»Zuerst kommen die Kinder« ist das Motto, das groß über allen Diskussionen steht, die sich mit den Vor- und Nachteilen der Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen befassen. Unsere Kinder sind die Bürgen der Zukunft, daher ist ihr Wohlergehen für die Gesellschaft wie auch für uns persönlich von entscheidender Bedeutung. Und da wir sie in die Welt gesetzt haben, haben wir auch die Verpflichtung, sie nach Kräften zu fördern, damit sie glücklich und erfolgreich in ihr zu leben vermögen.
Die Qualität der kommenden Generation ist von noch größerer Wichtigkeit, seit die Familien kleiner geworden sind. Bei einer Geburtenhäufigkeit, die nur gerade hoch genug ist, den Bevölkerungsstand zu erhalten, können wir uns weniger als je zuvor Fehlschläge leisten. Heute wissen wir genug von der Bildung der Persönlichkeit, um zu erkennen, in wie großem Ausmaß ihre Entwicklung von mütterlicher Sorge und Liebe, besonders während der ersten Lebensjahre, bestimmt wird.
Der Grundsatz »Zuerst kommen die Kinder« muß daher als unanfechtbar gelten, obwohl er in der Vergangenheit oft dazu diente, die Frauenemanzipation zu verhindern. Es ist sehr bedauerlich, daß die Rechte des Kindes überhaupt jemals in Gegensatz zu den »Rechten der Frau« gesetzt worden sind. Die beiden schließen einander nicht aus, wie wir inzwischen aus Erfahrung wissen.[1]
Das gilt um so mehr, als die Entscheidung für oder gegen Kinder jetzt weithin eine Frage der freien Wahl geworden ist. Wer aus irgendwelchen Gründen keine elterliche Verantwortung übernehmen will, braucht es nicht zu tun. Um so stärker verpflichtet das diejenigen, die Kinder haben, ihnen alle erdenkliche Fürsorge und Liebe zu widmen, deren sie fähig sind.
Wenn Frauen mit Beruf und Familie sich zwischen beiden hin- und hergerissen fühlen, wie es oft der Fall ist, dann bestehen ihre Schwierigkeiten nicht in einem Konflikt von Rechten ihre eigenen Rechte als erwachsene Individuen im Widerstreit mit den Rechten ihrer Kinder, sondern vielmehr in einem Konflikt von Pflichten. Sie haben bewußt die doppelte Verantwortung als Berufstätige und als Mütter übernommen; ihre Aufgabe ist es nun, die beiden miteinander in Einklang zu bringen.
Erschöpft von der Arbeitslast, wie es berufstätige Mütter sehr oft sind, leiden sie auch noch an einem Schuldgefühl, weil bei den bestehenden Lebens- und Arbeitsbedingungen viele dieser Frauen fürchten, dem Moloch Arbeit das opfern zu müssen, worauf, ihrem Gefühl nach, ihre Kinder einen berechtigten Anspruch haben.
Wir sind jedoch davon überzeugt, daß Arbeit und Familie nicht grundsätzlich zwei unvereinbare Alternativen darstellen; und es übersteigt nicht die Mittel und die Erfindungsgabe unserer Gesellschaft, Methoden zu entwickeln, die die Schwierigkeiten berufstätiger Frauen auf ein erträgliches Mindestmaß reduzieren würden. Darüber ist später noch mehr zu sagen. Wir wollen zunächst die Frage prüfen, ob die berufliche Arbeit verheirateter Frauen das Wohlergehen ihrer Kinder berührt, und wenn ja, ob diese Auswirkung nachteilig ist. Erst wenn diese beiden Fragen beantwortet sind, werden wir die möglichen Reformen erörtern können, die sich im Interesse sowohl der Mütter als auch der Kinder durchführen ließen.
Da es die Aufgabe der Frau ist, nicht nur Kinder zur Welt zu bringen, sondern auch den Hauptteil ihrer Pflege und Erziehung zu tragen, müssen wir untersuchen, wie sich die berufliche Arbeit der Frau auf ihre beiden Funktionen auswirkt, wenn wir die Konsequenzen voll ermessen wollen. Bevor wir uns also mit dem anscheinend entscheidenden - und heute sicherlich umstrittensten - Problem befassen, nämlich mit der Frage, ob, und wenn ja, wie weit die Berufsarbeit der Mutter die Entwicklung ihrer Kinder berührt, müssen wir erst kurz untersuchen, ob sie einen Einfluß auf die Geburtenziffer und eine Auswirkung auf das Gedeihen von Kleinkindern hat.
Fruchtbarkeit und Erwerbstätigkeit der Frau
Welche Geburtenrate in einer gegebenen Gesellschaftsordnung die wünschenswerteste ist, ist eine Ansichtssache, und wir können nicht erwarten, daß unsere Leser darin einer Meinung sind. Es ist jedoch nicht nötig, eine Auseinandersetzung so theoretischer und umstrittener Natur zu beginnen. Wir haben es hier nicht mit idealen, sondern mit den tatsächlichen Verhältnissen von heute zu tun und im besonderen mit einem möglichen Zusammenhang zwischen der Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen und der Geburtenziffern.
Ob die berufliche Tätigkeit der Frau einen Einfluß auf die Geburtenziffer hat oder nicht, läßt sich allerdings aus verständlicheren Gründen nicht einfach durch einen Vergleich der Familien berufstätiger und nicht-berufstätiger verheirateter Frauen feststellen. Zunächst einmal sind die verheirateten Frauen, die einem Beruf nachgehen, schon eine ausgewählte Gruppe, und oft ist die Kinderlosigkeit der bei dieser Auslese entscheidende Faktor. Mit anderen Worten, kinderlose Ehefrauen sind aus erklärlichen Gründen leichter geneigt, eine Stellung anzunehmen, als Frauen, die Kinder zu versorgen haben. Das gilt vor allem für die Länder, in denen es nicht weithin üblich geworden ist, verheiratete Frauen zu beschäftigen. Wenn nur eine Minderheit der verheirateten Frauen einem Beruf nachgeht, wird sie - jede soziale Schicht für sich betrachtet - eine Auswahl derjenigen darstellen, deren häusliche Verpflichtungen am geringsten sind. Wenn dagegen die Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen an Boden gewinnt und mehr Möglichkeiten bestehen, um Müttern einige ihrer häuslichen Pflichten zu erleichtern, dann wird der Abstand zwischen der Kinderzahl berufstätiger und nicht-berufstätiger verheirateter Frauen geringer werden.
Des weiteren steht die Zahl der Kinder und die Dauer der beruflichen Tätigkeit der Frau in einem umgekehrten Verhältnis zueinander. Aber auf den ersten Blick kann man unmöglich feststellen, ob die Frauen länger erwerbstätig waren, weil sie nur kleine Familien hatten, oder ob sie kleine Familien hatten, weil sie länger erwerbstätig waren Unter den bestehenden sozialen Verhältnissen dürfte die erste Auslegung wahrscheinlich sein, denn die Frauen geben in den meisten Fällen ihren Beruf auf, wenn ihr erstes oder zweites Kind zur Welt kommt.
In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der erwerbstätigen Frauen laufend zugenommen. Gleichzeitig hat jedoch die Fruchtbarkeit in den westlichen Ländern ebenfalls ständig abgenommen. So jedenfalls verlief die langfristige Entwicklung bis zur Mitte der dreißiger Jahre. Dann setzte eine Periode relativer Erholung ein, die ihren Höhepunkt mit einem sehr beachtlichen Anstieg der Geburtenzahl nach dem Ende des 2. Weltkrieges erreichte, obwohl Frauen in wachsendem Maße am Erwerbsleben teilnahmen.
Welche Bedeutung diese neue Entwicklung auch immer haben mag - und sie scheint in erster Linie mit der wachsenden Zahl von frühen Eheschließungen zusammenzuhängen -, die öffentliche Meinung sieht jedenfalls einen Zusammenhang zwischen abnehmender Geburtenhäufigkeit und Frauenarbeit. Diese Meinung wird durch statistische Daten und durch eine Reihe von Fakten bestärkt. Dazu gehört, daß beide Erscheinungen historisch zusammenfallen, und daß unter den erwerbstätigen Frauen die Zahl der kinderlosen über dem entsprechenden Durchschnitt der Frauen insgesamt liegt. Außerdem gibt es in den Großstädten sowohl mehr erwerbstätige Frauen als auch eine niedrigere Geburtenziffer als in ländlichen Bezirken. Das läßt den Eindruck entstehen, daß diese beiden Fakten zusammenhängen. Einiges deutet auch darauf hin, daß bei der Arbeiterschaft in Textilgebieten, wo Frauen schon seit langem erwerbstätig sind, die Geburtenziffer niedriger ist als in der entsprechenden sozialen Schicht in Gebieten, wo es weniger Brauch ist, daß verheiratete Frauen zur Arbeit gehen - wobei es jedoch keineswegs erwiesen ist, daß nicht andere Faktoren dazu beitragen, die Fruchtbarkeitsziffer in Textilzentren herabzudrücken.
Hier allerdings enden die Parallelen. Wenn man beispielsweise die verschiedenen sozialen Schichten vergleicht, wird es sofort klar, daß die Schicht, die in unserem Zeitalter die geringste Geburtenziffer aufzuweisen hatte, nicht diejenige ist, die den höchsten Anteil erwerbstätiger Frauen stellt. Die kinderreichste Bevölkerungsgruppe sind bekanntlich die Handarbeiter, also die Schicht, die immer den höchsten Prozentsatz erwerbstätiger Frauen gehabt hat. Die durchschnittliche Kinderzahl ungelernter Arbeiter in Großbritannien, die 1920 eine Ehe geschlossen hatten, belief sich 1946 auf 3,76; die entsprechende Zahl für die freien Berufe war 2,02. und für Gehaltsempfänger 1,09.***201.8.2** Interessanterweise hat die Gruppe der freien Berufe nicht mehr die geringste Kinderzahl, wie es bis 1920 zutraf, obwohl die Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen in dieser Schicht häufiger geworden ist, als es bisher üblich war, und hier mehr an Boden gewonnen hat als im unteren Mittelstand, der jetzt die geringste Kinderzahl aufweist. Offensichtlich beeinflussen auch andere Faktoren stark die Höhe der Geburtenziffer einerseits und die Erwerbsarbeit von Frauen andererseits. Diese beiden Erscheinungen sind zwar miteinander verknüpft, aber Ursache und Wirkung sind schwer zu entwirren. Beides sind Symptome eines historischen Prozesses, der durch Industrialisierung, Rationalisierung und Verstädterung gekennzeichnet wird. Der wichtigste Bestimmungsfaktor in dieser Entwicklung ist der ständige technische Fortschritt, der Arbeitsweise und Lebensform der westlichen Gesellschaft verändert hat.
Um zuerst auf die Veränderungen in der Arbeitsmethode und -organisation zu sprechen zu kommen: Neue Erfindungen haben in wachsendem Maße die schwere körperliche Arbeit auf Maschinen verlagert, und zwar sowohl in der Fabrik als auch im Haushalt. Dadurch ist die häusliche Arbeitslast vermindert und die Frau für außerhäusliche Erwerbsarbeit freigeworden. Gleichzeitig hat sich dadurch die Zahl der Berufe vermehrt, die nun auch von Frauen ausgeübt werden können, denn jetzt ist Geschicklichkeit wichtiger als Körperkraft. Hand in Hand mit diesen Veränderungen in den Produktionsmethoden ging das Anwachsen des Verwaltungsapparates, wobei sich der Frau ein immer größeres Feld beruflicher Möglichkeiten eröffnet hat. Ein weiteres Resultat dieser Entwicklung ist die Zunahme gewerblicher Dienstleistungsbetriebe, die viele Haushaltsfunktionen übernommen haben, so daß sie einerseits die Frau in der Haushaltsarbeit entlasten, andererseits aber auch Frauen als Arbeitskräfte in Betrieben und Büros beschäftigen.
Überdies hat sich der ganze Lebensrahmen gewandelt und ändert sich weiterhin ständig. Das zeigt sich zuerst im steigenden Lebensstandard. Mit diesem sind höhere Ansprüche an Bildung und Komfort verbunden, dazu kommt die größere Mobilität sowie die finanzielle Unsicherheit, die jedes für sich zum Anlaß für eine stärkere Beteiligung der Frau am Wirtschaftsprozeß und in der Sozialverwaltung werden, aber auch gleichzeitig hemmend auf die Gründung größerer Familien wirken.
Alle diese Tendenzen sind natürlich in den Städten deutlicher ausgeprägt als auf dem Lande. Aber die wachsende Verstädterung als weitere Folge der industriellen Entwicklung hat sich auf einen immer größeren Teil der Bevölkerung ausgewirkt.
Angesichts der vielfältigen wechselseitigen Verflechtung sozialer, wirtschaftlicher und psychologischer Faktoren ist es natürlich ganz unmöglich, ein einzelnes soziales Phänomen für die sinkende Geburtenziffer verantwortlich zu machen. Wenn man die jetzige Lage ändern und die Menschen zu mehr Kindern ermutigen wollte, müßten umfassende Maßnahmen auf vielen Gebieten des Sozialwesens durchgeführt werden. Die Berufstätigkeit der Frau jedoch als die Hauptursache für sinkende Geburtenzahlen verantwortlich zu machen, ist ebenso widersinnig, wie zu behaupten, ein Regentag sei die Ursache für einen nassen Sommer.
Einst hat man auch erklärt, daß die Berufsarbeit der Frau ihre biologischen Fähigkeiten zerstört habe. Aber die Beweise blieb man schuldig, und es scheint kaum glaubwürdig, daß die heutige Arbeit in Fabriken und Büros sich auf die physische Konstitution der Frau zerstörender auswirken sollte als die viel schwerere Arbeit auf dem Felde, in den Wäschereien oder in den Küchen vergangener Zeiten. Ebenso kann die Behauptung, daß die nervliche Belastung durch die modernen Arbeitsformen bei berufstätigen Frauen zur ungewollten Sterilität führe, ins Reich der Fabel verwiesen werden. Psychologisch bestimmte Sterilität gibt es zwar, aber ihre Ursachen wurzeln viel tiefer im Unbewußten. Sie beruhen im allgemeinen auf persönlichen Umständen, die mit der Intimsphäre der Liebeserfahrungen in Kindheit, Ehe oder auch in beiden verknüpft sind. Diese Einflüsse wirken sich in sehr komplizierter Weise bei manchen Frauen wie auch bei manchen Männern aus, ganz unabhängig davon, ob die Betreffenden berufstätig sind oder nicht.
Die Kinderzahl wird in der Gruppe der erwerbstätigen Frauen immer etwas niedriger sein als die Durchschnittszahl für verheiratete Frauen. Produktive Arbeit wird auch weiterhin der kinderlosen Frau eine gewisse Ersatzbefriedigung geben; und es wird in Zukunft wohl noch mehr als heute üblich werden, daß die Frau, die eine kleine Familie aufgezogen hat, wieder ins Berufsleben zurückkehrt.
Darüber hinaus können auch vorübergehende Einflüsse wirksam sein. In der heutigen Zeit, da die Familienplanung zunimmt, wenn auch noch nicht zur Regel geworden ist, wird die geistig rege Frau, die freiwillig die Kinderzahl beschränkt, oft auch diejenige sein, die sich ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihr intensiv tätiges Leben bewahren will. Daher können sich bestimmte Charakterzüge selektiv sowohl zugunsten der Familienplanung (und das bedeutet heute praktisch Beschränkung der Kinderzahl), als auch der Frauenerwerbsarbeit auswirken. Solange die Entwicklung zur Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist - und das heißt, so lange diese nicht bei der ganzen Bevölkerung Eingang gefunden hat -, wird das selektive Prinzip wohl weiter wirksam sein.[3]
Es kommt hinzu, daß die Geburt und das Aufziehen von Kindern das Leben der Frau zweifellos komplizieren und einen gründlichen Wandel ihres täglichen Lebens sowie ihrer Pläne und Ansichten mit sich bringen. Es wäre daher denkbar, daß erwerbstätige Frauen stärker als andere auf die zu erwartenden Schwierigkeiten damit reagieren, daß sie freiwillig die Kinderzahl einschränken.
Das heißt natürlich nicht, daß Geburtenkontrolle nur oder vorwiegend von erwerbstätigen Frauen praktiziert wird. Eine derartige Annahme würde im Widerspruch zu bekannten Tatsachen stehen. Man darf auch nicht folgern, daß der Wunsch, weiter arbeiten zu können, einer der Hauptgründe für die Begrenzung der Kinderzahl ist. Das trifft offensichtlich nicht zu. Aber da so viele andere Motive in der gleichen Richtung wirken, geben die Schwierigkeiten, die Mutterschaft mit einer erwählten, liebgewordenen Lebensweise zu verbinden, einen weiteren Anlaß zur Kleinhaltung der Familie.
Wir haben mit Absicht diese Schwierigkeiten als vorübergehend bezeichnet. Denn wir sind davon überzeugt, daß sie sich weit mehr aus vorübergehenden Anpassungsschwierigkeiten zwischen den Forderungen der Familie und den veränderten sozialen Bedingungen ergeben als aus einem inneren Widerspruch zwischen den verschiedenen Lebenszielen der Frau. Es mag gegenwärtig schwer sein, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren; aber es ist heute schon leichter als vor dreißig Jahren, und es wird wahrscheinlich im Laufe der Zeit und mit wachsendem technischem Fortschritt noch leichter werden, besonders wenn wir es uns angelegen sein lassen, dieses Problem zu lösen.
Beeinträchtigt die Erwerbstätigkeit der Mutter
das Gedeihen von Kleinkindern?
Über das Verhältnis von Kindersterblichkeit und Frauenarbeit ist nicht viel zu sagen. Der allgemeine Rückgang der Kindersterblichkeit ist eine der hervorragenden Leistungen von Medizin und Wohlfahrtspflege in unseren Tagen. Die auf diesem Gebiet erzielten Erfolge sind augenfällig, sogar noch augenfälliger als die Verlängerung der Lebensdauer in späteren Jahren. Aber während die menschliche Gesellschaft jetzt erst gerade anfängt, ihre Verantwortung für die wachsende Zahl alter Menschen zu erkennen, hat sie immer Verantwortung und Interesse für die Gesundheit der Kleinkinder und der werdenden Mütter bezeugt. Der Staat und private Organisationen haben bei der Lösung dieses Problems zusammengearbeitet. In allen zivilisierten Ländern gibt es medizinische, soziale und gesetzliche Maßnahmen zum Schutz des neugeborenen Kindes und seiner Mutter.
Obwohl es also glücklicherweise gelungen ist, die Kindersterblichkeit weitgehend zu senken, und obwohl sie immer weiter reduziert wird, spielen einige der früheren Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Kindersterblichkeit und Frauenarbeit immer wieder in Bibliographien und selbst in Diskussionen über die heutige Sozialpolitik eine Rolle und müssen daher wenigstens erwähnt werden. Vom Jugendreferat des amerikanischen Arbeitsministeriums für die Jahre 1920-1925 durchgeführte Untersuchungen zeigen zum Beispiel eine hohe Kindersterblichkeitsrate, wenn die Mütter während der Schwangerschaft außerhäuslich berufstätig waren. Setzt man die Zahl 100 für die erwartete Kindersterblichkeitsrate einer untersuchten regionalen, rassischen und wirtschaftlichen Gruppe an, so ergab sich, daß die Sterblichkeitsrate bei den Kindern nicht-erwerbstätiger Mütter dieser Gruppe niedriger als erwartet war (94 vH); bei den Kindern der außerhäuslich erwerbstätigen Mütter war sie höher (13,2 vH); am niedrigsten war sie jedoch bei den Kindern der Frauen, die während der Schwangerschaft zu Hause erwerbstätig waren (91 vH).
In einigen anderen Gruppen war die letzte Zahl etwas höher als die erste. In der Baumwollindustrie jedoch und in den untersuchten ähnlichen industriellen Berufen wurde bei den Kindern der außerhäuslich erwerbstätigen Frauen - vor allem, wenn sie noch in den letzten Schwangerschaftsmonaten gearbeitet hatten -, eine überdurchschnittliche Sterblichkeit festgestellt. Dieser Zusammenhang ist nicht erstaunlich, zumal im Hinblick auf die Tatsache, daß Frauen, die noch in den letzten Schwangerschaftsmonaten arbeiten, wahrscheinlich zu den ärmsten sozialen Schichten gehören, wo Unterernährung, schwierige Lebensbedingungen und mangelnde Hygiene vorherrschen, die zu der höheren Sterblichkeitsziffer beitragen und auch die Widerstandsfähigkeit der Säuglinge gegenüber Krankheiten herabmindern. Dr. Baetjer,[4] aus deren ins einzelne gehenden Untersuchungen diese Zahlen stammen, kommt zu dem Schluß, daß es angesichts des widersprechenden Beweismaterials und des unstreitigen Zusammenhanges zwischen Kindersterblichkeit und sozial-wirtschaftlicher Stellung der Mutter unmöglich ist, gegenwärtig mit einiger Sicherheit zu sagen, wie sich die industrielle Arbeit auf die Schwangerschaft auswirkt.
Die Arbeitsbedingungen der Frau in der Industrie haben sich erheblich verändert, seit die oben erwähnten Untersuchungen gemacht wurden. Wohlfahrtseinrichtungen in der Industrie, ärztliche Betreuung werdender und junger Mütter, Kinderzuschüsse und die allgemein verbesserte wirtschaftliche Lage der Arbeiterschaft haben die physische Widerstandskraft der jungen Mütter in der Industrie stark gehoben und die Gefahren für Mutter und Kind gleichermaßen vermindert. Diese großen Verbesserungen sind so allgemein bekannt, daß es sich erübrigt, sie hier aufzuzählen. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, daß die menschliche Gesellschaft fähig ist, Nöte zu überwinden, die früher als untrennbar mit dem Schicksal der Frau verbunden galten.
Das gleiche gilt für die physische Gesundheit der Kinder, die über das Kleinkindalter hinaus sind. Ausgezeichnete ärztliche Versorgung und Wohlfahrtseinrichtungen stehen zur Verfügung, und in den meisten westlichen Ländern nimmt der Staat ein aktives Interesse an der Gesundheit der Kinder durch Zuschüsse für Milch und Verbilligung von Nahrungsmitteln durch Schulspeisungen, ärztliche und zahnärztliche Überwachung usw. überdies erhöht das Einkommen der Mutter das Familieneinkommen und wird vorwiegend für die Verbesserung der Ernährung und anderer materieller Lebensbedürfnisse verwandt. Diesen positiven Punkten müssen aber die Gefahren gegenübergestellt werden, die sich ergeben, wenn die Kinder durch die Abwesenheit der berufstätigen Mutter unbeaufsichtigt sind und daher stärker von Unfällen zu Hause und auf der Straße bedroht werden. Zahlen hierüber gibt es jedoch nicht, so daß dieses Problem nicht untersucht werden kann.
Die Auswirkungen beruflicher Tätigkeit der Mutter
auf die seelische Gesundheit der Kinder
Im Gegensatz zu der körperlichen Gesundheit hängt die seelische Entwicklung der Kinder sehr weitgehend von Faktoren ab, die keine Organisation außerhalb der Familie ersetzen kann. Die moderne Psychologie hat eine Überzeugung bekräftigt und gerechtfertigt, die zu anderer Zeit schon als »altmodisch« gegolten haben mag: daß nämlich die künftige glückliche Entwicklung der Kleinkinder von der liebevollen mütterlichen Fürsorge abhängt.
Die Auffassung, daß kleine Kinder die ständige Liebe einer bestimmten Person brauchen, mit der sie eine enge Zuneigung verbindet, wurde durch praktische Erfahrungen bestätigt, so vor allem während des zweiten Weltkrieges, der vielfach eine Trennung von Mutter und Kind erzwang.[5]
Die neue Einsicht in die Bedeutung der physischen und psychischen Verbundenheit von Mutter und Kind in den ersten Lebensabschnitten hat beispielsweise zu der Praxis geführt, Mütter und Neugeborene in den Entbindungsstationen nicht voneinander zu trennen. Heute hält man die Frauen dazu an, den individuellen Rhythmus für die Bedürfnisse ihrer Kinder wie Nahrung, Schlaf, Stuhlgang usw. zu erforschen - das sogenannte »selbstregulatorische System« -, anstatt nach der Uhr zu gehen und den Zeitplan zu befolgen, den die Ärzte auf der Basis statistischer Durchschnittszahlen aufgestellt haben. Es liegt auf der Hand, daß die Mütter nicht zur Arbeit gehen können, wenn sie diesen neuen und anspruchsvollen Pflichten der Mutterschaft nachkommen sollen. Aus den heutigen Erkenntnissen ergibt sich jedenfalls, daß Liebe und Geborgenheit für das Werden einer harmonischen Persönlichkeit unentbehrlich sind. Es ist weniger gewiß, wie ernst die Folgen sind, wenn Mütter diesen in sie gesetzten Erwartungen nicht nachkommen. Wir wissen auch nicht genau, wie viele Monate oder Jahre diese enge Identifizierung von Mutter und Kind beibehalten werden muß, und ob sie bei vorübergehenden Unterbrechungen leidet.
Wenige Forschungsarbeiten wurden bisher unternommen (die damit verbundenen Schwierigkeiten schrecken ab), um näher festzustellen, wann derartige Unterbrechungen zuerst möglich werden, wie lange sie dauern dürfen und ob sie sich ebenso schädlich auswirken, wenn sie ein Teil einer feststehenden Gewohnheit sind. Die vorhandenen Untersuchungen - gut und übersichtlich zusammengefaßt von J. Bowlby [6] in Maternal Care and Mental Health (Mutterliebe und seelische Gesundheit) - behandeln das völlige Entbehren mütterlicher Liebe; sie befassen sich also mit verlassenen, angenommenen oder in Heimen lebenden Kindern, nicht dagegen mit solchen, die täglich ein paar Stunden von der Mutter getrennt in Tageskrippen, unter der Obhut einer Hausangestellten usw. verbringen. In allen untersuchten Fällen wurden die Kinder der Mütter durch einen Schicksalsschlag beraubt. Er war oft von einem plötzlichen Schock begleitet, der an sich schon genügt hätte, um das seelische und geistige Gleichgewicht des Kindes zu stören. Es wäre wissenschaftlich unzulässig, aus Fällen wie dem Verlust der Mutterliebe durch unvorhergesehene Ereignisse z. B. Todesfall, Kindesaussetzung, Grausamkeit der Mutter oder Trennung durch Krankheit der Mutter oder des Kindes -, Schlußfolgerungen zu ziehen und sie auf solche Fälle anzuwenden, wo die Mutter zwar in regelmäßigen Abständen für eine Anzahl von Stunden abwesend ist, aber doch täglich zu ihrem Kinde zurückkehrt und dafür sorgt, daß es ein Heim hat. Dies ist ein Forschungsgebiet von großer sozialer Bedeutung, das aber bisher merkwürdigerweise stark vernachlässigt worden ist.
Die Tatsache, daß die Situation verlassener Kinder völlig anders ist als die der Kinder, die zeitweilig von ihren Müttern getrennt sind, wird durch eine der von Bowlby zitierten Untersuchungen bestätigt. In der von K. M. Simonsen [7] in Dänemark vorgenommenen Untersuchung wurde die Entwicklung von ein- bis vierjährigen Kindern, die den größten Teil ihres Lebens in einer von zwölf verschiedenen Anstalten verbracht hatten, mit der von Kindern gleichen Alters verglichen, die nur in Tageskrippen untergebracht waren, sonst aber zu Hause lebten. »Die Mütter dieser Kinder arbeiteten, und die häuslichen Verhältnisse waren oft sehr unbefriedigend. Dennoch war der >Entwicklungsquotient< dieser Kinder normal - nämlich 102 - während er bei den Heimkindern nur 93 betrug. Dieser Unterschied trat gleichmäßig bei allen drei Altersgruppen auf, nämlich bei den Kindern im zweiten, dritten und vierten Lebensjahr.« Ein Zuhause, selbst ein schlechtes, ist besser als eine Anstalt, und die körperliche und geistige Entwicklung, so weit sie meßbar ist, ist bei Kindern, die die meiste Zeit, in der sie nicht schlafen, in Tageskrippen verbringen, während ihre Mütter erwerbstätig sind, nicht unternormal. Allerdings steht eine Forschungsarbeit, die erschöpfende Antworten auf diese Frage gibt, noch immer aus.
Margaret Mead hat einige Betrachtungen über den unbefriedigenden Stand der Forschung auf diesem wichtigen Gebiet veröffentlicht.[8] Versuche einer »wissenschaftlichen« Untersuchung leiden allzu oft unter methodischen Irrtümern wie allzu große Vereinfachung, ungenügend überprüftes Beweismaterial und Überbewertung einzelner Faktoren, obwohl, wie sie sagt, »wir zuverlässige Unterlagen darüber haben, daß die kindliche Charakterbildung die gesamte Umweltsituation des Kindes spiegelt.« Wir können im Augenblick nicht mehr tun, als die unbestreitbare Tatsache unterstreichen, daß die Mutterliebe in allem, was kleine Kinder betrifft, ein entscheidendes Element bildet.
Während sich leicht sagen läßt, was ein schlechtes Zuhause ist, ist es schwer, ein gutes zu definieren. Die Übereinstimmung mit althergebrachten Vorstellungen gewährleistet noch keineswegs die besten Ergebnisse. Es kann gar nicht genug betont werden, daß der allerwichtigste Faktor die Einstellung und die Persönlichkeit der Mutter ist, und nicht etwa die Länge der Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringt. Die nervöse, die gleichgültige oder die dumme Mutter ist eine Gefahr für ihre Kinder, und das wahrscheinlich nicht weniger, wenn sie ihnen ihre ganze Zeit widmet, als wenn sie es nicht tut. Andererseits vermag die verständige, mitfühlende und liebende Mutter ihrem Kinde ein Gefühl innerer Geborgenheit zu geben, das nicht durch ihre regelmäßige oder auch unregelmäßige Abwesenheit gestört werden kann.
Zu der gleichen Schlußfolgerung kommt eine in kleinerem Rahmen während des Krieges in Großbritannien durchgeführte Untersuchung, die feststellen sollte, ob in Tageskrippen betreute Kleinkinder im Vergleich zu den zu Hause aufwachsenden irgendwelche Symptome gestörter Entwicklung aufweisen.[9] Da während des Krieges viele Frauen arbeiten gingen, war die Benutzung von Tageskrippen weit verbreitet, und Mutter und Kind waren länger, als man es für wünschenswert hielt, voneinander getrennt - mehr als acht Stunden täglich in den meisten hier untersuchten Fällen von Kindern im Alter von 20 bis 62 Monaten. Abgesehen von den allgemeinen Kriegsverhältnissen wurde die Situation noch dadurch kompliziert, daß mehr als die Hälfte der Väter von den Krippenkindern Soldaten waren, während bei den gleichzeitig untersuchten, zu Hause versorgten Kindern der Anteil der eingezogenen Väter wesentlich kleiner war. Die Forscherin faßte ihre Untersuchungsergebnisse in folgenden Worten zusammen:
»Die Zahl der Kinder mit Verhaltensstörungen und die Zahl der Problemkinder differierte in den beiden Gruppen nur geringfügig; und da die nachteiligen Umweltfaktoten bei den Krippenkindern häufiger waren als bei den zu Hause betreuten Kindern, deutete nichts darauf hin, daß die in Tageskrippen versorgten Kinder durch die gemeinschaftliche Betreuung eher Entwicklungsstörungen aufweisen als die zu Hause von ihren Müttern betreuten Kinder. Außerdem wurde die Auffassung nicht bestätigt, daß besonders Kinder unter zwei Jahren durch die Krippenbetreuung leiden. Allerdings waren die Zahlen hierbei so klein, daß sie keine verallgemeinernden Schlüsse zulassen ... Diese Untersuchung läßt erkennen, daß Eß-, Schlaf- und Verdauungsgewohnheiten und auch Problemkinder tatsächlich genau mit bestimmten elterlichen Einstellungen und Persönlichkeitstypen verbunden waren, die sich für eine gute oder schlechte Anpassung entscheidender auswirkten als etwa die An- oder Abwesenheit in einer Tageskrippe. Mütter mit schwierigem Charakter, deren Verhalten ihren Kindern gegenüber zu wünschen übrig ließ, die nur arbeiten gingen, weil das Zuhausebleiben sie >fertigmachte< (Einstellungen, die oft durch schwierige Lebensbedingungen, Abwesenheit des Ehemannes und dergleichen verstärkt wurden), waren in der Krippengruppe zahlreicher als in der anderen; und das erklärt vielleicht die weitverbreitete Ansicht, daß problematisches Verhalten bei Krippenkindern häufiger zu finden ist als bei Kindern, die zu Hause erzogen werden.«
Die Ergebnisse dieser und anderer bisheriger Untersuchungen sind nicht schlüssig. Man tut daher gut, anzunehmen, daß die unpersönlichere Betreuung, die unvermeidlich ist, wenn Kleinkinder Anstalten, wechselnden Hausangestellten oder Verwandten überlassen werden, ihr Geborgenheitsgefühl beeinträchtigt und unerwünschte Ergebnisse zeitigt. Daher unterstützen wir die Ansicht, daß Mütter sich soweit wie möglich selbst um ihre Kinder in den ersten Lebensjahren kümmern sollten. Aber nun taucht die Frage auf: Wie lange soll die Mutter ständig für das Kind da sein? Diese Frage kann nicht mit der Angabe einer genauen Zeitgrenze beantwortet werden. Allgemein gesehen, ist die allmähliche Lockerung der engsten Bindungen zwischen Mutter und Kind ebenso wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, wie es die Herstellung dieses vertrauten Bandes war, und sie wirft nicht weniger schwierige Erziehungsfragen auf.
»Gegenwärtig«, schreibt Margaret Mead,[11] »werden die besondere biologische Situation der fortdauernden Beziehung des Kindes zu seiner biologischen Mutter und die Notwendigkeit seiner Betreuung durch menschliche Wesen hoffnungslos durcheinander geworfen bei der immer entschiedeneren Behauptung, daß Kind und biologische Mutter, oder Kind und Mutterersatz, nie getrennt werden dürften, daß jede Trennung, selbst für ein paar Tage, unweigerlich schädlich sei, und daß sie bei längerer Dauer nicht wieder gut zu machenden Schaden anrichte. Das ... ist eine neue geschickte Art der Frauenfeindschaft, mit der die Männer - indem sie so tun, als verherrlichten sie die Bedeutung der Mutterschaft - die Frau enger an ihre Kinder binden wollen, als es seit Erfindung der Flaschennahrung und des Kinderwagens für nötig gehalten wurde. In Wirklichkeit gibt es nach dem gegenwärtigen Stand der Anthropologie nichts, was eine derartig starke Betonung der Bindung zwischen Mutter und Kind rechtfertigen würde. Im Gegenteil weisen kulturelle Querschnitt-Untersuchungen darauf hin, daß die Anpassung dann besonders leicht vonstatten geht, wenn das Kind von vielen freundlichen Menschen umsorgt wird. Klinische und anthropologische Untersuchungen sprechen für das Vorhandensein eines Zusammenhanges zwischen starken Bindungen an Einzelpersonen in der Kindheit und der mangelnden Fähigkeit des Erwachsenen, mehr als eine begrenzte Zahl von starken und ausschließlichen Bindungen einzugehen. Es ist natürlich durchaus möglich, daß die Beschränkung der kindlichen Kontakte auf die biologische Mutter der wirksamste Weg ist, eine Persönlichkeit heranzubilden, die sich für eine lebenslange monogame Ehe eignet. Aber wenn das so ist, dann sollten wir uns darüber klar sein, daß es das ist, was wir tun...«
Wir brauchen uns hier nicht in die Betrachtungen über die Beziehung zwischen monogamer Ehe und der engen Mutter-Kind-Bindung, die in unserer Gesellschaftsordnung vorherrscht, einzulassen, obwohl sie sehr interessant sein könnten. Wir brauchen in diesem besonderen Zusammenhang auch nicht auf anthropologische Ergebnisse zurückzugreifen, die zeigen, daß in verschiedenen Gesellschaftssystemen die Vorstellungen über das Mutter-Kind-Verhältnis von den unseren abweichen, ohne daß sich daraus für die in jenen Gesellschaftsordnungen aufwachsenden Individuen schädliche Auswirkungen ergeben. Wir beschäftigen uns hier mit unserer modernen westlichen Zivilisation und mit den besten Methoden, die sicherstellen können, daß die in diese Zivilisation hineingeborenen Kinder auch in ihr zu leben vermögen. Wir müssen jedoch erkennen, daß Gesellschaftsordnungen in den Kinderstuben geformt werden und daß der Eindruck, den das Kind durch seine ersten persönlichen Kontakte innerhalb der Familie erhält, seinen Charakter und seine Fähigkeit für menschliche Beziehungen als Erwachsener prägt.
Dem unmittelbaren körperlichen Kontakt, der während der frühen Kindheit so nötig ist, weil in ihr die Außenwelt hauptsächlich durch den Tastsinn erlebt wird, folgen immer mehr visuelle und akustische Erlebnisse. Der Anblick der Mutter und ihre Stimme werden mit dem durch die Haut vermittelten Erlebnis der Person verbunden, die körperliche Wärme und Stütze gibt. Das sind die Anfänge einer sehr komplexen ersten Beziehung zu einem menschlichen Wesen, und hier entsteht die Grundform künftiger menschlicher Beziehungen. Ob ein Mensch der Umwelt mit Vertrauen oder Mißtrauen, aufgeschlossen oder ablehnend begegnet, wird weitgehend von diesen ersten Erlebnissen bestimmt. Daher sollten die Mütter soweit wie möglich zugegen sein, um diese ersten Handreichungen selbst vorzunehmen und damit eine sichere Grundlage für die seelische Entwicklung ihres Kindes zu legen. Man braucht jedoch keine wissenschaftliche Bestätigung, um festzustellen, daß selbst während der ersten Lebensmonate des Kindes die Mutter kurze Zeit abwesend sein kann, ohne daß es dem Kind schadet. Die Hauptsache ist, daß alles für das Gedeihen des Kindes Wichtige von einer bestimmten Person getan wird - einer Person, die bereit ist, jene Liebe zu geben und zu empfangen, aus der heraus das kindliche Verständnis erwächst.
Schon vor dem Ende des ersten Lebensjahres kann eine zweite Person in den Gesichtskeis des Kindes treten und bald darauf auch mehrere Personen. Jetzt ist die geforderte ständige Anwesenheit der Mutter nicht mehr unbedingt nötig. Sie soll gelockert werden, damit das Kind den normalen Reifungsprozeß durchlaufen kann.
Während der ersten Lebensjahre, wenn das Kind sprechen lernt, ist es sehr wichtig, daß es ein oder zwei menschliche Wesen ständig um sich hat. Es scheint daher höchst wünschenswert, daß die Mutter während der ersten drei Lebensjahre ihre Zeit den Kindern widmet. Sie wird dabei durch ein tiefes menschliches Erlebnis unvergleichlicher Art entschädigt und kann sich zugleich in der Fähigkeit einsichtsvollen menschlichen Verständnisses schulen. Dieses Leben mit dem Kinde erfordert viel mehr Geschick als etwa die Plackerei mit der praktischen Kinderpflege, die oft in allen Einzelheiten in Handbüchern für Mütter beschrieben wird. Und nicht zuletzt braucht man auch einen ausgesprochenen Sinn dafür, wie und wann die eine oder die andere Bindung aufgegeben werden kann, damit sie nicht etwa zu früh gelockert wird, sondern eben erst dann, wenn das Bedürfnis des Kindes nach ständiger Nähe befriedigt ist.
Wenn das Kind etwa drei Jahre alt ist, kann man ohne Sorge täglich schon eine längere Unterbrechung im Mutter-Kind-Verhältnis eintreten lassen. Zu diesem Zeitpunkt soll die gesellschaftliche Reifung des Kindes so weit vorgeschritten sein, daß es täglich einige Stunden sein Heim verlassen und ein Leben in einer neuen Welt beginnen kann in einer ersten Gesellschaft von Gleichaltrigen. Diese gesellschaftlichen Kontakte entsprechen einem grundlegenden entwicklungsmäßigen Bedürfnis, und man sollte einsehen, daß - gleichgültig, ob die Mutter zu Hause bleibt oder nicht - der Besuch eines Kindergartens für die meisten Kinder eine wohltätige Ergänzung des Lebens in der Familie darstellt. In unserer modernen westlichen Gesellschaft könnten sonst die meisten Kinder keine entsprechende Umgebung finden, die als ein reicher Mikrokosmos ihren Bedürfnissen angepaßt und bevölkert ist von Kindern, Tieren usw., das heißt eine Welt von Beziehungen, die sie nun anfangen können, selbst zu gestalten.
Wenn die Mutter täglich während derselben vier bis sechs Stunden beruflich abwesend sein könnte, die das Kind von drei bis sechs Jahren in einer Krippe oder im Kindergarten verbringt, wäre eine Harmonie zwischen den kindlichen und den mütterlichen Interessen hergestellt. In Wirklichkeit aber findet nicht immer eine so klug geleitete Entwicklung von primitiver Geborgenheit zu allmählich reifender Unabhängigkeit und Individualität statt, und in jeder Phase werden wahrscheinlich Fehler gemacht. Die beiden ernsten psychologischen Gefahren, denen kleine Kinder gewöhnlich ausgesetzt sind, sind die der »Ablehnung« und der »Über-Bemutterung«. Etwas vereinfacht, ließe sich jede dieser beiden Gefahren auf typische Fehler beziehen, wie sie die erwerbstätige oder die nur im Haushalt tätige Mutter leicht zu machen geneigt ist.
Das Kind erlebt mangelnde Liebe oder auch nur ungenügende Aufmerksamkeit seitens der Mutter als »Ablehnung«, das heißt, es fühlt, daß es nicht erwünscht ist. Obwohl mangelndes Verständnis für die Bedürfnisse des Kindes in jeder Altersstufe schon an sich zu einer seelischen und sozialen und vielleicht auch intellektuellen Unterentwicklung führen kann, und obwohl das Gefühl des »Abgelehntwerdens« dann und wann auch aus Gründen aufkommen kann, die mit der Persönlichkeit der Mutter zu tun haben - gleichgültig, ob sie einem Beruf nachgeht oder nicht -, besteht die Gefahr, daß erwerbstätige Mütter aus Überarbeitung, Ehrgeiz oder Sorgen häufiger bei ihren Kindern das Gefühl verursachen können, absichtlich vernachlässigt zu werden, als Frauen, die den ganzen Tag zu Hause sind. Bei Müttern, die zu Hause bleiben, ist diese Gefahr weniger groß, wenn auch die sogenannte »altmodische«, das heißt autoritäre Schule der Kindererziehung ähnliche Reaktionen hervorrief, weil elterliche Strenge von den Kindern oft als Ablehnung erlebt wird. Aus diesen seelischen Entbehrungen entstehen viele Neurosen und damit unsichere, rastlose und unzufriedene Menschen, sowohl junge als auch alte.
Am anderen Ende der Stufenleiter liegt eine andere Gefahr, die der »Über-Bemutterung«. Das ist das Schicksal der Kinder, deren Mütter es versäumen, ihren Kindern beim Abstreifen der Babyschuhe zu helfen. Auch hier spielen Persönlichkeitsfaktoren mit, denn manche Mütter sind viel weniger bereit als andere - und zwar aus Gründen mangelnden inneren Gleichgewichts -, ihre dominierende Stellung gegenüber den Kindern aufzugeben, und viele andere erkennen nicht klar genug die seelischen Bedürfnisse ihrer Kinder, so daß sie nicht merken, wann und wie der Schritt zur allmählichen Unabhängigkeit getan werden muß. Nur im Haushalt tätige Mütter versagen hier viel leichter als andere, vor allem dann, wenn sie das Gefühl haben, daß die Kinder »der Sinn ihres Lebens« sind. Im Interesse der Kinder kann nicht genug betont werden, daß Mütter auch andere Lebensziele haben müssen. Sonst erzeugen sie in ihren Kindern Schwäche, Unreife und das Bedürfnis, immer wieder neu bestätigt zu werden - ganz zu schweigen von der Gefahr ernsterer Störungen, die oft erst später in Erscheinung treten, wenn die Anforderungen des Lebens unerbittlicher werden.
Zwischen der Skylla der »Ablehnung« und der Charybdis der »über-Bemutterung« steuert die Kindererziehung einen ungewissen Kurs. Wahrscheinlich ist es für die Eltern besser, wenn sie über diese Gefahren nicht übermäßig grübeln, damit ihr natürliches Selbstvertrauen nicht durch Befangenheit zerstört wird. Da die elterliche Erziehung der Kinder die ungewöhnliche Situation mit sich bringt, daß das Produkt sowohl über den Produzenten als auch über den Produktionsprozeß urteilen kann, ist es beinahe sinnlos, Perfektion anzustreben. Wenn sie erst einmal so alt sind, daß sie psychologische Bücher lesen können, werden viele Kinder ohnehin ihren Eltern vorwerfen, daß sie die eine oder die andere Sünde - oder beide - begangen haben. Wenn wir auf einige der hauptsächlichsten Fehler hinweisen, die Mütter leicht begehen, ist es gewiß nicht unsere Absicht, die Ängste der Mütter zu vermehren. In den letzten Jahren ist über das lebenswichtige Bedürfnis der Kinder nach Mutterliebe und über die Gefahren der Vernachlässigung so viel geschrieben und geredet worden, daß viele Eltern vor allem die, die an der seelischen Entwicklung ihrer Kinder verständnisvollen Anteil nehmen - in diesen Fragen überängstlich werden. Im Vergleich hierzu hat man den Auswirkungen der übermäßigen Bemutterung sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl auch dadurch die psychologische Entwicklung des Kindes verkümmern kann.
Geborgenheit und Unabhängigkeit sind zwei grundlegende Bedürfnisse des Menschen und die beiden Hauptsäulen, auf denen die Persönlichkeitsstruktur ruht. Damit sie sich voll entfalten, muß zwischen beiden ein Gleichgewicht hergestellt werden. Die Kunst der Erziehung besteht darin, daß man zur richtigen Zeit jeweils die richtige Menge von beiden verabfolgt. Im Laufe der Jahre muß das Maß an Unabhängigkeit allmählich erhöht werden. Das kann unbesorgter geschehen, wenn die Elternliebe ein festes Fundament der Geborgenheit gelegt hat.
Kinder im schulpflichtigen und im jugendlichen Alter
Allgemein gesprochen, ist die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen vom Beginn des schulpflichtigen Alters an, das heißt ab fünf oder sechs Jahren, für das Kind von immer größerer Bedeutung und notwendig für sein gesellschaftliches Wachsen. Die verständnisvolle Aufmerksamkeit von Vater und Mutter bleibt auch weiterhin wesentlich für eine glückliche Entwicklung, muß aber nicht ununterbrochen ansprechbar sein. Wenn das Kind normal entwickelt ist, kann es sehr wohl eine gewisse Einschränkung der elterlichen Fürsorge ertragen. Von dem Zeitpunkt des Schulanfangs an sind daher die Interessen des Kindes nicht mehr unvereinbar mit dem Wunsch der Mutter, auch andere Dinge zu tun. Unter der Voraussetzung, daß die nötigen praktischen Vorkehrungen getroffen werden können - und die Mittagsmahlzeit in der Schule ist dabei ein wichtiger Punkt -, sollte die Mutter eigentlich wenig Grund haben, mit der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit während dieser Periode zu zögern. Wenn die damit vielleicht verbundenen psychologischen Gefahren richtig beurteilt werden sollen, dann müssen sie den entgegengesetzten Risiken gegenübergestellt werden, und das sind die »Berufskrankheiten« der Mütter, die keinerlei Interessen außer ihrer Familie haben: ihre Neigung zu übermäßigem Bemuttern oder Beherrschen ihrer Kinder oder dazu, an ihre Zuneigung überhöhte Ansprüche zu stellen - praktisch also von ihren Kindern zu erwarten, daß sie die Mutter für das Fehlen von geselligen Kontakten und geistigen Anregungen entschädigen, wie es bei so vielen Müttern der Fall ist.
Die Folgen dieser Fehler springen dem Außenstehenden nicht so unmittelbar ins Auge wie etwa die Folgen, die sich aus Vernachlässigung ergeben und dann Schlagzeilen für die Presse liefern. Dennoch sind sie oft ernster Natur. Der Prozentsatz von »Mutter-fixierten Neurotikern« in der amerikanische Armee während des letzten Krieges wurde von dem psychiatrischen Experten der Armee, Professor Edward Strecker, als »katastrophal« bezeichnet.[11] Das ist der Preis, der für das Leitbild der »großartigen amerikanischen Mamie« und seine praktische Verwirklichung bezahlt werden muß, für jene jugendliche Person, die ihr Leben ihrem Heim opfert.
Die Auffassung, daß die Erwerbstätigkeit der Mutter notwendigerweise zur Vernachlässigung des Kindes führen muß, ist grundlos. Sie ist ebenso falsch wie etwa die Annahme, daß alle Mütter, die ihre ganze Zeit der Familie widmen, ihre Kinder verziehen. Dennoch hört man häufig, daß die erwerbstätige Mutter ihre Kinder vernachlässige. Lehrer, die verständlicherweise empfinden, daß ihnen eine zu schwere Verantwortungslast von nicht mit ihnen zusammenarbeitenden Eltern aufgebürdet wird, neigen dazu, das schwächste Glied in der Kette anzugreifen - die Mutter, die arbeiten geht. In Konferenzen von Schulleitern, Jugendrichtern, Bewährungshelfern und anderen Sozialarbeitern wird fast unfehlbar die erwerbstätige Mutter als Sündenbock zitiert. Ihr schiebt man die schuld zu für die Zunahme der Jugendkriminalität, für Mängel der heutigen Erziehung und für alle möglichen Verhaltensprobleme der jüngeren Generation. Die Regelmäßigkeit, mit der Zeitungen über »zerbrochene Familien« unter der Überschrift »Mütter, die arbeiten gehen« berichten, und die Leichtigkeit, mit der Redner in aller Öffentlichkeit diese beiden Probleme in einen Topf werfen, läßt Argwohn über ihre bewußten - oder unbewußten - Motive aufkommen.
Trotz dieser Menge gefühlsbetonter Vorwürfe gibt es nur wenig beweiskräftiges Tatsachenmaterial. Bisher ist das Problem wissenschaftlich noch nicht untersucht worden. Eine in Großbritannien durchgeführte Untersuchung [12] hat gezeigt, daß Kinder erwerbstätiger Mütter nicht häufiger straffällig werden als Kinder, deren Mütter zu Hause bleiben, vorausgesetzt, daß die sonstigen Umstände gleich sind.
Eine Überprüfung von 1345 Grundschulkindern in Gothenburg in Schweden durch ihren Schularzt, Dr. Blume-Westerburg, ergab, daß Kinder erwerbstätiger Mütter nicht öfter fehlten als andere. Hinsichtlich ihrer Leistungen stellte der Schularzt fest, daß in der ersten Klasse Kinder erwerbstätiger Mütter weniger gut waren als Kinder nichterwerbstätiger Frauen; in der vierten Klasse zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, und in der siebten Klasse waren die Leistungen der Kinder erwerbstätiger Mütter besser als die der anderen.
Einige Lehrer haben beobachtet, daß Kinder erwerbstätiger Mütter geistig reger und gesellschaftlich selbständiger sind als andere. Das Problem ist aber noch nicht genügend untersucht worden, und diese Behauptung muß daher noch bewiesen werden. Aus zwei Gründen erscheint sie doch einleuchtend. Erstens weil Kinder berufstätiger Mütter dazu angehalten werden, mehr auf eigenen Füßen zu stehen; und zweitens weil Mütter, die sich nur ihrer Familie widmen, sich ständig geistig einem weit niedrigeren Reifestand anpassen, als ihnen gemäß ist. Diese Tatsache ist für die Frauen selbst noch bedauerlicher als für die Kinder. Im frühen Alter hat die Anpassung an die Kleinkinder zwar den Charakter einer lehrreichen und phantasievollen Erweiterung des mütterlichen Verständnisses, aber wenn die Frau ihr Leben gewohnheitsgemäß mit dem ihrer Kinder teilt, wird sie allzuoft von ihrem eigenen Reifeniveau, das sie erreicht haben sollte, auf das ihrer Kinder herabgezogen. Die geistige Unreife, die man der Frau früher oft vorwarf, mag ihre Wurzeln vor allem in dieser Situation haben. Das Fehlen von Anregungen durch Erwachsene, von neuen Gedanken, abwechslungsreichen Erlebnissen und breiteren Interessen führt in der häuslichen Umgebung zu einer kulturellen Armut, die sehr wohl die oben erwähnte Beobachtung erklären kann, daß die Kinder erwerbstätiger Mütter im allgemeinen aufgeweckter sind. Ihre größere Selbständigkeit mag natürlich nicht immer erwünscht sein; die Frage, ob man bei Kindern die Selbständigkeit fördern oder unterdrücken soll, steht im Mittelpunkt heutiger Auseinandersetzungen über Erziehungsprobleme. Wie Lehrer die Eigenschaften von Kindern erwerbstätiger Mütter bewerten, hängt wahrscheinlich weitgehend davon ab, auf welcher Seite sie in dieser Kontroverse stehen.
Wenn der Jugendliche heranwächst, bricht der latente Konflikt zwischen dem Bedürfnis der Kinder nach Selbständigkeit und dem Verlangen der Mutter, für ihre ungeteilte Hingabe an die Kinder entschädigt zu werden, oft aus. Furchtbare Krisen können dann vermeintlich harmonische Familien erschüttern. Vor allem heute, da die Kinder noch lange, nachdem sie physiologisch und psychologisch herangewachsen sind, in wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Eltern stehen, erfordert es von den Eltern ein besonderes Geschick, sich taktvoll in den Hintergrund zurückzuziehen und, ohne sich dabei selber aufzugeben, genau das richtige Maß an Nichteinmischung einzuhalten, das nötig ist, um die Selbstachtung und das Selbstvertrauen der jungen Menschen zu stärken. Das Schuldgefühl, das in Söhnen und Töchtern ausgelöst wurde durch das Bewußtsein, ihre Mutter habe ihnen »ihr Leben geopfert« - eine Mutter zudem, die noch jung genug ist, um Jahrzehnte lang ihren Tribut fordern zu können -, ist eine harte Last für unsere jungen Männer und Frauen, denen es ohnehin schon schwerfällt, sich den Lebenserfordernissen anzupassen.
Wenn eine Mutter sich mit gutem Gewissen im Alter von fünfundvierzig Jahren oder früher von ihren Kindern unabhängig machen kann, sollte das als ein Segen für die Kinder angesehen werden. Es wäre das moderne Gegenstück zu der dankbaren Erleichterung, die die Eltern früher empfanden, wenn sie sich über den Lebensunterhalt ihrer Kinder keine Sorgen mehr zu machen brauchten. Denn die Lebensspanne, die heute eine Frau von fünfundvierzig Jahren vor sich hat, ist nicht viel kürzer als die, die vor hundert Jahren ein junger Mann von Anfang zwanzig im Durchschnitt erwarten konnte. Wenn sie sich während dieser dreißig Lebensjahre, die noch vor ihr liegen, von ihren erwachsenen Kindern unabhängig machen kann, wird das für sie selbst, für ihre Familie und die Gemeinschaft von Nutzen sein.