie ein Amt für sich oder für einen Kandidaten haben wollen, aber die Frauen müssen dafür arbeiten. Sie arbeiten auf viele Arten, um die Familie zu ernähren, wenn die Kinder zur Schule gehen. Sie bringen große Opfer, um ihre eigenen Kinder während der Schulzeit zu schonen... In manchen Fällen ist die farbige Frau die tragende Säule der Familie, und wenn in den großen Städten die Männer keine Arbeit finden, wendet oft das bißchen Geld, das die Frau durch Waschen, Bügeln oder andere Dienstleistungen erwerben kann, gerade noch die Verelendung ab.«[33]
Der erste Schritt aus der Leibeigenschaft heraus war der Schulbesuch. Für viele endete er nach den Grundschulklassen. Für die, die weitergehen wollten oder konnten, gab es die höhere Schule oder das »Seminar«. Unter den Lehrern befanden sich Hunderte von Frauen, die zum Teil vor Kriegsende in den Süden gegangen waren, um die riesige Arbeit der Ausbildung jener wertvollen Fähigkeiten in Angriff zu nehmen, die dem ehemaligen Sklaven den Weg zu allem anderen freimachen konnten: zum Lebensunterhalt, zur Selbstverwaltung, zur Ausbildung anderer.
Eine der außerordentlichsten Errungenschaften war 1875 die Gründung einer Institution namens Mount Hermon Seminary bei Jackson, im Herzen von Mississippi, durch Sarah Dickey, die 1869 in Mount Holyoke ihren Abschluß gemacht hatte. Sie wies in vieler Hinsicht sehr ähnliche Züge auf wie Mary Lyon (die zwanzig Jahre vorher gestorben war): Sie war tief religiös, von ähnlicher Willenskraft und Ausdauer, und schaffte es wie Miss Lyon, die stärksten Vorurteile ihrer Zeit zu überwinden. Sie konnte nur deshalb ihre Mädchen-Schule solange in Gang halten, weil sie von vornherein darauf bestand, daß sich der Treuhänderausschuß gleichermaßen aus Schwarzen und Weißen zusammensetzte. Als Miss Dickey 1904 starb, waren die Tage von Mount Hermon gezählt, denn das rassistische Klima im Süden verschärfte sich, aber sie hatte bereits eine Reihe ihrer Studenten dafür vorbereitet, im ganzen Staat Lehraufgaben zu übernehmen. Ihre Ausbildung war nicht die fortschrittlichste, aber sie bildete dennoch ein Glied in der allmählich länger werdenden Kette, die späteren Generationen von schwarzen Männern und Frauen zu größerer Chancengleichheit verhelfen sollte.[34] Die meisten der für schwarze Kinder eingerichteten Schulen standen Jungen und Mädchen gleichermaßen offen. Die Jungen, die sie besuchten, waren in der Überzahl und blieben länger, aber einige Mädchen hielten trotz der enormen Schwierigkeiten durch. Eine winzige Handvoll ging sogar auf ein College.
Die meisten dieser Frauen besuchten vor allem schwarze Institutionen: Howard, Wilberforce und Atlanta. Mrs. Anna J. Cooper, die an den schwarzen Schulen des District of Columbia Lateinunterricht erteilte, gab die Schuld daran, daß lediglich dreißig schwarze Frauen bis 1890 einen College-Abschluß hatten, vor allem den Männern ihrer Rasse:
»Unsere Männer, die doch in allen anderen Angelegenheiten immer so sehr auf der Höhe der Zeit zu stehen scheinen, fallen immer, wenn sie die Frauenfrage streifen, zurück in die Logik des sechzehnten Jahrhunderts... Ich fürchte, die Mehrheit der farbigen Männer hält es immer noch nicht für lohnend, daß Frauen nach höherer Bildung streben... Ein Mädchen, das darauf angewiesen ist, für sich selbst zu sorgen, muß sich durchkämpfen mit Nachhilfestunden in den Sommerferien und Jobs nach der Schule, um ihren Verpflegungssatz zu bezahlen, und muß gegen absolute Entmutigung für höhere Bildung ankämpfen... Wir müssen in unseren Colleges und Universitäten Geld sammeln und Stipendien einrichten für unabhängige, verdienstvolle junge Frauen.«[35]
Aber die geringe Zahl schwarzer College-Abgängerinnen läßt sich nicht nur durch Faktoren innerhalb der schwarzen Gemeinschaft des Nordens oder Südens oder durch die unterschiedlichen Möglichkeiten höherer Schulbildung für Schwarze und Weiße erklären. Im Norden und Westen stieg die Zahl derjenigen Schwarzen, die Zugang zu besseren Schulen als denen im Süden hatten, und doch war im Jahr 1900, als die Universität Atlanta eine Studie durchführte, die Zahl schwarzer Frauen unter den Abgängerinnen der größten Frauen-Colleges gering, und als zehn Jahre später eine zweite Studie durchgeführt wurde, noch nicht viel größer.[36] Vor 1899 hatte Mount Holyoke eine schwarze Abgängerin, Radcliffe und Wellesley je zwei und Vassar eine (die letztere war während ihrer Studienzeit nicht als Schwarze aufgefallen); Oberlin (eine viel ältere Institution) hatte fünfundfünfzig. 1910 verzeichneten Smith und Radcliffe je vier, Mount Holyoke zwei, Wellesley drei, Vassar noch immer nur eine, und Bryn Mawr, Mills (in Kalifornien) und Barnard (in New York City) überhaupt keine schwarze Absolventin. Natürlich unternahm niemand besondere Anstrengungen, eine begabte schwarze Studentin, der es an Vorbereitung in nebensächlichen Fächern mangelte, die sich die relativ hohen Gebühren solcher Institutionen nicht leisten konnte oder die vielleicht fürchtete, gesellschaftlich isoliert zu werden, anzusprechen oder zu unterstützen.
Eine ganz kleine Zahl dieser schwarzen Pionierinnen qualifizierte sich für juristische Berufe, aber ihre Sorgen waren keineswegs beendet, wenn sie ihr Diplom erhielten oder in ihrem jeweiligen Staat bei Gericht zugelassen wurden. Sie standen alle vor dem Problem, die Anerkennung der Öffentlichkeit zu gewinnen, die allein ihnen eine Praxis und den Lebensunterhalt ermöglichen konnte (das gilt ebenso für weiße Frauen - Belva Lockwoods Erfolg war eine seltene Ausnahme). Mary Ann Shadd Cary, die in der freien schwarzen Gemeinde in Kanada eine Abolitionisten-Zeitung herausgegeben hatte, kam nach dem Bürgerkrieg nach Washington, lehrte in den »farbigen Schulen« im District of Columbia und erwarb schließlich, im Alter von sechsunddreißig Jahren, ein Jura-Diplom der Howard-Universität; aber bis jetzt findet sich noch kein Beleg dafür, daß sie ihren Beruf auch wirklich ausgeübt hat.[37] Charlotte E. Ray, die Tochter des New Yorker Abolitionisten Charles B. Ray, legte ebenfalls ihr Examen an der Howard Law School ab und wurde, soweit bekannt ist, die erste schwarze Frau, die in den Vereinigten Staaten als Anwältin anerkannt wurde, mußte aber ihre Praxis wieder schließen, weil nicht genügend Klienten bereit waren, eine Frau (noch dazu eine schwarze) als Anwalt zu akzeptieren.[38]
Zu den ersten schwarzen Frauen, die in den Bereich der Medizin eindrangen, gehörte Caroline V. Still, Tochter zweier berühmter Mitarbeiter der »Untergrundbahn«, William und Letitia Still aus Philadelphia.[39] Dr. Still arbeitete als Assistentin im Frauen- und Kinderkrankenhaus von Neuengland, das von Elizabeth Blackwells hervorragender Mitarbeiterin Dr. Marie Zakr-zewska gegründet worden war. Aus der Krankenpflegeschule dieser Einrichtung ging auch Mary Eliza Mahoney hervor, die erste schwarze gelernte Krankenschwester, die 1879 ihr Examen ablegte und damit nur siebzehn Jahre nach der Proklamation der Emanzipation einen neuen Beruf für schwarze Frauen eröffnete.[40] Bevor jedoch selbst in den Nordstaaten wirklich viele schwarze Frauen in diesen Beruf eintreten konnten, mußten erst noch in Städten wie Chicago und Philadelphia und schließlich auch im Süden Schwesternschulen für schwarze Studentinnen eingerichtet werden. Schwarze Krankenschwestern bildeten 1908 ihre eigene Berufsorganisation, den Nationalen Verband Farbiger Krankenschwestern; diese Organisation löste sich erst 1950 auf, als schwarze Schwestern im ganzen Land als Mitglieder im Amerikanischen Krankenschwesternverband anerkannt wurden.[41] Im Vergleich dazu gelangte in diesem Zeitraum eine weitaus größere Zahl schwarzer Frauen als Lehrerinnen, Rektorinnen oder in der Schulverwaltung in qualifizierte Berufe und Führungspositionen. Im Norden wie im Süden taten sie ein fruchtbares Werk von heldenhaftem Ausmaß. Wo eine Hallie Brown oder eine Fanny Coppin, eine Anna Cooper, eine Sarah Garnet oder eine Lucy Moten am Werk waren, wuchs eine Generation von Lehrerinnen, Bildungsreformerinnen, Krankenschwestern, Ärztinnen heran; einige von ihnen sollten wiederum Gründerinnen und Leiterinnen von Grundschulen, Landwirtschaftsfachschulen und Gesundheitszentren, Frauen-Clubs, Lehrerverbänden und Mädchenorganisationen werden - wo sie Wissen und Ideen an Frauen herantrugen, denen bislang Wissen oder die Möglichkeit, es anzuwenden, verwehrt worden war.[42]