Integration, Sinn, Perspektive und Erinnerung sind die Themen, aus denen ältere Frauen ihre einmaligen Geschichten weben. Ältere Frauen sind lebende Vorfahren, die, wie die Spinnen-Frau in der Mythologie der Navaho, im buchstäblichen und übertragenen Sinne als Führerin fungieren. [1] Es ist die Aufgabe der älteren Frau, Rat zu erteilen, Warnungen auszusprechen und Lebensanleitungen weiterzugeben. Sie hat Lebenserfahrung gesammelt und damit das Wissen und die Berechtigung erworben, ihre Meinung frei zu äußern. Als Vorfahrin weiht sie diejenigen, die ins Leben eintreten, in die Bedeutung dessen ein, was es heißt, eine Frau zu sein. Ebenso wie die jungen Frauen und die Frauen der Lebensmitte eine bestimmte Lebensart als Ausdruck ihrer weltlichen Existenz entwickelt haben, hat auch die ältere Frau eine charakteristische Daseinsform. Ältere Frauen bemühen sich um Integration und Sinngebung im Hinblick auf ihre Lebensexperimente; sie sortieren und bewerten Beziehungen ebenso wie Dinge, indem sie, im Fortgang ihrer Entwicklung, einen Sinn für die richtige Perspektive gewinnen; sie erinnern sich an das, was war. Unabhängig von dem besonderen Inhalt, von dem das spätere Leben einer Frau geprägt ist, sind dies die bestehenden Hauptfunktionen. Ob sie in einer Beziehung oder alleine lebt, ob sie eine Großmutter ist oder eine Frau ohne Nachkommen, sie wird trotzdem an den Themen der Lebensphase einer älteren Frau beteiligt sein. Das primäre Thema der letzten Phase eines Frauenlebens ist die Integration, ein Zusammenbringen der verschiedenen Teile und Aspekte des Lebens, die zu einem logischen Ganzen zusammengefügt und vereint werden. Im Prozeß der Integration müssen die Handlungen des Lebens nicht unbedingt als positiv gewertet werden, man muß sie aber zu einer sinnvollen Einheit zusammenfügen können. Um diese Aufgabe bewerkstelligen zu können, muß eine Frau ehrlich zu den Ereignissen in ihrem Leben stehen. In ihren späteren Jahren ist die Zeit der Selbsttäuschung und der Täuschung anderer vorüber. Die Aufgabe der Integration erfordert, die Ereignisse ehrlich zu benennen und zu bezeichnen. Die Zeit, besondere Ereignisse zu verdrehen und ihnen einen anderen Anstrich zu verleihen, ist vorbei. Um die einzelnen Ereignisse in ein gesamtes Lebensgefüge einzuweben, muß man wissen, aus welchem Material diese Ereignisse bestehen. Man kann z. B. den Alkoholismus seines Ehemanns nicht dadurch bewältigen, daß man sagt: »Er wollte halt seinen Spaß haben, wenn wir ein paar getrunken hatten, das ist alles.« Die Arbeit der Integration erfordert, daß ältere Frauen die Dinge bei ihrem rechten Namen nennen müssen. Für Rose war der Prozeß der Selbstprüfung sehr schmerzhaft. Manchmal beneidet sie die Leute, die weiterhin ihr Leben dem »Glück des Vergessens« anheim geben, ohne daß ihnen Fehler, die ihnen unterlaufen sind, bewußt werden und ohne, daß sie Konflikte lösen oder Prioritäten neu setzen. Rose mußte gewisse Aspekte ihrer Persönlichkeit bewältigen, die nicht gerade sehr schmeichelhaft sind. Sie mußte sich ehrlich Klarheit über sich selbst verschaffen und sich gestehen, daß sie teilweise verunsichert war und sich sich selbst und ihrer Familie gegenüber nicht immer rechtschaffen verhalten hat.
Obwohl sie bereut, ist Rose nicht mehr uneins mit sich selbst. Sie hat es geschafft, sich selbst zu akzeptieren, und diese Anerkennung hat dazu geführt, daß sie an ihre Freunde und ihre Beziehungen höhere Ansprüche stellt. Sie hat das Gefühl, daß sie, da sie so hart mit sich selbst ins Gericht gegangen ist, kein Interesse mehr daran hat, andere in ihrem Selbstbetrug zu unterstützen. Deshalb besteht sie darauf, daß andere offen und ehrlich zu ihr sind. Sie weiß, daß dieser Anspruch manche Leute befremdet und daß ihr in den letzten Jahren vorgeworfen wurde, taktlos und schroff zu sein. Die Hauptaufgabe der Integration besteht darin, die eigene Schattenseite zu assimilieren. [2] Der Schatten ist der Teil des Individuums, der enteignet, ungelebt und oft abqualifiziert worden ist, dennoch ist er Partner der Gesamtpersönlichkeit. Das Ich besteht nicht nur aus den Seiten, die von der Öffentlichkeit anerkannt sind, sondern beinhaltet auch die Aspekte der Persönlichkeit, die als öffentlich inakzeptabel bezeichnet und verleugnet wurden, also nur im Untergrund existieren. Reaktionen wie Zorn, Geltungsbedürfnis und Auflehnung werden oft ins Schattendasein verwiesen. Mit zunehmendem Alter muß eine Frau diese kaschierten Elemente in die Gesamtheit ihrer Persönlichkeit integrieren. Hekate war eine griechische Göttin, die die Frau im fortgeschrittenen Alter repräsentierte; ihr Symbol war der Schlüssel. [3] Eine der Aufgaben im letzten Lebensstadium besteht darin, die verschlossenen Türen zu öffnen und die Teile der Persönlichkeit zutage zu fördern, die unter Verschluß gehalten und versteckt wurden. Wir brauchen einen metaphorischen Schlüssel, um die Teile der Persönlichkeit zu befreien, die vergraben und vergessen gewesen sind. Die Aktivität älterer Frauen, unfertige Dinge zur Vollendung zu bringen, ist ein Bestandteil des Integrationsthemas. Dies kann sowohl Wiedergutmachung, Wiederherstellung von gestörten Beziehungen und Vollendung von Aufgaben beinhalten, als auch an gewissen lästigen Problemen psychologisch nicht mehr zu rühren. [4] Indem man in seinem Leben Bilanz zieht, werden ungewisse Situationen zum Abschluß gebracht, wodurch sich abschätzen läßt, was noch getan werden muß. Indem man sich mit dem Prozeß der Integration auseinandersetzt, wird einem bewußt, was Erik Erikson als »persönliche Integrität« bezeichnet hat, d. h., den Sinn des eigenen Lebenswegs zu akzeptieren. [5] Ein Leben muß nicht den Lauf der Geschichte beeinflußt oder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen haben, um als sinnvoll zu gelten. Vielmehr kann ein Individuum sein Leben auch dann für sinnvoll halten, wenn es seine gesammelten Erfahrungen und Entscheidungen bejaht und bestätigt. [6] Durch innere Kohärenz und sinnvolle Beziehungen zwischen Ereignissen und Entscheidungen gewinnt das Leben an Zusammenhalt, Integrität und Bedeutung. Wenn es einem Individuum nicht gelingen sollte, eine gewisse Integrität oder Integration herzustellen, wird der Eindruck entstehen, daß das Leben keinen Sinn habe. [7] Ohne Integrität überwiegt das Gefühl, eine Reihe von zufälligen und bruchstückhaften Ereignissen gelebt zu haben, ohne den geringsten individuellen Einfluß ausgeübt und ohne ein persönliches, kulturelles oder kosmisches Ziel erreicht zu haben. Für eine Frau namens Helena bedeutet die Sinngebung ihres Lebens, sich mit dem gewaltigen Verlust ihrer gesamten Familie während des Zweiten Weltkriegs abzufinden. Der kürzliche Tod ihres Mannes war für Helena schließlich der auslösende Faktor, über ihr gesamtes Leben nachzudenken, ihren gesammelten Erfahrungen einen Sinn zu geben und das ausschlaggebende Ereignis, das ihr als junger Frau widerfahren ist, den Holocaust, zu integrieren. Sie betrachtete sich als eine Person, die die furchtbarsten Schrecken ertragen hat und dennoch durch persönlichen Einfallsreichtum und Glück überlebt hat. Helena erinnert sich nun an ihre Erfahrungen und hat ihre Geschichte über ihre Flucht aus Europa niedergeschrieben, damit zukünftige Generationen über ihren Kampf ums Dasein erfahren. Sie hat andere Überlebende des Holocausts aufgesucht, und indem sie mit ihnen Erinnerungen austauscht, kann sie sich mit ihren Verlusten abfinden. Durch ihre Bemühungen hat sie ihrem Leben wieder eine Perspektive gegeben; sie weiß, was wichtig ist und was nicht. Helena glaubt, daß ihr Überleben einen tieferen Sinn hat. Ihre erfolgreiche Erziehung von drei Kindern und ihr Einsatz für die Gemeinde, die Freunde und die Familie haben ihrer Existenz einen Sinn gegeben; sie fühlt sich in dem Leben, das sie geführt hat, bestätigt. Der Verlust ihres Ehemannes hatte zur Folge, daß sie mit dem Prozeß der Integration begann, indem sie ihrer lebenslangen Auseinandersetzung mit Verlust und Überleben einen Sinn abgewann. Neben der Integration ihrer Lebensereignisse ist die ältere Frau bemüht, Dingen eine Perspektive zu verleihen. An erster Stelle steht die Perspektive im Hinblick auf die Bedeutung ihres eigenen Lebens. Ältere Frauen sind als die »Ausdauernden« bezeichnet worden, die Frauen, die überlebt haben, die die frühe und mittlere Phase ihres Lebens hinter sich haben und in die letzte Phase ihrer Entwicklung eintreten. [8] Mit dieser Vollendung geht die Würdigung des eigenen Platzes im Universum einher, ein Verständnis darüber, wo und wie man seinen Platz ausfüllt, wie wichtig und wiederum wie unwichtig das Leben eigentlich ist. Als eine Frau in der Mitte ihrer Siebziger ist Sylvia aktiv damit beschäftigt, ihrem Leben einen Sinn zu geben und den Ereignissen eine Perspektive zu verleihen. Vielleicht weiß sie über alles andere hinaus die Rolle zu schätzen, die das Glück und die besonderen Umstände in der Entwicklung eines individuellen Lebens spielen. Während sie sich ihre persönlichen Errungenschaften und Erfolge hoch anrechnet - die Erziehung zweier gesunder Kinder, eine fünfzigjährige Ehe, in der die Liebe zu ihrem Mann und der gegenseitige Austausch fortbestehen, und eine erfolgreiche Karriere als Buchhalterin und Frau, die aktiv im Leben der Gemeinde beteiligt ist, ist sie sich ebenso bewußt, daß unvorhergesehene und unglückliche Umstände den individuellen Lebensweg dramatisch ändern können. Man hat den Eindruck, daß das, was Sylvia dem Glück und dem glücklichen Zufall zuschreibt, einer spirituellen Einstellung entspringt. Sie scheint zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß es Ereignisse gibt, die der Kontrolle der Individuen unterstehen und daß es ebenso Ereignisse gibt, über die man keine Macht hat. Sylvia glaubt nun, daß diese glücklichen Ereignisse in der Gestaltung unseres Lebens die gleiche Rolle spielen wie diejenigen, die wir direkt kontrollieren können. Sie konnte beobachten, wie ein unglücklicher Unfall im Leben einiger ihrer Freunde deren gesamten Lebenslauf endgültig verändert hat. Wenn Sylvia über ihr Leben erzählt, spricht sie vieles dem Glück des Schicksals und glücklichen Umständen zu, oder, wie sie es etwas religiöser ausdrückt, glaubt sie nun an die »Segnungen Gottes« in ihrem Leben. Die feministische Theologin Carol Christ hat das Wissen um den individuellen Platz im Universum als eine wesentliche religiöse Einsicht bezeichnet. [9] Man weiß, daß man nur ein kleiner Teil eines nie endenden Kreislaufs von Leben und Tod ist. Diese fundamentale Einsicht verursacht beim Individuum Freude und Tränen zugleich und flößt ihm Ehrfurcht vor der komplexen und unbegrenzten Erfahrung des Lebens ein. Als Teil dieser Perspektive weiß man nun um den rechten Platz der Ereignisse in seinem Leben. Ereignisse, Verhaltensweisen und Erfahrungen, die unbedeutend waren, treten in den Hintergrund. Mit der Perspektive, im höheren Alter die Ereignisse des Lebens umzuwerten, werden die Mißstände, die ehemals wichtig schienen, ebenso belanglos. [10] Perspektive beinhaltet das Wissen darüber, was wichtig und was unwichtig ist. Ältere Frauen sprechen häufig vom Heraussortieren des Wesentlichen vom Unwesentlichen, des Weizens von der Spreu. Wenn ein Individuum diese Umwertung vornimmt, die wichtigen Ereignisse hervorhebt und die unwichtigen herunterspielt, ist damit eine Möglichkeit gegeben, sich selbst mit einer neuen Geschichte auszustatten. [11] Eine ältere Frau zu werden bedeutet für Nora, daß sie sich der Geschichten von der selbstlosen Mutter und der hingebungsvollen Ehefrau entledigen mußte. Über viele Jahre spielte Nora für ihre Kinder die Rolle der Super-Mama und für ihren herrschsüchtigen Ehemann die der Super-Ehefrau. Obwohl es ihr nun etwas lächerlich erscheint, gibt Nora zu, daß die idealisierten Vorstellungen von der selbstlosen Mutter und der hingebungsvollen Ehefrau ihre Lebensweise während ihrer mittleren Jahre beeinflußt hätten. Weil ihr Ehemann während des größten Teils ihrer Ehe außerhalb der Stadt arbeitete, fühlte sich Nora ihren Kindern gegenüber verpflichtet, Mutter und Vater zugleich zu sein. Sie fühlte sich nicht nur verpflichtet, ihre Kinder emotional zu unterstützen, sondern auch bei praktischen Angelegenheiten selbst einzuspringen, indem sie sie z. B. zu sportlichen Ereignissen und anderen Aktivitäten fuhr und ihnen bei den Hausaufgaben und weiteren schulischen Aufgaben behilflich war. Heute kommt es ihr vor, als ob sie in der Tat eine alleinstehende Mutter gewesen ist. Wenn ihr Ehemann zu Hause war, plante Nora Familienausflüge, um ihren Kindern die Gelegenheit zu geben, mit ihrem Vater zusammen zusein, und ihnen das Gefühl zu vermitteln, Teil einer glücklich vereinten Familie zu sein. Um das zu erreichen, mußte sie ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken und ihre Ressentiments beherrschen, weil ihr allein die Erziehung der Kinder überlassen wurde. Sie war vornehmlich damit beschäftigt, daß ihre Familie den Anschein von glücklicher Gemeinsamkeit erweckte; dafür war sie bereit, ihre eigenen Bedürfnisse zurück zustellen. Nora glaubte, daß sie als gute Mutter dafür verantwortlich wäre, ihren Kindern ein glückliches und sorgloses Leben zu garantieren, daß sie mit ihrem ansonsten abwesenden Vater eine glückliche Zeit verbrachten. Als ältere Frau sieht Nora ihre Geschichte etwas anders. Nach vielen lebensbedrohlichen Krankheiten hat sie andere Prioritäten gesetzt. Sie glaubt nun, sich selbst gegenüber die größte Verantwortung zu haben und, nachdem sie nur für andere gelebt hat, darauf bedacht zu sein, ihr eigenes Leben zu genießen. Sie ist freiwillig im Museum der Gemeinde tätig, besucht Kunstseminare und unternimmt viele Reisen. Ihr Gefühl für Perspektive ermöglicht der älteren Frau, Erfahrungen distanzierter zu betrachten. Das Leben verlangt nicht mehr von ihr, zu gebären, aktiv zu arbeiten oder schöpferisch tätig zu sein. Statt dessen ist sie eine gute Beobachterin der Arbeit, jemand, der mit dem »kalten Blick der Hexe« schaut, um zu sehen, was wichtig und was unwichtig ist. [12] Durch diesen Sinn für das richtige Verhältnis fühlen sich andere manchmal unbehaglich. Es kommt der älteren Frau zu, die »Dinge beim Namen zu nennen«, weil sie die Dinge sieht, wie sie sind. Nachdem ihre Kinder nun erwachsen sind und das Elternhaus verlassen haben, glaubt Margot, daß es an der Zeit sei, sich auf ihre eigene Entwicklung und auf sich selbst zu konzentrieren. Da sie kaum noch den Anforderungen anderer nachkommen muß, hat sie mehr Zeit, sich ihrem eigenen Wachstum zu widmen. Beruflich hat sich Margot in den letzten paar Jahren umorientiert, indem sie ihre Patienten nicht mehr direkt versorgt. Sie hält nur noch Vorträge, ist als Beraterin tätig und schreibt. Sie betrachtet sich nun selbst als eine Mentorin, eine Art Guru, der sich »auf irgend etwas spezialisiert hat«. In ihrer Rolle als Beraterin wird sie mit einem System konfrontiert, das sie beobachtet, dann erstellt sie eine Expertise, und damit ist ihre Arbeit getan. Sie befindet sich nun in der Rolle der älteren Weisen Frau, der es möglich ist, den Prozeß aus der Distanz zu behandeln und zu kommentieren. »Die Mutter ist permanent engagiert, sie ist immer zu nah an dem Geschehen.« [13] Der Großmutter ist es jedoch möglich, aus einer Position der Distanz objektiver und leidenschaftsloser vorzugehen, wobei sie trotzdem Expertin des Arbeitsprozesses bleibt und das Geschehen kommentierend begleiten kann. Margot muß die Arbeit nicht mehr selbst machen. Sie kann Anweisungen erteilen und Expertisen erstellen, die auf ihren eigenen Erfahrungen als Mutter und Frau der Lebensmitte basieren. Bei dem Prozeß der Umwertung ihrer Lebensereignisse grenzt die ältere Frau das Unwichtige aus und vernachlässigt die Dinge, die nicht mehr notwendig sind. Dieses Reduzieren mag darin bestehen, daß man sich eines gewissen Besitzes entledigt oder daß man besondere Beziehungen beendet oder abkühlen läßt; es mag ebenfalls bedeuten, daß bestimmte Rollen und Verantwortlichkeiten geändert werden. Besondere Erwartungen, die ehemals wichtig waren und in der Lebensgestaltung eine Rolle spielten, können nun vernachlässigt werden. Der Prozeß, sich der unwichtigen Dinge zu entledigen, ist als das »Gesetz der Übertragung« bezeichnet worden. [14] Statt einer progressiven Anhäufung des Besitzes, der Beziehungen und der Verantwortungen wie in der Zeit der Lebensmitte erfolgt nun eine Reduzierung dessen, was man für wertvoll erachtet, und ein Dahinschwinden der Dinge, die man nicht mehr benötigt oder für unwichtig hält. Es sollte nicht überraschen, daß sich Individuen oft auf das Wesentliche, auf den Grund ihres eigenen Seins konzentrieren, indem sie darüber befinden, was nicht nur für sie selbst, sondern auch für das Leben und die Entwicklung im allgemeinen von besonderer Bedeutung ist, wenn erst einmal ein Teil des Wirrwarrs im Leben beseitigt ist. [15] Zentrieren und konzentrieren sind, historisch gesehen, die Domäne der älteren Frau. Hestia, eine griechische Göttin, die mit der alten Frau in Verbindung stand, war die Göttin des Zentrums, des Heims und des Herdes. [16] Obwohl sie nicht verheiratet war und keine Familie hatte, wurde ihr ein Ehrenplatz im Zentrum des Hauses, der Stadt und des heiligen Ortes Delphi zugewiesen. Es war Hestias Aufgabe, die Seele heimzuführen, indem sie auf die inneren Werte verwies und das Individuum darüber aufklärte, was wichtig und unwichtig war. [17] Indem ein Individuum an Perspektive gewinnt und die Aspekte aus seinem Inneren und aus seinem Leben verbannt, die unbedeutend und entbehrlich erscheinen, wird schließlich das zurückbleiben, was für das eigene Sein von wesentlicher Bedeutung ist. Ein weiteres Thema der Lebensphase der älteren Frau ist die Erinnerung. Ein Teil des letzten Stadiums in der Entwicklung einer Erwachsenen besteht darin, sich dessen zu erinnern, was einmal war. In der skandinavischen Mythologie wurde eine weise Frau »Saga« genannt, was soviel wie »sprechende Frau« bedeutet. [18] Dieser Begriff hat die Bedeutung einer Erzählung oder einer Geschichte erhalten. Es war die Aufgabe der älteren Frau, der weisen Frau des Stammes, die Geschichten ihres persönlichen Lebens, ihrer Familie und ihrer Kultur zu kennen, im Gedächtnis zu speichern und weiterzuerzählen. Dafür muß sich eine Person an das erinnern und das ins Gedächtnis zurückrufen können, was zuvor geschehen ist. In der Theorie C. G. Jungs wurde darauf hingewiesen, daß unsere kollektiven Geschichten und Volksmärchen tatsächlich den Archetyp der älteren Frau verkörpern. [19] Es scheint, als ob Geschichten und Volksmärchen die ältere Fraulichkeit repräsentieren, und wenn wir Geschichten, Mythen und Rituale um Wissen und Weisheit befragen, ersuchen wir in Wirklichkeit die alte Frau um Rat, die potentiell in allen von uns existiert. In der jüdischen Kultur heißen die Geschichten, die von einer Generation zur nächsten weiter vermittelt werden, bubbe Meises, was wörtlich übersetzt »Großmutters Geschichten« bedeutet. Dies waren die Geschichten, die von den Großeltern und den Älteren erzählt und von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurden. Sie wurden mit der älteren Frau assoziiert, die als die Wahrerin dieser Erzählungen betrachtet wurde. Manchmal nimmt die Erinnerung die Form eines aktiven Lebensrückblicks an, in dem das Individuum die Lebensereignisse katalogisiert und aufzeichnet, indem es auf das zurückgreift, was geschehen ist, und dies in eine chronologische und logische Ordnung übersetzt. [20] Dieses Ordnen geschieht sowohl im eigenen Interesse, weil es dem Prozeß der Integration dient, als auch im Interesse der künftigen Generation. In einigen Familien schreiben die älteren Frauen ihre Lebensgeschichte nieder, um sie ihren Nachkommen weiter zuvermitteln. In ihrem Lebensrückblick hat Eleanor begonnen, ein Sammelalbum über wichtige Ereignisse in ihrem Leben zusammenstellen. Weil sie in ihrer Gemeinde an einigen Aktivitäten teilgenommen hat, wurden in der Gemeinde- und Kirchenzeitung Artikel über sie veröffentlicht. Sie ist im Besitz einer großen Sammlung von Informationen und Erinnerungen, die ihren Lebensweg umreißen. Sie hat beschlossen, diese zu sammeln und sie ihren Kindern zu hinterlassen. Auf diese Weise werden ihre persönlichen Erinnerungen der letzten Jahre ein Vermächtnis an ihre Kinder sein, das ihnen die Möglichkeit gibt, auf Eleanors Leben zurückzublicken und hoffentlich aus einem Teil ihrer Erfahrungen etwas zu lernen. In Hans Christian Andersens Märchen »Mutter Holunder« beschwört ein kleiner Junge ein gewaltiges Bild aus der Vorzeit herauf, während er krank im Bett liegt und von seiner Mutter und einem Nachbarn gepflegt wird. [21] Das Bild besteht aus einem großen Baum, in dessen Ästen eine alte Frau sitzt. Unter dem Baum befinden sich ein Mann und eine Frau, die in Erinnerungen über ihr Leben schwelgen. Als der kleine Junge fragt, welche Bedeutung diese Geschichte für ihn habe, wird er auf eine Reise geschickt, auf der ihm die Ereignisse seines Lebens vorausgesagt werden. Er sieht, daß er eines Tages der alte Mann sein wird, der unter dem Baum sitzt und in Erinnerungen schwelgt. Er fragt die alte Frau im Holunderbusch, die ihn in die Welt der Träume geschickt hat, nach ihrem Namen, und sie sagt ihm: »Aber eigentlich heiße ich Erinnerung. Ich bin es, die in dem Baum sitzt, der wächst und wächst, ich kann mich erinnern, ich kann erzählen.« [22] Sie ist eine Verkörperung dieses Aspekts der älteren Frau, deren Aufgabe darin besteht, sich zu erinnern und die Geschichten zu wiederholen, die sie sich im Laufe ihres Lebens angeeignet hat. Das Wissen der älteren Frau ist ein Wissen, das aus den Erfahrungen des Lebens schöpft. Es ist kein Wissen, das man sich durch eine formale Ausbildung oder durch die Lektüre von Büchern aneignen kann. Es handelt sich vielmehr um ein Wissen, das sich jeder Frau erschließt, wenn sie auf ihr eigenes Leben zurückblickt und sich auf dessen Rhythmus und Motive konzentriert. [23] Am Ende des Lebens einer Frau schließt sich der Kreis gewisser Aspekte ihres Seins; die ältere Frau ähnelt weitaus stärker einer jüngeren Frau als einer Frau der Lebensmitte. Die junge Frau ist voller Energie; ihre Fülle besteht jedoch aus ungelebten Möglichkeiten, alles befindet sich im Stadium der Antizipation, weil sie noch nicht begonnen hat, die wesentliche Geschichte ihres Lebens umzusetzen. Auch die ältere Frau empfindet eine gewisse Fülle, sie ist dagegen aber voller realisierter und gelebter Möglichkeiten. Sie birgt diese ehemaligen Potentialitäten real in sich. Sie integriert und sammelt diese erlebten Erfahrungen, indem sie ihnen eine Ordnung verleiht und zueinander in Beziehung setzt.
Eine typische ältere Frau
Anns Geschichte
Ann, eine Witwe in ihren frühen Sechzigern, lebt, wahrscheinlich zum allerersten mal, ihr eigenes Leben. Während ihrer gesamten Ehezeit führte ihre Identität ein Schattendasein. Sie wurde fast ausschließlich über ihre Rolle als Ehefrau und Mutter definiert. Wer sie eigentlich wirklich war, blieb sowohl anderen als auch ihr selbst verborgen. Im nachhinein erinnert sich Ann, nur selten eindeutige Ziele gehabt zu haben. Nachdem sie das College besucht hatte, entsprach sie passiv den Erwartungen, die an Frauen ihrer Generation gestellt wurden. Sie dachte: »Ich werde heiraten, Mutter sein und eine glückliche Familie haben.« Ihre eigenen Pläne überschritten nicht die Grenzen dieser traditionellen Vorstellungen. Sie »lebte so dahin« und dachte niemals daran, wie sie ihr eigenes Leben gestalten würde, da sie die Rollen als Ehefrau und Mutter als Umschreibung ihrer Identität akzeptierte. Ann heiratete einen sehr traditionsbewußten Mann, dessen Erwartungen denen gleichkamen, die sie an sich selbst stellte. Sie entsprach der Rolle einer Frau: Sie kochte, kümmerte sich um die Kinder und um den Haushalt und war das Bindeglied zwischen der Familie und der Gemeinde. Sie war der Elternteil, der den Kontakt zur Schule, zur Kirche und zu den Nachbarn aufrecht erhielt. Sie erinnert sich, daß sie in den frühen Ehejahren oft das Bedürfnis hatte, den Einschränkungen dieser festgelegten Rollen zu entfliehen. Obwohl sie zwei kleine Kinder hatte, gelang es ihr trotzdem, ein Wochenende zu entkommen. Eine ihrer Schwestern paßte auf ihre Kinder auf, und Ann verabschiedete sich für zwei Tage, um herauszufinden, wer sie eigentlich war, bevor sie in die Rollen der Ehefrau und Mutter geschlüpft war. Ihr Ehemann konnte ihr Bedürfnis, all dem zu entfliehen, nicht verstehen. Er war der Ansicht, daß sie sich glücklich schätzen könne, ein erfolgreiches Leben zu führen, um das sie die meisten Frauen beneiden würden. Ann glaubt, daß sie während des größten Teils ihrer Ehe- und Mutterjahre ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinter denen der anderen zurückstellen mußte. Aufgrund der Zeitabstände zwischen ihren einzelnen Kindern dauerte Anns Mutterschaft von ihren frühen Zwanzigern bis zur Mitte ihrer fünfziger Jahre. Deshalb wurde ihr Leben fast fünfunddreißig Jahre lang von diesen traditionellen Rollen und den typischen Aktivitäten der Lebensmitte geprägt. In der letzten Phase ihres Lebens, seit Beginn ihrer Witwenschaft, hat Ann begonnen, ihr eigenes Leben unabhängiger und individueller zu gestalten. Ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein, hat sie einige Jahre vor dem Tod ihres Mannes begonnen, sich auf dieses Stadium ihres Lebens vorzubereiten. Nachdem ihre zwei ältesten Kinder das Elternhaus verließen, hatte Ann das Gefühl, daß ihre Rolle als Mutter beendet war. Sie beschloß, eine Anstellung zu finden, und war glücklich, als eine Stelle in der Verwaltung ihrer Kirche frei wurde. Ann schreibt diese Entwicklung einer Verbindung von glücklichen Umständen und innerer Eingebung zu. Sie weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ihr diese Stelle in der Kirche nicht angeboten worden wäre. Durch ihre Tätigkeit außerhalb des Hauses hat Ann eine Anzahl von Leuten kennen gelernt, wobei sie gleichzeitig ermutigt wurde, ihr Selbstverständnis nicht nur über die Rolle einer traditionellen Ehefrau oder Mutter zu beziehen. Ann glaubt, daß es wichtig ist, vor dem Tod ihres Mannes an einer neuen Identität gearbeitet zu haben. Als sie ihren Ehemann verlor, verlor sie gleichfalls die offizielle Bezeichnung »Ehefrau«. Im Gegensatz zu den vielen Frauen innerhalb ihres Bekanntenkreises legte sie keinen allzu großen Wert auf eine konventionelle Witwenschaft, zumal dem Status der Ehemaligen Ehefrau eine ähnliche soziale Bedeutung zukommt wie dem der Ehefrau. Bei diesen Frauen wird die Rolle der Ehefrau durch die Rolle der Witwe ausgetauscht, und sie führen weiterhin ein Leben, als ob ihre Ehemänner nicht gestorben wären. Sie schwelgen in ihren Erinnerungen, sprechen über ihre Ehemänner und bleiben in ihrer Vorstellung und Phantasie der Rolle verbunden, die sie den größten Teil ihres Erwachsenenlebens gespielt haben.
Ann ist sowohl stolz als auch überrascht über ihre Unabhängigkeit und Selbstbehauptung. Angesichts des Lebens, das sie in ihren mittleren Jahren geführt hatte, hätte sie sich ihre Witwenschaft anders vorgestellt. Sie hat das Gefühl, durch ihre Arbeit außerhalb des Hauses viele neue Dinge über sich selbst gelernt zu haben; sie hat sich auf die unterschiedlichsten Beziehungen eingelassen und beginnt, sich als Frau mit anderen Fähigkeiten und Talenten zu betrachten, als dies ihre Rolle als Mutter erforderte. Ann besitzt die Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren und diese Personen in ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung zu fördern und zu ermutigen. Als sie ihre Kinder groß zog, hatte Ann das Gefühl, eine gewisse Autorität ausüben zu müssen. Im nachhinein glaubt sie, daß sie mit ihren Disziplinierungsmaßnahmen gegenüber ihren Kindern zu streng und dogmatisch gewesen ist. Sie fühlte sich verpflichtet, ihre Kinder zu guten Erwachsenen zu erziehen. Da ihre Kinder das Produkt ihrer Erziehung sein würden, mußte sie mit ihnen behutsam umgehen, ohne die Kontrolle zu verlieren. Als Vorgesetzte und Leiterin ihrer Mitarbeiter ist es ihr nun möglich, etwas flexibler zu sein, einen gewissen Abstand zu haben und den Leuten Wachstum und Entwicklung zu konzedieren, ohne ihnen zu strenge Kontrollen und Regeln aufzuerlegen. Sie ist anderen Ansichten gegenüber aufgeschlossen, und sie ist, im Verhältnis zur Zeit ihrer Lebensmitte, weitaus flexibler. Sie hat einen größeren Abstand zu den Dingen, und sie fühlt sich bei weitem nicht so dogmatisch und totalitär, wie sie es in ihren mittleren Jahren war. Sie kommentiert ihre Veränderung folgendermaßen: »Ich betrachte mich nun als eine Persönlichkeit; ich sehe mich nicht ausschließlich als eine Frau.« Es scheint, als ob sie sich bei der Überwindung der restriktiven Rollen der Ehefrau und Mutter zu einer aufgeschlossenen und uneingeschränkten Persönlichkeit entwickelt hätte. Ann sagt, sie habe zum erstenmal in ihrem Leben Freunde aus allen Altersgruppen. Sie kann sich nicht mehr vorstellen, daß sie nur noch mit Müttern oder gleichaltrigen Frauen verkehrt. Sie kommt nun sowohl mit Frauen und Männern zusammen, die ihre Kinder sein könnten, als auch mit Gleichaltrigen und Älteren. Sie sagt: »Meine Welt ist größer als damals, als ich noch Mutter und Hausfrau war.« Ihr Rollenwechsel außerhalb der Familie hat auch ihr Verhältnis zu ihren Kindern beeinflußt. Ann meint, daß sie ihren drei Kindern wie eine eigenständige Persönlichkeit und nicht wie eine Mutter entgegen tritt. Diese Änderung vollzog sich am leichtesten bei ihrer jüngsten Tochter, die Ann in ihrer Rolle als traditionelle Mutter weitaus kürzere Zeit erlebte als ihre anderen Kinder. Für die anderen beiden Kinder, die das Elternhaus verließen, als sich Ann noch mit der Rolle als Ehefrau und Mutter identifizierte, ist der Übergang von der Mutter zu einer eigenständigen Persönlichkeit etwas langsamer vor sich gegangen. Sie möchte jedoch mit all ihren Kindern die traditionellen und konventionellen Rollen überwinden, um die Frau zu sein, die sie ist, d. h. eine erfüllte und vollkommene Persönlichkeit. Als sie den Pflichten und Aufgaben einer Mutter nachkam, fühlte sich Ann innerhalb ihrer Familie und von ihren Kindern anerkannt. Nun hat sie das Gefühl, um ihrer selbst willen anerkannt zu werden. Dies ist ein wichtiger Unterschied. Oder, wie sie es ausdrückt: »Keiner braucht mich mehr. Die Leute lieben mich, sie sind gern mit mir zusammen, aber sie brauchen mich nicht, so wie Kinder ihre Mutter brauchen.« Ann ist sehr glücklich darüber, nur noch sich selbst gegenüber verantwortlich zu sein. Obwohl sie gewiß ihren Verantwortungen und Verpflichtungen als Ehefrau und Mutter ohne Zorn und Ressentiments nachkam, ist es für sie eine Erleichterung, all dies hinter sich gebracht zu haben. Wenn sie ihr Wochenende plant oder darüber nachdenkt, was sie am Abend unternehmen könnte oder wie sie ihre Ferien verbringt, weiß sie, daß sie nur für eine Person verantwortlich ist. Diese Freiheit gibt ihr die Gelegenheit, nur noch dem nachzugehen, was sie braucht und was sie will. Sie braucht ihre eigenen Wünsche nicht den Wünschen anderer Leute unterzuordnen. Es sollte nicht erstaunen, daß Ann den Entschluß gefaßt hat, wahrscheinlich nicht noch einmal zu heiraten. Wenn sie auf ihre eigene Ehe zurückblickt, fühlt sie sich glücklich und zufrieden, dennoch zieht sie den Schluß: »Mein Bedürfnis nach Liebe, Unterstützung und Partnerschaft ist nicht so stark, daß ich meine Unabhängigkeit opfern würde.« Nachdem sie so viele Jahre von einer Rolle und einer Reihe von Verpflichtungen und Erwartungen definiert wurde, ist es für Ann wichtig, ihre eigene Frau zu sein, und sie bezweifelt, in einer intimen Beziehung leben zu können, ohne einen Teil ihrer Persönlichkeit opfern zu müssen. Momentan zieht es Ann vor, auf ihre innere Stimme zu hören, anstatt sich durch eine intime Beziehung mit einer anderen Person ihre Autonomie nehmen zu lassen. Obwohl sie es ablehnt, noch einmal zu heiraten, ist Ann ein sehr sozialer Mensch. Sie verbringt ihre Zeit mit ihren Töchtern und mit Freunden aus der Kirche und aus der Gemeinde. Andere Leute sind für sie wichtig, wobei sie jedoch Wert darauf legt, die Möglichkeit zu haben, als eigenständige, unabhängige Person mit diesen anderen Leuten in Beziehung zu treten. Indem sie sich mehr Klarheit darüber verschafft hat, wer sie eigentlich ist und welche Prioritäten sie zu setzen habe, hat Ann herausgefunden, daß sie sich von gewissen Dingen trennen müsse, und zwar sowohl von materiellem Besitz als auch von bestimmten Einstellungen und Werten. Dadurch schafft sie Raum für andere Seiten ihres Selbst, die in der Vergangenheit ignoriert wurden. Ann bezeichnet diese Jahre als eine »Zeit, in der Dinge reduziert wurden«. Sie hat nicht mehr den Wunsch, materiellen Besitz zu erwerben. Sie sagt statt dessen: »Ich möchte mir nichts mehr anschaffen. Ich möchte die Hälfte dessen, was ich schon habe, loswerden.« All das, was sich in vierzig Jahren angesammelt hat, ist Ann lästig, und während sie die Komplexität ihres Lebens gern reduzieren möchte, indem sie sich auf die wesentlichen und wichtigen Dinge beschränkt, hat sie aber keine Lust, die Zeit für ihre momentane Entwicklung einzuschränken, um den Keller in ihrem Haus aufzuräumen. Vielmehr möchte sie ihre Zeit mit Aktivitäten ausfüllen, die ihr Wissen und ihre Perspektive erweitern. Sie geht gern auf Reisen, ins Theater und besucht gern Konzerte. Ihr ist bewußt geworden, daß viele Dinge, die uns wichtig erscheinen und uns beschäftigen, insbesondere im Hinblick auf die Anhäufung von Besitz und Reichtum, letztendlich nicht die sind, die einen Menschen glücklich machen. In dieser letzten Phase ihres Lebens weiß Ann neuerdings wieder ihre Mutter zu würdigen. Als sie aufwuchs, empfand sie ihre Mutter als eine etwas strenge Frau, die trotz ihrer Zurückhaltung und Unabhängigkeit ihren sechs Kindern die notwendige Unterstützung und Pflege zukommen ließ. Wenn sie nun auf ihr eigenes Leben zurückblickt, weiß Ann viele Eigenschaften ihrer Mutter, die eine ziemlich unabhängige und fortschrittliche Frau war, zu schätzen. Vor ihrer Ehe hatte Anns Mutter ein eigenes Unternehmen gegründet und war, finanziell gesehen, sehr erfolgreich. In der Tat heiratete sie nicht vor der Mitte ihrer dreißiger Jahre, und zu diesem Zeitpunkt brachte sie eine Mitgift in ihre Ehe, die groß genug war, um ein Haus zu kaufen und ihren Mann mit einem geschäftlichen Startkapital auszustatten. Als sie heiratete, war sie der überlegenere Partner. Ihre Ehe war außergewöhnlich gleichberechtigt, und sie teilte sich mit ihrem Ehemann die häuslichen Aufgaben. Ann erinnert sich, daß ihre Mutter morgens gern länger schlief, weshalb ihr Vater die Aufgabe übernahm, die sechs Kinder anzuziehen, das Frühstück zu machen und die Kinder zur Schule zu schicken. Für Ann war das nichts Ungewöhnliches, da es die einzige Realität war, die sie kannte. Als sie andere Familien näher kennen lernte, fiel ihr auf, daß es für eine Frau ungewöhnlich war, soviel Unabhängigkeit im Haus zu haben wie ihre Mutter. Innerhalb der Gemeinde vertrat Anns Mutter oft einen unpopulären politischen Standpunkt, indem sie sich für die Menschenrechte einsetzte und sich somit von der konservativen Einstellung der anderen absetzte. Sie setzte sich ebenso für die Ausbildung von Frauen ein und besuchte eine Diskussionsgruppe für Frauen, die eine Vorläuferin der feministischen Bewußtseinserweiterungsgruppen war. Erst jetzt ist Ann bewußt geworden, daß ihre Mutter eine unabhängige Frau war, die sich nicht von gesellschaftlichen oder familialen Erwartungen, wie eine Frau ihr Leben zu führen habe, einschränken ließ. Indem sie selbst aus bestimmten traditionellen Mustern und Rollen ausgebrochen ist, hat sich Ann mit ihrer unabhängigen und selbstbewußten Mutter immer stärker identifiziert. Als sie in ihre letzte Lebensphase eintrat, hat sie dieses persönliche Porträt in ihr eigenes Bewußtsein integriert. Diese Verbindung zu ihrer eigenen Mutter ist besonders bedeutungsvoll, weil man als ältere Frau nicht nur mit der folgenden, sondern auch mit der vorherigen Generation in Verbindung und Beziehung tritt. Persönlich und psychologisch gesehen, fühlt sich Ann mit ihrer Mutter und deren Ansichten jetzt stärker verbunden als in ihren mittleren Jahren.
Beziehungen der älteren Frau
Beziehungen sind ein wichtiger Bestandteil im Leben einer älteren Frau. Als Vorfahrin pflegt sie Verbindungen und Beziehungen persönlicher und universeller Art. Im späteren Teil ihres Lebens ändern sich die Beziehungen älterer Frauen. Alte Beziehungen werden oft umdefiniert und erhalten eine neue Bedeutung. Einige Beziehungen, die ehemals wichtig waren, werden aufgegeben; Leute sterben oder ziehen fort. Wenn ältere Frauen die Natur, Gott oder die Gesellschaft anderer Frauen ergründen, werden häufig Verbindungen mit einer kosmischeren oder universelleren Gemeinschaft geknüpft. Wenn eine Frau in das letzte Stadium ihrer Entwicklung tritt, wird sie eher dazu neigen, die Beziehungen aufzugeben, die die Verwirklichung ihrer Persönlichkeit behindern oder einschränken könnten. Die Beziehungen, die von ihr eine Anpassung an gewisse Erwartungen, Rollen und Verantwortungen fordern, treten oft in den Hintergrund. Frauen sind kaum noch bereit, allein für die Aufrechterhaltung einer Beziehung ihre Identität aufs Spiel zu setzen. Dieser Einstellungswandel einer Frau zu ihren Verbindungen mit anderen hat verschiedene Gründe. Erstens leben einige derjenigen, die übermäßige Forderungen gestellt haben, nicht mehr; autoritäre Väter sind verstorben oder verschwunden, und patriarchalische Ehemänner haben oft weniger Macht, sind oft bedürftiger und befinden sich nicht mehr in einer Position,
um autokratische Forderungen stellen zu können. [24] Darüber hinaus wissen Frauen zu berichten, daß sie mit zunehmendem Alter weniger Lust verspüren, anderen gefällig sein zu müssen oder dem äußeren Druck und den äußeren Standards zu entsprechen. [25] Das Alter bringt gewisse Privilegien mit sich; da sie so viele Jahre überlebt hat, fühlt sich eine Frau oft ungezwungener, sie selbst zu sein. Eine ältere Frau hat ein größeres Vertrauen in ihr eigenes Stehvermögen und ist sich gewiß, alles bewältigen zu können, was auch immer ihr vom Leben in den Weg gelegt wird. [26] Deshalb muß sie sich weniger denjenigen unterordnen, die Forderungen an sie stellen. Ein Individuum fühlt sich sicherer, etwas zu riskieren, sogar den Verlust einer Beziehung hinzunehmen, um sich selbst gegenüber treu zu bleiben. Deshalb ändert sich mit zunehmendem Alter einer Frau die Bedeutung der Beziehungen. Man bleibt in Verbindung, ist aber nicht mehr bereit, die Beziehungen über die eigene Verwirklichung und Entwicklung zu stellen. Über viele Jahre hat Connie die Familie ihres Ehemannes toleriert, obwohl man sie oft verächtlich behandelt und ihr das Gefühl vermittelt hat, unerwünscht zu sein. Einladungen zu Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen wurden nur an ihren Ehemann adressiert, wobei Connie auf eine unachtsame und schmerzhafte Art ausgeschlossen wurde. Oft überlegt sie, ob man sie vernachlässige, weil die Familie ihres Ehemannes sie nicht mochte oder weil man sie für so unbedeutend hielt, daß es ihnen überhaupt nicht in den Sinn kam, sie einzubeziehen. Um ihrem Ehemann entgegen zukommen und um die Beziehungen, die ihre Kinder zum größeren Familienkreis unterhielten, aufrechtzuerhalten, nahm Connie jahrelang diese Kränkungen auf sich. Als sie jedoch in die letzte Phase ihres Lebens trat, hatte sie das eindeutige Gefühl, daß sie diese Beleidigungen nicht mehr wünsche und nicht mehr ertragen müsse. Vor fünfzehn Jahren, in ihren späten Sechzigern, brach Connie die Beziehungen zur Familie ihres Ehemanns total ab. Nachdem sie keine Einladung zur Taufe eines Neffen erhielt, beschloß sie, niemals mehr an irgendeiner Aktivität teilzunehmen, die mit diesen Leuten zu tun hätte. Sie meinte, darüber befinden zu können, was sie mit ihrer Zeit mache. Auch war sie sich ihres Wertes bewußt, so daß sie es nicht mehr nötig hatte, mit Leuten zusammenzukommen, von denen sie erniedrigt wurde. Ihre Fähigkeit, der Familie ihres Ehemannes die Grenzen zu weisen, resultierte nicht nur aus einem gesteigerten Bewußtsein, gewisse zwischenmenschliche Beziehungen kontrollieren zu können, sondern auch aus ihrem geringeren Interesse daran, was andere Leute über sie dachten. In ihren jüngeren Jahren war Connie an ihrer gesellschaftlichen Stellung in ihrer Gemeinde und an ihrer Position im Freundes- und Familienkreis interessiert. Sie und ihr Ehemann hatten nur geringe Einkünfte, und sie fühlte sich im Verhältnis zu anderen Leuten aufgrund ihrer finanziellen Situation oft unbedeutend. Mit zunehmendem Alter beurteilte sie sich selbst und andere Leute nicht mehr nach diesen Wertmaßstäben. Ihr wurde in zunehmendem Maße bewußt, daß ihr Wert nicht durch die Quantität ihres Besitzes gemessen werden könne, sondern durch ihre Persönlichkeit und die Qualität ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie beurteilt Leute nun nach ihren persönlichen Eigenschaften und investiert weniger Zeit als sonst, nach »besseren« Leuten Ausschau zu halten, mit denen sie sich unterhalten könne. Ihre Fähigkeit, die Menschen um ihrer selbst willen zu akzeptieren, trug dazu bei, auch sich selbst als Person zu akzeptieren und nicht mehr den gesellschaftlichen Status über die persönlichen Eigenschaften zu stellen. Die ältere Frau kann es sich leisten, ehrlich in ihren Beziehungen zu sein. [27] Wenn sich eine Frau ihres eigenen Werts bewußt ist und ihre Identität akzeptiert, dann weiß sie auch, daß sie mit ihrer Direktheit nichts zu verlieren hat. Ein weiterer Grund, warum sich Beziehungen mit zunehmendem Alter einer Frau ändern, besteht darin, daß ein langes Leben wirkliche Verluste mit sich bringt. Einige der Leute, mit denen man verbunden war, Menschen, die man geliebt und geschätzt hat, sterben. Ein Individuum muß über den Verlust einer wichtigen Person trauern, dennoch muß gleichzeitig die Bereitschaft bestehen, weiterhin mit anderen in Kontakt zu treten und positiv und bejahend auf neue Lebensexperimente einzugehen. Verlust heißt nicht Verlust der eigenen Lebenserfahrung oder Verlust aller Beziehungen. Es ist der reale Verlust von Menschen, die einem wichtig waren. Aus der Perspektive eines bereits gelebten Lebens ist es einer Frau möglich, über ihre Verluste zu trauern, indem sie wichtige Leute dafür zu würdigen weiß, was diese einmal waren, ohne den eingetretenen Verlust über- oder unterzubewerten. Es ist wichtig, daß eine Frau den Verlust derjenigen, die ihr lieb waren, ohne Verbitterung hinnimmt. [28] Gelegentlich fühlen sich Frauen verärgert und von denjenigen betrogen, die vor ihr sterben. Sie mag ihre Verbitterung als einen Grund benutzen, um sich bestehender Beziehungen zu entledigen. Indem sie sich ihrer Trauer hingibt, achtet sie nicht nur die geliebte Person, die sie verlassen hat, sondern auch ihre gegenwärtigen und zukünftigen Beziehungen. Man muß eine Möglichkeit finden, seine seelischen Beziehungen zu den Verstorbenen aufrechtzuerhalten, ohne in der Vergangenheit zu leben und ohne sich an den ehemals wichtigen Erinnerungen festzuklammern. Seine Erinnerungen weiterhin zu pflegen und mit den verlorenen Beziehungspartnern imaginär und innerlich verbunden zu bleiben kann eine wertvolle Erfahrung sein. [29] Diese fortgeführte Beziehung gibt einem die Möglichkeit, sich realiter weiter zuentwickeln, anstatt nur in der Vergangenheit zu leben. Während es wichtig ist, daß Frauen selbst im letzten Stadium ihres Lebens neuen Beziehungen gegenüber aufgeschlossen sind, sollten diese Beziehungen mit einer gewissen Zielvorstellung aufgenommen werden. Das Individuum muß die Beziehung aufgrund ihrer Qualität zu würdigen wissen. In den Beziehungen, die im letzten Stadium des Lebens geknüpft werden, gibt es weniger Spielereien und Täuschungen. Sie werden als das akzeptiert, was sie sind, ob es sich dabei um eine Kameradschaft handelt, um ein kreatives Abenteuer oder nur um eine Gelegenheit, zusammenzusitzen, sich zu unterhalten und in Erinnerungen zu schwelgen. Man hat realistische Erwartungen, und aus diesem Grund können Beziehungen, die im letzten Stadium des Lebens geknüpft werden, wirklichkeitsnäher und ehrlicher sein. Diese neuen Beziehungen werden von Leuten geknüpft, die sich darüber im klaren sind, was sie brauchen und was sie wollen. Als ältere Frau hat Connie das Gefühl, über mehr Macht und Autonomie zu verfügen, um darüber zu entscheiden, wie sie ihre Zeit verbringt. Insbesondere ist sie im Hinblick auf ihren Freundeskreis sehr wählerisch geworden. Connie ist eine lebhafte, gesellige Frau, und man könnte vermuten, daß sie jeden sozialen Kontakt haben. könnte, an dem sie interessiert wäre. Als wir uns unterhielten und das Interview führten, klingelte das Telefon einige Male, weil irgend jemand nur mit ihr plaudern oder ein eventuelles Treffen planen wollte. Connie hat jedoch das Gefühl, daß sie sich nicht auf jeden einlassen muß, der einen Teil ihrer Zeit in Anspruch nehmen möchte. Sie kann darüber entscheiden, wie sie ihre Zeit verbringt, und sie toleriert keine, wie sie sagt, »Beschwerden und nutzlosen Plaudereien«. Sie ist vielmehr daran interessiert, ihre Zeit mit Leuten zu verbringen, die einen sinnvollen, emotionalen und intellektuellen Dialog führen möchten. Bezeichnenderweise glaubt Connie das Recht zu haben, ihre eigenen Prioritäten zu setzen, wenn es um Beziehungen geht, und sich nicht auf jeden einlassen zu müssen, der sie besuchen möchte. Im letzten Stadium ihres Lebens wird einer Frau auch die Möglichkeit geboten, Beziehungen zu knüpfen, die sie jenseits des familialen oder persönlichen Bereichs mit allen Schichten, allen Rassen und selbst dem Planeten auf eine sinnvolle Weise verbinden. [30] Ältere Frauen übermitteln Wissen und Weisheit von einer Generation zur nächsten. Diese Weisheit mag sie der Familie vermitteln, sie kann aber ebenso an eine größere Gemeinschaft von Männern und Frauen weitergereicht werden. Dies geschieht durch Geschichten, persönliche Genealogien, gesammelte Lebensweisheiten, die in Form von Poesie oder Prosa niedergeschrieben sind, oder durch gesammelte Kochrezepte, die in der Kirche oder in der Gemeinde herumgereicht werden. Man teilt das, was man gelernt hat, mit der größeren Welt und baut auf diese Art eine lebendige Verbindung über das Ich hinaus mit den anderen auf.
In der letzten Phase ihres Lebens treten Frauen mit kulturellen Vorstellungen allgemeiner Art, mit der über den persönlichen Interessen stehenden Entwicklung der Frauenfrage in Verbindung oder in Beziehung. Älteren Frauen wurde die ultimative Autorität zugesprochen, darüber zu befinden, was es heißt, eine Frau zu sein. [31] Sie haben alle Stadien des Lebens einer Frau durchlaufen und bergen die vielen verschiedenen Möglichkeiten in sich, die eine Frau realisieren kann. In diesem Sinne ist jede ältere Frau eine symbolische Summierung weiblicher Lebenserfahrung, und auf diese Weise ist sie Teil einer Verbindung der weiblichen Erfahrung, die zurückreicht in eine Zeit, bevor sie gelebt hat, und die in eine Zeit vorausweist, in der sie nicht mehr leben wird. Diese Verbindung zu dem, was als »mütterliche Linie« bezeichnet wurde, ist eine wichtige Erfahrung im Alterungsprozeß von Frauen. [32] Die ältere Frau fühlt sich als ein Teil eines allgemeinen Zyklus weiblicher Entwicklung. Ungeachtet dessen, welche Wahl man für sein besonderes Leben getroffen hat, bleibt man ein Glied in der Kette weiblicher Entwicklungsmöglichkeiten. Man muß keine Kinder gebären oder Enkelkinder haben, um Teil der mütterlichen Linie zu sein, die die Frauen der einen Generation mit denen der nächsten verbindet. Oft träumen ältere Frauen von magischen Objekten, Ritualen und Tempeln. [33] Es scheint, als ob sich Frauen auf einer unbewußten Ebene ihrer Verbindung zu einer überpersönlichen weiblichen Präsenz bewußt sind, indem sie in ihren Träumen Bilder des Lebens auswählen, die das Persönliche überbrücken und sie mit denjenigen verbinden, die in einer anderen Zeit gelebt, aber ähnliche weibliche Erfahrungen gemacht haben. Im letzten Teil ihres Lebens entwickeln Frauen eine stärkere Beziehung zu ihrem Selbst. Diejenigen, die ihr Selbstverständnis über ihre Beziehungen und ihre Sorge um andere vermittelt bekamen, sind oft zu der Einsicht gekommen, daß die Sorge um sich selbst auch eine Art der Pflege ist. [34] Frauen berichten, daß sie sich die Freiheit nehmen, ihren eigenen Wünschen, Bedürfnissen, Vorlieben und Neigungen nachzukommen. [35] Oft gewinnt im letzten Lebensstadium ein vernachlässigtes Interesse an Bedeutung, weil sich eine Frau in den Jahren ihrer Lebensmitte auf Pflege und Erziehung oder schöpferische Aktivitäten konzentrieren mußte. Ein Grund, warum College-Programme lebenslangen Lernens für viele ältere Frauen so attraktiv sind, mag darin bestehen, daß sie bestimmte Seiten in sich entdecken, die bisher ignoriert oder verleugnet wurden. Nun ziehen sie es vor, durch Ausbildungsprogramme, durch Reisen oder durch vielschichtige Erfahrungen die Seiten in sich zu kultivieren, die zeitweilig in den Hintergrund treten mußten. Als Rose, eine Frau, die schon einmal weiter oben erwähnt wurde, eine junge Frau war, hatte sie den Wunsch, Schriftstellerin zu werden, und sie wurde auf der Oberschule zu schöpferischem Schreiben ermutigt. Ihre Eltern boten ihr die Möglichkeit, das College zu besuchen, aber sie wollte unbedingt ihren eigenen Weg gehen und Geld verdienen, so daß sie das Angebot ihrer Eltern ablehnte. Das Fehlen einer College-Ausbildung wurde von Rose sehr bedauert, und dies hat ihr Selbstverständnis und ihre konkreten Lebenserfahrungen beeinflußt. Trotz alledem, was sie erreicht hat, fühlt sie sich oft aufgrund ihrer fehlenden formalen Ausbildung gegenüber ihren Freunden und sogar gegenüber ihren eigenen Kindern minderwertig. Bezeichnenderweise hatte Rose die Vernachlässigung ihrer Ausbildung und der literarischen Karriere, die sie anstrebte, selbst zu verantworten. Diese Wege waren für sie nicht aufgrund der Gedankenlosigkeit ihrer Eltern oder aus ökonomischen Gründen blockiert, sondern durch ihre übereilte Entscheidung als junge Frau. Mit der nüchternen Betrachtung im hohen Alter sieht eine Frau weitaus klarer als aus der impulsiven und unbesonnenen Perspektive einer jungen Frau. [36] In ihren späten Fünfzigern beschloß Rose, dieses Defizit in ihrer Ausbildung zu beseitigen, indem sie sich an einem örtlichen College immatrikulierte. In den folgenden drei Jahren ging sie als ordentliche Studentin aufs College, besuchte Seminare, absolvierte Prüfungen und schrieb Semesterarbeiten. Sie wollte sich selbst prüfen und den leichteren Weg, nur Vorlesungen zu hören oder am Erwachsenen-Bildungsprogramm teilzunehmen, vermeiden. Sie hatte das Gefühl, sich um viele Möglichkeiten gebracht zu haben, weil sie sich als junge Frau entschieden hatte, aus finanziellen Gründen so schnell wie möglich eine Arbeit aufzunehmen. Rose hat ihre College-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und ist stolz darauf, den ehemals begangenen Fehler teilweise wieder behoben zu haben. Mit zunehmendem Alter ändern einige Frauen ihre äußere Erscheinung, indem sie ihr Haus renovieren und sich selbst ein neues Aussehen geben. Während diese Änderung das Entstehen von etwas Neuem andeuten kann, mag es ebenso Ausdruck des eigenen Geschmacks einer Frau sein, eines Geschmacks, der zwar immer Teil ihrer selbst war, aber unterdrückt oder verleugnet werden mußte, weil sie immer den Bedürfnissen und Erwartungen anderer entsprechen mußte. Nun, da sie sich selbst respektiert, treten Aspekte in Erscheinung, von denen keiner wußte, daß sie existieren. Viele Frauen sagen sich mit zunehmendem Alter: »Jetzt bin ich an der Reihe, indem ich das mache, was ich will, die zu sein, die ich sein möchte, die Erfahrungen zu machen, die ich machen will, ohne irgendwelchen Einschränkungen unterworfen zu sein, ohne Anforderungen an mich stellen zu lassen.« Eine derartige Aussage hinterläßt einen egoistischen Eindruck, weil sie von einer Frau kommt, die über eine lange Zeit selbstlos gelebt hat. Es handelt sich aber um eine Aussage, die eine neue Beziehung zur eigenen Person widerspiegelt, eine neue Respektierung und Würdigung des innersten Selbst eines Individuums, das über die gesamte Lebensmitte in den Hintergrund zu treten hatte.
Übergänge in der Lebensphase der älteren Frau
Teilweise ist der Mangel an Ritualen zur Kennzeichnung des Übergangs einer Frau von der Lebensmitte zur späteren Phase darauf zurückzuführen, daß das letzte Stadium eines Frauenlebens als wertlos eingestuft und verleugnet wird. Während darauf hingewiesen wurde, daß es an Ritualen mangelt, um die Entwicklung im Verlauf eines Frauenlebens im allgemeinen zu kennzeichnen, zeichnet sich der Übergang zum späteren Leben durch einen besonders starken Mangel an religiösen, sozialen und kulturellen Ritualen aus. [37] In einigen Kreisen wird der Versuch unternommen, eine Zeremonie für ältere Frauen einzuführen, wenn sie das Alter von sechsundfünfzig Jahren, das Alter der »weisen Alten« erreicht haben, eine Zeremonie, die in fröhlicher und bemerkenswerter Art und Weise den Übergang einer Frau in den letzten Teil ihres Lebens kennzeichnet. [38] Derartige Zeremonien sind jedoch bisher auf eine sehr kleine Gruppe von Frauen beschränkt geblieben. Es gibt viele Gründe für den Mangel an Ritualen, die den Übergang ins spätere Leben markieren. Der offensichtlichste Grund besteht darin, daß es sich bei dem, was als »hohes Alter« bezeichnet wird, um ein Lebensstadium handelt, das nicht sehr geschätzt ist. Keine möchte sich eingestehen, in diesen letzten, wichtigen Teil ihrer Entwicklung eingetreten zu sein. Die Verunglimpfung dieses Lebensstadiums und das Fehlen von rituellen Markierungen spiegeln unser Unbehagen an einigen der Aktivitäten der älteren Frau wider, etwa an der Reflexion, der Introspektion und der Integration. In unserer Kultur wird inneren Tätigkeiten kein großer Wert beigemessen; es ist für uns leichter, mit einer Zeremonie oder einem Ritual eine Lebensphase zu würdigen, die mit einem konkreten Produkt oder einer nach außen gerichteten Handlung verbunden ist. Als Gesellschaft sind wir bemüht, den Übergang in die Lebensphase der älteren Frau zu leugnen.
Es wird vermutet, daß Frauen ihr Alter leugnen, weil das Bekenntnis zu einem bestimmten Lebensalter eher dem Eingeständnis eines Mangels gleichkäme, als zu bekunden, daß man einer respektierten Gemeinschaft beigetreten sei oder schon Mitglied dieser Gemeinschaft ist. [39] Wir werden von der Werbung in den Medien aufgefordert, uns jung zu fühlen und jung auszusehen, und uns wird nun tatsächlich gesagt, daß »man so alt sei, wie man sich fühlt«. Alle uns umgebenden Mächte stecken unter einer Decke und sind konspirativ am Werk, um den Übergang in das letzte Lebensstadium zu leugnen. Wenn wir glauben, für immer jung bleiben zu können, dann brauchen wir nicht über die Lebensmitte hinaus zu altern. Ehemals wurden die Falten einer Frau als ein Zeichen der Ehre erachtet. Jede Falte war ein Indiz für die Zunahme an Weisheit, gut durchlebter Jahre und wertvoller Erfahrung und Einsicht. [40] Bedenken wir nur, wie weit sich unsere heutige Auffassung von dieser Vorstellung über Falten entfernt hat, die nicht mehr als Linien der Weisheit betrachtet werden, sondern als Linien der Mißbilligung, als Zeichen der Verbitterung und Frustration. Die Werbeindustrie und die Medien ermutigen Frauen, diese Linien, die die Jahre der Erfahrung und des Lebens physisch markieren, zu kaschieren, zu verleugnen und sogar chirurgisch beseitigen zu lassen. Ein weiterer Grund, warum der Übergang ins letzte Stadium des Lebens so schwierig ist, besteht darin, daß das hohe Alter als etwas relativ Obskures betrachtet wird. Durch die Abwertung des hohen Alters verweist man es in eine Schattenzone, und deshalb können wir nicht wissen, welche Handlungen und Aktivitäten uns im letzten Lebensstadium erwarten. Die Domäne der älteren Frau ist derartig mangelhaft umschrieben, daß sich Frauen weigern, von dem Stadium, das ihnen bekannt ist und das sie erfolgreich bewältigt haben, in dasjenige überzuwechseln, das abgewertet wird und ihnen unbekannt ist.
Als Gesellschaft sind wir uns oft nicht im klaren darüber, wie z. B. eine Frau ihre Sexualität zu definieren habe, sowie sie ein gewisses Alter erreicht hat. Viele Frauen fühlen sich nach den Wechseljahren nicht mehr als Frauen; es ist, als ob sie zu dem werden, was Simone de Beauvoir als das »andere Geschlecht« bezeichnet hat, eine Frau, die weder Mann noch Frau wäre und unter eine anonyme »andere« Kategorie fällt. [41] Ebenso verhalten sich jüngere Frauen gegenüber älteren Frauen oft, als ob es sich um kuriose Antiquitäten handle, die ehemals wirkliche Menschen waren, aber nun keinen festen Platz mehr innerhalb der Gesellschaft innehaben. In der Tat haben einige Feministinnen kritisiert, daß sich die Frauenbewegung vornehmlich aus jungen Frauen und Frauen mittleren Alters rekrutiere, und haben allen Frauen dringend geraten, sich des Werts und der Rolle der älteren Frau bewußt zu werden. Frauen müssen ältere Frauen nicht so behandeln, wie es der Rest der Gesellschaft praktiziert, als ob sie ein Nichts wären, wie Dinosaurier, die vom Aussterben bedroht sind. [42] Claire kann sich an keinem Muster orientieren, wie sie aus der unmittelbar kreativen und erzieherischen Rolle ihrer Lebensmitte herauskommt, ungeachtet der Tatsache, daß sie sich in der Mitte ihrer sechziger Jahre befindet. Ihre eigene Mutter starb als eine verbitterte und einsame Frau; Claire hat die Vorstellung, daß eine ältere Frau in einer Höhle lebt und nur gelegentlich Besuch von außerhalb erhält. Diese Isolation kommt für sie dem Tod gleich, und sie hat die Befürchtung, daß ihr nichts weiter übrig bleibt, als »mit den Damen zu speisen« und ihr Leben allein zu führen, nachdem sie die aktive, kreative Phase ihres Lebens verlassen hat. Auf einer persönlichen Ebene fällt vielen Frauen der Übergang ins höhere Alter schwer, weil die von ihnen angenommene Identität stark mit den Aktivitäten und der äußeren Erscheinung in der Lebensmitte verbunden sind. Viele haben die Erfahrung gemacht, in den Spiegel zu schauen und diejenige, die ihnen entgegenblickt, nicht mehr wiederzuerkennen. [43] Ihr inneres Bild von ihrer äußeren Erscheinung und ihrer Person deckt sich nicht mit dem Bild von einer Frau mit grauem Haar und faltigem Gesicht. Ähnlich verhält es sich, wenn die Identität einer Frau eng mit gewissen Aktivitäten verknüpft ist, ob es sich dabei nun um die Mutterschaft, das Aufziehen einer Familie oder die Leitung eines Geschäfts handelt. Wenn diesen Aktivitäten ein Ende gesetzt ist, kann eine Frau einen grundlegenden Bruch mit ihrem Selbstverständnis erfahren, wodurch dem Übergang ins nächste Stadium ihres Lebens etwas Abruptes und Unangenehmes anhaftet. [44]
Wenn Frauen den Übergang von der Lebensmitte zum späteren Leben antreten, müssen sie sich in einem bestimmten Maße bewußt sein, eine Phase in ihrem Leben zu beginnen, die geschätzt und wertvoll ist, eine Lebensphase, die heutzutage klarer umschrieben ist, als dies bisher der Fall war. Einige Autorinnen haben darauf hingewiesen, daß wir den Begriff »Wechseljahre« wörtlich zu nehmen haben. »Wechseljahre« ist der populäre Begriff für die Menopause und bezieht sich auf die biologischen Veränderungen, die in einer Frau in dieser Zeit ihres Lebens stattfinden. Es wurde angeregt, daß Frauen diese »Wechseljahre« als eine Gelegenheit wahrnehmen, um ihr Leben psychologisch und real grundlegend zu ändern. [45] Einige Frauen berichten, ein neues Gefühl von Freiheit und Erleichterung zu empfinden, wenn ihre erwachsenen Kinder schließlich selbständig geworden sind. [46] Wenn das Selbstverständnis einer Frau von ihren erzieherischen Verantwortungen geprägt war, mag die Aussicht auf ein Ende dieser Verantwortungen, bei positiver Einschätzung dieser Gelegenheit, die Chance bieten, andere Seiten an sich zu entdecken.
Während der Lebensmitte erleben einige Frauen einen Wechsel von der Kindererziehung zu schöpferischen und erzieherischen Aufgaben außerhalb des Hauses. Der Übergang von der Lebensmitte zur Lebensphase der älteren Frau erfordert eine Reduzierung der erzieherischen Aktivitäten insgesamt. Oft hört man von Frauen, die sich nicht mehr um ihre Familien kümmern müssen oder verwitwet sind: »Ich bin so froh, daß ich nicht mehr für irgend jemanden kochen muß.« Obwohl diese Aussage recht vieldeutig ist und die Verleugnung eines Verlustgefühls oder einer Veränderung widerspiegeln mag, kann sie ebenso symbolischer Ausdruck der Erleichterung einer Frau sein, sich nicht mehr um andere kümmern und ihre gesamte Lebensenergie und schöpferische Kraft für andere verausgaben zu müssen. Diese »Wechseljahre« können ebenso einen Richtungswechsel beinhalten, und zwar von der Beschäftigung mit den anderen zu einer stärkeren Konzentrierung auf das eigene Selbst und dessen Entwicklung. Es kann eine Zeit sein, in der Frauen Dinge erproben, die sie niemals zuvor getan haben, indem sie aus dem engen Umkreis ihrer Kernfamilien heraustreten, unabhängiger werden, sich stärker auf sich selbst konzentrieren und sich in eine völlig andere Richtung entwickeln. [47] Eine Frau, die mit ihrer Familie verstrickt oder über alle Maßen beschäftigt war, ihre Kinder erzog, ein Geschäft leitete oder ein Unternehmen aufbaute, mag das Gefühl haben, freier zu sein und ihre eigene Frau zu sein, wenn sie den Übergang zum letzten Stadium ihres Lebens vollzieht. Anstatt als Einsamkeit oder Isolation erfahren zu werden, birgt diese Trennung die Möglichkeit von Autonomie und Differenzierung. Die Schriftstellerin Ursula LeGuin sagt: »Sie muß sich selbst, ihr drittes Ich, ihr Alter gebären.« [48] Es gibt keine Hebammen, wenn eine Frau in das letzte Stadium ihres Lebens zur Welt gebracht wird. Beim Übergang in das letzte Lebensstadium handelt es sich um den schwierigsten Übergang, den eine Frau vollzieht.
Wenn sie ihre späten Jahre antritt, trägt sie in sich all die Erfahrungen ihrer Vergangenheit. In ihr lebt immer noch die junge Frau, die sie ehemals war, die Frau, die vormals frei und ungezähmt lebte. Sie birgt auch die Empfindungen ihrer Lebensmitte in sich, d. h. der Frau, die pflegte, behütete und Dinge schuf. Hierbei handelt es sich nicht mehr um Phantasien oder imaginierte Entscheidungsfreiheiten, sondern vielmehr um reale Handlungen und reale Erfahrungen, die gelebt wurden. Alle Aspekte des eigenen Lebens müssen in das nächste, neue Lebensstadium integriert und übertragen werden. Darüber hinaus muß die Art und Weise, wie die Einstellungen der jungen Frau und die Handlungen der Frau der Lebensmitte übertragen werden, die Perspektive und Integration der älteren Frau widerspiegeln. Man mag weiterhin gewisse Aktivitäten antizipieren, aber Antizipation ist weder das Zentrum noch der Brennpunkt im Leben. Eine Frau, die mit siebzig Jahren weiterhin auf den Mann ihrer Träume oder das Abenteuer ihres Lebens wartet, ist eine Frau, die sich nicht aus dem Themenkreis der jungen Frau gelöst hat. [49] Die ältere Frau muß Perspektiven. antizipieren, indem sie weiß, daß Abenteuer und Möglichkeiten vor ihr liegen, aber diese nur im Kontext eines schon gelebten Lebens anzusiedeln sind. Die Frau in ihren späten Jahren bringt ihre kreativen Möglichkeiten zum Ausdruck, aber mit dem perspektivischen Wissen, daß Schöpfungen oft nur von kurzer Dauer sind, daß sie den Kräften und Rhythmen der Natur unterworfen sind und daß man etwas Schönes und Mächtiges gestalten mag, aber Schöpfung im Leben dennoch nicht alles bedeutet. Das kreative Selbst ist nur ein Teil der Gesamtpersönlichkeit. Der älteren Frau ist bewußt, daß ihr Leben ein vollendeter Kreislauf ist; ein Kreislauf, der sowohl Tod und Verlust als auch Geburt und Schöpfung enthält. Dieses Bewußtsein mindert nicht die Freude, die die ältere Frau in ihren Erfahrungen empfindet, vielmehr werden diese dadurch bereichert, daß sie nun weiß, daß sie Ende und Anfang enthalten. Wenn Frauen in das letzte Stadium ihres Lebens treten, ist es wichtig, daß sie dieses Stadium als einen Teil der weiblichen Gesamtentwicklung akzeptieren.
Dieses letzte Stadium sollte an und für sich als gut und wertvoll bejaht werden, obwohl man es nicht glorifizieren sollte. Es besteht eine Tendenz, den Schaden zu reparieren, der dem Image der älteren Frau zugefügt wurde. In der »Göttinnen-Literatur« wurde z. B. der Versuch unternommen, das Bild von der alten Weisen Frau zu glorifizieren und wieder auferstehen zu lassen. Alte Frauen haben besondere Lebensthemen; sie haben ihren besonderen Wert; sie haben ihren Platz in dem all-umgreifenden Leben einer Frau und dem all-umgreifenden Leben einer Kultur. Sie haben einen Platz, der sich von dem der jüngeren Frau und von dem der Frau der Lebensmitte unterscheidet. Er ist nicht besser; er ist nicht schlechter. Um für uns einen ausgeglichenen Standpunkt über die Bewegung im Leben einer Frau zu erhalten, muß jedes Stadium ihres Lebens als solches bewertet werden; weder idealisiert, weil es den Bedürfnissen anderer entspricht, noch verunglimpft, weil es anderen nicht von Nutzen ist. Jedes Stadium muß für sich im Leben jeder einzelnen Frau und im Leben des weiblichen Selbst gleich wichtig sein.