Die Leiterin des Hauswesens

Hauswirtschaft bedeutete im 18. und weit ins 19. Jahrhundert hinein Vorratswirtschaft. Ihr Erscheinungsbild wandelte sich in drei aufeinanderfolgenden Stufen. Diese richteten sich nach sozialen und geografischen Gegebenheiten, konnten aber durchaus auch gleichzeitig vorhanden sein. Diese drei Stufen waren: Eigenproduktion von Nahrungsmitteln, Bekleidung usw. im Haus (I), Ankauf von Rohprodukten zur Weiterverarbeitung (II) und der Warenkauf (III) (vgl. Freudenthal). Voraussetzungen für die Eigenproduktion der Stufe I waren Besitz von landwirtschaftlicher Nutzfläche, Produktionsstätten im Hausbereich, Arbeitsgeräte zur Eigenproduktion, umfangreiche Lagerungsmöglichkeiten der Produkte und, nicht zu vergessen, Angestellte, die die immense Produktion bewältigten.
Zum Ankauf von Rohprodukten zur Weiterverarbeitung nach Stufe II waren natürlich ausreichende flüssige Geldmittel nötig. Produktionsstätten und Arbeitsgeräte im Hausbereich sowie zahlreiche Bedienstete mußte es weiterhin geben.Landbesitz war bei dieser Art der Vorratswirtschaft nicht mehr notwendig.
Dagegen war Geld Voraussetzung zum Warenkauf in Stufe III. Große Räumlichkeiten zur Lagerung und Verarbeitung von Produkten waren dafür überflüssig geworden. Allgemein reduzierte bzw. verschob sich der Arbeitsaufwand. Die Zeit, die vorher zur Eigenproduktion aufgewendet werden mußte, floß nun in die Beschaffung von Geldmitteln ein. Das nötige Geld brachten nicht nur die Männer ins Haus, sondern bereits Ende des 18. Jahrhunderts auch Frauen durch selbständige Arbeit.

1. Die Hauswirtschaft als Aufgabe der Frau

Die Hauswirtschaft der Schriftstellerinnen war eine Mischform aus zwei Stufen: Für ihre Vorratswirtschaft kauften sie teilweise Rohprodukte zur Weiterverarbeitung, teilweise aber auch Fertigprodukte ein. Das Umständliche und Zeitraubende dieser Art von Hauswirtschaft bestimmte den Tagesablauf. Der Schwerpunkt der dabei notwendigen Tätigkeit lag in der Planung, Organisation und Überwachung der häuslichen Geschäfte. Die Arbeiten selbst erledigten zum größten Teil weibliche und männliche Dienstboten. Die Schriftstellerinnen waren also, mit heutigen Worten gesprochen, »Managerinnen« eines Kleinstunternehmens, der Hauswirtschaft.
In diese Art anleitender oder direkter Tätigkeit waren die Frauen hineingewachsen. Schon in ihren Jugendjahren waren sie in die Hausgeschäfte eingespannt. Therese Heynes Stiefmutter etwa fiel als Arbeitskraft oft aus; die 13jährige übernahm ohne Murren die Verantwortung:

»Meine Tageszeit gehörte dem Hauswesen, ich nehte für die Geschwister, besorgte die Küche, ursprünglich abwechselnd mit meiner Mutter alle Woche, aber ihre öftern Unpäßlichkeiten, Kindbette u[nd] d[er]gl[eichen] überließen mir diese nüzliche Obliegenheit viel häufiger«
(an Karl August Böttiger, Appelhof bei Nürnberg. 3. 10. 1812; D 22).

Auch Caroline von Dacheröden stellte der allzu frühe Tod der Mutter in jungen Jahren vor die Aufgabe, die mit Vorsorge und Planung verbundene Hauswirtschaft zu führen.
Opposition gegen diesen Automatismus, der die Mädchen in Haus und Küche zwang, brach bei ihnen schon in jungen Jahren hervor. Der Gedanke, das weitere Leben im Haushalt eingesperrt verbringen zu müssen, löste zumindest keinerlei Begeisterung aus. Caroline Böhmer sah, beginnend mit der Eheschließung, ein eintöniges Leben voraus. Ihrer Schwester Lotte schrieb sie über ihr Verständnis des Hauswesens:

»Man kann wie Louise im Anfang ein kindisches Intereße für den Haushalt haben, mit Eifer davon reden um sich zu unterrichten, und da er in der That keinen geringen Einfluß auf das Leben hat, so ist der Diskurs auch keineswegs so fade - ach, wie er auch mir ehedem schien!«
(Clausthal, Anfang 1786; Schmidt I, 141).

Fade erschien die Hauswirtschaft wohl auch einigen Müttern dieser Frauen; sie hatten mit dem Hauswesen nicht einmal als Organisatorinnen etwas zu tun. In Johanna Schopenhauers Elternhaus beispielsweise übernahmen Dienstboten auch die Organisation der häuslichen Geschäfte. Therese Forster-Hubers Mutter zeigte eher Desinteresse an ihrem Haushalt; zumindest erfahren wir dies aus der Erinnerung der Tochter, die das als Mangel in ihrer Kindheit empfand. Lotte Schillers und Caroline von Beulwitz-Wolzogens Mutter dagegen war durch die Tätigkeit in der Hauswirtschaft ganz ausgelastet. Vor allem im Sommer und im Herbst gab es in diesem auf Eigenproduktion basierenden Hauswesen viel zu tun. Die Töchter halfen ganz selbstverständlich beim Einbringen der Ernte: Obst und Gemüse, Kräuter und Gewürze mußten sachgerecht gelagert, eingemacht oder zum Trocknen ausgelegt werden. Louise von Lengefeld führte noch ganz eine Hauswirtschaft der beschriebenen Stufe I, während ihre Töchter das Handwerk zwar von ihr gelernt hatten, aber nicht mehr ausführen mußten. Ihre Wirtschaftsführung war weniger aufwendig, weil ein Großteil der Eigenproduktion wegfiel.
Gerade bei Töchtern aus wohlhabenden oder adligen Familien scheint eine Ausbildung in hauswirtschaftlichen Fertigkeiten weder immer gegeben noch selbstverständlich gewesen zu sein. Auf seine mit leisem Spott an Lottes häuslichen Talenten geäußerten Zweifel mußte Friedrich Schiller sich sagen lassen:

»Ich werde mich recht gut dazu anstellen, die Oekonomie zu verwalten, und denke es wird sich alles darüber freun, wer mich nur kennt. Im Ernst traust du mir weniger Kenntniße zu als ich habe auf diesen Punkt. Deine Gehilfin wird durch ihre Talente sich schon kennen lernen lassen«
(Weimar, 26. 1. 1790; Fielitz II, 259).

2. Die Hilfe der Dienstboten

Der Vormittag gehörte der »Anordnung meines Haushaltes«, wie Caroline von Humboldt es formulierte (Rom, 30. 5. 1805; Bülow, 55).
Dabei wurde in einer Konferenz mit den Dienstboten das »arangement fürs Haus, die Küche, usw.« festgelegt (Lotte Schiller an Fritz von Stein, Weimar, 9. 10. 1804; Urlichs I, 486).
Eine Familie umfaßte in der Regel zwei Erwachsene, vier bis fünf Kinder und die Dienstboten. Durch den Wegfall der Eigenproduktion in der Hauswirtschaft reduzierte sich zwar die Zahl der Dienstboten, doch deren zwei waren weiter angestellt. Dabei wurde der Hausherr von einem männlichen dienstbaren Geist, die Hausfrau von einem Kammermädchen umsorgt und unterstützt. Beide Dienstboten hatten daneben Aufgaben in der Hauswirtschaft, etwa die Erledigung grober Arbeiten, bei denen die Hausfrau in der Regel nicht zupackte. Auf die Hilfe der Dienstboten verzichtete man nicht einmal in extremer Finanznot, war doch die Erwerbsarbeit als Schriftstellerin noch immer einträglicher als die Ableistung von schwerer Schmutzarbeit oder der alltäglichen Routine im Haushalt, auch wenn dies ein Dienstbotengehalt eingespart hätte. Außerdem war der Schriftstellerin die schwere Arbeit ungewohnt und mit - der eigentlichen Tätigkeit hinderlichen - körperlichen Belastungen verbunden. Klagen darüber, wenn es doch einmal nötig geworden war, selbst einzugreifen, finden sich in vielen Briefen.

Dienstboten blieben lange Jahre in der Familie und waren ihr persönlich eng verbunden. Eine Christiane war über 20 Jahre Dienstbotin der Familie Schiller.
Mehr Personal als unbedingt nötig wurde nach Bedarf und finanziellen Möglichkeiten eingestellt. Dies waren in erster Linie Köchinnen. Kochen konnten die meisten der Schriftstellerinnen dennoch selbst, was sie von der Generation ihrer Mütter unterschied. Caroline Böhmer-Schlegel ließ in einem Brief verlauten:

»Die Braunschweigerin ist keine außerordentliche Köchin. Wir müssen selbst an der Heerd«
(an August Wilhelm Schlegel, Braunschweig, 16. 3. 1801; Schmidt II, 78).

Die Zahl der Dienstboten wuchs mit steigendem Familieneinkommen. Eingestellt wurden dann: eine Amme und ein Kindermädchen, ein Hauslehrer oder Haushofmeister sowie weitere, meist weibliche Dienstboten mit verschiedenen Aufgabengebieten.

3. Einkäufe

Ein wichtiger Teil der Planungstätigkeit war, daß sich die Frauen um günstige Einkaufsmöglichkeiten bemühten. Dies wurde per Brief erledigt; Freunde, die in einer Stadt mit günstigerem Warenangebot wohnten, wurden gebeten, dort die billigeren Produkte einzukaufen und diese zu verschicken. Dabei gingen auch gute Ratschläge für wohlschmek-kende und preiswerte Teemischungen hin und her. Caroline Böhmer-Schlegels Rezept etwa lautete:

»Mit dem Thee ist es so: ich mische gewöhnlich 2 E Thee jedes zu 3 fl. rheinisch mit einem S zu 5 fl., macht 11 fl., also 3 E für 1 Carolin auf der Stelle. [. . .] Jetzt habe ich selbst keinen andern vorrälhig als von der zu schlechten Sorte zu 3 fl., wovon ich Dir '/2 E schicke, denn er ist wenigstens rein von Geschmack und, gut gemacht, sehr trinkbar«
(an August Wilhelm Schlegel, Jena, 10. 7. I 801; Schmidt II, 193).

Vor allem den teuren Kaffee und Zucker besorgte man am günstigsten Ort oder versorgte Freunde damit. Dorothea Veit schrieb an ihren (späteren) Schwager August Wilhelm Schlegel:

». . . habe ich die recht gewagte Bitte an Sie lieber Freund, daß Sie so gütig wären uns von Braunschweig 30 E Kafee und etwa 20 E feinen Zucker mit der Post zu schicken, wenn es nemlich angeht, daß es erst im Januar bezahlt wird« (Jena, 6. 7. 1800; E 30).

Daß bei diesen gegenseitigen Hilfen auch Pannen auftraten oder gar die Distanz zum Einkaufsort bewußt ausgenutzt wurde, zeigt das Beispiel von Dorothea Veit und Friedrich Schlegel, die die Beträge für den besorgten Kaffee gern schuldig blieben.
Neben importiertem Kaffee gab es auch Kaffee-Ersatz, der zwar billiger war, aber dafür auch weniger gut schmeckte. Lotte Schiller schrieb darüber ihrer Schwägerin:

»Es gibt hier eine Kaffefabrik, wo das Pfund 4 Gr.[oschen] kostet, den man mit dem ordentlichen Kaffee vermischt. Ich mag ihn aber doch nicht. Ich trinke so wenig Kaffe, weil ich ihn nur früh trinke, daß es kein großer Vortheil sein würde, und Schiller trinkt den reinen Kaffee am liebsten. Ich lasse mir immer meinen Vorrath von Kaffee und Zucker von der Leipziger Messe kommen und gewinne dadurch eine Karolin des Jahres, den es mehr kosten würde, wenn ich hier Alles kaufte«
(an Christophine Reinwald, Jena, 12. 10. 1797; Urlichs I. 344).

Bier wurde von Weimar nach Jena verschickt, Likör von Jena nach Braunschweig, Wein von Salzburg oder Erfurt nach Jena. Auch besondere Delikatessen wie Würste wurden von Gotha nach Jena befördert, wie der Dankesbrief von Caroline Böhmer-Schlegel beweist:

»Nichts konnte willkommener seyn als Deine Sendung, liebes Julchen. Ich habe sie ganz für mich behalten und dem Hegel bloß Dein Compliment bestellt, was ihn so erfreute, daß er alle Würste vergaß, jedoch bittet, ihn in Zukunft mit 4 S zu bedenken. Mir schickst Du denn auch von Zeit zu Zeit wieder frische«
(an Julie Gotter, Jena, 29. 11. 1802; Schmidt I, 347).

Weiter halfen die Frauen sich mit Stoffen aus Leinen und aus Baumwolle, mit Wolle und Garn zum Stricken und Sticken. Caroline Böhmer-Schlegel äußerte die Bitte:

»Liebe Luise, Du mußt mir einmal wieder aus einer Noth helfen. Wir sind so fleißig gewesen, daß wir alles Garn aufgestrickt haben, und in diesem verwünschten Nest, wo es Necktar und Ambrosia giebt, ist doch kein gebleichtes Garn zu kriegen«
(an Luise Gotter, Jena, 3. 10. 1796; Schmidt I, 398).

Das Prinzip der Vorratswirtschaft erforderte also langfristige Planung; die Hausfrau mußte den Überblick über alle vorhandenen Lebensmittel haben, um im Bedarfsfall rechtzeitig neue einkaufen zu lassen. Den täglichen Bedarf deckte man am Wohnort beim Metzger, Bäcker und Krämer. Diese Einkäufe erledigten die Dienstboten. Die Kramläden verkauften Essig, Öl, Gewürze, Zucker, Tee, Kaffee. Auf dem Wochenmarkt erstand man bei umherziehenden Händlern Stoffe, Haushaltsgegenstände und Geschirr. Weitere Lebensmittel bot der traditionelle Markt an (vgl. Tannahill).

Was innerhalb eines Jahres so alles anfiel, erhellt ein Blick in Caroline Böhmer-Schlegels Haushaltsabrechnungen, die sie ihrem Mann zur Durchsicht schickte (Jena, 21. 1. 1802; F 18):

Das übrige ist für Holz kl[ein] machen, Wäsche, Licht, kleinere Bedürfnisse des Hauses, Fahrt nach Weimar (größtentheils) draufgegangen. Auch ist dabey was ich der . . . schuldig war und noch ein Hauskleid für Julchen, auch einige Geschenke an gestrickten Sachen für meine Neveux und Niecen. Für mich ein Fußkorb mit Pelz und ein gestrickter wollener Unterrock.

4. Ein Tagesablauf

Frühstück
Eine französische Familie jener Zeit beim Frühstück zeigt Abb. 20. Um den Kamin herum, an einem kleinen Teetisch, sitzen die Mutter, zwei kleine Kinder und ein Kindermädchen, das das kleinste Kind auf dem Schoß hält und mit einem Löffelchen füttert. Der Vater hält am Kamin den Kaffee warm. Sein Platz am Tischchen ist ganz vorne, was die noch umgedrehte Tasse, auf der Untertasse stehend, bezeugt. Gemütlich und intim wirkt diese Familienszene.
Ähnlich spielte sich das Frühstück auch in deutschen Familien ab.
Mutter und Kinder frühstückten gemeinsam, der Vater kam dazu, wenn seine Geschäfte es ihm erlaubten.
Zum Frühstück wurde entweder Tee oder Kaffee getrunken und Butterbrot gegessen. Was die Familie auf Abb. 20 zum Frühstück zu sich nimmt, ist nicht zu erraten. Auf dem Teetischchen, das übrigens eine Neuheit im damaligen Möbelangebot war, sind nur Tassen und die Zuckerdose zu erkennen.

 Zur Zubereitung von Kaffee und Tee gab es drei verschiedene Geräte. Abb. 21 gibt Auskunft über eins: Hier steht eine Kanne auf einem dreibeinigen Gestell, unter dem ein kleiner Spirituskocher das Getränk erwärmt. Familie Humbold kochte auf diese Art täglich Tee. Die zweite Möglichkeit, sich einen guten Tee zu bereiten, war der Samowar. Auf Abb. 22 steht ein solches Gerät auf dem Tisch hinter der sitzenden Dame. Kanne, Zuckerdose und Tassen sind ebenfalls deutlich zu erkennen.
Oft wurde der Kaffee auch auf dem Küchenherd gekocht. Dann wurde die Kanne, wie auf Abb. 23 zu sehen ist, ohne Untersatz auf den Tisch gebracht.
Die Tassen waren, nach französischem Vorbild, ohne Henkel und ziemlich groß, gefertigt aus Steinzeug oder Wedgewood. Die Familie auf Abb. 21 hält hübsch bemalte Tassen in den Händen, die in Deutschland um die Jahrhundertwende Mode wurden. Caroline Böhmer-Schlegel bat ihren August Wilhelm, im modischen Berlin derartige Porzellantassen zu besorgen:

»Wenn Du im Stande dazu wärest, so könntest Du mir Tassen aus Berlin mitbringen - wenn es nur 6 sind, nach jetziger Sitte alle verschieden. Ich hatte 12 schlichte weiße, wovon blos die zwar noch zu gebrauchen sind, die ich mit mir genommen hatte, ich hatte noch andre, es ist alles zum Teufel. [. . .]«
(Jena, 8. 5. 1801; Schmidt II, 128).

Eine aufwendigere Frühstücksform war die Frühstücksgesellschaft, die das Mittagessen ersetzte. Auf Abb. 23 sitzt eine Gruppe von jungen Leuten um den Frühstückstisch. Lotte Schiller ging jeden Montag um 10 Uhr zu Charlotte von Steins Frühstücksgesellschaft, in der es ähnlich gelöst zuging. Dort handelte es sich meist um ein Damenkränzchen der Weimarer Gesellschaft.

Das Mittagessen
Gesellige Mittagessen im Freundeskreis waren vor allem in Universitätsstädten beliebt. Familie Schiller beispielsweise »veranstaltete« in den Jahren 1791 bis 1793 Mittagessen für sieben Personen. Die Mahlzeiten wurden von den Demoiselles Schramm, in deren Haus die Schillers in jener Zeit wohnten, gegen ein Kostgeld serviert. Auch später wurde diese Gepflogenheit fortgesetzt, wenn auch in engerem Kreis. Bei diesen Essen war dann Lotte Schiller für Organisation und Vorbereitung verantwortlich.
Caroline Böhmer-Schlegel gab in Jena Mittagessen für acht bis achtzehn Personen. Sie selbst beschrieb ihrer Freundin diese Mittagstische so:

»Meine Haushaltung hat sich sehr vergrößert, denn denk nur, Paulussens essen bey mir nebst dem Prof. Schelling. Die Paulus kann jetzt keine Köchin kriegen, und weil ich Schelling angenommen hatte, so kamen sie darauf, und alle Mittag erscheinen die Gäste, was sich denn recht artig macht. Aber mir kostets Kopfbrechen in diesen Iheuern und hungrigen Zeiten. Doch habe ich eine sehr gute Köchin.«
(an Luise Gotter, Jena, Juni 1799; Schmidt I, 546)

In der Regel waren es acht Personen, die Caroline verköstigte: August Wilhelm Schlegel, ihren Mann, ihre Tochter Auguste, ihren Schwager Friedrich Schlegel, dessen Freundin Dorothea Veit, Elisabeth und Gottlob Paulus, Friedrich Schelling und sich selbst. Wenn Besuch von auswärts da war, der meist mehrere Wochen blieb, zählte die Tischgesellschaft bis zu 18 Personen. Besucher wie Tischgäste bezahlten stets Kostgeld.
Der Zeitpunkt des Mittagessens war zwischen ein und zwei Uhr. Gesellige Mittagessen zogen sich bis in den Nachmittag hinein.

Am Nachmittag
Am Nachmittag trafen sich Familien oder Freunde zum Kaffee oder zum Tee. Wie beim Frühstück wurden die Getränke am Tisch zubereitet. Geselligkeit war an diesen Nachmittagen angesagt, wie aus einem Brief von Lotte von Lengefeld hervorgeht:

»Gestern Nachmittag war ich recht unglücklich, ich mußte ausgehn und hatte so wenig freude an der Welt, wir waren erst in einen Konzert, und dann zum Thee bei der Schmidt, wo die Kalbische Familie, die Schroedern, Schardten waren, Kraus und Schulz waren auch dort, und ich habe am ende doch lachen müssen, sie haben Sprüchwörter gespielt, und es gar artig gemacht« (an Friedrich Schiller, Weimar, 26. 1. 1790; Fielitz II, 261).
Über Weimars Grenzen hinaus berühmt - wegen des illustren Teilnehmerkreises - waren die Teegesellschaften Johanna Schopenhauers, die jeden Donnerstag am frühen Abend stattfanden. Sie selbst charakterisierte sie so:
»Wir trinken Thee, sprechen, erzählen, lachen, klagen einander unser Leid, wie es kommt; wer Lust hat, singt und spielt im Nebenzimmer; um halb neun geht jeder zu Hause«
(an Arthur Schopenhauer, Weimar, 7. 11. 1806; Houben, 30).

Einladungen zum Tee erfreuten sich vor allem bei den Gastgeber/innen großer Beliebtheit, denn sie waren weniger kostspielig und aufwendig als Einladungen zum Mittag- oder Abendessen. Teegesellschaften boten außerdem Gelegenheit zum Klatschen, Lachen, Spielen, Basteln, Singen oder Vorlesen. Dies alles spielte sich in einer angenehmen, zwanglosen Atmosphäre ab. Ein Besucher von Johannas Teegesellschaften erzählte:

»Man nimmt Thee, auch Zwieback und Butterbrot, man schwazt von novis [Neuigkeiten], politischen und literarischen; man zeichnet, man spielt Ciavier und singt. Um 6 Uhr geht man hin, um oder nach 8 schleicht man sich wieder fort«
(Friedrich Wilhelm Riemer an Karl Friedrich Fromann, Weimar, 29. 11. 1806; Houben, 41).

Johanna Schopenhauer, so berichtete ein anderer Besucher, verwaltete zur Zufriedenheit der Gäste »hinter der Theemaschine ihr Amt als Wirthin« (Schütze, 185). Johanna Schopenhauer bewohnte die beiden unteren Stockwerke eines Hauses in Weimar, für die sie, mit Gartenbenutzung, 170 Reichstaler Miete im Jahr bezahlte. Das untere Stockwerk, in dem die Teegesellschaften tagten, hatte ungefähr diesen Grundriß:

Man bewegte sich in allen drei Räumen frei nach Lust und Laune. Friedrich Wilhelm Riemer, ein regelmäßiger Besucher, war von der Raumgestaltung begeistert:

»Die unterste Etage, bestehend aus 3 kleinen Zimmern en suite, ist äußerst nett und geschmackvoll meublirt. Warme Teppiche bedecken den Fußboden, seidne Vorhänge zieren die Fenster, große Spiegel den Fensterraum und schöne Mahagonimeubeln das Ganze« (
an Karl Friedrich Fromann, Weimar, 29. 11. 1806; Houben, 41).

Die Wandspiegel dieser Zeit waren laut »Journal des Luxus und der Moden« von einem vergoldeten oder lackierten Holzrahmen eingefaßt. Ein vergoldeter Rahmen kostete 13 bis 15 Reichstaler, ein lackierter 5 bis 9 Reichstaler. Die Spiegel waren gewöhnlich 90 Zentimeter hoch und 30 breit. Die Fenster waren hoch und ließen viel Licht in den Raum. Sie wurden von Vorhängen aus weißen, durchsichtigen Stoffen, am oberen Teil des Fensters locker drapiert, umrahmt. Bodenteppiche und exquisite Möbel rundeten das Bild des geschmackvollen Interieurs ab, das sich die wohlhabende Kaufmannswitwe eben leisten konnte.

Abendessen
Reichliche Abendessen in großer Gesellschaft prägten die Eßkultur der Jugendjahre dieser Frauen. Daran knüpften sich meist schlechte Erinnerungen an zu üppige Speisen und tödliche Langeweile. Für Johanna Schopenhauer sah das so aus:

»Nur einige verspätete Abendgesellschaften kamen zuweilen noch vor, deren Lichtpunkte ein wenigstens zwei Stunden währendes warmes Souper bildete, bei welchem die lange Tafel unter der Last der dicht aneinander gereihten Schüsseln und Assietten zusammenzubrechen drohte. In Danzig, wie damals noch überall, überließ man gerade beim Abendessen sich am liebsten den Freuden der Geselligkeit. Diners, wie sie jetzt an der Tagesordnung sind, kannte man gar nicht« (Jugenderinnerungen, 139).

Wenn Tischgäste zu Mittag kamen, waren sie beim Abendessen auch wieder dabei. Caroline Böhmer-Schlegels Tischgäste hatten bei ihr Mittag- und Abendessen. Später in Würzburg setzte Caroline die Tradition der Einladung zum Abendessen fort, wie sie ihrer Schwägerin berichtete:

»Einmal habe ich mich entschlossen, Spiel und Souper zu geben, wo 3 Spieltische waren, Sturzens, die Hartleben und alle die einzelnen Herren von unsrer Bekanntschaft, samt einigen Fremden. Des Abends essen denn wie gewöhnlich immer einer und der andere mit, [. . .]« (an Beate Schelling, Würzburg, 17. 7. 1804; Schmidt II, 387).

5. Die Küche

Wenden wir uns nun dem Ort zu, an dem die Speisen vor- und zubereitet werden: der Küche. Sie lag meist im Erdgeschoß des Hauses, weit entfernt vom Arbeitsplatz des Hausherrn, den Küchengerüche natürlich gestört hätten. Caroline Böhmer bemerkte in einem Brief an ihren Bruder über einen geplanten Umbau im Haus ihres zweiten Bruders Fritz:

»Mein Gott, Ihr habt doch wohl nicht gleich einreißen und bauen laßen? Denn mit dem armseeligen Heerd ists doch nicht gethan. Da ist ja Z. B. kein Winkelchen, wo die Domestiken schlafen könnten - nicht ein Örtchen, wo man Dinge bergen könte, die man nicht alle Tage braucht. Die Küche so nah am Vorsaal -wie würde da Bruder Friz oft gestört werden. Kein Boden, kein Fleckchen wo sich waschen läßt, kein Plaz die nöthigsten Schränke zu placiren. Kurz, ein ordentlicher Haushalt ist da gar nicht zu führen. Es wäre nichts halbes und nichts ganzes, es wäre nichts« (an Philipp Michaelis, Clausthal, 15. 10. 1788; Schmidt I, 171).

Die Lage im Haus
Am Beispiel des Hauses der Familie Schiller in Weimar in der Windischengasse 8, dessen Vormieterin Charlotte von Kalb mit ihren Kindern gewesen war, läßt sich die Lage der Küche und ihre Funktion gut aufzeigen. Von außen zeigt dieses Haus Abb. 25.
Familie Schiller wohnte im 2. Stock. Abb. 26 gibt einen Einblick in den Grundriß dieser Wohnung.
An der Straßenseite lagen drei acht bis zwölf Quadratmeter große Zimmer, von denen das rechte und linke größer und mit anschließenden Alkoven zum Schlafen versehen war. Durch das Treppenhaus stieg man in die Diele, von der aus man in den vorderen und in den hinteren Hausteil kam. Im Hinterhaus lag ein Innenhof, rechts davon die Dienstbotenzimmer. Links führte ein langer, schmaler Gang zu den Aborten. Gleich von der Diele aus kam man in die Küche. Sie war etwa siebeneinhalb Quadratmeter groß und hatte zwei Fenster zum Innenhof. Unter dem Kamin in der Ecke stand wahrscheinlich der Herd.

Der Herd
Damals waren Herde etwa tischhoch gemauert. Obenauf lag eine fest eingebaute Platte aus Stein oder Gußeisen. Darauf wurde ein Holzfeuer entfacht, auf dessen Flammen oder Glut gekocht wurde. In dem gemauerten unteren Herdteil befand sich ein Hohlraum, in dem das Holz aufbewahrt wurde.
Auf Abb. 27 ist eine die Originalität im verkleinerten Maßstab nachbildende Puppenküche jener Zeit mit einem derartigen Herd zu sehen.

 

Der Rauch des Herdfeuers konnte, wie in Lotte Schillers Küche, durch einen Rauchfang und durch den Kamin abziehen. Auf einem solchen Herd mit offenem Feuer waren der Köchin vier verschiedene Kocharten möglich:
Das Gemüse wurde entweder in Töpfen gekocht, die auf einem Aufsatz mit drei Beinen auf die Glut gestellt wurden. Dieses »Dreibein« steht auf dem Puppenküchenherd (Abb. 27) links vorne. Gemüse konnte aber auch in Henkeltöpfen gegart werden, die am Kaminschoß mit Ketten und Haken aufgehängt wurden. Im Rauchfang des Herdes der Puppenküche (Abb. 28) hängen Würste und Schinken an diesen Ketten und Haken.
Fleisch und Fisch wurden in langstieligen Pfannen gebraten, die auf dreibeinigen Gestellen, den Pfannenknechten, auf die Glut gestellt wurden. Solche Pfannen hängen in der Puppenküche (Abb. 27) rechts und links an der Wand neben Herd und Kamin.
Geflügel wurde auf eine Art Grillvorrichtung gespießt; der Grill stand ebenfalls auf drei Beinen, wurde über der Glut aufgestellt und konnte gedreht werden. Auf dem Herd der Puppenküche (Abb. 28) steht diese Grillvorrichtung direkt in der Mitte.
In der Puppenküche (Abb. 29) hängen Ketten in der Mitte des Kamins. Auf dem Herd stehen drei Töpfe auf »Dreibeinen«. Eine Pfanne hängt am Kaminschoß hinten an der linken Seite des Kamins. Ein Pfannenknecht steht auf dem Fußboden ganz vorne, links des Herdes. Das offene Feuer heizte die ganze Küche kräftig auf. Qualm und Hitze erfüllten meist den Raum. Oft mußte sich die Köchin durch ein Metallschild beim Kochen vor der Hitze und den Funken schützen.

 Die nach dem  Kochen übriggebliebene Glut  wurde in den eisernen  Gluttopf geschaufelt, in dem sie bis zur nächsten Anfeuerung die Temperatur behielt. Der Gluttopf steht in der Puppenküche (Abb. 29) vor dem Herd auf dem Fußboden rechts vorne.

Die Kücheneinrichtung
Küchengeräte und Geschirr waren in Wandregalen untergebracht. Lebensmittel lagerten im Küchenschrank, auf Abb. 29 auf der linken Seite, und in der Vorratskammer, die allerdings in den meisten Puppenküchen fehlt. Auf Abb. 29 sehen wir neben dem Küchenschrank den Arbeitstisch sowie auf der rechten Küchenseite ein Ställchen für Hühner und Enten. Der Hackblock nebst Zubehör zum Schlachten steht rechts neben dem Herd.
Das zum Kochen, Abwaschen und Putzen benötigte Wasser wurde in Butten mit Trageriemen auf dem Rücken vom Brunnen geholt und in großen kupfernen Gelten oder in milchkannenartigen Kupfergefäßen aufbewahrt. In der Puppenküche (Abb. 27) stehen diese Gefäße links neben dem Herd. Das zum Kochen benötigte Wasser wurde in einen großen Eimer geleert, aus dem man mit der Schöpfkelle nach Bedarf schöpfte. Ein derartiger Eimer mit Schöpfkelle steht in der Puppenküche (Abb. 28) links vor dem Herd.
Alle Küchengeräte lagen oder hingen griffbereit in der Nähe der Köchin. Einen Überblick über eine originale Küche gibt Abb. 30. Am Arbeitstisch auf der rechten Küchenseite sitzt die Hausfrau; sie ist mit einer Näharbeit beschäftigt. Vor ihr auf dem Fußboden spielt die kleine Tochter mit einer Katze; die Puppe hat sie achtlos beiseite geworfen. Die Dienstbotin sitzt am Fenster und ist ebenfalls mit einer Näharbeit beschäftigt. Ein Blick auf den Arbeitstisch läßt ahnen, daß beide mit Ausbessern von Kleidung und Wäsche beschäftigt sind. Dort steht nämlich ein Korb mit Wäsche.
Neben der Dienstbotin auf der linken Küchenseite steht der Herd, daneben eine Ablage mit einer Waschschüssel zum Abwaschen. Töpfe, Krüge und anderes Küchengerät befinden sich an der Wand und auf dem Regal oberhalb des Herdes. Der Besen zum Fegen der Küche steht ebenfalls griffbereit.
Der Rauch des Herdfeuers zieht hier nicht direkt durch Rauchfang und Kamin ab, da er sich an der Fensterseite, durch die Hausfrau etwas verdeckt, befindet. In der Küche muß es also beim Kochen kräftig gequalmt haben. Über dem Arbeitstisch auf der rechten Küchenseite ist ein Wandregal eingebaut, auf dem sich weiteres Küchengerät befindet. Vom Regal herab hängen Kräuter und Gewürze zum Trocknen.

6. Die »Kocherey«

Köchinnen mußten besondere Qualifikationen aufweisen: Außer fingerfertig, schnell und geschickt mußten sie den Belastungen in der Küche gewachsen sein. In einem Lehrbuch der Hauswirtschaft ist zu lesen:

»So wie bey jedem Geschäft, so ist auch bey der Kocherey Fleiß nothwendig; weil in der Küche mehrere Geschäfte zugleich vorfallen, nicht eines nach dem andern unternommen werden kann, und zugleich auf alle gesehen werden muß, indem mehrere Speisen zugleich auf die Tafel gegeben werden müssen, [. . .] daher muß eine Köchin Beflissenheit und Geschwindigkeit besitzen. Sie muß zum ersten sehen, daß das Feuer zur rechten Zeit aufgemacht wird, dann hat sie zu bedenken, welche Sache am längsten zu braten, zu dünsten und zu sieden hat, hiermit hat sie nothwendig das Fleisch und die Gemüße zu kennen, damit sie im Stande sey, selbe gehörig eßbar zu machen, ist die Sache zu viel gekochet, ist es eckelhaft und hart zu verdauen« (Hauswirthin, 348).

Vor allem an der Sauberkeit von Küche und Küchengeräten schien es oftmals zu mangeln; wiederholt richteten sich Appelle an die Reinlichkeit der Köchin:

»Die Reinlichkeit ist die Seele der Kochkunst. [. . .] man muß sie auch an der Köchin sehen, man fordert die Reinlichkeit in ihrer Kleidung bey dem Heerde, und gewaschene Hände bey ihrer Beschäftigung zu sehen« (Hauswirthin, 343).

Eine andere Kochbuchautorin riet ihren Leserinnen, auf den Zustand der Küchenwände und der Decke zu achten:

»Wichtig ist es, die Küchenwände und die Decke fleißig tünchen zu lassen und schadhafte Stellen, insbesondere an der Decke, wieder auszubessern. Sonst kann es uns ergehen wie dem Fleischhauers-Sohn Lorenz Spatenhuber, den mein Eckhart wegen unerklärlicher Leibschmerzen behandelte. Da hat bei denen Spathuberischen niemand die Wände und die Decke ausgebessert. In so lüderli-chen Häusern fällt der Kalk vom Plafond herab ins Kochgeschirr, also achte immer auf den Plafond in der Küche und thue auch die Kochgeschirre gut zudecken, denn das beste Essen wird zu Gift, wenn eyner Kalkstückln mitspeist, wie der arme Lorenz Spathenhuber, der wahrscheinlich meinte, der Barbara sind die Nockerln an dem Tag zu hart ausgefallen. Sie war ja eyne schlechte Köchin und überhaupt eyn schlechtes Mentsch« (Stainer, 21).

Die Arbeitsfolge einer Köchin sah so aus: Das Fleisch wurde vorbereitet, indem es mit Hackbeil und Messer in die benötigte Form gebracht wurde. Anschließend wurde es gewürzt, gebraten oder gekocht. Beim Kochen des Fleisches, für eine Suppe beispielsweise, war auf geregeltes Abschäumen und auf langsames Erhitzen zu achten:

»Zum Exempel, das Rindfleisch, von dessen Sos die Speisen gekocht werden, muß sauber abgeschäumt werden, und zwar nicht schon so bald es nur einen Schaum wirft, sondern alsdann, wenn er sich ein wenig veste zusammen gezogen hat, sonsten er nur wieder durch den Schaumlöffel lauft, und eine kutterichte Sos macht. Ferner ist es gut, wenn es immer langsam und nicht zu schnell siedet, auch immer mit einem Deckel wenigstens halb zugedeckt ist« (Kochbuch II, 4).

Dabei war es eine besondere Kunst, die Hitze des Herdfeuers richtig zu dosieren, war doch das Holzfeuer nur schwer zu regulieren. Bei Gemüse und Salat
»muß alles pünktlich geputzt und gewaschen werden« (a. a. O.). Anschließend durfte es nicht zu lange kochen oder gar einbrennen:

»Alle Speisen, die man im Brühwasser kochen muß, besonders Kohl und Kohlraben, erfordern, daß sie beständig genug Wasser haben, sonsten sie nicht schön weiß bleiben, und auch einen laugichten Geschmack bekommen« (a. a. O.).

Gekonntes Kochen von Hülsenfrüchten erforderte einen besonderen Trick:

»Bey Erbsen und Linsen ist hauptsächlich in Acht zu nehmen, daß solche nicht mit dem blechernen oder eisernen Deckel im Kochen zugedeckt werden, weil sie davon ihre Farbe verlieren und ganz grau werden« (a. a. O.).

Einige Sorgfalt galt den schmackhaften Soßen, die es zu jedem Gericht gab:

»Ueberhaupt wird jede gute Köchin sich bemühen, bey dem Kalbs-Schweinen-Hammel-Braten, auch Geflügel, auf die Sos davon recht acht zu haben, daß sie pünktlich und nicht flammicht werde« (a. a. O.).

Beim Abmessen der Zutaten war vor allem das Augenmaß wichtig. Die Autorin eines Kochbuchs bemerkte dazu in ihrem Vorwort:

»Bey allem sehe ich ein und muß es hier am Beschluß noch anmerken, daß nicht überall alles zu genau bestimmt werden konnte, da z. E. die Wecken, Milchbrod u. s. w. bald größer, bald kleiner sind, auch ein Unterschied unter den Eyern in Ansehung ihrer Größe ist: Wobey es also hauptsächlich auf ein gutes Augenmaß ankommt, daß man auch in manchen bestimmten Fällen das Verhältniß wahrnehme, und immer zu nehmen und zu geben wisse« (Kochbuch I).

Auch beim Würzen der Speisen kam es auf das Augenmaß und das richtige Abwägen an. Gewürzt wurde mit Salz und Kräutern. Importierte Gewürze wie schwarzer oder weißer Pfeffer, Ingwer, Muskatnüsse und Zimt aus Indien, Lorbeerblätter und -beeren aus Italien waren recht teuer. Daher wurde der Hausfrau empfohlen, aus Kostengründen den Gebrauch dieser Gewürze einzuschränken. Auch aus gesundheitlichen Gründen sollten einheimische Kräuter verwendet werden, nämlich:

»die Kräuter, welche wir hier zu Lande haben und die der Gesundheit nicht schaden, als nehmlich: Bertram [Esdragon], Basiliam [Basilikum], Rosmarin, Lorbeerblätter, Kuttelkraut [Thymian], Makron [Majoran], Petersilien, sind Kräuter, die nicht kostspielig, und die Speisen doch geschmackvoll machen« (Hauswirthin, 356).

Anis, Fenchel, Koriander und Wacholderbeeren gehörten ebenfalls zu den gebräuchlichsten Gewürzen. Geschmacklich wohl ziemlich nah an den heutigen Standard kamen somit die damaligen Speisen, wurden sie doch nicht mehr so stark gewürzt wie beispielsweise im Mittelalter. Nur mit Salz wurde damals sparsamer umgegangen als heute (vgl. Schivelbusch).

7. Der Speiseplan

Der Speiseplan war nach französischem Vorbild meist in drei Gänge unterteilt. Als Vorspeise wurde eine der vielen Suppenarten serviert. Das Hauptgericht bildete Fisch oder Fleisch mit Gemüse oder Salat. Kartoffeln, Erbsen, Kohlrabi, Spinat, Gurken, Sauerampfer, Zwiebeln, Kohl, Brennesseln, Spargel, gelbe und weiße Rüben, Artischocken, Sellerie, Hopfen und Bohnen waren die gängigsten Gemüse, die gekocht und mit einer Soße auf den Tisch kamen.
Salate bestanden aus Rohgemüse und vor allem Kopfsalat. Auch beim Fisch gab es reiche Auswahl: Forelle, Karpfen, Aal, Hecht, Neunaugen, Salm, Zander, Kabeljau, Stockfisch, Hering und sogar die damals noch zahlreichen Krebse. Fleisch vom Schwein, Rind, Kalb und Hammel wurde gegessen, auch
Geflügel wie Enten, Hühner und Gänse.
Fisch, Fleisch und Geflügel wurden entweder gebraten oder gekocht und mit einer der vielen Soßenvariationen serviert.
Als Nachspeisen gab es Süßes: Cremes, Gelees, Kompott, Kuchen oder Gebäck.
Ein Menü nach Art der damals sehr erfolgreichen Kochbuchautorin Friederike Loeffler sah so aus:

Vorspeise: Krebssuppe:

»Für 8 Personen werden fünf und zwanzig Edelkrebse genommen, von Steinkrebsen dürfen's noch einmal so viel seyn. Sie werden ohne Salz gesotten, dann gebuzt, besonders mus die Galle sauber davon kommen. Die Schwänze schält man und behält sie auf. Die Schalen aber werden mit ein wenig Butter klein gestossen, und in einem starken halben Vierling Butter gedämpft. Hierauf wird ein Milchbrod oder das Innere von einem Wek dazu geschnitten, oder statt dessen eine Hand voll Semmelmehl dazu gethan, und gute Fleischbrühe daran gegossen. Hat es eine Zeitlang gekocht, so treibt man's durch ein Haarsieb, nimmt den Butter oben ab, stellt die Brühe wieder auf Kohlen, thut Muscaten und klein gehakten Petersilien dazu. Ar den abgeschöpften Krebsbutter werden 6 Eiergelb gerührt. Sobald nun die Suppe über geröstetes Weißbrot angerichtet ist, zieht man die Eiergelb mit der übrigen Brühe ab gießt diß an die Suppe, und legt die zurükgehaltene Schwänze oben darauf herum« (Loeffler, 18).

Hauptgang: Forellen in Sardellen-Sauce:

»Wenn solche [also Forellen] gepuzt, gekrümmt, und mit einem halben Schoppen Eßig begossen sind, sezt man eine mössene Pfanne [eine Pfanne aus Messing] mit Salzwasser, Lorbeerlaub, Zitronen-Rädlein, einem ganzen Zwibel, Kräutern von allen Arten, oder in deren Ermanglung mit ganzem Gewürz über das Feuer, thut, so bald das Wasser siedet, die Forellen nebst dem Eßig darein, nimmt, wenn sie gesotten sind, vom Feuer weg, legt einen Bogen weiß Papier darauf, und läßt sie stehen, bis die Sauce gemacht ist.
Zu dieser säubert man 4 Loth gewaschene Sardellen von den Gräten, hakt sie mit etwas Petersilien, röstet einen kleinen Löffel Mehl in einem Stüklein Butter hellgelb, kehrt das gehakte darinn um, thut einen Löffel Fleischbrühe und einen halben Löffel von der Fischbrühe daran, Muscatnus und ein paar Rädlein frische Zitronen darein, verrührt 3 bis 4 Eiergelb, gießt die Sauce langsam daran und läßt sie unter beständigem Rühren auf Kohlen anziehen. Dann wird der Fisch angerichtet, und die Sauce darüber gegossen« (Loeffler, 255).

Hopfensalat:

»Sind die Hopfen schon grün und doch noch zart, so werden sie gewaschen, in Büschelein gebunden, und im Salzwasser gesotten. Wenn sie wieder abgegossen, und mit kaltem Wasser abgeflößt sind, drukt man sie zwischen der flachen Hand ein wenig aus, rührt das Gelbe von 2 hartgesottenen Eiern mit klein geschnittenem Schnittlauch oder Petersilien, Salz, Pfeffer, Essig und Oel recht untereinander, legt die Hopfen der Ordnung nach auf eine kleine Blatte, und gießt das Angerührte darüber« (Loeffler, 432).

Nachspeise: Aprikosenschaum:

»Man rechnet einen Vierling eingemachte Aprikosen zu einer kleinen Blatte, schneidet oder hakt die Aprikosen, schlägt von 6 Eiern einen steifen Schaum, rührt die Aprikosen und das von der Zitrone abgeriebene darein, sezt sie dann auf eine Blatte aber nicht so hoch, stellt die Blatte auf heisse Asche, einen Dekel mit einigen Kohlen darüber, und läßt sie langsam aufziehen« (Loeffler, 428).

8. Garküche und Speisehaus

Für die Frauen, die weder kochen noch sich eine Köchin leisten konnten, gab es eine dritte Lösung: die Garküche. Diese gab es in allen größeren Städten. Dort konnte man sich für wenig Geld das Essen holen und holen lassen. Dorothea Veit-Schlegel nutzte diese Einrichtung in Köln, da sie in dieser Zeit keine eigene Hauswirtschaft führte. Den davon geprägten Lebensstil beschrieb sie einer Freundin so:

»Wir leben hier als Fremde, haben chambre garnie, essen aus der Garküche, trinken Wein der einzeln gekauft wird, und brauchen doch nicht mehr als 300 franc monatlich; findest du dies nicht wohlfeil, oder kömmt es mir nur so vor, da wir aus den theuren Paris hierher gezogen sind?« (an Elisabeth Paulus   Köln 1. 12. 1805; K).

Dorothea und Friedrich lebten demnach in einer Wohnung, in der sie nur ein Frühstück bekamen. Es muß eine hotelartige Unterkunft gewesen sein, die auf die Dauer bestimmt nicht »wohlfeil« war. Daß sie sich Mittag- und Abendessen aus der Garküche besorgten, mag zwar relativ billig gewesen sein. Doch stellte dies keinen geringen Posten in der Haushaltsabrechnung dar, ebenso, daß sie Wein in kleineren Mengen, nicht wie allgemein üblich, faßweise kauften.
Neben der Garküche gab es in den größeren Städten Speisehäuser, die Vorläufer der Restaurants (vgl. Rauers). Dort aß man an einer geselligen Tafel ebenfalls recht preiswert. Dorothea und Friedrich nutzten in Wien ein solches Speisehaus, wiederum mangels eigener Wirtschaftsführung. Dorothea beschrieb ihren Söhnen ihre damaligen Lebensumstände:

»[. . .] dabey sind wir so genirt. dass wir weder Essen in der Küche wärmen lassen dürfen, noch uns ein Kohlfeuer ins Zimmer nehmen dürfen, sondern ich muß feliciter [glücklicherweise] jeden Mittag durch Regen und Wind mit Schlegel ins Speisehaus wandern« (Wien, 19. 11. 1808; Raich I, 309).

9. Saubermachen im Haus

Eines der Hauptprinzipien der Wirtschaftsführung war die Reinlichkeit. Es war bekannt, daß sich in einer sauberen Wohnung, also bei verbesserten hygienischen Verhältnissen, Krankheiten vermindern ließen. Daher mußte die Hausfrau für regelmäßige Reinigung von Hausrat und Wohnung sorgen.
Außer einem Überblick über das, was jeweils zu tun und der sonstigen Belastung oder Jahreszeit entsprechend möglich war, mußte sie wissen, was mit welchen Mitteln zu reinigen war. Dementsprechend gab sie Anweisungen an das Personal - wenn sie nicht selbst mit anpackte. Nach dem Essen begann eine wohl auch damals ungeliebte Arbeit, bei der es allein mit dem »Abwasch« nicht getan war:

»Um in dieser Absicht Ordnung und Genauigkeit in der Küche herrschend zu machen, so müssen nach jeder Mahlzeit Teller, Schüsseln, irdne und kupferne Küchengeschirre, von der Küchenmagd abgewaschen, gescheuert, getrocknet, und jedes an seinen Ort hingestellet werden« (Wirtschaftsbuch, 133).

Abgewaschen wurde nur mit Brunnenwasser, einmal in der Woche mit zusätzlichem Reinigungsmittel. Anschließend mußte die Küche ausgefegt werden:

»Die Küche selbst muß nach jedem Abwaschen der Gefäße überall gereinigt, und nirgends Unrath auf dem Fußboden gelitten werden« (Wirtschaftsbuch, 135).

Die verschiedenen Putzmittel richteten sich nach der Beschaffenheit des Materials: Porzellanteller, -tassen und -schüsseln wurden mit in Wasser aufgelöster Kreide gereinigt. Das Silberbesteck wurde ebenso gesäubert, aber anschließend noch poliert. Zinnteller und -schüsseln mußten solange mit einer Lauge abgerieben werden, bis sie wieder in altem Glanz erstrahlten. Ein Lehrbuch gab Ratschläge:

»Wenn auf Zinn gespeiset wird, so ist es nicht genug, daß Schüsseln und Teller nach dem alltäglichen Gebrauch abgewaschen werden. Sie müssen über dem zum öfteren noch gescheuert werden, damit ihr Glanz wieder hergestellet, und ihre Dunkelheit weggenommen werde« (a. a. O.).

Küchengeräte aus Messing, Kupfer und Holz wurden mit Sand gescheuert. Über das Säubern der Küche war im Lehrbuch zu lesen:

»Sie soll nicht nur, wie man sagt, besenrein gehalten, sondern auch öfters gescheuert, und so dann mit Wasser abgespület werden, damit die Küchenluft nicht von faulen Dünsten verunreiniget werde« (a. a. O.).

Regale und Schränke in der Küche mußten regelmäßig von Ruß und Küchenschmutz befreit werden. Auch den Raum, in dem gegessen wurde, putzte man regelmäßig:

»Die Eßstube oder der Eßsaal erfordert in Ansehung der Reinlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Man leide nichts darinn, was Reinlichkeit Liebenden Eckel erregen kann. Keine Spinnweben an der Decke. Kein Koth oder Gassenunflath auf dem Fußboden. Keine weißgewesene aber von Fliegenkoth schwarz gewordene Fenstergardinen. Keine von Staub grauende Wände, Stühle, und andere Geräthe« (Wirtschaftsbuch, 140).

Die Holzdielen aller Fußböden wurden gefegt und von Zeit zu Zeit einer Scheuerprozedur unterzogen, die mehrere Tage in Anspruch nahm. Die günstigste Zeit für die Reinigung des Fußbodens war der Sommer, da bei trockener und warmer Witterung die Dielen schneller trockneten:

»Es gehört auch ein Vortheil dazu, eine Stube gut zu scheuern, damit die Bretter weiß bleiben. Man kehrt die Stube mit einem Haarbesen und nassen grauen Sande vorher recht rein aus, und scheuert sie mit einem Scheuerwisch aus Stroh oder mit einem Schaubert, (welches eine scharfe, dichte Bürste mit einem langen Stiel ist) mit weißem Sand und warmen Flußwasser recht rein. Wenn eine Stelle fertig gescheuert ist, wascht man dieselbe mit reinem Wasser nach, und trocknet sie mit einem andern leinenen Tuche ab« (Wirtschaftsbuch, 144).

Die Fleckentfernung aus dem Fußboden erforderte spezielle Kenntnisse. Fettflecke wurden mit Seife entfernt. In hartnäckigen Fällen wurde der Fettfleck mit Ton eingerieben, bis der Ton das Fett absorbiert hatte. Tintenflecke wurden mit Zitronensaft behandelt. Alle Flecken mußten vor dem Scheuern entfernt worden sein. Ebenfalls vor dem Scheuern des Fußbodens wurden Decke, Tapeten und Wände mit dem Besen abgekehrt. Schränke und Öfen wurden abgestaubt.
Von diesen Scheuerprozeduren war unter den Schriftstellerinnen oft die Rede. Dementsprechend scheint das Großreinemachen den betroffenen Männern nicht sehr behagt zu haben, mußten doch die Zimmer über mehrere Tage hinweg teilweise ausgeräumt werden. Friedrich Schlegel beklagte sich scherzhafterweise über die ,,Putzlust« seiner Freundin Dorothea:

»Dorothea geht schon wieder in der Stube umher und macht mir den Kopf warm, weil sie das Zimmer rein machen will«
(an Caroline Böhmer-Schlegel und August Wilhelm Schlegel, Berlin, Mai 1799; Schmidt I, 541).

Fenster wurden auf drei verschiedene Arten geputzt. Beim Putzen mit klarem Wasser und einer Bürste mußten die Fenster ausgehängt werden; zum Trocknen wurden sie dann an einen schattigen Ort gestellt, bevor sie wieder eingehängt wurden.
Sie konnten auch mit einem Zusatz von Lauge gereinigt werden. Allerdings griff die Lauge das Fensterglas stark an.
Bei der dritten Putzmethode, bei der die Fenster nicht ausgehängt werden mußten, verwendete man ein Rehfell als Fensterleder sowie in Wasser gelöste Kreide. Die Fenster wurden mit dem Rehfell, das dazu um ein Stück Holz gewickelt wurde, nachgetrocknet, damit keine Kalkflecken zurückblieben.
Möbel wurden abgestaubt oder abgefegt. Da sie Wertstücke waren, rieb man sie von Zeit zu Zeit mit gelbem Wachs ein und bohnerte sie. Zu diesem Zweck wurden Tücher präpariert:

»Ein Vierling gelbes Wachs wird zerschmolzen, dann folgendes darein gegossen: für 1 Kreuzer Therbenthin-Spiritus und für 2 Kreuzer Aloe, Salbei, alsdann wird das Tuch durchgezogen und erkältet« (Kochbuch I, 298).

10. Die Wäsche

Noch aufwendiger als Putzen, Scheuern und Bohnern war - mangels Maschinen und gebrauchsfertigen Reinigungsmitteln - das Waschen. Gewaschen wurde deshalb in großen Zeitabständen, jedoch mindestens zweimal im Jahr. Dabei wusch man farbige und kostbare Stoffe wie Seide und Damast schonender und weniger oft. Weiße Wäsche, Tisch-und Bettwäsche, Hemden, Handtücher, Unterwäsche und Gesindezeug konnten auf vier Arten gewaschen werden:

Einen Tag vor dem Waschen wurde die Wäsche in Wasser eingeweicht. Am Morgen wurde die Wäsche dann von Hand mit Seife durchgewaschen. Anschließend brachte man die Wäsche in eine Art Faß, an dessen unterem Ende ein Hahn zum Ablassen des Wassers angebracht war. Die wertvollste Wäsche wurde nach unten in das Faß gelegt, die billigere und schmutzigste Wäsche nach oben. Obenaufgelegt wurde ein großes Tuch, auf das man Asche streute. Über diese Asche wurde zunächst kaltes, dann immer wärmeres Wasser gegossen. Durch den Hahn am Faßboden konnte das Wasser wieder abgelassen werden. Die Wäsche blieb 12 bis 14 Stunden im Faß. Dann wurde sie herausgencmmen, von Hand mit Seife rein gewaschen und gut ausgespült.
Im Unterschied dazu wurde bei der zweiten Waschmethode außer Asche und Wasser noch gekochte Seife hinzugefügt. Die Wäsche wurde sonst gleich behandelt.
Eine weitere Art, die Wäsche sauberzubekommen, war die Kochwäsche. Dazu wurde die ebenfalls am Vortag eingeweichte Wäsche von Hand mit Seife gründlich durchgewaschen. Anschließend kam die Wäsche mit Wasser und gekochter Seife in den Kochkessel, wo sie eine halbe Stunde lang gekocht wurde. Dann wurde sie herausgenommen und ausgespült. Die vierte Waschart war die Bleichwäsche. Zunächst wusch man mit einer der beschriebenen Methoden. Dann wurde die Wäsche nicht ausgespült, sondern seifig, wie sie war, auf eine Wiese gelegt und drei Tage lang auf jeder Seite von der Sonne gebleicht. Zwischendurch, wenn es nicht regnete, wurde sie mit Wasser besprengt. Wenn es dagegen stark regnete, wurde die Wäsche zu naß und es bestand die Gefahr, daß sie schimmelte. In diesem Fall mußte sie sofort wieder gewaschen werden. Nach sechs Tagen auf der Bleiche wurde die Wäsche nochmals gewaschen und ausgespült.
Nach dem Waschen wurde die Wäsche noch gestärkt. Dazu mußte Stärke in einem Kessel gekocht und in das Waschfaß gegossen werden. Die Wäschestücke wurden so in die Lösung getaucht, daß sich die Stärke gleichmäßig darauf verteilte. Dann wurde die Wäsche gerade auf die Leine gehängt und dort getrocknet.
Ärgerlich für die Hausfrau war Regen am Waschtag. Caroline Böhmer-Schlegel klagte ihrer Freundin:

»Und ich habe heut eine Wäsche, wozu mir der liebe Gott Regen geschickt hat«
(an Luise Gotter, Jena, 7. 9. 1797; Schmidt I. 424).

Die trockenen Wäschestücke mußten dann auf eine besondere Art zusammengelegt werden, damit sie auf Rollhölzern glattgerollt werden konnten. Wäschestücke, die nicht gerollt werden durften, wie Oberhemden, wurden gebügelt. Allerdings erst am nächsten Tag. Sie wurden also mit Wasser besprengt und in einem verdeckten Korb aufbewahrt.
Über den Gebrauch eines Bügeleisens schrieb Caroline von Dacheröden an ihren Verlobten Wilhelm von Humboldt:

»Sei so gütig und befiehl Johann, daß er ein Bügeleisen für deine M mitbringt. Er hat meinem Mädchen erzählt, es sei ganz eine eigne Art, Bill muß immer alles recht schön gemacht bekommen«
(Erfurt, 13. 5. 1791; Sydow I, 457)