Neubeginn ...

Sophokles lesen, Freud lesen, diese erstaunliche Wahrheit entdecken: niemand entgeht dem Orakel, niemand entgeht dem Begehren.
Ebenso wie Jokaste, obgleich sie gewarnt war, es nicht hat vermeiden können, ihren eigenen Sohn zu heiraten, werden die Frauen von heute, obgleich sie belesen sind (insbesondere nach der Lektüre dieses Buches), ihrem eigenen Begehren nach »dem anderen« Geschlecht nicht den Rücken zukehren können.
Bis jetzt ist es der Mann, der versucht zu fliehen, immer ist er es, der sich davonmacht, so wie Laios in seinem Kampfwagen versucht, dem »Begehren« zu entfliehen, und dem »Tod« begegnet ...
Seit undenklichen Zeiten ist es der Mann, der das Herdfeuer verließ, und die Frau, die daheim blieb, die das ganze Gewicht der Antike auf sich nahm, verstärkt in neuerer Zeit durch das Gefühl der Schuld. Aber die Dinge können sich verändern, und eine »geschichtlich andere Zeit« wird vielleicht beginnen ...
Was werden die Männer tun, wenn auch wir unserem »Begehren« den Rücken kehren? Wer wird Kinder austragen, sie zur Welt bringen, den Fortbestand sichern, wenn wir beschließen, auf die »Mutterschaft« zu verzichten, um nicht die »Schuld« tragen zu müssen? Wenn der Mann sich weigert, sich dem Ergebnis seines Kinderwunsches zu stellen, warum sollten wir dann seine Erfüllung sichern? Wenn der Mann sich weigert, mit diesem Kind zu sprechen, warum sollten wir dann auf sein Wimmern antworten?

»Laios, gehe nicht fort, lasse mich nicht allein mit »ihm«, zusammen mit »ihr«. Du weißt doch, was geschieht, er wird nur davon träumen, mich zu heiraten, um mich dann zu töten ... Sie wird nicht aufhören, dich zu rufen, dich zu suchen, um dich einzukerkern, dich zu behalten... [1] Laios, komm, dies ist der Beginn einer anderen Zeit, das Anderswo, wo der/die andere nicht mehr zum Tode verurteilt sein wird, [2] ist schon da, und du und ich, wir werden diese Zeit gestalten.«

Texttyp

Epilog