Ein Hauptgegenstand der Industriesoziologie war bisher die Frage nach den Ursachen der Arbeitsunzufriedenheit. Wodurch ist zu erklären, daß einige Arbeiter zufrieden sind und andere nicht. Der Unterschied kann nicht einfach als eine Frage der Persönlichkeit abgetan werden, denn einige Ausdrucksformen von Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit im Beruf scheinen mit ganz bestimmten Arbeitsplätzen in Verbindung zu stehen. So gibt es z. B. in den Berufen, die soziale Kontakte mit Arbeitskollegen beinhalten, mehr Zufriedenheit als in Berufen, die soziale Kontakte ausschließen. Eintönige, sich ständig wiederholende Arbeitsabläufe rufen eher Unzufriedenheit hervor als abwechslungsreichere Arbeit. Berufe, die eine gewisse Verantwortung mit sich bringen und die Möglichkeit, Arbeitstempo und Arbeitsweise selbst zu organisieren einschließen, werden im allgemeinen den Berufen vorgezogen, bei denen so etwas nicht gefordert wird.[1] Anscheinend ist die Struktur und der Inhalt der Arbeit im Industriezeitalter eine Ursache der Unzufriedenheit.
Das ist eine weitverbreitete Erkenntnis. Aber trifft sie auch im Fall der Hausfrau zu? Die Antworten der 40 Frauen dieser Stichprobe auf Fragen bezüglich der Aufgaben im Haushalt erwecken den Eindruck, daß bestimmte Merkmale der Hausarbeit mehr oder weniger einheitlich als unbefriedigend erfahren werden, während andere dagegen der Möglichkeit nach als befriedigend empfunden werden. Ein Blick auf die Schichtzugehörigkeit zeigt ein beachtliches Maß an Gemeinsamkeiten in der Einschätzung der Hausarbeit; dies könnte in der Natur der Arbeit selbst liegen sowie an den Arbeitsbedingungen. Folglich erscheint es hilfreich und wichtig, sich mit einigen Aspekten von Arbeit zu beschäftigen, die nach den Ergebnissen der Industriesoziologie für die Arbeitsplatzzufriedenheit eine Schlüsselbedeutung haben. Das sind die Erfahrungen von Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze, sowie die Art der menschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz. Zwei weitere Arbeitserfahrungen, die bei der Industriearbeit eine geringere Rolle spielen, werden in diesem Kapitel ebenfalls untersucht: Arbeitszeit und technische Umgebung.
1. Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze
Ein üblicher Vorwurf gegen die Hausarbeit ist, daß sie von Natur aus eintönig sei und sich ständig wiederhole. Obwohl sich die Aufgaben, aus denen Hausarbeit besteht, nicht ähneln, hält man sie für "gleichartig"; dies rührt sicher von der ständigen Wiederholung der Arbeiten her, von ihrem Mangel an wirklichem Sinn und daher, daß die Ergebnisse vergänglich sind.
Es gibt nichts, was "automatischer" handelt als die perfekte Hausfrau, die mechanisch Tag für Tag die ständig wiederkehrenden Arbeitsabläufe verrichtet. Die Peckham Rye Woman's Liberation Group spricht aus persönlicher Erfahrung, wenn sie von der Hausarbeit sagt, sie sei:
"Eine endlose Routine; sie schafft in glücklichen Momenten den Eindruck von Erfüllung und Zufriedenheit - so, als ob man dadurch der Sinnlosigkeit des Tuns entkommen könnte. Der Bolzen, den du in der Fabrik fest anziehst, verschwindet und wird durch einen anderen ersetzt - aber der saubere Küchenfußboden ist der schmutzige Küchenfußboden von morgen und der saubere Fußboden von übermorgen. Ein geeignetes Sinnbild für Hausarbeit (und nur für Hausarbeit) ist nicht das endlose Fließband, sondern ein immerwährender Kreislauf; so wie bei einer zahmen Maus im Käfig, wenn sie ihre Runden in ihrem Radel dreht - unfähig, sich davon frei zu machen... Aber die festgelegten Arbeitsabläufe der Hausfrau sind nicht immer völlig festgelegt, so daß die Leere in unseren Gedanken unseren Kopf nicht frei genug macht, um sich anderen Dingen zu öffnen. Hausarbeit ist ein Wurm, der Deine Gedanken frißt. Wie ein Fiebertraum setzt sich die Hausarbeit ständig fort, bis du die verzweifelte Hoffnung hast, alles mit einem Schlag erledigen zu können. Du deckst den Frühstückstisch schon am Abend vorher, es kommt sogar vor, daß du abends unter dem Wasserkessel Feuer machst für den Tee von morgen; alles in der Hoffnung, daß dann zur Frühstückszeit alles schon getan ist..."[2]
Die Eintönigkeit macht die Hausarbeit vollends geistlos. Sie nimmt zwar nicht unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch, aber hartnäckig einen Teil - so daß es unmöglich wird, sich auf etwas an de res zu konzentrieren. Eintönigkeit und Verzettelung sind eng miteinander verbunden - und weil täglich eine lange Reihe verschiedener Aufgaben erledigt werden muß, kommt das Gefühl hinzu, überfordert zu sein.
Ist das nun, was manchmal behauptet wird, eine einseitige Betrachtung? Es könnte sein, daß Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze von wenigen Frauen festgestellt werden und nicht mit einem starken Gefühl von Unzufriedenheit verbunden werden. Gezielte Fragen über die Häufigkeit dieser Erfahrungen bei der Hausarbeit sind ein Weg, um solche Vermutungen zu überprüfen. Die Antworten müßten mit Berichten von Arbeitern aus anderen Berufen verglichen werden. In ihrer Studie über die Einstellung zur Arbeit bei gutbezahlten Arbeitern stellten John Goldthorpe und sein Team drei Fragen, die speziell messen sollen, in welchem Ausmaß die Industriearbeit als in sich unbefriedigend -erfahren wird. Diese Fragen waren: "Finden Sie Ihre momentane Arbeit eintönig?" "Meinen Sie, daß Sie während ihrer Arbeit an etwas anderes denken können?" und "Empfinden Sie das Arbeitstempo manchmal als zu schnell?"[3] Auf Grund der Antworten, die sie auf diese Frage erhielten, kamen Goldthorpe und seine Mitarbeiter zu dem Ergebnis, daß Eintönigkeit eindeutig ein Grund für Arbeitsunzufriedenheit ist. Ebenso waren bei vielen Arbeitern Verzettelung und übermäßig hohes Arbeitstempo wichtige Faktoren, die die Arbeitszufriedenheit beeinflussen. Viele Arbeiter, die ihre Arbeit nicht eintönig fanden, stellten fest, daß ihre Aufmerksamkeit durch die Arbeit nicht voll in Anspruch genommen werde, bzw. daß sie das Arbeitstempo als zu schnell empfanden. Diese drei Fragen wurden in abgewandelter Form für die Hausfrauen der vorliegenden Stichprobe verwandt.
Wenn gefragt wurde: Finden Sie Hausarbeit insgesamt eintönig?", antworteten 30 von 40 Frauen mit "Ja":
- "Man hat das Gefühl, daß, obgleich Du die Arbeit für heute getan hast, Du sie trotzdem morgen wieder machen mußt. Das ist das, was mich dabei so entmutigt." (Frau eines Journalisten)
Unzufriedenheit ist häufiger bei denen anzutreffen, die von Eintönigkeit berichten. 80% der Frauen, die die Frage nach der Eintönigkeit bejahten, sind mit der Hausarbeit unzufrieden, dagegen waren es 40% bei denen, die diese Frage verneinten. (Dieser Unterschied ist signifikant beim 5%-Niveau). Hieraus ist zu schließen, daß eine Beziehung zwischen Eintönigkeit und Arbeitsunzufriedenheit besteht. Dies wird durch die große Anzahl von Hausfrauen bestätigt, die an verschiedenen Stellen des Interviews spontan von Eintönigkeit sprachen. Beispiele hierfür geben die Frau eines Kinodirektors und die Frau eines Werkzeugmachers:
- "Ich koche gern und spiele gern mit den Kindern oder tue gerne etwas für sie. Ich kann das tägliche Saubermachen nicht leiden. Das ist langweilig, das ist eintönig."
- "Es ist die Eintönigkeit, die ich nicht leiden kann - es wiederholt sich ständig, du machst jeden Tag dasselbe. Ich glaube, das ist wirklich genauso wie Fabrikarbeit - genauso langweilig."
Verzettelung (die Erfahrung, daß Arbeit in verschiedene, nicht miteinander verbundene Tätigkeiten unterteilt ist, die nicht die volle Aufmerksamkeit des Arbeitenden erfordern) ist auch eine verbreitete Erfahrung. 36 der 40 Frauen bejahten die Frage. "Können Sie während der Hausarbeit an andere Dinge denken?" Und dann berichteten die meisten Frauen, woran sie dachten. Aus diesen Antworten geht klar her-vor, daß Verzettelung ein erwartetes und akzeptiertes Merkmal der Hausarbeit ist. überhaupt waren die Frauen über diese Frage erstaunt, weil sie offenbar davon ausgingen, daß ein Mangel an Konzentration zum Wesen der Hausarbeit gehört. So antwortete Dawn Abbat, eine Frau aus der Mittelschicht, auf die Frage: "Können Sie während der Hausarbeit an andere Dinge denken?"
- "Aber natürlich! Heute habe ich mir so gedacht, daß ich nur noch die Ärmel in mein Kleid einsetzen muß - wann werde ich wohl dazu kommen?"
Vielleicht steht Verzettelung gerade deswegen nicht im Zusammenhang mit Arbeitsunzufriedenheit: Zwischen den beiden Gruppen, von denen die eine Verzettelung angibt und die andere nicht, gibt es bezüglich der Unzufriedenheit kaum einen Unterschied.[4] Dieses ist ein Beispiel für die grundsätzliche Erkenntnis, daß Merkmale der Arbeit nur in dem Maße Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bei Menschen bewirken, wie diese die Merkmale persönlich entsprechend bewerten.[5] Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsunzufriedenheit ist davon abhängig, wie die Beziehung zwischen den Erwartungen an die Arbeit und der Realität des Arbeitsplatzes wahrgenommen wird. Die Verzettelung in der Hausarbeit bewirkt bei den Frauen keine Unzufriedenheit, weil sie Hausarbeit nicht als zusammenhängendes, sinnvolles Gefüge von Aufgaben ansehen, das ihre volle Aufmerksamkeit erfordert.
Was denken die Hausfrauen bei ihrer Arbeit? Bei den Antworten auf die Frage nach der Verzettelung stellte sich folgendes heraus: 18 X wurden Träumereien angegeben, 17 X Freizeit, Geselligkeit, 14 X Hausarbeit, 12 X Kinderversorgung. (Das sind zusammen mehr als 40 Antworten, da einige Frauen mehr als einen Bereich angaben).
Träumereien stehen an erster Stelle. Die Hausfrauen bezeichnen sie als "Tagträume."[6] Sally Jordan, die Frau eines Müllfahrers, sagt:
- "Ich träume bei allem, was ich tue. Ich bin richtig weggetreten. Ich höre nicht, wenn Leute mich ansprechen. Ich starre vor mich hin. Gleichzeitig arbeite ich."
Die Tagträume beziehen sich vorwiegend auf Wohnung und Urlaub. Der Sinn, sich eine neue Wohnung oder ein neues Heim auszumalen, ist der, sich eine Änderung seiner Arbeitsumgebung vorzustellen. Pauline Cutts, eine Sekretärin, die mit ihrem Mann und einem Kind in einer möblierten Mietswohnung lebt, sagt:
- "Meistens träume ich davon, ein eigenes Haus zu haben. Daran denke ich die meiste Zeit. Ich glaube, im eigenen Haus lohnt sich Hausarbeit eher - selbst in einer unmöblierten Mietwohnung ist das so."
Der Traum vom "eigenen Haus" verspricht vollkommene Zufriedenheit mit Hausarbeit. Dadurch, daß man Fußböden saubermacht, die einem gehören, wird anscheinend eine so harmonische Beziehung zwischen der Hausfrau und ihrer Arbeit hergestellt, daß Unzufriedenheit (theoretisch) ausgeschlossen ist. Obwohl der Wunsch nach einem eigenen Haus für die Frauen und ihre Familien ein echtes soziales Streben darstellen mag, gibt es keine Anzeichen dafür, daß dann die Zufriedenheit mit der Hausarbeit garantiert wäre: Die Hausfrauen der Stichprobe, die ein eigenes Haus hatten, waren nicht zufriedener als die Frauen, deren Häuser gemietet waren. Die Klischeevorstellung "jede Frau in ihrem eigenen Haus" wird sicherlich von der Werbung gefördert, so daß sie zum Teil eine allgemein verbreitete Antwort auf die Langeweile der Hausarbeit sein kann. Das gleiche gilt sicher auch für den Urlaub als "Anreiz" zur gedanklichen Beschäftigung während der Hausarbeit.
"Können Sie während der Hausarbeit an andere Dinge denken?"
- "Ja - an einen Sommerurlaub auf Ibiza! Nein - im Ernst meistens denke ich darüber nach, was Susan jetzt wohl anstellt oder ich plane, was ich noch machen muß." (Frau eines Fabrikarbeiters)
Urlaub bedeutet eine Fluchtmöglichkeit:
- "Ich überlege mir, wie ich mich anziehen könnte, um irgendwo auszugehen und für ein paar Stunden alles hinter mir zu lassen, denn manchmal habe ich das alles so satt... Ich bin manchmal überreizt - sehr oft. Oft könnte ich meine Sachen packen, um zu Hause in Irland Urlaub zu machen." (Frau eines Malers und Dekorateurs)
Der Sinn der Tagträume von Urlaub, Wohnung und ähnlichem ist der, daß hierdurch Unzufriedenheit ausgedrückt werden kann. Das geht aus einem Abschnitt des Interviews mit Elizabeth Gould, einem ehemaligen Mannequin, hervor. Sie lebt in einem vierstöckigen Neubau in einer kürzlich fertiggestellten Eigenheim-Siedlung und verkörpert den Typ der perfekten Hausfrau aus der Fernsehwerbung: ihre Wohnung ist völlig mit Teppichböden ausgelegt, in makellos glänzendem Weiß gestrichen, mit jedem neuartigen Gerät ausgestattet und wird von Ellzabeth tadellos instand gehalten; sie selbst bezeichnet sich als eine Hausfrau mit sehr hohen Ansprüchen. Sie erklärt:
- "Ich träume nicht viel von meiner Zukunft, weil ich zugeben muß, daß da nicht viel ist, wovon ich träumen könnte - weil ich sehr glücklich bin. Ich habe ein wunderbares Haus, einen wunderbaren Mann, wir machen wunderbare Ferien, wir haben netten Umgang, ich habe wunderbare Kleider - Ich kann wirklich nicht träumen und sagen, ich wünsche mir dies oder das.
In den Antworten auf die Frage nach der Verzettelung fließt der Bereich der Freizeitbeschäftigung mit dem der Tagträume zusammen. Für einen Tag mal rauskommen mal vom Haushalt wegkommen, ist die weitverbreitete Devise; das gilt auch für Geselligkeit:
"Können Sie während der Hausarbeit an andere Dinge denken?"
- "Ja, darüber, was ich am letzten Abend oder am vorigen Tag gemacht habe - Gedanken an Parties oder so. Was man sich so erzählt hat, was passiert ist - was wir nächsten Samstagabend auf die Beine stellen wollen - an so was alles denke ich." (Frau eines Lastwagenfahrers)
Obwohl sich 14 Antworten auf die Frage nach der Verzettelung der Hausarbeit beziehen, denkt die Hausfrau selten an die Arbeit, die sie gerade tut. Stattdessen erhält man an dieser Stelle Auskünfte über zukünftige und vergangene Aufgaben.
- "Ich denke an den Teppich, der ausgelegt werden müßte und daß ich morgen die Fenster putzen muß... (Frau eines Lastwagenfahrers)
- "Ich denke darüber nach, was ich als nächstes tue ... was ich kochen will, denke an die Kinder, wohin ich mit ihnen spazierengehe ... solche Sachen." (Frau eines Verkaufsdirektors)
Dies ist ein entscheidendes Ergebnis. Hausarbeit ist eine derart zerstückelte Arbeit, daß die Hausfrau fast nie berichtet, daß sie an das denkt, was sie gerade macht. Welche Fähigkeiten auch gefordert werden, vollständige geistige Konzentration gehört nicht dazu; das Vorhandensein so vieler unterschiedlicher Aufgaben bewirkt, daß sich die Aufmerksamkeit der Hausfrau in verschiedenste Richtungen zerstreut. Kinder verstärken diesen Verzettelungseffekt. Sie machen eine vollständige Konzentration unmöglich und sind oft der Grund von Arbeitsunterbrechungen. Der Grad, in welchem bei der Hausarbeit an Kinder gedacht wird, spiegelt nicht nur den Verzettelungscharakter der Hausarbeit wider, er markiert auch eine Grundschwierigkeit, die der Verbindung von Hausarbeit mit der Mutterrolle innewohnt.[7]
Für die Hausfrau haben alle diese Gedanken einen verborgenen Sinn. Sie ermöglichen es ihr, die Hausarbeit zu schaffen; dieses An-irgend-etwas-anderes-denken ist eine Waffe, die wohlüberlegt dazu eingesetzt wird, die Langeweile zu bekämpfen. Ähnliches läßt sich anhand von Bäckerei-Arbeitern aufzeigen: "Für solche Überlebensversuche müssen leere Zeitspannen ausgefüllt werden, und es muß ein anderer Inhalt - etwas psychologische Farbe in die Gegenwart eingespritzt werden, um sie ertragbar zu machen."[8] In diesem Sinne ist Tagträumerei zielgerichtet; nicht nur eine zufällige Reaktion auf ein Übermaß an geistig unausgefüllter Zeit:
- " Tagträumerei? Nur dadurch kann ich sie (Hausarbeit) weitermachen." (Frau eines Fabrikarbeiters)
Auch von anderen Möglichkeiten wird berichtet - Radio oder Fernseher laufen lassen
- "um meine Gedanken davon abzulenken"
oder
- "weil ich dann nicht merke, daß ich sie tue".
Wie die Verzettelung steht auch der Zeitdruck bei der Hausarbeit in keiner Beziehung zu der Arbeitsunzufriedenheit. Die Frauen wurden gefragt: "Finden Sie, daß Sie den Tag über zuviel zu tun haben?[9] Ungefähr die Hälfte derer, die zufrieden sind und die Hälfte derer, die unzufrieden mit der Hausarbeit sind, sagen, daß sie zuviel zu tun haben. Weder ist eine Verbindung zu erkennen zwischen dem Gefühl "zuviel zu tun zu haben" und der Anzahl der Kinder, noch zu der Art der Hilfen und Erleichterungen im Haushalt.
Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu den Schlußfolgerungen verschiedener Untersuchungen über die Arbeitszufriedenheit in der Industrie, nach denen sich Arbeitshetze als eine mögliche Ursache von Unzufriedenheit herausgestellt hat. Für die Hausfrau ist die Situation verzwickt. Außer den Zeitzwängen, die von den Bedürfnissen des Ehemanns und der Kinder gesetzt werden, bürdet sie sich ihren eigenen Zeitdruck auf, der aus der Art und Weise, wie sie ihre Arbeit organisiert und aus den Maßstäben, die sie sich selber setzt, herrührt.[11] Die Interviews legen nahe, daß Zufriedenheit oder Unzufriedenheit hier vorrangige Bedingungen sind; und daraus folgt das Gefühl, zuviel zu tun zu haben oder nicht. Eine Frau, die im allgemeinen zufrieden ist,[12] wird ihren Alltag so organisieren, daß sie sich von den vielen zeitlichen Anforderungen nicht überwältigen läßt. Eine solche Hausfrau ist Barbara Lipscombe, die Frau eines Straßenwachthelfers (ähnlich ADAC-Helfer, A.d.Ü.) und Mutter dreier Kinder im Alter von vier, zwei und einem Jahr. Sie sagt z. B. beim Bügeln:
- "Ich lasse die Bügelsachen nicht zu sehr anwachsen. Ich warte, bis mein Mann Spätschicht hat, die Kinder im Bett sind: Ich lasse mich dann vor dem Fernseher nieder. Ich finde, es fällt mir viel leichter, wenn ich mit einem Auge fernsehe. Es geht mir dann leichter von der Hand und stört mich darin auch überhaupt nicht."
Fehlende Arbeitseinteilung schafft mehr Arbeit und mag, wie in Juliet Warrens Fall, Folge der Unzufriedenheit sein:
- "Meine Maßstäbe sind eindeutig gesunken, seit ich mit dem Baby zu Hause bin. Ich nehme an, daß das daran liegt, daß ich nichts tun kann, ohne unterbrochen zu werden: ich kann mich noch nicht daran gewöhnen. Das kostet eine Menge Anstrengung. Mir ist ganz klar, daß es eine Menge Dinge gibt, die ich tun müßte. - Ich bin eigentlich ganz schön gründlich. Und dann gibt es Sachen, da habe ich nicht die Zeit, sie zu tun. Es kann sein, daß ich mir morgens vielvornehme, doch am Abend bin ich dann so fix und fertig, daß ich fast zusammenbreche. Das beunruhigt mich, weil ich weiß, daß es morgen genauso sein wird ... in Gedanken habe ich mir die Arbeit fest eingeteilt, doch ich weiß, daß es in Wirklichkeit nicht so abläuft... ich kann eben schlecht organisieren." (Frau eines Fernsehregisseurs)
Zeitliche Beschränkungen oder Termine sind eine andere Seite der Arbeit. Wie in Kapitel 4 dargestellt wird, kann die Notwendigkeit, eine Aufgabe in einer festgesetzten Zeit auszuführen, ihr gegenüber eine ablehnende Haltung erzeugen. Das Kochen ist ganz besonders diesem Zwang ausgesetzt, obwohl es in der Theorie eine der beliebtesten Tätigkeiten ist. Diese Erkenntnis findet eine Entsprechung in einer Studie über Arbeitsmotivation bei Angestellten in der Industrie. Der Autor faßt zusammen:
"Mitglieder von Gruppen, die häufig unter Zeitdruck arbeiten, zeigen deutlich weniger Stolz auf ihre Arbeit . . . Die Erkenntnis, daß diejenigen, die öfter unter Zeitdruck arbeiten, kein größeres Interesse an ihrer Arbeit haben und weniger stolz auf ihre Arbeit sind ... ist fesselnd. Es kann sein, daß die Einhaltung von Zeitbegrenzungen, auch wenn diese von den Beschäftigten mit festgelegt wurden, von den meisten Arbeitern an solchen Arbeitsplätzen nicht als Maßstab für hervorragende Leistungen angesehen werden. Eine andere mögliche Erklärung wäre, daß die Einhaltung von Zeitbegrenzungen zwar ein Maßstab für hervorragende Leistungen darstellt, daß aber die Aufmerksamkeit, die auf die Arbeitsgeschwindigkeit gerichtet wird, die Arbeiter daran hindert, sich Arbeiten vorzustellen, die schöpferisch oder erneuernd wirken und dadurch der Leistungsanreiz vermindert wird."[13]
Für die Hausfrau bedeuten die Zeitbegrenzungen, die ihr von außen aufgezwungen werden, daß ihr Arbeitstempo zu schnell wird, um einzelnen Aufgaben die Aufmerksamkeit zu geben, die sie ihnen gerne geben würde. Anders als in vielen Berufen kann die Hausarbeit oft in einem sehr kurzen Zeitraum geleistet werden, ohne daß erkennbar wird, daß sie nur unvollständig getan wurde. Saubermachen mag für die abgehetzte Hausfrau aus einem schnellen Abstauben oder "Herumwirbeln" bestehen; und doch sieht es schließlich für manche Augen so aus, als wenn das Haus sauber gemacht worden wäre - daher der Ausdruck "Augendienst" ("Ich habe heute im Haus Augendienst* gemacht"). (*Ins Deutsche nicht entsprechend zu übersetzen. D. Ü.) Egal wie, die Hausfrau ist letztlich dafür verantwortlich, daß alle Aufgaben ordentlich erledigt werden. Die Vernachlässigung oder Einschränkung einer Aufgabe kann bestenfalls ein kurzfristiger Notbehelf sein. Ist die Hausfrau sich dieser Tatsache bewußt, so wird dadurch ein Zeitdruck erzeugt, der möglicherweise viel stärker empfunden wird, als in anderen Arbeitsbereichen.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze sind Merkmale, der Hausarbeit, die häufig von Hausfrauen erfahren werden. In den Antworten auf drei direkte Fragen berichten 90% über Verzettelung und 75% über Eintönigkeit, doch im Fall der Arbeitshetze fällt die Prozentzahl auf 50 %: diese wird im Laufe der Diskussion über Haushaltsaufgaben öfter spontan erwähnt. in der Tabelle 5.1. werden die Erfahrungen der Hausfrauen mit Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze mit denen einer Untersuchung über Industriearbeiter verglichen.
Tabelle 5.1. Die Erfahrung von Eintönigkeit, Verzettelung und Arbeitshetze: Vergleich zwischen Hausfrauen und Fabrikarbeitern
Hausfrauen erleben mehr Eintönigkeit, Verzettelung und Hetze bei ihrer Arbeit als Arbeiter in der Fabrik. Doch wenn eine besondere Untergruppe der Arbeiter - Fließbandarbeiter betrachtet wird, verringert sich der Unterschied. Die der Fließbandarbeit innewohnende Frustration kann man auch in der Hausarbeit finden. Dies stellt die Grundlage für die zeitgenössische feministische Behauptung dar, daß Hausarbeit "entfremdete" Arbeit sei.
2. Soziale Interaktion
Wir kommen jetzt von dem direkten Vergleich der Hausarbeit mit Fabrikarbeit zu einem Gesichtspunkt von Arbeit, der in Übereinstimmung mit vielen Untersuchungen vielleicht den größten Einfluß auf die Arbeitszufriedenheit hat. Das ist die soziale Interaktion. Die Forschung hat gezeigt, daß Einsamkeit ein Berufsrisiko der modernen Hausfrau ist, welche oft nicht nur vom Leben ihrer Umgebung, sondern auch vom Familienleben im weiteren Sinne abgeschnitten ist. Nach Gavron, die 96 städtische Hausfrauen befragt hat, ist das Gefühl, ans Haus gebunden und von wichtigen sozialen Kontakten isoliert zu sein, sowohl bei Frauen der Mittelschicht als auch bei denen der Arbeiterschicht verbreitet.[14]
Herbert Gans berichtet in seiner Studie über amerikanische Vorstädte The Levittowners (Die Bewohner von Levittown), daß Langeweile und Einsamkeit Frauen wegen ihrer Gebundenheit ans Haus mehr trifft als Männer.[15]
Die 40 befragten Frauen wurden gegen Anfang des Interviews gebeten, ihren üblichen Tagesablauf zu erzählen. Dadurch war es möglich, das Thema soziale Beziehungen mit zu erfassen, obwohl dazu außerdem eine direkte Frage gestellt wurde, nämlich "Haben Sie jemals das Gefühl, daß Sie tagsüber zu viel allein sind?". Von den 22 Frauen, die diese Frage bejahten, waren 17 (77%) mit der Hausarbeit unzufrieden, während 11 (61 %) der 18, die nein sagten, ebenfalls unzufrieden waren. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen geht in die Richtung von mehr Unzufriedenheit in der einsamen Gruppe (aber er ist nicht signifikant auf dem 5%-Niveau). Die nackten Zahlen geben jedoch das Bild nicht vollständig wieder. Die Frauen unterscheiden sich ziemlich stark in der Art ihrer sozialen Beziehungen.
In einigen Fällen trifft die Frau im Laufe einer Woche nur zwei bis drei Leute, einige andere Frauen haben die gleiche Anzahl von sozialen Kontakten im Laufe eines Tages. Vergleichen wir die Beschreibung ihres Lebens von Linda Farrell, der Frau eines Lieferanten, mit der Schilderung von Margaret Nicholson, der Frau eines Verlagsdirektors.
- "Obwohl ich ganz glücklich bin, zu Hause zu sein und mit meiner Arbeit voranzukommen ich will nicht sagen, daß ich mich draußen überall herumtreiben will - wäre es nett, einige Leute zu kennen. Wenn ich mal schnell so zu meiner Schwester rübergehen könnte - sowas meine ich ... Der einzige Mensch, den ich hier kenne, das ist meine Nachbarin gleich nebenan. Ich glaube, ich sehe sie so ein oder zweimal die Woche, - sie kommt rüber zu einer Tasse Tee, oder ich gehe zu ihr. Sie hat ein Schulkind. Meine andere Nachbarin geht arbeiten. Diese Gegend hier kann ich überhaupt nicht leiden - man kennt hier überhaupt niemanden. Meine Mutter kommt einmal die Woche für einen Tag. Sie ruft mich jeden zweiten Tag an. Ich freue mich darauf, daß mein Mann mittags immer nach Hause kommt, das ist eine Unterbrechung, das teilt den Tag auf. Normalerweise sehe ich keinen Menschen, bis mein Mann nach Hause kommt, es ist einsam, wirklich. Als ichjung verheiratet war, wurde ich furchtbar depressiv, weil ich aus einer großen Familie kam, wo zu Hause immer etwas los war. Am Anfang habe i . eh manchmal bereut, daß ich geheiratet habe. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Ich haßte es, hier nach Hause zu kommen. Ich wartete, bis er nach Hause kam, und ging dann zu meiner Mutter... Das hört sich kindisch an, nicht wahr?" (Linda Farrell)
- "Ich glaube, ich habe fast jeden Nachmittag eine Freundin zum Tee - das heißt eine Freundin mit Kindern. Wir holen zusammen die Kinder ab, und sie bleibt dann ungefähr bis 18.30 Uhr. Ich mache dann Tee für alle Kinder. Dann habe ich da noch eine Freundin gleich nebenan, die ich unheimlich oft sehe, bestimmt jeden Tag. Meine Kinder spielen in ihrem Garten. Ungefähr zweimal in der Woche gehe ich mit einer Freundin Mittagessen, und wieder ungefähr zweimal wöchentlich habe ich jemanden hier zum Mittagessen. Montag Nachmittag halte ich mir frei - da fahre ich Frau James - die Haushaltshilfe - gern nach Hause, und am Freitag Mittag hat Lucy Tanzstunde. Freitag Vormittag nehme ich meine Nachbarin mit zum Einkaufen. Das mache ich, weil sie darauf angewiesen ist, sie kann da alleine nicht hinkommen. Ja, und dann gehöre ich noch zu einer Gruppe von jungen Ehefrauen, wir kommen alle 14 Tage zusammen, und ich treffe mich recht häufig mit Leuten aus der Gruppe." (Margaret Nicholson)
Linda Farrels Bekanntenkreis ist viel eingeschränkter als der von Margaret Nicholson. Er ist auch stärker ausgerichtet auf die Verwandtschaft. - Es sind die Beziehungen zu ihren Eltern, Schwestern, Brüdern, Schwiegereltern und so weiter, die sie am meisten schätzt. Es überrascht nicht, daß es ihr Hauptziel ist, in die Gegend zurückzuziehen, wo ihre Familie lebt - möglichst, um dort ein Haus zu kaufen. Für Frauen, die zwei kleine Kinder und keine entsprechenden Transportmöglichkeiten haben, wie die Mehrzahl dieser Frauen, ist es recht schwierig, tagsüber eine längere Fahrt durch die Stadt zu machen. Und die Vorstellung, abends mal alleine wegzugehen, (den Ehemann beim Baby zurückzulassen) wird als eine zu große Belastung für die eheliche Beziehung empfunden. Diese Betonung von Verwandtschaftsbeziehungen trifft auch für andere Arbeiterschichtfrauen dieser Untersuchung zu, vor allem, wenn sie aus großen Familien kommen. Für mehrere Frauen ist die Beziehung zu einer Schwester, die auch verheiratet ist und kleine Kinder hat, die Woche über der Mittelpunkt sozialer Kontakte. Dann gibt es auch jüngere, unverheiratete Schwestern, die abends oder am Wochenende zu Besuch kommen oder auch im Laufe des Tages, wenn sie mal frei haben. Mütter sind wichtig; ebenso Schwiegermütter. In zwei Fällen kommt tagsüber regelmäßig der Vater der Hausfrau zu Besuch, und in einem Fall verbindet der Vater regelmäßig den Besuch mit einem Gang in die Wäscherei, um dort für seine Tochter Wäsche zu trocknen.
Die sozialen Beziehungen von Margaret Nicholson umfassen eine Vielfalt von Freundschaften, jedoch die Betonung von Familienverbindungen fehlt. Dies entspricht eher einem Leitbild der Mittelschicht mit Kaffeekränzchen, Blumensteckkunst und anderen "weiblichen" kulturellen Tätigkeiten. Hier liegt die Betonung stärker auf der Ehebeziehung, nach dem Motto: "Gemeinsam bauen wir unser Leben auf".
Ein Zusammenhang zwischen "sozialen Beziehungen" und Arbeitszufriedenheit wird sichtbar, wenn man als Merkmal hierfür die Anzahl der sozialen Kontakte während ihrer Arbeitszeit nimmt. Als sozialer Kontakt wird die Beziehung zu jeder Person verstanden, die nicht im Haushalt lebt. Er kann sich von einigen Worten, die über den Gartenzaun gewechselt werden, bis hin zu täglichen Besuchen erstrecken. Die gesamte Zeit, die von den Frauen der vorliegenden Untersuchung für diesen sozialen Austausch bzw. diese Beziehungen aufgewendet wurde, ist in der Tat verhältnismäßig gering: die Aufteilung der Frauen in drei Gruppen je nach dem Anteil der hierfür beanspruchten Arbeitszeit - weniger als 25 %, zwischen 25 % und 50 %, mehr als 50 % - zeigte auf, daß die Mehrzahl der Frauen zur ersten Gruppe gehörten. Es gab keine signifikante Beziehung zur Arbeitszufriedenheit. Was wichtig zu sein scheint, ist die Anzahl der Leute, die die Hausfrau trifft. 26 der 40 Frauen haben wöchentlich 19 oder weniger soziale Kontakte, 13 haben mehr. (Ich habe die eine Frau, die ganztags erwerbstätig war, bei dieser Tabelle weggelassen, denn in dieser Hinsicht war ihre Hausarbeitssituation nicht unmittelbar vergleichbar mit der Situation der anderen Frauen.) Die Beziehungen zur Arbeitszufriedenheit werden in Tabelle 5.2 gezeigt.
Tabelle 5.2 Arbeitsunzufriedenheit und soziale Kontakte
Einige Frauen machen ausdrücklich die Einsamkeit für ihre Unzufriedenheit verantwortlich. Die Frau des Geschäftsführers eines Supermarktes drückt das so aus:
"Haben Sie jemals das Gefühl, daß Sie tagsüber zu viel allein sind?"
- "Ja, die letzten beiden Monate war es kaum zum aushalten: Du denkst, wenn ich mich doch nur mit jemandem unterhalten könnte... wenn Du überhaupt niemanden kennst, kriegst Du schnell das Gefühl, wenn Du jetzt nicht bald rausgehst und mit jemandem redest, wirst Du vollkommen verrückt... «
Das Gefühl der Einsamkeit ist mit der Empfindung verbunden, daß überhaupt nichts passiert:
"Haben Sie jemals das Gefühl, daß Sie tagsüber zu viel allein sind?"
- "Ja, sehr oft. Ich könnte hier ermordet werden und keiner würde es merken. Wenn der Milchmann kommt, ist das schon ein Ereignis." (Frau eines Lastwagenfahrers)
Hier wird der allgemeine Eindruck vermittelt, daß diese Frauen nicht notwendigerweise zufriedener mit ihrer Arbeit wären, wenn sie mehr Leute treffen würden, aber sie würden sicherlich weniger unzufrieden sein. Interessanterweise ist hier festzustellen, daß über Erwerbstätige ähnliche Ergebnisse vorliegen. Die Anzahl und die Art sozialer Beziehungen während der Arbeitszeit können offensichtlich Unzufriedenheit bewirken, aber nicht als Zufriedenheitsstifter gelten.
Ein gewisses Maß an Isolation gehört zur Hausfrauenrolle, ganz einfach weil die Hausarbeit "Heimarbeit" ist, sie wird privat und allein geleistet. Der einzig durchgängige Umgang der Hausfrau ist der mit den Kindern. Deshalb sind befriedigende Sozialbeziehungen zu Erwachsenen besonders wichtig. Doch für einige Frauen kann das flüchtige Treffen einer Anzahl verschiedener Leute, mit denen sie im Laufe des Tages ein paar Worte wechselt, sogar ein Grund für negative Gefühle sein. Durch die Oberflächlichkeit dieser "sozialen Kontakte" fühlt sich die Frau daran erinnert, welche entscheidende Bedeutung entwickelte Beziehungen für sie hätten. Hierzu die Worte einer Hausfrau der Arbeiterschicht, die in einer neuen Sozialbauwohnung lebt:
- "Das hängt davon ab, was Du Freunde nennst. Du triffst alle Leute hier so gut wie täglich. Auf diesem Flur hier gibt es ungefähr sechs oder sieben Mütter mit Kindern, denen ich jeden Tag begegne. Eine Nachbarin ist meine Freundin, wir besuchen uns gegenseitig zu Hause.
3. Arbeitszeit
In der heutigen Gesellschaft gehört die Arbeitszeit von Hausfrauen mit zu den längsten überhaupt. Bei den Hausfrauen dieser Stichprobe reichte die Arbeitszeit von 48 Stunden (bei der einen Hausfrau, die ganztags erwerbstätig war) bis zu 105 Stunden in der Woche. Weiter unten in Tabelle 5.3, wird die Arbeitszeit in Beziehung zur Kinderzahl gesetzt. Die meisten Frauen - 25 von 40 - arbeiten zwischen 70 und 89 Stunden in der Woche. Nur 10 arbeiten weniger als 70 Stunden, und 5 machen mehr als 90 Stunden Hausarbeit in der Woche.
Die Arbeitszeiten habe ich nach den in den Interviews gemachten Darstellungen der Tagesabläufe errechnet. Sie umfassen die gesamte Zeit, die mit Hausarbeit, einschließlich Einkaufen und Versorgung bzw. Beaufsichtigung der Kinder verbracht wurde. Zeitabschnitte, die von der Hausfrau selbst als Freizeit beschrieben wurden, wurden nicht als Arbeitszeit gezählt (Fernsehen, Lesen, usw.). Ebenso wurden die Zeiten, die sie nicht zu Hause ist, Besuche bei Verwandten, Nachbarn oder Freunden, nicht berücksichtigt. Die Versorgung oder Betreuung der Kinder, wurde, obwohl dies keine Hausarbeit im engeren Sinne ist, einbezogen, weil es praktisch unmöglich war, eine angemessene Trennung zwischen Hausarbeit und Kinderversorgung vorzunehmen. Durch die Schilderung des Tagesablaufes dieser Frauen wurde klar, daß auch sie diese Unterscheidung nur selten, wenn überhaupt, machen können. (Eine Unterscheidung zwischen der Einstellung zur Hausarbeit und der Kinderversorgung ist eine ganz andere Sache, als die zeitliche Vermengung dieser beiden Tätigkeitsbereiche.)[17] Während sie Hausarbeit machen, sind sie verantwortlich für die Kinder und müssen wissen, was diese tun; während sie auf die Kinder aufpassen, sind sie fast immer gleichzeitig mit Hausarbeit beschäftigt. Wenn dem Baby die Windeln gewechselt werden, heißt das auch, daß diese gewaschen werden müssen; Kinder zu füttern bedeutet auch (irgendwann) aufzuräumen, sauberzumachen und abzuwaschen.
Es gibt zwei Ausnahmen bei der Einbeziehung der Kinderversorgung in die Hausarbeitszeit. Die eine besteht darin, Besuche als Freizeit zu zählen, was eigentlich, von der Kinderversorgung her gesehen, nicht stimmt. Wo auch immer die Hausfrau-Mutter sich aufhält, sie trägt die Verantwortung und die Sorge für die Kinder. Die andere Ausnahme ist die Zeit, in der die Kinder schlafen. Aber auch hier besteht weiter die Verantwortung für die Kinder. Die Hausfrau muß bei allem was sie gerade tut, auf eine Unterbrechung gefaßt sein, falls ihre Kinder aufwachen und ihre Aufmerksamkeit fordern. Keine dieser zeitlichen Bereiche wurde bei der Schätzung der Hausarbeit einbezogen, außer wenn die Hausfrau in den Stunden, die durch den Schlaf der Kinder »freigegeben« wurden, wirklich Hausarbeit machte.
Tabelle 5.3 Wöchentliche Hausarbeitsstunden und Anzahl der Kinder
Die durchschnittliche Arbeitswoche der Hausfrauen in dieser Untersuchung beträgt 77 Stunden - sie ist damit fast zweimal so lang wie eine vierzigstündige Arbeitswoche in der Industrie. Diese Zahlen stimmen mit Ergebnissen anderer Untersuchungen über Hausarbeitsstunden überein. Die Tabelle 5.4. enthält einen Vergleich der Ergebnisse einer ganzen Reihe verschiedener Untersuchungen. Diese Studien umfassen drei Länder und einen Zeitraum von 1929-1971. Die Aufteilung in "ländliche" und "städtische" Untersuchungen läßt erkennen, daß unter städtischen Bedingungen die Hausarbeitszeiten wahrscheinlich länger sind. Aber die Zahlen für beide Gruppen zeigen, daß die Hausarbeitsstunden innerhalb dieser Zeitspanne nicht abgenommen haben. Hausfrauen auf dem Lande arbeiteten 1929 in den USA 64 Std. in der Woche; dreißig Jahre später in Frankreich wöchentlich 67 Std. Bei einem Vergleich der städtischen Regionen Großbritanniens von 1950 und 1971 sehen wir, daß sich während dieser Zeitspanne die Hausarbeitszeit um sieben Stunden verlängert hat. Dieses Anwachsen der Hausarbeitszeit steht in starkem Gegensatz zu der Situation der Erwerbstätigen. Zum Beispiel sank in den USA zwischen 1920 und 1953 die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in der verarbeitenden Industrie um 10 Stunden von 50 auf 40 Stunden.[18]
In diesen verschiedenen Untersuchungen wurden unterschiedliche Methoden und Stichprobenverfahren für die Errechnung der Hausarbeitszeit angewendet. Deshalb sind genaue Vergleiche schwierig. Wenn man jedoch die Größe der Familie in Betracht zieht, sind die Ergebnisse ziemlich einheitlich: z. B. betrug die wöchentliche Arbeitszeit bei Hausfrauen mit 1 Kind in der französischen Untersuchung von 1948 durchschnittlich 78 Stunden, in der britischen Untersuchung von 1950 durchschnittlich 67 Stunden und in der vorliegenden Untersuchung durchschnittlich 71 Stunden.
Französische Untersuchungen, die die genaueste Aufgliederung von Hausarbeitsstunden anhand verschiedener Merkmale enthalten, legen den Schluß nahe, daß die Hausarbeitszeit bei einem Kind durchschnittlich um 23 Stunden zunimmt, bei 2 Kindern um durchschnittlich 35 Stunden und bei 3 oder mehr Kindern um durchschnittlich 41 Stunden. In dieser Stichprobe arbeitete von den 12 Hausfrauen mit 3 oder mehr Kindern keine weniger als 70 Stunden in der Woche, 8 arbeiten 80 Stunden oder mehr, 2 arbeiten 90 Stunden oder mehr.
Tabelle 5.4. Ein Datenvergleich von Hausarbeitsstunden
Etwas überraschend ist die Tatsache, daß nicht die Frauen mit den meisten Kindern am längsten im Haushalt arbeiten. In der Gruppe mit einem Kind arbeitet Elizabeth Gould 84 Stunden, Clare Pullen 91 Stunden und Elaine Cawthorne 104 Stunden. In der Gruppe mit 2 Kindern kommt Jill Duffy auf eine 105-Stunden-Woche: sie ist die fleißigste von den 40 Frauen. (Ich befasse mich mit dieser Besonderheit im 6. Kapitel)
Ist eine lange Arbeitswoche mit Arbeitsunzufriedenheit verbunden? In dieser Stichprobe gibt es hierfür keinen statistischen Zusammenhang.[20] Das mag natürlich darauf zurückzuführen sein, daß die Frauen der Stichprobe insgesamt eine lange Arbeitswoche hatten; sicherlich steht dieses Ergebnis im Widerspruch zu dem Eindruck, den die Frauen selber vermitteln, nämlich, daß "Frauenarbeit nie zu Ende ist":
- "Das Schlimmste dabei ist, daß du nie fertig wirst. Ich gehe immer in dem Bewußtsein zu Bett, daß da noch was ist, was ich eigentlich hätte tun müssen - die Hausfrau ackert oft den ganzen Tag, und der Mann kommt nur nach Hause und ruht sich aus." (Frau eines Kinoleiters)
Was könnte dann die Erklärung dafür sein, daß die Länge der Arbeitszeit in keiner Beziehung zur Arbeitszufriedenheit steht? Die Interviews lassen 2 Antworten auf diese Frage vermuten. Zunächst einmal scheint sich die Hausfrau besonders dann über ihre lange Arbeitswoche zu ärgern, wenn sie ihre Situation mit der ihres Mannes vergleicht. Wie frühere Zitate erkennen ließen,[21] ist die Behauptung, daß Frauen schwerer arbeiten als Männer, Teil einer ständigen Auseinandersetzung zwischen Eheleuten. Eine zweite Antwort wäre, daß die lange Arbeitszeit deshalb kein Grund für Unzufriedenheit mit der Hausarbeit ist, weil sie als Bestandteil der Hausfrauenrolle erwartet wird. Sowie die Verzettelung ist auch die "Endlosigkeit" von Hausarbeit derartig mit der Vorstellung von Hausarbeit überhaupt verbunden; daß das eine nicht von dem anderen getrennt gesehen wird. Hausfrauen erwarten in ihrem Haushalt einfach nicht dieselbe Arbeitszeit wie in einem Büro oder in der Fabrik.
Untersuchungen über Industriearbeit bestätigen, daß ausgedehnte Arbeitszeit einen verhältnismäßig geringen Einfluß auf die Arbeitsunzufriedenheit hat. In einem überblick von Untersuchungen zur Einstellung gegenüber der Arbeit wird festgestellt, daß die Arbeitszeit weniger wichtig ist, als jeder andere Gesichtspunkt von Arbeitsbedingungen. Das Merkmal Arbeitsbedingungen rangiert erst an vorletzter Stelle einer Liste von 10 Faktoren zur Bewertung eines Arbeitsplatzes. Es überrascht nicht, daß die Länge der Arbeitszeit für erwerbstätige verheiratete Frauen von größerer Bedeutung ist als für erwerbstätige Männer, denn die Frauen sind diejenigen, die die doppelte Last von Erwerbstätigkeit und Hausarbeit zu tragen haben.[22]
4. Die technische Ausstattung
Ist das "Unwohlsein" der modernen Hausfrau den Unzulänglichkeiten ihrer Arbeitsumgebung geschuldet? Sind solche Umstände wie der Mangel an guter Ausstattung und unzureichende Wohnverhältnisse tatsächlich Ursachen der Unzufriedenheit? Oder steht Unzufriedenheit in keiner Beziehung zu diesen Merkmalen des Haushalts als Arbeitsplatz?
Bei den interviewten Frauen wurde das Ausmaß der Arbeitserleichterungen - fließendes warmes Wasser, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe usw. - und Hilfsmittel- Staubsauger, Waschmaschine usw. - eingeschätzt. (Die vollständige Aufstellung ist im Interviewleitfaden im Anhang 11 nachzulesen.) Es wurde eine Punktzahl gebildet, indem jedem Posten ein bestimmter Wert zugeordnet wurde. Für Arbeitserleichterungen ergab sich eine durchschnittliche Punktzahl von 7,5 und für Hilfsmittel von 3,1. Wie erwartet, waren die Punktzahlen sowohl für Arbeitserleichterungen als auch für Hilfsmittel in der Mittelschichtgruppe höher (8,0 und 3,8 gegenüber 7,0 und 2,4 bei den Frauen der Arbeiterschicht).
Eine Hausfrau mit einer durchschnittlichen Punktzahl war Joan Hubbard, eine ehemalige Verkäuferin, verheiratet mit einem Werkzeugmacher. Sie hat zwei Kinder im Alter von 4 und 2 Jahren und lebt in einer freifinanzierten, unmöblierten Wohnung. Die Wohnung hat 2 Schlafzimmer, Küche, Bad und Innentoilette, ein Wohnzimmer, die Geschäfte sind zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen. Die Hubbards haben Zugang zu einem kleinen Garten, jedoch kein fließendes warmes Wasser: Wasser muß immer auf dem Gasherd erhitzt werden. An Haushaltsmaschinen besitzt Joan Hubbard eine Waschmaschine, die weder schleudern noch trocknen kann, einen Staubsauger und einen Kühlschrank.
Die höchste Punktzahl bei Arbeitserleichterungen und Hilfsmitteln wurde von Sarah Maddison erreicht; sie war früher Büroangestellte, hat drei Kinder und ist mit einem Lebensmittelchemiker verheiratet. Sie lebt in einem mit einer Hypothek belasteten Eigenheim, das vier Schlafräume und einen großen Garten hat. Außer einem Kühlschrank und Staubsauger hat sie eine Geschirrspülmaschine, Zentralheizung, eine bezahlte Haushaltshilfe und tagsüber das Familienauto. Die letzten beiden Dinge sind ungewöhnlich. Nur drei Hausfrauen hatten zur Zeit des Interviews eine bezahlte Haushaltshilfe: zwei für 6 Stunden wöchentlich und eine für 51/2 Stunden alle vierzehn Tage. Keine hatte eine im Haus lebende Haushaltshilfe. (Weitere zwei haben normalerweise eine Hilfe, nur zur Zeit des Interviews nicht). Alle diese Frauen stammen aus der Mittelschicht. Ähnlich ist es mit dem Auto: von den vierzig Frauen haben nur fünf regelmäßig oder zeitweise die Möglichkeit, ein Auto zu Haushalts- oder Freizeitzwecken zu benutzen, auch dies findet sich ausschließlich bei der Mittelschicht.
Unterschiede bezüglich technischer Hilfsmittel und Erleichterungen vermögen die Art und Weise beeinflussen, in der Hausarbeit geleistet wird. Sie mögen auch die Einstellungen zu den einzelnen Aufgaben etwas beeinflussen, doch sie scheinen keinen Einfluß auf die Arbeitszufriedenheit zu haben. Weder die Punktzahlen für Arbeitserleichterungen noch jene für Hilfsmittel stehen in dieser Erhebung mit der Arbeitszufriedenheit in Verbindung.[23]
In den Interviews drückten manche Hausfrauen Unzufriedenheit über die Art ihrer Arbeitserleichterungen und die Hilfsmittel aus und äußerten den Wunsch, sie durch "bessere" zu ersetzen: z. B. Teppiche durch Auslegware, ein Abwaschbecken aus Porzellan durch eine Spüle aus rostfreiem Stahl, eine Außentoilette durch eine Innentoilette. Sie beklagten sich sowohl über die Bauart des Hauses als auch über die Bedingungen, unter denen Hausarbeit geleistet werden muß:
- "Ich hasse das Kochen mehr als die Hausarbeit. Ich finde das Essen langweilig. Ich glaube, das liegt an meiner Küche - es geht zwei Stufen runter, sie liegt am Bad und ist weit weg vom Wohnzimmer. Es ist kein Raum, wo jemand reinkommen möchte, um mit dir zu plaudern. Ich kann z. B. das Baby da nicht drin haben." (Frau eines Rundfunkregisseurs)
- "Waschen ist eine Qual, weil ich keinen Platz habe, um die Wäsche zu trocknen ... Diese Heizkabinen funktionieren nicht ... Ich muß sie im Badezimmer aufhängen. Bei meiner Mutter konnte ich sie im Garten trocknen." (Trau eines LKW-Fahrers)
Die Anschaffung einer neuen Maschine mag vorübergehend zu einer größeren Begeisterung für eine bestimmte Aufgabe führen, das grundlegende Gefühl von Zufriedenheit oder Unzufriedenheit wird aber davon anscheinend nicht berührt:
- "Mir macht das Saubermachen eigentlich nichts aus. Ich gehe einfach ran und mache es. Diesen neuen Staubsauger habe ich mir gerade zu Weihnachten gekauft, wenn er von der Arbeit kommt, sage ich, ich hab' nur 5 Minuten gebraucht für die Treppe und solche Sachen, weil das vorher immer so lange gedauert hat." (Frau eines Geschäftsführers)
Aber derartige Äußerungen über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit scheinen sich von der allgemeinen Einstellung der Frau zur Hausarbeit und zur Hausfrauenrolle abzuheben.
Einige der zufriedensten Frauen waren gerade die mit den geringsten Hilfsmitteln und Arbeitserleichterungen. Sandra Bishop, die mit ihrem Mann (einem Maler und Dekorateur) und einem 18 Monate alten Kind in einer neuen Sozialbauwohnung mit zwei Schlafzimmern lebt, hat viele der von anderen Frauen als notwendig angesehenen Hilfsmittel nicht. Sie hat weder einen Staubsauger, oder eine Waschmaschine, noch eine Wäscherei in der Nähe. Sie sagt:
- "Ich mach gern Hausarbeit. Und dann kommen doch da Leute und sagen: "Ach, du hast das schwer! Ohne Waschmaschine und ohne Staubsauger". Doch die sind diejenigen, die stöhnen. Ich mache so weiter ... wie meine Mutter das gemacht hat, sie hat immer noch keine Waschmaschine, und sie wäscht jeden Tag. Ich finde, es kommt wirklich darauf an, wie du bist...
Wenn Sandra Bishop sagt, "es kommt darauf an, wie du bist", dann hält sie andere Ursachen für die Zufriedenheit mit der Hausarbeit für ausschlaggebender als die technische Arbeitsplatzausstattung. Diese Einsicht ist richtig, sie wird im Kapitel 7 untersucht.
Das Fehlen eines Zusammenhanges zwischen der unterschiedlichen technischen Ausstattung und Arbeitszufriedenheit bei Hausfrauen kann nicht unmittelbar mit der Situation von Fabrikarbeitern verglichen werden. Die Wirkung der Technologie in der Fabrik unterscheidet sich erheblich von derjenigen im Haushalt. Fabrikarbeit wird grundsätzlich durch die Technologie bestimmt, Hausarbeit jedoch nicht. (Das liegt natürlich teilweise daran, daß der Grad der technischen Ausstattung in den Haushalten weit unter denjenigen der Industrie liegt. Die Technisierung im Haushalt bezieht sich nur auf einzelne Aufgaben, aber nicht auf die Hausarbeit insgesamt.) Die Kontrolle des Industriearbeiters über seinen Arbeitsvorgang wird durch die Technologie geprägt und im allgemeinen verringert; im Hause bestimmen die Maschinen nicht selbst das Tempo und den Rhythmus der Arbeit. Die Frau behält die Kontrolle über ihre Arbeit. Jedoch mag das Fehlen einer Beziehung zwischen dem technischen Bereich der Arbeit und der Hausarbeit Zufriedenheit andeuten, daß die Arbeitsplatzbedingungen für die Entstehung von Arbeitszufriedenheit relativ unerheblich sind. In dieser Hinsicht läßt die Forschung über Einstellungen von Arbeitnehmern zu ihrer Arbeit eine Parallele zu. Herzberg, Mausner und Snyderman bemerkten in ihrer Studie The Motivation to Work (Antriebe zum Arbeitswillen) daß die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen die Unzufriedenheit verringert, jedoch keine Zufriedenheit bewirkt.[24] Arthur Kornhauser berichtet in seiner Untersuchung über Arbeiter in der Autoindustrie in Detroit, daß die körperlichen Arbeitsbelastungen "wenig oder gar keinen Erklärungswert für die schlechtere seelische Gesundheit in unteren Berufsgruppen zu haben scheinen gegenüber der gesundheitlichen Verfassung in den höheren Berufsgruppen.[25]
Zusammenfassend kann man sagen, daß weder die technische Ausstattung des Arbeitsplatzes noch die Anzahl der Arbeitsstunden der Hausfrau in der vorliegenden Studie mit der Arbeitszufriedenheit oder Unzufriedenheit in Beziehung stehen. Im Zusammenhang mit Arbeitsunzufriedenheit stehen jedoch ein Mangel an sozialen Kontakten sowie das Gefühl der Eintönigkeit. Die Verzettelung ist eine akzeptierte Eigenschaft der Hausarbeit, daher ist sie keine Ursache für Unzufriedenheit. Gefühle von ständiger Hetze sind für die Hausfrauen bezeichnend, die im allgemeinen unzufrieden sind; sie rühren nicht unmittelbar von Eigenschaften der Hausarbeit als Arbeit her (obwohl häufige Zeitbegrenzungen zur Hausarbeit gehören und die Einstellungen gegenüber Arbeitsaufgaben beeinflussen.)