Nachdenken über die Prozession der Söhne der gebildeten Männer aus »Drei Guineen«

Da gehen sie, unsere Brüder, die in den Privatschulen und Universitäten erzogen wurden; sie erklimmen jene Stufen, gehen durch jene Türen hinein und wieder hinaus; steigen jene Kanzel hinauf, predigen, lehren, sprechen Recht, üben den Arztberuf aus, tätigen Geschäfte, machen Geld. Es ist immer ein erhebender Anblick — eine Prozession, die aussieht wie eine Karawane, die eine Wüste durchquert. Urgroßväter, Großväter, Väter, Onkel — alle gingen diesen Weg, trugen Talare, trugen Perücken, manche mit über der Brust gekreuzten Bändern, manche ohne. Einer war ein Bischof. Ein anderer ein Richter. Einer war ein Admiral. Ein anderer ein General. Einer war Professor. Ein anderer ein Doktor. Einige verließen die Prozession, und das letzte, was man von ihnen hörte, war, daß sie in Tasmanien seien und nichts täten; oder man sah sie, ziemlich schäbig gekleidet, am Charing Cross Zeitungen verkaufen. Aber die meisten von ihnen blieben im Tritt, liefen den vorschriftsmäßigen Weg und schafften es, für die Familie ein Haus zu unterhalten, alle mit Rind- und Hammelfleisch zu verköstigen und Arthur eine Erziehung angedeihen zu lassen. Die Prozession ist ein erhebender Anblick, ein Anblick, der uns oft veranlaßt hat, wie Sie sich vielleicht erinnern, sie seitwärts von einem der oberen Fenster aus zu betrachten, um uns dabei bestimmte Fragen zu stellen. Aber heute, seit den vergangenen zwanzig Jahren oder noch länger, ist es nicht mehr nur ein Schauspiel, eine Photographie, ein Fresko, an die Wände der Zeit gekritzelt, das wir uns mit rein ästhetischem Wohlgefallen ansehen können. Denn dort, am Ende der Prozession, trotten wir selbst. Und das ist ein Unterschied. Wir, die wir uns den Pomp so lange in Büchern angeschaut haben oder hinter Gardinen beobachteten, wie die gebildeten Männer das Haus ungefähr um halb zehn verließen, um ins Büro zu gehen, und ungefähr um halb sieben vom Büro ins Haus zurückkehrten, müssen nicht länger passiv zusehen. Auch wir können das Haus verlassen, können jene Stufen hinaufsteigen, jene Türen hinein- und wieder hinausgehen, Perücken und Talare tragen, Geld machen, Recht sprechen. Denkt nur — eines schönen Tages werdet Ihr eine Richterperücke auf dem Kopf tragen, ein Hermelincape auf den Schultern; unter dem Löwen und dem Einhorn sitzen; ein Gehalt von fünftausend im Jahr beziehen und eine Pension, wenn Ihr in den Ruhestand tretet. Wir, die wir jetzt nur mit dem simplen Federkiel agieren, können vielleicht in einem oder zwei Jahrhunderten von einer Kanzel aus predigen. Niemand wird dann wagen, uns zu widersprechen; wir werden das Sprachrohr des göttlichen Geistes sein — ein erhebender Gedanke, nicht wahr? Wer sagt uns, ob wir nicht im Lauf der Zeit eine Militäruniform anziehen werden, mit Goldlitzen auf der Brust, Schwertern an der Seite und so etwas Ähnlichem wie dem alten Kohleneimer des Hauses auf dem Kopf, wenn wir einmal davon absehen, daß dieses ehrwürdige Stück nie mit Büscheln weißen Pferdehaares geschmückt wurde. Ihr lacht — und tatsächlich läßt der Schatten des Privathauses jene Gewänder etwas seltsam aussehen. So lange haben wir private Hauskleidung getragen — den Schleier, den der Hl. Paulus empfiehlt. Aber wir sind nicht hierher gekommen, um zu lachen oder von der Männermode oder der Frauenmode zu sprechen. Wir stehen hier auf der Brücke, um uns bestimmte Fragen zu stellen. Es sind sehr wichtige Fragen, und wir haben nur wenig Zeit, um sie zu beantworten. Die Fragen, die wir uns in dieser Phase des Übergangs bezüglich jener Prozession stellen wollen und auch beantworten müssen, sind so wichtig, daß sie sehr wohl das Leben aller Männer und Frauen für immer verändern könnten. Denn wir müssen uns hier und jetzt fragen, ob wir uns jener Prozession anschließen wollen oder nicht. Unter welchen Bedingungen sollen wir uns dieser Prozession anschließen? Und vor allem, wohin führt sie uns, die Prozession der gebildeten Männer? Die Phase des Übergangs ist kurz; sie kann fünf Jahre dauern; zehn Jahre oder vielleicht nur noch ein paar Monate. Aber die Fragen müssen beantwortet werden, da sie ungeheuer wichtig sind. Wenn alle Töchter der gebildeten Männer von morgens bis abends nichts anderes mehr täten, als jene Prozession von jedem Blickwinkel aus zu bedenken, wenn sie nichts anderes täten, als über sie nachzusinnen und sie zu analysieren, Dinge nachzulesen und gedanklich neu zu ordnen und dann ihr gesamtes Denken, alles, was sie gelesen, gesehen und vermutet haben, zusammenzufassen, dann wäre ihre Zeit besser genutzt, als mit jeder anderen Aktivität, die ihnen jetzt offensteht. Aber, werden Sie einwerfen, Sie haben keine Zeit zum Nachdenken-, Sie müssen Ihre Kämpfe austragen, Ihre Miete bezahlen, Ihre Bazare organisieren. Diese Entschuldigung wird Ihnen nichts nützen, Madam. Wie Sie aus eigener Erfahrung wissen, und es gibt Fakten, die das beweisen, haben die Töchter der gebildeten Männer sozusagen immer nur von der Hand in den Mund gedacht; und das nicht etwa unter grünen Lampenschirmen an Studiertischen in den Arkaden einsam gelegener Colleges. Nein, sie haben gedacht, während sie im Kochtopf rührten, während sie die Wiege schaukelten. So haben sie uns das Recht auf unser brandneues Sechspencestück errungen. Es liegt nun an uns weiterzudenken, wie wir das Sechspencestück ausgeben sollen. Denken müssen wir. Wir wollen im Büro denken; in Omnibussen (...); wir wollen nachdenken bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Wir wollen nie aufhören zu denken — in welcher Art von ,Kultur' befinden wir uns? Was sind das für Zeremonien, und warum sollten wir an ihnen teilnehmen? Was sind das für Berufe, und warum sollten wir Geld mit ihnen machen? Kurzum, wohin führt sie uns, die Prozession der Söhne der gebildeten Männer?

Autor(en)