Zur Diskussion der Studentinnen am Symposion der IAPH in Zürich

Als Vorbereitung auf die Diskussion über die Situation von Studentinnen in der Philosophie trafen wir uns (einige Studentinnen des philosophischen Seminars in Zürich) zu einem Gespräch über die Erfahrungen und Schwierigkeiten mit dem Studium. Daraus ergaben sich drei Schwerpunkte, die wir am Symposion weiterdiskutieren wollten:

1. Worüber wollen Frauen in der Philosophie arbeiten?
2. Wie identifizieren sich Frauen mit ihrer Tätigkeit?
3. Welche Arbeitsschwierigkeiten haben wir?

Zu 1: Die Diskussion in der Gruppe über die These: "Frauen wollen sich philosophisch betätigen" hat gezeigt, daß die Wahl unserer Arbeitsgebiete vom Weg, den wir bis zum Studium und auch noch während des Studiums gegangen sind, mitbeeinflußt ist Unter uns sind Frauen, die auf dem ersten oder auf dem zweiten Bildungsweg zur Universität gekommen sind und die sich mit Philosophie als erstem oder zweitem Studium befassen. Einige von uns wollen sich hauptsächlich mit dem Themenkreis "Frauen" und "Emanzipation" befassen, um damit einen Beitrag zum Aufbau eines Aktionspo tentials zu leisten. Die andern wollen nicht auf diesen Themenkreis eingeschränkt werden, sondern sich mit klassischen philosophischen Problemen auseinandersetzen. Eine weibliche Philosophie in dem Sinne, daß Frauen sich in der Philosophie ausschließlich mit nur ihnen in frauenspezifischer Weise zugänglichen Thematik Weiblichkeit zu befassen hätten, lehnen diese daher ab, denn befassen sollten wir uns mit den Schwierigkeiten, die wir haben, wenn wir als Frau Philosophie studieren.

Zu 2: Für Philosophiestudentinnen gibt es keine Identifikationsmöglichkeiten mit einer späteren beruflichen Laufbahn als Philosophin, denn diese könnte rein von den Institutionen her zwar gegeben sein, aber das knappe Stellenangebot und insbesondere die "Qualität" dieser Stellen, die verunmöglicht, daß eine Mutterschaft mit der beruflichen Tätigkeit vereinbart werden kann, stellen eine Frau bis heute vor fast unüberwindbare Schwierigkeiten.

Zu 3: In unserem Seminar sind Frauen im Lehrkörper überhaupt nicht vertreten und unter den Studenten (innen) untervertreten. Um eine Auseinandersetzung mit philosophischen Problemen auch unter Frauen, und zwar mit Frauen, die eine längere auch berufliche Erfahrung mit diesem Fach haben, zu ermöglichen, organisieren wir eine Lesegruppe von Philosophiestudentinnen und Frauen, die sich außerhalb der Universität mit Philosophie beschäftigen. Da sich aber nicht alle von uns voll in dieser Gruppe engagieren können, versuchen wir nun auch noch, die Zusammenarbeit unter Frauen in den Seminarien mehr zu fördern und uns einmal pro Semester für "Seminarpolitisches" zum Nachtessen zu treffen.
Brigitte Buchmann
Myrtha Meuli
Trude Hirsch
Simone Zurbuchen