Initiativen in den USA

In diesem Kapitel will ich darüber berichten, wie Frauen in den USA gegen Sexismus in der Erziehung vorgegangen sind. Während mehrerer USA-Aufenthalte hatte ich Gelegenheit, den Forschungsstand zu dem Thema zu überprüfen, mit engagierten Frauen selbst zu sprechen und mir die Praxis von Frauenstudien an Schulen anzusehen. Ich war beeindruckt von der Vielfalt an Organisationen, Initiativen und der Energie, mit der die Frauen ihre Ziele verfolgen.
Ende der 60er Jahre begannen Frauen aus der Frauenbewegung und Wissenschaftlerinnen, die sich mit Sozialisationsfragen befaßten, gezielte Kritik an geschlechtsstereotyper Erziehung zu üben. Eltern und Lehrerinnen nahmen die Kritik auf und entwickelten Anfang der 70er Jahre teilweise selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen Frauen Kampagnen, Forderungen und Programme, die die Verhältnisse an Schulen für Mädchen verändern sollten.
Viele der hier beschriebenen Aktivitäten finden keine Parallele in der Bundesrepublik. In den letzten zehn Jahren wurden Frauenstudien an Universitäten und in einer Reihe von Schulen eingeführt. Durch zahlreiche Veröffentlichungen von Lehrplan- und Lehrmittelkritik sowie Vorschläge für konstruktive Arbeit mit Mädchen und Jungen konnten Frauen bei vielen Eltern, Lehrer(inne)n und Pädagog(inn)en ein Bewußtsein über die negativen Auswirkungen geschlechtsstereotyper Erziehung schaffen. Neue Gesetze bieten eine rechtliche Grundlage für die Veränderungsversuche.
Wie wir sehen werden, haben Frauen in diesen Jahren Fortschritte gemacht. Gleichzeitig ist das Erreichte immer noch wenig, verglichen mit der realen Situation. Gegenwärtig zeichnen sich sogar Rückschläge ab. Im folgenden will ich diese Fortschritte und Hindernisse beschreiben und eine Einschätzung der Aktivitäten und ihrer Wirksamkeit geben.
1954 verabschiedete der Kongreß - nach dem Alptraum der McCarthy-Ära - ein Gesetz, das Wegweiser für die Kämpfe von Schwarzen in den nächsten 20 Jahren werden sollte: das Gesetz gegen eine Trennung von Schwarzen und Weißen in Schulen.
Die Entwicklung der darauffolgenden Jahre verdeutlichte, daß ein Erlaß durchaus auf dem Papier stehen kann, ohne in der Praxis angewendet zu werden. Schwarze mußten sich mit vielen Opfern grundlegende Rechte erkämpfen, die dann teilweise erst in der Gesetzgebung der 60er Jahre juristisch bestätigt wurden. Auch diese Gesetze, die sich gegen Diskriminierung in Ausbildung und Erwerbstätigkeit wenden (siehe Anhang), werden heute noch nicht ohne weiteres befolgt. Z.B. Integration von Schwarzen und Weißen in Schulen bleibt ein ständig neuaufflackernder Konflikt. Erst durch den Druck der Frauenbewegung wurden diese Gesetze Anfang der 70er Jahre dahingehend erweitert, daß sie Benachteiligung aufgrund von Geschlechtszugehörigkeit untersagen. In diesem Kampf war die National Organization of Women (NOW) besonders aktiv. NOW ist eine Massenorganisation vornehmlich bürgerlicher Frauen (Männer sind nicht ausgeschlossen), die sich u.a. auf den Gebieten Ausbildung und Erwerbstätigkeit intensiv für Frauen eingesetzt hat. Die Stärke von NOW liegt in hunderten von lokalen Untergruppen, die in Kleinstädten über das Land verstreut sind. Hier argumentieren »Durchschnittsfrauen« (Hausfrauen sowie erwerbstätige Hausfrauen) über feministische Ideen und entwickeln Kampagnen, um Frauenrechtlerinnen bei Wahlen für Schulbehörden und Stadtverwaltungsposten zu unterstützen. 1977 hatte NOW 65.000 Mitglieder
In der Bundesrepublik gibt es keine Organisation, die vergleichbar wäre - vielleicht ein Grund dafür, daß sich hier auf legislativer Ebene bisher wenig getan hat.
Als Frauen sich um legislative Veränderungen bemühten, konnten sie sich also auf die Ergebnisse der schwarzen Bürgerrechtsbewegung berufen und stützen. Ähnlich sah es mit den Forderungen nach neuen Lehrinhalten aus: auch hier hatten Schwarze auf eine Einbeziehung ihrer Geschichte und Kultur gedrungen.
Ich werde zunächst kurz auf Frauenstudien an Universitäten eingehen, da sie eine Grundlage für Aktivitäten an Schulen boten. Dann werde ich exemplarisch einige der vielen Initiativen gegen Sexismus an Schulen sowie legislative Schritte schildern. Schließlich werde ich anhand von konkreten Beispielen aufzeigen, welche Strategien Frauen entwickelten, was sie erreicht haben und wo die Schwierigkeiten liegen.

Frauenstudien an Universitäten

Ende der 60er Jahre unterrichteten Frauen die ersten Seminare in Frauenstudien. Heute gibt es mehr als 5000 Frauenstudien-Seminare, über 260 Programme an Universitäten und Colleges, die Abschlüsse bis zur Promotion in Frauenstudien anbieten sowie eine Reihe von Frauenforschungszentren. Wie ist es hierzu gekommen und welche Ziele verfolgen Frauen in diesen Programmen?
über ihre eigene Geschichte und Kultur, sie begannen, Forschung auf diesen Gebieten zu betreiben und sie setzten die Anstellung schwarzer Dozent(inn)en durch. Die Diskussion, ob nur Schwarze an bestimmten Kursen teilnehmen sollten, und ob die Schwarzen Studien in den verschiedenen Disziplinen integriert oder in einem separaten Institut unterrichtet werden sollten, wiederholte sich später bei Frauenstudien. Selbsterfahrung (»consciousness raising»), ein Aspekt, der in fast allen Frauenstudien-Kursen eine tragende Rolle spielt, war auch (auf seine Art) in den Schwarzen Studien Programmen ausschlaggebend gewesen: Schwarze wollten sich nicht nur Wissen aneignen, sondern auch ein Bewußtsein erarbeiten, das ihnen Stolz und Kraft vermittelt. Schwarze Frauen kamen hier oft zu kurz und wurden in eine ambivalente Stellung gedrängt, in der sie dafür verantwortlich gemacht wurden, schwarzen Männern zu ihrer Männlichkeit zu verhelfen, die ihnen bisher von insbesondere weißen Männern verneint worden war. Hieraus ergibt sich ein grundlegender Unterschied zwischen Schwarzen Studien und Frauenstudien: Form und Inhalt und die Verschmelzung beider hatten einen anderen Charakter.
Die Frauenbewegung begann mit einem Erfahrungsaustausch unter Frauen, der ihnen ihre persönliche Situation bewußt werden ließ und ihnen aufzeigte, daß sie gesellschaftlich bedingt ist. Die Erkenntnis, daß Persönliches und Gesellschaftliches nicht voneinander trennbar sind, daß Persönliches politisch ist, war in allen Aktivitäten der Frauenbewegung richtunggebend. In Frauenstudien wurde sie auf die Universitäten übertragen: auch Wissenschaft, Forschung und Lehre müssen mit neuen Augen gesehen werden. In diesem Blickfeld müssen Frauen zunächst einmal entdeckt werden und ihre Lebensinhalte sichtbar gemacht werden. Was auf der ersten Sommeruniversität für Frauen an der Freien Universität Berlin gesagt wurde, gilt auch für den Anspruch vieler Frauenstudienprogramme in den USA:

  • Wir kritisieren die herrschende Wissenschaft, die es, was uns betrifft, mit der Wahrheit nie sonderlich ernst genommen hat. Hat sie doch entweder unsere Existenz, oder wenn nicht unsere Existenz, so doch unsere Kämpfe verschwiegen und unterschlagen. In ihren Büchern tauchen wir entweder gar nicht auf oder verzerrt: positiv, unterwürfig, häuslich, konservativ, sittsam. Diese Lüge der Wissenschaft dient der gesellschaftlichen Realität, in der entweder unsere Existenz unbeachtet blieb oder unsere Kämpfe zerschlagen, verschwiegen oder reduziert wurden auf bloßes Schlafzimmer- und Küchengezänk; Stärke, Aktivität und Initiative wurden uns nur für Zeiten von Krieg, Krise und der Mehrarbeit als Doppelbelastung zugebilligt. Das angebliche Gezänk aber haben wir in der Frauenbewegung öffentlich gemacht für eine ernsthafte Auseinandersetzung und für politisch erklärt, und unsere Arbeit wollen wir nicht länger um den Preis von zusätzlicher Arbeit erkaufen.[1]

Das bewußte Erleben ihrer Benachteiligung an Universitäten motivierte Frauen, Untersuchungen über die Lage der Studentin und Dozentin zu machen. Bei der Durchleuchtung der Studien- und Arbeitssituation ging es darum, öffentlich zu machen, wie Frauen in bestimmte Stadienbereiche kanalisiert werden, die sich mit typischen Frauenberufen decken.[2] Frauen legten weniger offensichtliche Aspekte der Diskriminierung nun in aller Eindeutigkeit dar. So wiesen sie die für Frauen erschwerten Immatrikulationsbedingungen nach.[3] Sie kritisierten Studienbedingungen, die das Vorhandensein von Kindern ignorieren, indem fast alle Veranstaltungen am Tag stattfinden und Universitäten kaum Kinderversorgungsstätten bereitstellen.[4] Sie zeigten die Diskriminierung und Vorurteile gegen Frauen bei der Besetzung akademischer Stellen auf, die de facto einem Berufsverbot gleichkam.[5] Frauen griffen die Nepotismusklausel an, die die Einstellung von mehr als einem Familienmitglied im selben Institut verhindert und der in fast allen Fällen die Ehefrau zum Opfer fällt.[6]
Wie auch bei uns, sind Frauen in den USA meist nur in niedrigen akademischen Positionen und in bestimmten Fachbereichen zu finden. In der Diskussion dieser Tatsache kamen die subtileren Formen der Diskriminierung zum Ausdruck, die berufliche Qualifikation und Aufstiegschancen blockieren, kollegiale Kontakte und gesellschaftlicher Zugang zu Verlagsdirektoren und Herausgebern von Zeitschriften, die gewöhnlich männlich sind. (Wie in der Geschäftswelt werden auch auf dem akademischen Markt Aufträge für Bücher oder Aufsätze oder der Vorsitz bei einer Konferenz oft am Biertisch oder bei einer Cocktailparty ausgehandelt.)[8] Es stellte sich heraus, daß Universitäten Frauen bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit niedrigere Gehälter zahlten.[7]
Frauen beanspruchten nun auch für sich Gesetze, die zunächst zum Abbau der Benachteiligung von Minderheiten verfaßt worden waren. Sie erreichten, daß eine Reihe von Universitäten wegen Diskriminierung von Frauen von Regierungsstellen untersucht wurden und die Auflage erhielten, die Situation zu verändern, wenn sie weiterhin finanzielle Unterstützung und Forschungsaufträge von der Bundesregierung erhalten wollten. (Dies geschah auf der Basis eines 1968 verabschiedeten Erlasses, der positive Maßnahmen [affirmative action] seitens des Arbeitgebers fordert.) Noch heute verklagen Wissenschaftlerinnen in den USA Universitäten wegen ungleicher Bezahlung. Es sind durchaus Erfolge zu verzeichnen: Universitäten mußten die zu niedrigen Gehälter erhöhen und Nachzahlungen leisten. Erfolge sind jedoch meist dadurch geschmälert, daß die Universitäten sich mit minimalen Veränderungen legitimieren können. So stehen sie z.B. eine Frau in einem Fachbereich ein, der noch nie eine weibliche Lehrperson hatte.[9]
Die Erkenntnisse über die Lage der Studentin und Dozentin gingen Hand in Hand mit der Kritik an Bildungsinhalten, in denen Frauen sich nicht oder nur verfälscht wiederfanden. Die Kritik an Inhalten, Forschungs- und Lehrmethoden mündete in eine Aufarbeitung frauenspezifischer Aspekte in vielen Disziplinen. Dies geschah z.T. in Lehrveranstaltungen, in denen neue Lehr- und Lernstrategien zum Ausdruck kamen. Frauen bauten die Hierarchie von Lehrenden und Lernenden ab und übertr-ugen die Erfahrung von Bewußseinsentwicklung (consciousness raising) in kleinen Gruppen aus der Frauenbewegung auf die Seminarsituation. Trotz dieser neuen Lehr- und Lernformen waren die akademischen Anforderungen in Frauenstudienseminaren meist ungewöhnlich hoch.
Aus diesem Entwicklungsprozeß ergaben sich politische und organisatorische Fragen, die sich teilweise auch Schwarze in Bezug auf Schwarze Studien gestellt hatten: Sollten Frauenstudien in existierende Curricula eingegliedert oder sollten separate Institute und Lehrstühle geschaffen werden? Wie sollte das Verhältnis von Theorie und Praxis in Frauenstudien für Lernende und Lehrende sein? Wie kann die Verbindung zur Frauenbewegung und zu Frauen außerhalb der Universität gewährleistet werden?
Aus der Auseinandersetzung mit solchen Fragen ergaben sich verschiedene Arten von Curricula, die noch keine festen Formen angenommen haben. Ein interdisziplinärer Ansatz und die Verbindung von Theorie und Praxis waren häufig richtungweisend. Frauen untersuchen das Ausmaß von Unterdrückung und Ausbeutung und die Widerstandsformen von Frauen auf allen Gebieten. Oft verbinden sie die wissenschaftliche mit praktischer Arbeit innerhalb oder außerhalb der Universität: Jurastudentinnen und -dozentinnen machen Rechtsberatung für Frauen außerhalb der Universität, Studentinnen arbeiten in feministischen Projekten wie z.B. Gesundheitszentren, Wissenschaftlerinnen unterstützen Eltern und Lehrerinnen in ihren Bemühungen, Geschlechtsstereotypen aus dem Schulunterricht zu verbannen.
Häufig wurden die Lehrpläne davon bestimmt, wieviel Geld die Universität bereit war, für Frauenstudien auszugeben und welche Dozentinnen vorhanden waren. Anfangs wurden hauptsächlich Einführungskurse und Kurse in Soziologie, Psychologie, Geschichte und Literatur angeboten. Seit Mitte der 70er Jahre wurden Frauenstudien in diesen Disziplinen vertieft sowie auch in Disziplinen wie Ökonomie, Anthropologie, Politologie und Biologie. Neue Gebiete wurden entwickelt: Kurse für Frauen von Minderheiten, lesbische Frauen, frauenspezifische Kurse in Pädagogik und in den Naturwissenschaften. Interdisziplinäre Seminare drehten sich um Themen, die nicht von einer Disziplin allein aufgearbeitet werden können, wie z.B. »Gewalt gegen Frauen.«[10]
Studentinnen verlangten immer mehr nach Programmen, die berufliche Möglichkeiten berücksichtigen. Universitäten richteten doppelte Hauptfächer ein (Frauenstudien und eine traditionelle Disziplin) oder interdisziplinäre Programme mit einem Abschluß (z.B. Frauenstudien in Verbindung mit Biologie, Gesundheitsversorgung und Sozialwissenschaft mit dem Berufsziel, im Gesundheitssystem frauenspezifische Arbeit zu leisten. Da Ausbildungen wie Sozialarbeit in den USA an den Universitäten stattfinden, gibt es größere Möglichkeiten, solche berufsbezogenen Programme aufzubauen.)
Der Hintergrund der Dozentinnen ist besonders interessant und vielsagend: Florence Howe fand in einer Untersuchung der Frauenstudien Programme, daß 2/3 der Frauen zeitlich begrenzte Stellungen halten. 113 sind junge Wissenschaftlerinnen, die ihre Dissertationen in den letzten sieben Jahren fertigstellten, 113 sind Ende 40, Anfang 50 Jahre alt und schon lange an der Universität. Sie wurden aufgrund ihrer Verbindung zur Frauenbewegung Feministinnen. Das letzte Dritte 1 sind Frauen, die nach langer Unterbrechung wieder wissenschaftliche Interessen aufgriffen und jetzt Anfängerinnen an der Universität unter oft sehr viel jüngeren Kolleginnen sind.[11]
Diese Frauen vertreten oft durchaus verschiedene Standpunkte. Das wurde während der Gründungstagung der National Women's Studies Association (NWSA) 1977 deutlich, auf der hunderte von Frauen von Universitäten, Colleges und Schulen aus allen Teilen des Landes sich trafen. Sie wollten eine Organisation schaffen, die Frauen in dem Bereich Frauenstudien einen Zusammenhalt, einen politischen Rückhalt sowie Austausch- und Planungsmöglichkeiten für Forschung und Praxis bietet. Hier waren auch einige Frauen, die aufgrund ihres reaktionären, teils rassistischen Standpunktes nicht feministisch genannt werden können. Dies zeigt jedoch nur, wie wichtig der Anspruch der Frauenbewegung ist, Rassen- und Klassengegensätze im Rahmen eines pluralistischen Ansatzes zu bekämpfen. Die NWSA arbeitet daran, regionale Unterschiede sowie die Bedürfnisse von lesbischen Frauen und Vertreterinnen verschiedener Rassen und ethnischer Gruppen zu berücksichtigen.
Im Laufe der letzten Jahre haben Frauen Verlage und Zeitschriften aufgebaut, die die Verbreitung von Frauenstudien und ihre Forschungsergebnisse gewährleisten. (Auch in traditionellen Fachzeitschriften erscheinen immer mehr Aufsätze über frauenspezifische Themen). KNOW, INC. und die Feminist Ness veröffentlichen seit Jahren die Arbeitspläne von Frauenstudien Seminaren in den Heften Female Studies. Die Feminist Press schreibt und verlegt Schulbücher für den Englisch- und Sozialkundeunterricht an Schulen, Bibliographien für Lehrer(innen) und Materialien für Lehrerfortbildung. Die Zeitschriften Signs: Journal of Women in Culture and Society, Women's Studies und Female Studies veröffentlichen wissenschaftliche Aufsätze und Forschungsergebnisse. Auch auf literatisch-kulturellem Gebiet gibt es inzwischen eine Reihe von Zeitschriften, wie z.B. Chrysalis, Heresies, Connections.
Frauenstudien wurden meist gegen den Willen von den Institutionen durchgesetzt. Eine ganze Reihe von Frauen verloren ihre Stellungen, weil sie darauf bestanden, sich in Forschung und Lehre mit Frauenfragen zu beschäftigen. Einige führen heute noch Prozesse gegen die Universitäten. Frauen sind weniger abgesichert als Männer, da sie meist keine Lebensstellungen halten. Ich selbst unterrichtete 1969-70 an einem College Frauenstudien für Massenkommunikation (Film, Photographie, Theater etc.) in Chicago. Dies geschah mit Einverständnis des Präsidenten, solange wir uns nicht gegen die sexistischen Praktiken des Colleges wandten. Wir verlangten, daß mehr Frauen in von Männern dominierten Fächern aufgenommen würden. Sexistische Inhalte und Praktiken sollten abgeschafft werden. Das College sollte sich dafür einsetzen, Frauen Stellungen in ihren Fachgebieten zu vermitteln (z.B. in Film, Fernsehen, Rundfunk). Nachdem wir unseren Forderungen durch Besetzung des College-Rundfunksenders Nachdruck verliehen hatten, waren alle scheinbaren Sympathien für Frauenstudien dahin. Weder mein Vertrag wurde verlängert, noch der eines Kollegen, der sich solidarisch erklärt hatte. Im nächsten Jahr stellte der Präsident jedoch zwei Frauen auf Teilzeitbasis an, um meine beiden Kurse weiter zu unterrichten. Er nannte dies jetzt offiziell
women's studies program. Das konnte er sich aus folgenden Gründen leisten: die Frauen arbeiteten Teilzeit, er zahlte ihnen also einen Bruchteil des Geldes, das er mir zahlen mußte. Sie hatten wenig Motivation, sich über ihre Lehrverpflichtung hinaus zu engagieren, teilweise, weil dies nicht ihr einziger Job war, und sie hatten noch weniger Absicherungsmöglichkeiten gegen Entlassung als ich. Darüber hinaus wechselte der Teilnehmerinnenkreis stark, so daß er keine Proteste befürchten mußte. Nach außen konnte er jedoch vorgeben, ein Frauenstudien Programm zu haben.

Dies war durchaus kein Einzelfall. Frauenstudien sind heute so weit institutionalisiert, daß solche Fälle weniger häufig vorkommen. Trotzdem sieht die National Women's Studies Association die Notwendigkeit, sich u.a. zum Ziel zu machen, Frauen in solchen Situationen juristisch und finanziell zu unterstützen. Mit der Institutionalisierung, die erreicht worden war, verschwanden jedoch die Probleme nicht. Dazu gehört die finanzielle Unterstützung. Viele Dozentinnen unterrichten Frauenstudien noch immer zusätzlich zu ihren sonstigen Lehrverpflichtungen, d.h. unbezahlt, oder sie haben nur Teilzeitstellen. Dieser Tatbestand spiegelt die Einstellung der Universitäten zu Frauenstudien wider. Andererseits haben die Kurse und Programme, die existieren, eine kumulative Wirkung: immer mehr Dozentinnen und auch Dozenten integrieren frauenspezifische Aspekte in ihre Seminare oder entwickeln selbst auch Kurse mit diesem Schwerpunkt.
Die institutionelle Bindung von Frauenstudien an die Universitäten ist problematisch. Immer wieder wird die Frage gestellt: wie weit ist es möglich, den Anspruch an einen engen Zusammenhang mit Frauen außerhalb der Universität und der Frauenbewegung aufrechtzuerhalten. Der Druck, im patriarchalischen Wissenschaftsbetrieb bestehen zu können, hat Auswirkungen auf Lehre und Forschung. Programme, die eine starke Orientierung nach außen hatten, mußten oft eine Trennung von akademischem Curriculum und Kursen, die für Frauen außerhalb der Universität angeboten werden, machen. Prestige und somit Geld kommen dann meist nur den »akademischen« Programmen zu.[12]
Diese Entwicklung wird besonders deutlich in Frauenforschungszentren, die an einer Reihe von Universitäten aufgebaut wurden. Anstatt Forschung zu betreiben, die die Kämpfe von Frauen fördert und unterstützt, dienen sie häufig der Profilierung von Institutionen und einzelnen Personen.
Frauenstudien haben in den letzten Jahren die Aspekte Rasse und Klasse stärker miteinbezogen. Nicht-weiße Frauen sind jedoch als Dozentinnen und Studentinnen in einer Minderheit. Es gibt entsprechend wenig Forschung und Lehrmaterialien, die sich auf Minoritätenfrauen beziehen. Die Bezüge zu der Gemeinde von Minoritätenfrauen außerhalb der Universität sind begrenzt. Florence Howe stellt in ihrer Untersuchung fest, daß Frauenstudien, im Ganzen gesehen, weiterhin eine bürgerliche Ausrichtung haben.[13]
Frauenstudien haben sich einen festen Platz im akademischen Leben der USA erkämpft. Zu welchem Grad die Integration in die traditionellen Institutionen auch die Aufgabe von politischen Zielsetzungen bedeuten wird, wird sowohl vom Engagement der Dozentinnen und Studentinnen abhängen als auch von dem Einfluß, den Frauen außerhalb der Universität ausüben können.
Außerhalb der Universitäten wuchs die Kritik an einer schulischen Erziehung, die Mädchen und Jungen auf Geschlechtsstereotype festlegt und besonders Mädchen wenig Entfaltungsmöglichkeiten läßt. Eine Reihe von Organisationen setzten alle ihre Energien dafür ein, die Ausbildungssituation von Mädchen zu verändern. Unter diesen finden wir ad hoc Gruppen von Eltern (in der Mehrzahl Mütter) und Lehrerinnen (z.B. die Emma Willard Task Force on Education), Gruppen aktiver Feministinnen (z.B. Change for Children und die National Organization of Women), Lehrergewerkschaften (die American Federation of Teachers und insbesondere die National Education Association), Frauengruppen in Berufsverbänden (z.B. dem Verband von Berufsberater(innen), Frauenverlage (insbesondere die Feminist Press) und etablierte Organisationen, die teilweise schon gegen die Diskriminierung von Minderheiten gearbeitet hatten (der Council on Interracial Books for Children). Hinzu kommen individuelle Frauen, oft Wissenschaftlerinnen an Universitäten, die mit Lehrbuchanalysen und Sozialisationsforschung dazu beitrugen, den Tatbestand der Diskriminierung von Schülerinnen aufzudecken. Diese Frauen sind an der Entwicklung neuer Lehrmittel beteiligt sowie auch an Lehrerfortbildungsseminaren oder an der wissenschaftlichen Begleitung von experimentellen Projekten, wie dem Frauenstudien Programm an den Schulen von Berkeley.
Die verschiedenen Gruppen entwickelten eine Reihe von Aktionsformen: in Kinderbuch- und Lehrbuchanalysen und in Analysen von Fernsehprogrammen, Spielzeug etc. belegten sie das Ausmaß der Benachteiligung von Mädchen in Medien. Die Ergebnisse motivierten Frauenverlage, alternative Materialien für den Schulgebrauch zu veröffentlichen. Organisationen brachten Bücher mit Informationen und praktischen Anleitungen für Lehrer(innen) und Eltern heraus. Die Diskussion um neue Lehrinhalte und Lehrmethoden machte Lehrerfortbildung notwendig. Frauen an Universitäten und mehrere der zuvor genannten Gruppen organisierten Fortbildungsseminare. All diese Aktivitäten mündeten in Bemühungen von Lehrerinnen, Frauenstudien in die Lehrpläne der Schulen zu integrieren.
Parallel zu diesen Initiativen liefen Bestrebungen, Gesetze gegen die Diskriminierung von Frauen in Ausbildung und Beruf durchzusetzen und zur Anwendung zu bringen.

Lehrmittelkritik

1972 veröffentlichte eine Gruppe von Frauen, die sich Women on Words and Images nennt und sich aus der National Organization of Women (NOW) entwickelte, eine Studie über Geschlechtsstereotypen in 134 Grundschullesebüchern von 14 verschiedenen Verlagen.[14]
In allen Büchern erscheint eine Minderheit von Frauen. Jungen werden mit diesen Charaktereigenschaften beschrieben: Findigkeit, Kreativität, Ausdauer, Fleiß, Initiative, Stärke, Mut, Heroismus. Es wird gezeigt, wie sie verschiedenartige Fähigkeiten erwerben, sich in gefährlichen Situationen bewähren und sich vom Jungen zum Mann entwickeln. Sie sind die Hauptpersonen in Geschichten, die mit Geldverdienen, Handeln, mit zufälligem Ruhm und Glück zu tun haben, mit Konkurrenzverhalten und Machtgebrauch, mit Erforschen, kreativem Spiel, Abenteuern, mit Autonomie, Durchsetzungsvermögen, Selbstbewußtsein. Jungen sind bessere Freunde und sie werden mit moralischen Fragen wie Ehrlichkeit und Korruption konfrontiert.
Wie sehen die Identifikationsfiguren für Mädchen aus?
Sie sind passiv, gehorsam, abhängig, altruistisch aber gleichzeitig selbstverneinend. Sie haben nur in Ausnahmefällen andere Ziele und Interessen, als ihre häuslichen Funktionen dauernd zu üben. Bei anderen Betätigungen erleben sie Fehlschläge, sind Jungen unterlegen oder sind durch ihre häuslichen Pflichten begrenzt. Wenn Mädchen Fehlschläge erleben, geben sie auf, während Jungen weitermachen. Mädchen werden als Opfer gezeigt, während Jungen die Angreifer sind.
Von 100 Geschichten, die Grausamkeit akzeptieren (außer Märchen und Tiergeschichten, die die Statistik noch viel höher getrieben hätten), handeln 67 Geschichten davon, wie ein Geschlecht das andere fertigmacht In 65 von 67 war die Grausamkeit gegen Mädchen gerichtet, in 2 gegen Jungen. »Mädchen werden als eine Klasse angegriffen.« Mädchen werden von Jungen erniedrigt und lächerlich gemacht und auch dabei gezeigt, wie sie sich selbst und andere Mädchen erniedrigen. Mädchen werden als furchtsam dargestellt und dies oft in Situationen, in denen Jungen stark oder in einer Beschützerrolle gezeigt sind, und in denen ihre Furcht dazu dient, das männliche Selbstbild aufzubauen. Wenn Humor überhaupt in den Geschichten vorkommt, dann basiert er gewöhnlich darauf, daß Mädchen lächerlich gemacht werden. .Daß ein Mädchen einen Kuchen backt und dann vergißt, ihn zum Essen anzubieten, kann nur komisch sein, wenn man annimmt, daß Mädchen dumm sind.«[15] Einsamkeit, Langeweile oder zielloses Verhalten (Beobachten von Aktivitäten anderer) wird fast nur in Mädchen aufgezeigt. Geschichten über tomboys jungenhafte Mädchen) bieten auch nur zwiespältige Identifikationsmöglichkeiten: ein Mädchen, die gut im baseball spielt, hilft ein Spiel zu gewinnen. Sie vereinbart mit den Jungen, daß die Jungen für sie den Abwasch machen, damit sie üben kann. »In einer Mädchenwelt steht der Abwasch doch immer an erster Stelle.«[16]
Das Bild wiederholt sich in der Darstellung von Erwachsenen. 6 Jungen können hier zwischen 147 beruflichen Tätigkeiten wählen, in denen Männer beschrieben werden, Mädchen zwischen 26, die sich mit den typischen Frauenberufen decken. Die ganze Studie brachte nur 3 erwerbstätige Mütter zutage, obwohl 1969 38% aller erwerbstätigen Frauen Kinder unter 18 Jahren hatte. Die Mutter wird als perfekte Bedienstete, als immer opferbereit, dumm, farblos, ohne Humor und Spontaneität dargestellt. Während der Vater sich aktiv mit den Kindern beschäftigt, mit ihnen interessante Dinge unternimmt und alle Probleme löst, diszipliniert die Mutter die Kinder, schimpft sie aus und nörgelt an ihnen und dem Vater herum. Der Vater ruht sich also »unberechtigterweise« aus, während die Mutter nie dabei gezeigt wird, wie sie etwas für sich tut oder sich erholt - vielleicht, weil ihre Arbeit nicht als Arbeit angesehen wird und sie somit keinen Feierabend verdient hat? Die Arbeitsteilung ist rigide in häusliche (Mutter) und außerhäusliche (Vater) aufgeteilt.
Die Beziehung der Eltern untereinander ist freudlos und ohne Zärtlichkeit. Andererseits wird Mädchen die Ehe nicht nur als »happy end», sondern als das einzige Ende dargestellt. Konflikte existieren nicht in der Ehe, außer daß die Mutter den Vater stichelt, was er ignoriert. Die Mütter halten die Töchter, aber nicht die Söhne zum Heiraten an.
Diese Geschlechtsstereotypen wiederholen sich in Geschichten über Angehörige anderer Kulturen und über Minderheiten verschiedener Rassen und Nationalitäten.
Die Autorinnen schreiben in einem Nachwort, daß sie nach der Veröffentlichung ihrer Untersuchung mit vielen Verlagen Kontakt aufnahmen und versuchten, sie zu Änderungen von Lehrmaterialien zu bewegen, daß jedoch die Bücher, die 1973 herauskamen, wieder dieselben Geschlechtsstereotypen aufwiesen.
Ich habe diese Untersuchung ziemlich ausführlich zitiert, weil die in ihr aufgezeigten Geschlechtsstereotypen, die Arbeitsteilung und die Verhaltensmuster in allen anderen Untersuchungen mit einigen Abweichungen wieder auftauchen. So deckt sich die Analyse mit der von Leonore J. Weitzman und Diane Rizzo über Illustrationen in repräsentativen Textbüchern der Fächer Naturwissenschaften, Mathematik, Lesen, Schreiben und Sozialkunde für die ersten 6 Schuljahre.[17] Diese Arbeit belegt, daß eine stereotype Darstellung der Geschlechter die Lehrbücher all dieser Fächer durchzieht. Die Abwesenheit von Frauen fällt am stärksten in den naturwissenschaftlichen Büchern auf. Die Autorinnen kommen in einem Punkt zu einem unterschiedlichen Ergebnis: sie finden, daß das Bild der Mutter durchweg positiv ist, d.h. in dem Sinne, daß ihre Beziehung zu den Kindern warm und glücklich ist und daß sie geliebt und geschätzt wird. (Weitzmann und Rizzo erstellten eine Ton-Diasserie zu dem Thema, die in Berlin erhältlich ist.)[18]
Eine weitere Veröffentlichung ist die des Komitees zur Untersuchung von geschlechtsspezifischer Diskriminierung an den öffentlichen Schulen von Kalarnazoo, Michigan (Committee to Study Sex Discrimination in the Kalaniazoo Public Schools). Dieses Komitee wurde 1971 auf Druck von Frauen von der Kalamazoo Schulbehörde (Board of Education, siehe [19]) gegründet und untersuchte bis zu seiner Abber-ufung im Jahre 1973 geschlechtsspezifische Diskriminierung in Sport, im Angestelltenverhältnis, im Curriculum und in Grundschullesebüchern, die von der Schulbehörde zum langfristigen und systemweiten Gebrauch angeschafft werden sollten. Es hatte allerdings nur eine beratende Funktion.
Andere Analysen befaßten sich mit der doppelten Dsikriminierung von Frauen verschiedener Minderheiten in Schulbüchern. In den letzten fünf Jahren lieferten Frauen den wissenschaftlichen Beweis für die sexistische Behandlung von Mädchen und Frauen in Kinderbüchern, Schulbüchern aller Fachrichtungen und Universitätslehrbüchern. Diese Analysen erhielten weite Verbreitung in Broschüren, Büchern und in wissenschaftlichen und populären Zeitschriften. So erschienen z.B. Untersuchungen über die Behandlung der Frau in Texten zu Soziologie der Familie und Ehe und über die Einschätzung weiblicher Sexualität und Persönlichkeit in gynäkologischen Fachbüchern.[20]
Einer der größten Verlage in den USA, McGraw-Hill (vergleichbar z.B. mit Rowohlt), gab umfangreiche Richtlinien an seine Autorinnen und Autoren heraus bezüglich der Vermeidung sprachlicher Diskriminierung. McGraw-Hills Richtlinien gehen von einer androgynen Vorstellung aus:

  • Männer und Frauen sollten primär als Menschen behandelt werden und nicht als Angehörige des anderen Geschlechts. Ihre gemeinsame Humanität und gemeinsamen Charakteristika sollten betont werden -- nicht ihre Geschlechtsunterschiede. Kein Geschlecht sollte stereotypisiert oder willkürlich in einer führenden oder sekundären Rolle beschrieben werden.[22]

Formulierungen, die geschlechtsspezifische Bezeichnungen ausschalten sollen, werden angeführt: z.B. camera operator statt cameraman (nicht cameraman und camerawoman) oder secretaries... they (im Plural) statt the secretary... she. (Im Deutschen sind solche Veränderungen noch schwieriger, da der Begriff schon im Singular geschlechtsspezifisch ausgewiesen ist.)
Außer den sprachlichen Veränderungsvorschlägen sind auch einige inhaltliche angegeben. So soll die Kleinfamilie nicht als die einzige Lebensform dargestellt werden, Mädchen sollen ebenso aktiv und mit denselben Spiel- und Ausbildungsmöglichkeiten wie Jungen gezeigt, Beschreibungen von Frauen sollen nicht geschlechtsspezifisch ausgerichtet sein (z.B. »Henry Smith ist ein erfolgreicher Anwalt und seine Frau ist eine charmante Blondine.«) Der Schulbuchverlag Scott, Foresman, auf den eine Gruppe von Angestelltinnen des Verlags starken Druck ausübte, veröffentlichte ähnliche Empfehlungen und nahm in Schulbüchern gewisse, obwohl sehr begrenzte, Änderungen vor. Anne Ladky, Präsidentin der Chicago Abteilung der National Organization of Women (NOW), sagte:

Im ganzen Land treffen sich feministische Gruppen mit Verlagen, Schulverwaltungspersonal, Lehrer(inne)n, Schulbehörden, Eltern. Wir diskutieren Stereotypisierung in Lehrbüchern und schlagen Wege zur Veränderung vor. Eltern, die versuchen, ihren Kindern zu Hause positive, gesunde Einstellungen Frauen und Mädchen gegenüber zu vermitteln, sehen oft, daß ihre Bemühungen in der Schule zerstört werden. Immer mehr Eltern kommen zu NOW und bitten um Unterstützung.
Verlage müssen das Bild von Frauen und Mädchen in ihren Materialien verbessern. Nicht nur in ihren Geschichten, sondern in der ganzen Produktion - in ihrer Reklame, ihren Illustrationen, ihren Verkaufsmethoden.[23]

Inzwischen haben über 40 Verlage solche Richtlinien veröffentlicht.
Was sind nun die Ergebnisse dieser Bemühungen? Die Feminist Press ist ein Frauen-Verlag, der u.a. alternative Kinderbücher veröffentlicht hat. 1977 beschloß der Verlag, diese Produktion zunächst einzustellen, um zu untersuchen, welchen Einfluß solche Bücher und die Frauenbewegung allgemein auf Verleger von Jugendliteratur gehabt hat. Nach einer Reihe von Kriterien suchten sie aus 1000en von Büchern 175 von 35 Verlagen aus, Bücher, die seit 1972 veröffentlicht worden waren und angeblich »rollenfrei« waren. Hier einige der Schlußfolgerungen:

  • - die meisten dieser Bücher stellten aktive, abenteuerlustige Mädchen dar. Das Problem ist jedoch, daß diese Mädchen Außenseiter in einer Umgebung sind, in der sie sich ständig beweisen müssen und eher trotz als aufgrund ihrer Persönlichkeit beliebt sind. Die Geschichten vermitteln häufig die Botschaft, daß Mädchen sich ein ungewöhnliches Verhalten in einem bestimmten Alter leisten können, diesen Freiraum aber später aufgeben müssen.
  • - während einige Bücher aktive Mädchen beschreiben, gibt es kaum Bücher, die von sensiblen, einfühlsamen Jungen handeln
  • - alternative Lebensstile werden nicht berücksichtigt. Die Welt der Kinderbücher ist eine Welt der weißen bürgerlichen Kleinfamilie: es gibt keine Beschreibungen von Kindern, die in einer Wohngemeinschaft oder nur mit einem Elternteil leben.

Aufgrund dieser Ergebnisse wird die Feminist Press weiterhin Kinderbücher veröffentlichen.[24]
Die Situation sieht bei Schulbüchern nicht anders aus.
1973 schätzte die Feminist Press Veränderungen in Schulbüchern als höchstens »kosmetisch« ein- 1978 konnte Florence Howe, eine der Gründerinnen und Mitarbeiterinnen des Verlages, nicht von allzu vielen Fortschritten berichten: »Wir haben eine Gruppe in der Feminist Press, die eine Untersuchung über Geschichtsbücher macht. Sie schreiben alle Verlage an und bitten sie um revidierte Geschichtsbücher, die sie dann mit den vorher benutzten vergleichen. Keiner der angeschriebenen Verlage hat gesagt, daß er plant, die Schulbücher grundlegend zu verändern. Sie fügen ein paar »er/sie« ein, sie bringen ein paar Bilder von Frauen und sie erweitern die Informationen über die Wahlrechtsbewegung. Das scheint so ziemlich alles zu sein. Allerdings steht die Untersuchung noch am Anfang.«[25]
Es kann also noch nicht die Rede sein von einer Integration von Frauen in die Geschichtsschreibung, geschweige denn von Geschichtsbüchern, die im Sinne eines feministischen Standpunktes verändert worden wären. Das bedeutet daß Frauen weiterhin alternative Materialien für Schulen erarbeiten müssen. Die Historikerin Gerda Lerner[26] arbeitet gegenwärtig an einem Buch, das den Versuch darstellt, eine neue Perspektive in die Geschichtsschreibung zu bringen« die Frauen und Männer einschließt. Florence Howe hofft, daß dieses Buch eine Vorstellung davon geben wird, wie amerikanische Geschichte unterrichtet werden sollte.
Offensichtlich können tiefergreifende Änderungen nur mit anhaltendem ökonomischem und politischem Druck durchgesetzt werden. Dies muß durch die Produktion alternativer Lehrmittel geschehen. Gleichzeitig müssen Eltern und Lehrer(inne)n mit der Unterstützung von (Frauen)Organisationen Schulbehörden zwingen, bestimmte Lehrmittel zu kaufen bzw. nicht zu kaufen.

Alternative Kinderbücher und Lehrmittel

Kritik an Sozialisationsprozessen und der wissenschaftliche Nachweis sexistischer Lehrinhalte führten zu einer Explosion an Projekten und Organisationen, die alternative Bücher und Lehrmittel erarbeiteten und veröffentlichten. Ich kann hier nur einige dieser Initiativen exemplarisch aufführen.
Innerhalb der National Foundation for the Improvement of education wurde ein Materialienzentrum über Geschlechtsrollen im Erziehungswesen (Resource Center on Sex Roles in Education) errichtet. 1976
veröffentlichte das Zentrum eine 40 Seiten lange Bibliographie von Büchern und Pamphleten zu den Themen Sexismus in der Erziehung, alternative Kinder- und Jugendbücher, Materialien für den Unterricht und für Berufsberatung.[27] Um die Bibliographie (die nur eine Auslese ist und z.B. audio-visuelle Medien nicht miteinschheßt) zusammenzusteflen, wurden 250 Personen und Frauengruppen, Regier-ungsstellen und Verlage angeschrieben. Dies gibt einen Eindruck von der Vielfalt von Organisationen, die Materialien in diesem Bereich veröffentlichen.
Auf dem Gebiet der Kinderliteratur haben sich besonders zwei Verlage eingesetzt: der Lollipop Power (»Lutscher Macht») Verlag und die Feminist Press. Sie brachten eine ganze Reihe von nicht-sexistischen Kinderbüchern, insbesondere Bücher für Mädchen, heraus.[28]
Für junge Frauen sind Materialien von verschiedenen Verlagen und Organisationen veröffentlicht worden. Neben literarischen Werken (Biographien, Autobiographien und Romanen von und über Mädchen und Frauen) gibt es Bücher, die Alternativen für Mädchen aufzeigen, so z.B. eine Serie über Berufsbilder.[29] Daughters in Highschool ist ein Band, in dem Kurzgeschichten und Gedichte von Schülerinnen veröffentlicht wurden.[30] Girls are equal too: The Women's Movement for Teenagers analysiert die Situation von Mädchen, spricht über die Geschichte von Frauen und zeigt Auswege auf.[31]
Neben diesen Büchern liegt der Schwerpunkt der Arbeit darauf, Unterrichtsmaterialien zu erstellen. Hierin betätigen sich nicht nur Frauenverlage, sondern auch Gruppen von Lehrerinnen und Eltern, Organisationen und individuelle Wissenschaftlerinnen. Als Beispiel für diese Arbeit will ich von einem Projekt der Feminist Press berichten:
Die Feminist Press beginnt in diesem Jahr, eine Bücherserie zum Thema Women's Lives/Women's Work (»Leben von Frauen/Arbeit von Frauen) herauszugeben. Das Projekt wird von der Ford Foundation und der Carnegie Corporation finanziert und, um eine große Verbreitung an Schulen zu gewährleisten, zusammen mit dem Verlag McGraw Hill herausgegeben und vertrieben. Wissenschaftlerinnen und Lehrerinnen verfassen die Bücher, die für Schulen aber auch für eine allgemeine Leserschaft gedacht sind. Einige der Titel geben eine Vorstellung von der Breite der behandelten Themen: Arbeitende Frauen: Geschichten und Gedichte; Schwarze Vorfahrinnen: Drei Leben; Frauen und Sport, Frauen und das Gesetz, Frauen haben immer gearbeitet; Frauen arbeiten als Künstlerinnen; Frauen arbeiten auf dem Land; Frauen arbeiten als Lehrerinnen; Frauen arbeiten für gesellschaftliche Veränderungen.
Die Feminist Press will mit diesem Projekt einen Beitrag dazu leisten, die Geschichte von Frauen und von dem, was sie erreicht haben, richtigzustellen. In allen Büchern spielen schwarze Frauen und Frauen der Dritten Welt eine wichtige Rolle.
Alle Materialien werden vor der Veröffentlichung von Lehrerinnen im Unterricht getestet. Hierzu wurden ungefähr 150 Lehrerinnen in verschiedenen Regionen ausgesucht, die Interesse an der Erprobung feministischer Lehrmittel hatten. Mitarbeiterinnen der Feminist Ness führten mit den Lehrerinnen Arbeitsgruppen durch, in denen sie die Materialien und didaktischen Vorgehensweisen besprechen. Jeder Band hat ein Heft mit didaktischen Informationen für Lehrer(innen).
Wenigstens 500 weitere Lehrerinnen wollten an der Testperiode teilnehmen - ein Zeichen dafür, daß viele Lehrerinnen bereit sind, den Unterricht zu verändern. Dies bestätigt sich auch bei anderen Gelegenheiten: ein Vertreter von McGraw Hill wurde in einer kleinen Stadt in Missouri von Lehrerinnen angesprochen, die Materialien zu Frauenstudien haben- wollten. Er erzählte von der Serie und alle waren begeistert.
Es ist unmöglich, zu sagen, wieviele Lehrerinnen alternative Materialien benutzen. Die Feminist Press verschickt Kataloge an ungefähr 4.000 interessierte Lehrerinnen. Dies schließt jedoch nicht all die ein, denen diese 4.000 die Materialien weitergeben. Eines steht jedoch fest: es gibt nicht genug Fortbildungsprogramme und Lehrmittel, um all die interessierten Lehrerinnen und Lehrer zu versorgen.
Eine weitere Art von Veröffentlichungen, die für Lehrerinnen und teilweise für Eltern wichtig war, sind Handbücher zum Thema Sexismus. Diese Bücher (z.T. als Loseblattsammlungen herausgebracht, sind als Werkzeuge für den Unterricht gedacht. Sie bringen Informationen über die Situation von Frauen, insbesondere Schülerinnen, Fragebögen, historische und kulturelle Materialien, etc.
Das erste dieser Bücher war Sexism in Education von der Frauengruppe Emma Willard Task Force on Education in Minnesota.[32] Da dieses Buch richtungweisend für andere wurde, will ich hier eine kurze Inhaltsangabe machen:

  • - statistische Informationen über Frauen
  • - Antworten auf häufige Fragen über die Frauenbewegung
  • - mehrere Beiträge über Sozialisation durch Spielzeug und Schule auf bestimmte Funktionen hin mit Änderungsvorschlägen
  • - ein Artikel über lesbische Frauen
  • - ein Brief einer indianischen Frau an ihre Schwestern
  • - Sexismus aus der Perspektive einer Mutter
  • - Situation von Mädchen im Sportunterricht (einschließlich Information darüber, wieviel Geld für Jungendsport im Vergleich zu Mädchensport ausgegeben werden)
  • - sexistische Sprache und Grammatik sowie Alternativen
  • - Kriterien zur Auswertung von Unterrichtsmaterialien
  • - ein kurzer Test für Lehrer(innen), mit dem sie feststellen können, inwieweit ihr Verhalten im Unterricht sexistisch ist
  • - Vorschläge für Spiele, Projekte, Diskussionseinleitungen, um das Bewußtsein für geschlechtsspezifische Diskriminierung bei Schüler(inne)n anzuregen
  • - ein Wissenstest über die Situation von Frauen
  • - ein Geschichtstest
  • - ein Quiz über frauenfeindliche Aussprüche von Männern und ihre Autoren
  • - ein Rollenspiel über Berufsberatung
  • - ein Artikel der aufzeigt, wie es aussähe, wenn Männer nur in bezug auf ihr Geschlecht beschrieben und beurteilt würden, so, wie dies mit Frauen geschieht
  • - ein Minikurs über Frauenbefreiung, der Filme und Musik miteinbezieht und viele Vorschläge für Projekte macht. Der Kurs spricht eine Reihe von Themen an, wie z.B. Sexismus in Schulbüchern, die Situation der Schülerin aus der Sicht einer Schülerin, Literatur von Frauen etc.
  • - eine Bibliographie, einschließlich audio-visueller Materialien und Adressen von Gruppen und Organisationen, von denen Information bezogen werden kann.

Das von Lehrerinnen und Ex-Lehrerinnen verfaßte Handbuch Sex Role Stereotypes Teacher's Guide[33] hat einen ähnlichen Charakter. Einem Aufsatz über die Politik des Vorschulwesens und den Sexismus in Vorschulen folgt ein Bericht über ein Projekt in einer vierten Klasse. Der nächste Teil befaßt sich mit Aspekten von Lehrer - Schüler-Interaktion und mit sexistischem Verhalten seitens des Lehrpersonals. Daran schließen sich Unterrichtspläne und -vorschläge zu verschiedenen Themen an (Stereotypen in Märchen, Frauen als Arbeiterinnen, Sexismus in der Reklame, Vorschläge zu Spielen im Sportunterricht etc.). Ein umfangreiches Handbuch über Sexismus und Rassismus in der Schule, Breaking Through Barriers in Words and Pictures,[34] wurde mit Hilfe vieler Personen von dem Department of Human Relations in Madison, Wisconsin, herausgegeben. Es enthält die verschiedenen Arten von Materialien, die ich schon oben angegeben habe, und ich will daher nur einen kurzen Überblick geben: Definition von Ethnozentrismus und Sexismus Aus der Sicht der Betroffenen: Geschichtstexte analysiert von Schwarzen, Indianern, Latinos und Frauen sowie Analysen von Sexismus und Rassismus in anderen Textbüchern und in Filmen ein Kapitel über die Entwicklung einer Methode zur Analyse von Rassismus und Sexismus in Unterrichtsmaterialien, seine Anwendung und Anweisungen zur Auswertung Vorschläge für Aktivitäten im Unterricht, die zur Bewußtwerdung von Ethnozentrismus und Sexismus in der Gesellschaft und in Lehrmitteln führen. Eine andere Art von Handbuch wurde von einer Frau in Minnesota geschrieben, die Mitglied des school board einer kleinen Stadt ist: Sexism in Schools: A Handbook for Action.[35] Das Buch informiert Lehrpersonal, Eltern und interessierte Personen darüber, wie Änderungen von offizieller Seite zu erzwingen sind.
Weitere Handbücher sind unten aufgeführt.[36]
Im folgenden will ich auf drei Organisationen etwas näher eingehen, die sowohl Materialien veröffentlicht als auch andere Aktivitäten unternommen haben.

Die Emma Willard Task Force on Education

Die Gruppe organisierte sich in Minneapolis, Minnesota, unter dem Namen einer Frau, die sich im 19. Jahrhundert für das Recht der Frauen auf gleiche Ausbildungsmöglichkeiten einsetzte. Die Task Force beschreibt sich selbst mit folgenden Worten:
Die Emma Willard Task Force on Education ist eine unabhängige Gruppe von Minneapolis-Frauen, die durch ihr gemeinsames Interesse an Erziehung zusammengekommen sind. Wir glauben, daß die Sozialisation oder Erziehung unserer Kinder einer der hauptsächlichsten Beiträge zum Sexismus ist. Z.B. hilft es wenig, die Quoten für Frauen an medizinischen Fakultäten abzuschaffen, wenn Kindergartenpersonal über die Vorstellung eines »Mädchendoktors« lacht und wenn Oberschülerinnen, die an Medizin interessiert sind, dahingehend beraten werden, eine Krankenschwesterausbildung zu machen.[37]
Die Gruppe begann damit, Lehrmittel und die Situation von Mädchen in Schulen zu untersuchen. Gleichzeitig entwickelte sie eine Reihe von Hilfsmitteln für Lehrer, die ihnen ermöglichen sollten, ihren eigenen Bewußtseinsstand und das Ausmaß von geschlechtsspezifischer Diskriminierung in ihrer Schule, in ihrem Unterricht und in Lehrmitteln festzustellen.
Sie arbeitete daran, sich einen festen Platz in der Lehrerfortbildung zu verschaffen und begann mit einem Fortbildungskurs für Sozialkundelehrer in Minneapolis. Es war zunächst schwierig, Lehrern, Schulverwaltung und Eltern einsichtig zu machen, daß Sexismus im Erziehungswesen ein ernstes Problem ist. Mitarbeiterinnen erhielten jedoch immer mehr Aufträge von anderen Gruppen, von Organisationen, Konferenzen, Schulen etc., Arbeitsgruppen abzuhalten, und sie begann, Aufforderungen, an Schulen zu sprechen, an andere Gruppen weiter zu vermitteln. Gleichzeitig wurde Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie Lehrergewerkschaften, Frauengruppen und pädagogischen Gruppen aufgebaut.
Bei all diesen Aktivitäten war das zuvor beschriebene Handbuch, das die Gruppe herausgegeben hatte, von großem Nutzen. Kurz nach ihrer Gründung hatte die Organisation einen Brief an die Landesregierung geschickt, in dem sie ihre Ziele klarmachte und konkrete Reformvorschläge einreichte. Mit wachsender Unterstützung in der Öffentlichkeit konnte sie nun Druck auf die Regierung ausüben. 1972 gab die Schulbehörde eine Erklärung ab,[38] auf die zunächst keine Veränderungen erfolgten. Im Januar 1974 versammelten sich hunderte von Eltern und Lehrer(innen) trotz einer Temperatur von 400 unter Null, um Forderungen an die Regierung zu formulieren. Diese Aktionen führten zum Aufbau eines Frauenstudien Programms an den öffentlichen Schulen von Minneapolis: Eine Gruppe von Lehrerinnen und Pädagoginnen wurde damit beauftragt und dafür bezahlt, ein Curriculum zu entwickeln, daß dann im Rahmen von Geschichte, Sozialkunde und Literatur an den Schulen unterrichtet werden sollte. Die Task Force löste sich zu dieser Zeit auf, einige der Frauen arbeiteten an dem neuen Programm mit. Heute ist Minneapolis die einzige mir bekannte Stadt (nachdem das Programm in Berkeley, das ich später eingehend beschreibe, in diesem Jahr von den Behörden abgebrochen wurde), die Frauenstudien in ihre Lehrpläne integriert hat.

Change for Children

Change for Children ist eine Gruppe von Frauen, die seit 1973 in San Francisco besteht. Nachdem sie mehrere kleine Spenden von Stiftungen erhielt, konnte sie ein Büro eröffnen, wo Lehrerinnen sich treffen und Materialien gesammelt werden.

Die Gruppe beschreibt sich folgendermaßen:

  • Change for Children ist ein Aktionsprojekt, das daran arbeitet, geschlechts- und rassenspezifische Rollen und Stereotypisierung in Schulen abzuschaffen. Wir arbeiten mit Lehrern in Vor- und Grundschulen und in Kindertagesstätten und mit Eltern in San Francisco und Umgebung. Wir leiten pädagogische Programme für Lehrer und Eltern, haben eine Leihbibliothek und entwickeln alternative Lehrmittel.[39]

Change for Children begann damit, Kinderbücher und Schulbücher durchzuarbeiten. Die Bilanz war erschreckend, und die Gruppe suchte nun nach alternativen Büchern. Aus dieser Arbeit entstand 1974 ihre erste Veröffentlichung, eine kommentierte Bibliographie und ein Aufsatz, der Interaktionsformen zwischen Erwachsenen und Mädchen und Jungen sowie Unterrichtssituationen diskutiert. Die Einleitung zu der Broschüre vermittelt einen Eindruck von dem Arbeitsprozeß:

»Wir sahen uns nach einer neuen Art von Büchern um: Bücher, die Mädchen unabhängig, abenteuerlustig, wissensdurstig, voll Selbstvertrauen, mit Durchsetzungsvermögen zeigten; Bücher, die Jungen zeigten, die sanft, liebevoll, rücksichtsvoll, sensibel, voll Interesse, Dinge mit anderen zu teilen, sind: Bücher, die Mädchen und Jungen als Freunde und Spielkameraden zeigen.
Wir wollten auch Bücher haben, die Kinder vieler verschiedener ethnischer Gemeinden in diesen Rollen darstellen. Kinder müssen ihre ethnische Herkunft verstehen und respektieren und die Gelegenheit haben, über andere kulturelle Gruppen zu lernen.
Als wir diese Bücher gefunden hatten, fragten wir uns, wie sie benutzt werden sollten. Es reicht nicht aus, einfach ein Buch in der Lesestunde zu lesen. Wir sammelten Ideen für neue Aktivitäten die Kinder ermutigen sollen, nicht-traditionelle Rollen auszuprobieren.«

Ähnlich wie die Frauen in Minnesota versuchte auch diese Gruppe, in der Lehrerfortbildung Fuß zu fassen. Sie leitete Arbeitsgruppen, die als Teil der obligatorischen Lehrerfortbildung anerkannt wurden. Auch hier stellte sich das Problem, daß in einem workshop von ein paar Stunden nur ein Anstoß gegeben werden konnte. Die Gruppe beschreibt daher einen Fortbildungskurs, der über acht Wochen lief, als lohnendste Erfahrung. Der Kurs war folgendermaßen aufgebaut:
Der erste Teil des Kurses war conseiousness raising (Bewußtseinsveränderung). Lehrer(innen) diskutierten ihre eigenen Einstellungen und Erwartungen, untersuchten Bücher und Materialien in ihren eigenen Klassen und führten Übungen mit ihren Schüler(inne)n durch, um festzustellen, wie weit sie Stereotypen angenommen hatten.
Der zweite Teil des Kurses betonte Alternativen. Wir luden Leute ein, die dabei waren, alternative Aktivitäten und Curricula zu entwickeln und diskutierten ihre Arbeit. Schließlich berichtete jede Lehrerin jeder Lehrer) über ein Projekt, das sie (er) im Unterricht gemacht hatte.[40]
Seminare, Arbeitsgruppen, das Zentrum mit der Leihbibliothek und Veröffentlichungen halfen, kontinuierliche Kontakte mit Lehrer(innen) aufzubauen.
Die Veröffentlichungen sind unterschiedlicher Art: z.B. ein Heft mit praktischen Vorschlägen für Eltern und Kindergärtnerinnen, eine Photoserie, die Frauen in für sie untypischen Berufen zeigt, eine Unterrichtseinheit über Frauen in der Geschichte.[41] Die Unterrichtseinheit wurde zum Internationalen Tag der Frau (8. März) entwickelt und handelt von den ersten Fabrikarbeiterinnen in den USA, von Harriet Tubman, der schwarzen Befreiungskämpferin im 19. Jahrhundert und von
Mother Jones, der radikalen Gewerkschaftsführerin um die Jahrhundertwende. Sie ist mit Leitfragen und Vorschlägen für Schüleraktivitäten didaktisch aufgearbeitet. Teil der Unterrichtseinheit sind Texte und Noten von Liedern, die sich mit dem Thema befassen, sowie ein Tonband mit den Liedern und ein Plakat zum Internationalen Tag der Frau, zu dessen Geschichte auch etwas gesagt wird. Lehrer(innen) werden gebeten, Veränderungsvorschläge zu machen, und ihnen wird angeboten, jemand von Change for Children zum Unterricht einzuladen. Die Gruppe legt viel Wert darauf, in ihrer eigenen Zusammensetzung multiethnisch zu sein und in den workshops die Realität und die Ziele von Frauen verschiedener Minderheiten einzubringen. Dasselbe Interesse ist in den Veröffentlichungen deutlich (die Bibliographie enthält viele Titel über Frauen aus Minderheiten, und die Photoserie zeigt Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft).

Die Feminist Press

Die Feminist Press ist ein Verlag und nicht eine Organisation wie die zuvor beschriebenen. Sie beschränkt sich jedoch nicht auf Verlagsarbeit, sondern sieht ihre Aufgabe auch darin, durch eine Reihe anderer Aktivitäten kreative Veränderungen im Erziehungswesen hervorzurufen:

  • Wir sind in den Gebieten Erziehungswesen und Verlagsarbeit ausgebildet... Wir beraten Schulen und Schulbehörden, wir geben Vorträge und leiten Arbeitsgruppen für Pädagog(inn)en, Eltern, Student(inn)en und Bibliothekar(inn)en; wir entwickeln und leiten Lehrerfortbildungskurse. Unsere Bibliothek enthält wertvolle Unterrichtsmaterialien, die sonst nicht in Bibliotheken und Schulbüchereien erhältlich sind...[42]

Darüber hinaus führt der Verlag Untersuchungen über mögliche sexistische Inhalte in Schulbüchern, audio-visuellen Materialien und Fortbildungscurricula vor ihrer Veröffentlichung durch.
Die Feminist Press leistet mit dieser Kombination von Aktivitäten einen äußerst wichtigen Beitrag zum Abbau des institutionalisierten Sexismus im Erziehungswesen.

Berufsberatung und Lehrerfortbildung

In den USA beeinflußt die Schule die spätere berufliche Laufbahn auf wenigstens zwei Ebenen: sie stuft Schüler(innen) nach Leistungsgruppen ein und Berufsberater(innen) empfehlen Schüler(inne)n, ihre Kurse schwerpunktmäßig auszuwählen. In den USA ist das Kurssystem, vergleichbar zu unserer Gesamtschule, vorherrschend. Schülerinnen) werden schon früh in Leistungsgruppen (»tracks») eingeteilt und somit auf eine akademische bzw. nichtakademische Laufbahn ausgerichtet. Durch diese Leistungsgruppen, die dann auch bestimmte berufsbezogene Kurse nach sich ziehen, bleibt ein Klassensystem innerhalb der Schulen erhalten.
In den USA ist die Berufsberatung weitgehend in die Schulen eingegliedert. Dies könnte den Vorteil haben, daß sich besonders bei einem Kurssystem die Schülerinnen und Schüler schon vor ihrem letzten Schuljahr in sinnvoller Weise mit dem berufspraktischen Bezug ihres Schulprogrammes auseinandersetzen. Bisher hat es jedoch für Mädchen im allgemeinen und für Mädchen und Jungen, die unteren Schichten und Minderheiten angehören, hauptsächlich den Nachteil gehabt, schon in sehr frühem Alter in eine gesellschaftlich festgelegte Funktion kanalisiert zu werden.
Mädchen wird empfohlen, bestimmte Kurse, z.B. Hauswirtschaft und Literatur zu belegen und andere, wie Mathematik und Naturwissenschaften, nicht. Sie (und auch Jungen) werden also in der Schule so vorgebildet, daß ihnen der Hintergrund für viele Studien- und Lehrgänge fehlt. Den Berufsberater(inne)n und Schulpsychologen, die in den USA an fast jeder Schule zum Personal gehören, kommt die wichtige Aufgabe zu, eine solche Kanalisierung zu verhindern.
Während Organisationen wie Change for Children sich dafür einsetzen, die Verinnerlichung geschlechtsspezifischer Funktionen in ganz frühem Alter zu verhindern, ermutigen Frauen, die in der Berufsberatung tätig sind, Schülerinnen, sich nicht auf frauentypische Berufe begrenzen zu lassen.
Diese Arbeit ist besonders schwierig, da sie nicht nur mit dem Schulsystem in Konflikt steht, sondern auch mit Berufsbildungsinstitutionen und Unternehmern. Die Frauen gehen also auf mehreren Ebenen vor: sie sprechen Beratungspersonal durch Veröffentlichungen und workshops auf ihre sexistischen Vorstellungen und Einstellungen an, sie entwickeln Materialien für Beratungspersonal über neue Wege, Schülerinnen zu beraten, über Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und über Gesetzgebung gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung auf diesen Gebieten; und sie versuchen, anhand dieser Gesetzgebung Arbeitgeber zu zwingen, Frauen einzustellen. Diese Arbeit steht noch in den Anfängen. Mit statistischen Maßstäben gemessen hat sie bisher geringe Ergebnisse gebracht, aber eine wachsende Zahl von Berufsberaterinnen engagiert sich. In der Berufsorganisation American
Personnel and Guidance Association haben sich aktive Frauengruppen gebildet, die zu dem Bereich ein Projekt und Arbeitsgruppen organisiert haben. Einige Landes- und Stadtbehörden haben Fortbildungskurse zu dem Thema während der Arbeitszeit eingerichtet.[43]
Die Frage ist, inwieweit diese Arbeit über die Eröffnung neuer Arbeitsmöglichkeiten hinausgeht. Männerberufe für Mädchen zu eröffnen, ist sicher nicht die entscheidende Lösung zur Diskriminierung von Frauen und zur Abschaffung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Auch wenn Frauen auf dem Bau arbeiten, können sie weiterhin für den Haushalt verantwortlich sein und am Arbeitsplatz Dienstleistungen für Männer verrichten und als Sexualobjekt angesehen werden.
Fortbildungskurse. Lehrerfortbildung wurde von Anfang an als äußerst wichtig in dem Kampf gegen Sexismus in Schulen angesehen. Neben Change for Children und der Emma Willard Task Force on Education gibt es eine Reihe von Organisationen, die Fortbildungskurse angeboten haben, so z.B. die National Education Association, eine der beiden großen Lehrergewerkschaften.[44] 1974 organisierte die Feminist Press eine nationale Konferenz für Lehrer(innen) und Schulverwaltungspersonal unter dem Titel »Toward Nonsexist Schools: Reeducating a Generation of Teachers.« Die Konferenz war stark besucht und brachte für alle einen fruchtbaren Austausch.
Während diese Fortbildungskurse sich mit der Problematik Sexismus in der Erziehung auf allgemeiner Ebene auseinandersetzten, sind in den letzten Jahren auch Seminare entwickelt worden, die Lehrer(inne)n die Gelegenheit geben, ihre Fachrichtung inhaltlich aufzuarbeiten. Bisher wurden solche Seminare für Geschichtslehrer(innen) angeboten. Das erste fand 1976 an dem Sarah Lawrence College statt.[45]
Das Seminar entstand aus der Überzeugung, daß männlich-orientierte Konzepte die Geschichtsschreibung dominiert haben und daß Frauengeschichte mehr bedeutet, als ein kompensatorisches Einfügen von Personen und Fakten. Um die Vergangenheit von Frauen und ihre Erfahrungen erfassen zu können, entwickelten die Seminarleiterinnen mit der Historikerin Gerda Lerner eine Reihe von Leitfragen.
In Kleingruppen erstellten die Lehrerinnen anhand dieser Fragen neun Unterrichtspakete zu Themen wie Familiengeschichte, Hausarbeit, außerhäusliche Erwerbstätigkeit, Frauenbewegung, etc. Rückkoppelung ergab, daß sich die Pakete mit einigen Änderungen gut im Unterricht verwenden ließen. Die Kurse waren bei Schülerinnen sehr gefragt, aber auch Schüler beteiligten sich. Eine Lehrerin wollte männliche Schüler erreichen und kündigte den Kurs folgendermaßen an: Männer! Würdet ihr nicht gerne genausoviel über Frauen in der amerikanischen Geschichte wissen, wie Frauen über Männer wissen?« Es kamen daraufhin mehr Jungen als Mädchen.
Ein wichtiges Ergebnis des Seminars: über 70% der Lehrerinnen konnten die Ideen und Materialien mit Kolleg(inn)en und Verwaltungspersonal durch Vorträge, Diskussionen und Kurse teilen. Viele der Lehrerinnen brachten ihre Arbeit in Zeitungsartikeln und Vorträgen in verschiedenen Frauen- und pädagogischen Organisationen an die Öffentlichkeit. Die Teilnehmerinnen schrieben selbst über ihre Erfahrung in dem Seminar:

»Wir werden nach den drei gemeinsamen Wochen nie wieder dieselben Frauen sein. Die Qualität und Intensität dieser Erfahrung hat nicht nur unser Wissen über die Rolle der Frau in der amerikanischen Geschichte stark erweitert, sondern sie hat auch beeinflußt, wie wir diese Rolle und uns selbst sehen. Keine von uns ist unberührt oder unverändert geblieben.«[46]

1978 wurden vier Sommerinstitute für Geschichts- und Sozialkundelehrerinnen eingerichtet, drei an Universitäten (Pennsylvania, Stanford, Arizona) und eins von der Schulverwaltung von Minneapolis. Sie dauerten zwei bis vier Wochen und es nehmen jeweils 50 Lehrer(innen) teil. Teilweise werden diese Institute durch Bundesgelder finanziert. Sie unterscheiden sich u.a. durch Themenschwerpunkte. So konzentrierte sich das Seminar an der Stanford University auf die Geschichte der Mexikanerin und der mexikanischen Familie und gab Lehrerinnen gleichzeitig eine Einführung in demographische Techniken und quantitative Methoden.
Diese Seminare stellen eine der wichtigsten und erfolgreichsten Arbeiten dar. Obwohl sie nur eine sehr begrenzte Anzahl von Lehrer(inne)n erreichen, haben sie doch eine multiplizierende Wirkung dadurch, daß die Lehrerinnen ihre Erfahrung weitergeben. Fortbildungskurse über Sexismus und Frauenthemen werden meist als Fortbildungskurse anerkannt, die Bedingung für eine Gehaltserhöhung sind.
Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen an Universitäten und Lehrerinnen wird auch durch die 1977 gegündetete National Women's Studies Association gefördert. Dieser Organisation gehören nicht nur Akademikerinnen sondern auch Lehrerinnen an.
Leider tut sich in der Lehrerausbildung weniger als in der Lehrerfortbildung. Dies liegt einmal daran, daß Pädagogik von anderen Fachbereichen getrennt ist und die meisten women's studies Programme in den Geistes- und Sozialwissenschaften begannen, Pädagogik meist auf Didaktik zentriert ist und eine konservative Einstellung vertritt. Es gibt einige Ausnahmen, so z.B. die University of Washington in Seattle. Hier haben Lehrerstudent(inn)en Pädagogik als Nebenfach und Women's studies ist als eines der Hauptfächer anerkannt. Allerdings wird hier auch das Lehrerexamen von der Universität und nicht vom Staat erteilt. Auch an einigen anderen Universitäten (z.B. Wisconsin, Massachusetts, Texas) werden Kurse zum Thema Sexismus und zur Verhaltensveränderung von Lehrer(inne)n angeboten.

Legislative Schritte

In den USA ist der Gleichheitsgrundsatz bezüglich Geschlecht nicht im Grundgesetz enthalten. Gegenwärtig versuchen Frauen mittels einer Massenbewegung einen solchen Gleichheitsgrundsatz (das Equal Rights Amendment) durchzusetzen. Der Kongreß verabschiedete das ERA 1972, aber nunmehr müssen 2/3 aller Staaten für das Gesetz stimmen, bevor es in die Verfassung übernommen werden kann. Z.Zt. steht noch die Zustimmung von drei Staaten aus.
Der legislative Kampf hat sich nicht auf das ERA beschränkt. In den 60er Jahren wurden eine Reihe von Gesetzen und Erlassen gegen die Diskriminierung von Minderheiten und Frauen verabschiedet, so z.B. das Gesetz über das Recht auf gleiches Gehalt (Equal Pay Act, 1963) und das Gesetz über Bürgerrechte für Minderheiten und Frauen (Civil Rights Act, 1964), das sich in seinen Unterpunkten auf verschiedene Gebiete bezieht. Die Bürgerrechtsbewegung von Schwarzen war bei dieser Gesetzgebung ausschlaggebend.
Die Diskriminierung von Frauen in Ausbildung und Beruf war jedoch so stark, daß sich 1966 die Nationale Frauenorganisation (National Organization of Women - NOM gründete. NOWs anfängliches Ziel war, mit einer pluralistischen Dachorganisation eine Lobby für Frauenrechte auf lokaler und Bundesebene zu bilden. NOW setzte sich in den folgenden Jahren erfolgreich für die Durchsetzung mehrerer Gesetze gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz und im Ausbildungswesen ein, insbesondere des Gesetzes gegen die Diskriminierung von Studentinnen und Schülerinnen (Title IX des Education Amendments Act, 1972).
NOW wurde teilweise von vielen Frauenorganisationen unterstützt. Andere wollten ihren Schwerpunkt nicht auf diese Arbeit legen und stellten teilweise die Frage, ob legislative Veränderungen nicht nur eine scheinbare Gleichberechtigung herstellen. Auch wenn die Gesetze erreicht werden - obwohl die Regierung in jedem Fall[47] auch ohne daß eine Anzeige erstattet wurde, die Institution untersuchen kann. Letzteres geschieht selten, weil die zuständigen Regierungsstellen von der Struktur und der finanziellen Ausrüstung her nicht darauf eingestellt sind, diese Aufgabe zu übernehmen.[48] Dazu kommt, daß die konsequente Durchführung der gesetzlichen Vorschriften einen grundlegenden Interessenkonflikt zwischen Regierungsinstanzen und Unternehmern einschließlich Gewerkschaften nach sich ziehen kann. Andererseits sind eine Reihe von Prozessen geführt worden, von denen einige wichtige Präzedenzfälle wurden. So z.B. der Fall Griggs v. Duke Power Company, wo festgelegt wurde, daß Mangel an diskriminierender Absicht nicht zur Entlastung bei einer Klage unter Titel VII angeführt werden kann.[49]
 

Frauen haben inzwischen tausende von Beschwerden eingereicht, von denen allerdings nur eine geringe Anzahl untersucht worden ist. Z.Zt. liegen bei der Equal Employment Opportunity Commission über 300.000 Beschwerden zur Bearbeitung vor. Der größte Erfolg war die Klage gegen AT&T (American Telephone and Telegraph Company). AT&T wurde gezwungen, ungefähr 30 Millionen Dollar an 139.000 Angestelltinnen zurückzuzahlen, die aufgrund von geschlechtsspezifischer Diskriminierung keine Aufstiegsmöglichkeiten hatten.
Affirmative action ist eine Maßnahme, die Arbeitgebern abgefordert wird. Richtlinien hierzu wurden 1968 von der Regierung veröffentlicht. Affirmative Action bedeutet konkrete Schritte seitens des Arbeitgebers zur Abschaffung der diskriminierenden Verhältnisse. Arbeitgeber müssen Ziele und Zeitpläne zur Einstellung von Angehörigen von Minderheiten und von Frauen darlegen. Der Grund hierfür ist, daß Gesetze gegen Diskriminierung nicht genügen, um die Auswirkungen vorangegangener Diskriminierung wettzumachen. Affirmative action wird auch auf pädagogische Institutionen angewendet.
Affirmative action verlangt u.a. von Institutionen numerische Zielsetzungen und Zeitpläne. »Numerische Zielsetzungen« bedeutet nicht eine prozentuale Festlegung (Quoten) für die Einstellung von Frauen und Minderheiten. Die Ziele sollen sich auf die vorhandene Anzahl qualifizierter Personen stützen. Sie können Zahlen oder Prozente nennen. Die Institution muß also nachweisen, daß sie alles unternommen hat, um qualifizierte Frauen oder Angehörige von Minderheiten für offene Stellen zu finden. Wenn sie trotz des Vorhandenseins solcher Bewerber(innen) einen weißen Mann einstellt, muß sie nachweisen, daß dieser Mann qualifizierter war und daß die anderen Bewerber(innen) fair behandelt wurden. »Numerische Ziele« bedeutet bei pädagogischen Institutionen z.B., daß sie einen Prozentsatz von Frauen anstellen sollen, der dem Anteil von Frauen in Ausbildungsplätzen auf dem bestimmten Gebiet entspricht.
Title IX schließt affirmative action nicht mit ein, dafür gibt es jedoch die sogenannte »institutionelle Auswertung« und grievance procedures«, d.h. Beschwerdemöglichkeiten für Studentinnen und Angestelltinnen. Affirmative Action kann verlangt werden, nachdem Diskriminierung festgestellt wurde.
Von Anfang an herrschten Kontroversen darüber, ob diese Politik ideologisch und juristisch vertretbar sei. Fürsprecher und Opposition sahen in diesem Jahr ihre Argumente in einer Entscheidung des Obersten Bundesgerichtshofes widergespiegelt. Die University of California hatte Quoten für die Immatrikulierung von Angehörigen von Minderheiten eingerichtet. Der 38-jährige weiße Ingenieur Alan Bakke war aufgrund dieser Quoten zweimal bei der Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin zurückgewiesen worden. Am 4. Juli 1978 entschied der Supreme Court mit 5 zu 4 Stimmen, daß Quoten bei der Studiumszulassung nicht akzeptabel seien, Rasse weiterhin als ein Faktor bei der Zulassung in Erwägung gezogen werden sollte, d.h. daß das Prinzip von affirmative action aufrechterhalten wurde. In verschiedenen Teilen des Landes demonstrierten Schwarze und Weiße gegen den Gerichtsspruch.[50]

     

Die Entscheidung wird als fast so wichtig eingestuft wie das Urteil von 1954, das Rassentrennung in Schulen untersagte, aber diesmal in negativer Richtung. Konservative, die gegen ein Quotensystem sind, sehen ihre Politik bestätigt. Schwarze und viele Weiße befürchten, daß all die, die gegen affirmative action sind, sich die eindeutige Absage eines Quotensystems zunutzemachen werden. Zur Zeit gibt es tausende verschiedene affirmative action Programme in der Wirtschaft und im Ausbildungssystem. Einige operieren ohne spezielle Richtlinien und versuchen, Minoritätenangehörige möglicherweise in Verbindung mit qualifizierenden Trainingsprogrammen einzustellen. Andere haben mehr oder weniger rigide Zeitpläne, nach denen eine bestimmte Anzahl von Minoritätenangehörigen eingestellt oder befördert werden sollen. Diese Pläne kann man ein »Quotensystem« nennen und die Befürchtung ist nicht unbegründet, daß die Gerichtsentscheidung die Einstellung zu affirmative action beeinflussen wird. Dies wird Frauen ebenso wie Minoritäten betreffen.
Ich werde nun etwas näher auf Title IX eingehen. Das Gesetz bezieht sich auf geschlechtsspezifische Diskriminierung in folgenden Bereichen:

  • - Zulassung zu Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten: Hier geht es um Diskriminierung bei Zulassungsquoten (Numerus Clausus) sowie auch um die Anwendung von Richtlinien, die auf den ersten Blick nicht diskriminierend wirken. Ein Beispiel ist die Limitierung von Studienplätzen für ältere Bewerber, die hauptsächlich Frauen treffen würde, da Frauen häufig ihre Ausbildung aus familiären Gründen unterbrechen müssen oder erst über den zweiten Bildungsweg zu einer Ausbildung kommen.
  • - Teilnahme an bestimmten Ausbildungskursen: Über Title IX können z.B. Schulen gezwungen werden, Mädchen zu Werken und zu technischen Kursen an Berufs- und Fachschulen zuzulassen.
  • - Sport: Mädchen sollen zu allen Sportarten zugelassen werden und Schuldistrikte dürfen Männer- und Frauenteams nicht unterschiedlich fördern.
  • - Berufs- und Ausbildungsberatung. Stipendien und Preise.
  • - Schulische Aktivitäten, die nicht Teil des Unterrichts sind (Sport, Musik, etc.)

Angestelltinnen (Lehrerinnen, Verwaltungspersonal, Reinigungspersonal und Sekretärinnen) schützt das Gesetz in folgenden Bereichen:

  • - Stellenausschreibungen und Einstellungsverfahren
  • - (temporäre) Entlassung
  • - Gehalt
  • - Beförderung
  • - Krankschreibung, Urlaub und medizinische Versorgung.

Wie sieht es mit der Anwendung dieses Gesetzes aus?

»Als wir unsere Klage einreichten, war die Schulverwaltung sehr verunsichert. Wenn wir heute mit jemand im Schuldistrikt darüber sprechen, lächeln sie nur. Sie wissen, daß nichts passieren wird.« (Jeanne Doyle, NOW Mitglied, Beaver County, Pennsylvania)[51]

Im Dezember 1977 beendete die Organisation Projet on Equal Education Rights (PEER) eine von der Ford Foundation finanzierte Untersuchung über die Auswirkungen von Title IX. Ihre Ergebnisse waren entmutigend und warfen ein skandalöses Licht auf die Regierungsstelle, die für die Durchführung verantwortlich ist (Department of Health, Education and Welfare, HEW). HEW brauchte drei Jahre, um einen Vorschlag für Richtlinien herauszugeben, nach denen das Gesetz durchgeführt werden sollte. Von Juli 1972 bis Oktober 1976 untersuchte HEW nur 179, d.h. 1/5 der eingereichten Klagen. Mehr als 1/3 der Klagen, die 1973 eingereicht wurden, waren drei Jahre später noch immer nicht beantwortet worden. Wenn HEW sich schließlich einschaltete, war es meist zu spät für die Leute, die um Hilfe gebeten hatten. Die meisten HEW Untersuchungen waren oberflächlich. HEW Vertreter sprachen nicht mit Studentinnen und Angestelltinnen, die vielleicht Opfer von Diskriminierung waren. HEW konnte in vier Jahren nur folgende Ergebnisse verzeichnen:

  • - von 16.000 Schuldistrikten erklärten sich nur 18 dazu bereit, ihre Einstellungspraktiken zu verändern;
  • - 21 erweiterten Sportprogramme für Mädchen;
  • - 77 Distrikte erklärten sich bereit, Kurse, die entweder für Jungen oder für Mädchen angeboten wurden, für Schüler des anderen Geschlechts zu öffnen;
  • - 20 veränderten Bestimmungen für Schüler(innen), die geschlechtsspezifisch ausgerichtet waren (z.B. in Bezug auf Kleidung);
  • - 21 Institutionen übernahmen verschiedene andere Veränderungen, die in dem Gesetz vorgesehen sind.

Dies ist ein äußerst mageres Ergebnis und PEER stellt die Frage, warum HEW so wenig mit soviel erreicht hat. Die Antwort läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Angestellten des Civil Rights Office, das die Klagen bearbeitet, wußten selbst nicht, wie das Gesetz in einzelnen Fällen zu interpretieren war. Andererseits wurden auch eindeutige Fälle nicht oder nur sehr verspätet bearbeitet. PEER folgert, daß das Engagement der Bundesregierung, Bürgerrechte durchzusetzen, seit Mitte der 60er Jahre nachgelassen hat. Darüber hinaus scheint die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Diskriminierung abzuschaffen, den Mitarbeitern von HEW nicht sehr dringend zu sein: HEW selbst kann unter 200 leitenden Angestellten nur 1/6 Frauen aufweisen. Aus allgemeiner Verwirrung und möglichem Desinteresse ergibt sich mangelnder Willen, sich der Kontroverse, die ein solches Gesetz hervorruft, zu stellen. PEER's Schlußfolgerung ist ein Aufruf an Bürger(innen), sich bei der Regierung auf lokaler und nationaler Ebene zu beschweren und zu fordern, daß Title IX in die Praxis umgesetzt wird. Als ersten Schritt schlagen sie vor, die Bearbeitung von Klagen durchzusetzen.
Dort, wo HEW sich für Title IX einsetzte, sind auch Ergebnisse zu verzeichnen. So wurde mehreren Schulen in Chicago Bundesgelder entzogen und 1400 pädagogischen Institutionen in Kalifornien wurde gesagt, daß sie innerhalb von 90 Tagen den Richtlinien Folge leisten müßten, wenn sie nicht Bundesgelder verlieren wollten. Shit Tey McCune, die auf diesem Gebiet mit der Gewerkschaft National Education Association gearbeitet hat, plädiert dafür, Klagen durchzuziehen:

»Zum Gericht zu gehen hat bei der Durchsetzung der Gesetze geholfen und hat gleichzeitig die gesetzlichen Maßnahmen klarer gemacht und näher bestimmt. Frauenorganisationen wie der National Organisation of Women (NOW), Defense Fund, die Women's Equity Action League (WEAL) und verschiedene Lehrerorganisationen haben Gerichtsfälle erfolgreich durchgezogen, auf dem Gebiet der Frauenrechte im allgemeinen und in pädagogischen Fragen im besonderen. Die National Education Association hat z.B. über drei Millionen Dollar für diese Arbeit in den letzten Jahren ausgegeben.«[52]

Die Kritik hat sich nicht nur auf die mangelhafte Durchführung des Gesetzes beschränkt. Von verschiedenen Seiten der Frauenbewegung und Berufsorganisationen ist inhaltliche Kritik an Title IX geübt worden. Es wurde beanstandet, daß in Titel IX Curriculum und Schulbücher nicht abgedeckt sind. Die Feminist Press stellte somit in einem Statement an den Direktor des Office for Civil Rights, Department of Health, Education and Welfare fest, daß Verlage, die sich vor Verabschiedung des Gesetzes von der Frauenbewegung so stark unter Druck gesetzt fühlten, daß sie Änderungen ihrer Veröffentlichungen in Erwägung zogen und zum Teil dazu Richtlinien herausgegeben hatten, jetzt meinten, zumindest eine Zeitlang wieder freien Lauf zu haben.
Die Tatsache, daß Lehrmittel in Title IX nicht abgedeckt sind, führte zu Aktionen in den einzelnen Ländern. So wurde in Kalifornien auf die Initiative von Eltern- und Lehrergruppen ein Gesetz verabschiedet, das die Verwendung von Lehrbüchern mit geschlechtsstereotypen Darstellungen ab 1975 untersagte. Was in diesen Gesetzen fehlt, sind Sanktionen, die ihre Einhaltung sicherstellen. Ein paar Schulbuchverlagen wurde gesagt, daß ihre Bücher nicht wiederbestellt würden, wenn sie keine Änderungen vornähmen. Die Änderungen, die vorgenommen werden, sind dann jedoch meist minimal.
Es gibt inzwischen eine Reihe von Staaten, die ähnliche Gesetze gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung im Ausbildungswesen verabschiedet haben (Kalifornien, Illinois, Massachusetts, Texas, Minnesota, Washington, Pennsylvania, New Jersey). Diese Gesetze beziehen sich entweder nur auf die Inhalte von Schulbüchern (z.B. in Kalifornien) oder sie betreffen eine Reihe von Bereichen: Zugang zu Ausbildungsprogrammen (wichtig z.B. in Sport und in Fachschulen), Berufsberatung, Curriculum und Lehrmittel, außerschulische Aktivitäten sowie Räumlichkeiten und Ausstattung (z.B. in Massachusetts). Andere haben Erklärungen abgegeben, die aber nicht binden sind (z.B. New York). (Auszüge der Richtlinien der Gesetze von Kalifornien und Massachusetts sind im Anhang abgedruckt.) Diese Gesetze kamen auf Druck der Frauenbewegung zustande. Frauenverlage und Frauenorganisationen trafen sich mit Regierungsvertretern, um ihnen Gesetzesentwürfe für Lehrpläne, Schulbücher etc. zu unterbreiten.
Die Ergebnisse all dieser Bemühungen sind beschränkt und die Notwendigkeit besteht weiterhin, ständig Druck von unten auszuüben. Der Vorteil dieser Gesetzgebung ist, daß Frauen sich im Kampf um Veränderungen darauf berufen können.
So schätzt Florence Howe diese Kampagnen weiterhin als wichtig ein:

»Ich meine, die Kämpfe auf legislativer Ebene müssen neben allen anderen Aktivitäten weiter ausgefochten werden. Title IX hat keine straffen Richtlinien und viele Leute halten sich nicht an das Gesetz; sondern warten, bis es im Gericht getestet wird. Wir müssen noch besser werden in diesem Kampf und ich denke, daß wir auf dem Weg dazu sind. Im Moment befinden wir uns in einer schwierigen Phase. Wie bei der Bürgerrechtsbewegung von Schwarzen und anderen Minderheiten ist die rechte Opposition so stark wie die Bewegung geworden. Die Bewegung muß jetzt wieder stärker vorwärts drängen als die Opposition. Dies ist ein ständiger Prozeß - soziale Veränderungen werden nie in einer geraden Richtung voranzutreiben sein.«[53]

Zusammenfassung

Ich habe die verschiedenen Organisationen und Initiativen weitgehend unkritisch dargestellt, d Ji. nicht versucht, politische Unterschiede herauszuarbeiten und einzuschätzen. Ein Grund dafür ist, daß mir dies nicht möglich ist, da ich nur mit einigen Gruppen persönlichen Kontakt gehabt habe und da die politische Analyse der anderen Gruppen nicht unbedingt aus den Materialien, die mir vorliegen, ersichtlich ist. Ganz allgemein möchte ich feststellen: Sicher gehen einige der Initiativen von einem Konzept aus, das an den Rollen (hier Geschlechtsrollen)-begriff der bürgerlichen Soziologie anknüpft. Das heißt, daß sie geschlechtsspezifische Funktionen in der Gesellschaft verankert und von Kindern und Erwachsenen internalisiert sehen, aber meinen, daß durch eine veränderte Sozialisierung diese Rollen »abgelegt« oder von vornherein vermieden werden können. Andere Fragen stellen sich, so z.B. in wieweit das Erziehungswesen fundamentale gesellschaftliche Veränderungen hervorrufen kann und daran anschließend, wo die Gruppen die Verbindungen zu anderen Kämpfen mit diesem Ziel sehen oder herstellen. Häufig ist die Auseinandersetzung mit sexistischer Sozialisation leider hauptsächlich die Sache weißer Frauen. An diesem Punkt ist von Frauen teilweise Selbstkritik geübt worden. So schreiben Stacey, Béreaud und Daniels in ihrer Einleitung zu dem Buch And Jill came tumbling after: Sexism in American education:
Obwohl wir versucht haben, es zu verhindern, ist dies hauptsächlich ein weißes mittelständisches Buch. Minderheiten und Arme sind auf jeden Fall von Sexismus betroffen und leiden unter vielen der Probleme, die hier ausgeführt werden. Tatsache ist, daß Frauen in diesen Gruppen die schlimmste Behandlung in der Ausbildung und am Arbeitsplatz erfahren. Aber die selten zugegebene Realität ist, daß der Feminismus eine vornehmlich weiße Mittelklassenbewegung ist, die die Tendenz gehabt hat, sich auf die Probleme weißer Mittelklassefrauen zu konzentrieren. Frauen aus Minoritäten und arme Frauen haben sich verständlicherweise mehr mit Rassen- und Klassenproblemen abgegeben. Trotz vieler theoretischer Bemühungen gibt es noch keinen organisatorischen Rahmen, der die Aktivitäten von Geschlechter-, Rassen- und Klassenkämpfen vereint. Wir hoffen und glauben, daß dieses Buch für arme und Minoritätsschwestern nützlich sein wird, aber wir sind uns klar darüber, daß sie in dieser Auswahl unzulänglich repräsentiert sind.[54]
Die Organisation Change for Children hat zumindest in ihrem internen Rahmen versucht, diese Probleme anzugehen: Die Mitglieder sind verschiedener ethnischer Herkunft, und sie kämpfen in ihrer Arbeit gegen Sexismus sowie auch gegen Rassismus. Die Arbeit von Susan Groves im Berkeley Public School System ist auf demselben Prinzip aufgebaut. Viele der Lehrmaterialsammlungen, die ich oben vorstellte, sowie die Veröffentlichungen der Feminist Ness schließen Texte über Frauen und Mädchen verschiedener ethnischer und Klassenherkunft ein. Was theoretisch vertreten wird, wird also in Ansätzen in die Praxis umgesetzt. Der Ausbau dieser Praxis hängt auch von der allgemeinen Entwicklung der Frauenbewegung ab.
Positiv ist festzustellen, daß hier mit einem ungeheuren Arbeitsaufwand die Diskriminierung in Curricula offengelegt wurde. Lehrbücher aller Disziplinen wurden daraufhin analysiert und der Sexismus im Unterricht, in der Schulstruktur, in Berufsberatung, außerschulischen Aktivitäten und in der Personalpolitik wurde bloßgesteht. Frauen sind nicht bei der Analyse stehengeblieben. Aktionen haben sich auf den verschiedensten Ebenen entwickelt: affirmative action gibt es mittlerweile an vielen Universitäten und Colleges, Schülerinnen organisieren sich, sie nehmen z.B. an Sportarten teil, die ihnen bisher versagt waren und fordern die gleichen finanziellen Aufwendungen, wie sie für Jungen gemacht werden. Lehrbuchverlage sehen sich mit einem wachsenden Angebot an alternativen Unterrichtsmaterialien konfrontiert. Schulverwaltungen werden gezwungen, konkrete Schritte zu machen, um den institutionalisierten Sexismus abzubauen. Lehrerinnen organisieren sich gegen die Ausbeutung und Unterdrückung in ihrer Berufssituation. Lehrerinnen und auch Lehrer haben begonnen, sich mit ihren eigenen sexistischen Einstellungen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Dies alles ist ein wichtiger Bestandteil des feministischen Kampfes.