Seit 1986 veranstaltet die Gesamthochschule Kassel die jährlich stattfindende Offene Frauenhochschule, eine einwöchige Veranstaltung mit offenem Studien- und Weiterbildungsprogramm.
Der für den nordhessischen Raum einmalige Frauenkongreß ist stets ein großer Erfolg gewesen. Bis zu mehreren hundert Frauen nahmen das Angebot jeweils wahr und indizierten allein dadurch, daß ein Frauenkongreß mit den Zielen: Öffnung der Hochschule für "hochschulferne" Frauen; Organisation von Begegnungsmöglichkeiten zwischen Frauen unterschiedlicher Herkunft, Interessen und Ansprüchen; Auseinandersetzung über insbesondere Frauen betreffende Fragen; Vorstellung von Frauenprojekten und Ergebnissen der Frauenforschung kein überflüssiges oder antiquiertes Studien- und Diskussionsforum von Seiten der Hochschule darstellt. Ähnlich wie in anderen Städten hatte das einwöchige Programm anfangs den Charakter einer "frauenbewegten Herbstmesse", die der Repräsentanz all dessen diente, was frau in institutionellen und autonomen Arbeitsfeldern - im doppelten Sinne bewegte. So wichtig eine solche Selbstdarstellung frauenspezifischer Öffentlichkeiten war und ist, so notwendig erschien nach einiger Zeit eine Konzeptverschiebung hin zu stärkerer Themenkonzentration für Gesamtprogramm, Einzelthemen und Auswahl der Referentinnen.
1989 lautete das übergreifende Thema der 4. Offenen Frauenhochschule "Weibliche Identität". Ein thematischer Komplex, mit dem sich ein großer Teil der Veranstaltungen befaßte, betraf die Frage nach dem Zusammenhang von "Weiblicher Identität und Ästhetik".
Am seit längeren andauernden Diskurs um weibliche Ästhetik(en) sind verschiedene Denk- und Praxisansätze beteiligt, die es in der Struktur des Programms zu repräsentieren galt: Künstlerinnen und ihre Projekte; feministische Versionen der Diskussion; Ergebnisse der Frauenforschung aus verschiedenen Disziplinen. Es fanden schließlich dreißig Veranstaltungen unterschiedlichen Charakters mit insgesmt 45 Referentinnen aus verschiedenen kulturellen Bereichen wie Literatur, Film, Bildende Kunst, Musik, Performance, Theater, Museum, Verlagswesen, aus Literatur-, Film-, Kunst- und Kulturwissenschaften und aus Frauenprojekten statt (daß das Thema gerade für die Frauenhochschule Kassel - eine Universität mit der seltenen Mischung von künstlerischen und wissenschaftlichen Bereichen - von Bedeutung war, zeigt die Beteiligung von 20 Referentinnen aus Kassel). Für die Veröffentlichung wurde eine Auswahl von Beiträgen getroffen, die von den Autorinnen überarbeitet wurden. So ergab sich ein Ensemble von 14 Texten, die unterschiedliche Aspekte der Thematik "Weibliche Ästhetik" repräsentieren.
Ich freue mich, daß die jetzt vorliegende Veröffentlichung in der Reihe der Kasseler Semesterbücher erscheinen kann. Am Zustandekommen des Programms der 4. Offenen Frauenhochschule und dieser Veröffentlichung waren viele beteiligt. Für die Finanzierung der Veröffentlichung danke ich der Kreissparkasse Kassel, die mit einer großzügigen Spende das Erscheinen des Buches ermöglichte.
Genauso herzlich möchte ich mich bei den Autorinnen bedanken, die ihre Referate ausführlich überarbeitet haben; desgleichen bei der Vorbereitungsgruppe der 4. Offen Frauenhochschule und bei Annette Ulbricht-Hopf von der Pressestelle der Hochschule für die Betreuung der Veröffentlichung sowie bei Ingrid Dörnte und Sabine Wahl für die sorgfältige Erstellung der Druckvorlage.
Ich freue mich mit allen Beteiligten, insbesondere aber mit der Herausgeberin, Renate Morell, daß das schwierige Veröffentlichungsprojekt erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Kassel, im Juni 1991
Aylâ Neusel