Kritik der bürokratisch-effektiven Strategien des Abbaus weiblicher »Defizite«

I.1 Verselbständigtes Leitbild

1: »Abbau weiblicher Defizite in Beruf und Politik«

Der reale Trend ist die seit Beginn der Industrialisierung fortschreitende rechtliche und auch soziale Gleichstellung der Frau.[4] Mit dem Grad der Urbanisierung (modifiziert durch die besonderen nationalen Bedingungen) korrelierend, bezieht sich diese Gleichstellung auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Vorwärtstreibendes Element ist ohne Zweifel die Zunahme der außerhäuslichen weiblichen Erwerbstätigkeit (vor allem von verheirateten Frauen) und die Veränderung in der familialen Arbeitsteilung und Autoritätsstruktur, die sich daraus ergibt. Die Erwerbstätigkeit der Frauen nimmt in den Industriegesellschaften zu - bei beachtlichen nationalen Unterschieden: In den USA zum Beispiel hat sich die weibliche Beschäftigungsrate zwischen 1900 und 1940 und dann nochmals von 1940 bis 1960 verdoppelt;[5] in England dagegen blieb sie in den letzten 50 Jahren fast konstant.[6] In der Bundesrepublik stellen die Frauen gegenwärtig mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen.[7] Im Rahmen der EWG (1971) nahm die Erwerbstätigkeit der verheirateten Frauen während der letzten Jahre insgesamt zu: 1971 betrug der Anteil verheirateter Frauen an den Arbeltnehmerinnen in Belgien 66%, in Frankreich und der BRD 52%und in Luxemburg 38%.[8]
Trotz dieses empirischen Trends kann es nicht darum gehen, »Berufstätigkeit der Frau« mit »Emanzipation der Frau« gleichzusetzen.[9] Die progressiven Inhalte einer möglichen weiblichen Identität stehen notwendig im Gegensatz zu der Rollenbestimmung, die aus der Einbeziehung der Frau in den Prozeß bürokratisch und hierarchisch organisierter Produktion hervorgeht. Die Identität der zufriedenen, leistungsfähigen Berufstätigen, die so rational kalkulieren und konkurrieren kann wie nur je ein Mann, wird als Enttäuschung erlebt. Sie ist unter den gegenwärtigen Bedingungen ebenso vom männlich-patriarchalischen Prinzip geprägt wie die alte Rolle der demütigen Hausfrau.
Ernst Bloch charakterisierte schon in den dreißiger Jahren die Dialektik der Frauenemanzipation durch Berufstätigkeit:

»Es zeigte sich aber, das aufsässige Leben blieb nicht lange frisch. Je mehr Arbeitskräfte gebraucht wurden, desto weniger hatte das sogenannte freie Mädchen Platz, desto weniger hatte die Protestlerin Anlaß, es zu sein. [...] Statt Recht auf selbstgewählte Liebe, freies Leben kam die Öde des Büros, meist mit untergeordneter Stellung dazu. Kaum war das Stimmrecht errungen, so hatte das Parlament weniger zu sagen als je zuvor; kaum gingen den Frauen die Hörsäle auf, so begann die Krise der Wissenschaft.«[10]»Die Bürovorsteherin hat so besiegt, was der Liebhaber nicht ohne Grund an den ersten gedichteten Frauenbildern der Emanzipation sah, an Ibsens Nora, Hauptmanns Anna Mahr, Wedekinds Franziska. Also wurden in der bürgerlichen Frauenbewegung allerdings nicht die Inhalte des Geschlechts manifest: und doch waren sie von Anfang an gemeint wie vorher nie, und doch wurden sie von den Gegnern der Emanzipation abgelehnt, als ginge die Bewegung nicht auf die Bürostunde, worin sie umkam, sondern als wäre sie eine Erinnerung an Carmen hier, an Antigone dort; ja eine utopische Beschwörung der Hetärenzeit hier, des Matriarchats dort, und vor allem als wäre die Frauenbewegung diejenige einer spezifischen menschlichen Ganzheit und Fülle, welche sich doch eben deshalb, in ihren fern-möglichen Inhalten, mit dem seelenlosen kapitalistischen Betrieb, als dem Todfeind von Kunst wie Frau, nicht verträgt.«[11]

Die Enttäuschung, die das Bild der leistungswilligen weiblichen Erwerbstätigen hervorruft, hängt mit dem Verlust an Hoffnung zusammen, dem Verlust des Gegenbilds der autonomen Frau, die der Liebe und des Gewährens fähig ist, ohne sich zu unterwerfen.[12]
Im Leitbild des »Abbaus weiblicher Defizite In Beruf und Politik«, Element dominanter politischer und wissenschaftficher Strategien, ist von solchen Hoffnungen nichts mehr zu entdecken. Das Thema ist die Integration der weiblichen Arbeitskraft: die reale Unterprivilegierung der Frauen, soweit sie lohnabhängige Arbeiterinnen und Angestellte sind. Die Organisationen, die sich ihrer Interessen annehmen, beziehen die Probleme der arbeitenden Frau auf die Durchsetzung des normalen Arbeitnehmerstatus auch für Frauen. Einmütig kritisieren Gewerkschaften, Parteien, staatliche Kommissionen, Wissenschaftler (wir wollen hier nur die berufsbezogenen Aspekte ihrer Kritik darstellen [13]):

  1. die ungleiche Repräsentanz der Frauen in verschiedenen Berufszweigen und Wirtschaftsbereichen;
  2. die Tatsache, daß Frauen vor allem die unteren Ränge der beruflichen Hierarchie einnehmen;
  3. daß trotz der gesetzlich verankerten arbeitsrechtlichen Gleichheit und der Lohngleichheit starke Unterschiede in der faktischen Entlohnung zwischen Männern und Frauen bestehen;
  4. daß Frauen im allgemeinen eine schlechtere Berufsausbildung als Männer erhalten;
  5. daß Frauen im Berufsleben, selbst bei gleicher Ausbildung, schlechtere Aufstiegschancen als ihre männlichen Kollegen haben (also in höher qualifizierter Berufsarbeit unterrepräsentiert sind);
  6. daß Frauen also auch von ihrem »Image« her unterprivilegiert sind, d. h. daß ihnen nicht gleiche Konkurrenzfähigkeit, Durchsetzungskraft etc. zugestanden wird.[14]

Die Strategie des Abbaus weiblicher Defizite im Beruf konzentriert sich auf die großen Konfliktzonen, in deren Rahmen eine gleiche Repräsentanz von Mann und Frau im Beruf verhindert wird: auf die Überbelastung der Frauen im Haushalt und auf den in den Familien bestehenden »Traditionalismus« der Geschlechtsrollen. Mehrere Momente verhindern die Gleichstellung der Frau durch gleiche Repräsentanz im Beruf:

  1. Hausarbeit und Kindererziehung bleiben in der Familie und gehen zu Lasten der Frau, auch wenn sie berufstätig ist. Die an der Verwirklichung der Gleichheit von Mann und Frau interessierten Gruppen (Parteien, staatliche Kommissionen, Gewerkschaften, Wissenschaftler) entwickeln Pläne für ein sozialstaatliches Angebot, das den Bereich des Haushalts und der Familie entlasten könnte, zumal die Berufstätigkeit der Frau, variierend mit den Faktoren soziale Schicht, Qualifikation der Mutter, Erziehungshaltung der Mutter, Alter und Geschlecht des Kindes, nachhaltige Auswirkungen..auf die innerfamiliale Situation hat (mögliche Entwicklungsstorungen bei Kleinkindern, schlechte Schulleistungen der Kinder, vor allem bei Ganztagsarbeit der Eltern).[15] Der »Funktion« der familialen Kindererziehung wird die Kinderkrippe und die Tagesmutter, der »Funktion« der Hausarbeit das Kantinenessen entgegengestellt.
  2. Im allgemeinen wird den Töchtern wenig Interesse an Berufskarrieren vermittelt, die eine längere Ausbildung voraussetzen; ebensowenig wird eine berufliche Aufstiegsmotivation sozialisiert. Verschiedene Forderungen wurden entwickelt, um dem zu begegnen: Modelle zur Vorschulerziehung, Modelle zur Beeinflussung vor allem der Mutter-Tochter-Beziehung und Forderungen nach Prämiierung von Aufstiegsorientierung.
  3. Bei den Frauen selbst besteht ein allgemeines Desinteresse an den Problemen der Gleichstellung der Frau in den Bereichen Beruf und Politik.[16] Dieses Desinteresse - das bestimmte soziale Ursachen hat und zum Teil auch auf vernünftigen Überlegungen der Frauen beruht - wird häufig als »cultural lag«, als »Nachholbedarf« des weiblichen Bewußtseins verstanden:

»Als allgemeiner Befund zur Einschätzung von Situation und Möglichkeiten von Frauen in unserer Gesellschaft läßt sich ein zweifaches >lag<, ein zweifaches Hinterherhinken des allgemeinen Bewußtseins feststellen:
Einmal wird die weitgehend (wenn auch noch nicht vollständig) erreichte rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau in der allgemeinen Einschätzung der sozialen Möglichkeiten für Frauen nicht konkretisiert. Zwar wird bei Umfragen das Gleichheitsprinzip theoretisch bejaht, wenn man jedoch danach fragt, welches Verhalten jeweils für Männer und Frauen für angemessen gehalten wird, dann zeigt sich, daß die traditionelle Rollenverteilung in der Familie beibehalten werden soll. Daß die Frauen dadurch auf den eng gewordenen Bereich der Familie festgelegt werden, hält man für normal. Man vergegenwärtigt sich nicht, daß dies eine (nach dem Gleichheitsprinzip eigentlich unzulässige) Einengung der sozialen Möglichkeiten für Frauen bedeutet. Da auch die Familie selbst in ihrer althergebrachten Position in der Gesellschaft bejaht wird, trotz ihres deutlichen Funktionsverlusts, gewinnt die RoUe der Hausfrau und Mutter den Stellenwert eines Leitbildes: sie ist die schlechthin primäre Rolle für Frauen.
Das zweite >lag<, das zweite Hinterherhinken des Bewußtseins, betrifft die tatsächlich schon gewandelten gesellschaftlichen Tatsachen, die schon bestehende Praxis: So wird allgemein und, was bedeutsamer ist, auch von der Mehrzahl der Frauen und der weiblichen Erwerbstätigen selbst die weibliche Berufstätigkeit, besonders aber die Berufstätigkeit von Müttern, als eigentlich nicht normal< beurteilt. Man orientiert sich also auch dann an überkommenen Maßstäben, wenn ihnen das eigene Verhalten widerspricht. Die Legitimierung dieses widersprechenden Verhaltens erfolgt dann im Einklang mit diesen Maßstäben: man arbeitet nur irn Interesse der Familie! Dieses >lag< zeigt sich zum Beispiel auch darin, daß man den durchschnittlichen Altersunterschied zwischen Ehegatten überschätzt: >Der Mann muß älter sein ... <, oder daß Frauen oft selbst ihre Fähigkeiten als wesentlich andere einschätzen als die der Männer (>Frauen sollten nicht öffentlich über Politik reden<, >... können nicht logisch denken<), obwohl es für die Unhaltbarkeit solcher allgemeiner Statements inzwischen im täglichen Leben für jedermann genügend Beweise gibt. Man nimmt sie als Veränderung überkommener Maßstäbe nicht zur Kenntnis.
Auch die politische Gleichberechtigung der Frauen, und zwar sowohl das Wahlrecht als auch die tatsächliche Ausübung dieses Rechts durch die Frauen - die weibliche Wahlbeteiligung liegt vergleichbar hoch wie die der Männer und die Zahl der weiblichen Wahlberechtigten übersteigt die der Männer -, wird allgemein nicht in die Vorstellung umgesetzt, Frauen müßten sich für Politik interessieren, >sich darüber informieren<«.[17]

Diesem allgemeinen Zustand des Bewußtseins glaubt man nun durch eine breite kulturindustrielle Propaganda begegnen zu können, um die »allgemeinen Normvorstellungen« im Sinne des formalen Gleichheitsideals zu beeinflussen; durch die Forderung also nach Repräsentanz der berufstätigen Frau in den Zeitungen und Illustrierten.

Die Daten, an denen sich die bürokratisch-effektiven Strategien orientieren, sind zweifellos ein Ausdruck der wirklichen Probleme. Diese Strategien antworten in einer für die bürokratische Intention - angesichts der Apathie der meisten Frauen - ausreichenden Weise auf die strukturellen Probleme und auf das Unbehagen der Frauen. Es ist selbstverständlich, daß eine gute Berufsausbildung, gute Arbeitsmöglichkeiten, Kinderkrippen und Verkehrsverbindungen - wie sie von der hier dargestellten Strategie gefordert werden - die realen Lebenschancen (vor allem in der Unterschicht) tatsächlich verbessern und daß diese Forderungen die Zustimmung der Frauen finden. So ging es zum Beispiel in einer empirischen Untersuchung über Mütter der Unterschicht in den USA darum, »festzustellen, was diese Mütter mit niedrigem Einkommen sich und ihren Kindern für den Fall wünschen, daß ihre Wünsche und Träume erfüllt werden könnten; es sing darum, festzustellen, inwieweit jene Mütter ihre Wünsche als realisierbar betrachteten und was sie als ihre Probleme und Widerstände ansahen; schließlich sollte festgestellt werden, was sie sich als Lösungen vorstellten«,"[18] Die Frauen wurden gefragt: »Was würden sie sich wünschen, wenn es möglich wäre, daß ihre Wünsche wahr werden?« Die Liste der Wünsche ist in Tabelle I enthalten. An erster Stelle steht der Wunsch nach besseren Wohnungen und Wohnungseinrichtungen. Erfolg für ein Mädchen ist den Müttern der Unterschicht gleichbedeutend mit glücklicher Heirat, Familie und »glücklichem Zuhause«. Für die »verselbständigten Strategien« spricht, daß den Müttern eine gute Schulbildung, eine Karriere oder ein sicherer Job viel bedeuten. Wichtig am Beruf ist, daß das Mädchen ein eigenes Einkommen und Unabhängigkeit hat. Erfolg für ein Mädchen heißt - nach Auffassung der Mütter -, eine »nette Persönlichkeit«, Respekt vor sich selbst und den anderen zu haben, ehrlich und aktiv zu sein in Kirche, Schule und community.[19] Als Blockierung, als Verhinderung des Fortschritts sahen die Mütter vor allem das Fehlen von Dienstleistungen an, die ihnen die Kindererziehung erleichtern (»child care service«). Auf die Frage, was getan werden könnte, um ihre eigene Situation zu verbessern, ergibt sich das sozialstaatliche Inventar, das gerade die von uns kritisch betrachteten Strategien fordern: gute Jobs, mehr Geld machen, Ausbildungsförderung für sie selbst und die Ehemänner, bessere Transportmittel, billigere Wohnungen, Tageszentren für die Kinder zu niedrigen Preisen und Familienberatungsprogramme.[20] (Allerdings suggeriert die Frage, auf die derartige Antworten folgen, selbst schon eine Aufstiegsorientierung: »What can be done now to help you start up the ladder?«) Auch in der Bundesrepublik stehen an erster Stelle der Wünsche der Hausfrauen: bessere Kindergärten, eine Altersrente für die Hausfrauen und famillengerechte Wohnungen (19%, 17% bzw. 15% aller Nennungen). Mit Abstand folgen: Ganztagsschulen, Berufsförderung für Hausfrauen, Steuerermäßigung für die Anschaffung von Haushaltsmaschlnen, Müttergehalt für Frauen mit Kleinkindern, mehr Halbtagsstellen, Aufhebung des Verbotes der Schwangerschaftsunterbrechung.[21] Auch die westdeutschen Arbeitnehmerinnen nennen auf die Frage, was verändert oder verbessert werden müßte (also auf eine Frage hin, die auf das pragmatisch Machbare abzielt), an erster Stelle Kindergärten, Kinderhorte und Einrichtungen zur Beaufsichtigung von Kindern bei Schularbeiten; schließlich weitere spezielle Hilfen zur Erleichterung ihrer »Doppelrolle« (frühere Pensionsgrenze fÜr Frauen, mehr Freizeit, mehr Urlaub, kürzere Arbeitszeiten, keine körperlich schweren Arbeiten, attraktivere Halbtagsberufe, Abschaffung der Akkord- und der Fließbandarbeit, Erleichterung der Rückkehr in den Beruf).[22]

Verbesserungen der beruflichen Qualifikation, Verbesserungen der Aufstiegschancen, öffentliche Einrichtungen der Kindererziehung treffen also durchaus reale Bedürfnisse. Es kommt jedoch darauf an, die berechtigten Forderungen, die im Zuge der polit-ökonomischen Entwicklung im Rahmen der bestehenden Machtverteilung langfristig auf niedrigem Niveau erfüllt werden, qualitativ zu erforschen und zu begründen, statt sie lediglich zu formalisieren. Das entscheidende Problem ist, daß von einer Orientierung am quantifizierbaren Anpassungsprozeß, von der Position des »cultural lag« her, keine radikale Kritik mehr möglich ist: Die von den empirischen Studien dargestellten Forderungen der Frauen tragen selbst schon resignativen Charakter. Sie sind Ausdruck der Gesamtsituation, in der es für die Einzelnen nur um Versorgung gehen kann, aber nicht um Praxis, d. h. in der es und darauf beschränkt sich der Erwartungshorizont der »cultural lag«-These - unter den günstigsten Umständen nur darum gehen kann, arbeitstellig die größten Schwierigkeiten der privaten Lebensführung langfristig zu verringern; die übergroße Mehrheit bleibt von der Macht der Kooperation entfernt. Das »Glück« soll jeder im Privaten suchen.

»Es gibt kein offensichtliches Drama. Man installiert sich im cool. Man entdramatisiert ostentativ. Es gibt kein Drama mehr; nur noch Dinge, Gewißheiten, >Werte<, >Rollen<, Befriedigungen, >jobs<, Beschäftigungen, Situationen und Funktionen. Dennoch stürzen kolossale und lächerliche Mächte auf das Alltägliche nieder. Sie ergreifen es, um es zu kneten und zu ersticken; sie verfolgen es bis in den Aufbruch, den Bruch, den Traum, in das Imaginäre, in die Flucht.«[23]

Das quantitativ aufgefaßte Leitbild der leistungsorientierten, berufstätigen Frau täuscht darüber hinweg, daß das faktische Verhalten der Frauen nicht nur (aber auch) aufgrund von
Unterprivilegierung (Belastung in Haushalt und Kindererziehung, traditionalistische Sozialisation) zustande kommt, sondern auch aufgrund schichtspezifisch unterschiedlich sich durchsetzender Wünsche, die zunächst zu untersuchen, die also nicht einfach als Vorurteile zurückzuweisen sind. Die Frauen sind kinderzentriert, haushalts- und familienbezogen, sie bleiben häufig beruflich wenig qualifiziert, sie zeigen keinen Karriere-Ehrgeiz, sie gehen vor allem in »weibliche Berufe«.[24] Zu erklären bleibt die Tatsache, daß die Frauen den bestehenden Zustand hinnehmen und nur in den seltensten Fällen bereit sind, sich für ihre Rechte zu engagieren- Im allgemeinen wird diese »Apathie« der Frauen nicht untersucht. Die Anhänger der Strategie des Abbaus »weiblicher Defizite« umgehen eine qualitative soziologische Analyse, indem sie das Verhalten der Frauen von »traditionalistischer Ideologie« bestimmt sehen: Wenn erst die materiellen Chancen für eine zunehmende Berufstätigkeit der Frauen verbessert seien, erledige sich der »Traditionalismus« der Frauen von selbst. Vorausgesetzt wird, daß mit weiter zunehmender Berufstätigkeit - wofür man ein sozialstaatliches Entlastungsangebot plant - zugleich eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung und eine höhere Selbsteinschätzung der Frauen sich einstellen. Wie wir in Teil II und III zeigen werden, haben jedoch die Unzufriedenheit, der Protest und auch die Apathie, haben Verhalten und Bewußtsein der Frauen ganz andere inhaltliche und strukturelle Voraussetzungen. Die im Bereich der weiblichen Berufstätigkeit formalisierend und quantitativ argumentierenden Strategien verkennen sowohl, »was die Frauen (subjektiv) wollen«, als auch die objektiven Produktivkräfte im weiblichen Lebenszusammenhang.

1.2. Verselbständigtes Leitbild 2: »Anpassung der Geschlechtsrollen«

Den Trend zur juristischen Gleichstellung und zur zunehmenden weiblichen Erwerbstätigkeit ergänzt eine zweite Tendenz: Im Rahmen allgemeiner Strukturveränderungen[25] im alltäglichen Leben der Frauen setzt sich eine Demokratisierung der Werte, vor allem in bezug auf die Geschlechterbeziehungen, durch - und zwar gleichsam »automatisch«, also ohne Zutun politischer oder wissenschaftlicher Strategien, die auch hier ex Post facto ansetzen. Auf der strategischen Ebene verselbständigt sich - in Fortführung (und strategischer Deformation) eher der »utopischen« Forderungen, wie sie am Rande sowohl von der proletarischen als auch der bürgerlichen Frauenbewegung vertreten wurden[26] - die Zielvorstellung der »Gleichheit der Geschlechtsrollen«.[27] Die notwendige qualitative Thematisierung von Autorität und Unterdrückung in den Geschlechterbeziehungen wird - so paradox dies zunächst klingen mag durch dieses Leitbild gerade umgangen. Wir greifen willkürlich eine Studie heraus, um zu illustrieren, was wir als den entscheidenden Mangel formalisiert-egalitärer Zielvorstellungen in diesem Bereich ansehen. Beispielhaft hierfür ist in einer Untersuchung von Gunter Schmidt und Volkmar Sigusch [28] die Art und Weise, wie die Tatsache erörtert wird, daß die am Maßstab der formalen Gleichheit der Geschlechtsrollen gemessenen Objekte der Forschung »familienzentriert« sind und »dem Muster der romantischen Liebe« anhängen. Noch mehr als die Männer sind die Frauen der Meinung, der ideale Partner solle »liebevoll und zärtlich sein«.[29]

»Die Sexualität der Arbeiter befindet sich keineswegs in einem anomischen Zustand; sie ist vielmehr sehr starren und eindeutigen sozialen Regulativen unterworfen, die von der antisexuellen Tradition unverkennbar geprägt sind. Die wichtigsten dieser Regulative lassen sich etikettieren als Liebesorientiertheit, Partnerzentriertheit sowie Treueanspruch und Gebot.« »Es gibt, zumindest in der jungen Generation, keine separierte, spezifische Unterschichtssexualität. Die sexuellen Verhaltensmuster und Wertvorstellungen von Arbeitern und Mittelschicht-Angehörigen unterscheiden sich zwar in einer Reihe von Einzelmerkmalen, aber nicht prinzipiell.«[30] Unter- und Mittelschichten seien von einem gesamtgesellschaftlichen Liberalisierungsprozeß erfaßt worden; in dessen Verlauf >verändern sich die sexuellen Verhaltensmuster in allen Schichtgruppen und konvergieren in Richtung auf ein Generalmuster, das für keine soziale Schicht typisch war und ist, und das für die Gesamtgesellschaft verbindlich zu sein scheint. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die >romantische Liebesideologie<, Hauptcharakteristikum dieses Generalmusters, im Bürgertum des 18. und 19. Jahrhunderts vorbereitet und entworfen worden ist und insofern heute, wenn auch modifiziert, Züge trägt, die als >bürgerlich< bezeichnet werden können.«[31]

Eines der Hauptprobleme formal verstandener Emanzipation wird hier bis in die Sprache hinein deutlich: Das Bedürfnis, zu »etikettieren«, drückt die Hilflosigkeit des wissenschaftlichen Vorgehens aus. »Romantische Liebe« hat inhaltlich mit bürgerlicher Ehe nicht viel zu tun. Im Gegenteil, sie entstand im Kampf gegen den deutschen Philister und die pragmatische Ehe. Wenn man so will, kritisiert die romantische Liebe das Ersticken der Liebe in der Gewohnheit, in der Arbeit, im Alltäglichen.[32]
Was verstehen die Autoren unter dem »Muster der romantischen Liebe«? Vom Ideal der prinzipiellen quantitativen Gleichheit aller Rollen und aller Dinge ausgehend, bemerken sie zwar richtig, aber abstrakt:

»Die Idealvorstellung der Arbeiter von Sexualität kann auf die schlichte Formel gebracht werden: Ein Mann und eine Frau lieben einander, gehen eine feste Partnerschaft ein und sind sexuell treu. Liebe, Partnerschaft und Treue sind konstitutiv für eine romantische Sexuaildeologie, die andere Vorstellungen und Verhaltensmuster disqualifiziert, ablehnt, allenfalls hinnimmt: beispielsweise spontane, passagere, sexuelle Kontakte; oder eine partnerschaftliche Liebesbeziehung mit beiderseitigem Verzicht auf sexuelle Treue; oder sexuelle Beziehungen bei mutueller Sympathie und sexuellem Interesse aneinander, ohne daß Partnerschaft und Treue aktualisiert werden können.«[33]

Diese Frage kann man jedoch nicht untersuchen, solange man keine Kriterien entwickelt, die eine menschliche sexuelle Beziehung charakterisieren. Eine derartige Untersuchung müßte sich mit der Frage auseinandersetzen, was Arbeiter unter Liebe verstehen, warum sie glauben, auf Liebe nicht verzichten zu können, welche Kompromisse sie eingehen (z. B. zu heiraten, um aus dem Elternhaus herauszukommen, selbständig zu werden, einen eigenen Haushalt zu haben etc.). Mit den Autoren dieser Studie müßte man annehmen, vor lauter Liebe würde bei den unverheirateten Jugendlichen die sexuelle Lust zurückgestellt, während es doch in Wirklichkeit, vor allem bei den Frauen, häufig Kompromisse und Arrangements sind, die sich hinter der moralisierenden Rede von Liebe und Partnerschaft verbergen.[34] Statt aber eine Analyse der Rationallsierungen zu leisten, die in die Äußerungen über »romantische Liebe« - als Anspruch, dessen Berechtigung man empfindet und dem man doch nicht nachkommen kann, ohne daß man es eingestehen möchte - eingehen - eine Analyse, die sich auch auf die Diskussion der normativen Aspekte einlassen müßte -, operieren diese und ähnliche Studien auf der Ebene der reinen Zahl und verlangen schlicht von allem »mehr«. Die Frage, wie Frauen und Männer gleichermaßen autonome Subjekte werden können,[35] wird in oberflächliche sozialtechnische, berufsfunktionale Forderungen umgewandelt, die über die realen Schwierigkeiten der Realisierung von Gleichheit durch moralische Appelle und Verhaltensformeln hinwegtäuschen.
Es ist dieses abstrakte Verständnis von menschlichen Beziehungen, das das Leitbild der »Gleichheit der Geschlechtsrollen« trotz allen demokratischen Selbstverständnisses zum Bestandteil verselbständigter politischer und wissenschaftlicher Strategien macht. »Gleichheit der Geschlechtsrollen« bezeichnet hierbei:

  1. die Gleichheit des Rollenverhaltens von Mann und Frau;
  2. die gleiche Bewertung geschlechtsspezifischer Rollenattribute und ein gleichermaßen auf berufliche Leistung bezogenes Image der männlichen und der weiblichen Rollen.

Zu 1 (Gleichheit des Rollenverhaltens):

Gleichheit in diesem Sinn wird als faktische Gleichartigkeit der Einstellungen und des Verhaltens von Mann und Frau im Rahmen von Haushalt, Familie und persönlichen Beziehungen verstanden. Um diese Vorstellungen von Gleichheit zu verifizieren, wird der Bereich Haushalt und Familie unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Funktion in verschiedene Rollen, verschiedene Tätigkeiten aufgegliedert: Haushaltsarbeit, Verwaltung des Haushaltsbudgets, Erziehung der Kinder, rekreative Funktion etc., und in jedem dieser Bereiche die quantitativ gleiche Partizipation von Mann und Frau begrüßt bzw. gefordert.

  • Z. B.: Berufsarbeit »stimuliert die Rationalisierung der Haushaltsarbeit. Das Einkommen der Frau erlaubt es, moderne Haushaltsgeräte anzuschaffen; die Berufsarbeit zwingt sie, Zeit zu sparen, was wiederum eine bessere Art und Weise der Organisation der Hausarbeit und eine gleichere Aufteilung der häuslichen Arbeiten zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Familie zur Folge hat.«
    »Ohne Zweifel läßt sich die weibliche Berufsarbeit am schwierigsten mit der Rolle der Mutter vereinbaren; in diesem Bereich gibt es die meisten Kontroversen. Zumindest in den kapitalistischen Ländern wird die Erziehung der Kinder immer noch als Aufgabe vor allem der Mutter angesehen, was die schwerwiegenden Mängel des öffentlichen Angebots erklärt (Krippen, Kindergärten usw.) und das geringe Gewicht, das der väterlichen Rolle in der Erziehung der Kinder, besonders der Kleinkinder, gegeben wird.«
    »Die Berufsarbeit der Frau begünstigt die Gleichheit der Geschlechtsrollen. Der Ehemann übernimmt auch Haushaltsarbeiten, aber die Meinungsbefragungen und die vergleichbaren Untersuchungen über die Zeitbudgets zeigen, daß es noch keine gleiche Verteilung der Aufgaben gibt.«
    »Einerseits kann die Berufsarbeit der Frau intrapersonelle Konflikte hervorrufen, insbesondere wenn die Frau ihre Berufsrolle für unvereinbar oder nur schwer vereinbar mit den traditionellen Rollen der Ehefrau und Mutter hält.« »Dennoch kann die Berufsarbeit die Spannung [innerhalb der Familie] verringern, da sie zu einer Harmonisierung der Lebensrhythmen der Ehepartner führt, denn jene können die Zeit, die sie außerhalb des Hauses arbeiten, miteinander abstimmen, so daß sie sich mehr oder weniger zur selben Zeit im Haus befinden und die gleichen Beschäftigungen aufteilen können: Arbeit, Haushalt und Kinderpflege.«[36] Gefordert wird auch die reale »Angleichung« der männlichen und der weiblichen Charaktere. »Die traditionellen Definitionen des Männlichen und des Weiblichen sind der Welt, in der wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben, nicht mehr angemessen. Eine androgyne Auffassung der Geschlechtsrollen bedeutet, daß beide Geschlechter für sich auch einige der Merkmale entwickeln, die in den traditionellen Geschlechtsrollendefinitionen dem anderen Geschlecht zugesprochen werden. [...] Zärtlichkeit und Expressivität sollten bereits bei den kleinen Jungen entwickelt und bei erwachsenen Männern sozial anerkannt werden [...]. Leistungsmotivation, Aktivität und konstruktive Aggression sollten bei Mädchen gefördert und bei erwachsenen Frauen sozial anerkannt werden.«[37]

Zu kritisieren ist hieran nicht die Intention, sondern das formale Verständnis von Gleichheit. Ist die Hausarbeit gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt? Diese Frage wird dann zum Fetisch, wenn die ganze Beziehung, die ganze Freiheit einzig auf dieses quantifizierbare Faktum bezogen wird. Die Hausarbeit - eine reale, abzuschaffende Belastung und Überlastung der Frauen, die aber zugleich Teil eines Gesamtsystems des weiblichen Lebens und seiner Arrangements mit der faktischen Situation der Familie ist - wird isoliert herausgegriffen und eine gleichmäßige Verteilung zwischen Mann und Frau zum Indikator der Befreiung erhoben.[38] Auch die abstrakten Bestimmungen der Geschlechtsrollen wie »Zärtlichkeit« und »Expressivität« auf der weiblichen und »Leistung«, »Können« und »Aggressivität« auf der männlichen Seite reichen nicht aus, um die emanzipatorischen Aspekte der weiblichen Rolle zu bestimmen. Es handelt sich nicht um Größen, die einfach zu mischen sind.

Zu 2 (Gleiche Bewertung der geschlechtsspezifischen Rollenattribute):

Hier geht es um den Abbau von Vorurteilen über das »Wesen« und die Eigenschaften der Frau, um die Abschaffung traditioneller diskriminierender Rollenstereotypen (z. B. die Definition der Frau als minderwertig oder als natürlicherweise ins Haus gehörig).
Charakteristisch für die abstrakte Behandlung des Problems ist die Arbeit von Harriet Holter.[39] Ganz formalistisch werden Stereotypen, nach denen die Frauen sich um Kinder kümmern sollen, als traditional, Stereotypen dagegen, nach denen die Pflichten gleichmäßig verteilt werden sollen, als egalitär eingestuft. Auch in anderen Studien werden Ergebnisse, die festhalten, daß Männer und männliche Charakteristika in »unserer Gesellschaft« höher bewertet werden als Frauen und weibliche Charakteristika; daß sowohl Jungen als auch Mädchen zwischen 6 und 10 Jahren eine größere Präferenz für männliche Gegenstände und Aktivitäten als für weibliche äußern; daß zwischen 5- und 12mal mehr Frauen als Männer sich an den Wunsch erinnern, ein anderes Geschlecht zu haben,[40] ausschließlich vom Ideal quantitativ gleicher Verteilung aus beurteilt. Eine gleiche Einstellung zu männlichen und weiblichen Eigenschaften gilt häufig schon als der Inbegriff weiblicher Emanzipation.[41] Die Frauenfrage bleibt im Rahmen dieses Interesses auf das Problem der »Aufwertung« bzw. Angleichung weiblicher Rollenattribute an die männliche Norm beschränkt. Die Emanzipation der Frauen erscheint in diesem Verständnis primär als Problem der Verbreitung egalitärer gesellschaftlicher Leitbilder (von der Frau als berufsorientierter Partnerin), gleichsam als Problem der Anerkennung »modernerer« Geschlechtsrollen-Stereotypen - z. B. im Sinne der Veränderung des Stereotyps; »Die moderne Frau verwirklicht sich bei Heim und Herd, indem sie (mit allen technischen Mitteln versehen) Haushalt, Freizeit und Kindererziehung optimal organisiert« zu: »Die moderne Frau realisiert ihre Fähigkeiten in außerfamilialen Aktivitäten, vor allem in Beruf und Öffentlichkeit.« Hier setzt der journalistische »Kampf gegen die Vorurteile über die Frau« an.[42]
In diesem Zusammenhang wird auch von der Kulturindustrie gefordert, daß die Berufssphäre »als Identifikationsbasis für weibliche Leserinnen herangezogen wird«.[43] Als »traditionell« und damit als irrational erscheint das Interesse an Familie und »Hausfrauendasein«, als rational das Interesse an Berufstätigkeit. Das (ohnehin immer nur relative) Interesse der Frauen an Haus und Familie wird als »Ausfluß eben der traditionellen Geschlechtsrollenideologie«[44] angesehen. Gewünscht wird, daß in den Illustrierten primär das Bild der berufstätigen Frau propagiert werde. »Die allgemeinen Normvorstellungen sind eben noch stark an der traditionellen Rollenauffassung orientiert.«[45]

  • »Der Bereich des >Modischen<, den modischen Konsum für Haushalt und Wohnen, die modische Gestaltung des ihr eigentlich zugehörigen Bereichs also mit eingeschlossen, wird zu einem wichtigen Entfaltungs-Spielraum für Frauen. Dieser Bereich steht im Mittelpunkt der Beratungsbemühungen der Zeitschriften; von hier leitet sich auch die hauptsächliche Möglichkeit zur Gewinnung sozialen Prestiges und Lebenserfolgs für Frauen ab. - Das bedeutet indirekt (und wird auch manchmal ausgesprochen), daß der Berufsbereich keinen besonderen Stellenwert für weibliche Zielvorstellungen gewinnt. Es ist danach auch nicht so wichtig, was die Frau kann; wenn ihr zu Leistungen geraten wird, dann meist nicht um ihre Selbstverwirklichung zu fördern, sondern als Mittel zur Erreichung anderer Ziele: z. B. >um mitreden zu können<. Sekundärgruppenverhalten wird eher als unangemessen geschildert. Individuell erworbene Eigenschaften treten hinter das >Wesen der Frau< zurück. - Dieses >Wesen der Frau< ist häufiger Bezugspunkt. Es erscheint traditionell bestimmt, weitgehend biologisch festgelegt und damit als unveränderlich. Die traditionelle Auffassung von den Geschlechterrollen ist die >natürliche<, sie ist selbstverständlich, und mit ihr die entsprechende soziale Arbeitsteilung: Die Rolle der Frau als >Mittelpunkt der Familie< ist primäre Zielvorstellung und Identifikationsbasis für die Frau in den Zeitschriften.«[46]

Auf ihre Ideologien - vor allem wenn sie unprofitabel werden - gar nicht so sehr fixiert, wie hier unterstellt wird, hat die Kulturindustrie inzwischen die berufstätige Frau durchaus als Zielgruppe anerkannt.[47]
Es ist eine weitere Ausgangsthese dieser Arbeit, daß bei allem emanzipatorischen Selbstverständnis des Leitbilds der »Gleichheit der Geschlechtsrollen« doch die Gefahr besteht, daß die im Prozeß der Industrialisierung und »Modernisierung« ohnehin entmystifizierten Institutionen, die sich ohnehin formal demokratisierenden Vorstellungen, an rein quantitativen Maßstäben von Rollengleichheit gemessen werden. Dies aber verhindert eine qualitative Analyse der Probleme der Frauen. Im Gegenteil, es wird aus der bloßen Diskrepanz des quantitativen, an Gleichheit orientierten Maßstabs zu den alltäglichen Verhaltensweisen und Bewußtseinsformen der Frauen allein schon der Eindruck des Kritischen, Parteilichen, Kämpferischen erschlichen.