Vorwort

Schimpfende Weiber und patriotische Jungfauen

Unter dem optimistischen Titel »Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit« hatte sich im Wintersemester 1983/84 ein Frauenforschungsseminar am Ludwig-Uhland-Institut mit dem politischen Verhalten von Frauen in der Revolution 1848/49 beschäftigt. Daraus entstand eine Projektgruppe [1] von 13 Frauen, die diese Arbeiten fortsetzte und die Forschungen auch auf den Zeitraum des Vormärz ausdehnte. Im Verlauf der Untersuchungen ergab sich eine wesentliche Veränderung der Fragestellung, die sich programmatisch in dem (inzwischen wieder gekürzten) Arbeitstitel »Schimpfende Weiber, patriotische Jungfrauen und Mütter der Nation« niederschlug.
Bei unseren Forschungen klammerten wir bewußt die Protagonistinnen der damaligen Frauenbewegung aus; wir schreiben also nicht über Louise Otto oder Mathilde Anneke, die die ersten Frauenzeitungen [2] in Deutschland herausgegeben haben, oder jene Herolnen, die auf den Barrikaden in Berlin, Leipzig, Wien oder Baden gekämpft hatten.[3] Als Kulturwissenschaftlerinnen interessierte uns vielmehr das politische Verhalten und die Einstellungen von Durchschnittsfrauen< und der Zusammenhang von Politik und Alltag. Wir wollten wissen, wie Alltagserfahrungen und die Lebenssituation von Frauen politisches Handeln strukturierten und wie umgekehrt Politik in den Alltag eingriff.
Dieser komplexe Ansatz, der weibliche Lebensweise, politische Handlungsmuster wie auch das ganze Geflecht von Ideologie und Einstellung umfaßt und diese in Bezug zur politischen Bewegung 1848/49 setzt, ließ sich allerdings nur in detaillierten Mikrostudien realisieren, Mikrostudien, die für das politische Engagement der Frauen 1848/49 exemplarischen Charakter besitzen. Wir beschränkten unsere Untersuchungen von vorneherein auf einen geschlossenen sozialen und kulturellen Raum. Wir untersuchten Frauen in Württemberg, einem Land, in dem es keine spektakulären politischen Kämpfe gab, in dem sich aber das Profil der politischen Bewegung 1848/49 deutlich abzeichnete.[4] Arbeiten über die politische Kultur 1848/49, die seit einigen Jahren in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt am Ludwig-Uhland-Institut durchgeführt werden, schufen entsprechend günstige Voraussetzungen für unser Vorhaben.[5]
Bereits die ersten Recherchen ließen erkennen, daß Fraueninteressen in die demokratischen Forderungen der bürgerlichen Revolution 1848/49 nicht miteinbezogen waren. Forderungen nach Gleichberechtigung, wie sie z.B. Louise Otto formuliert hatte,[6] waren zwar bis nach Württemberg gedrungen, doch stand die Gleichstellung der Frau hier nicht auf der Tagesordnung der Revolution, zumindest gibt es keine öffentliche Erklärung von württembergischen Frauen, in denen solche Ansprüche formuliert worden wären. Dennoch waren württembergische Frauen in vielfältiger Weise ins Revolutionsgeschehen eingebunden und politisch tätig. Welchen Leitbildern und Strukturen weibliche Politik 1848 folgte, und wo möglicherweise die Blockierungen eines eigenständigen Emanzipationsanspruches lagen, rückte als Frage in den Vordergrund unserer Untersuchungen. Wo fanden Frauen ihren Platz in einem politischen Ereignis, das fraglos männerdominiert war?
Mit den gängigen Vorstellungen von Politik und Revolution kamen wir dabei nicht weiter. Solange Politik entlang der Geschichte institutioneller Entschei-dungsprozesse oder entlang von Bewegungen und Organisationen definiert wird, bleiben Frauen in der politischen Geschichte des 19. Jahrhunderts marginal. Frauen besaßen 1848 kein Wahlrecht und konnten keine politischen Ämter übernehmen. Frauenverhalten am politischen Handlungs- und Entscheidungsspielraum der Männer zu messen, hätte zwangsläufig in eine Sackgasse geführt. Über Frauen in der Revolution zu arbeiten, erforderte einen radikalen Perspektivwechsel, eine andere Auffassung von Politik und politischem Handeln und eine Umkehrung der »Relevanzhierarchie« der historischen Forschung.[7]
Hermeneutisch-interpretative Verfahren sollten dabei die historisch-kritische Methoden ergänzen. Uns ging es zuerst einmal darum, sehr genau hinzusehen, wo Frauen überhaupt auftraten und genannt wurden. Dies bedeutete, auf Nebensätze zu achten und über den Weg der ergänzenden Umfeldbeschreibungen und der Analyse sozialer Beziehungen und kultureller Sinnzusammenhänge zu einem Bild der Frauenaktivitäten zu gelangen.[8] Uns war daran gelegen, die Perspektive und die Erfahrung der Frauen zu rekonstruieren, zu verstehen, was sie taten und wollten und in welchen Kontext sie selbst ihr Handeln stellten. Geleitet von einer gewissen »Andacht zum Detail«[9] ist unsere Arbeit materialbezogen, bewußt oft deskriptiv und in der Sprache quellennah. Als feministische Forscherinnen versuchten wir, die kulturellen Definitionen des Weiblichen der damaligen Zeit zu interpretieren und nicht, den Frauen unsere Verbitterung über jahrhundertealte patriarchale Strukturen überzustülpen und damit eigentlich das Ergebnis schon vorzuformulieren: Frauen waren unterdrückt und blieben es auch nach der Revolution.
Auch wenn manche der Frauenaktivitäten aus heutiger Sicht peripher oder in ihren ritualisierten Formen bizarr erscheinen, haben wir uns bemüht, die Frauen und ihre Tätigkeit ernst zu nehmen und zu fragen, was Revolution in ihrem Lebenszusammenhang und ihrem »Erwartungshorizont«[10] bedeutete. Geschrieben aus der Perspektive der Frauen, tritt der Verlauf der,offiziellen< Revolution in diesem Buch manchmal in den Hintergrund;[11] die Revolution wird dort aktuell, wo sie das Leben der Frauen beeinflußte und diese aktiv waren. Obwohl wir den männlichen Part in der Regel mitreflektieren, wirkt unsere Darstellung vielleicht so »einseitig«, wie es die >Geschichte der Männer< oft ist. Es war nicht unser Ziel, die Geschichte total umzuwerten und nun zu behaupten, daß allein Frauen Revolution gemacht haben. Wir wollten jedoch herausarbeiten, daß Revolutionen bestimmte Formen der Kooperation zwischen Männern und Frauen voraussetzen. Verglichen mit der gängigen Revolutionsforschung [12] führt unser Vorgehen manchmal zu einer fast befremdenden und fremden Perspektive auf das revolutionäre Geschehen, wobei diese Fremdheit ein Teil der Methode ist.[13] »Der andere Blick«[14] verändert die Prämissen der politischen Bewertung und manche Aktion gewinnt, mit den Augen der Frauen betrachtet, ganz neue politische Dimensionen: Wer erwartet in einem Buch über die Revolution Artikel über Liebe, Mädchenerziehung, Mode und Haushaltsführung? Diese Themen haben indessen eminent viel mit dem revolutionären Geschehen zu tun. Revolution besteht eben nicht nur aus Haupt- und Staatsaktionen auf der Bühne der großen Politik. Jede revolutionäre Bewegung ist eingebettet in die bestehenden Strukturen des Alltags. Wir suchten Frauen deshalb dort, wo sie lebten und Politik machten. Auf der Straße oder auf dem Markt, in der Schule und am Nähtisch, auf der Ehrentribüne bei Festen und im Ballsaal, im Liederkranz und beim Frauenverein.
Uns ging es um die Möglichkeiten und Inhalte der politischen Partizipation von Frauen, und zwar nicht nur im Hinblick auf politische Entscheidungsprozesse, sondern auch mit Blick auf die sich in der Revolution verändernden sozialen Räume,[15] eine Entwicklung, die auch für Frauen von politischer Bedeutung war. Immerhin erhielten bürgerliche Frauen 1848 erstmals Zutritt zu einer bisher männlich definierten politischen Öffentlichkeit; sie konnten (wenn auch nur) als Zuhörerinnen an Parlamentssitzungen und Gerichtsverhandlungen teilnehmen, Vereins- und Volksversammlungen besuchen (Lipp IV 4). Frauen forderten ihren Teil »an der grossen Weltenerlösung, welche der ganzen Menschheit, deren eine Hälfte (sie waren), Glück, Einheit, Freiheit und Gleichheit bringen« (ESP 19.10.1850) sollte. 1848/1849 entstanden eigenständige Frauenvereine, die einen neuen Kommunikationszusammenhang zwischen Frauen schufen (Kuby IV3). Frauen trugen damit wesentlich zum politischen Formierungsprozeß des damaligen Bürgertums bei, nicht zuletzt dadurch, daß die Frauenvereine in Zeiten schwerer politischer Auseinandersetzungen das soziale Netzwerk der revolutionären bzw. demokratischen Bewegung stabilisierten und politische Flüchtlinge und Inhaftierte unterstützten.
Revolutionäre Aktionen dürfen nicht als isoliertes politisches Handeln von Männern gesehen werden; wie die Untersuchung lokaler Aufstandsbewegungen in einem württembergischen Dorf (Bechtold-Comforty II. 2) und der Widerstand der Frauen in Heilbronn (Schubert II. 3) zeigt, bestand eine intensive Wechselwirkung zwischen Familieninteressen und politischem Handeln. Frauen beeinflußten und trugen revolutionäre Politik mit.
Obwohl in den Quellen oft nur am Rande erwähnt, prägten Frauen das äußere und innere Erscheinungsbild der revolutionären Bewegung. Wenn die »deutschen Jungfrauen« auf groß inszenierten Fahnenweihen (Citovics V.2) den »deutschen Kriegern« die »Ehrenbanner« überreichten, wurde nicht nur die nationale Größe, sondern auch die Beziehung der Geschlechter inszeniert. In den Ideen und Denkmustern der Revolution war die Geschlechtersymbolik (Lipp V. 3) allgegenwärtig, wie zahlreiche Reden und Aufrufe illustrieren. Kulturanthropologische Interpretationen einer scheinbar unpolitischen, typisch weiblichen Tätigkeit wie Fahnen-sticken (Citovics V. 2) machten deutlich, daß bürgerliche Frauen eng verwoben waren mit dem nationalen Diskurs und den nationalen Zielen der Revolution. Mit ihrer Begeisterung für Bürgerwehr und deutsche Flotte (Kuby IV. 3) trugen die Frauen zur militärischen Rüstung der deutschen Nation bei.
Ein wesentlicher Zugang zur Frauenpolitik 1848 liegt deshalb in der Analyse der symbolischen Interaktionen zwischen den Geschlechtern und in der Interpretation der Revolutionsmetaphorik. Aber auch als Sinn- und Leitbilder politischer Ideen und Bewegungen kam Frauen eine große Bedeutung zu. Germania verkörperte das Schicksal der Nation, und demokratische Errungenschaften wie z.B. das Parlament oder die Freiheit wurden immer als Frau gedacht. Allegorische Frauenfiguren, deren politische Funktion und die in ihrer Darstellung zum Ausdruck kommende Vorstellung von Weiblichkeit sind so ein wichtiger Teil unserer Untersuchungen (Pollig V. 4).
Die Revolution trug mit dazu bei, bestimmte bürgerliche Weiblichkeitsbilder zu verbreiten und zu verfestigen. Dies illustriert eine Analyse der Weiblichkeitsstereotypen in der damaligen Presse (Sterr III. 1) und die Reaktionen auf die politische Tätigkeit von Frauen 1848/49. Die Revolution wirkte hinein ins Privatleben der Frauen und Mädchen. »Erziehung zur Bürgerin« war das Ziel der >modernen< Mädchenbildung (Cornelius III. 2). Selbst so vordergründig politikferne Bereiche wie die Mode waren 1848/1849 Gegenstand des politischen Diskurses. Mit einer »deutschen Nationaltracht« wollten deutsche Bürgerinnen ihre Gesinnung demonstrieren. Der Entschluß, deutschnational zu kaufen und die sich daran anknüpfende Diskussion um Luxus und Einfachheit mündeten schließlich in das Konstrukt einer »acht deutschen Weiblichkeit« (Kienitz V. 1).
Um bestimmte Strukturen des politischen Verhaltens von Frauen 1848 herauszuarbeiten, war es unerläßlich, die Vorgeschichte der Revolution in die Forschungen miteinzubeziehen, vor allem die Bedingungen der damaligen Mädchenbildung (Cornelius III. 2) sowie die Möglichkeiten der politischen Partizipation im Vereinswesen des Vormärz. Denn schon in den ersten weiblichen Wohltätigkeitsvereinen (Rumpel IV. 1) bildeten sich mit der Übernahme der »sozialen Mutterschaft« Verhaltensmuster und Formen der öffentlichen Tätigkeit von Frauen heraus, die später in der Revolution zum Tragen kamen. Die politischen Lernprozesse von Frauen begannen bereits im Umfeld der liberalen Bewegung, in den Bürgergesellschaften und Gesangvereinen (Lipp IV. 4). Auch freireligiöse Erneuerungsbewegungen wie der Deutschkatholizismus (Lotz IV. 2) boten den Frauen im Vormärz ein Übungsfeld für politische Mitbestimmung.
Grundsätzlich gingen wir bei unseren Untersuchungen davon aus, daß es unterschiedliche Verhaltensräume und Verhaltensmuster von Bürgerinnen und Unterschichtsfrauen gab, und daß sich soziale Herkunft und bestimmte Strukturen des Frauenalltags auch auf politische Handlungsmuster und die Haltung gegenüber Staat und Obrigkeit auswirkten. Die Mehrdimensionalität sozialer Räume [16] und die Schichtspezifik bestimmter Erfahrungen führen auch zu unterschiedlichen Perspektiven in den einzelnen Texten. Dies läßt sich an zwei Kapiteln zeigen, in denen jeweils von Armenpflege die Rede ist: Für bürgerliche Frauen war Armenpflege »Wohltätigkeit« (Rumpel IV 1) und damit ein wichtiges politisches Handlungsfeld, in dem sie sich positiv erleben konnten, - die Frauen der Unterschichten dagegen erfuhren die damals üblichen Formen der Armenpflege als Zwangssystem (Lipp I.2).
Diese sozialen Unterschiede zeigen sich auch beim politischen Verhalten. Unterschichtsfrauen finden wir nicht auf den Feiern der Revolution, sondern z.B. bei den Katzenmusiken im März 1848, als unbeliebte Beamte und Vertreter der städtischen Obrigkeit mit Protestdemonstrationen bedacht wurden (Lipp II. 1). Das politische Handeln von Unterschichtsfrauen spielte sich dort ab, wo sie lebten, auf der Straße (Lipp I.1). »Schimpfende Weiber« waren dabei ein konstitutives Moment jeder Rügeaktion und sind so nicht nur im politischen Protest des Jahres 1848 zu beobachten, sondern auch bereits bei den Brotunruhen 1847 (Kienitz I.4). Die politische Auflehnung der Unterschichten begann bereits in der Krise 1847, als die Teuerung in Württemberg Brotkrawalle auslöste. Der Ärger über Getreidespekulationen wie auch die Kritik am Versagen der städtischen Fürsorgepolitik schlug sich in handgreiflichem Protest nieder. Wie die Analyse des Ulmer Brotkrawalls (Binder I.5) zeigt, gab es trotz des gemeinsamen Protestziels erhebliche Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern. Viele Frauenaktionen der damaligen Zeit beziehen sich auf die jeweilige aktuelle Marktlage, sei es nun, daß die Frauen sich der Kampagne »deutsche Waren zu kaufen« anschlössen oder wie die Stuttgarterinnen 1849 zum »Milchboykott« aufriefen (Binder II 4).
Da das Leben von Unterschichtsfrauen schlecht dokumentiert ist, und es im Unterschied zu den Bürgerlichen kaum schriftliche Selbstzeugnisse gibt, ist die Rekonstruktion von Biographien oder familiären Verhältnissen ein wesentliches methodisches Mittel, Einblick in die Lebensverhältnisse von Unterschichtsfrauen zu gewinnen (Kienitz I.4, Binder I.5). Die Formen der politischen Widerständigkeit hingen eng zusammen mit den spezifischen Alltags-, Arbeits- und Noterfahrungen dieser Schicht. Frauen stellten damals einen großen Teil der registrierten »Armen« und die gewaltsame Formung der weiblichen Arbeitskraft war eine wesentliche Erfahrung proletaroider Unterschichten. Widerstand dagegen drückte sich in zahlreichen Verstößen gegen alltägliche Normen aus, sei es nun im sexuellen Bereich oder in Delikten wie Bettel und Felddiebstahl (Lipp I.2). Die »unbotmäßige Dienstbotin« (Stephan 1.3) konnte so zur Metapher für bürgerliche Revolutions- und Umsturzängste werden.
Die Untersuchungen in diesem Buch beschäftigen sich mit Denk- und Verhaltensmustern, mit Mentalitäten [17] und Motiven, die zu bestimmten Formen und Inhalten politischen Handelns von Frauen führten. Die Fragestellungen orientieren sich dabei nicht am Ereignisablauf der Revolution, sondern am Lebenszusammenhang der Frauen. Uns interessierten sozial- und alltagsgeschichtliche Strukturen politischer Partizipation und nicht politische EntScheidungsprozesse. Die Darstellung der revolutionären Ereignisse beschränkt sich so auf Ausschnitte und Facetten, wobei sich die zentralen Themen der Revolution in den Frauenaktivitäten widerspiegeln, sei es nun die Bürgerbewaffnung oder die Sitzungen des Rumpfparlaments in Stuttgart, seien es die Konflikte um die Reichsverfassung oder Fragen nationaler Politik: Auch die Spaltung der politischen Vereinsbewegung in Konstitutionelle und Demokraten wirkte sich auf die Frauenaktivitäten aus. Einzelne Frauenvereine bekannten sich zu Republik und Demokratie, andere zum konstitutionellen Liberalismus. Gemeinsam war ihnen allen die >nationale Gesinnung<.
Die jeweiligen politischen Lager an ihren Aussagen zu Frauenfragen zu identifizieren, war nicht immer leicht. Wenn es um Frauen ging, wurde mancher, der politisch als Liberaler einzuschätzen war, zum Konservativen und mancher Demokrat verlor seine Liberalität. Unsere Einordnungen stehen so manchmal im Widerspruch mit den parteipolitischen Fraktionen. Wir haben uns allerdings bemüht, der Aufgeschlossenheit der demokratischen Bewegung in Frauenfragen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Über die Problematik von Quellen wird in der Frauenforschung immer geklagt. Um aus den Nebensätzen der Geschichte Frauengeschichte zu schreiben, haben wir eine Menge Zeitungen, Gerichts- und Straf-, Ministerial- und Oberamtsakten gewälzt, haben Gemeinderatsprotokolle, Pfarrberichte und Vereinsakten durchgearbeitet und auch Kirchenregister und andere Quellen herangezogen, um Lebensläufe zu rekonstruieren. Unser arbeitstechnisches Vorgehen kennzeichnet zugleich bestimmte Phasen der Gruppen- und Einzelarbeit. Gemeinsam haben wir die meisten Daten erhoben und Quellenbestände ausgewertet. Auch die Konzeption des Buches ist im wesentlichen in Gruppendiskussionen entstanden. Nach der Explorationsphase setzte dann ein individueller Prozeß der Vertiefung und Spezialisierung ein. Die Einzelarbeit war dabei immer von Gruppenarbeit begleitet. Arbeitsskizzen und später die Texte, auch das Vorwort, wurden mehrfach in gemeinsamen Redaktionssitzungen besprochen. Dieser Prozeß war aufreibend und nicht immer konfliktfrei,[18] erlaubte aber eine produktive Diskussion, von der letztlich alle profitiert haben. Mühselige Klein- und Koordinationsarbeit in der Phase der Endredaktion leistete schließlich Sabine Kienitz, der wir hier danken.
Carola Lipp, im Namen der Projektgruppe

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Vorwort