Gertrud von Sulzbach

Gemahlin König Konrads III.

Gertrud von Sulzbach ist wie ihr Gemahl Konrad III. nur wenig ins Bewußtsein des Volkes eingegangen. Die Größe und der Glanz der ihnen Nachfolgenden, Kaiser Friedrich I. Barbarossa und der Beatrix von Burgund, überragen und überstrahlen sie. Konrad waren trotz seiner großen Fähigkeiten dauernde Erfolge nicht beschieden. Dennoch ist er, der erste König des staufischen Geschlechtes, die Vorstufe für den Aufstieg der drei folgenden Kaiser: Friedrichs I. Barbarossas, Heinrichs VI. und Friedrichs II. — die drei Berge in der Landschaft der staufischen Geschichte.
Als mit Kaiser Heinrich V., dem Sohn des den Staufern gewogenen Heinrich IV., 1125 die Salier ausstarben, wurde als deren Nachfolger Friedrich II, Herzog von Hohenstaufen als Enkel Heinrichs IV. erwartet. Gewählt wurde Lothar von Sachsen-Supplinburg, gegen den schon 1227 Konrad, der andere Enkel Heinrichs IV., als Gegenkönig auftrat. Schließlich wurde Konrad nach dem Tod Lothars von Supplinburg 1138 aus Abneigung gegen den zu mächtigen Welfen Heinrich den Stolzen in Koblenz zum König gewählt.
Konrad wird als ritterliche Erscheinung beschrieben, von edler Gestalt, ein tüchtiger Kriegsmann, leutselig und gesellig, fröhlich und zugleich mit Anwandlungen zu Frömmelei und Reuegefühlen. Seine Regierungszeit war ausgefüllt mit Auseinandersetzungen und Kriegen gegen die Welfen, dem erfolglosen Zweiten Kreuzzug, den er nach einer zündenden Predigt Bernhards von Clairvaux im Dom von Speyer gelobt hatte. In seiner Begleitung befanden sich der junge Herzog Friedrich von Schwaben, der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der als Greis beim Dritten Kreuzzug in Kleinasien sein Leben verlor, und Konrads Halbbruder, der Bischof Otto von Freising.
Gebrochen und krank aus dem Heiligen Land wieder daheim, nahm Konrad von neuem den Kampf gegen Heinrich den Löwen auf, der vorzeitig vom Kreuzzug nach Deutschland zurückgekehrt war. Als Konrad 1152 mit fünfzig Jahren zermürbt und enttäuscht starb, »stand er fast genau da, wo er begonnen hatte«. (Karl Hampe) Er starb in Bamberg und wurde dort im Dom bestattet.
Vor dem Hintergrund dieser ruhelosen Zeit und neben dem glücklosen Mann ist die Gestalt seiner Gattin zu sehen, deren Halt ihre tiefe Frömmigkeit war.
Der Vater Gertruds von Sulzbach war der Graf Berengar I., ihre Mutter, die dritte Gemahlin Berengars, Adelheid von Wolfratshausen. Sie ist eine von fünf Schwestern, von denen Bertha (Irene) mit dem Kaiser von Byzanz, Manuel I., vermählt war.
Das Geschlecht derer von Sulzbach ist seit dem 11. Jahrhundert bekannt, war mächtig in Ostfranken und im bayrischen Nordgau und im Besitz der Hauptvogtei des Bistums Bamberg, dem sich Konrad eng verbunden fühlte. Graf Berengar I. wie sein Sohn Berengar II. waren getreue Gefolgsleute Friedrich Barbarossas. Berengar II. ist in dessen Heer 1167 in Rom an der grassierenden Seuche gestorben.
Der erstgeborene Sohn Konrads und Gertruds, Heinrich (1137— 1150), der vor der Kreuzfahrt des Vaters zehnjährig zum König gewählt und gekrönt worden war, starb schon im Alter von dreizehn Jahren.
Auch der zweitgeborene Sohn Friedrich, Herzog von Rothenburg und Schwaben (1145 — 1167), starb mit 22 Jahren. Den Achtzehnjährigen hat Acerbus Morena, der Chronist von Lodi, in einer seiner ausgezeichneten Charakteristiken festgehalten:

»Er war groß für sein Alter, tapfer, ruhmbegierig, gut gebaut, breit und stämmig, hellhäutig, schön und wohlgestalt, heiter und fröhlich, mit gleichsam weißem und lockigem Haar.«

Er war also ein echter Staufer bis auf sein Körpermaß; die Staufer waren durchweg nur mittelgroß. Vielleicht ist seine Größe ein Erbteil der Mutter.
Seine Tapferkeit wurde schon als Bannerträger im Heer Friedrich Barbarossas beim Sturm auf die Tore Mailands (1162) hervorgehoben. Im Kampf gegen Rom wird ihm allerdings Kirchenschändung vorgeworfen, auch sein Trotz gegen den Vater ist ein staufischer Zug, der sich später bei Heinrich (VII.) in der Rebellion gegen den Vater Friedrich II. unheilvoll auswirken sollte. Rücksichtslosigkeit, ja Grausamkeit, erschrecken dann an Kaiser Heinrich VI. Konrads Sohn Friedrich weigerte sich, den vom Kaiser geforderten Eid gegen Papst Alexander III. zu leisten, und er scheint, wohl gegen die Absicht des Vaters, 1166 Gertrud, die Tochter Heinrichs des Löwen und der Klementia von Zähringen geheiratet zu haben.
Die Anlagen des ungestümen jungen Mannes gelangten nicht zur Reife. Im Alter von 22 Jahren wurde er in Rom im Heer Friedrich Barbarossas ein Opfer der verheerenden Seuche. Da er kinderlos geblieben war, starb mit ihm die Familie Konrads III. aus. (Seine Gemahlin Gertrud heiratete in zweiter Ehe Knut VI. von Dänemark.)
Der Widerstand gegen den Vater mochte der Grund dafür gewesen sein, daß dieser vor dem Sterben nicht ihn, sondern seinen Neffen Friedrich, den späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa, zum Nachfolger vorgeschlagen hatte. Dieser Entschluß wurde die einzige große und entscheidende Tat Konrads genannt.
In das Leben und die Geschicke Konrads und seiner Söhne ist auch deren Mutter einbezogen, über die uns nur wenig bekannt ist. Von Konrad sind zwei Episoden in der Erinnerung des Volkes wachgeblieben, die Episode von den treuen Weibern nach der Eroberung der welfischen Burg Weinsberg durch Konrad (1140); die andere Anekdote: Konrad habe vor Damaskus einem Gegner mit einem Hieb Kopf, Hals und die linke Seite abgeschlagen, ist erfunden.
Für Gottfried von Viterbo war Konrad

»im Rate ein Seneca, von Aussehen ein Paris, ein Hektor in den Waffen«.

Nach der Geburt des Sohnes Friedrich erkrankte Gertrud auf dem Wege zu ihrem Gatten; sie starb in Hersfeld 1146 im Alter von 36 Jahren. Sie ist also ihrem Gatten und beiden Söhnen im Tod vorausgegangen. Bestattet wurde sie in dem 1126 gegründeten, ehemals berühmten und sehr reichen Zisterzienserkloster Ebrach im Steigerwald, das sie wie viele andere Klöster reich beschenkt hatte. Hier ruht auch ihr Sohn Herzog Friedrich von Rothenburg.