Wir werden nicht nachlassen in unserm Kundschaften
Und das Ende unseres Kundschaftens wird es sein,
am Ausgangspunkt anzukommen.
Und den Ort zum erstenmal zu erkennen
T.S. Eliot, Jahrgang 1910
Am Sonntag, dem 5. Juni, trafen sie nach und nach ein. Die Zimmerreservierungen ließen darauf schließen, daß über sechshundert Angehörige des Jahrgangs aus allen Bundesstaaten Amerikas, aus Europa und Asien kommen würden. In die Anwesenheitslisten trug man sich in der Freshman Union
ein, wo sie alle vor neunundzwanzig Jahren ihre große Reise begonnen hatten.
Aber was waren das für merkwürdige Leute - glatzköpfig, Brillen tragend, übergewichtig und scheu? Wie kamen sie dazu, die Halle zu beanspruchen, die damals den Unruhestiftern des 58er Jahrgangs zur Verfügung gestanden hatte. Der einzige Beweis waren die Anstecker, die sie an ihren Jackenaufschlägen befestigt hatten. Groteskerweise hatten die meisten von ihnen Angst vor der Rückkehr nach Harvard, und zwar mehr als damals bei ihrer ersten Ankunft als künftige Studenten. Jetzt nämlich fehlte in ihrem geistigen Gepäck ein wichtiges Stück — der grenzenlose Glaube an die eigenen Möglichkeiten. Sie waren keine Astronauten mehr, die zur Abschußrampe gingen, um hoffnungsvoll zum Mond und weiter zu fliegen. Die meisten von ihnen waren müde Reisende, deren Horizont am Parkplatz ihres Büros endete.
Und trotz glänzender Leistungen, trotz strahlender Eintragungen im >Who is Who< wußten sie, unwiderbringlich hatten sie das verloren, was einmal ihre kostbarste Eigenschaft gewesen war, ihre Jugend.
Der Jahrgang 1958 war erwachsen zurückgekehrt. Die großen Erwartungen, die einmal in ihnen allen gebrannt hatten, waren nunmehr Gespenster alter Ambitionen. Das Geheimwort war >Kompromiß<. Niemand wagte es auszusprechen, aber sie alle hatten es in sich. Und es war auch beruhigend zu sehen, daß alle älter geworden waren. Sie alle hatten die Stürme der rauhen Wirklichkeit erlebt und suchten jetzt Schutz an einem Ort, wo sie, wie sie einmal geglaubt hatten, nie im Regen stehen würden.
Sie sahen sich an, und einige waren zu scheu, alte Bekannte anzusprechen, die sie glaubten ausgemacht zu haben, die aber so weit weg waren, daß man ihre Namensschilder nicht mehr lesen konnte. Und wie verschieden waren diese Blicke von denen, die sie ausgetauscht hatten, als sie damals für das
erste Abendessen anstanden. Da waren sie alle Gegner, unabhängig und nur sich selbst vertrauend. Die Luft im Saal war geschwängert gewesen von dem Gefühl, allwissend und unfehlbar zu sein.
Jetzt aber behandelten sie sich gegenseitig mit einer neuartigen Zuneigung. Es gab keine Hierarchien. Sie begegneten sich zum ersten Mal als Mitmenschen. Denn sie waren nicht zur Andacht gekommen. Der Jahrgang war zusammengekommen, um ein Wiedersehen zu veranstalten.
Allmählich lernten sie wieder zu lachen und von Footballspielen und College-Streichen zu reden. Die guten alten Zeiten, als Eisenhower noch im Weißen Haus saß und in der Welt alles in Ordnung war.
Das Jubiläumstreffen hatte begonnen.
Die Woche wurde offiziell am Montagmorgen um halb zehn mit einem Dank- und Gedenkgottesdienst eröffnet. Wenn man bedachte, wie wenige Angehörige des Jahrgangs '58 zum Abschlußgottesdienst gekommen waren, war es bemerkenswert, wie viele sich an diesem milden Morgen des 6. Juni 1983 in der Memorial Church eingefunden hatten. Alle hatten sie die riesige rote Jubiläumspublikation durchgesehen, diese ruhmreiche Auflistung ihrer Erfolge und Errungenschaften.
Was aber die Gedanken aller am meisten beschäftigte, war die Aufzählung der Toten darin. Ruhm schützt nicht vor einem Verkehrsunfall, und Krebs respektiert auch Harvard-Abgänger nicht.
Vielleicht wußten sie, daß der eigentliche Grund für ihr Kommen war, mit ihren Mitstudenten noch einmal in ihrer Lebensmitte zusammenzukommen. Der Gottesdienst ehrte die Verstorbenen, und damit bestätigten sie alle die eigene Sterblichkeit. Die Kirche war voll nur von Angehörigen dieses Harvard-
Jahrgangs, ihren Familien und... ihren Hinterbliebenen.
Pastor Lyle Gutta, '58, hielt eine kurze Predigt. Er wies darauf hin, daß Todesfurcht etwas Universelles sei. Hinter dieser Furcht aber verberge sich die Angst, unbedeutend zu sein, nicht erinnert zu werden, nicht zu zählen. »Deshalb sind wir hier versammelt, unserer selbst und aller anderen Menschen willen. Deshalb steht dieses Gebäude hier, zu Ehren des Opfers, das die Söhne Harvards gebracht haben, durch ihren Tod im Kampf zur Verteidigung der Menschenwürde ...« Dann ging er auf einige Todesfälle ein. Ein Mit-Student war ertrunken bei dem Versuch, ein Kind zu retten. Ein anderer war hingerichtet worden, weil er eine Revolte gegen das Unterdrückersystem in Haiti angeführt hatte. Ein anderer hatte sein Leben geopfert, um mehr als hundert
Geiseln zu retten.
Schließlich sagte er: »Stilles Heldentum oder jugendlicher Idealismus, oder beides? Wie sollen wir das wissen? Was wissen wir schon davon? Daß ein Leben ohne Heldentum und Idealismus es nicht wert ist, gelebt zu werden - und daß beides tödlich sein kann? Wir sind hier, unserer Kameraden zu gedenken. Sie sind nicht namenlos. Sie sind bekannt. Sie waren unser und sie werden es immer bleiben.«
Dann stand einer des Jahrgangs auf und verlas die Namen der Verstorbenen. Nachdem er geendet hatte, läuteten die Glocken der Memorial Church. Einmal für jeden Namen. Der dumpfe Glockenschlag erschütterte alle, die in der großen, weißgetäfelten Kirche standen, zutiefst.
Vierzig Jahre pulsierenden Lebens waren nur noch der Widerhall eines einzigen Glockenschlages. Dahin werden wir alle gelangen.
Andrew Eliots Tagebuch
6. Juni 1983
ich hatte dem Gedächtnisgottesdienst mit Angst und Zittern entgegengesehen. Ich glaubte nicht, meine Empfindungen unter Kontrolle halten zu können. Und ich bin sicher, das wäre mir auch nicht gelungen, hätte ich mich nicht um einen jungen Sohn kümmern müssen. Natürlich nicht mein Sohn (ich habe keinen Sohn mehr). Der hübsche, blonde, sechzehnjährige Junge neben mir war Jasons ältester Sohn Joshua, den ich eingeladen hatte, dabei zu sein, wenn wir
seinen Vater ehrten.
Während die Menschen um ihn herum ungeniert ihren Tränen freien Lauf ließen, stand er aufrecht und gefaßt neben mir. Nur bei dem ersten Lied >Lob und Ehr dem Gotte Abrahams< öffnete er den Mund. Ich war erstaunt, daß er sogar die Melodie kannte. Aber ich begriff, warum, als ich hörte, was er leise sang. Er sang das Lied auf Hebräisch.
Später erzählte er mir, es sei ein traditionelles jüdisches Gebet, das wir Christen vermutlich übernommen hätten. Er fragte, ob das speziell für seinen Vater gewesen sei. Ich antwortete, alles sei für seinen Vater gewesen. Was zumindest in meinen Augen auch so war.
Die Trauer schmerzte mich noch mehr, als ich sah, daß einige Joshua offensichtlich für meinen Sohn hielten. Nach dem Gottesdienst stellte ich ihn vielen Freunden seines Vaters vor, und davon gab es eine Menge. Alle sagten ihm etwas sehr Schönes über seinen Vater. Ich sah, daß es ihn tief bewegte, und er bemühte sich tapfer, nicht die Fassung zu verlieren. Als ich ihn zum Zug brachte (er fuhr zu seinen Großeltern), sagte ich ihm, ich hoffte, er würde einmal wieder nach Boston kommen. Er antwortete, es sei sein Traum, in Harvard zu studieren, wie sein Vater. Aber natürlich müsse er erst seinen Militärdienst ableisten.
Ich wartete, bis der Zug abfuhr und dachte, wie stolz Jason doch auf seinen Sohn wäre. Dann ging ich einen Kaffee trinken, denn eine halbe Stunde später mußte ich jemanden vom Zug abholen - meine Verabredung für das Jubiläumstreffen.
Genau wie alle vorausgesagt hatten, war das Ganze eine unglaublich emotionale Angelegenheit - und dabei war es gerade erst losgegangen. Gott sei Dank war ich mit jemandem zusammen, den ich liebe und der mich, glaube ich, auch liebt.
Seit Andy damals die zivilisierte Welt verlassen hat, sind Lizzy und ich uns viel näher gekommen. Nach und nach begriff sie wohl, daß ich mir sehr viel Mühe gab, ein liebender Vater zu sein. Und mit der Zeit reagierte sie auf mein Bemühen.
Manchmal nehme ich sie zu einem Footballspiel mit, und gelegentlich fahre ich auch während der Woche einmal zu ihrer Schule, und wir gehen gut essen. Sie erzählt mir von ihren Problemen, von den miesen Kerlen, die sich in sie verlieben, und den tollen Typen, die sie auf sich aufmerksam zu machen versucht.
Ich begann vorsichtig, ihr ein paar Ratschläge zu geben. Zu meiner Überraschung schätzt sie das. Ich wußte, da entwickelt sich etwas richtig Gutes, als sich ihre bis dahin mittelmäßigen Noten plötzlich immer mehr verbesserten. Sie hat sich in Swarthmore, Yale und Harvard beworben, und alle drei Colleges haben ihr einen Studienplatz angeboten. Wer weiß, vielleicht entscheidet sie sich für Cambridge, obwohl ihr Vater sich da herumtreibt und viele Generationen unsichtbarer Vorfahren auf sie herabblicken. Meine Lizzy ist ein prima Kerl, und ich bin wirklich stolz auf sie. Gut zu wissen, daß ich ihre Hand werde halten können.
Zyniker könnten behaupten, der Gedächtnisgottesdienst für das 25jährige Jubiläumstreffen sei nur abgehalten worden, um den Harvard-Absolventen klarzumachen, daß sie zwar alle sterblich sind, die Universität aber ewig fortleben wird. Jedenfalls bewiesen ihnen eindrucksvolle Veranstaltungen die Woche über, was Harvard alles für sie getan hat, und was Harvard, von ihnen finanziell unterstützt, noch für die kommenden Generationen tun wird.
So fand unter Leitung von Präsident Derek Bok und Dekan Theodore Lambros, '58, ein Symposion mit dem Titel: >Die Zukunft Harvards« statt. Es wurde erklärt, die meisten Universitäten bereiteten sich auf das 21. Jahrhundert vor, während Harvard mit seiner größeren visionären Kraft bereits das 22. Jahrhundert erwarte. Während der Diskussion erklärte Dekan Lambros in einer seiner vielen witzigen Beiträge, Harvard habe nicht vor, statt Professoren »Computer fest anzustellen«. Die Ehemaligen waren entsprechend beeindruckt - besonders die mit Kindern, die demnächst einen Platz in einem
College brauchen — und voller Ehrfurcht.
Andrew EHots Tagebuch
6. Juni 1983
Ted Lambros ist wirklich nicht wiederzuerkennen. Er hat mehr von einem Preppie als ich. Und erst seine Selbstsicherheit, wenn er spricht. Aber er hat ja auch allen Grund, Selbstvertrauen zu haben. Schließlich hat er es in der Welt zu etwas gebracht. Abbie, seine neue Frau, ist ein fabelhaftes Mädchen, und ich kann das beurteilen, denn sie ist eine entfernte Verwandte. Sie arbeitete mit mir zusammen für die Spendenkampagne, als Ted sie kennenlernte. Da sie bereits gut auf die Vierzig ging, um es höflich auszudrücken, hatte die Familie jede Hoffnung aufgegeben, Abbie würde noch irgendwo landen. Aber Lambros nahm sie im Sturm. Jetzt leben sie in einem großen Haus in der Brattle Street. Und ich glaube, sie passen zueinander. Ich meine, Abbie ist eine fabelhafte Gastgeberin. Wenn sie einlädt, kommen alle, die in Boston etwas darstellen. Aus recht zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, daß Ted kürzlich das Angebot abgelehnt hat, Präsident von Princeton zu werden. Das läßt mich vermuten, daß Harvard ihm ziemlich deutlich zu verstehen gegeben hat, er würde letztendlich hier das Haus des Präsidenten beziehen. Und davon bin ich fast so begeistert, wie Ted es vermutlich ist.
Es ist erstaunlich, wie unterwürfig ein paar unseres Jahrgangs dem Mann gegenüber waren, von dem sie damals kaum wußten, daß er dazugehörte. Das trifft auf mich gewiß nicht zu, und mein Tagebuch beweist das. Ich wußte von Anfang an, daß Ted Lambros eines Tages ganz oben stehen würde.
Das große Auditorium war überfüllt, als George Keller seinen Vortrag über die Außenpolitik der Vereinigten Staaten hielt.
In weniger als fünfundvierzig Minuten kommentierte er prägnant alle Problemstellen internationaler Beziehungen, von der atomaren Abrüstung bis zur Frage, wen das Weiße Haus in Mittelamerika unterstützen sollte und warum, von den undurchsichtigen und verworrenen Verhaltensweisen der Regierungen im Nahen Osten bis zu einer kurzen Persönlichkeitsanalyse der neuen Führer im Kreml — ein meisterhaftes, pointillistisches Gemälde der Weltpolilk.
Nach dem Vortrag wurde George gefragt, was er von Tom Leightons neuem Buch >Der Prinz der Dunkelheit halte, in dem er Henry Kissinger Rücksichtslosigkeit bei der Invasion Kambodschas, bei der Gewährung der Straffreiheit für Nixon und beim Abhören der Telefone seines eigenen Stabs vorwerfe.
George war offensichtlich empört, daß dieser Angriff auf einen Mann, dem er so viel verdankte, zur Sprache gebracht wurde, meisterte aber die Situation mit einer beredten Verteidigung seines alten Förderers. Als das Auditorium zu applaudieren begann, rief jemand von hinten: »Und was ist mit dem Krieg in Vietnam, Dr. Keller?«
»Was ist damit?« antwortete George ruhig.
»Wie rechtfertigen Sie und Kissinger, die Verhandlungen auf Kosten hoher Verluste auf beiden Seiten so lange hingezogen zu haben?«
Er antwortete ruhig: »Das entspricht nicht den Tatsachen. Wir waren mit dem Ziel nach Paris gegangen, den Konflikt auf dem schnellstmöglichen Wege zu beenden - eben um Menschenleben zu bewahren.« Aber dem Mann reichte diese Erklärung noch nicht. »Was ist mit den Flächenbombardements damals an Weihnachten, als Sie Ziele wie das Bach-Mai-Krankenhaus zerstört haben?« Die Zuhörer wurden spürbar unruhig. George blieb gelassen. »Diese Bombardierung war notwendig, und - wie ich meine - gerechtfertigt, denn sie zeigte Nordvietnam, daß wir es ernst meinten. Daß das Krankenhaus dabei zu Schaden kam, war ein tragischer Irrtum.« »Und glauben Sie nicht, daß der ganze verdammte Krieg ein Irrtum war?«
George wirkte mehr erstaunt als provoziert. »Ich kann die Dringlichkeit nicht begreifen, mit der Sie diese Frage stellen, wo wir hier von Ereignissen sprechen, die der Geschichte angehören.« Da fragte der Mann: »Haben Sie Kinder, Dr. Keller?« »Nein«, erwiderte George. »Wenn Sie, wie ich, Kinder hätten und wenn Ihr einziger Sohn in Südostasien gefallen wäre aus Gründen, die Sie noch immer nicht verstehen, dann würden vielleicht auch Sie noch zehn Jahre später solche Fragen stellen.« Das Auditorium hielt den Atem an. George schwieg einen Augenblick und antwortete dann leise: »Es tut mir aufrichtig leid, hier über eine Angelegenheit theoretisiert zu haben, die für Sie eine persönliche Tragödie bedeutet. Ich glaube auch im Namen unseres ganzen Jahrgangs zu sprechen, wenn ich sage, daß wir auf bescheidene Weise Ihren Verlust mitempfinden.«
»Und wie ist es mit Ihren Schuldgefühlen, Dr. Keller? Können Sie mit dem, was Sie alles auf dem Gewissen haben, nachts überhaupt schlafen?«
George behielt die Fassung. Nach einigen Sekunden der Stille sagte er gelassen: »Ich meine, wir sollten die Veranstaltung hiermit beenden.«
Es gab keinen Beifall. Die Menschen waren zu aufgerührt. Der Mann, der die Fragen gestellt hatte, ging einfach hinaus, den Arm um seine Frau gelegt.
Andrew Eliots Tagebuch
7. Juni 1983
Georges Zeitplan war so eng, daß ich ihn gleich zum Flughafen fahren mußte, damit er noch die Fünf-Uhr-Maschine nach Washington erreichte. Er saß stumm neben mir, während ich den Storrow Drive entlangbrauste. Offensichtlich hatten ihn die Fragen dieses Mannes hart getroffen.
Ich versuchte, ihn aufzumuntern und sagte ihm, wie brillant sein Vortrag gewesen sei. Das schien ihn nicht zu trösten. Ich war so schnell gefahren, daß wir etwas zu früh eintrafen. Es blieb uns in der VIP-Lounge von American Airlines noch etwas Zeit zum Reden. George bestellte für jeden einen doppelten Whisky. Als er merkte, daß ich das Glas nicht anrührte, trank er es auch noch aus. Er war unglaublich deprimiert. Ich fühlte mich merkwürdigerweise ein wenig verantwortlich, weil ich ihn doch zu diesem Jubiläumstreffen überredet und ihm Bewunderung versprochen hatte. Und jetzt flog er von hier mit dem deprimierenden Eindruck wieder ab, daß »die Leute in Harvard mich noch immer hassen«. Ich versuchte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Der ganze Jahrgang blicke zu ihm auf, und ich bewundere ihn ganz besonders. Darauf lachte er nur bitter und erklärte, viele Menschen bewunderten ihn, aber niemand möge ihn wirklich. Ich weiß noch genau, was er sagte: »Ich mag eine Begabung für den Erfolg haben, aber sicher nicht für Freundschaft.«
Ich nahm an, er sei vielleicht noch durch seine Scheidung angeschlagen. Er widersprach. Und nachdem er einen weiteren Whisky bestellt hatte, sagte er, seine Ehe sei aus den gleichen Gründen gescheitert, deretwegen er auf dem College keine Freunde gehabt habe. Er sei zu egoistisch. Dann sah er auf die Uhr, stand ohne erkennbare Schwierigkeiten auf und wir gingen zusammen zu seinem Flugsteig. Dort standen wir noch einen Augenblick, bevor er wieder dahin zurückkehrte, wo er mithalf, die Welt zu regieren. Da<nn sagte er etwas, was mich mein Leben lang verfolgen wird. »Andrew, wenn du in deinem Tagebuch über mich schreibst, sag niemals, ich sei ein glücklicher Mensch.
Bei Jubiläumstreffen in Harvard ist es schon Tradition geworden, daß der hervorragendste Musiker seines Jahrgangs eingeladen wird, zumindest einen Teil des >Boston Pop<-Konzerts zu dirigieren. Leonard Bernstein, '59, dirigierte zum Beispiel ein Konzert mit eigenen Werken. 1983. wurde Daniel Rossi, '58, dieselbe Ehre zuteil. Die riesigen Orgelpfeifen über der Bühne des Konzertsaals waren festlich mit rosa und silbernen Dekorationen abgedeckt, und das
Publikum bestand ausschließlich aus den Mitgliedern des Jahrgangs '58.
Im eleganten Frack, perfekt frisiert und mit etwas Make-up (damit man ihn nicht noch immer für ein ewiges Wunderkind hielt), stand er hinter der Bühne und begriff auf einmal daß dies das wichtigste Publikum seines ganzen Lebens war. Alles, woran er sich in diesem kurzen Aufflackern der Ewigkeit erinnerte, war, wie er während seiner Jahre in Harvard trotz seiner musikalischen Erfolge eigentlich völlig übersehen worden war. Er war kein Sportler gewesen, hatte
nicht getrunken und hatte anfänglich auch beim anderen Geschlecht keinen Erfolg gehabt. Er war ein Niemand gewesen. Und noch nach fünfundzwanzig Jahren empörte ihn, wie brutal man ihm das Klavier zertrümmert hatte. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Alle, die ihn verfolgt verlacht und ignoriert hatten, saßen da draußen und warteten auf ihn. Er betrat das Podium. Es wurde still, als er an das Dirigentenpult trat, sich langsam verbeugte, sich umwandte und den Dirigentenstab hob.
Als erstes dirigierte er eine Suite seines Savanarola-Balletts. Für viele seiner Zuhörer war das offensichtlich etwas zu esoterisch. Aber es war eine Komposition von Danny Rossi - und das respektierte man.
Dann kam ein Potpourri aus >Manhattan-Odyssee<, und darauf hatten alle gewartet. Und jedesmal, wenn zu einer neuen Melodie übergeleitet wurde, klatschten sie und sangen mit.
Den größten Beifallssturm gab es natürlich bei >The Stars Are Not Enough< — wenn es auch kein ganz legitimes Produkt des Jahrgangs war, so doch zumindest ein adoptiertes Kind. Als es vorbei war, drehte er sich um und sah sie an. Die Zuhörer waren aufgesprungen und klatschten jubelnd Beifall.
Dann kam der erste Ruf: »Danny, spiel Klavier!«, und daraus wurde ein Ansturm von Rufen: »Spielen, spielen!«
Zunächst versuchte er, das mit einer abwehrenden Bewegung der rechten Hand gelassen abzutun. Aber sie hörten nicht auf. Das, was sie am meisten an ihm bewunderten, konnte er nicht mehr bieten. Und plötzlich merkte er, daß er seine Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Er wirbelte herum und bedeutete den Musikern, mit dem abschließenden Potpourri aus Footballgesängen Harvards zu beginnen:
»... with Crimson in triumph flashing/Mid the strains of victory...«
Danny hatte seinen Rückzug mit etwas tarnen können, was sie mehr als ihn verehrten: Harvard.
Andrew Eliots Tagebuch
8. Juni 1983
ich bin der einzige unseres Jahrgangs, der weiß, warum Danny Rossi nicht mehr Klavier spielt. Und ich habe es rein zufällig erfahren.
Der Vorsitzende des Spendenkomitees unseres Jahrgangs hatte mich delegiert, »diese Primadonna Rossi« endlich dazu zu bewegen, auch etwas Geld zu stiften. Denn obwohl er mehrfach angegangen worden war, hatte er nicht einen Pfennig lockergemacht. Und da die Registratur der ehemaligen Studenten mindestens genausogut über deren Finanzen Bescheid weiß wie das Finanzamt, wußten wir, er war ein paar Millionen Dollar schwer.
Die Kerle überlegten hin und her, wer Rossi gut genug kannte, um es noch einmal bei ihm zu versuchen, bevor man dann bekanntgeben würde, wieviel Geld unser Jahrgang aufgebracht hatte. Man bestimmte mich, was zeigt, wie wenige wirkliche Freunde er in Harvard hatte.
Danny übernachtete nicht wie wir anderen den alten Zeiten zuliebe in den Wohnheimen. Er und seine Frau wohnten im Ritz, wo wir uns gestern nach dem Konzert trafen. Er sah viel blasser als auf dem Podium aus und auch dünner. Zuerst glaubte ich, es seien nur die Erschöpfung und die Gefühlswallungen des Abends. Er und Maria saßen nebeneinander, und ich versuchte noch einmal mein Glück.
Ich fragte ihn, ob er Harvard nicht für seine große Karriere dankbar sei. Er antwortete, nein. Und wie sei es mit seiner Sympathie Harvard gegenüber. Auch darauf sagte er, so etwas empfinde er nicht. Dann griff ich tiefer in die Trickkiste. Erinnere er sich nicht gerne an eine Abteilung oder Aktivität? Die Abteilung für Musik oder das Orchester zum Beispiel? Wolle er vielleicht einen Preis stiften für eine Komposition oder eine Aufführung, was doch zu seinem Fach
gehöre. Er war freundlich, aber seine Antwort war weiter nein.
Jetzt war ich am Ende meines Lateins und meiner Fassung. Dann fragte ich ganz ernst, ob es überhaupt irgend etwas gebe, was er unterstützen wolle.
Er sah Maria an. Dann bat sie mich leise, ich solle das nicht mißverstehen. Danny sei durchaus bereit zu helfen. Aber ihr Leben sähe etwas anders aus, als es im Licht der Bühne den Anschein haben möge. Sie hätten sogar oft darüber gesprochen, Harvard etwas zu stiften, wollten aber, daß es für sie selbst eine Bedeutung habe. Ich merkte, daß sie jetzt auftauten, spürte aber zugleich, daß eine gewisse Spannung im Raum lag. Und dann fragte Danny, ob er der Universitätsklinik eine Spende zukommen lassen könne. Ich fragte, woran er gedacht halte. Dann sagte Maria, sie erwögen, eine Professur für Neurologie einzurichten, besonders zur Erforschung motorischer Funktionsstörungen.
Ich war sprachlos. Wußten die Rossis, daß eine Professur an der Universitätsklink sie eine Million Dollar kosten würde? Danny sagte, ja, das wisse er, und er werde den Betrag nur unter einer Bedingung stiften — daß er anonym bleibe.
Ganz und gar anonym.
Jetzt begriff ich gar nichts mehr. Warum war der Kerl so großzügig und wollte dafür überhaupt keine Anerkennung? Ich fragte sogar ganz direkt: Das sei eine so noble Sache — warum sollte das denn dann geheim bleiben? Wieder sah er Maria an. Sie schienen übereinzustimmen. Dann nannte mir Danny, anfangs langsam und zögernd, den eigentlichen Grund dafür, daß er das Klavierspielen aufgegeben hatte: eine neurologische Schädigung, die es ihm nicht
mehr möglich machte, seine linke Hand zu kontrollieren. Das zu erfahren deprimierte mich so, daß ich kaum mehr zuhören konnte. Aber Danny versuchte, die Sache ganz undramatisch erscheinen zu lassen. Scherzend erklärte er, ihre Stiftung sei nicht selbstlos, sondern eigentlich sehr egoistisch, eine Wette
eigentlich, daß ein brillanter Wissenschaftler in Harvard eine Behandlungsmethode seiner Krankheit fände, »vor unserem fünfzigsten Harvard-Jubiläum«. Dann werde er den Jahrgang mit Klavierspiel unterhalten, wenn noch jemand zuhöre. Ich sagte, bei dem Konzert säße ich dann in der ersten Reihe. Dann wußte ich nicht mehr, was ich noch sagen sollte. Ich stand auf, verabschiedete mich, und Maria brachte mich zur Tür und murmelte: »Andrew, ich danke dir für deine Güte.«
Von der Hotelhalle aus rief ich unseren Vorsitzenden Frank Harvey an. Ich sagte ihm, ich hätte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte sei, daß es mit Rossi nicht geklappt hätte. Die gute Nachricht sei, zufällig hätte ich in der Bar des Hotels einen Klassenkameraden getroffen, der mit einer Million Dollar für die Universitätsklinik überkommen wollte - aber anonym.
Zuerst glaubte mir Frank nicht. Er fragte immer wieder, ob der Kerl nüchtern gewesen sei, ob ich nüchtern sei. Als ich ihn davon überzeugen konnte, daß er noch diese Woche eine Bankanweisung in Händen halten würde, schlug er sozusagen telefonisch Purzelbäume. Das brächte den Spendenbeitrag unseres Jahrgangs auf über acht Millionen und mache mich, wie er es nannte, zum Helden des Tages.
Ich legte auf, trottete nach Hause und dachte, ich bin kein Held. Danny ist es, der Mut hat. Ich hatte ihn immer für die Ausnahme von der Regel gehalten. Aber ich begreife jetzt, daß jeder Mensch einen Preis für den Erfolg zu zahlen hat.
Am Nachmittag des Tages, an dem die akademischen Grade verliehen wurden, versammelten sich die verschiedenen Jahrgänge im Harvard Yard, um sich von dort zu ihrer jährlichen Versammlung in das Tercentenary-Theater zu begeben.
Sie wurden angeführt vom Präsidenten Harvards, Derek Bok. Dekan Theodore Lambros ging in feierlicher roter Robe einen Schritt hinter ihm. Dann folgten Tausende von Angehörigen der verschiedenen Jahrgänge. Die Fünfundzwanziger und die Fünfziger hatten bevorzugte Plätze. Und einige ihrer Vertreter hatten aus verschiedenen Gründen die Ehre, in Cut und Zylinder auf dem Podium zu sitzen. George Keller und Daniel Rossi waren eingeladen worden,
hatten aber beide respektvoll abgelehnt. Andrew Eliot hatte ebenfalls einen Ehrenplatz wegen seiner Verdienste um die
Stiftungen für die Universität und saß unauffällig an einer Ecke des Podiums.
Auch der frühere Finanzminister und Teds ehemaliger Schwiegervater, Philip Harrison, nahm als Vertreter des Jahrgangs '55 (ein Fünfziger) teil. Als der alte Herr die Treppe hinaufkam, stand Ted auf und streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen. »Ah ja, Dekan Lambros«, sagte der alte Herr tonlos, »ich
gratuliere. Es freut mich sehr, daß Sie dort angelangt sind, wo Sie immer hinwollten.«
Dann ging er zu seinem Platz. Die Wahrheit war, daß das alles war, was er noch zu Ted sagen konnte. Während der Feierlichkeiten wurden die Geldspenden der verschiedenen Jahrgänge bekanntgegeben. Franklin Harvey erhob sich und verkündete, der Jahrgang '58 habe anläßlich seines 25jährigen Jubiläums den Rekordbetrag von 8,5 Millionen Dollar gestiftet.
Bewunderndes Staunen wurde laut. Aber Frank hob die Hand, er habe noch eine wichtige Anmerkung zu machen. »Es braucht nicht betont zu werden, daß wir allen Angehörigen des Jahrgangs außerordentlich dankbar sind. Aber, wenn Sie erlauben, würde ich gerne einen Menschen hervorheben der während der letzten fünf Jahre bei dieser Kampagne eng mit mir zusammengearbeitet hat. Nicht nur hat er sich große Verdienste um die Stiftungen erworben, sondern mehr noch seine Freundlichkeit und Selbstlosigkeit sind das Beste gewesen, was ein Mensch der Universität und seinen Freunden geben kann. Ich möchte diesen Mann bitten, sich zu erheben damit wir ihm unsere Dankbarkeit ausdrücken können.« Er wandte sich um und wies auf den Geehrten: »Mr. Andrew Eliot.«
Andrew war völlig überrascht. Noch nie hatte ihm jemand applaudiert. Nicht mal seine Kinder, als sie noch klein waren. Er stand verlegen auf, nahm diese ungewohnte öffentliche Danksagung hilflos und erfreut entgegen und war überwältigt von diesem Ausdruck echter Zuneigung. Denn obwohl er
es nicht gewußt hatte und es vielleicht auch jetzt noch nicht begriff - er war, in menschlicher Hinsicht, der Beste seines Jahrgangs.
Andrew Eliots Tagebuch
9. Juni 1983
Ich mußte früh weg, um Lizzy zum Fünf-Uhr-Zug zu bringen. Ich war froh, daß sie dabei gewesen war und miterlebt hatte, wie ihrem Vater — ob verdientermaßen oder nicht - die Anerkennung und der Respekt seines Jahrgangs zuteil wurde.
Es war der schönste Tag meines Lebens — bis ich nach Hause kam. Zwei grimmig aussehende Kerle in grauen Anzügen warteten vor der Wohnungstür auf mich. Der größere der beiden fragte mich höflich, ob ich Andrew Eliot sei. Als ich nickte, griffen beide in die Tasche und holten ihre
Ausweise hervor. Sie waren vom Geheimdienst. Kaum waren wir in der Wohnung, begannen sie mir mit halblauter Stimme eine Frage nach der anderen zu stellen. Ob ich George Keller kenne? Ja, natürlich. Wann ich ihn das letzte Mal gesehen habe? Vorgestern auf dem Flughafen. In welcher Stimmung sei er gewesen? Er habe einen besorgten Eindruck gemacht, ein wenig deprimiert.
Ob ich wisse, warum? Da war natürlich die Scheidung;. Davon wußten sie. Dann war da die Sache mit den Angriffen auf ihn nach seinem Vortrag hier. Mein Herz schlug schneller. Ich fragte sie, was zum Teufel denn los sei.
Sie übergaben mir einen Brief, in dem stand: »Mein lieber Andrew, du warst immer so besonders freundlich zu mir, daß ich dich zu bitten wage, mein Testamentsvollstrecker zu sein.
Ich habe ein Bankkonto und ein paar Aktien und Pfandbriefe. Bitte sorge dafür, daß meine Schwester in Ungarn das alles erhält. Du verkörperst all die guten Eigenschaften, die ich nie besaß oder hätte besitzen können. Danke. George.«
Die zwei Agenten forderten mich dann auf, mich zu setzen, und eröffneten mir, ich werde jetzt in ein Staatsgeheimnis eingeweiht. George hatte am Abend vorher Selbstmord begangen. Ich war wie benommen und machte mir sofort Vorwürfe, daß ich ihn so einfach ins Flugzeug hatte steigen lassen.
Sie erklärten, es werde bekanntgegeben, er sei eines natürlichen Todes gestorben. Dies sei einmal notwendig, um einen Skandal für die Regierung zu vermeiden, dann auch aus Achtung für einen loyalen Staatsdiener. Unter dem schweren Druck seiner Aufgaben sei George wahrscheinlich in einem
Augenblick der Schwäche ein Opfer der Verzweiflung geworden. Das Begräbnis sei in Vorbereitung. Auf besonderen Wunsch des Präsidenten werde er auf dem Arlington National Cemetery beerdigt (sie betonten, welch seltene Auszeichnung das für einen Zivilisten sei). Könne ich vielleicht noch jemanden nennen, der unterrichtet werden müsse.
Was konnte ich schon sagen? Seine ehemalige Frau könne noch benachrichtigt werden. Vielleicht wolle sie am Begräbnis teilnehmen. Sonst wisse ich niemanden.
Sie fanden, es sei besser, wenn ich es Cathy sagte, und gaben mir ihre Telefonnummer in New York.
Ich blieb verwirrt und beklommen zurück. Schließlich nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und griff zum Telefon. Cathy schien sehr erfreut, meine Stimme zu hören.
Aber dann kam ich zum Grund meines Anrufs. Ohne daß ich es ihr sagen mußte, vermutete sie gleich, daß es Selbstmord war.
Sie schwieg einen Moment lang, dann entschuldigte sie sich, aber sie könne nicht weinen. Sie sagte, sie habe immer befürchtet, er würde das einmal tun. Und mit ganz leiser Stimme dankte sie mir dafür, daß ich versucht habe, Georges Freund zu sein. Ich konnte darauf nur sagen, ich wollte, ich wäre ein besserer Freund gewesen. Sie erwiderte, sie wünschte, sie wäre eine bessere Ehefrau gewesen. Aber es sei George unmöglich gewesen, Liebe anzunehmen. Von wem auch immer. Ich sagte ihr das mit Arlington, dadurch werde er eine Art amerikanischer Nationalheld, und George hätte das wahrscheinlich eine Menge bedeutet. Sie stimmte zu, meinte aber, der Preis dafür sei zu hoch.
Dann fragte ich, ob sie am Begräbnis teilnehmen wolle. Sie sagte ja, klang aber nervös. Ich sagte, wenn sie wolle, würde ich nach New York fliegen, und wir könnten dann zusammen nach Washington fahren. Sie sagte, das wäre ihr sehr lieb. Ich war froh, daß sie mein Angebot annahm, denn auch ich würde sie brauchen. Nach dem Gespräch fragte ich mich, warum George es nur getan hatte. Er besaß noch so viel, wofür es sich zu leben gelohnt hätte. Ich glaube, er wußte einfach nicht, wie er wirklich glücklich werden konnte. Das ist das Einzige, was man in Harvard nicht lernen kann.
Als das Zeremoniell vorbei war, kehrte der Jahrgang '58 noch ein letztes Mal in die Union zurück. Obwohl Champagner serviert wurde, war die Stimmung seltsam gedrückt. Nach diesem Wiedersehen würden sie sich wahrscheinlich niemals wieder als Jahrgang treuen — jedenfalls nicht mehr in so großer Zahl. Sie würden die nächsten Jahrzehnte damit verbringen, die Todesanzeigen derjenigen zu lesen, die 1954 als Rivalen angetreten waren und heute Harvard als Brüder verließen.
Das war der Anfang vom Ende. Sie waren sich noch einmal begegnet und hatten gerade genug Zeit gehabt zu erfahren, daß sie sich mochten.
Und um Lebewohl zu sagen.