Berengaria von Kastilien

Gemahlin Herzog Konrads - eines Sohnes Barbarossas

Von den Kindern aus der Ehe Friedrichs I. Barbarossas mit Beatrix von Burgund, deren Zahl wir nicht genau kennen, treten zwei Söhne ins helle Licht der Geschichte: Heinrich als Nachfolger des Kaisers und Philipp, der nach dem frühen Tod des Bruders die Regentschaft für den minderjährigen Enkel Barbarossas, Friedrich II., übernehmen mußte. Der erstgeborene Sohn Barbarossas, Friedrich V. Herzog von Schwaben (geboren 1164) begleitete den Vater auf dem Kreuzzug. Nach dessen Tod unterstellte sich das Kreuzheer dem mutigen, tüchtigen und klugen Friedrich, doch er erlag am 10. 1. 1191 vor Akkon der Seuche. Er war unvermählt. Sein Nachfolger im Herzogtum Schwaben wurde sein älterer ungleicher Bruder Konrad, Herzog von Schwaben (geboren um 1172).
Barbarossa ließ, wohl weil er den Mangel geistiger Bildung an sich selber spürte, seinen Söhnen eine gute Erziehung angedeihen. Der Lehrer Konrads war der Magister, Theologe, Dichter und Geschichtsschreiber Günther. Er widmete Konrad sein lateinisches Versepos über den ersten Kreuzzug »Solimarius«, dem Kaiser widmete er sein Epos »Ligurinus« über dessen Taten in Italien (Liguria — Oberitalien). Günther wurde nach dem Tod Herzog Konrads, um 1200, Mönch im Zisterzienserkloster Pairis im Elsaß. — Wir können uns den gelehrten Mann auf dem Hohenstaufen, seine Dichtungen schreibend, vorstellen.
Die Früchte seiner Erziehung an Konrad gediehen nicht. Konrad ist, wie auch sein Bruder Otto von Burgund, verdorben, zudem elend gestorben. Der Chronist von Ursberg schreibt über ihn:

»Er war gänzlich dem Ehebruch und der Unzucht, und jeder Völlerei und Unsauberkeit ergeben.«

Otto von Blasien lobt zwar seine Tapferkeit und Freigebigkeit, nennt ihn aber wild und roh;

»daher wurde er, der nach Großem strebte, doch stets das Schlechte tat, für nah und fern zum Schrecken.«

Berthold V. von Zähringen, der eine friedliche Tätigkeit dem Krieg vorzog — er ist der Gründer von Freiburg i. B. und Bern —, weigerte sich, an den Zügen des Kaisers nach Italien teilzunehmen. Da alle Anmahnungen nichts nützten, unternahm Konrad einen Kriegszug gegen ihn. Schon war er tief ins Zähringer Land eingedrungen und stand vor Durlach. Da ertappte ihn ein Mann bei seiner Frau im Ehebruch und stach ihn nieder. Nach einem anderen Bericht wollte Konrad einer Jungfrau Gewalt antun, diese aber wehrte sich und biß ihn ins linke Auge. Aus der Wunde entwickelte sich eine große schwarze Blase, an der Konrad nach drei Tagen, am 15. August 1196, im Alter von 24 Jahren starb.
Dieses Charakterbild sollte vorher gezeichnet werden, um sich das Schicksal einer Frau, dazu aus einem noblen und hohen Geschlecht, neben diesem Manne vorzustellen.
Während uns Konrads ungestüme Erscheinung in harten Umrissen deutlich wird, geht seine Frau nur schattenhaft durch die staufische Familiengeschichte. Sie wird kaum erwähnt. Selbst Erich Maschke nennt Konrad in seinem gründlichen Buch »Das Geschlecht der Staufer« als unvermählt.
In zwei spanischen Archiven hat sich die Heiratsurkunde vom 23. April 1188 erhalten, geschlossen zwischen Friedrich I. Barbarossa und dem König Alfons VIII. von Kastilien für deren Kinder Herzog Konrad und Berengaria. Die Verheiratung mag bald danach stattgefunden haben. Konrad war etwa zwanzig Jahre alt.
Das Kastilien, aus dem Berengaria nach Deutschland kam, erlebte unter Alfons VIII. (gestorben 1214) eine Glanzzeit. Die Mutter Berengarias war Eleonore, die Tochter König Heinrichs II. von England, die ebenfalls 1214 starb. Ihre Großmutter Richildis war eine Nichte des ersten staufischen Königs Konrad III.
Wir wissen nur noch, daß die Ehe zwischen Konrad und Berengaria getrennt wurde, aber nicht, wie lange sie gedauert hat. Konrad wurde acht Jahre nach der Eheschließung ermordet. Den Grund der Trennung können wir vermuten.
Der zweite Gatte Berengarias wurde nach dem Tod Konrads 1197 ihr Oheim Alfons IX., König von Leon. Er wurde durch Berengaria auch König von Kastilien. (Kastilien war ursprünglich als Erbe für Konrad bestimmt gewesen.) Die Ehe wurde trotz der nahen Blutsverwandtschaft geschlossen. Der Sohn aus dieser glücklichen Verbindung war Ferdinand III., der 1219 Beatrix, eine Tochter König Philipps von Schwaben und der Irene von Byzanz, heiratete. (Siehe das Kapitel über Beatrix!)