- Nach den in den letzten Heften veröffentlichten Kritiken an dem von Klaus Holzkamp vorgestellten Ansatz der Westberlmer Kritischen Psychologen nun eine Erwiderung aus deren Sicht. Mancher der hier Kritisierten wird sich in dem Beitrag von Ute Osterkamp möglicherweise gar nicht wiederfinden und sich zu einer erneuten Erwiderung herausgefordert sehen. Unser Eindruck: Der Erkenntnisfortschritt Ist geraig, es werden lediglich bekannte Positionen wiederholt. Wir empfehlen den interessierten Lesern, die kritisierten Beiträge nachzulesen und mit dem hier Gesagten zu vergleichen. Fürs erste wollen wir die Dehatte lieber an Beispielen aus der Erziehungsprans weiterfuhren.
D. Red.
Worum es nicht geht
In der unter dem Motto »Wie erziehen Linke ihre Kinder« geführten Diskussion in der DE haben sich offensichtlich zwei Fronten herausgebildet:
Die Unterschiede liegen jedoch nicht darin, daß, wie es in den Beiträgen von Lchndorff-Felsko, Voets, Heinentann, Jantzen und Wilhelmer nahegelegt ist, diese sich an der Arbeiterbewegung orientieren, während Doormann/Schind-ler/Holzkampf auf die freie Entfaltung des Individuums setzen. Und es geht auch nicht um die Alternative, hier systematische Wissensvermittlung und Anleitung zum (landein - dort Laissez-faire. Ebensowenig geht es darum, daß sich die einen der gesellschaftlichen Gefahren für die Heranwachsenden (Drogensucht, Kriminalität, Neofaschismus) oder aber der Begrenzung der Möglichkeiten der Erwachsenen durch die kapitalistische Klassenrealität bewußt und die anderen in der Illusion des pädagogischen oder gesellschaftlichen Freiraums befangen sind, wie Voets bzw. Wilhelmer meinen. Und auch hinsichtlich des objeitiven und subjektiven Klassenstandpunktes gibt es keine Unterschiede zwischen den Kon; trahenten: Alle Autoren/innen haben erkannt, daß die unbehinderte Entwicklung der Menschen die Vergesellschaftung der Produktionsmittel zur Voraussetzung hat und daß der Kampf um diese Bedingungen im wesentlichen von der Arbeiterklasse getragen werden muß.
Auch hinsichtlich der allgemeinen Entwicklungsziele gibt es zwischen den Kontrahenten/innen offensichtlich keine Meinungsverschiedenheiten. Es ist der politisch bewußt handelnde Mensch, der sich nicht einfach damit begnügt, unter den jeweiligen Bedingungen den individuellen Vorteil gegenüber anderen zu sichern, sondern der um seine Verantwortung für die gesellschaftlichen Verhältnisse weiß und gezielt die Einflußmöglichkeiten schafft, um ihr gerecht zu werden. Einigkeit besteht somit auch darin, daß fortschrittliche Erziehung unter bürgerlichen Verhältnissen notwendig bedeutet, die Heranwachsenden so weit wie möglich gegenüber Vereinnahmungsversuchen für die bürgerliche Klassenrealität widerständig zu machen.
Die Kontroverse bezieht sich also nicht darauf, was erreicht werden soll, sondern wie es erreicht werden kann: Door-mann/Schindler/Holzkampf bringen vor, daß gesellschaftliche Verantwortung nicht dadurch bei den Kindern erzeugt werden kann, daß sie von den Erwachsenen einfach auf deren eigene »fortschrittliche« Ziele festgelegt werden und Widerstän-digkeit nicht dadurch, daß man die Kinder von außen, quasi durch »Gegenbesetzungen« gegen die bürgerlichen »Besetzungen« zu immunisieren versucht: Eine solche »erzieherische« Haltung sei keineswegs bewußt, sondern reproduziere vielmehr bewußtlos »naheliegende« Vorstellungen. Die andere Gruppe geht auf diese Problemebene nicht ein, sondern rückt die Gegenposition in die Nachbarschaft gängiger »antiautoritärer«, »antipädagogischer« Auffassungen.
Die Vorstellung, man könne und müsse die Kinder/Heranwachsenden auf die von einem selbst als richtig erkannten Ziele hin »erziehen«, beruht u.E. wesentlich auf einer unreflektierten Trennung, ja Entgegensetzung zwischen privatem (familialem) und politischem Leben, die in allen genannten Beiträgen mehr oder weniger deutlich enthalten ist. In den Beiträgen von Doormann/Schindler/Holzkamp wird hingegen die politische Dimension auch des sog. privaten Lebens und die Notwendigkeit der Gegründetheit des politischen Kampfes in den persönlichen Interessen des einzelnen hervorgehoben. Der politische Kampf ist unserer Auffassung nach nicht vom privaten zu trennen, sondern diesem insofern untergeordnet, als man ihn letztlich gerade um die Erweiterung subjektiver Lebens- und Erlebnismöglichkeiten, d.h. um die objektiven Bedingungen der vollen Entfaltung der Individualität aller Menschen und zur Realisierung der in den menschlichen Beziehungen liegenden Glüeksmöglichkeiten führt. Nur wenn ich meine privaten Probleme ernst nehme, kann ich auch politisch zuverlässig kämpfen, wie der Rückzug bzw. die Zurückhaltung vom politischen Kampf gegen die entwicklungsbehindernden Verhältnisse zugleich das Zurückstecken subjektiver Lebensanspruche bedeutet.
Ist das Privatleben unpolitisch?
Lebensansprüche bedeutet. Verzichtet man darauf die kapitalistische Klassenrealität in den verschiedenen Lebensbereichen in ihrer ganzen Komplexität und Widersprüchlichkeit zu erfassen, sitzt man immer wieder bürgerlichen Vorstellungen auf, und das wirkt sich unmittelbar auf die Qualität der politischen Arbeit aus. Die kapitalistische Klassenrealität scheint auf den ökonomischen Bereich bzw. auf die »Öffentlichkeit« beschränkt, das persönliche Leben relativ unberührt durch sie. Der politische Kampf hat dieser Auffassung gemäß nichts mit dem privaten zu tun, sondern muß diesem mehr oder weniger abgetrotzt werden.
So setzt Angelika Lehndorff-Felsko z.B. die Herausbildung der »eigenständigen Persönlichkeit« und »die Erziehung zur gesellschaftlich nützlichen Tätigkeit« (S. 50) als zwei voneinander isolierte Erziehungsziele. Sie faßt damit »Selbständigkeit« nicht als selbstbewußte Wahrnehmung der eigenen Interessen, die die Kooperation und Solidarität mit anderen vorausetzt, sondern in der bürgerlich reduzierten Form der Unabhängigkeit von der Hilfestellung anderer.
Eine ähnliche Gegenüberstellung von Egoismus und gesellschaftliche Tätigkeit deutet sich bei Stephan Voets an, wenn er offensichtlich der Meinung ist, daß Menschen, die sich für etwas Besonderes halten, für den politischen Kampf verloren sind und die positive Notwendigkeit der Unterordnung der individuellen Bedürfnisbefriedigung unter das Kollektiv dem entgegensetzt.
Eine Unterordnung der individuellen unter die allgemeinen Interessen ist auch in der Aussage Wolfgang Jantzens nahegelegt: Oberstes Entwicklungsziel müsse sein, daß die Jugendlichen »sich mit den Augen anderer zu sehen« lernen <S. 63). Wenn das wirklich das Kriterium wäre, dann stünde es in der kapitalistischen Gesellschaft bestens, in der man von früh an dazu gebracht wird, sich über die von anderen gewährte oder auch vorenthaltene Anerkennung zu definieren, die wiederum durch das Vorhandensein/Fehlen der eigenen Nützlichkeit/Verwertbarkeit für die Interessen derer, von denen man abhängig ist, bestimmt wird. »Fortschrittliche« Erziehung hatte u.E. vielmehr die Heranwachsenden dazu zu befähigen, sich einen Standpunkt zu erarbeiten, von dem aus sie sich nicht nur mit den Augen der Mitmenschen sehen, sondern deren Sichtweise zugleich auf die dahinterliegenden Interessen zu hinterfragen lernen.
»Individualismus« läßt sich nicht dadurch verhindern, daß man den Heranwachsenden kompensatorisch die Fähigkeit anerzieht, die Befriedigung individueller Interessen hintanzustellen etc., sondern allein dadurch, daß man sie in ihrer Eigenständigkeit und Individualität vorbehaltlos unterstützt. Ein Kind kann nur in dem Maße Respekt vor den Interessen und Bedürfnissen anderer entwickeln, wie es diesen Respekt in seiner eigenen Entwicklung und zugleich die Befriedigung erfahren hat, die Lösungen bringen, die im Interesse aller Betroffenen sind.
Es ist erstaunlich, daß gerade Wolfgang Jantzen, der in den Ausführungen Holzkampfs den Klassenstandpunkt nicht erkennen kann, in seinen eigenen konkreten Ausführungen den Tatbestand, daß wir im Kapitalismus leben, völlig aus dem Gesichtsfeld verliert. Das ermöglicht ihm auch, bürgerliche und sozialistische Wissenschaftler - wie z.B. Piaget, Bruner und die kulturhistorische Schule - ohne weiteres nebeneinanderzustellen bzw. Theorien, die unter den Bedingungen des realen Sozialismus entwickelt wurden, umstandslos auf unsere Verhältnisse übertragen (zur Kritik hieran s.a. den Leserbrief von Agnes Christ-Fiala).
Dieses Wunschdenken, daß die Bedingungen schon existieren, die es zu erkämpfen gilt, fließt auch in die Ausführungen von Stephan Voets ein, indem er schreibt, daß politisches Engagement für die Masse der Erwachsenen ebenso wie für die Kinder kein Problem ist, »wenn das eine natürliche, alltägliche Sache ist. bei der Freunde und Bekannte mitmachen und bei der keine hohen Schwellen zu überwinden sind« (S. 31). Spätestens dann, wenn das Kind in die Schule kommt, wird es die Erfahrung machen, daß seine politische Haltung keineswegs »natürlich« ist, sondern es vielmehr in Gegensatz zur Masse der Mitschüler/Lehrer bringt, und was dann? Die Gefahr besteht, daß es sich nunmehr an dem, was jetzt »natürlich« ist, d.h. aber an der jeweiligen Mehrheitsmeinung orientiert. Die Erziehung in der Familie durch die Erziehung in der Gruppe oder im Kollektiv korrigieren zu wollen, kann doch nicht die Antwort sein, solange nicht sicher ist, ob nicht auch hier, nur mit anderen Methoden, Anpassung an die jeweiligen Normen betrieben wird.
Objektive und subjektive Interessen
Von einem gesamtgesellschaftlichen Standpunkt aus sind möglicherweise - entsprechend ihrer realen gesellschaftlichen Position - die objektiven Interessen aller Familienmitglieder (ob Säugling, Schulkind, Erwachsener) identisch, abei diese objektiven Interessen müssen, um handlungswirksam zu werden, von den jeweiligen Individuen als die eigenen erkannt und somit zu subjektiv erlebten, persönlichen Interessen werden.
Die These von Stephan Voets. Politik bedeute »für Kinder objektiv nichts anderes als für Erwachsene: Es geht um die Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen, um Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung und das staatliche Handeln« (S. 31), ist somit nur partiell richtig und damit als Praxisanleitung irreführend. Ein Kind hat, wie jeder weiß, keineswegs die Tendenz, Einfluß auf die gesellschaftlichen oder staatlichen Geschäfte zu nehmen, sondern ganz andere Interessen, die durchaus nicht mit denen der Eltern übereinstimmen müssen, diesen häufig sogar widersprechen. Es wird demzufolge auch vorwiegend damit beschäftigt sein, seine aktuellen Interessen innerhalb und möglicherweise auch gegen die unmittelbaren Reglementierungen/Einschränkungen durchzusetzen. Erst in dem Maße, wie es die Abhängigkeit des Verhaltens der Eltern und auch anderer »Autoritätspersonen« sowie seiner eigenen Handlungs- und Entwicklungs-moglichkeiten von den übergeordneten gesellschaftlichen Verhaltnissen begreift, kann es entsprechendes Interesse an den gesamtgesellschaftlichen Belangen entwickeln. Wie also Kinder einerseits nur in Wahrung ihrer »kleinen«, unmittelbaren, persönlichen Interessen die Unmittelbarkeitsebene, d. h. aber die egozentrische und personalisierende Sichtweise überwinden und somit - natürlich unter entsprechender Anleitung und Vermittlung des notwendigen Wissens - ihre objektiven Interessen begreifen lernen, so müssen andererseits auch die Erwachsenen die Ebene des unmittelbaren Einwirkens auf das Kind überwinden und diesem seinen jeweils eigenen Weg ermöglichen. In gewisser Weise bedeutet das nicht weniger, sondern mehr an Erziehung, zumindest aber an Gedanken über Erziehung: nämlich die marxisüsche Erkenntnis der bewußten Bestimmung der Lebensverhältnisse als spezifisch menschlicher Daseinsform auf die Probleme der Erziehung anzuwenden.
Es ist offensichtlich keineswegs so, daß fortschrittliche Inhalte automatisch die entsprechende Aufnahmebereitsehaft bei den Heranwachsenden auslösen. Auch die progressivsten Thesen können in einer Weise vorgetragen werden, daß vieli Jugendliche sich indoktriniert, für fremde Zwecke vereinnahmt fühlen und »abschalten«. Die Schwierigkeiten mit dem antitaschistischen Unterricht sind ein Beispiel hierfür. Um solche Lernbarrieren abzubauen, reicht es keineswegs aus, den Stoff möglichst didaktisch aufzubereiten und den Unterricht »spannend« zu gestalten. Das langfristige und handlungswirksame Interesse kann nur dadurch er reicht werden, daß man klärt, aus welchen Gründen die Auseinandersetzung mit dem Problem - in diesem Fall mit dem Faschismus - für die Jugendlichen, aber auch für die Erwachsenen, von Bedeutung ist: weil der Faschismus eben nicht bloße Vergangenheit ist, sondern durchaus wieder Gegenwart werden kann, weil die Kräfte, die für ihn verantwortlich waren, auch heute noch bestimmend sind und alles daransetzen, seine Ursachen zu vernebeln und die antifaschistischen Kräfte zu schwächen etc. etc. Gerade für die Diskussion des Zusammenhangs von politischem und privatem Leben ist z.B. der Tatbestand außerordentlich bedeutsam, daß eine gängige Entlastungsformel der Mitläufer/Mittäter die Behauptung war. nicht aus persönlichen Interessen heraus, sondern im Dienst an einer höheren Sache gehandelt zu haben. Vor diesem Hintergrund ist vvenigei die Berücksichtigung als vielmehr die Vernachlässigung individueller Interessen und der Schwierigkeiten und Probleme des privaten Lebens eine Flucht vor der gesellschaftlichen Verantwortung und gegen eine fortschrittliche Politik gerichtet.
»Interesse« bedeutet die objektive Eingebundenheit der Menschen in die gesellschaftlichen Verhaltnisse, und die Frage ist, wieweit ich meine prinzipielle Betreffbarkeit durch den jeweiligen Sachverhalt begreife, inwieweit das objektive Interesse zu meinem persönlichen Interesse wird. Die Erkenntnis der Betreff-barkeit durch Krieg oder Faschismus ist Voraussetzung dafür, daß ich mich dem antifaschistischen oder dem Friedenskampf anschließe, aufmerksam schon für die Anfänge der Bedrohung werde und ihnen, wo immer sie auftreten, begegne.
Diese Tendenz wird im allgemeinen um so starker sein. Je schärfer die Sanktionen für die vom allgemeinen Konsens abweichenden Auffassungen und Haltungen sind und je weniger der einzelne gelernt hat. zu dem. was er für richtig erkannt hat, /u stehen und die eigene Meinung gegenüber einer einschüchternden Realität - auch und gerade der der eigenen Eltern - zu vertreten. Diesen Sachverhalt, daß Erkenntnis die Veränderung des persönlichen Verhaltens erzwingen, bringt Z.B. der Schüler Michael Wiedemann in dem Buch »Nazis und Nachbarn« auf den Begriff. Er schreibt. »Man verliert irgendwie die Möglichkeit, Sachverhalte und Geschehnisse mit einem müden Lächeln der Gleichgültigkeit oder mit einem selbstzufriedenem Zurücklehnen beim Essen zu entschuldigen. Das bedeutet für die eigene Person eine tagtägliche Konfrontation, eigentlich so einen Kampf mit sich selbst, weil man doch selber als Mensch so unzulänglich ist und Verhaltensweisen hat im Alltag, die dazu beitragen können, daß Faschismus und Unterdrückung wieder aufleben konnten. Das ist für mich das Hauptproblem, daß es irgendwie sehr schwierig ist, sich selbst zu bekämpfen« (S. 3lnf).
Individualität und politisches Handeln, Persönlichkeit und gesellschaftspolitisches Engagement stehen nicht im Gegensatz, sondern setzen einander voraus, »Persönlichkeit« ist mehr als ein Konglomerat von Kenntnissen und Fähigkeiten, sie ist immer durch die bewußte Beziehung zu den ^gesellschaftlichen Verhältnissen und zu den Mitmenschen bestimmt. Dies ist identisch mit dem Erkennen und Vertreten der individuellen Interessen, was die bewußte Beziehung auch zu sich selbst einschließt. Ich bin »Persönlichkeit« in dem Maße, wie ich mich in meiner gesellschaftlichen Verantwortung begreife und in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Standpunkt beziehe.
»Der Mensch ist insofern Individualität, als er besondere, einzelne, unwiederholbare Eigenschaften besitzt. Der Mensch ist insofern Persönlichkeit, als er seine Beziehungen zur Umwelt bewußt bestimmt. Der Mensch ist insofern Persönlichkeit, als er ein eigenes Antlitz trägt. Ein Mensch ist maximal Persönlichkeit, wenn er ein Minimum an Neutralität, an Indifferenz, an Gleichgültigkeit und ein Maximum an .Parteilichkeit1 in bezug auf das gesellschaftlich Bedeutsame aufweist. Darum hat das Bewußtsein - nicht nur als Wissen, sondern auch als Beziehung - eine solch grundlegende Bedeutung für den Menschen als Persönlichkeit. Ohne Bewußtsein, ohne die Fähigkeit, bewußt einen bestimmten Standpunkt einzunehmen, gibt es keine Persönlichkeit« (Rubinstein, S. 283)
»Fortschrittliche« Erziehung durch Konfliktverleugnung
und Realitätsausklammerung?
Die Frage ist nun aber, wie es zu dieser bewußten Lebensführung, dem Minimum an Neutralität, an Idifferenz und Gleichgültigkeit und dem Maximum an Parteilichkeit in bezug auf das gesellschaftlich Bedeutsame kommt. Ebenso wie der Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen der Unterstützung durch die Erwachsenen bedarf, so geschieht auch die Parteinahme für das gesellschaftlich Bedeutsame keineswegs im Selbstlauf, sondern muß dem Kind vermittelt werden. Und das ist genau die Aufgabenstellung von L. Doormann, H. Schindler und K. Holzkamp. Sie verweisen auf die Gefahr, daß man fortschnttliche Erziehungsziele in einer Weise vertreten kann, die genau das, was man erreichen will, nämlich das politisch verantwortungsbewußte Handeln, verhindern. Sie meinen, daß man in »linker« Erziehung die Heranwachsenden vielmehr dazu befähigen muß, die Verantwortung für ihr Handeln bewußt zu übernehmen. Dabei können die Erwachsenen außerordentlich hilfreich, aber auch hinderlich sein. Wenn z. B. der dreijährige Sohn von Angelika Lehndorff-Felsko die Tasse »auch nach Erklärungen« noch auf Jen Bodeti werfen will, dann ist »Trotz« keine Erklärung, sondern ein Abschieben des Problems zu Lasten des Kindes. Trotz ist keine unvermeidliche Entwicklungsphase, sondern viel eher der unbeholfene Versuch der Selbstfindung der Erkundung dessen, was man selbst für richtig hält und der Abwehr der ständigen Vorgaben und Regulierungen von außen. Statt beim Kind den Ausdruck des Ärgers zu unterbinden, gilt es vielmehr, mit ihm gemeinsam seinen Anlaß herauszufinden, damit es sich gezielt damit auseinandersetzen kann. Das heißt aber, daß, sofern der Erwachsene Ursache des Ärgers war, er auch sein eigenes Verhalten hinterfragen und dieses möglicherwiese ändern muß.
Erziehung als Unterstützung in der Klärung der eigenen Interessen bedeutet Anleitung zur Selbsterziehung in dem Sinne, daß die Heranwachsenden lernen, sich in ihrem Handeln durch das, was sie selbst für richtig halten, bestimmen zu lassen und nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, indem sie sich mit den jeweiligen Gegebenheiten und Anforderungen abfinden und den Arger hierüber an wehrlosen Ersatzobjekten (und sei es nur die Tasse) abreagieren und/oder nur in indirekter Form äußern, die sich letztlich gegen sie selbst auswirkt.
Ein Beispiel für die Auswirkungen nicht offen ausgetragener Konflikte auf die individuelle Entwicklung ist der von Manfred Kappeler (1977) beschriebene »Therapiefall«: Ein Junge, der nach allgemeiner und auch eigener Meinung ein »Versager« ist, der selbst den leichtesten Anforderungen nicht gerecht wird und alles falsch macht (das Geschirr zerschlägt statt es abzuwaschen, die Pflanzen statt des Unkrauts jätet etc.). Die »Therapie« bestand im wesentlichen darin, mit dem Jungen zu klären, daß sein Versagen nicht primär auf Unfähigkeit beruhte, sondern vielmehr ein - unbewußt angewandtes - Mittel war, sich den Anforderungen der Erwachsenen in einer Weise z.u entziehen, die ihm nicht als »Widersetzlichkeit« ausgelegt werden konnte. Im Verlauf der Therapie lernte der Junge zunehmend, die Mechanismen und Folgen dieses ausweichenden Verhaltens, das seine subjektive Not eher festigte und stärkte als aufhob, zu erkennen und sich mit den Erwachsenen offen auseinanderzusetzen. Gerade indem er lernte, zu seinen Ansprüchen zu stehen und ich den damit verbundenen Konflikten zu stellen, machte er die Erfahrung, daß auch die Erwachsenen in ihrem Verhalten ihm gegenüber durch die eigene Abhängigkeit und Begrenztheit bestimmt waren. Die ursprüngliche Frontstellung zu ihnen konnte allmählich und ansatzweise in ein solidarisches Verhalten, die gezielte Veränderung der Lebensbedingungen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Betroffenen, überfuhrt werden. Diese Veränderungen beschränkten sich zunächst auf die Organisation des Familienlebens, doch im zunehmenden Maße dehnte sich der Anspruch, die jeweiligen Bedingungen und Erklärungen nicht einfach hinzunehmen, sondern auf ihre Sinnhaftigkeit und Wahrheit zu überprüfen, auf alle übrigen Lebensbereiche aus - was neue Konflikte und Entwicklungsanforderungen, zugleich aber auch neue Erkenntnisse über sich selbst und die gesellschaftlichen Verhältnisse brachte.
Während sich die Verhaltensweisen im Sinne der bestehenden Machtverhältnisse unter dem Druck der aktuellen Existenzsorge quasi spontan aufdrängen, verlangen die Lösungen im Sinne der Emanzipation von den bedrückenden Verhältnissen eine prinzipiell höhere Form der Verarbeitung der Wirklichkeit: Die Umorientierung von der unmittelbaren-Reaktion der Betroffenheit durch die aktuellen Bedingungen auf die Herbeiführung der Voraussetzungen, unter denen das Handeln nicht ständig in Widerspruch zu den eigenen Absichten gerät.
Zu den objektiven Bedingungen der subjektiven Schwierigkeiten vorzustoßen, bedeutet aber keineswegs, sofort beim Kapital-Lohnarbeit-Verhältnis zu landen, sondern ganz konkret, die jeweiligen Bedingungen aufzudecken, die letztendlich, aber z.T. sehr indirekt und auch vermittelt über die Entwicklungsbehinderungen und Ängste der jeweiligen Bezugspersonen und »Erzieher«, durch die Klassenverhältnsse bestimmt sind.
So geschieht es, wie z.B. Lottemi Doormann darstellt, häufig weniger in Wahrnehmung der Interessen des Kindes als vielmehr aus Sorge um das eigene Ansehen, wenn die Mutter sich in dessen Kleiderangelegenheiten oder auch andere Belange mischt. Und diese Ängstlichkeit gilt es, für das Kind faßbar zu machen, damit es sich gezielt mit dem Problem als das, was es ist, auseinandersetzen kann: als Unsicherheit der Mutter und nicht als persönliche Unfähigkeit, die eigenen Interessen wahrzunehmen.
Sich auf die Familienkonflikte einzulassen, bedeutet also nicht, daß man die antagonistischen Klassenverhältnisse in die Familie verlegt, sondern ganz im Gegenteil: Nur wenn man die familialen/persönlichen Konflikte ernst nimmt, durchdringt man das oberflächliche Gegeneinander und stößt zu den gemeinsamen Abhängigkeiten und Entwicklungsnotwendigkeiten vor.
Wer sich wie Bernhard Wilhelmer im Zusammenhang mit den hier angesprochenen Fragen auf die - mit Sicherheit von allen Diskussionsteilnehmern eingesehene - Notwendigkeit des gewerkschaftlichen Kampfes um die 35-Stun-den-Woche (bei vollem Lohnausgleich!) zurückzieht, der tut nichts anderes, als sich mit Hinweis auf die »eigentlichen« Probleme, mit denen man sich selbst zu beschäftigen pflegt, um die konkrete Auseinandersetzung zu drücken. (Zur Kritik an einer solchen Haltung siehe auch den Leserbricht von Barbara Jeske.)
Sind Linke als solche »Vorbilder?«
Bestimmt man Erziehung zur Selbsterziehung als Hilfe bei der ERfassung der Ängste und Schwierigkeiten, mit denen man sich selbst im Wege steht und daran hindert, das zu tun, was man für richtig hält, dann genügt es eben nicht, den Heranwachsenden »objektives Wissen« zu vermitteln, wenn man ihnen nicht zugleich Einblick auch in die unter unseren Bedingungen allgemein bestehenden subjektiven Schwierigkeiten gibt, seinem »Wissen« gemäß zu leben.
Statt fortschrittlicher Gesinnung unmittelbar für das wirkliche Verhalten zu nehmen und alle Linken zu Superpersön-lichkeiten aufzubauen, die dank ihrer eigenen Vollkommenheit keine Skrupel zu haben brauchen, andere nach ihrem Bilde zu formen, wie das vor allem beim Kollegen Jantzen anklingt, oder statt - wie Angelika Lehndorff-Felsko - alle Anwandlungen von Kleinmut, Ängstlichkeit, Unlust etc. in der beruflichen und politischen Arbeit zu leugnen, um den Heranwachsenden nicht die Lust zu nehmen, den ihnen gepriesenen Weg zu gehen, muß man sie doch gerade dann, wenn man in ihnen zuverlässige Bündnispartner gewinnen will, so genau wie möglich auf die objektiven und subjektiven Schwierigkeiten vorbereiten, weil sie - bzw. alle zusammen - nur dann die Chance haben werden, mit ihnen fertig zu werden.
Wenn man versucht, die eigene Person als Vorbild für die Heranwachsenden zu setzen, unterdrückt/betrügt man diese und letztendlich auch sich selbst in vielfacher Weise: Man behindert sie, ihren eigenen Weg zu finden, der sie gerade dann, wenn sie lernen, ihre Interessen selbständig wahrzunehmen, mit großer Wahrscheinlichkeit an die eigene Seite bringen wird; man unterschlägt ihnen - um »Unsicherheit zu reduzieren« oder genauer: um ja keine Zweifel an den vorgegebenen Zielen aufkommen zu lassen und sich die eigene Erziehungsarbeit nicht unnötig zu erschweren - wichtige Informationen und macht sie gerade damit gegenüber der Komplexität der Realität orientierungslos; man läßt sie in ihrem Schwierigkeiten im Stich, aus denen sie sich möglicherweise nur dadurch zu retten vermögen, daß sie den Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben überhaupt aufgeben - sei es, daß sie von Therapie zu Therapie wandern, nach Drogen greifen, sich rechten Organisationen anschließen etc., man untergräbt, da auf die Dauer keiner auf die vorgespielte Vorbildlichkeil hereinfallen wird, die eigene Glaubwürdigkeit als Fundament einer zuverlässigen und stabilen Beziehung; man bringt sich um die Möglichkeit, über die eigenen Wege, die die Heranwachsenden gehen, selbst neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen etc. etc.
Erziehung zur Selbsterziehung läßt sich keineswegs auf die Heranwahsenden beschränken, sondern stellt sich als Anforderung auch für die Erwachsenen: Statt sich im voll entwickelten Individuum zu stilisieren und damit zum Maßstab der Entwicklung anderer zu machen, gilt es vielmehr, die eigenen Schwächen und damit auch die Notwendigkeit der eigenen Entwicklung offen zuzugeben. Damit macht man sich selbst daraufhin überprüfbar, wieweit man sich durch die eigenen Entwicklungsansprüche in seinem Verhalten bestimmen läßt. Zugleich bietet man sich aber auch für die Jugendlichen als erfahrener Gesprächspartner für ihre Entwicklungsprobleme an. Auf diese Weise wird das Oben-unten-Verhältnis, in welchem der eine das Sagen über den anderen hat, in ein partnerschaftliches überfuhrt, in welchem alle Beteiligten lernen, die jeweiligen Bedürfnisse und Schwierigkeiten ernst zu nehmen.
Durch Vorbildwirkung erziehen zu wollen, heißt, das Pferd vom Schwanze aufzuzäumen. Nicht die Identifikation mit den Erwachsenen bringt die Heranwachsenden deren Idealen näher, sondern umgekehrt: Die Mitwirkung der Erwachsenen an Zielen, die auch für die Jugendlichen bedeutsam sind, verbindet sie mit ihnen, und diese Verbundenheit wird um so stärker sein, je weitergesteckt die Ansprüche, je notwendiger die Zusammenarbeit ist Läuft es anders herum, werden die Ziele vorrangig den Erwachsenen »zuliebe« übernommen, dann ist sowohl die Beziehung zu ihnen wie auch zu denen »gemeinsamen« Zielen gestört.
Konkret: Bei einer antifaschistischen Stadtrundfahrt kann mir die Schäbigkeit der Gedenktafel für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am Landwehrkanal nur bewußt werden, wenn ich um deren objektive Bedeutung weiß, d.h. Kenntnisse über ihr Leben und wirken habe. Betroffen über die Schäbigkeit der Öffentlichen Erinnerung kann ich aber darüber hinaus nur dann sein, wenn diese erkannte objektive Bedeutung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auch zur subjektiven Bedeutung geworden ist, d.h. wenn ich begriffen habe, daß die beiden ihr Leben für eine Sache lassen mußten, die auch meine ist, und daß die mangelnde Ehrung ihrer Personen zugleich die mangelnde Anerkennung der Sache Ist. tür die ich selbst kämpfe.
In der hier geführten Kontroverse geht es also keineswegs darum, ob ich meine Erfahrungen an die Heranwachsenden vermitteln soll oder nicht, sondern es geht darum, wieweit ich meine Erfahrungen filtern, d.h. wesentliche Informationen den Heranwachsenden vorenthalten darf. Und es geht weiterhin darum, wieweit ich ihnen die Freiheit lasse, von meinen Erfahrungen keinen Gebrauch zu machen: sei es, weil sie ihrer besonderen Situation nicht angemessen erscheinen <Kier auch als abstrakte Reaktion auf die Form, in der ich sie ihnen aufzunötigen suche. Wenn man den Heranwachsenden die Alternative, es trotz aller »Überzeugungsarbeit« anders zu machen, nicht läßt, sind alle Reden von »Hilfe zur Selbstentwicklung« etc. hohl und Erziehung nichts weiter als kaschierter Zwang, der, wie in der bürgerlichen Gesellschaft allgemein üblich, nur deswegen nicht manifest wird, weil man die Betreffenden dahin bringt, zu wollen, was sie sollen.
Auffallend ist, daß die Kollegen, die der Überzeugung sind,die Interessen bzw. »nächsten Entwicklungsschritte« der Heranwachsenden besser als diese selbst zu kennen (so daß man sie notfalls aufzwingen muß), die Möglichkeit, daß sie selbst willkürlich, in Abreaktion irgendwelcher Frustrationen und/oder im eigenen kurzfristigen Interesse andere einschränken, überhaupt nicht in Erwägung ziehen: Was man tut, ist automatisch im Interesse der Kinder, weil man ja die großen Ziele im Kopf und notfalls auch die Liebe im Herzen hat (siehe den Le-serbrief von H. Hensel). Die »Zumutungen« kommen nur von den anderen, nicht aber von einem selbst (s. z.B. Heinemann, S. 57). Oder um es mit den Begriffen von W. Jantzen auszudrücken: das »Böse« kommt von außen, vom Kapital, das »Gute« von einem selbst bzw. der geschlossenen Linken. Es scheint mir offensichtlich, daß gerade diejenigen, die in der Diskussion privater Probleme eine Flucht ins Unpolitische sehen, sich selbst in dem Sinne als unpolitisch zeigen, daß sie sich nicht zu den Verhältnissen - einschließlich der durch diese bedingten spontanen Handlungsimpulse - verhalten, sondern ihnen aufsitzen. Die Tendenz, die eigene Person aus der Diskussion der Erziehungsprobteme herauszuhalten, scheint mir u. a. auch eine Abwehr der Tatsache zu sein, daß man selbst erzogen worden ist: Endlich hat man das Stadium erreicht, wo Erziehung nur noch die anderen betrifft (s. a. G. Minz, 198?). Der Hang, sich zum Vorbild zu stilisieren ist darüber hinaus aber offensichtlich auch die spontane Reaktion auf den Bewährungsdruck, wie er allgemein unter kapitalistischen Bedingungen besteht und der möglicherweise gerade für Kommunisten, wenn sie sich dem nicht bewußt entziehen, gerade stark ist: als Versuch, dem verbreiteten Antikommunismus mit der Reinheit der eigenen Person zu begegnen.
Das Revolutionäre an der marxistischen Theorie besteht aber jedoch gerade in der »umwälzenden« Erkenntnis, daß man sieh eben nicht per individueller Seelengröße über die objektiven Beschränkungen hinwegsetzen kann. Zwar verändert der Kampf gegen die objektiven Entwicklungsbehinderungen die subjektive Situation insofern bereits grundlegend, als man sich nichts mehr gefallen läßt, sondern zur Wehr setzt und auf diese Weise überhaupt erst die eigenen Bedürfnisse, Interessen und Möglichkeiten kennenlernt und die Beziehungen zu den Mitmenschen in ihrer Tragweite erproben kann. Aber andererseits bedeutet das Aufnehmen der Kampfes keineswegs, daß die Probleme schon überwunden sind und man sich - wie Phönix aus der Asche - zu höheren Lebensformen aufschwingt. Die Verbesserung der persönlichen Beziehungen unterr kapitalistischen Bedingungen ist bestenfalls in der Weise möglich, daß die Perspektive der Überwindbarkeit der Unzulänglichkeit der bestehenden Verhältnisse und damit auch des eigenen Verhaltens einem die Freiheit gibt, sich und anderen diese Unzulänglichkeit offen einzugestehen und Verständnis für einander zu entwickeln. Nur die wachsende Erkenntnis der Auswirkungen der objektiven Unterdrückungsverhältnisse bis in die privatesten Beziehungen und Sparen hinein wird den Rückzug vom politischen Kampf in die Scheinidylle eines privaten Lebens zunehmend auch subjektiv unmöglich machen und mehr und mehr Menschen von der Notwendigkeit der Veränderung der Verhältnisse überzeugen.
So gesehen reicht der von Stephan Voets an die Intellektuellen gerichtete Appell, die Macht der Arbeiterbewegung nicht zu unterschätzen und mehr Vertrauen in sie zu setzen, keineswegs aus. Es geht vielmehr darum zu erkennen, daß ohne die Arbeiterbewegung keine entscheidenden Veränderungen im Entwicklungsinteresse aller geschehen werden und ich somit -im eigenen Interesse - alles mir mögliche tun muß, um sie zu stärken. Das kann ich aber nur in dem Maße, wie ich mich in die konkreten Auseinandersetzungen einlasse, statt, wie es unter Intellektuellen weit verbreitet ist, der Arbeiterbewegung von einem Standpunkt außerhalb vorzuhalten, wie sie eigentlich zu sein hätte. In dem Maße, wie ich erkannt-habe, daß meine objektiven und subjektiven Entwicklungsprobleme nur im Verbund mit der Arbeiterbewegung zu lösen sind, kann ich mich auch nicht von ihr enttäuscht zurückziehen, ohne mich selbst zu verraten.
Zusammengefaßt. Die zentrale Frage ist nicht, ob die Heranwachsenden es einmal besser haben, sondern ob sie es besser machen (und damit höchstwahrscheinlich auch besser haben) werden als wir. Daß ihnen das gelingt, dazu können wir unseren Teil beitragen: Zum einen dadurch, daß wir ihr Selbstbewußtsein in dem Sinne stärken, daß wir sie - wo immer möglich - dazu anhalten, ihre Interessen wahrzunehmen und die an sie gestellten Anforderungen kritisch zu überprüfen. Zum anderen aber auch dadurch, daß wir sie von unseren Fehlern lernen lassen
und ihnen über den Einblick in unsere Unvollkommenheit zugleich die Notwendigkeit verdeutlichen, ihr Leben bzw. die Bedingungen, von denen es abhängt, selbst zu bestimmen und sich nicht darauf zu verlassen, daß irgendwelche Autoritäten/Mächte es schon besser machen bzw. wissen werden, was für sie selbst gut ist.