Prostituierte gehörten in der Frühen Neuzeit zum Stadtbild. Es war kaum möglich, den Rialto zu überqueren, ohne ihnen zu begegnen. Der spanische Matrose, der sich in Sevilla ausschiffte, wurde umgehend ihrer Reize und Lockrufe gewahr. Sie belagerten die Londoner Theaterbesucher auf dem Weg zu Covent Garden, und der Pariser Handwerker stolperte vor den Wirtshäusern der Vorstädte über sie. Inmitten des Lärms europäischer Städte, in dem Marktschreier ihre Waren feilboten, konnte man gewöhnlich gegen Abend die etwas verhaltenere und verführerische Frage vernehmen: »Wie wäre es mit einer netten Bekanntschaft?«
Den Angaben zeitgenössischer Beobachter zufolge waren Prostituierte nahezu überall anzutreffen. Bei einer Volkszählung in Venedig im Jahre 1526 wurden unter 55 035 Einwohnern auch 4 900 Dirnen registriert. Zuhälter und Kupplerinnen eingeschlossen, scheint es, daß etwa 10 Prozent der venezianischen Bevölkerung von diesem Gewerbe lebten.[1] In der Mitte des 18. Jahrhundert wurde in Paris die Zahl der Prostituierten auf 10 000 bis 40 000 oder 10 bis 15 Prozent der erwachsenen weiblichen Einwohnerschaft geschätzt.[2] Für London veranschlagte ein deutscher Reisender die Zahl der Prostituierten auf 50 000, ohne die ausgehaltenen Frauen und Kurtisanen mitzuzählen.[3] Alle diese Angaben muten gewaltig übertrieben an: Dem rechtschaffenen oder auch nicht so rechtschaffenen Beobachter erschien jede Dirne wie zehn Dirnen. Doch wie phantastisch diese Schätzungen auch gewesen sein mögen, Prostituierte nahmen in den frühneuzeitlichen Städten einen wichtigen Platz ein, und käuflicher Sex war für viele Frauen eine gelegentliche oder regelmäßige Einnahmequelle.
Wie lassen sich jene Frauen charakterisieren? Waren sie Rebellinnen, wild entschlossen, die herrschende patriarchalische Ordnung zu untergraben? Oder waren sie Opfer, ahnungslose Stützen der männlichen Vorherrschaft? Einerseits bewegte sich die Prostituierte in einer Männerwelt und lebte davon, sich an Männer zu verdingen. Wirtshäuser, Spielhäuser und Kasernen waren ihre Welt. Sie hatte sich den Männern zu fügen und deren Launen zu ertragen, sie war die Zielscheibe männlicher Phantasien, aber auch Gegenstand der Verachtung, wurde von der Obrigkeit gehetzt und mißhandelt. Gewöhnlich existierte sie im Polizeiregister lediglich als Name oder Nummer - als Niemand ohne eigene Stimme oder Identität.
Andererseits war die Prostituierte, weil sie selbständig über ihren Körper verfügte, eine ständige Herausforderung für brave Bürger und erschütterte die Grundfesten des Patriarchats. Sie entschied darüber, wann und wem sie ihre Gunst schenkte und stellte ihre Sexualität offen zur Schau. Die Dirne unterminierte öffentlich das exklusive Recht von Vätern und Ehemännern auf die Kontrolle weiblicher Sexualität. Weit entfernt davon, unterwürfig und still zu sein, erhob sie selbstbewußt ihre Stimme. Ihre Geschichte teilt uns eine Menge über das Schicksal und die Lebensbedingungen der Frauen zwischen 1500 und 1800 mit.
Rebellin oder Opfer: Während des späten Mittelalters war die Prostituierte keines von beidem. Sie war ein Mitglied der städtischen Gemeinschaft, eine selbstbewußte Bürgerin, die einen wichtigen und angesehenen Platz im städtischen Leben innehatte. Im Europa des Mittelalters und der Renaissance wurde die Prostitution nicht nur geduldet, sondern sogar allgemein anerkannt und institutionalisiert. In Florenz und Venedig kennzeichneten die Stadtväter verschiedene Straßen - das Gebiet um den Mercato Vecchio in Florenz und den Rialto in Venedig - als offizielle Rotlichtviertel, in denen die käufliche Liebe in der Hoffnung, damit dem angeblichen Anwachsen der Homosexualität und dem Rückgang der Eheschließungen zu begegnen, gefördert wurde. Berühmte Familien wie die Medicis sowie die venezianischen Aristokraten besaßen Häuser, die von Dirnen bewohnt wurden, und sie profitierten anscheinend ohne Scham von den Gewinnen des Gewerbes. In Florenz gar wurde die Prostitution durch die Einrichtung eines speziellen Gerichtshofes - die Onesta - geschützt, dessen Polizei durch den Rotlichtbezirk patrouillierte.
In den Städten außerhalb Italiens wurden im Laufe des 15. Jahrhunderts öffentliche Bordelle errichtet. Die Lizenz zum Betreiben dieser Häuser wurde in Straßburg (1469), München (1433), Sevilla (1469) und in den Städten des Rhone-Tals an einen Frauenwirt, einen Bordellpadre bzw. eine abbesse versteigert. Außer in Frankreich waren die Besitzer und Betreiber öffentlicher Bordelle Männer. Sie hatten das Recht, den Dirnen das Zimmer, teilweise aber auch das Essen zu berechnen sowie einen Teil von deren Einkünften einzubehalten. Im Gegenzug mußten sie gewisse Regeln befolgen. Meistens wurde von Seiten der Obrigkeit darauf bestanden, daß städtische Bordelle an Fastentagen geschlossen blieben und Ehemännern und Priestern der Zutritt verwehrt wurde. Zuweilen wurden Prostituierten, die sich zu lange bei einem bestimmten Freier aufhielten, von den Gemeinden auch Bußgelder auferlegt - enge Beziehungen zwischen Dirnen und ihren Freiern wurden gemeinhin nicht geduldet.
Trotz gewisser Ähnlichkeiten war das mittelalterliche Bordell mit dem maison dose des 19. Jahrhunderts nicht zu vergleichen. Dirnen kamen und gingen unbehelligt und fanden ihre Kunden in Wirts- und Badehäusern. Überdies betrieb eine Unmenge inoffizieller Prostituierter, sogenannte insoumises, zumeist jüngeren Alters, dem Monopol der Stadtmagistrate zum Trotz ihr Gewerbe außerhalb der Bordelle. Manchmal belangte man sie deswegen, generell jedoch wurde allen Prostituierten ein Platz im rituellen Leben ihrer Gemeinden zugebilligt. In Deutschland waren sie bei Hochzeiten angesehene Gäste, in Lyon nahmen sie an den städtischen Prozessionen und Festen teil.
Ähnlich wie Augustinus betrachteten die städtischen Magistrate die Prostitution gegenüber dem Ehebruch oder der vorehelichen Defloration als geringeres Übel und sahen in ihr ein Bollwerk der Ehe. Dirnen stellten ein Ventil für den männlichen Sexualtrieb und somit auch einen Schutz für Ehefrauen und Töchter ehrlicher Kaufleute dar. Gleichzeitig förderten sie eine »normale« sexuelle Aktivität, wodurch sie wiederum die Ehe und deren rechtmäßige Nachkommenschaft sicherten. Daß die meisten Dirnen keine Einheimischen waren, kam der politischen Elite bei der Rechtfertigung dieser freizügigen Praxis durchaus entgegen, und daß die meisten Mädchen ohnehin schon ihren guten Ruf verloren hatten oder von herumstreunenden Banden junger Männer vergewaltigt worden waren, beruhigte obendrein das Gewissen der braven Bürger. Mit minimalem Kostenaufwand schufen die Stadtväter somit innerhalb des urbanen Gefüges einen Ort für das männliche Triebleben.
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts allerdings hatte man einen Großteil der öffentlichen Bordelle bereits geschlossen: in Augsburg im Jahre 1532, in Basel 1534 und in Frankfurt 1560. Sevilla folgte diesem Beispiel im Jahre 1620. In Italien wurden keine so drastischen Maßnahmen ergriffen. Obgleich sie die Rotlichtbezirke nie offiziell sperrten, gingen die Behörden in Florenz und Venedig nach 1511 strenger gegen die Prostitution vor und suchten, sämtliche Spielarten dieses Gewerbes zu unterdrücken. In ganz Europa begann die Obrigkeit, die inoffizielle Prostitution einzuschränken. Mit einer Reihe von Erlässen wurde die käufliche Liebe kriminalisiert. Die Verordnung von Orleans aus dem Jahre 1560 untersagte den Besitz und das Betreiben von Bordellen. Philipp IV. ließ 1623 die Bordelle in ganz Spanien schließen. 1650 war das städtische Freudenhaus eine Einrichtung der Vergangenheit geworden.
Die meisten Historiker und Historikerinnen führen die plötzliche Kriminalisierung der Prostitution auf das verstärkte Auftreten von Syphilis zurück. Tatsächlich aber kam es zu den ersten Schließungen von Bordellen erst etwa dreißig Jahre nach Ausbruch der furchtbaren Syphilisepidemie von 1490.[4] In einem Fall, nämlich in Sevilla, wo es im Jahre 1568 einen epidemischen Zuwachs von Geschlechtskrankheiten zu verzeichnen gab, sahen sich die Behörden sogar dazu veranlaßt, die Zahl der öffentlichen Prostituierten zu erhöhen, anstatt das städtische Freudenhaus abzuschaffen.[5] Eine Verbindung zwischen Prostitution und Syphilis wurde im 16. Jahrhundert nicht unbedingt hergestellt, obgleich sich Europäer für gewöhnlich darüber im klaren waren, wie man sich diese Krankheit zuzog und daß sie durch Prostituierte verbreitet wurde. Allerdings betrachteten sie Syphilis nicht als die gefährlichste oder nennenswerteste Bedrohung, die die Prostitution darstellte. Anders als ihre Nachfahren im 19, Jahrhundert fürchteten die Männer der Frühen Neuzeit weniger um ihren Körper, als vielmehr um ihre Seele.
Religiöser Wandel scheint der wesentlichste Faktor gewesen zu sein, der eine Änderung der Einstellung zur Prostitution bewirkte. In seiner Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation aus dem Jahre 1520 beklagte Martin Luther: »Ist das nit ein jämmerlich Ding, daß wir Christen unter uns sollen halten freie, gemeine Frauenhäuser, so war sind alle zur Keuschheit getauft?«[6] Im Zuge der Reformation sollten Männer denselben moralischen Maßstäben gerecht werden wie Frauen; das bedeutete Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe - dem männlichen Begehren durfte fortan nicht mehr durch die Einrichtung öffentlicher Bordelle nachgegeben werden. Für Luther und andere protestantische Reformatoren war die Augustinische Rechtfertigung der käuflichen Liebe nicht vertretbar. In einem kurzen Traktat über Bordelle widerlegte Luther dessen Ansichten und verwarf den Gedanken, demzufolge die Prostitution der Verhinderung weitaus größerer Sünden diene. Luther war der Auffassung, daß sie im Gegenteil der Unzucht Vorschub leistete und junge Männer ruinierte. Im Jahre 1543 warnte er die Studenten in Wittenberg vor Prostituierten, die vom Teufel gesandt wurden, um so manchen Jüngling ins Verderben zu stürzen. An anderer Stelle empfahl er im Interesse der Bewahrung der Männer vor Unzucht und zum Schutze der Ehe, Dirnen streng zu bestrafen.
Die protestantischen Reformatoren waren jedoch nicht die einzigen, die die käufliche Liebe verurteilten. Auch von katholischer Seite wurden vermehrt Stimmen gegen die Prostitution laut, und ähnliche moralische Bedenken schienen die Schließung von Bordellen in Frankreich, Spanien und Italien motiviert zu haben. Im späten 15. Jahrhundert begannen Prediger im Rhone-Tal öffentlich gegen die Prostitution zu wettern und auf das städtische Freudenhaus als Symbol für einen generellen Sittenverfall aufmerksam zu machen. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts war die Prostitution in Florenz ebenso verpönt und öffentlichen Schmähungen ausgesetzt wie die Homosexualität. Moralisten sahen nunmehr in der Hure eine ernsthafte Bedrohung für ehrliche Frauenzimmer und die Institution der Ehe. Ähnliche moralische Erwägungen, obgleich diese erst später laut wurden, führten auch in Spanien zum Ende der Duldung des Gewerbes. In Sevilla geißelten katholische Reformer die Prostitution und erreichten schließlich 1620 die Schließung des dortigen Bordells.
Allerdings war religiöser Eifer nicht allein verantwortlich für die Kriminalisierung der Prostitution. Gesetze zum Verbot der käuflichen Liebe wurden von einer Flut von speziellen Statuten begleitet, die das Äußere von Prostituierten zu regeln suchten. Gemeinden in Italien und im Rhone-Tal verabschiedeten Verordnungen zur Bestrafung von Dirnen, die sich als Männer verkleideten, sowie detaillierte Gesetze, die ihnen das Tragen eleganter Kleidung untersagten. In Frankreich, Deutschland und Genf fiel die Verfolgung von Prostituierten mit den Hexenprozessen und der Schließung der Badehäuser zusammen. Diese Aktionen scheinen eine wachsende Angst vor der weiblichen Sexualität und eine generelle Besorgnis über die Verwischung von Geschlechts- und Standesunterschieden widerzuspiegeln. Für die Florentiner Stadtväter und die deutschen Bürger stellten Prostituierte, die sich als Männer oder, schlimmer noch, als ehrbare Frauen verkleideten, eine Bedrohung der sexuellen und sozialen Hierarchie dar.
Die Schließung von Freudenhäusern war nicht ausschließlich das Ergebnis solcher Ängste; sie war vielmehr auch eine Reaktion auf die konkreten Veränderungen der Prostitution selbst. Obgleich wir keinesfalls über schlüssiges Beweismaterial verfügen, deutet vieles darauf hin, daß ein Großteil der Prostituierten mobiler und unabhängiger geworden war. Die meisten hatten anscheinend die städtischen Bordelle bereits vor deren Schließung verlassen und manche waren sogar finanziell erfolgreich. Die Gemeinden fanden es zunehmend schwieriger, die käufliche Liebe auf die konzessionierten Freudenhäuser zu beschränken. In Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland gingen der Schließung städtischer Bordelle zahlreiche Verordnungen voraus, die die Prostitution außerhalb der einschlägigen Häuser einzudämmen und zu kontrollieren suchten. Die Stadtväter von Florenz, Augsburg, Dijon und Sevilla klagten, daß Dirnen ihr Gewerbe auch unabhängig von den öffentlichen Freudenhäusern betrieben. Im Jahre 1490 wohnten viele - vielleicht die meisten - der Prostituierten außerhalb der Bordelle, arbeiteten selbständig und kümmerten sich nicht um die örtlichen Vorschriften. In Frankfurt beispielsweise gingen so viele Dirnen außerhalb des städtischen Freudenhauses ihrem Gewerbe nach, daß sich 1501 niemand mehr bereit erklärte, das Amt des Frauenwirts zu übernehmen, da die dortige Einrichtung nicht mehr gewinnträchtig war.[7]
Nach den spärlichen Überlieferungen scheint ab dem frühen 16. Jahrhundert die Mehrzahl bzw. wenigstens ein Großteil der Prostituierten in europäischen Städten unabhängig gelebt und gearbeitet zu haben. Manche von ihnen zogen auch durch die Stadt und das Umland. Der Frankfurter Magistrat beschwerte sich darüber, daß »fremde« Dirnen während der Messen in die Stadt einfielen, und in Paris waren die großen Märkte von Saint Germain und Saint Laurent wegen der hohen Zahl sich dort herumtreibender Dirnen berüchtigt. Während jener Zeit nahm auch die Zahl der Marketenderinnen zu. In Straßburg, Frankfurt und Nürnberg beklagten sich die Stadtväter über Frauen, die den Truppen folgten, zuweilen vor den Stadtmauern kampierten und dort für Aufruhr und Unordnung sorgten. Mit dem Anwachsen der Armeen vergrößerte sich auch das Heer der Marketenderinnen. Demzufolge dürfte das Erstarken des Staates mit seiner gewachsenen Militärmacht die Kriminalisierung der käuflichen Liebe befördert haben. Im Laufe des 16. Jahrhunderts, so der Historiker Jacques Rossiaud, entwickelte sich die Prostitution zu einem mehr und mehr gefährlichen und schändlichen Gewerbe.[8] Marketenderinnen und deren randalierende Freier prägten zunehmend die Welt der käuflichen Liebe, und die Prostitution wurde gleichgesetzt mit dem Chaos, Stehlen und Morden, das bewaffnete Truppen gemeinhin nach sich zogen. Mithin wurde Prostitution nicht nur als bedrohlicher wahrgenommen, sie war es auch.
Außerdem war sie für manchen auch kostspieliger geworden. Im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert begann sich ein neuer Typ von Dirne herauszubilden - die Kurtisane. Bereits am Ende des 15. Jahrhunderts wetterten Prediger und die städtischen Obrigkeiten in Dijon, Venedig, Florenz und anderen Orten gegen das Auftreten eines neuen Typs von Prostituierten, die elegante Kleider trugen und ihrem Gewerbe heimlich nachgingen - kurzum, gegen jene Prostituierten, die mit ihrer Tätigkeit eine ernsthafte Bedrohung für die Institution der Ehe darstellten, indem sie ehrbare Männer erst verführten, um sie anschließend dauerhaft an sich zu binden.
Obgleich der Aufstieg der Kurtisane erst noch der gründlichen historischen Erforschung bedarf, scheint er einen grundlegenden Wandel in den Gewohnheiten und Anschauungen der Elite zu signalisieren. Offensichtlich hatten die Reichen keine Lust mehr darauf, den städtischen Bordellen einen regelmäßigen Besuch abzustatten; sie gaben dem heimlichen Vergnügen den Vorzug. Ebenso zogen sie eine gepflegtere und intimere Art des sexuellen Abenteuers vor. Bedeutet die Geburt der Kurtisane, daß die Oberschicht eine Vorliebe für kultivierte sexuelle Beziehungen entwickelt hatte? Große Kurtisanen wie die venezianische Dichterin Veronica Franco und die Schriftstellerin Tullia d'Aragona boten mehr als nur Sex: Sie verhießen Erotik, d.h. sexuelle Vergnügungen mit einer eleganten und versierten Expertin. Es war kein Zufall, daß das erste pornographische Werk - Pietro Aretinos Ragionimenti (1534) - eine Kurtisane als Protagonistin hatte. La cortegiana beflügelte die Phantasie, gab aber auch Anlaß zur Besorgnis. Anders als die kranke, widerliche Bordellprostituierte drohte die Kurtisane, die Männer von ihren rechtmäßigen Ehefrauen wegzulocken und ehrbare Jünglinge von ihrer Partnersuche abzuhalten.
Kurtisanen waren unabhängiger und hatten sicherlich mehr Geld zur Verfügung, als ihre Schwestern, die sich an Soldaten hefteten oder sich in Bordellen verdingten. Paradoxerweise hatte eben gerade die zunehmende Kriminalisierung gewisse Vorzüge im Hinblick auf Eleganz und Wohlstand mit sich gebracht. Im Zuge der Bordellschließungen widersetzten sich viele Prostituierte den Vorschriften und gingen ihrem Gewerbe, wie die meisten heutigen Prostituierten auch, selbständig bzw. unter der Aufsicht anderer Frauen nach. Die Kriminalisierung zwang zu größerer Vorsicht. In diesem Prozeß schlüpften ältere Frauen als Mutter oder Herrin einer Prostituierten in die Rolle der bis dahin männlichen Bordellbesitzer und Frauenwirte und übernahmen deren geschäftliche Funktion. Zuhälter waren sicherlich keine Seltenheit. In Venedig beherrschten auch weiterhin lenos wie ehedem das Gewerbe. Im allgemeinen jedoch fungierten anderswo ältere Frauen, zumeist ehemalige Dirnen, als Vermittlerinnen zwischen Freiern und Prostituierten und sicherten sich somit einen Großteil der Gewinne, die ursprünglich den männlichen Bordellbesitzern und -betreibern zugeflossen waren. Um 1600 zählte die Prostitution zu den wenigen Gewerben, die nahezu ausschließlich von Frauen kontrolliert wurden.
Es ist wahrscheinlich, daß die Kriminalisierung sowie die daraus für Dirnen und Freier notwendig gewordenen Vorsichtsmaßnahmen für die Veränderungen innerhalb des Gewerbes verantwortlich waren. Weniger einfach läßt sich die Umstellung von Zuhältern auf Kupplerinnen erklären. Vielleicht wähnte sich der Freier, der eine Nacht mit einer Dirne auf deren Zimmer verbrachte und das Geschäft lediglich mit der alten Kupplerin und dem Mädchen abwickelte, sicherer vor einer möglichen Enthüllung seiner Ausschweifungen als im Beisein eines Zuhälters.
Die Kriminalisierung brachte - und das ist ja nicht überraschend ebenso viele Nachteile wie Vorteile für das Gewerbe mit sich. Für die Prostituierten war die größer gewordene Autonomie mit den damit verbundenen Risiken sowie neuen Unterdrückungsmechanismen verbunden. Unter dem früheren offiziell gelenkten System genossen Prostituierte den Schutz der Stadtväter, Obgleich es häufig Vergewaltigungen gab, trugen registrierte Dirnen ein unverkennbares Zeichen, das sie vor herumstreunenden Banden junger Männer schützte. Offizielle Prostituierte konnten auch, wurden sie von Freiern geschlagen oder betrogen, den Magistrat um Unterstützung ersuchen. Der Dirne der Frühen Neuzeit bot sich keine solche Zuflucht. Nun selbst eine Kriminelle, konnte sie die Ordnungshüter nicht mehr um Schutz bitten vor Haus- und Kneipenbesitzern, die ihr zu viel Geld abverlangten, oder vor Freiern, die sie schlugen oder die Zahlung verweigerten. Solche Freier gab es zuhauf, und gelegentlich sprangen Pariser Polizeiinspektoren, insbesondere die der Sittenpolizei, der Prostituierten bei. Erpresser und Schutzgeldeintreiber waren eine weitere dauerhafte Plage; sie schliefen mit Prostituierten, um ihnen dann die Bezahlung unter der Androhung zu verweigern, sie der Polizei auszuliefern. Oder sie forderten einen Teil der Einnahmen der Prostituierten als Gegenleistung für ihr Schweigen. Weil sie keinen offiziellen Schutz mehr genossen und ihrem Gewerbe außerhalb der Legalität nachgingen, stellten Dirnen vermehrt souteneurs oder Zuhälter ein. In Paris beispielsweise konnte so mancher ehemalige Soldat oder Spieler sich als Wächter eines Bordells verdingen, der ungebärdige Freier im Zaum hielt und neugierige Nachbarn einschüchterte; in Marseille trat der souteneur als Vermittler zwischen den kleinen Bordellen des Hafenviertels und den Offizieren der im Hafen liegenden Schiffe auf. Da die Behörden Zuhälter gewöhnlich in Ruhe ließen, vorausgesetzt, daß sie keine ehrbaren Mädchen belästigten, sind die uns verfügbaren Angaben über deren Zahl und Tätigkeiten äußerst vage. Allerdings scheinen sie, ebenso wie die Polizisten, im Verlauf des 18. Jahrhunderts zahlreicher geworden zu sein.
Die Kriminalisierung setzte Prostituierte auch in zunehmendem Maße der Gewalt und dem Diebstahl aus. Außerdem waren sie der Härte der Justiz schutzlos ausgeliefert. Eine Reihe von Gesetzen, die mit dem Erlaß vom 20. April 1684 ihren Anfang nahm, führten in Frankreich strenge Bestrafungen für Prostituierte ein (Einkerkerung in einem besonderen Krankenhaus) und statteten die Polizei mit uneingeschränkter Aufsicht über die Prostituierten aus. In den Jahren 1713, 1724, 1734, 1776 und 1777 wiederholten jeweilige königliche Edikte die Auflagen des ursprünglichen Gesetzes und bekräftigten die polizeilichen Befugnisse. Trotz dieser königlichen Verordnungen verblieben die Befugnisse in Angelegenheiten der Prostitution in jenen Händen, in denen sie seit eh und je geruht hatten - denen der Gemeinden. Paris nahm dabei eine gewisse Sonderrolle ein: Der Polizeigouverneur war ein königlicher Beamter mit Pauschalgewalt, und die Erhaltung der öffentlichen Ordnung in der Hauptstadt lag der Krone besonders am Herzen. Die Provinzregierungen - Städte wie Marseille, Nantes, Lyon oder Montpellier - mußten sich mehr oder weniger selbst um die Wahrung der Sitten kümmern. Das Ausmaß der Reglementierung sowie die Strenge der Bestrafung waren von Ort zu Ort verschieden; diesbezüglich hatte sich seit dem Mittelalter nur wenig geändert - der Gemeinde oblag auch weiterhin die Aufsicht über ihre Dirnen.
Was sich allerdings änderte, war die Zahl der Polizisten und deren Befugnisse. Paris stand dabei an vorderster Front. Dort beschäftigte sich ein ganzes Heer von Polizeiinspektoren eigens damit, Informationen über exponierte Prostituierte - meistens Operntänzerinnen und Schauspielerinnen - zu sammeln. Die etwas prosaischeren Straßendirnen wurden in periodischen Abständen einfach aufgelesen und gewöhnlich freitags vor den Polizeigouverneur gebracht, um anschließend geschlossen verurteilt zu werden. Trotz ihrer im Vergleich zu früheren Zeiten zahlenmäßig gewachsenen Stärke waren die Polizisten jener Zeit keinesfalls ähnlich effektiv wie ihre heutigen Kollegen. Gesetze wurden ziemlich planlos und willkürlich durchgesetzt. Durchsuchungen und nächtliche Razzien der einschlägigen Viertel durch Sondereinheiten fanden lediglich sporadisch statt. Nur aufmüpfige Dirnen, die die Straße blockierten oder sich widersetzten, liefen Gefahr, festgenommen zu werden. Prostituierten, die wenigstens nach außen einen ehrbaren und unauffälligen Lebenswandel zeigten, spürten die Behörden für gewöhnlich nicht nach.
Diskrete Dirnen wurden normalerweise stillschweigend geduldet. Allerdings warteten auf diejenigen, die sich weniger zurückhaltend verhielten oder einfach nur Pech hatten, drastische Bestrafungen. Prostituierte, die von einer Patrouille oder von nächtlichen Wachtposten aufgegriffen wurden, brachte man ins Untersuchungsgefängnis Saint Martin (später ins Hotel de Brienne), um sie dann etwas später zu einer Haftstrafe zwischen zwei und sechs Monaten in der Salpetriere zu verurteilen. Die Urteile in der Provinz konnten wesentlich gesalzener ausfallen: Dirnen in Marseille verbrachten zuweilen während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zu fünf Jahre in einer maison deforce. Einmal in dem schmuddeligen, überfüllten Krankenhaus angelangt, wurden diese Frauen gewöhnlich als syphilitisch eingestuft - manchmal auch ohne vorherige ärztliche Untersuchung - und der Quecksilber»Kur« unterzogen, die einen Teil ihrer Bestrafung ausmachte.
Auf die körperliche sollte die moralische Heilung folgen. Viele jener europäischen Anstalten für Prostituierte wurden von Nonnen geführt und verfolgten sowohl geistliche als auch soziale Ziele. Während des 16. und frühen 17. Jahrhunderts errichteten fromme Katholiken in Spanien, Frankreich und Italien zahlreiche kleine Klöster bzw. Anstalten, die dazu bestimmt waren, Prostituierte aufzunehmen und zu einem anderen Lebenswandel zu erziehen. Der Orden der Zuflucht, der von der Visionärin Elizabeth de Ranfaing gegründet worden war, bot sündigen Mädchen in Nancy, Avignon, Marseille. Lyon und anderen Orten Schutz. In Florenz boten die Orden des Convertite und des Malmaritate und in Sevilla das Kloster Zum Süßen Namen Jesu sowohl reumütigen als auch weniger einsichtigen Prostituierten eine Zuflucht. Im frühen 18. Jahrhundert hatten jene Einrichtungen immer mehr ihre religiösen Funktionen verloren. Obgleich sie noch von Nonnen betrieben wurden, waren sie mittlerweile zu Strafanstalten geworden, die meistens vom Magistrat getragen und verwaltet wurden. Ein Stadtgericht in Marseille beispielsweise verurteilte Prostituierte zu langen Aufenthalten im einschlägigen örtlichen Kloster. Außerdem kam die Stadt auch Bittgesuchen verärgerter Eltern nach, wenn sie ihre eigenwilligen Töchter einzusperren suchten, um die Familienehre zu retten.
Eine Einweisung in solche maisons deforce war sehr gefürchtet. Doch normalerweise konnte eine Prostituierte ohne Verfolgung und Bestrafung ihrer Tätigkeit nachgehen, wenn es ihr nur gelang, die Nachbarn zu beschwichtigen, deren Gerede der häufigste Grund für Anzeigen war. Nach den vorhandenen Quellen dürften etwa 80 Prozent der in Marseille verurteilten Prostituierten von Arbeitern und Arbeiterinnen aus ihrer Nachbarschaft angezeigt worden sein. Obwohl die wenigen erhaltenen Quellen einen Vergleich erschweren, scheint diese Proportion in etwa mit der im übrigen Frankreich übereinzustimmen.
Die Rolle der Nachbarn bei der Verfolgung von Prostituierten wirft Licht auf die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Prostitution. Aus den Gerichtsakten von Nantes, Paris und Marseille ist klar erkennbar, daß Nachbarn sich dazu ermächtigt fühlten, das Verhalten lediger Frauen zu überwachen, und daß sie dem Gewerbe insbesondere dann äußerst ablehnend gegenüberstanden, wenn es Lärm, Unordnung und Gefahr für Leib und Leben mit sich brachte. In Marseille und Nantes wandten sich Nachbarn an die Polizei, wenn sie sich von den Freiern einer Prostituierten beleidigt oder bedroht fühlten. Sicherlich lag dem Eigentümer bzw. Verwalter eines Gebäudes sehr daran, Prostituierte daraus zu vertreiben, da er ansonsten zur Zahlung drastischer Bußgelder verurteilt werden konnte. Aber auch gewöhnliche Handwerker und Mieter beschwerten sich, und sogar die privilegierteren Bordellwirtinnen lebten in ständiger Angst, von ihren Nachbarn angezeigt zu werden. Die Risiken der käuflichen Liebe in jener Zeit brachten eine Isolierung bzw. Abgrenzung von den Arbeitervierteln mit sich.
Die Prostituierte mußte ihre Nachbarn fürchten, da sie nun ihrem Gewerbe nur noch in einem gemieteten Zimmer nachgehen konnte, meist in einem ehrbaren Haus statt in einem Bordell. Aufgrund der Kriminalisierung der Prostitution und der dadurch notwendig gewordenen Vorsicht verteilten sich die Dirnen über das gesamte Stadtgebiet.
Bordelle waren natürlich nicht ganz verschwunden, doch in ihnen wurde für gewöhnlich die käufliche Liebe entweder auf der höchsten oder niedersten Stufe des Gewerbes angeboten. In Paris und London offerierten einige wenige Luxusetablissements ungewöhnlichen Sex in diskreter Umgebung für zahlungskräftige Kunden. Für die weniger Zahlungsfähigen gab es eine Reihe pornographischer Texte, die vorgaben, eine akkurate Beschreibung der Aktivitäten jener elitären Etablissements zu liefern, allerdings aber hemmungslos deren Eleganz und Größe übertrieben. Dem Portefeuille de Madame Gourdan zufolge, einer kleinen Schrift über die berühmteste Pariser Bordellwirtin, bestand das Gourdansche Etablissement aus zahlreichen Zimmern, einem schwimmbadähnlichen Raum und einem unerschöpflichen Angebot williger Nymphen. Pariser Polizeiberichten zufolge zählten jedoch die meisten Bordelle tatsächlich nicht mehr als vier Zimmer und beschäftigten außer der Wirtin maximal drei Mädchen und einen Bediensteten. Als Casanova eines der bekanntesten dieser Pariser Häuser besuchte, fand er es nur mäßig eingerichtet und die Besitzerin häßlich und unverhohlen habgierig.
Das Arbeiterbordell am anderen Ende des Spektrums hingegen war zumeist lediglich ein Mietshaus, das vollständig von Straßendirnen bewohnt wurde. Der Cour Guillaume, gleich neben dem Palais Royal, war solch eine Einrichtung, in der mehr als 200 Prostituierte Zimmer zu astronomischen Preisen anmieteten. Dirnen in Marseille bewohnten ganze Gebäude in der Nähe des Carmelite, und in Nantes gab es ein Bordell mit vierzig Insassen. In diesen Häusern wurden die Prostituierten nicht von einer Bordellwirtin reglementiert. Sie kamen und gingen, wie es ihnen gefiel und suchten sich ihre Freier außerhalb des Hauses - auf der Straße oder in Wirtshäusern. Allerdings mußten sie sich mit ungewöhnlich hohen Mietzahlungen abfinden und waren auf die Diskretion des Hausbesitzers angewiesen.
Ein gemietetes möbliertes Zimmer in einem Privathaus bot zwar einen relativ diskreten Rahmen für die Ausübung des Gewerbes, brachte jedoch die Prostituierten in das Dilemma, einerseits unauffällig bleiben zu müssen, um einer Verhaftung zu entgehen, gleichzeitig aber genügend sichtbar zu sein, um Freier anzulocken. Manche Prostituierten lösten dieses Problem, indem sie sich einer Mittelsperson bedienten, einer marcheuse bzw. macquerelle. Die marcheuse sprach Kunden auf den öffentlichen Durchgangsstraßen an, besonders häufig auf den Boulevards von Paris; die macquerelle oder Kupplerin suchte den Kontakt zu Männern weniger offen. Sie stellte auch junge Mädchen ein, mietete Zimmer für sie an, lieh ihnen Geld und Kleider, zwang die Freier zu bezahlen und sahnte generell so viel wie möglich (manchmal bis zur Hälfte) von den Einnahmen der Prostituierten ab. Eine Kupplerin legte sich nicht mit widerspenstigen Freiern an, das war Aufgabe des Zuhälters oder souteneurs. Doch alles in allem verkaufte sie der Prostituierten ihre Dienstleistungen, wenn auch zu einem extrem hohen Preis.
Die meisten Prostituierten allerdings kamen ohne macquerelle aus und warben selbst in den einschlägigen Vierteln, den inoffiziellen Rotlichtbezirken, deren Lage von Stadt zu Stadt aufgrund von Geschichte und Tradition verschieden war. Meistens jedoch konnte man Dirnen in der Nähe wichtiger Märkte wie beispielsweise Les Halles und in verlasseneneren Gegenden finden. Sowohl in England, Frankreich als auch Deutschland zogen Prostituierte mit Cabarets umher, und nahezu jedes Mädchen, das in einem Wirtshaus bediente, wurde als käuflich angesehen. Einige Bars besaßen cabinets - kleine Zimmer für intime Zusammenkünfte —, andere vermieteten zu diesem Zwecke Kammern im Obergeschoß. Da jede »Nummer« mit einem gemeinsamen Essen und Trinken begann bzw. endete, war die Kneipe ein offensichtlicher Umschlagplatz für die käufliche Liebe. Manchmal war sie sogar der einzige Ort dafür. Die Wirtshäuser, Wein- und Tabakstuben des alten Hafens machten die Hauptzentren der Prostitution aus.
Mit den Veränderungen der Freizeit im 18. Jahrhundert ergaben sich auch neue Gelegenheiten für die Prostitution; die Vergnügungsgärten der Reichen (Vauxhall, das Colisee, Ranelagh) waren ein Tummelplatz für Dirnen. In den verarmten Pariser Außenbezirken und entlang der Rhone waren es vornehmlich die guinguettes bzw. Vorstadttavernen, in denen sich die Dirnen aufhielten. Prostituierte waren besonders zahlreich in Porcherons, einem verrufenen Vorort in der Nähe des Montmartre. Dort arbeiteten sie in großen Cabarets und verdingten sich auf den Tanzflächen, die sich hinter den Wirtshäusern befanden, an Soldaten und Arbeiter oder wickelten ihr Geschäft gar auf den Wiesen des Montmartre ab.
Auch das Theater war ein Magnet für Prostituierte. Sie bevölkerten nicht nur die Pariser Boulevards, auf denen die Tagelöhner Zerstreuung suchten', sie hielten sich auch in der Gegend respektabler Theater auf, wie etwa der Comedie Francaise in Paris, Covent Garden in London und dem Theater am Place des Celestins in Lyon. Wenn die Theater umsiedelten, zogen die Dirnen mit. Selbst in den Foyers und Gängen der Theater tummelten sie sich. Sobald der Vorhang fiel, hasteten sie auf die Straße hinaus, um sich an die Fersen der das Theater verlassenden Männer zu heften.
Schauspielerinnen und Sängerinnen wurden gewöhnlich als Prostituierte angesehen, und die meisten von ihnen waren es auch. Die Akten der Pariser Polizeikommissare Marais und Meunsier aus den Jahren um 1750 sind sehr aufschlußreich. Die typische Pariser Kurtisane war eine noch sehr junge Operntänzerin oder Studentin am magasin (Lagerhaus) - wie diese Stätte vielsagend bezeichnet wurde -. deren Aufnahme in die königliche Theatertruppe zumeist von einem älteren Liebhaber veranlaßt wurde. Eine Stelle an einem der königlichen Theater verlieh ihr eine gewisse Immunität gegenüber der Verfolgung durch die Sittenpolizei. Das Mädchen, das vom prevot des marchands aufgenommen worden war, konnte von seinem Vater nicht wegen losen Benehmens eingesperrt werden und war somit in der Lage, das Leben einer Kurtisane zu führen, ohne jemals Angst vor einem lettre de cachet haben zu müssen. Für ihre Dienste konnte die Operntänzerin von ihrem Liebhaber - ob Bankier oder Mann aus dem Adel - einiges als Gegenleistung erwarten: Er kleidete sie ein und stellte ihr sowohl Möbel als auch eine Wohnung in Saint Germain zur Verfügung. Allerdings konnte sie kaum mit großzügigen Bargeldbeträgen rechnen. Wenn wir den Polizeiakten glauben dürfen, schenkte der durchschnittliche Pariser »Beschützer« seiner Geliebten monatlich zwischen 200 und 500 Livres - eine fürstliche Summe, gemessen am Einkommen eines Arbeiters, jedoch kaum genug, um den Lebensstil einer Mätresse zu finanzieren. Um sich Pferde und Kutschen halten zu können, besserte die Mätresse ihre regulären Einkünfte durch Abendessen im Bois de Boulogne oder gelegentliche Dienste in einem Nobelbordell auf. Meist hatte sie früher für ein solches Haus gearbeitet, denn viele der Schauspielerinnen hatten auf der untersten Stufe des Gewerbes angefangen. Mademoiselle Carlier war, dem Bericht des Polizeikommissars zufolge, von einer gewöhnlichen Marketenderin zur distinguierten Mätresse aufgestiegen und hatte damit bewiesen, daß die Karriere einer Prostituierten nicht unbedingt einen sozialen Abstieg bedeutete. Wir unterstellen gemeinhin gern, daß Prostituierte sich auf dem Gipfel ihrer Laufbahn befinden, wenn sie jung sind, um dann allmählich, gemeinsam mit ihren körperlichen Reizen, zu verblühen. Im Europa der Frühen Neuzeit war das nicht immer der Fall: zuerst Straßenmädchen, dann Bordellangestellte, anschließend Rückkehr zum unabhängigen Dasein der Straße und letztlich oftmals der Aufstieg als Mätresse. Manche alternde Prostituierte endete allerdings auch als pierreuse, die mit ihren Freiern in den Steinbrüchen von Montmartre oder auf verlassenen Baustellen in der Pariser Umgebung schlief. Andere hatten es zur Kupplerin oder gar Bordellbesitzerin gebracht. Ehemalige Dirnen eröffneten manchmal jedoch auch Spielhallen und Trinkstuben. Es ist wenig über diejenigen Prostituierten bekannt, die sich aus Altersgründen ganz aus dem Gewerbe zurückziehen mußten. Wahrscheinlich sind sie in die Kreise der Arbeiterschaft, denen sie ursprünglich entstammten, zurückgekehrt.
Sollten die statistischen Daten, die in Frankreich zusammengestellt worden sind, auf ganz Europa zutreffen, so kam die Mehrzahl der Prostituierten in jener Zeit tatsächlich aus den armen Schichten. Die Polizeibehörden kümmerten sich nicht sonderlich um die Herkunft derer, die sie festnahmen, befragten aber alle nach Alter, Wohnort, Heimatgemeinde und Beruf. Keine dieser Angaben wurde überprüft, und es ist durchaus möglich, daß die Prostituierten logen bzw. den Behörden einfach das erzählten, was diese ohnehin von ihnen zu hören erwarteten. Dennoch lassen sich gewisse Muster herauslesen. Nahezu jede Prostituierte war zwischen 15 und 30 Jahren alt. Die meisten waren ledig und in der Stadt, in der sie festgenommen wurden, wohnhaft. Viele lebten erst relativ kurze Zeit in dieser Stadt; der Anteil der Zugezogenen in Paris war beachtlich (ca. 70 Prozent), lag damit allerdings nicht höher als der Anteil aller Zugezogenen. In Provinzstädten wie beispielsweise Montpellier stellte sich dieses Verhältnis ähnlich dar.[10] Während des frühen 18. Jahrhunderts jedoch waren in Marseille lediglich 30 Prozent der vor Gericht gebrachten Dirnen keine Einheimischen.
Waren Prostituierte für gewöhnlich unschuldige Mädchen vom Lande, die von bösen Kupplerinnen und durch das korrupte Stadtleben verführt wurden, wie es die Bilder Hogarths und die Texte von Restif de la Bretonne glauben machen wollen? Augenscheinlich nicht, denn die meisten Dirnen kamen aus den Städten, nicht vom Lande. Pariser Prostituierte kamen aus Orten wie Rouen, die in Marseille aus Aix oder Aubagne. Die Prostitution folgte den bekannten Migrationsmustern des 18. Jahrhunderts - Muster, die sich auch bei anderen Berufsgruppen, etwa den Dienstboten, finden. Doch das Klischee des Dienstmädchens vom Lande, das verführt wurde und anschließend der Prostitution anheimfiel, entspricht nicht der Wirklichkeit.
Gewiß wurden viele Hausangestellte Prostituierte. In Montpellier machten sie etwa 40 Prozent der in der Anstalt Bon Pasteur inhaftierten Frauen aus; dieser Anteil ist jedoch außergewöhnlich hoch. So waren in Marseille zwischen 1680 und 1750 lediglich 25 Prozent der vor Gericht erschienenen Prostituierten ehemalige Hausangestellte. [11] Und in Paris kamen im späten 18. Jahrhundert nur 12 Prozent der vom Polizeigouverneur verurteilten Frauen aus dieser Berufsgruppe.[12] Im Hinblick darauf, daß ledige Frauen sich während des Ancien Regime am häufigsten als Hausangestellte verdingten, scheinen sie in diesem Gewerbe eher unterrepräsentiert zu sein - dies um so mehr, als die Bezeichnung servante in Marseille nicht nur Hausmägde, sondern auch Barmädchen einschloß, insbesondere die Frauen, die in den Tavernen um den alten Hafen arbeiteten. Demzufolge dürften mit der Bezeichnung domestique nicht nur Hausmägde, sondern auch Gewohnheitsprostituierte gemeint gewesen sein. Ungeachtet der durch literarische Werke verbreiteten Klischees führte der Weg vom Dienstbotendasein nicht unvermeidlich zur Prostitution.
Andererseits scheinen Frauen, die mit Tätigkeiten wie Waschen, Nähen und Verkaufen beschäftigt waren, mit dem Milieu, in dem käuflicher Sex üblich war, näher in Berührung gekommen zu sein. In Paris und Marseille kam ein hoher Anteil der Prostituierten aus der »Fadenzunft«. Mehr als die Hälfte der Frauen in Paris arbeiteten als Stickerinnen, Näherinnen, Bandmacherinnen oder Stopferinnen für die große und weitgefächerte Textilindustrie der Stadt. Die Mehrzahl der übrigen verkaufte eine Vielzahl von Waren in den Straßen oder in kleinen Läden. Unter ihnen nahmen die revendeuses oder Gebrauchtwarenhändlerinnen als Prostituierte einen besonderen Platz ein. Auch in der Mittelmeerregion waren Näherinnen, Stickerinnen und Straßenhändlerinenn unter Prostituierten stark vertreten. Dasselbe gilt für Frauen, die Seile herstellten, Mützen strickten und Essen und Getränke verkauften.
Eine Interpretation dieser Angaben ist nicht einfach, denn sämtliche von Frauen ausgeübten Berufe waren unter Prostituierten zu finden. Doch welche waren überrepräsentiert? Da kein genaues Material über die Verteilung beruflicher Tätigkeiten innerhalb der Arbeitswelt von Frauen vorliegt, ist es schwer zu sagen, welche Berufe der Prostitution am förderlichsten waren.
Trotzdem lassen sich einige plausible Rückschlüsse ziehen. Das Hausangestelltendasein und die käufliche Liebe waren anscheinend fast unvereinbar. Die Arbeitsbedingungen einer Dienstbotin - ihre Arbeitszeit, die strenge Aufsicht durch ihren Brotgeber sowie ihr Wohnsitz in dessen Haus - machten es schier unmöglich, nebenbei als Straßendirne zu arbeiten. Andererseits ließ sich eine derartige Nebenbeschäftigung für eine Straßenhändlerin oder Wäschestopferin durchaus einrichten, ja diese Tätigkeiten erleichterten die Ansprache von Freiern. Straßenhändlerinnen trugen ihre Waren oft auch in die Häuser ihrer Kunden; Waschfrauen und Wäschestopferinnen betraten die Zimmer ihrer Auftraggeber, um Witsche abzuholen bzw. zurückzubringen. Gängigen Behauptungen zeitgenössischer Beobachter zufolge boten die Frauen, die Essen, Getränke oder Kleider auf der Straße verkauften, gleichzeitig auch ihren eigenen Körper feil; ebenso waren zahlreiche Läden, insbesondere Damenmodegeschäfte in Wirklichkeit boutiques pretextes, d.h. getarnte Bordelle.
Verschiedene Frauenberufe, wie das Beispiel der Wäscherin oder Verkäuferin zeigt, teilten zahlreiche Aspekte der Prostitution: persönliche Kontakte, Werbung in den Straßen sowie Besuche im Hause des Kunden. Somit war die käufliche Liebe im Europa der Frühen Neuzeit durchaus mit nahezu jeder Art weiblicher Tätigkeit vereinbar - mit Ausnahme der einer Hausangestellten. Nicht vergleichbar war jedoch sicher die Bezahlung, obgleich sie nicht mehr exakt feststellbar ist, da Angaben über Einkünfte zu jener Zeit sogar im Falle legaler Arbeit kaum auffindbar sind. Zusätzlich erschwert wird der Blick in die Einkommensverhältnisse dadurch, daß Mätressen und Bordellangestellte einen Teil ihres Lohns als Unterkunft und Verpflegung ausgezahlt bekamen, während andere Prostituierte ihren Anteil mit Kupplerinnen, Wirtshausbesitzern und Zuhältern teilen mußten. Überdies hing die jeweilige Höhe der Bezahlung auch vom Gutdünken des Freiers ab. Sie konnte deshalb extrem unterschiedlich ausfallen, selbst innerhalb ein und desselben Etablissements. So zahlte ein Bordellbetreiber in Marseille für vergleichbare Dienste Beträge zwischen 10 Livres und 25 Sous aus.[13] Dennoch verdienten Prostituierte gewöhnlich mehr Geld als andere Arbeiterinnen. In Marseille beispielsweise erhielt eine gelernte Arbeiterin im städtischen Arsenal um 1690 täglich 25 Sous,[14] so viel etwa wie eine Bordellprostituierte für eine Nummer. Literarische Texte und Justizakten gewähren den besten Einblick in die Einnahmen einer gewöhnlichen Pariser Dirne. In verschiedenen am Vorabend der Französischen Revolution veröffentlichten Flugschriften wird das Durchschnittshonorar einer Straßendirne auf 12 Sous veranschlagt. Dieser Betrag wird so oft in Aussagen von Prostituierten angegeben, daß er glaubhaft erscheint. Mit 12 Sous pro Nummer konnte eine Prostituierte mit zwei Freiern mehr herausholen, als den durchschnittlichen Tagesverdienst einer Handwerksfrau.[15] Wie auch heute noch, brachte die Prostitution damals vergleichsweise mehr ein als die meisten anderen weiblichen Erwerbsmöglichkeiten. Außerdem bot sie einen entscheidenden Vorteil, der in anderen Tätigkeitsfeldern fehlte: relative Autonomie. Es ist daher keineswegs verwunderlich, daß sich so viele Frauen diesem Gewerbe verschrieben.
Offenkundig ist, weshalb Frauen zu Prostituierten wurden, weniger klar allerdings, wie sie das taten. Gewöhnlich unterstellte man damals, daß Frauen entweder verführt und verlassen oder von ihren Müttern in die Prostitution verkauft wurden. Tatsächlich sind Fälle bekannt, in denen Mütter ihre Töchter verkauften oder sie wenigstens in das Gewerbe einführten. In Marseille gab es ganze Dynastien von Frauen, die Bordelle mit dem stillschweigenden Einverständnis ihrer Männer besaßen und betrieben. Die meisten Prostituierten allerdings fanden den Einstieg in ihre Laufbahn nicht mit Hilfe ihrer Mütter, sondern gegen deren Willen. Polizeiakten lassen erkennen, daß viele Prostituierte als eigenwillige Heranwachsende begannen, die gegen die elterliche Autorität rebellierten und von zu Hause wegliefen. Manche wurden von ihren Eltern in eine der einschlägigen Anstalten gesteckt. Die meisten von ihnen jedoch hatten keine Eltern, die wohlhabend genug waren, um für einen derartigen Zwangsaufenthalt zu zahlen. Diese Mädchen drifteten allmählich in die Prostitution, nicht aufgrund einer unglücklichen Liebe, sondern weil sie gewöhnlich eine Freundin hatten, die sich nebenbei verdingte. Solche Freundschaften hielten sich oft unter Prostituierten, denn die meisten arbeiteten zusammen und teilten sich ihre Einkünfte bzw. ihren Platz auf den Boulevards.
Generell waren Prostituierte keine Opfer; sie »fielen« nicht in ein sündhaftes Leben, noch wurden sie von einer Kupplerin oder einem undankbaren Liebhaber betrogen. Die Mehrzahl von ihnen waren Mädchen aus Arbeiterfamilien, die sich zuerst ihren Eltern und dann der Gesellschaft widersetzt hatten, indem sie frei über ihren eigenen Körper verfügten. Sie wurden auch nicht von Zuhältern schikaniert oder waren etwa von einer Bordellbesitzerin abhängig. Gewöhnlich waren sie unabhängige Unternehmerinnen, die sich ihre eigene Arbeit beschafften. Diese Unabhängigkeit, diese ungezügelte weibliche sexuelle Energie, beunruhigte die Moralisten des späten 18. Jahrhunderts. Romanciers und gesellschaftliche Kommentatoren bedienten sich zweier Beschreibungsmuster. Erstere porträtierten die Prostituierte als Opfer, als Kind, dessen Unschuld und Schamhaftigkeit das Rousseausche Weiblichkeitsideal bestätigte,[16] für letztere war sie das Sinnbild eines Krankheitsherdes - eine verseuchte Arbeitergöre, die mit ihrer Verderbtheit die ahnungslose Gesellschaft zu infizieren sucht.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann die Gefahr der Syphilis bestimmend für die öffentliche Debatte um die Prostitution zu werden, und die Sorge über die gesundheitlichen Folgen der käuflichen Liebe ersetzte allmählich die Angst vor deren moralischen Konsequenzen. Bernard Mandeville vertrat bereits 1724 die Ansicht, daß die Prostitution nicht an und für sich kriminell sei, sondern lediglich gefährlich, falls sie nicht überwacht würde. In seiner Schrift A Modest Defense of Public Stews schrieb er jegliches gesellschaftliche Übel - von Ehebrecherinnen bis zu unehelichen Kindern - der unkontrollierten Prostitution zu und schlug deren Legalisierung und strenge Regulierung vor. Später, im Jahre 1770, setzte sich auch Restif de la Bretonne für die Absonderung und Kontrolle von Prostituierten in einer Reihe von Pariser Bordellen ein. Eine Flut weniger bekannter Autoren stimmte in den Chor der Befürworter der Legalisierung ein und warb für eine Regulierung zum Schutz der Familie und zur Rettung der Armee.
Jene Veröffentlichungen erwiesen sich als vorausschauend. 1792 führte Berlin ein System zur Regulierung der Prostitution ein, das eine polizeiliche Genehmigung zur Eröffnung eines Bordells und den Prostituierten ganz bestimmte Viertel für ihre Tätigkeil vorschrieb. Die Pariser Kommune veranlagte im Jahre 1796 ihre Polizeibeamten, Prostituierte aufzuspüren und zu registrieren. 1798 wurden zwei Ärzte damit beauftragt, die Pariser Dirnen zu untersuchen. 1802 wurde von einem Arzt ein Dispensarium gegründet, in dem Prostituierte Zwangsuntersuchungen unterzogen wurden. Napoleons Präfekten setzten den Kampf um die Eingrenzung und Kontrolle der Prostitution fort. In Lyon, Nantes, Marseille und anderen Städten führten die Beamten eine Zählung der Prostituierten und Bordelle durch. Sie versuchten auch, das Gewerbe auf einige wenige, eigens dafür vorgesehene Straßen zu beschränken und verlangten die Registrierung sämtlicher Bordelle. Bereits gegen Ende der Napoleonischen Herrschaft war das Fundament für ein komplexes Kontrollsystem vorhanden, obgleich es erst viele Jahre später vollständig in Kraft trat.
Mit der Wiedereinführung behördlich genehmigter Bordelle schienen die Europäer zum Ausgangspunkt, zum Status quo ante des späten Mittelalters, zurückgekehrt zu sein. Doch die beiden Kontrollsysteme basierten auf völlig verschiedenen Annahmen. Im Napoleonischen Paris gehörte die Prostituierte weder zur Gemeinschaft - sie galt als krank und bewegte sich demzufolge außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung -, noch kam die behördliche Genehmigung einer Zustimmung gleich. Die Moralisten des ausgehenden 18. Jahrhunderts befürworteten nicht die Registrierung von Bordellen, um diese zur Benutzung durch die Jugendlichen der Stadt freizugeben, sondern um sie zu kontrollieren und sicherzustellen, daß diese nicht unter Umgehung der polizeilichen Aufsicht verborgen betrieben wurden.
Für die Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts war die Prostituierte - und damit kehren wir zur Ausgangsfrage dieses Kapitels zurück - eine Rebellin. Nicht weil sie gefährlich war, wurde sie so aufmerksam beobachtet und vielfältigen Repressionen ausgesetzt, sondern weil sie sich den gesellschaftlichen Normen widersetzte. Deshalb mußte sie kontrolliert und reglementiert werden. Krankheit diente nur als Metapher für die wahre Gefahr, die sie verkörperte: die Bedrohung der patriarchalischen Ordnung, d.h. der Ordnung schlechthin. Nicht von ungefähr assoziierten Konservative im 19. Jahrhundert die Prostituierte mit dem drohenden Aufstand der Arbeiterschaft. Ungezügelte weibliche Sexualität war gefährlich, und die Prostituierte der Frühen Neuzeit ob als Kurtisane oder Wirtshausmagd, Mätresse oder Straßendirne stellte die etablierte Ordnung in Frage und forderte sie heraus.
Aus dem Englischen von Anne Hamilton