Liebe in den Kriegsjahren

Dich zu lieben ist wie das Leben
in den Kriegsjahren.
Ich denke wirklich an Bogart & Bergman
ohne zu wissen wer wer ist
singe aber trotzdem eine lange rauchige
Melodie in die Piano-Bar
Gläser randvoll
die letzte Flasche im Haus
während Bomben draußen
krachen, eine zerbrochene
Welt.

Ein Weltkrieg tobt
aber du und ich bleiben weiter hart
beide in unseren Köpfen
denken wir noch
wenn ich nur rankäme
an die Frau hinterm Klavier
wir schätzen einander ab
ja...

Dich zu lieben hat etwas von Verzweiflung
wie Tat oder Tod irgendwie, ich
hatte dich schon ins Auge gefaßt, als du
zum erstenmal den Entschluß faßtest, dich
von deinem Hocker zu rühren
gefährlich zu leben.

Alles im Gefühl
daß in unserem Austausch von Fotos
alter Freundinnen, von Städtenamen
und Erinnerungen
daheim in den Staaten
von den Fronten die wir hier draußen
auf dem Kontinent bemannt haben
all das im Gefühl
daß es diesmal
keine Notwendigkeit zum Widerstand
geben wird.

Liebe in den Kriegsjahren
verlangt nach dieser Art Risiko
ohne Heim das wir unser eigen nennen
Ich muß dich nehmen wie du zu mir
kommst —jedesmal wie eine Fremde
jedesmal wieder. Ohne zu wissen
welche Tode du heute gesehen hast
muß ich dich nehmen
wie du kommst vom Kampf gezeichnet
unserem Feind der Furcht widerstehend.

Wir sind alles was wir haben. Du und ich
die wir diese Kriegsmoral
aufrechterhalten
wo Lesbe
und Frau sein so unverschämt ist
wie wir sein können.
(Aus: Loving in the War Years: Lo que nunca paso por sus
labios, Boston: South End Press, 1983.)

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Texttyp

Gedichte