Die Welfin Judith

Erste Gemahlin des Herzogs Friedrich II. von Schwaben - Mutter Kaiser Friedrichs I. Barbarossas

Nach dem Tod Kaiser Heinrichs V., 1125, mit dem das salische Haus ausstarb, erhoffte Friedrich II. Herzog von Schwaben als Enkel Kaiser Heinrichs IV. seine Wahl zum König.
Die Krone fiel Herzog Lothar von Sachsen-Supplinburg zu. Als dieser 1137 starb, mußte die Wahl zwischen Welfen und Staufern entschieden werden. Der sterbende Kaiser Lothar hatte die Reichsinsignien dem Welfen Heinrich dem Stolzen übergeben, womit er ihn zur Wahl vorschlug. Gewählt aber wurde 1138 in Koblenz der Staufer Konrad, der Bruder Herzog Friedrichs II. Konrad III. wurde der erste König aus dem staufischen Hause.
Warum Herzog Friedrich II. bei der Königswahl zugunsten seines jüngeren Bruders Konrad übergangen worden war, wissen wir nicht. Daß Friedrich, der durch einen Unfall oder im Kampf ein Auge verloren hatte, weswegen er »Einaug« genannt wurde, durch diesen körperlichen Fehler von der Wahl ausgeschlossen wurde, kann als Grund nur vermutet werden. Ein anderer Grund hätte gewesen sein können, daß sich Friedrich während der Abwesenheit König Heinrichs V. als Reichsverweser sehr ländergierig gezeigt und auch nach dem Reichsgut Nürnberg gegriffen hatte, was ihm die Reichsacht eingebracht. — Friedrich stand seinem zum König gewordenen Bruder Konrad III. im Kampf gegen die Welfen zur Seite, wie er ihn gegen Lothar von Supplinburg unterstützt hatte.
Herzog Friedrich II. widmete sich um so eifriger der Hausmacht seiner elsässischen und schwäbischen Besitztümer. Der Bischof Otto von Freising, sein Halbbruder, sagte von ihm:

»Er ziehe am Schweif seines Rosses stets eine Burg nach sich«

und zeichnete von ihm das folgende Charakterbild:

»Der Herzog war im Kriege tapfer, in Geschäften gewandt, in Blick und Gemüt heiter, im Gespräch geistreich und mit Geschenken so freigebig, daß deshalb eine sehr große Menge Ritter bei ihm zusammenströmte und sich ihm zu Dienste anbot.«

Wir erkennen diese Eigenschaften bei seinem Sohn Friedrich I. Barbarossa wieder.
Dieses Bild Herzog Friedrichs II. wird im Hinblick auf seine Nachfahren durch das seiner Gemahlin Judith ergänzt. Sie fügte dem staufischen Geschlecht Züge der Welfen hinzu, die in späteren Staufern, besonders in Kaiser Heinrich VI. und in dessen Sohn Kaiser Friedrich II., deutlich hervortreten: Hochmut, Stolz, leidenschaftliche Unberechenbarkeit und Härte bis zur Grausamkeit. Den Welfen fehlte die anziehende Heiterkeit und Lebensart der Staufer.

Judith (geboren um 1107 bis 1110) war die Tochter des welfischen Herzogs Heinrich des Schwarzen von Bayern und Sachsen und der Billungerin Wulfshild, Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen. Sie war die Schwester Heinrichs des Stolzen. Die Bezeichnung Heinrich des »Schwarzen« kommt von der dunklen Haarfarbe der Welfen, einem Erbteil ihrer italienischen Vorfahren. Auch darin unterscheiden sie sich von den Staufern, deren helle Haarfarbe von allen Chronisten erwähnt wird.
Die Ehe zwischen Friedrich II. und Judith wurde zwischen 1120 und 1123 geschlossen. Sie dauerte zehn Jahre und wurde von dem charakterlichen und politischen Gegensatz zwischen Staufern und Welfen überschattet, wenngleich die Ehe mit der Absicht geschlossen worden war, zwischen beiden Häusern Frieden zu stiften. Die Kämpfe zwischen beiden entflammten nach dem Tod Heinrichs des Schwarzen (1126) und erreichten mit dessen Nachfolger, Heinrich dem Löwen, einen Höhepunkt.
Der Gemahl Judiths stand an der Seite seines Bruders König Konrad III. in diesem nur selten ruhenden Konflikt mit den nächsten Verwandten Judiths. Judith mag an diesem Zwiespalt gelitten haben. Sie starb um 1130, als der Kampf der beiden Geschlechter durch Heinrich den Stolzen unerbittlich wurde.
Die Kinder aus dieser Ehe waren ein Sohn und eine Tochter. Der Sohn wurde der erste staufische Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Die Tochter Judith, geboren 1120/1125, war seit 1139 mit Herzog Mattheus von Oberlothringen (1120—1176) vermählt.
Die Quellen über ihr Leben sind karg. Sie wird als intrigant und ehrgeizig beschrieben, auch ihr Stolz scheint welfisches Erbe zu sein. Sie konnte sich, zumal sie ihren Gemahl um achtzehn Jahre überlebte und gestützt auf ihren kaiserlichen Bruder, mit ihrem ältesten Sohn Herzog Simon II. tatkräftig der Staatsgeschäfte annehmen, was die staufischen Frauen nicht taten. Sie brachte vier Söhne und drei oder vier Töchter zur Welt. Auch ihre lange Lebensdauer von 70 Jahren unterscheidet sie von den staufischen Frauen. Sie starb 1194/95.