Als Beruf betrachtet hat die Hausarbeit die ungewöhnliche Eigenschaft, mit einer anderen Arbeit, der Kinderaufzucht, verbunden zu sein. Die Mehrheit der Hausfrauen hat Kinder, und praktisch alle Mütter sind Hausfrauen. In den vorangegangenen Kapiteln sind Kinder immer wieder kurz in Erscheinung getreten, und zwar als Faktoren, die auf die Art und Weise einwirken, in der Hausfrauen ihre Arbeit machen. Kinder beeinflussen z. B. die Freude an bestimmten Arbeiten und verlängern wahrscheinlich die Arbeitswoche. Sie werden auch als eine allgemeine Quelle der Frustration für die Hausfrau bei ihrer Arbeit erwähnt. Ihr Arbeitsablauf wird durch die ständige Notwendigkeit unterbrochen, sich um die Kinder zu kümmern. Zufriedenheit mit der Hausarbeit besteht eher, wenn der Ehemann etwas von der Last der Kinderversorgung übernimmt. Ist das der Fall, so wird die Anstrengung, die Hausfrauen- und Mutterrolle miteinander zu verbinden, gemindert. Da das Ziel der Untersuchung darin bestand, etwas über Einstellungen zur und Zufriedenheit mit der Hausarbeit herauszufinden, war das Hauptinteresse bei den Interviews nicht, die Gefühle der Frauen über Kinderversorgung oder ihre Auffassung von der Mutterrolle zu betrachten. Trotzdem soll das im Laufe der Interviews gesammelte Material zum Thema "Kinder" in diesem Kapitel zur Diskussion gestellt werden. Die Verbindung Kinderversorgung/ Hausarbeit beinhaltet, wie in den vorangegangenen Kapiteln angedeutet wurde, mehrere Probleme. Aber die Widersprüchlichkeit besteht nicht einfach darin, daß Kinder die aufgeräumte Wohnung in Unordnung bringen oder daß sie verlangen, gefüttert oder mit Spielen unterhalten zu werden, während gerade das Essen gekocht oder ein Zimmer saubergemacht wird. Die beiden Rollen stehen sich aber grundsätzlicher gegenüber. Für die Hausarbeit ist die Dienstleistungsfunktion grundlegend. Kinder aber sind Menschen. Kinderversorgung ist "produktiv", Hausarbeit jedoch nicht.[1] Hausarbeit hat kurzfristig5 und sich wiederholende Ziele; das Haus wird heute saubergemacht, morgen wieder und so fort, fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre lang. Mutterschaft hat ein einziges langfristiges Ziel, das beschrieben werden kann als die letztendliche Arbeitslosigkeit der Mutter selbst. Eine "erfolgreiche" Mutter zieht ihre Kinder so auf, daß sie ohne sie auskommen.
Ein Kriterium für die Auswahl der vorliegenden Stichprobe war, daß alle interviewten Frauen mindestens ein noch nicht schulpflichtiges Kind haben. Alle 40 Frauen zusammen sind für 79 Kinder verantwortlich, obwohl 3 von diesen Kindern aus einer vorhergegangenen Ehe des Mannes stammen. Die 20 Arbeiterfrauen haben 47 Kinder, während es bei 20 Mittelschichtfrauen 42 Kinder sind. Dieser Unterschied beruht teilweise auf dem früheren Heiratsalter der Arbeiterfrauen. Da keine der Hausfrauen zur Zeit des Interviews älter als 30 Jahre alt war, stellt die derzeitige Anzahl der Kinder wahrscheinlich nicht die endgültige Familiengröße dar. Nur 15 der 40 Frauen gaben an, daß sie keine Kinder mehr bekommen wollen. (Vier von ihnen hatten sich sterilisieren lassen.)
Sieht man Kinder als ein bestimmendes Merkmal in der Arbeitsumgebung der Hausfrau an, so könnte Schwangerschaftskontrolle als Mittel gesehen werden, die eigenen Arbeitsbedingungen zu kontrollieren. Die Antworten der Frauen auf die Frage [2] ob die Kinder geplant worden seien oder nicht, zeigen, daß eine wesentliche Anzahl nicht geplant war, und daß diese Kinder eher der Arheiter- als der Mittelschicht angehören. 32 der 79 Kinder waren nicht geplant und 28 dieser 32 stammen von Arbeiterfrauen:
- "Ich wollte das Letzte nicht, ich hatte schon 3. Eigentlich plante ich keines von ihnen. Sie kamen einfach so. Als er geboren wurde, und es ein Junge war, na ja, da war es in Ordnung. Aber wenn ich noch eins bekommen würde, würde ich ganz sicher abtreiben." (Frau eines Beifahrers)
- "Wenn ich gewußt hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich keines von ihnen gekriegt." (Frau eines Dekorateurs)
Die letzte Aussage bezieht sich auf die Unkenntnis über Empfängnisverhütung, die - das zeigen auch andere Untersuchungen - noch weitverbreitet ist.[3] Aber auch weniger greifbare Hindernisse der Schwangerschaftskontrolle sind wirksam. So beobachten Rainwater und Weinstein in And the Poor get Children (Und die Armen kriegen Kinder.):
"Die Ideen von Familienplanung und geplanter Elternschaft verkörpern eine besondere Weltanschauung, eine besondere Art, die Welt und sich selbst zu betrachten ... Ein Sinn für Stabilität und Vertrauen in die Zukunft... Ist eine Vorbedingung für effektive Planung."[4]
Arbeiterfrauen neigen im Gegensatz zu Mittelschichtfrauen dazu, die Zukunft als weniger vorhersagbar zu betrachten. Sie sehen auch nicht so sehr die Möglichkeit von persönlicher Kontrolle über die eigene Zukunft. Diese Schichteinteilung ist natürlich eine Verallgemeinerung, da es Fälle gibt, wo dies nicht zutrifft. Alles in allem aber wird sie durch die vorliegenden Interviews unterstützt. Die Mittelschichtfrauen neigen dazu, gegenüber den vielfältigen psychologischen Entscheidungen Beweggründe und Reaktionen, die bei der Empfängnis von Kindern eine Rolle spielen, genauer zu sein:
- "Nachdem wir zweieinhalb Jahre verheiratet waren, sagte mein Mann, daß wir endlich ein Baby haben sollten. Ich war zuerst nicht so scharf darauf, aber wir hatten immer geplant, drei Kinder innerhalb von sechs Jahren zu haben, und wir mußten irgendwann einmal anfangen! Dann, nach dem dritten Mädchen sagten wir, wir sollten vier haben, innerhalb von acht Jahren, aber davor hatte ich dann doch Angst. Vier Kinder würden wirklich ein ganzer Haufen sein." (Frau eines Verlegers)
Mittelschichtfrauen vermitteln auch im Hinblick auf die Zukunft im ganzen gesehen einen Eindruck größerer Entschiedenheit. Mary Byron war die einzige Frau unter den 40 Befragten, die tatsächlich nicht vorhatte, Mutter zu werden:
- "Nein, ich plante sie nicht, eigentlich wollten wir keine Kinder, wir wollen bestimmt keine mehr. Ich glaube, wenn ich Emma nicht bekommen hätte, hätte ich überhaupt kein Baby gekriegt. Ich glaube, wenn du älter wirst, wirst du selbstsüchtig - Kinder binden dich fest."
Sie weigert sich entschieden, ein zweites Kind zu bekommen.
- "Tony sagt, wir würden keine mehr wollen. Grund Nummer eins: es hält mich zu sehr am Haus fest. Wenn die Leute mich fragen "Wann werdet ihr denn das nächste kriegen?" sagt er zu ihnen: "Mary soll nicht für den Rest ihres Lebens am Spülbecken stehen."
Die unterschiedlichen Einstellungen der Frauen lassen sich besser mit der Ausprägung von "Getrenntheit/Gemeinsamkeit in der Ehe" fassen, als durch den Begriff der sozialen Schicht. Rainwater und Weinstein weisen in ihrer Studie darauf hin, daß Empfängnisverhütung eher wirkungsvoll praktiziert wird, wo die Ehepartner ihre Interessen und Aktivitäten teilen. Tabelle 9.1. zeigt die Beziehung zwischen dem Typ der Ehe und der Häufigkeit von geplanten/ungeplanten Kindern in dieser Untersuchung. 80% der Kinder, die in Ehen mit ausgeprägter "Gemeinsamkeit" geboren wurden, waren geplant, und 65% derjenigen des Ehetyps mit "getrennten" Interessen und Aktivitäten waren ungeplant.
Im Falle des "gemeinsamen" Ehetyps benutzt die Frau eher das Wort "wir", wenn sie über das Thema "Kinder" spricht; im Falle einer "getrennten" Ehe wird öfter das Wort "ich" gebraucht.
Tabelle 9.1. Ehetyp und Häufigkeit von geplanten/ungeplanten Kindern
- "Mein Mann wollte mehr Kinder. Ich war ganz zufrieden mit zweien. Die Leute sagten mir immer wieder: du hast von jeder Sorte eins, du brauchst keins mehr! Aber ich glaubte, ich sollte zuerst an meinen Mann denken, und ich dachte, gut, wenn ich sie schon bekomme, will ich sie, solange ich jung bin. So beschloß ich über Nummer drei, und ich entdeckte, daß ich sowieso schwanger war." (Frau eines Mannes, der bei der Straßenwacht arbeitet)
- "Wir wollten alle unsere Kinder, aber ich kann keine mehr bekommen. Ich wurde aus medizinischen Gründen sterilisiert, weil ich eine Menge Schwierigkeiten beim letzten hatte. Aber wir wollen sowieso keine mehr." (Frau eines Lebensmittelchemikers)
Es besteht keine klare Beziehung zwischen dem Faktor "geplante/ungeplante Kinder" und "Zufriedenheit mit der Hausarbeit". Ist auch eine mögliche Kontrolle der häuslichen Arbeitsbedingungen über die Anzahl der Kinder gegeben, so scheint sich etwa die Wirksamkeit dieser Kontrolle nicht in verschiedenen Graden von "Zufriedenheit/Unzufriedenheit mit der Hausarbeit" widerzuspiegeln. Es läßt sich jedoch eine geringe (nicht signifikante) Beziehung aufstellen zwischen der Anzahl der Kinder und der Zufriedenheit mit der Hausarbeit: Der Grad der Zufriedenheit scheint mit zunehmender Familiengröße anzusteigen.
Dieses Ergebnis entspricht nicht dem, was man eigentlich erwarten würde, nämlich, daß Frauen mit den größten Familien unzufriedener und enttäuschter sein müßten. Die Aussagen der Hausfrauen deuten jedoch auf zwei Erklärungsansätze hin: Erstens steigert sich mit dem Anwachsen der Familie der Druck, gleichzeitig eine "perfekte" Hausfrau und Mutter zu sein so stark, daß ein Herunterschrauben der Maßstäbe für Hausarbeit der einzige Ausweg ist.
Tabelle 9.2. Zufriedenheit mit der Hausarbeit und Anzahl der Kinder
Sarah Maddison, eine Mutter mit drei Kindern aus der Mittelschicht, sagte dazu:
- "Solange ich nicht unterbrochen werde, mache ich Hausarbeit gerne, aber kommen die Kinder erstmal dazu, wird die Hausarbeit zur reinen Schufterei, einfach weildu nicht in Ruhe vorankommen kannst; und sogar wenn du es hübsch gemacht hast, bringen die Kinder alles durcheinander. Da hab ich irgendwann gesagt, zum Teufel damit, und ich wurde nachlässiger als je zuvor."
Der Neigung, die Hausarbeitsmaßstäbe herunterzuschrauben, ist an sich keine ausreichende Erklärung für die größere Zufriedenheit der Gruppe mit mehr als einem Kind; denn von den 12 Frauen mit drei oder mehr Kindern ist die Hälfte mit der Hausarbeit unzufrieden. Zum anderen bilden die Frauen mit nur einem Kind eine besonders unzufriedene Gruppe: von 14 in dieser Kategorie sind nur zwei zufrieden mit der Hausarbeit.[5] Zum ersten Mal Mutter zu sein, scheint eine Unzufriedenheit mit alltäglichen Haushaltsarbeiten zu bewirken. Mütter vergleichen spontan die Erfahrungen, für ein Kind zu sorgen und Hausarbeit zu machen. Die Mutter eines acht Monate alten Babys:
"Finden Sie Hausarbeit insgesamt eintönig?"
- "Ja, besonders wenn er dabei ist. Es gibt so viele Dinge, die du tun könntest, wenn du nicht das verdammte Waschen und Bügeln hättest." (Frau eines Werkzeugmachers)
Susan Golding, die Frau eines Leiters für Ingenieurwesen, hat ein vier Monate altes Baby:
- "Ich würde gerne von der Hausarbeit loskommen, aber nicht vom Baby. Ich wäre sehr froh, jemand anderem den täglichen Kleinkram zu überlassen, so daß ich meine ganze Zeit mit ihr verbringen könnte."
Diese Aussagen zeigen eine klare Trennung zwischen den beiden Rollen der "Mutter" und "Hausfrau" im Bewußtsein der Hausfrauen. Aber nicht alle Frauen machen solch eine Trennung. Tatsächlich ist das Fehlen der Unterscheidung zwischen den beiden Rollen einer der eindrucksvollsten Merkmale in den Einstellungen vieler Frauen zur Kinderversorgung. Dies wird besonders deutlich in den folgenden Bemerkungen von Sandra Bishop, der Frau eines Dekorateurs:
Kümmern Sie sich gern um das Kind?"
- "Die einzige Sache ist das mit ihren Windeln. Ich bin so enttäuscht, wenn sie nicht so weiß werden, wenn ich sie mit der Hand wasche. Ich denke mir dann: Sehen sie nicht schrecklich aus?. Bei seiner Mutter kochte ich sie immer auf dem großen Herd, aber hier kann ich es nicht machen, ich habe einen elektrischen. Ich habe angefangen, sie in einem Kochtopf zu kochen, aber es sah so schrecklich aus, daß ich damit aufhörte... Ich versuche jetzt, die Kleine sauber zu bekommen, und ich bin enttäuscht, wenn sie sich weiter schmutzig macht ... manchmal macht sie neben den Topf, obwohl er da steht, und ich mag das nicht." (Das Kind ist 18 Monate alt.)
Die beiden Rollen sind miteinander verschmolzen. "Sich um das Kind kümmern" heißt für Sandra Bishop die Arbeit, die Pflege des Kindes und dessen Kleidung mit sich bringt. Das einzelne Wort "Ja" drückt ihre Freude an der Kinderversorgung aus, was dann folgt, ist ein Vortrag über die Probleme, wie die Windeln weiß zu halten sind.
Eine hauptsächliche Folgerung aus diesem gleichzeitigen Zwang zum Hausfrauendasein und zur Mutterschaft ist deshalb eine ausgesprochene Betonung der dienenden Aspekte der Mutterrolle: Kinderversorgung und Hausarbeit werden gleichbedeutend. Dies beinhaltet eine starke gefühlsmäßige Besetzung der Erwartung, daß das Kind sauber und ordentlich sein soll; die - für einen perfekten Haushalt geltenden Maßstäbe werden auf das Kind übertragen. Ein anderes Merkmal dieses Verhaltens ist die Betonung des Kaufens. Janet Gallagher, Frau aus der Arbeiterschicht, ist mit einem Beifahrer verheiratet und Mutter von vier Kindern. Sie sagte auf die Frage, ob sie sich gerne um ihre Kinder kümmere:
- "Ich kaufe ihnen fast jede Woche etwas. Diese Woche habe ich ihnen Schlafanzüge gekauft, ein paar Decken und Schuhe."
Das Thema wurde eingehender erörtert, und die gekauften Artikel für die Kinder zählte sie mit großem Stolz auf. Einige andere Frauen beschrieben auch sehr eifrig den vergangenen oder möglichen Kauf von Kleidungsstücken für ihre Kinder, ohne sehr viel über die zahlreichen anderen Bereiche der Kinderversorgung zu sagen.
Diese Gleichartigkeit des Zugangs zur Hausarbeit und Mutterschaft wurde in der vorliegenden Untersuchung am häufigsten bei den Arbeiterfrauen gefunden. Vergleichbare Beobachtungen sind von einer amerikanischen Studie über Arbeitermütter (Rainwater, Coleman und Handel Workingman's Wife) gemacht worden. Der folgende Auszug aus dieser Arbeit gibt einige zusätzliche Hinweise auf die Umgangsformen von Arbeiterfrauen in der Kinderversorgung:
"Ein großer Teil von dem, was der Arbeiterfrau lieb und teuer ist, sind ihre Kinder. Dies ist eine grundlegende Haltung, obwohl Kinder auch eine Quelle der Frustration bedeuten. Wenn diese Frauen von ihren Kindern sprachen,... fühlten sie sich "ans Haus gebunden", oder sie betrachteten die Kinder als eine "fürchterliche Plage und Last". Doch waren sie zugleich übertrieben besorgt über ihr körperliches Wohlergehen und Glück und nannten sie den "wertvollsten Besitz in unserem Haus"... Die Arbeiterfrau erwartet von ihren Kindern Befriedigung eher in der Gegenwart als in der Zukunft. Sie neigt dazu, das Kind als etwas zu betrachten, was ihr Freude bereiten soll, auch während sie es umsorgt ... Ein Kind ist für sie ein passives Objekt, das fest in die Arme genommen werden möchte, mit ansprechender Kleidung geschmückt wird, oder an dessen Streichen man sich erfreut."[6]
Teilweise kann die Gleichsetzung zwischen der Hausfrauen- und Muterrolle als eine einfache Antwort auf die Situation der Frauen betrachtet werden. Beide Tätigkeiten werden gleichzeitig ausgeführt. Hinzu kommt, daß in den Einstellungen der Gesellschaft gegenüber Frauen allgemein zu wenig unterschieden wird: "Hausfrau" bedeutet Frau, Gattin und Mutter. Die getrennten Bestandteile werden selten ausdrücklich benannt. Die gebräuchliche Berufsbezeichnung für eine Frau, die zu Hause ist und sich um die Kinder kümmert, ist nicht "Mutter" sondern "Hausfrau". Jedoch ist die Vermischung der Hausfrauen- mit der Mutterrolle verbunden mit noch anderen Bestandteilen der eher typischen Arbeiterschichtorientierung gegenüber Kindern. Arbeiterfrauen erwähnen weniger oft ein Interesse an dem Kind als einer einzigartigen Persönlichkeit (was natürlich nicht heißt, daß in der Praxis das Kind nicht als Individuum behandelt wird). Der äußeren Erscheinung und dem Verhalten des Kindes in der Öffentlichkeit wird ein größeres Interesse beigemessen. Diese beiden Punkte erscheinen in dem Interview mit Carol West, der Frau eines Lagerhausvorarbeiters:
"Kümmern Sie sich gern um das Kind?"
- "Was, das Kind? Manchmal. Manchmal könnte ich die Wände hochgehen. Er hat zur Zeit furchtbare Ausdrücke, und das ärgert mich wirklich, aber es geht besser, wenn wir beide allein sind. Wenn wir rausgehen, benimmt er sich schrecklich. Er ist ungezogen und läuft mir die ganze Zeit weg... Ich bin römisch-katholisch und möchte gern das Kind mit in die Kirche nehmen, aber ich fürchte mich davor, weil er so schlimme Sachen drauf hat."
"Fühlen Sie sich tagsüber manchmal allein...?"
- "Es macht mir nichts aus, allein zu sein. Ich habe den Hund, ich empfinde es als Gesellschaft, mit einem Hund und einer Katze zusammen zu sein, obwohl viele Leute das nicht tun würden. Ich meine, Du sprichst einfach mit ihnen, als ob sie Menschen wären."
Das Kind als "Gesellschaft" wird hier nicht erwähnt.
In der Mittelschichtgruppe dagegen gibt es viele Hinweise auf die Freude an Kindern als Persönlichkeiten, die sich unter den eigenen Augen entwickeln, als im Werden begriffene, tätige und unabhängige Menschen. Sie werden weniger als passive Objekte gesehen, die geschmückt oder kontrolliert werden. Catherine Prince, die Frau eines Journalisten, zeigt diese Haltung, wenn sie als Antwort auf die Frage "Kümmern Sie sich gern um das Kind?" sagt:
- "Ja, ich mag es gern.Ich bin lieber mit dem Kind zu Hause als auf der Arbeit oder sonst irgendwo... Ich habe es mir schon befriedigend vorgestellt, aber nicht so befriedigend, wie es tatsächlich ist ... Einfach die ganze Sache, wie eine Person sich entwickelt, und wie jemand aus dem Nichts lernt, Dinge zu tun und zu sein - und den guten oder schlechten Einfluß, den Du darauf hast."
Solch eine Sichtweise ist nur möglich, wenn Kinderversorgung und Hausarbeit voneinander getrennt gesehen werden. Michael Fogarty u. a. stellen in ihrem Buch Sex, Career and Family (Geschlecht, Beruf und Familie) fest, daß die Unterscheidung dieser Rollen charakteristisch für die Mittelschicht ist. Bei der Untersuchung der Bevorzugungen verschiedener Haushaltsaufgaben kommen sie zu folgendem Schluß:
"Das beeindruckendste Resultat, das bei dieser Analyse der Zusammenhänge in den Antworten herauskam, ist die Trennung zwischen den Tätigkeiten der Kinderversorgung und der Reinigungsarbeiten. Dies deutet möglicherweise darauf hin, daß die meisten Frauen es vorziehen würden, die Tätigkeiten der Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten abzugeben..., was für die Kinderversorgung nicht zutrifft."[7]
In ihrer Stichprobe von Frauen mit Universitätsbildung wurde die Kinderversorgung in der Praxis öfter mit den unbeliebtesten Hausarbeiten wie Geldeinteilen, Waschen und Saubermachen verbunden, jedoch in der Theorie wurde die "Kinderversorgung" getrennt betrachtet. Die praktischen Schwierigkeiten einer solchen Trennung werden von Juliet Warten, einer Hausfrau der Mittelschicht, in der vorliegenden Untersuchung wie folgt beschrieben:
- "Als ich gearbeitet habe, kam ich nach Hause und hatte unheimlichen Spaß an der Hausarbeit. Aber jetzt, wo ich es jeden Tag mache, ist es wirklich die größte Plage meines Lebens. Ich glaube, es ist deswegen, weil ich nichts hintereinanderweg tun kann, und ich mich noch immer nicht daran gewöhnen kann. Es macht mir viel Mühe. Ich las immer alle mögliche Literatur für werdende Mütter und da gibt es wirklich einen wahnsinnigen Glorienschein der Freude. Niemand sagt etwas über die Schwerarbeit, wie zermürbend es ist, das die ganze Zeit zu machen, sieben Tage in der Woche ... Es ist kein über und über beneidenswerter Zustand. Es hört sich schrecklich an, denn du hast ein Kind, es ist toll und niedlich, und ich würde auch nicht ohne es sein wollen. Aber Du mußt Dich plötzlich auf Hausarbeit umstellen - ich bin jetzt dreißig, und finde mich plötzlich wieder, wie ich auf einmal die ganze Zeit Hausarbeit mache..."
Wie Juliet Warren ausführt, kann es große Anstrengung bedeuten, Hausarbeit zu leisten und sich gleichzeitig auf die befriedigenden Seiten der Kindererziehung zu konzentrieren. Das Kind mag "toll" und "niedlich" sein, aber es ist auch der Grund für die innere Unordnung der Hausfrau, die dem äußeren Chaos des Haushalts gleicht, den sie aus Mangel an (ungestörter) Zeit nie richtig sauber machen kann. Ein weiterer Punkt ist der "Mythos" der Mutterschaft, den sie mit der Literatur über die Geburt aufgenommen hat und den Juliet Warten als so stark entgegengesetzt zu ihrer eigenen realen Situation empfindet. Sie leugnet nicht, daß Mutterschaft befriedigend ist; jedoch sagt sie, daß Mutterschaft bestimmte Versagungen beinhaltet, die wegen der geltenden Verherrlichung in unserer Gesellschaft verschleiert werden. Zufriedenheit mit der Kinderversorgung tritt bei Frauen der Arbeiterschicht eindeutig seltener auf, wie Tabelle 9.3. zeigt.
"Zufriedenheit" meint in diesem Zusammenhang den Grad der gefühlsmäßigen Belohnung, der von der Frau bezüglich der Kinderversorgung genannt wurde und nicht die etwas andersgeartete Frage, wie wichtig es eine Frau findet, Mutter zu sein. Die größere Unzufriedenheit bei Frauen der Arbeiterschicht kann mit der höheren Anzahl ungeplanter Kinder zusammenhängen, obwohl die Verbindung der beiden Größen (Zufriedenheit mit der Kinderversorgung und geplante/ungeplante Kinder) auf dem 5%-Niveau nicht signifikant ist."
Tabelle 9.3 Zufriedenheit mit Kindererziebung und soziale Schicht
Hinter diesem allgemeinen Begriff von "Zufriedenheit" mit der Kinderversorgung liegen feine Unterschiede, die mit widersprüchlichen Gefühlen bezüglich der Kinder und der Anforderungen der Mutterrolle zusammenhängen. Der Frage "Mögen Sie Hausarbeit?" vergleichbar wurde zur Kinderversorgung gefragt: "Kümmern Sie sich gern um das Kind/Kinder?" Die Form dieser Frage ist unüblich: Sie erlaubt eine ablehnende Antwort in einem Bereich, in dem die gesellschaftliche Einstellung nur Bejahung billigt.[9] Tatsächlich beantwortete keine der 40 Frauen diese Frage mit "Nein". Das Fehlen von negativen Antworten könnte einfach ein Zeichen dafür sein, daß negative Einstellungen zur Mutter-Kind-Beziehung gesellschaftlich nicht akzeptiert werden. Durch den starken Druck, sich mit der Mutterrolle zu identifizieren, könnte der Ausdruck der Abneigung gegenüber Kinderversorgungsaufgaben als Bedrohung der eigenen Person erfahren werden. Wo das geltende Bild der Mutterschaft die Mutter-Kind-Beziehung mit einer Grundstimmung der wechselseitigen Befriedigung darstellt, wachsen Frauen in der Erwartung auf, daß ihnen die Kinderversorgung Freude machen wird. Die Gleichsetzung der Rolle einer erwachsenen Frau mit der Mutterrolle schließt die Möglichkeit aus, daß Kinder und Kinderversorgungsaufgaben offen abgelehnt werden.
Obwohl zunächst keine der 40 Frauen eine Abneigung gegen die Kinderversorgung äußerte, wurden doch häufig widersprüchliche Gefühle sichtbar.[10] Tabelle 9.4. zeigt die gesamten Antworten zu der Frage: Kümmern Sie sich gern um das Kind/die Kinder? in der Gesamtstichprobe.
Dreiviertel der Frauen aus der Unterschicht äußern sich widersprüchlich während ungefähr der gleiche Anteil der Mittelschichtgruppe eindeutig positiv antwortet. Hier sind einige Beispiele der widersprüchlichen Stellungnahmen:
Tabelle 9.4 Antworten* auf die Frage Kümmern Sie sich gern um das Kind/die Kinder? und soziale Schicht
"Kümmern Sie sich gern um die Kinder?"
- "Ja, aber ich kann das viele Gejaule nicht aushalten, und ich habe nicht viel Geduld. Ich wünschte, ich hätte mehr." (Frau eines Filialleiters)
- "Ja, das tue ich. Ich kümmere mich lieber selbst um sie, als daß ich zur Arbeit gehe. Wenn ich sie nicht hätte, würde ich arbeiten gehen."
"Gibt es bei der Kinderversorgung etwas, worüber Sie sich besonders freuen?"
- "Eigentlich nicht. Ich glaube, ich habe mich an alles gewöhnt. Ich muß es machen. Es ist nicht so, daß es mir keinen Spaß macht, aber manchmal hast Du es satt ... Immer dasselbe zu tun. Manchmal muß ich den Boden zweimal am Tag wischen, nur wegen der Kinder." (Frau eines Fabrikarbeiters)
June Doyle kümmert sich auch "gern" um ihre Kinder:
- "Wenn ich ihn nicht bekommen hätte (das dritte Kind) hätte ich sie in den Kindergarten gegeben, glaube ich. Wenn er drei wird, kommt er dahin. Als ich mit ihm schwanger war, hielt ich mich an sie, sie hat mir Gesellschaft geleistet. Sie ging immer mit mir zum Krankenhaus. Aber ich will mich nicht an ihn klammern. Es ist bestimmt nicht schön für das Kind, denn Du neigst dazu, ungeduldig mit ihnen zu sein. Wenn Du in einem ruhigen Moment darüber nachdenkst, wird Dir klar, daß sie so ganz natürlich sind... Sie bringen Dich hoch. Ich haue ihm (dem Baby) manchmal eine runter, und hinterher tut es mir leid."
June Doyles Versuch, sich einer Situation anzupassen, die sie schwierig findet, wird in einer späteren Bemerkung offensichtlich.
- "Außer zur Arbeit, war ich sonst nirgendwo seit fünf Jahren. (Stört Sie das?) Ich habe mich angepaßt. Ich bin jetzt in einem solchen Zustand, daß ich sie nicht verlassen würde. Es würde mir nichts ausmachen - solange das Bügeln geschafft ist, du kommst in einen Zustand, daß du nur Fernsehen guckst und bügelst...
An dieser Stelle wird sie unfähig, sich klar auszudrücken, und es wird nicht klar, was sie sagen will. Diese Äußerungen werfen ein Licht auf die Bedingungen der Mutterschaft in modernen Industriegesellschaften: Die Isolation und die ständige, ununterbrochene Verantwortlichkeit der Mütter für ihre Kinder. Aber June Doyles Äußerungen sind auch zutiefst zwiespältig. Sind ihre Kinder die wichtigste Quelle gefühlsmäßiger Belohnung und Befriedigung? Oder sind sie nur eine Last? Sind sie beides zugleich? Wie verbindet sie diese verschiedenen Gefühle?
Es ist eine grundlegende Eigenschaft vieler befragter Frauen, daß sie großen Wert auf die Nähe zu den Kindern legen und gleichzeitig einen unausgesprochenen Groll gegen die Fessel haben, die diese Nähe bedeutet. Jill Duffy, eine Mutter aus der Arbeiterschicht, beantwortet die Frage, "Kümmern Sie sich gern um das Kind?" indirekt, indem sie sagt:
- "Ich nehme sie überall mit hin. Sie sind nie bei jemand anders, außer in der Nacht."
Damit meint sie, daß sie eine "gute" Mutter sei, weil sie sich weigert, sich von ihren Kindern zu trennen, solange sie wach sind. Aber es ist auch ein Anflug von Selbstüberredung dabei: Ich muß einfach eine gute Mutter sein (ich muß meine Kinder lieben), wenn ich die ganze Zeit mit ihnen zusammen bin. Als sie später im Interview gefragt wurde: Wenn Sie die letzten zehn Jahre noch einmal leben könnten, würden Sie irgendetwas anders machen? sagte sie:
- "Ich würde niemals heiraten und niemals Kinder bekommen. Manchmal machen sie Dich verrückt. Du kommst keine Minute von ihnen weg, wirklich. Du bist immer nur für die Kinder da, nie für Dich selbst."
Ein anderes Zeichen ihrer Zwiespältigkeit ist in den Antworten auf zwei weitere Fragen enthalten:
"Wenn Sie jetzt einmal wirklich glücklich sind, welche Umstände bewirken das?"
- "Wenn die Kinder mich nicht ärgern. Wenn sie mich nicht fertigmachen, wenn ich alles schaffe, und wenn ich rauskomme."
"Was ist Ihrer Meinung nach das Beste daran, Hausfrau zu sein?'«
- "Du hast Deine Kinder."
Sally Jordan, deren Mann bei der Müllabfuhr arbeitet, ist ehrlicher zu sich selbst als Jill Duffy:
"Kümmern Sie sich gern um Ihr Kind?"
- "Nun, ich will nicht sagen, daß ich es nicht mag, aber wie ich schon sagte, meine Geduld erschöpft sich allmählich."
Diesem Ausspruch folgt direkt:
- "Ich stillte das erste Kind (jetzt neun Jahre alt) sieben Monate lang, weil es mir immer eingehämmert wurde, daß die Muttermilch besser sei für das Baby. Aber das zweite habe ich nicht gestillt - ich hatte nicht genug Zeit."
Man fragt sich, warum die Frage "Kümmern Sie sich gern um das Kind/Kinder?" ausgerechnet diese Antvort hervorgerufen hat. Sally Jordan ist ungeduldig mit ihren Kindern - das sieht sie. Aber sie ist ebenfalls - wie Jill Duffy - bemüht, als "gute" Mutter akzeptiert zu werden, daher der Bezug zum Stillen und die Begründung, daß "nicht genug Zeit" der Grund dafür war, das zweite Kind nicht zu stillen.
Übereinstimmend in der Einstellung dieser Frauen zu Kindern ist eine augenscheinliche Unfähigkeit, stark positive Gefühle auszudrücken. Freude an der Kinderversorgung, emotionale Befriedigung, die Kinder geben, Liebe zu Kindern, nichts davon wurde genannt. Es entsteht der Eindruck einer ziemlich unengagierten Haltung gegenüber Kindern, einer Haltung, die den von vielen Gesellschaftsagenturen weitergegebenen Mutterschaftsidealen widersprechen:
- "Es macht mir nichts aus, mich um die Kinder zu kümmern, sie sind nicht so schlimm." (Frau eines Helfers bei der Straßenwacht)
- "Es macht mir nichts aus, mich um die Kinder zu kümmern, aber sie machen Dich fertig, wenn Du mit ihnen die ganze Woche zusammensteckst." (Frau eines Maurers)
Theoretisch sind Kinder für Frauen bedeutsam:
"Was ist Ihrer Meinung nach das Beste daran, Hausfrau zu sein?
- "Ich glaube, Kinder machen erst ein richtiges Heim. Ich kenne Leute, die verheiratet sind und keine Kinder haben, die sind wirklich sehr unglücklich."
Aber in der Praxis:
"Was ist Ihrer Meinung nach das Schlimmste daran, Hausfrau zu sein?
- "Sich um die Kinder zu kümmern!" (Frau eines Beifahrers)
Die sozialen Schichtunterschiede dürfen natürlich nicht absolut gesehen werden. In der Gruppe der Mittelschichtfrauen gibt es "arbeiterschichtähnliche" Frauen, und unter den "Arbeiterschichtfrauen" haben einige mehr gemeinsam mit der Mehrheit der Mittelschichtfrauen, was die Einstellung zur Kinderversorgung betrifft. Die Newsons stellen es folgendermaßen dar:
"Wenn wir genug darüber wüßten, würde die Art, wie die Eltern ihre Kinder aufziehen, ein besseres Unterscheidungsmerkmal für soziale Einstufung bedeuten, als es allein der Beruf des Vaters sein kann."[11]
Es muß ebenfalls betont werden, daß in der obigen Diskussion der sozialen Schichtunterschiede keineswegs der Eindruck entstehen soll, daß die Frauen aus der Arbeiterschicht "unzulängliche" Mütter wären. Die Verwicklung in materiell/technische Aspekte der Kinderversorgung, die einige dieser Frauen offenbaren, kann, wie ich schon sagte, als eine Antwort auf die Situation gedeutet werden, in der Frauen sich befinden. In gewissem Sinne ist es ein folgerichtiges Ergebnis des heutigen Bildes von Frauen als "Bedienende". Die Aufgabe der Frau, andere zu bedienen, hat ein größeres Gewicht als das was sie schafft oder herstellt. In der Rolle der Ehefrau und Mutter ist das Bild der Frauen als Dienerin der Bedürfnisse des Mannes und der Kinder hervorstechend: Frauen leisten Dienste für den Arbeitsmarkt, indem sie alles erforderliche für das körperliche Wohlbefinden der Männer (Arbeiter) liefern, und indem sie Kinder großziehen (die nächste Generation von Arbeitern), so daß die Männer von der Kindererziehung freigestellt sind für die Arbeit außerhalb des Hauses.
Die Bedeutung der Kinder im Leben der Hausfrau kann beschrieben, und Unterschiede zwischen den Frauen können diskutiert werden. Ebenfalls können Werturtelle abgegeben werden. Meine eigenen Schlußfolgerungen sind, daß diese Interviews den unbefriedigenden sozialen Zusammenhang angemessen dokumentieren, in dem die Rolle der Mutter heutzutage ausgeführt wird. Soziale Isolation und ständige Verantwortung erzeugen Unzufriedenheit. Der Wettstreit mit den Anforderungen der Hausarbeit bedeutet, daß die Mutter als Hausarbeiterin das Kind manchmal als Hindernis ihrer Arbeitszufriederiheit erfährt. Für das Kind kann der Zwang seine Bedürfnisse mit den Anforderungen der Hausarbeit abzustimmen, nur zu der Erfahrung von Versagung führen. Obwohl - wie das letzte Kapitel zeigte - Männer durch ihre Beteiligung an der Kinderversorgung dazu beitragen, diese Schwierigkeiten abzubauen, könnte die Entwicklung vom Standpunkt der Frauen aus als rückschrittlich gesehen werden. Mit den Kindern spielen, mit ihnen nach draußen gehen und sie zu Bett bringen, sind Aktivitäten, die Männer bei der Kinderversorgung bevorzugen. Es gibt offensichtlich eine starke Abneigung gegen eine Beteiligung an den alltäglichen und weniger angenehmen Arbeiten der Kinderaufzucht. Diese Art der Erweiterung der Vaterrolle ist für die Frauen eine unglückliche Entwicklung; sie haben dabei wenig zu gewinnen, außer vorübergehender Ruhe, um Hausarbeiten zu erledigen ("er spielt jeden Abend mit den Kindern, damit ich den Abwasch machen kann"). Gleichzeitig verlieren sie einige der Befriedigungen, die Elternschaft bereithält. Die Zufriedenheit mit der Hausarbeit mag vergrößert werden, aber nur auf Kosten der Befriedigung, die in der Kinderversorgung liegt.