»Und wie, wenn er nun seiner ersten Wohnung gedenkt und der dortigen Weisheit und der damaligen Mitgefangenen, meinst du nicht, er werde sich selbst glücklich preisen über die Veränderung, jene aber beklagen?« Was meint ihr dazu? Glaubt ihr, er könne sich seiner »ersten Wohnung« erinnern und der »dortigen Weisheit«? Der Weisheit, die dort etwas galt? Sollte der Logos eine Lücke lassen, durch die Phantasmen, Phantome, Halluzinationen wiederauftauchen können? In der selbst das Stammeln und Plappern der Kindheit zu neuem Leben erwacht? Oder verlangt seine Kohärenz, daß er sie benennt, sie sogar konnotiert - als schlechte Kopien zum Beispiel - und ihnen so den Wert ihrer eigenen Wahrheit austreibt? Trennende Bestimmungen sollen durch ihre Definitionen Wirklichkeiten beschwören, die ein wenig zu expansiv sind und die jetzt ordentlich abgeteilt und eingefaßt werden, ohne ihrer früheren Zügellosigkeit länger Raum zu geben. Die Beziehung zu dieser vergangenen Wirklichkeit wird nur eine rekonstruierte sein können, aufgehoben in einer Dialektik, deren Bahn von oben nach unten verläuft. Der Ort (des Traumes), der Traum wird von Repräsentationen besetzt, die seinen Topos durchdringen, auf diese Weise wird er unwiederbringlich in Meta-Einheiten zersetzt. Wenn man ihn vorsichtshalber mit der Sprache der Vernunft überdeckt hat, dann kann man das kaum so interpretieren, als handele es sich um den Traum, der auch die Wahrheit ist. Von einer anderen Art zweifellos. Aber da sie sich in jener Unbeständigkeit des Werdens ausprägt, aaaf jener noch materiellen Matrix, fährt sie fort, umherzuschweifen, und wäre es nur in göttlicher Besessenheit. Der Raum des Traums bleibt bestehen, doch er ist unendlich weit weg, nach vorn projiziert worden. Überschreitung des Logos, Auswüchse des Logos, denen man sich nicht mehr annähern kann, indem man in die Mutter zurückkehrt, sondern indem man sein Vertrauen in die Existenz des Vaters setzt. Die Phantasmen werden aus dem »Körper der Mutter« vertrieben und hinausgeschickt in eine Welt, die unendlich fremd ist. Die anders ist: außerhalb. Exstase des Traumes in Gott, dem Allerhöchsten. Wieso soll man da nicht »meinen«, daß derjenige, der auch nur ein wenig in diese Richtung geschaut und ihren Sinn geahnt hat, »jene anderen beklagen« wird? Er wird Mitleid mit denen haben, die noch nichts von den begeisternden Übertragungen der teleologischen Projektion wissen, die schließlich die Repräsentationen selber übersteigt, was nicht heißt, daß sie ihren Einschluß nicht voraussetzt. Auch im Wirkungsbereich der Höhle wird als Kinematographie organisiert, was außerhalb ihres geschlossenen Raumes bleibt: die hystéra prétera. Das ist eine andere Überschreitung der Grenzen der Sprache. Doch diese beiden nach der Logik des Diskurses festgesetzten »Terme« können keine Beziehungen (mehr) eingehen. Eine ganze Systematik von Verwandtschaftsverhältnissen - das heißt hier: von Analogien - reißt ihre Kontiguität auseinander. Die beherrschende Ökonomie der Metapher verhindert ihre Konjunktion. Und die Werte, die über die Ähnlichkeit mit der »Mutter« oder dem »Vater« hinausgehen, können sich nicht mehr zusammenschließen, denn sie sind bereits einer Genealogie des Selben angeglichen, die sie zu substituierbaren macht, zu solchen, die einander ausschließen, auch da, wo sie über sich hinausgehen.
Gewiß nicht mit den selben Voraussetzungen. Sie sind unterhalb und oberhalb der »Kette« angesiedelt. Das ist eine extreme Differenz des Rangs, die dem Maßstab des Selben untersteht. Aber um seiner eigenen Form willen, um sich in seiner Allmächtigkeit aufzurichten, hat es das höchste Vorbild nötig, das Gute aus dem Ungeformten des anderen, aus dessen Bewußtlosigkeit, für sich zu beziehen und es in Besitz zu nehmen. Man kann also im Grunde darauf nicht als auf einen Zwischenraum, eine Höhle in der Reflexion zurückkommen, denn diese Konkavität, die sich selbst spiegelt und spekuliert, bildet jetzt das Eigentum des Wesens, des Vaters. Er vereint sich endlos mit sich selbst, ohne je ein anderer zu werden. Und derjenige, der in der Weisheit zur Teilhabe an einem solchen Gut gelangt ist, kann »sich selbst glücklich preisen über die Veränderung«. Er allein, ausschließlich er, erfreut sich also seiner neuen Macht. Er genießt sein neues Wissen- sein Sich-Haben? -, das ihn von den Fesseln seiner »ersten Wohnung« befreit und ihn von seinen damaligen »Mitgefangenen« unterscheidet, die als Gefangene zurückgeblieben sind und die er jetzt von oben herab, mit Mitleid, beurteilt. Mit dem mitleidigen Blick des Philosophen für den, der noch in den Fängen unterirdischer Leidenschaften ist, von Phantasmen gefangen, die er seinerseits in der einsamen göttlichen Kontemplation aufgehoben hat. Gelassen in der Gewißheit seiner Klarheit und also ohne Sehnsucht, nach hinten zurückkehren. Eine solche Rückkehr wird nicht mehr stattfinden, es sei denn im Namen der WAHRHEIT.
»Und wenn sie an dem früheren Aufenthaltsort unter sich Ehre, Lob und Belohnungen für den bestimmt hatten, der das Vorüberziehende am schärfsten sah und am besten behielt, was zuerst zu kommen pflegte und was zuletzt und was zugleich, und daher also am besten vorhersagen konnte, was nun erscheinen werde: Glaubst du, es werde ihn danach noch groß verlangen und er werde die bei jenen Geehrten und Machthabenden beneiden? Oder wird [...] er viel lieber wollen >das Feld als Tagelöhner bestellen einem dürftigen Mann< und lieber alles über sich ergehen lassen, als wieder solche Vorstellungen zu haben wie dort und so zu leben?«
In der Höhle, in der er so lange Gefangener gewesen war, unter dem Zauber von Schatten, die ihn von der Evidenz des natürlichen Lichtes ablenkten, waren demjenigen gewisse Ehren und Lob verheißen worden, der die Dinge, die vorbeizogen, am besten unterscheiden konnte, demjenigen, der die Besonderheit jeder Projektion am besten wahrnehmen konnte, der sich davor hütete, sie mit irgendeiner anderen zu verwechseln, also auch davor, die vorbeiziehenden Dinge, die sich jeden Tag vor ihm darstellten, schließlich auf die Einheit zu reduzieren. Demjenigen, der sich aufgrund dieser Tatsache, aber auch darüber hinaus, an die Dinge erinnern könnte, die für gewöhnlich als erste geschehen, an die, die sich erst darauf folgend darstellen sowie an die, die zugleich vorbeikommen (vorkommen), der daher in der Lage wäre, vorauszusagen, was aller Wahrscheinlichkeit nach erscheinen wird. Lob und Ehren werden also dem Menschen versprochen, der sich am begabtesten für die Analyse dessen zeigt, was in sein Blickfeld rückt, der die »Dinge« auch in ihren Unterschieden am deutlichsten sieht und sie am treuesten in seinem Gedächtnis aufbewahrt und fixiert.
Aber von welchen »Dingen« und von welchem »Gedächtnis« ist da die Rede? Das ist ganz gewiß der Einwand, den der Philosoph erheben wird, um sich in einer derartigen Angelegenheit nicht zu kompromittieren und um nicht in diesem Konkurrenzbereich zu rivalisieren, für den er vielleicht nicht besonders gut ausgerüstet ist. Denn, wie ihr wißt, behauptet er, von den »Dingen« ein für alle Mal das Wesen zu kennen und sich, wenn nicht in pädagogischer Absicht, wenig um ihre Existenz zu kümmern: eine mehr oder weniger gute Kopie ihrer Wahrheit. Das so hochgelobte Gedächtnis freilich könnte jener Wiedererinnerung im Wege stehen, die für ihn allein wichtig ist. In der Tat gilt ihm das gering, was jeden Tag aufs neue geschieht und mit der Nacht vergeht. Denn es ist noch von der Dunkelheit abhängig, nicht ewig leuchtend. Die Klarheit, die man dadurch gewinnen kann, ist noch zu irdisch und daher sterblich, auch sie. Nicht darauf verwendet er seine Aufmerksamkeit, sondern auf Leuchtfeuer ohne Eklipsen, die ihm eine Projektion ohne Schwächen gewährleisten. Sublime Interessen, die den gar zu materiellen Kontingenzen entzogen sind. Daher verabscheut er die Entstehung von Wirklichkeit, die sich auch noch täglich wiederholt, ja, er wirft noch nicht einmal einen Blick darauf. Und wenn ihr ihn fragt, was (ihm) am Morgen geschehen ist, am Mittag und am Abend, dann kann er euch darauf nicht antworten, denn darum schert er sich nicht. Er ist auf »Dinge« aus, die sehr weit jenseits des weltlichen Lebens liegen; das Leben, in dem ihr ihn um Antwort bittet, beeindruckt ihn nicht mehr. Es sind »Schatten«, über die ihr ihn befragt. Und auch wenn diese in der Zeit der Finsternis als Hinweise auf ein größeres Maß an Wahrheit dienen können, wird er sich mit ihrer Analyse nicht lange aufhalten. Das wäre eine Gefälligkeit, die seine psyche auf eine ziemlich unnütze Weise beschäftigte. Abgesehen davon, daß Trugbilder zu identifizieren keine leichte Sache ist, jedenfalls die einen im Verhältnis zu den anderen... Man muß ein »Kind« oder »verrückt« sein, um sich daran zu wagen, um zu glauben, man könnte damit fertig werden und zudem ihre Kinematographie beherrschen zu können. Vernunftlose Demiurgen eines Universums, ohne Vorbild(er), dessen Ordnung nur in Chaos oder Richtungslosigkeit bestehen kann - außer in den Phantasmagorien von Naiven, die den Weisen nicht mehr interessieren.
Übrigens aus mehr als einem Grund. Denn in der Tat ist die Kontiguität der »Dinge« für ihn von sehr geringer Wichtigkeit. Ob dieses hier jetzt mit jenem anderen zusammenhängt, ob es sich in seiner Nachbarschaft befindet, sogar ganz nahe ist - vielleicht scherzt er darüber, wenn es ihm in die Augen springt, aber diese Nähe ist nicht die, nach der er sucht. Er macht sich vielmehr davon frei, um sich auf die »Urbilder« und ihre Filiation zu konzentrieren. Und er muß durch die Genealogie - durch die des Vaters letzten Endes - hindurch, um diese oder jene Konstellation würdigen zu können. Der Wert jeder Beziehung wird für ihn einzig nach diesem einzigen Preis geschätzt. Der Rest ist Phantasie, die so wenig Dauer hat, daß es lächerlich wäre, ihr irgendeinen Sinn zuzuschreiben. Der Philosoph findet wenig Gefallen an der Bedeutungslosigkeit, jedenfalls an dem, was er so beurteilt. Und wenn es ihm beliebt, von der Ironie Gebrauch zu machen, so übertreibt er das Lachen auf eigene Kosten. Bevor er also einen Zusammenhang etabliert, denkt er lange über die Übereinstimmung seiner Formen, über deren geeigneten oder ungeeigneten Charakter nach, kurz, über ihre Angemessenheit, was weit von einem lockeren (Sich-) Verbinden entfernt ist, weit entfernt von bloßen Berührungen, die dem Zufall zu viel Spielraum lassen würden. Oder dem Traum? Den Phantasmen? Der immer ein wenig magischen, okkulten Verführung? Scharlatanerien, die noch im Zeit-Raum der Höhle gelten? Dem Schoß? Dieser Bereich ist noch ein mütterlicher, auch wenn er schon immer umgestülpt, zur Proliferation von Bildern verwendet wurde. Verdient dieses Kino, das jeden Tag wieder von vorn anfängt, daß man sich mit ihm befaßt? Selbst wenn es gelänge, die Sequenzen genau voneinander zu trennen, sich an ihre Verkettung zu erinnern, sie vorauszusehen, wäre man deshalb von ihrer Rückläufigkeit befreit? Würden sich die selben Szenen nicht am nächsten Tag reproduzieren? Es ist gerade diese Wiederkehr, mit der das Gedächtnis rechnet, dem man hier den ersten Rang einräumen würde. Und die der Wiedererinnerung den Garaus macht.
Zwei Arten von Wiederholung machen sich die »Zeit« streitig. Wiederbeginn/Unendlichkeit; Wiederkehr/Ewigkeit. Ihre Trennung lenkt von der Überschreitung der selben Geschichte ab. Derlei Hypotheken gewähren ihr eine Frist, sie begnügt sich weiterhin mit der Divergenz solcher Dichotomien, indem sie die Auswirkung(en) ihrer Verbindung(en) und die Nachträglichkeit ihrer Konjunktion(en) auf den Augenblick aufschiebt. Irdische Chronometrie, die irgendwo im Ewigen des Vaters verlöschen muß. Die Mitternacht der Mutter wird auf unbestimmte Zeit vom Mittag des Vaters überdeckt. Aber die Sonne ist ein Gestirn, das zu oft ins Meer, die Mutter, versinkt, als daß man ihr allein den Schutz vor dem Abgrund des Lichtes anvertrauen könnte. Man braucht ein anderes Licht, um einer Erleuchtung sicher zu sein, in der es keine Eklipsen gibt: die Macht des "Vaters, die den Unsicherheiten der Dämmerung, der nächtlichen Intervalle, den Unterbrechungen der Leuchtfeuer entzogen ist, Und daß man sich erinnert, daß die Sonne am Morgen, dann am Mittag, schließlich am Abend da ist, ändert ja nichts daran, daß die Nacht nach wie vor überrascht. Daß das im Frühling so ist, anders im Sommer und dann im Herbst, wendet die Wiederkehr des Winters nicht ab. Eisiges Verlöschen, das der Philosoph fürchtet, der die Kälte noch in den Augen spürt. Auch haßt er den Schatten, der ihn an seine Augenschwäche erinnert und an das Bedürfnis, sich in eine »Seele« zurückzuziehen, den Schirm, auf den die allzu stark brennenden Spektakel übertragen und umgewendet -werden. So wie Jedermann — so wird behauptet - hungert er nach dem, was ihm fehlt. Und die Gier des Weisen, richtig geradeaus zu sehen, offenbart sein Unvermögen, es zu tun. Sein ewiger Mittag ist das Eingeständnis seiner blinden Hingabe an die Klarsicht des Vaters, dessen Allgegenwart jeden Schatten auflöst, und wäre es auch nur der Schatten eines Zweifels. Das Universum wird durch und durch vom Auge dieses ANDEREN erhellt -werden.
Dennoch muß man in diesem Universum sein. Was für den kaum zutrifft, der immer unter der Erde haust, angekettet in diesem verschlossenen Ort, in den nur schwach dis Licht dringt. Eine Dunkelkammer, in der eine gleichsam magische Laterne Projektionen am Leben erhält, Schatten natürlich. Ein Ort, den auch die Seele besetzen wird (würde), die ihn und sich aber nur in ihrem unteren, dunkelsten Teil verdoppelt. Foci von faszinierenden Empfindungen, die sich allerdings bewegen und deren Reiz einen gefangen nimmt, ohne daß man ihn deshalb im Gedächtnis behalten könnte, es sei denn, man transformierte, deformierte ihn. Unsichere Meinungen, die man da und dort weitergeben wird, ohne die Genauigkeit der Idee zu erreichen.
Wer sich mit der Beschreibung und mit der Speicherung derartiger Spektakel im Gedächtnis befaßt, handelt gewiß verdienstvoll, und es ist gerecht, daß man ihn belohnt. Doch mit welchem Recht? Und welcher Gefahr würde sich die Stadt aussetzen, wenn sich alle zu diesem Spiel anstacheln ließen? Wenn sie ohne Ende in dieser psyche-analyse blieben, die sie von mancher nützlichen Aufgabe abhält? Wenn sie nur auf jene Phantome, Trugbilder, Phantasmen achteten, die sie von objektiven Realitäten ablenken? Sie haben nicht einmal mehr ein Bewußtsein davon, daß sie von Thaumaturgen verzaubert sind, da sie sich nicht umdrehen und die »Dinge« zur Kenntnis nehmen können, die sie verführen; die sie außerdem vorne, gegenüber wahrnehmen.
Das Dahinter ist auf ewig der Evidenz entzogen. Aber wenn man eine halbe Drehung machte, wird es sich immer noch weiter nach hinten zurückziehen, ungreifbar, unsichtbar. Eine bittere Gefangenschaft in einem geschlossenen Raum, in dem die Rückseite unbekannt bleibt - draußen: anders —, sie erhält die Sehnsucht aufrecht, zu ihr zurückkehren zu wollen, obschon man nicht weiß, welchen Weg man nehmen soll. Die Passage dazwischen ist vergessen. Alle Mißverständnisse, alle Irrtümer sind daher möglich. Und auch vielfältige Lustempfindungen und Schmerzen. Wie freilich soll man die »Nährmutter« wiederfinden? Wie soll man das durchdringen, was den Rahmen dieses Schirmes bildet, auf dem jetzt die Bilder vorüberziehen? Auf dem Es sich stets nach vorne projiziert und reproduziert und den Weg, Wege nach hinten ohne jede Repräsentation zurückläßt? Aus denen der Mensch nicht mehr (wieder) herauskommt, wenn ihn nicht jemand - irgendjemand Männliches - zieht? Das heißt, daß er dorthin nicht zurückkehrt, es sei denn als einer, der von einem Diskurs anderer Art unterworfen wurde, durch eine andere Übertragung bezwungen, deren Metaphern den Weg passierbar machen, sofern man ihn in Sprüngen zurücklegt. Die Kontiguität hat sich in der Analogie verloren, die sie mit ihrer Re-Präsentation umhüllt, die sie durch eine Übertragung ohne Umkehr unbeweglich hält. Und das Sinnliche, das immer (an) irgendeinen Zusammenschluß verlangt (erinnert), auch seinen Bruch, irgendeine Geburt, aber auch seinen Tod, hebt auf diese Weise das Kommen und Gehen seiner Zeitabschnitte in einer Genealogie von Bildern, von »Kopien« auf, deren Nähe zum Vorbild die Zeit der Generation, der Entstehung überspringt, die sich vielmehr durch das Eigentum der Form (und das des Namens) des Namens ordnen. Diese Ähnlichkeitsbeziehungen zum wahren Ursprung der Konzeption sind minder fehlbare Garanten. Sie werden einem unsterblichen Gedächtnis versprochen, weil sie das »Leben« schon in eine Wiederholung - eine Wiedergeburt - eingeschlossen haben, die es spiegelt und spekuliert. So ist es für die Ewigkeit eingefroren.
Anders gesagt, der Mensch kommt hier nicht aus den »mütterlichen Wassern« heraus; indem er jedoch den Weg, der dorthin führt, gefrieren läßt, spiegelt er sich, sich re-produzierend, in jenem Paraphragma. Ein Hymen, das seine Seele ebenso zerteilt, wie es das Universum durch seine spiegelnden Oberflächen aufteilt. Die Suche nach der Perpetuierung der Identität mit sich selbst macht jede Verbindung starr, paralysiert jede Durchdringung aus Furcht, sich nicht mehr ständig als das Selbe wiederzufinden. Deshalb werden die Verbindungen in »Termini« metaphorisiert, die sie umhüllen, einwickeln, sie immer weiter von dem entfernen, was sie »begründet« durch Assoziationen, die nur noch Analogien sind. (Zur) »Passage« wird endlich die Identität der Vernunft mit sich selbst (geworden) sein, und die Wiederkehr wird das einfache Zurücklaufen des Selben sein, wobei die Aufzählung das Zeichen der Unwandelbarkeit dessen ist, was in Form von Werten berechnet wird. Dabei gibt es keine Möglichkeit des Verfalls, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, wenn man bis zum Ideal selbst (des Selbst) gelangt, das natürlich jeder Veränderung widersteht. Endlich einzig. Seinem Sein adäquat ohne die Stütze von irgend etwas anderem, seinem Sein angemessen, das es wiederholt, nahe bei und zu sich selbst. Aber über welchen Zeit-Raum erhebt sich diese souveräne Aneignung seiner selbst? Re-Produktion (seiner selbst) ohne Materie, ohne Mutter. Ein Trugbild im kostbaren »Es sei« der Spekulation des Vaters, das den vom »Tode« befreit, der auf den Grund seines Glaubens vertraut. Der ganz auf die Ähnlichkeit mit dem vertraut, den er niemals wahrgenommen hat. Also auf die mit sich selbst? Mit dem, was der Logos ihm selbst (als Selbst) bestätigt? Ein angemessenes Verhältnis zwischen der Aussage und dem, der (sie) begründet, das um jeden Preis fortgesetzt werden muß.
Also ist es wohl vorzuziehen, »Tagelöhner bei einem dürftigen Mann«, einem glücklosen Fremden zu sein, als »wieder solche Vorstellungen« wie die Menschen in der Höhle zu haben und so wie sie zu leben. Die Erde ohne Zusicherung eines festen Lohns zu bestellen, ist besser, als die Mitgift der Vernunft zu verlieren. Die Erde aufzureißen und sie umzugraben, selbst wenn man für diese mühevolle Arbeit vom Hausherrn nicht bezahlt würde, das ist ganz anders zu schätzen, als Phantasmagorien unterworfen zu sein, die die Gefesselten mit ihren und durch ihre Mysterien quälen. Den (sogenannten) mütterlichen Ort auf die Rechnung eines Vaters auszubeuten, dessen Autorität in reinen Formen besteht, läßt sich dem Rang nach mit der Gefangenschaft des Sohnes im geschlossenen Raum seiner materiellen Geburt, seiner Geburt in der Matrix, nicht vergleichen. Dieser Sohn ist noch von kindlichen Träumereien gefesselt, die ihn in jener Höhle ständig heimsuchen, in der Höhle, aus der er nicht herauskommen wird, da es für ihn keine anderen Reize gibt als die Unmittelbarkeit der Empfindungen, die er verspürt. Zweifellos ist er in der Kunst sehr geschickt, die Empfindungen zu unterscheiden, sie hervorzurufen und sie sogar auf tausendundeine Art auszumalen; aber dadurch ist er »unempfindlich« für die Imperative der Vernunft. Das ist ein Los, das der Philosoph nicht beneidet und mit dem er nicht rivalisieren möchte. Wirklich? Es ändert nichts daran, daß er als die wesentlich beneidenswerte Existenzweise die »Bearbeitung der Erde« wählt. Merkwürdiger Zufall. Die Erde abtragen und umgraben, um nicht in sie zurückzukehren? Wäre das nicht eine Verdopplung der Sackgasse, die bereits die Höhle ist? Öffnen und wieder (ver-)schließen und übertragen (umkehren) gleichzeitig? Durch eine Übertragung von Boden auf das Lehen des Vaters? Dieser wird, wenn ihm Ressourcen fehlen, wenigstens »Söhne« haben, die seine Macht bestätigen, Garanten seiner Autorität, Zeichen des Reichtums seines Hauses, die darauf warten, daß die Ausbeutung des Bodens, den er sich angeeignet hat, Surplus abwerfen wird. Und da ist es keine Schande, im Dienste des Familienoberhauptes zu stehen, sogar dessen Sklave zu sein, denn die »Erde zu bestellen« bedeutet schon, es so wie er zu machen. Auf einer anderen Stufe der (Werte-)Skala, mit einem abweichenden Grad der Analogie. Aber die Nachahmung der Eigenschaften des Vaters ist nunmehr erworben. Und der Sieg seines einzigartigen Logos erreicht. Der auch für die Arbeit möglicherweise mit Metaphern bezahlt. Mehrwert der Ähnlichkeit mit dem Herrn, der für den »Schrecken« vor der Kontiguität mit der »Erde« entschädigt. Ein Kostenausgleich für diese Beziehung. So würde der Weise zweifellos argumentieren, um zu rechtfertigen, daß er immer noch versucht, seine Mutter zu »bestellen«, sie zu »bearbeiten«. Das Verbot, so mit ihr zu verfahren, errichtet er allmählich (wieder), indem er die noch freie ungenutzte Erde mit geeigneten Kulturen besiedelt, die Gebiete kultiviert, die noch unberührt von (seinen) Eigennamen sind. Die Matrizes, die noch ohne vernünftige Worte sind, werden umgepflügt und besät. Gefäße, in denen vielleicht noch ein neuer Gedanke keimen könnte, wenn er sich zu ihnen herabließe, um sie mit seinem Wissen zu überfluten.
Aber das hieße vergessen, daß das ganze Universum schon vom Vater monopolisiert wird. Und daß er, der die Erde bearbeitet, in jenen Bahnungen bestenfalls eine Niederschrift seiner ewigen Wahrheiten neu belebt, indem er sie wiederholt. Er wird also um den Preis seiner Arbeit betrogen. Er ist noch immer nichts anderes als die mehr oder weniger effiziente Verdopplung eines allmächtigen Phallus. Das ändert nichts daran, daß er sich diesem Tatbestand unterwirft und daß er bis zum Tode gehen wird, um diese Ordnung fortzusetzen. Das Wesentliche ist, daß die Geschichte weitergeht. Das heißt, daß sein eigener Diskurs weitergeht, der ihm, auch wenn er nur den zweiten Platz erreicht, Ansehen verleiht, mit dem Anspruch eines Stellvertreters oder Nachfolgers der einzig gültigen Formen. Doch er muß nicht mit dem »anderen« teilen, das nur den Stoff zu diesen Formen hergibt. Ein Stoff, der in Wirklichkeit immer abstrakter wird.
Jenes Phantom indes, jener Schatten, den notwendigerweise auch die Verdopplung des Vaters durch den Sohn - und umgekehrt -darstellt, werden noch immer der Erde überlassen. Diese Verfallsformen werden in ihrem Schoß vergraben, der Evidenz entzogen. Die Mutter-Materie verschließt überdies den Abfall der Spekulation und Spiegelung in sich. Agonie von Phantasmen, die durch den Schirm, der sich der Projektion darbietet, verborgen und abgesperrt werden, eine glatte Oberfläche, die man ohne Grausen und Abscheu nicht mehr öffnen wird. Verwirrende Durchquerung des Spiegels, in dem sich jede Repräsentation bildet. »Gute« Auto-Kopien entstehen, wenn man den Umweg über den Glauben an das Gesetz des Vaters nimmt, der den spekulativen Plan bestimmt und auf diese Weise den Tod austreiben wird. Vernehmt - wenigstens einmal ganz deutlich - die Kastrationsdrohung. Die Angst und der Schrecken sind dem Bauch der Mutter vorbehalten. Wohin man ganz gewiß nicht zurückkommen wird. Es sei denn im Namen des Vaters.