Kóre: jungfräuliches Mädchen - Pupille des Auges

»Nun ist es auch nicht mehr schwer, alles das zu begreifen, was auf die Bilderzeugung in den Spiegeln und allem Glatten und Glänzenden sich bezieht; denn aus der gegenseitigen Vereinigung des inneren und äußeren Feuers und indem ferner beides stets an der glatten Fläche zu einem und vielfach gebrochen wird, erfolgen notwendig diese Erscheinungen, da das vom Gegenstande ausgehende Feuer mit dem des Sehstrahls an der Fläche des Glänzenden und Glatten sich vermischt. Es erscheint aber das links Befindliche rechts, weil, im Widerspruch mit der gewöhnlichen Art des Zusammentreffens, entgegengesetzte Teile des Sehstrahls mit ihnen entgegengesetzten sich berühren. Dagegen erscheint das Rechte zur Rechten und das Linke zur Linken, wenn das sich mischende Licht mit dem seine Stelle wechselt, mit welchem es sich mischt; das geschieht aber, wenn die glatte Spiegelfläche, indem sie hier und dort sich erhebt, die rechte Seite des Sehstrahls nach der linken, die andere aber nach der anderen Seite zurückwirft. Der dem Gesichte seiner Länge nach zugewendete selbe Spiegel aber läßt alles als durchaus rückwärts liegend erscheinen, indem er das Unten des Strahles nach oben und umgekehrt das Oben nach unten zurückwendet.«
Platon

Alles ist versucht worden, damit das Auge, wenigstens das Auge, nicht durch die Feuer des Begehrens zerstört wird. Die Klugheit lehrt anfangs, der Sonne nicht »ins Angesicht« zu schauen, aus Furcht, daß die Membran verzehrt wird, die den Augenhintergrund bedeckt und die als dunkler Raum Bildschirm für die Projektion und Produktion von Formen ist. Eine Ökonomie des Lichts zu finden, ohne das Risiko des Verbrennens, des Todes in der Blendung: das bezeichnet die Schwelle des Eintritts in die Philosophie. Und so wie die Sonne, selbst die Sonnenfinsternis, aus Furcht vor dem Verlust der Sehkraft nur durch das Dazwischenschieben eines Spiegels beobachtet wird, so wird auch die Seele zu einem reflektierenden Dispositiv, das dem Blick zu Hilfe kommt bei der Betrachtung des Guten, das ein Sterblicher streng genommen nicht anschauen kann.

Aber die verzehrende Nähe des Lichts wird auch vermieden, wenn man die Aufmerksamkeit auf die einzelnen Formen richtet. Das Gesicht schützt sich vor der Gefahr der Erblindung, indem es das Tageslicht für die exakte Wahrnehmung alles »Seienden« ausnutzt, auch für die Berechnung seiner Beziehungen und Übertragungen, für die ideelle Inskription in die psyche* (* psyche: Hauch, Atem; Lebenskraft, Leben; Seele. (Anm.d. Ü.)) Das richtige Sehen ist zweifellos jenes, das ins Angesicht schaut, jedoch durch Vermittlung von zwischengeschalteten optischen Einrichtungen, die jede Berührung mit dem Licht ausschließen. Die Vernunft - die man später das natürliche Licht nennen wird - entsteht aus Spiegelmontagen, die zwar eine konstante Helligkeit erzeugen, deren Licht aber kalt und ohne Glanz ist. Die ewige Exaktheit des genau Gesehenen, des korrekt Wahrgenommenen kennt zwar die Nacht nicht mehr, aber noch weniger die Feuer des Mittags. Die epistéme** (** episteme: Wissen, Wissenschaft, Erkenntnis. (Anm.d. Ü.)) beginnt zu vermessen, auszumessen und zu berechnen, von den Schatten ausgehend, die auf und durch die Oberflächen, die Schutzschirme und Stützen geworfen werden. Und die Formen als solche (die man meistens mit dem Begriff Ideen übersetzt) werden — in ihrer Präsenz, ihrer Essenz - lediglich durch das Licht determiniert, das sie in ihren Umrissen einfangen und festhalten. Sie sind prägnanter und also leichter zu erinnern, wenn sie ein Hindernis, einen Einschnitt in einer besonders strahlenden Helligkeit bilden. Die Umrisse der Formen werden durch ihre Leuchtkraft bestimmt. Der Aufprall des Lichts - die Berührung mit dem Licht - wird    zumindest implizit - für zu intensiv, zu körperlich empfunden, als daß das Intelligible daraus ein Prinzip seines Nutzens machen könnte. Ein überaus verderblicher Einsatz, zu unzuverlässig und unbeständig, um die Stetigkeit, die Beständigkeit der Beziehung zu sich und zum Ganzen zu begründen.
Und die Sonne in ihrer Weißglut, die Sonne, die in ihrer Konjunktion mit einem Brennspiegel die Schiffsflotte eines ganzen Volkes in Flammen aufgehen läßt - gleichzeitig kann sie die Fiktion aufrechterhalten, diesen Brennspiegel in ihre Selbstverbrennung schon immer einbezogen und ihn aufgezehrt zu haben —, die Sonne muß ihren Platz als Modell für die Ausarbeitung der ewigen Gesetze an die Stadt abtreten. Dieser »Abkömmling« ist der Mutter-Erde noch zu nah, noch zu sehr gefangen im Kreislauf seines Universums von Leidenschaften, von Annäherungen, von Berührungen, um den ideellen Spekulationen des Vaters als Vorbild dienen zu können. Daß er etwas von seiner Macht gezeigt, signalisiert hat und auch als empirisches Fundament der Wissenschaft fungiert hat, erfordert nichtsdestoweniger, daß er zu gegebener Zeit hinter den Horizont sinken muß, damit er die unveränderliche Wahrheit - aletheia* (*aletheia: die Wahrheit, das Unverborgene. (Anm. d. Ü.)) - in der jungfräulichen Unschuld des logos nicht durch seine Strahlen, seine sengenden Brände und sein zeitweiliges Aussetzen störe. Worte des Vaters, deren Evidenz eine gemessene und harmonische Reflexion, ohne Leuchtfeuer und Sonnenfinsternis, eines jeden Teils innerhalb des Ganzen verlangt. Diese strenge Aufteilung eines jeden Lichtteilchens, von dem jeweils nichts als die Information zurückbehalten wird, ist abgesichert durch Kombinationen von Spiegeln, aber auch von Filtern, Linsen, Schutzwänden, dunklen Räumen, Projektions- und Reproduktionsschirmen, die das »Sein« in Fragmente teilen, die jedem »Seienden« angepaßt sind:  Spiegel des Guten, Ursprung aller Spiegelungen und Spekulationen; Spiegel der Seele, der dem Grad der Vernunft einer jeden Existenz entsprechend verschieden ist; die psyche, die durch den divinatorischen Spiegel der Leber ergänzt wird; Spiegel des Auges, dessen centraler Blickpunkt- köre - derjenige ist, welcher am reinsten reflektiert; Spiegel des Sprachflusses, des »Strömens« der Stimme, in der sich die Bilder der Urteile reflektieren. Eine ganze Hierarchie von kätoptron** (** kätoptron: der Spiegel, Spiegelbild. (Anm. d. Ü.)) läßt die leuchtenden Gluten zu Eis erstarren, bis zur Reduktion der sinnlichen, sogar sichtbaren Eindrücke, die sonst die Wahrnehmung der aus ihrer eidetischen Dauer abgelösten »Formen« variieren, beweglich machen könnten. Ist nicht die Quelle dieser Formen selbst ein Spiegel?
Das soll nicht besagen, daß man den Eigenschaften der Spiegel nicht mißtraut; daß man nicht diejenigen als Fälscher brandmarkt, die mit ihnen spielen, um »falsche« Dinge, »Trugbilder« zu erzeugen; daß man nicht auf der Tatsache insistiert, daß sich in der Inversion, die die Spiegel bewirken, das eine mit dem anderen mischen kann. Die Besonderheit des Hohlspiegels in dieser Ordnung der Dinge wird vielmehr unterstrichen: Bei der vertikalen Bilderzeugung kehrt er die gewohnten Koordinaten der Wahrnehmung nicht um. Der Mann würde sich darin also sehen, wie er ein jedes sieht, nicht wie ein anderes reflektiertes Selbst? Die Identifikation »als« Selbst wäre unmöglich? Die Intervention der Symmetrie nicht interpretierbar? Bei der horizontalen Bilderzeugung dagegen reproduziert der Spiegel das umgekehrte Bild. Von seinen Feuer entfachenden Eigenschaften wird nichts gesagt.

Dennoch werden die auf die ontischen Eigenschaften der Spiegel übertragenen Präzisierungen nicht systematisch auf die Stufenfolge des Seienden selbst ausgedehnt. Daß dieses schon immer erstarrt, geflickt ist, auf verschiedene Weise reflektiert und reflektierend, wird gewissermaßen geleugnet. Die Idee soll wirklich sein, ohne Spiegeltricks. Und doch ist die Organisation der Welt durch und durch mimesis* (*mimesis: Nachahmung. (Anm. d. Ü.)); die Ebenbildlichkeit, die Ähnlichkeit ist ihr Gesetz. Universaler Prozeß, der das Licht, auch defensiv, nutzt? Gleichfarbigkeit und Gleichförmigkeit, die seine Kräfte austreiben sollen? Um sich zu schützen vor seiner Leuchtkraft, seiner Kraft der Kontiguität, der Streuung, der Zeugung, der Transformation, der Erhitzung? Die physis** (** physis: Natur, Wesen (an sieh), Anlage. (Anm. d. Ü.)) wird durch Täuschung angeeignet, nicht durch Blendung. Sie 'wird begriffen, indem man sie und sich zu Eis kristallisieren, nicht indem man sie und sich im Feuer schmelzen läßt. Und die Namen, die man ihr zu geben beginnt, entsprechen Schnitten - geometrischen, arithmetischen, logischen — die man auf ihrem Boden anlegt und durch die sie eine andere Beziehung zu sich selbst bekommt. Wird der Mann anderes von ihr aussagen als von sich selbst? Entschleierung der aletheia durch Aufzählung ihrer Attribute, während das »Sein« die Quelle der Helligkeit bliebe, in der die Vernunft, der Logos der Philosophie, außer sich ist?
Aber ist das Sein, das sich in seiner obersten Himmelssphäre nicht ins Angesicht schauen läßt, selbst hier als Hinweis auf das Unendliche des Lichts zu interpretieren? Als seine Verdichtung in und durch einen »Brennspiegel«, in dem Gott sich in seiner einzigartigen Einheit anschaut und darin sogar die Unterscheidung seiner Attribute selbst (als Selbst) auflöst? Oder wäre das Sein die aus allen Spektakeln resultierende Ansammlung blinder Flecke, durch die (und in denen) das Auge - ebenso wie die Seele - (sich) reflektiert, ohne (sich) zu sehen? Die Spiegelung des Sehens des anderen (des Sich-Sehens im anderen), die der Mann nicht wahrnehmen kann in dem Moment, in dem sie sich herstellt oder in dem sie ihn herstellt. Löcher, durch die (und in denen) er (sich) betrachtet und deren ontologische Voraussetzungen bei der Enthüllung der Wahrheit verfehlt werden. Ein Sein also, das in eine spekulative Ökonomie eingebunden ist, und zwar als Ausschuß, wenn das, was der Mann als höchstes Gut zu erstreben vorgibt, das Reale alles Seienden ist, jenseits seiner Konstitution als und in der Erscheinung. Ist das Sein noch Monopol des Lichts, in seinem Aufblitzen gefährlich für den stets empfindlichen Blick der Sterblichen, oder ist es schon - schon immer - Prinzip der Verwertung von Scheinbildern? Letzter und erster, jedoch in seinem unsichtbaren Geheimnis verborgener Grund ihrer Proliferation im Ideal. »Ursprung«, der verdeckt (und verdeckt wird), maskiert und der, gerade weil er schließlich als solcher nicht sichtbar wird und der intelligiblen Wahrnehmung, die er gleichwohl begründet, entzogen ist, das Mysterium - die Verkehrung - des Seins aufrechterhält? Ursprung, den kein Blick, auch kein philosophischer, aus seiner Krypta herausholen wird. Und selbst der Weise wird davon in den Momenten höchster Erhebung, im verliebten Anschauen des Guten - oder des Schönen - nur eine schwer ausdrückbare »Ahnung« haben.

Der Mann hat also hier noch nicht die Fülle des »Seins« in sich, vielmehr werden ein ganzes theoretisches - geometrisches, mathematisches, diskursives, dialogisches usw. - Instrumentarium, eine ganze philosophische Technik und sogar eine künstlerische Praxis aufgewendet, um ihm daraus eine Matrix der Aneignung herzustellen. Und das, -was er bereits als »natürlich« bezeichnet, als zu »natürlich«, wird transformiert - zerrissen, zerspalten - durch seine Spekulationen. Es ist übrigens ein Projekt, das zwar als möglich zugegeben wird, aber nur beiläufig, dessen ganze Bedeutung verkannt wird und von dem »er« nur im Verschwörungston spricht: »Am schnellsten aber wirst du wohl, wenn du nur einen Spiegel nehmen und den überall umhertragen willst, bald die Sonne machen und was am Himmel ist, bald die Erde, bald auch dich selbst und die übrigen lebendigen Wesen und Geräte und Gewächse, und alles, wovon soeben die Rede war.«

Aus dem Index der Werke Platons: die Frau*

(* Platon, Sämtliche  Werke, nach der Übersetzung von F. Schleiermacher und H. Müller, Rowohlts Klassiker. (Anm. d. Ü.))

Alkibiades I,
120, b: »Sokrates: Nicht doch, du Guter! Sondern auf Meidias, den >Wachtelfutterer<, mußt du sehen und auf andere solche, die die Angelegenheiten der Stadt zu führen unternehmen, und noch das knechtische Haar, wie die Weiber sagen würden, auf der Seele haben, das sie aus Unbildung immer (noch) nicht abgeworfen haben, und die noch ungeschickt stammelnd herkommen, um der Stadt zu schmeicheln, nicht sie zu regieren.«
Apologie des Sokrates, 35, a-b: »Solche, dünkt mich, machen der Stadt Schande; so daß wohl mancher Fremde denken mag, diese ausgezeichneten Männer unter den Athenern, denen sie selbst unter sich bei der Wahl der Obrigkeiten und allem, was sonst ehrenvoll ist, den Vorzug einräumen, betragen sich ja nicht besser als die Weiber.«

Gorgias,
511, e: »[. . .] nachdem sie einen mit Weib und Kind und Habe erhalten und in den Hafen gebracht hat [. . .]•«
Gorgias,
512, e: »Also, Bester, sieh zu, ob nicht das Edle und Gute etwas ganz anderes ist, als das Erhalten und Erhalten werden, und ob nicht ein Mann, der es wahrhaft ist, eben dieses, nur zu leben, so lange es irgend geht, muß dahingestellt sein lassen und keineswegs am Leben hängen, sondern, dieses Gott überlassend und mit den Weibern glaubend, daß doch keiner seinem Schicksal entgeht [. . .].«

Menon,
99, d: »Auch die Weiber, Menon, nennen ja tugendhafte Männer göttlich [. . .].«

Phaidon,
60, a: »Als uns Xanthippe nun sah, wehklagte sie und redete allerlei dergleichen, wie die Frauen es pflegen, [...]■ Da wendete sich Sokrates zum
Kriton und sprach: O Kriton, laß doch jemand diese nach Hause führen.«
Phaidon,
16, b: »[. . .] und nachdem er ihnen aufgetragen, was er wollte, hieß er die Weiber und Kinder wieder gehen, er aber kam zu uns.« [Um zu sterben].
Phaidon,
117, d-e: »Der [Sokrates] aber sagte: Was macht ihr doch, ihr wunderbaren Leute! Ich habe vorzüglich deswegen die Weiber weggeschickt, daß sie dergleichen nicht begehen möchten; denn ich habe immer gehört, man müsse stille sein, wenn einer stirbt.«

Symposion,
176, e: »Nachdem nun dieses schon beschlossen ist, habe Eryximachos fortgefahren, daß jeder nur trinken soll, soviel er will, und gar kein Zwang stattfinden: so bringe ich nächstdem in Vorschlag, daß wir die eben hereingetretene Flötenspielerin gehen lassen, mag sie nun sich selbst spielen oder, wenn sie will, den Frauen drinnen, und daß wir für heute uns untereinander mit Reden unterhalten.«
Symposion,
179, b-e: »Ja gar füreinander sterben mögen Liebende allein, und nicht Männer nur, sondern sogar Frauen. Und dessen gibt uns schon Alkestis, die Tochter des Pelias, hinlänglichen Beweis für diese Wahrheit vor allen Hellenen, da sie allein für ihren Gatten sterben wollte, der doch noch Vater und Mutter hatte, welche sie aber so weit übertraf an Freundschaft vermöge der Liebe, daß mit ihr verglichen sie ihrem Sohn fremd zu sein schienen und nur dem Namen nach ihm angehörig. Und diese Tat, welche sie verrichtet, wurde für so schön gehalten von den Menschen nicht nur, sondern auch den Göttern, daß obschon unter vielen, welche viele schöne Taten verrichtet, doch nur wenigen, leicht zu überzählenden die Götter diese Gabe verliehen, aus der Unterwelt ihre Seele wieder loszulassen, sie doch auch die ihrige losließen aus Freude an der Tat. So wollen auch die Götter den Eifer und die Tüchtigkeit in der Liebe vorzüglich ehren. Orpheus aber, den Sohn des Oiagros, schickten sie unverrichteter Sache aus der Unterwelt zurück, indem sie nur die Erscheinung der Frau ihm zeigten, um derentwillen er gekommen war, nicht aber sie selbst ihm gaben, weil er ihnen weichlich zu sein schien wie ein Spielmann und nicht das Herz zu haben, der Liebe wegen zu sterben wie Alkestis, sondern sich lieber ausgedacht hatte, lebend in die Unterwelt einzugehen. Deshalb auch haben sie ihm Strafe aufgelegt und veranstaltet, daß sein Tod durch Weiber erfolgte [. . .].«
Symposion,
180, d-181, e: »Wir wissen nämlich alle, daß es ohne Eros keine Aphrodite gibt; wenn also diese nur eine wäre, so würde auch ein Eros sein, da nun aber deren zwei sind, muß es auch einen zweifachen Eros geben. Wie sollten aber nicht der Göttinnen zwei sein? Die eine ist ja die ältere, die mutterlose Tochter des Uranos, welcher wir auch den Beinamen der himmlischen geben, und dann die jüngere, des Zeus und der Dione Tochter, welche wir auch die gemeine nennen. Notwendig also wird auch der eine Eros, der Gehilfe der letzteren, mit Recht der gemeine genannt, der andere der himmlische. Preisen nun muß man zwar alle Götter, was aber jedem von diesen beigelegt ist, will ich versuchen zu zeigen. Mit jeder Handlung nämlich verhält es sich so: An und für sich selbst ist sie zu verrichten weder schön noch häßlich. Wie was wir jetzt tun, trinken, singen, sprechen, davon ist nichts an und für sich schön; sondern wie es in der Ausübung gerät, so wird es. Denn schön und recht gemacht, wird es schön; unrecht aber, wird es schlecht. So auch das Lieben und der Eros; nicht jeder ist schön und wert, verherrlicht zu werden, sondern nur, der uns anreizt, schön zu lieben.
Der der gemeinen Aphrodite also ist auch in Wahrheit gemein und bewirkt, was sich eben trifft, und dieser ist es, nach welchem die schlechten unter den Menschen lieben. Es lieben aber solche zuerst nicht minder Frauen als Knaben; dann, welche sie nun eben lieben, an denen mehr den Leib als die Seele; dann, soviel sie immer können, die Unvernünftigsten, indem sie nur auf die Befriedigung sehen, unbekümmert, ob auf schöne Weise oder nicht. Daher ihnen denn begegnet, daß sie tun, was ihnen eben vorkommt, gleichermaßen wie das Gute, ebenso auch das Gegenteil. Wie denn auch dieser Eros von der Göttin abstammt, welche teils weit jünger ist als die andere, teils auch ihren Ursprung schon beiden, Weiblichem sowohl als Männlichem, verdankt. Der der himmlischen aber gehört zuerst einer, welche nicht von Weiblichem, sondern nur von Männlichem abstammt, und dies ist die Liebe der Knaben; dann auch der, welche älter ist und keinen Anteil irgend hat an Frevel. Daher denn wenden sich zu dem Männlichen die von diesem Eros angewehten, indem sie das von Natur Stärkere und mehr Vernunft in sich Habende lieben. Und es unterscheidet einer wohl leicht auch in der Knabenliebe selbst die ganz rein von diesem Eros Getriebenen. Denn sie lieben nicht Kinder, sondern welche, die schon anfangen, Vernunft zu zeigen. Dies trifft aber nahe zusammen mit dem ersten Bartwuchs. Und die alsdann anfangen zu lieben, sind, denke ich, darauf eingerichtet, für das ganze Leben vereinigt zu sein und es in Gemeinschaft hinzubringen, nicht aber den Jüngling, nachdem sie seinem Unverstand etwas entlockt, hernach zu verlachen und von ihm zu einem anderen zu entlaufen. Es sollte aber auch ein Gesetz sein, nicht Kinder zu lieben, damit nicht aufs Ungewisse hin so viele Bemühungen verwendet würden. Denn bei den Kindern ist der Ausgang ungewiß, wo es hinaus will, ob zur Schlechtigkeit oder Tugend der Seele und des Leibes. Die Besseren nun setzen sich dieses Gesetz selbst freiwillig, man soll aber auch jene gemeinen Liebhaber hierzu nötigen, wie wir sie auch von edlen Frauen, soviel wir nur vermögen, abhalten, daß sie sie nicht lieben dürfen.«
Symposion,
191, b: »War nun die eine Hälfte tot und die andere blieb übrig, so suchte sich die übriggebliebene eine andere und umschlang sie, mochte sie nun auf die Hälfte einer ehemaligen ganzen Frau treffen, was wir jetzt eine Frau nennen, oder auf die eines Mannes [. . .].«

Menexenos,
237, e-238, a: »Und eben hierdurch legt unser Mutterland einen deutlichen Beweis ab, daß es Menschen gezeugt hat. Denn dies allein brachte schon damals und zuerst menschliche Nahrung hervor, die Frucht des Weizens und der Gerste, wovon sich das menschliche Geschlecht am schönsten und besten nährt; so daß gewiß dieses Geschlecht der Lebendigen von ihm selbst erzeugt ist. Und mehr noch von der Erde als von einer Frau muß man solche Beweise annehmen. Denn die Erde hat nicht den Frauen nachgeahmt Schwangerschaft und Geburt, sondern diese ihr.«

Kratylos,
414, a: »Weib hingegen will wohl offenbar Werden und Leib sagen. Frau aber scheint von frisch und saugen benannt zu sein |. . .].«
Kratylos,
418, b: »Sokrates: Ich will es dir sagen. Du weißt doch, daß unsere Alten sich häufig des ei und des d bedienten, wie sie auch in den niederen Gegenden noch tun, wo sich die alte Sprechart am längsten erhält, jetzt aber kehren sie das ei in i oder in e um, und statt des d sagen sie t, als wäre das vornehmer.«
Kratylos,
430, b-431, c: »Sokrates: Wohlan, so verstehe ich vielleicht nur nicht, was das ist, was du meinst, und du kannst dennoch recht haben. Kann man wohl diese beiderlei Nachahmungen, die Bilder sowohl als die Wörter, unter die Dinge verteilen und sie ihnen zuschreiben, deren Nachahmungen sie sind, oder nicht?
Kratylos:
Das kann man.
Sokrates: Zuerst bedenke dieses. Es kann doch einer das Bild des Mannes dem Manne zuteilen und das des Weibes dem Weibe, und so auch andere?
Kratylos: Allerdings.
Sokrates: Aber auch umgekehrt das Bild des Mannes der Frau und das der Frau dem Manne?
Kratylos: Auch das kann man.
Sokrates: Sind nun diese Verteilungen etwa beide richtig, oder nur eine von beiden?
Kratylos: Nur die eine von beiden.
Sokrates: Diejenige doch, denke ich, welche jedem das ihm Zukommende und Ähnliche zuteilt.
Kratylos: So scheint es mir wenigstens.
Sokrates: Damit also Freunde wie ich und du sich nicht um Worte streiten, so laß dir gefallen, was ich sage. Nämlich eine solche Verteilung beider Nachahmungen, der Bilder sowohl als der Wörter, nenne ich richtig, die der Wörter aber zugleich auch wahr; die andere aber, welche Unähnliches einander gibt und beilegt, nenne ich unrichtig, und wenn sie mit den Wörtern vorgeht, zugleich falsch.
Kratylos: Aber, Sokrates, wenn nur nicht bei den Bildern zwar dieses stattfindet, das Unrichtig-Verteilen, bei den Wörtern aber nicht, sondern es da immer richtig geschieht?
Sokrates: Wie meinst du das? Worin unterscheidet sich das eine von dem andern? Kann man nicht zu einem Manne hingehen und ihm sagen, dies hier ist dein Bild, und ihm dabei, wenn es sich trifft, sein eigenes Bild zeigen, wenn es sich trifft, aber auch ein weibliches? Zeigen aber nenne ich, ihm vor den Sinn des Gesichtes bringen.
Kratylos: Freilich kann man das.
Sokrates: Und wie, kann man nicht eben zu demselben auch gehen und ihm sagen, das ist dein Name? Der Name ist aber doch ebensowohl eine Nachahmung wie das Bild. Ich meine also dieses: Kann man ihm etwa nicht sagen, dies ist dein Name, und dabei wiederum ihm vor den Sinn des Gehörs bringen bald, wie es sich trifft, seine Nachahmung, indem man zu ihm sagt >Mann<, bald auch, wenn es sich trifft, die des weiblichen Teiles der menschlichen Gattung, indem man zu ihm sagt >Frau<? Glaubst du nicht, daß das möglich ist und daß dergleichen bisweilen geschieht?
Kratylos: Ich will es dir einräumen, Sokrates, und es soll so sein.
Sokrates: Und wohl tust du daran, Lieber, wenn es sich doch so verhält; denn du mußt ja nun nicht den Streit darüber so weit treiben als möglich. Wenn also eine solche Verteilung auch hier stattfindet: so wollen wir das eine von diesen beiden wahr reden nennen, das andere unwahr reden. Wenn sich nun dieses so verhält und es möglich ist, auch nicht richtig die Namen oder Hauptwörter zu verteilen und nicht jedem sein Zugehöriges anzuweisen: so muß es auch möglich sein, eben dieses mit den Zeitwörtern zu tun. Wenn man aber Zeitwörter sowohl als Hauptwörter auf diese Weise setzen kann, dann notwendig auch Sätze. Denn Sätze sind doch, wie ich meine, die Verbindung jener beiden.«

Politeia,
I, 329, c: »Wie steht es doch, Sophokles, um die Liebeslust? Kannst du wohl noch einer Frau beiwohnen? Der sprach: Stille doch, lieber Mensch! Wie gern bin ich davon losgekommen, als käme ich von einem tollen und wilden Herrn los.«
Politeia,
II, 360, b: »[. . .] und so sei er gekommen, habe dessen Weib zum Ehebruch verleitet, dann mit ihr dem Könige nachgestellt, ihn getötet und die Herrschaft an sich gerissen.«
Politeia,
III, 387, e-388, a: »Mit Recht also schaffen wir die Klagen ansehnlicher Männer ab und überlassen das den Weibern, jedoch auch unter diesen nicht einmal den besseren, und solchen Männern, die nichts taugen, damit diejenigen sich schämen, Ähnliches zu tun, die wir zum Schutz des Landes erziehen.«
Politeia
III, 395, d-e: »Wir werden also nicht erlauben, daß die, von denen wir sagen, daß wir uns ihrer annehmen und daß sie tüchtige Männer werden sollen, ein Weib darstellen, da sie doch Männer sind, mag es nun eine Junge sein oder Alte, die auf ihren Mann schimpft oder die mit den Göttern eifert und gegen sie großtut, weil sie sich einbildet, glückselig zu sein, oder die sich in Unglück und Traum und Jammer befindet; eine Kranke aber gar oder Verliebte oder Gebärende noch viel weniger.«
Politeia,
III, 398, d-e: »Welches sind nun die klagenden Tonarten? Sage du es mir, denn du bist ja ein Tonkünstler. - Die vermischt lydische und die hochlydische und einige ähnliche. -Diese also sind auszuschließen; denn sie sind schon Weibern nichts nütze, die tüchtig werden sollen, geschweige Männern.«
Politeia,
IV, b-c: »Sieh also her, sprach ich, auf unsere neue Stadt, und du wirst das eine von diesen beiden in ihr finden. Denn daß sie Herr ihrer selbst sei, wirst du sagen müssen, könne man ihr mit vollem Recht beilegen, wenn doch das Ganze, dessen Besseres das Schlechtere beherrscht, besonnen zu nennen ist und Herr seiner selbst. - Ich sehe her, sagt er, und du hast recht. - Und die vielen und vielerlei Begierden und Lüste und Unlüste findet einer doch wohl bei Kindern am meisten und bei Weibern und Gesinde, unter den sogenannten freien Leuten aber nur bei dem großen und gemeinen Haufen.«
Politeia,
V: Man müßte einen großen Teil des Buches zitieren; es sind einige Passagen daraus aufgenommen, die anzeigen, daß die Frau in der idealen Stadt an den gleichen Funktionen teilhat wie der Mann, als Wächterin des Staates. Aber abgesehen davon, daß sie diese Funktionen aufgrund der Inferiorität ihrer Natur weniger gut erfüllt, wird sie Zugang zu ihnen nur haben, sofern sie wie der Mann ist. Das erzwingt eine lange Diskussion - die nachzuschlagen wäre - über die Definition des Gleichen und des Verschiedenen in der Natur.
451, b-c: »Denn es wäre wohl ganz richtig gewesen, nachdem das männliche Schauspiel vollständig aufgeführt worden, ebenso auch das weibliche aufzuführen, . . .«
451, d-e: »Laß uns also weitergehen, indem wir auch bei ihnen (den Frauen) die gleiche Erzeugung und Erziehung anwenden und zusehen, ob es so ziemt oder nicht. — Wie doch? fragte er. — oo. Die weiblichen Schäferhunde betreffend, sollen wir der Meinung sein, sie müßten eben dasselbe mit hüten, was die männlichen hüten, und auch mit jagen und alles andere gemeinsam verrichten. Oder lassen wir sie nur drinnen das Haus hüten, als untüchtig wegen des Gebarens und Ernährens der Jungen, und jene allem sich mühen und die Sorge für die Herde allein haben? - Gemeinsam, antwortete er, alles; nur daß wir sie als die Schwächeren gebrauchen und jene als die Stärkeren.«
451, e: »Wenn wir also die Weiber zu demselben gebrauchen wollen wie die Männer: so müssen wir sie auch dasselbe lehren. — Ja.«
452, a: »Und welches siehst du wohl als das Lächerlichste darunter? Oder offenbar wohl die nackten Weiber, die sich auf den Übungsplätzen unter den Männern üben [. . .]«
454, d-e: »Nicht auch, sprach ich, wenn sich das Geschlecht der Männer und der Frauen in bezug auf eine Kunst oder ein anderes Geschäft eines vom anderen verschieden zeigt, -werden wir sagen, daß man dies nur einem von beiden zuteilen müsse; wenn sich aber zeigt, daß sie dadurch allein verschieden sind, daß der Mann erzeugt und das Weib gebärt: so werden wir sagen, es sei dadurch um nichts mehr bewiesen, daß in bezug auf das, wovon wir reden, das Weib von dem Mann verschieden sei, sondern wir werden noch ferner glauben, daß unsere Hüter und ihre Frauen dasselbe betreiben müssen.«
455, b-c: »Meintest du es etwa so, daß einer von Natur geschickt zu etwas ist und der andere ungeschickt, inwiefern der eine leicht etwas lernt und der andere schwer? Und der eine nach kurzem Unterricht schon sehr erfinderisch wird in dem, was er gelernt hat, der andere aber auch, wenn viel Unterweisung und Mühe an ihn gewendet ist, nicht einmal, was er gelernt hat, behalten kann? Und sofern dem einen die körperliche Beschaffenheit zustatten kommt für seine Absicht, dem andern aber entgegen ist? Gibt es wohl irgend etwas anderes als dieses, wodurch du in jeder Sache den, der von Natur dazu geschickt ist, und den, der nicht, unterscheiden kannst? - Keiner, sprach er, wird wohl etwas anderes anführen können. - Weißt du nun irgend etwas von Menschen Betriebenes, worin nicht dieses alles das Geschlecht der Männer in höherem Grade hat als das der Weiber? Oder sollen wir erst weitläufig sein und die Weberei anführen und die Bereitung des Gebäcks und Geköches, worin ja das weibliche Geschlecht sich auszuzeichnen scheint, so daß es fast lächerlich herauskommt, daß es auch hierin übertroffen wird? - Ganz richtig, antwortete er, sagst du, daß, um es kurz zu sagen, in alledem gar sehr das eine Geschlecht von dem andern übertroffen wird. Viele Frauen mögen zwar in vielem besser sein als viele Männer, im ganzen aber verhält es sich, wie du sagst. - Also, o Freund, gibt es gar kein Geschäft von allen, durch die der Staat besteht, welches dem Weib oder dem Manne als Mann angehörte, sondern die natürlichen Anlagen sind auf ähnliche Weise in beiden verteilt, und an allen Geschäften kann das Weib teilnehmen ihrer Natur nach, wie der Mann an allen; in allen aber ist das Weib schwächer als der Mann.«
456, b: »Also müssen solchen Männern auch solche Weiber ausgewählt werden, um mit ihnen zu leben und mit ihnen die Hut zu versehen, wenn sie doch dazu tauglich und ihnen verwandt sind ihrer Natur nach.«
457, a-b »Mögen sich also immer die Frauen unserer Hüter entkleiden, da sie ja Tugend statt des Gewandes überwerfen werden, und mögen teilnehmen am Kriege und an der übrigen Obhut über die Stadt und mögen anderes nicht verrichten. Hiervon aber wollen wir das Leichtere den Weibern zuteilen vor den Männern, wegen des Geschlechtes Schwäche.«
457, b-c: »Das wäre also gleichsam eine Welle, über die wir uns rühmen können glücklich hinweggekommen zu sein in unserer Verteidigung des Gesetzes über die Weiber, so daß wir doch nicht ganz verschlungen worden sind, indem wir festsetzten, Hüter und Hüterinnen sollten uns gemeinsam dasselbe betreiben, sondern daß die Rede gewissermaßen für sich selbst Zeugnis abgelegt hat, daß sie Mögliches und Nützliches vorträgt. - Und gewiß, sagte er, über keine kleine Welle bist du da hinweggekommen.«
457, c-d: »Daß diese Weiber alle allen diesen Männern gemeinsam seien, keine aber irgendeinem eigentümlich beiwohne, und so auch die Kinder gemeinsam, so daß weder ein Vater sein Kind kenne, noch auch ein Kind seinen Vater.«
458, c-d: »Also du, sprach ich, als Gesetzgeber wirst, wie du die Männer ausgewählt hast, so auch die Frauen auswählen und sie, so viel als möglich gleicher Natur, ihnen übergeben. Sie aber, wie sie denn gemeinsame Wohnungen und Speisungen haben und keiner etwas der Art für sich allein besitzt, werden also zusammen sein. Und wenn sie sich so zusammenfinden auf den Übungsplätzen und im übrigen Leben, werden sie, denke ich, durch die eingeborene Notwendigkeit getrieben werden, sich miteinander zu vermischen. Oder scheine ich dir nicht ganz Notwendiges zu sagen. - Nicht zwar, antwortete er, nach geometrischer Notwendigkeit, aber doch nach der des Geschlechtstriebes, welche noch weit strenger als jene scheint den großen Haufen zu überreden und zu bewegen.«
458, e: »Weiter aber, o Glaukon, ohne Ordnung sich zu vermischen oder irgend sonst etwas auf diese Art zu tun, kann wohl weder für fromm geachtet sein in einer Stadt von Seligen, noch werden es die Oberen zulassen. [. . .] Offenbar also haben wir nächstdem Hochzeiten auszurichten, und zwar so heilige als möglich: heilig aber würden die heilsamsten sein.«
459 d-e: »Nach dem Eingestandenen sollte jeder Trefflichste der Trefflichsten am meisten beiwohnen, die Schlechtesten aber den ebensolchen umgekehrt; und die Sprößlinge jener sollten aufgezogen werden, dieser aber nicht, wenn uns die Herde recht edel bleiben soll; [. . .].«
460, c: »Diese werden also auch für die Nahrung sorgen, indem sie die Mütter, wenn sie von Milch strotzen, in das Säugehaus führen, so jedoch, daß sie auf alle ersinnliche Weise verhüten, daß irgendeine das Ihre erkenne, und  indem sie, wenn jene nicht
hinreichen, noch andere Säugende herbeischaffen.«

Timaios,
42, b-c: »Wer aber die ihm zukommende Zeit wohl verlebte, der werde wieder nach dem Wohnsitze des ihm verwandten Sternes zurückwandern und ein glückseliges, seinem früheren entsprechendes Leben führen, verfehle er das aber, dann werde er bei seiner zweiten Geburt in die Natur des Weibes übergehen. Lasse er jedoch auch dann von seiner Schlechtigkeit noch nicht ab, dann werde er, der Verschlechterung seiner Sinnesart gemäß und der in ihm erzeugten schlechten Gesinnung entsprechend, stets die ähnlich beschaffene tierische Natur annehmen.«
Timaios,
76, d: »[. . .] zu einer harten, aus der gemeinsamen Vereinigung dieser drei Stoffe gebildeten Haut, welche aus diesen Mitursachen gewirkt, von dem eigentlich verursachenden Verstand zum Wohle späterer Geschlechter gebildet wurden. Denn diejenigen, welche uns zusammenfügten, wußten, aus den Männern würden die Frauen sowie die übrigen Tiere hervorgehen [… ;]«.
Timaios,
90, e: »Unter den als Männer Geborenen gingen die Feiglinge, und die während ihres Lebens Unrecht übten, der Wahrscheinlichkeit nach, bei ihrer zweiten Geburt in Frauen über. Und deshalb entwickelten die Götter um jene Zeit den Trieb zur Begattung, [. . .].«

Briefe,
VIII, 35 5, c: »[. . .] die Ausdrucksweise aber, welche die Reichen glücklich nennt, ist selbst unselig, ein törichtes Weiber-und Kindergerede, und macht die, welche ihr folgen, ebendazu.«