Noch eine »Ursache«: die Kastration
- Wie man es hätte erwarten können. - Das Spiel mit den Blicken. - Die Anatomie ist das »Schicksal«. - Was der Diskurs des Vaters verbirgt. - Das Negativ in der phallischen Dialektik. — Die Ausarbeitung der Todestriebe, ist sie dem Mann vorbehalten?
Die Feindschaft des kleinen Mädchens gegenüber seiner Mutter findet noch andere Rechtfertigungen, etwa folgende: die Unerfüllbarkeit der Sexualwünsche des Kindes; das von der Mutter erteilte Verbot der Masturbation, zu der sie das Kind selbst angeleitet hatte; die Tatsache, daß die Liebesbeziehung des Kindes zur Mutter zum Untergang verurteilt ist, eben weil sie die erste ist, »denn diese frühen Objektbesetzungen sind regelmäßig in hohem Grade ambivalent«; »[...] daß es die besondere Natur des Mutter-Kind-Verhältnisses ist, die mit der gleichen Unvermeidlichkeit zur Störung der kindlichen Liebe führt, denn auch die mildeste Erziehung kann nicht anders als Zwang ausüben und Einschränkungen einführen, und jeder solche Eingriff in seine Freiheit muß beim Kind als Reaktion die Neigung zur Auflehnung und Aggression hervorrufen«. Aber »alle diese Momente [,..] kommen doch auch im Verhältnis des Knaben zur Mutter zur Wirksamkeit und sind doch nicht imstande, ihn dem Mutterobjekt zu entfremden«. In der Mutter-Tochter-Bindung, in dem »Werden« dieser Beziehung müßte also etwas Spezifisches zu finden sein, das erklärt, warum und wie es zu dem »Ausgang der Mutterbindung beim Mädchen« kommt.
»Ich meine, wir haben dieses spezifische Moment gefunden, und zwar an erwarteter Stelle, wenn auch in überraschender Form. An erwarteter Stelle, sage ich, denn es liegt im Kastrationskomplex. Der anatomische Unterschied muß sich doch in psychischen Folgen ausprägen. Eine Überraschung war es aber, aus den Analysen zu erfahren, daß das Mädchen die Mutter für seinen Penismangel verantwortlich macht und ihr diese Benachteiligung nicht verzeiht.« Man könnte Freud weiter zitieren, sogar rezitieren, jedenfalls den Freud der »weiblichen Sexualität«; ausgehend von diesem »ich meine«, »und zwar an erwarteter Stelle«, »an erwarteter Stelle, sage ich«, »im Kastrationskomplex«; und auch vieles im Zusammenhang mit dem geringen Erstaunen über die »psychischen Folgen« eines »anatomischen Unterschieds« oder den ziemlich eindeutigen Rückgriff auf das Anatomische, um eine psychische Ökonomie zu explizieren — in der keine andere Mimesis denkbar wäre als die einer so verstandenen »Natur«? —; und das, was »eine Überraschung war«, was aber vielleicht nur das Auftauchen eines viel beunruhigenderen, blind machenden Unheimlichen tarnt...
Also, »das Mädchen [macht] die Mutter für seinen Penismangel verantwortlich«. Es »merkt [...] durch den Anblick des anderen Genitales [...] sofort den [sexuellen?] Unterschied und - man muß es zugestehen - auch seine Bedeutung. Es fühlt sich schwer beeinträchtigt, äußert oft, es möchte >auch so etwas haben< und verfällt nun dem Penisneid,[34] der unvertilgbare Spuren in seiner Entwicklung und Charakterbildung hinterlassen [...] wird«.
Die Dramatisierung ist nicht schlecht, und man kann sich ein solches szenisches Wiederentdecken im Sprechzimmer des Psychoanalytikers Freud vorstellen oder ausmalen. Gleichwohl sollte man sich hier die Frage nach dem Wechselverhältnis zwischen dem Blick, den Blicken einerseits und der sexuellen Differenz andererseits stellen, denn, wie er uns sagt, man muß sehen, um zu glauben. Also nicht sehen, um wieder zu sehen? Sicher... Aber schließlich... Oder haben sich hier die Macht und die Differenz (?) gänzlich in den Blick, in die Blicke verlagert? Wird Freud deshalb sehen, ohne gesehen zu werden? Ohne beim Sehen gesehen zu werden? Ohne über die Macht seines Blickes befragt zu werden? Rührt daher der Neid auf die Allmacht dieses Blicks, dieses Wissens? Über das Geschlecht? Der Neid, die Eifersucht auf das Penis-Auge, den phallischen Blick? Er wird sehen können, daß ich ihn nicht habe, darüber entscheiden, in einem Augen-Blick. Ich werde nicht sehen, ob er etwas hat. Hat er mehr als ich? Aber er wird es mir zu verstehen geben. Verschobene Kastration? Der Einsatz in diesem Spiel wäre somit von Anfang an der Blick. Und man sollte es tatsächlich nicht vergessen, daß jedenfalls für Freud die »Kastration«, das Wissen von der und über die Kastration sich dem Blick verdanken. Der Blick, schon immer im Einsatz...
Aber das Mädchen, die Frau wird dem Blick nichts bieten können. Was sie bietet, anbietet, ist die Möglichkeit eines Nichts-zu-Sehen. Jedenfalls das Nichts einer Penis-Form oder eines Penis-Substituts. Statt dessen Fremdes, Unheimliches, in dem der Blick sich verliert. Bei einer solchen Überbesetzung des Auges, der Aneignung durch den Blick und bei einer sexuellen, phallomorphen Metaphorik, die das alles, gleichsam als Komplizin, absichert, löst dieses Nichts seit eh und je Grauen aus.[35]
Dieses Nichts, das eben nicht durch einen Augen-Blick zu meistern ist, hätte aufgrund einer jahrhundertealten Zentrierung auf den Blick ebenso als stillschweigende Aufforderung zu einer Kastrationshandlung gelten oder interpretiert werden können, als die Intervention einer Differenz, einer Verschiedenheit, die das Funktionieren des Imaginären in Frage stellt, das, widerrechtlich genug, durch den Blick beherrscht wird; oder als das »Symptom«, das »Signifikante« der Möglichkeit einer anderen Libido-Ökonomie, eines Heterogenen, das in der Praxis der (besagten) Libido und in dem Diskurs über sie verkannt wird. Aber wird diese Möglichkeit im »Werden der Frau« nicht gerade durch den Kastrationskomplex versperrt, verdrängt, zensiert? Die »Kastration« bestünde für die Frau darin, dem Blick nichts bieten zu können, nichts zu haben. Das Nichts eines Penis zu haben; zu sehen, daß sie nichts hat. Nichts von dem Selben wie der Mann. Also nichts von einem Geschlecht, das sich in einer zur Begründung der Realität und zur Reproduktion der Wahrheit tauglichen Form zeigt. Nichts sehen ist gleichwertig mit nichts haben. An Sein, an Wahrheit.[36] Der Pakt, der die Vorherrschaft des Blicks einem Geschlecht zuschreibt, überläßt die Frau also ihrem Nicht-Geschlecht, ihrer tatsächlich »vollzogenen Kastration«, das heißt: einer »indifferenten« Libido, es sei denn, sie nährt sich aus dem »Penisneid«.
Es fällt Freud schwer, dieser »Indifferenz« in seiner Theorie der Differenz der Geschlechter Rechnung zu tragen. Das kommt in seinen wiederholten Bekenntnissen zum Ausdruck, daß alles, was die Sexualität der Frau angeht, noch sehr »dunkel« sei. In dem, was er darüber sagt, in dem, was ihm davon bereits »sichtbar werden konnte«, kann man die Festlegung auf sichtbare Parameter der (sogenannten) männlichen Sexualität erkennen. Und damit sich eine solche Beweisführung halten kann, hat das kleine Mädchen seinen ersten Auftritt als kleiner Junge. Am Anfang war das kleine Mädchen (nichts als) kleiner Junge. Anders gesagt, es hat
NIEMALS EIN KLEINES MÄDCHEN GEGEBEN (UND ES WIRD NIEMALS eines geben). Gleichwohl muß diesem »kleinen Jungen« ohne Penis, zumindest ohne anerkannten Penis, seine Sexualfunktion zugewiesen werden. Der Beweis der »Kastration« drängt sich daher geradezu auf. Dieser kleine Junge, der in aller Unschuld und in Unkenntnis des (angeblichen) Geschlechtsunterschiedes phallisch war, bemerkt den lächerlichen Charakter seines Geschlechts. Er sieht die Benachteiligung, die sein anatomisches Schicksal für ihn reserviert: Er hat nur ein ganz winziges Geschlecht, ein Nichts von Geschlecht, ein Geschlecht, das quasi unsichtbar ist: die kaum wahrnehmbare Klitoris. Die Demütigung, so schlecht ausgestattet zu sein, eine im Vergleich zum Penis, dem einzigen Geschlecht, so erbärmliche Figur zu machen, führt unvermeidlich zu dem Verlangen, das Freud zufolge die Entwicklung zur »normalen Weiblichkeit« vorantreiben wird. Was in diesem Prozeß die nachträgliche Entdeckung der Kastration beherrscht, sind Neid, Eifersucht, Haß auf die Mutter - übrigens auf alle Frauen -, die keinen Penis hat und ihr keinen geben konnte, und der Wunsch, ein Mann zu sein, jedenfalls »wie« ein Mann, wenn es schon nicht möglich ist, tatsächlich einer zu werden.[37] Das besagt nicht, daß das Mädchen sich dem »leichthin unterwirft. Im Gegenteil, sie hält noch lange an dem Wunsch fest, auch so etwas zu bekommen«. Das zeigt, daß das kleine Mädchen - auch nicht die Mutter? die Frau? - keinen Versuch machen wird, das, was dieses »Nichts«-zu-Sehen sein könnte, zu symbolisieren, seine Bedeutung zu verteidigen, den Preis dafür zu fordern. Also auch hier scheint es für die Frau keine Möglichkeit einer (eigenen) Ökonomie der Repräsentation ihrer sexuellen Realität zu geben. Sie bleibt in der Hilflosigkeit des Fehlens von, Mangels an, Abwesenheit von, Neid auf etc., was sie schließlich dazu bringt, sich zu unterwerfen, sich in eindeutiger Form bestimmen zu lassen: vom sexuellen Begehren, vom sexuellen Diskurs, vom sexuellen Gesetz des Mannes, des Vaters, in jener ersten Zeit.
Aber befragen wir doch Freud, in Freudschen Termini, und untersuchen wir, unter anderem, sein Verhältnis zu der Vaterfunktion, also zu der Handhabung, insbesondere der psychoanalytischen Handhabung des Gesetzes der Kastration. Warum diese Angst, dieser Horror, diese Phobie vor dem Nichts-zu-Sehen, dem Nichts-zu-sehen-Haben, das seine Libido-Ökonomie bedroht? Man muß bei dieser Gelegenheit wohl daran erinnern, daß in dem soeben von Freud beschriebenen Szenario der Kastration der schreckerfüllte Blick des kleinen Jungen dem des kleinen Mädchens vorausgeht, daß dieser nur wiederholt, durch Wiederholung bestätigt, was jener gesehen hat oder nicht gesehen hat. »Bei diesem entsteht der Kastrationskomplex, nachdem er durch den Anblick eines weiblichen Genitales erfahren hat, daß das von ihm so hochgeschätzte Glied nicht notwendig mit dem Körper beisammen sein muß. Er entsinnt sich dann der Drohungen, die er sich durch seine Beschäftigung mit dem Glied zugezogen, fängt an, ihnen Glauben zu schenken, und gerät von da an unter den Einfluß der Kastrationsangst,[38] die der mächtigste Motor seiner weiteren Entwicklung wird.« Und er fährt fort: »Auch der Kastrationskomplex des Mädchens wird durch den Anblick des anderen Genitales eröffnet. Etc.«
Auch hier war es notwendig, daß das kleine Mädchen es macht wie der kleine Junge, daß es die gleiche Begierde hat, zu sehen, daß es die gleichen Blicke hat und daß seine Kränkung darüber, daß es kein Geschlecht besitzt, aus dem entsetzten Erstaunen des Jungen vor der Unheimlichkeit des Nicht-Identischen, des Nicht-Indentifizierbaren folgt und dieses unterstützt. Für das Mädchen würde die »Tatsache« der Kastration im Grunde bedeuten: Ihr, Männer, seht dort nichts, wißt nichts davon, könnt euch dort nicht wiederfinden, nicht wiedererkennen. Das ist euch unerträglich. Folglich existiert dies einfach nicht. Mir, ihr, uns bleibt nur übrig, diese Tatsache, diese biologische Tatsache zu akzeptieren. Das Mädchen »tritt« also auf die gleiche Weise wie der Junge, als Junge, in den Kastrationskomplex »ein«. Wenn es aus ihm »heraustritt«, ist es zur Frau gemacht worden, und zwar durch eine Dezision, die zu ratifizieren es verpflichtet ist: Man kann nicht haben, was nicht zu sehen ist. Die Möglichkeit, daß einem Nichts-zu-Sehen, einem nicht durch den Blick, die Spekulation und Spiegelung Beherrschbaren eine Realität zukommen könnte, wäre für den Mann in der Tat unannehmbar, denn es würde die Theorie und Praxis der Repräsentation bedrohen, durch die er das Verbot der Masturbation sublimiert oder auffängt. Ein Auto-Erotismus, der erlaubt, autorisiert und ermutigt wird, weil er in erhabenere Spektakel verschoben ist. Und den ein Nichts - an Selbem, an Identischem, an Identifizierbarem... - in Gefahr bringen kann. Sich »Drohungen durch die Beschäftigung mit dem Geschlecht zuziehen«? Insofern es Spalte, Fehlen, Mangel, Abwesenheit ist, außerhalb des Systems der Repräsentationen, der Selbstpräsentationen. Des Mannes. Loch, in seiner Bedeutungs-Ökonomie. Ein Nichts, das die Gefahr birgt, die Kohärenz der Systematik der »Präsenz«, der »Re-Präsentation« und »Repräsentation« zusammenbrechen, abbröckeln, ins Unbestimmte entgleiten zu lassen. Ein Nichts, das bedrohlich ist für den Prozeß der Produktion, der Reproduktion, der Kontrolle und Verwertung des Sinns, der vom Phallus beherrscht wird, dem Haupt-Signifikanten, dessen Funktionsgesetz das Auftauchen, das Wiederauftauchen, die Mahnung eines Heterogenen, das fähig wäre, das Prinzip seiner Autorität anzutasten, ungeschehen macht. Eine Autorität, die sich in Konzepte, Repräsentationen, Formalisierungen der Sprache ummünzt, die auch heute (noch) die Kenntnis und Praxis der »Kastration« bestimmen. Sehr anfällige Instrumente, zugleich überaus komplizenhafte. Determiniert durch einen Phallozentrismus, den sie zu prüfen vorgeben, nur um seine Macht noch besser abzusichern.
In dem Zusammenhang, der uns hier beschäftigt, ergeben sich folgende Fragen:
- Ob das kleine Mädchen, die Frau wirklich einen »Penisneid« in dem Sinne hat, den Freud diesem Begriff verleiht. Also, das Verlangen »es möchte >auch so etwas haben<«. Diese Voraussetzung bestimmt tatsächlich alles, was über die »weibliche Sexualität« gesagt worden ist und noch gesagt werden wird. Denn dieser »Neid« programmiert die gesamte Triebökonomie der Frau, »ohne daß sie es wußte«, auch vor der Entdeckung ihrer Kastration, da sie ja niemals etwas anderes gewesen ist noch sein wollte als ein kleiner Junge.
- In welcher Beziehung steht dieser »Neid« zum »Begehren« des Mannes? Anders gesagt, könnte die Phobie, die beim Mann, besonders bei Freud im Zusammenhang mit der beunruhigenden Fremdheit dieses Nichts-zu-Sehen deutlich wird, es ertragen, wenn sie diesen »Neid« nicht hätte? Wenn sie andere Wünsche hätte, heterogen zu der Vorstellung, die er vom Sexuellen hat, heterogen zu seinen Repräsentationen des sexuellen Begehrens? Sogar zu seinen projizierten, reflektierten Selbstrepräsentationen? Wenn die Frau andere Begehren hätte als solche, die zum »Penisneid« gehören, dann wäre der Spiegel, der dem Mann sein Bild — obwohl umgedreht - widerspiegeln soll, in seiner Einheit, in seiner Einheitlichkeit in Frage gestellt. In seiner Simplizität, Flachheit. Der ganze Spiegelungs- und Spekulationsprozeß, den sein Begehren -das Begehren - ins Spiel bringt, wäre nicht mehr planbar. Oder anders gesagt: »Der Penisneid«, wie er der Frau zugeschrieben wird, beschwichtigt die Angst, die der Mann, Freud, um die Kohärenz seines narzißtischen Gebäudes hat; er macht ihm Mut gegenüber dem, was er Kastrationsangst nennt. Denn wenn ihr Begehren sich lediglich als »Penisneid« ausdrücken kann, dann steht fest, daß er einen Penis hat. Und daß das, was er hat, seine einzig sicheres Hab und Gut im sexuellen Verkehr vorstellt.
- Warum ist es der Begriff »Neid«, der Freud einfällt? Welche Wahl trifft er damit? Neid, Eifersucht, Begierde in Korrelation zu Fehlen von, Mangel an, Abwesenheit von... Alle diese Begriffe beschreiben die weibliche Sexualität als die Kehrseite oder Rückseite eines männlichen Sexualismus. Daß das kleine Mädchen, die Frau den Penis als Instrument ihres sexuellen Genusses bevorzugen, daß sich bei ihnen ein zentrifugaler-zentripetaler Tropismus zum Penis hin bekundet, würde man zugestehen. - Aber der Begriff des »Penisneid« im Freudschen, im psychoanalytischen Sinn überhaupt bezeichnet nichts anderes als die Verachtung des kleinen Mädchens, der Frau für ihre Lust, eine Verachtung, die als ein - allerdings recht zweideutiges - Mittel gegen die Kastrationsangst des Mannes dienen soll. Die Möglichkeit, daß er den Penis verlieren könnte, daß man ihn ihm abschneiden könnte, findet ihre reale Begründung in der (biologischen) Tatsache des Kastriertseins der Frau. Die Angst, ihn nicht, ihn nicht mehr zu haben, repräsentiert sich in der anatomischen Amputation der Frau, in ihrem Gekränktsein darüber, kein Geschlecht zu haben und in ihrem entsprechenden »Verlangen«, es sich anzueignen. Die Repräsentation des weiblichen Genitales unterstützt somit das für die Kastrationsangst charakteristische Empfinden, ihn nicht ihn nicht mehr zu haben. Das Verlangen der Frau, ihn haben zu wollen, bestätigt dagegen den Mann in der Gewißheit, daß er ihn noch immer, hat; so wie es ihn allerdings auch an das Risiko erinnert - notwendige Klausel für die Fortsetzung des Spiels -, daß sie ihn ihm wegnehmen könnte. Wie dem auch sei, der »Penisneid« wäre auf jeden Fall als ein — zum Gesetz der weiblichen Sexualökonomie erhobenes - symptomatisches Indiz für die Prägnanz des Begehrens nach dem Selben zu interpretieren, dessen Garant, Signifikant oder transzendentales Signifikat der Phallus ist. Der Phallus. Wäre es anders, warum wird dann nicht auch der »Neid« auf die Vagina analysiert? Auf die Gebärmutter? Auf die Vulva? Etc. Das in jedem Pol der sexuellen Differenz verspürte »Verlangen«, >auch so etwas zu haben<? Das Gekränktsein darüber, fehlerhaft, mangelhaft im Vergleich zu einem Heterogenen, zu einem anderen zu sein? Die »Benachteiligung«, die euch die Natur (die Mutter) zugefügt hat, indem sie euch nur mit einem Geschlecht versah? Ein Geschlecht, das ein anderes Geschlecht verlangt, erfordert, nach sich zieht, ein davon verschiedenes Geschlecht - ein Geschlecht, das am Selben teilhat, gerade indem es verschieden bleibt[39] —, damit der sexuelle Genuß möglich wird. Für Freud freilich löst sich die sexuelle Differenz letztlich im Mehr oder Weniger eines Geschlechts auf: dem Penis. Und das »andere« des Geschlechtlichen ist darauf reduziert, »es nicht zu haben«. Der Penismangel der Frau und ihr Penisneid verbürgen die Funktion des Negativen, dienen als Repräsentanten des Negativen in einer Dialektik, die man phallozentrisch nennen könnte.[40] Phallotrop. Und wenn die »Sexualfunktion« fordert, daß sich der kleine Junge von seiner - wirklichen — Mutter, der er nun einmal kein Kind machen darf, abwendet, wenn das, was man Kastrationskomplex nennt, ihn zwingt, seine Triebansprüche der Mutter gegenüber zu »sublimieren«, so meinen wir, daß der Mann, was ihn selbst angeht, dabei niemals irgend etwas verliert, daß sich sein Verlust auf das Risiko, auf die Angst, auf das »Phantasma« des Verlusts beschränkt. Und daß das Nichts des Geschlechtes und des Geschlechtlichen, die Bürde, kein Geschlecht zu haben, von der Frau ertragen werden müssen.
Doch aus diesem Grund ist die »Kastration« nicht das, was das Verhältnis zwischen zwei Geschlechtern möglich, praktikabel macht, nicht das, was sowohl die Möglichkeit der Wiederholung als auch die der »Verschiebung« der Beziehung zwischen zwei Geschlechtern gewährleistet. Sie wirkt als Zeichen des Negativen, das - der größeren Wahrscheinlichkeit auch in der Realität wegen - der Frau, dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben wird. Und durch diese Zuweisung an die Frau garantiert sie die »Aufhebung«[41] des Negativen durch (und für) die männliche Sexualität in der Sublimation (?) des Penis, wobei das Geschlecht, das Geschlechtliche in vom Phallus beherrschte Repräsentationen, Ideen, Gesetze erhoben, aufgehoben wird. Die Beziehung zum Negativen wird für den Mann immer nur eine imaginäre — eine imaginierte, imaginierbare - sein. Daher rührt der Impuls zu fiktiven, mythischen, idealistischen Produktionen, die erst in zweiter Linie als Gesetze definiert sind, die die Permanenz und Zirkularität einer solchen Systematik absichern. In dieser Gesetzgebung findet sich deshalb der Kastrationskomplex wieder, insbesondere derjenige der Frau, der, neben anderen Erlassen, dazu gedient hat, die mit der sexuellen Praxis der Männer verbundenen Fabeln in ein historisches Programm zu transformieren. - Was die Frau betrifft, so mag man sich fragen, warum sie so perfekt »mimt«, bis zum Vergessen des »Als ob«; "warum sie sich so leicht den Projekten, Projektionen, Produktionen unterwirft die der Mann in Reaktion auf seine Phobie vor ihrem Begehren entwickelt. Um es vor allem auf den »Penisneid« zu reduzieren. Welcher Mangel, welches Fehlen, welcher Diebstahl, welche Verletzung, Zurückweisung, Verdrängung, Zensur der Repräsentationen ihrer Sexualität ziehen eine solche Unterwürfigkeit gegenüber dem Wunsch-Diskurs-Gesetz des Mannes über ihr Geschlecht nach sich? Eine solche Verkümmerung ihrer Libido? Die niemals in Erscheinung tritt, niemals zugelassen wird, es sei denn sie unterstützt das Begehren des Mannes. Denn der »Penisneid« der der Frau vorgeworfen wird, diese »Eifersucht«, ist - wir wiederholen es — ein Mittel gegen die Angst des Mannes, er könne ihm fehlen. Da sie neidisch daraufist, hat er ihn. Da sie neidisch ist auf das, was er hat, ist es also sehr wertvoll. Der einzige Wert der seinen Wert daraus bezieht, daß man ihn neidet? Der Neid als Richtmaß des Wertes? Die Fetischisierung des männlichen Organs durch die Frau wäre dann unerläßlich für das Fortbestehen seines Preises im sexuellen Verkehr.
Wenn die Dinge so sind, wagen wir die Hypothese, daß, um in Begriffen der psychoanalytischen Theorie zu sprechen, die Bearbeitung der Todestriebe dem Mann vorbehalten bleibt, [42]der Frau aber unmöglich, verboten ist. Sie steht »im Dienst« der Arbeit der Todestriebe. Des Mannes.
Also fungiert sie als Unterpfand der »vollkommenen Aufhebung der Spannungen« durch die Unterdrückung - Pazifizierung, Passivierung - ihrer Triebe, als Versprechen des Abklingens der Libido durch »freibewegliche Energieabfuhr« im Koitus, so wie sie als »Gattin« dazu verurteilt ist, die Homöostase, die »Konstanz« aufrechtzuerhalten. Als Garant für die »Bindung« der Triebe in der Ehe und durch die Ehe. Sie wird auch der angeblich mütterliche Ort sein, an dem man den Wiederholungszwang die Wiederherstellung einer vorangegangenen Ökonomie, die Regression ins Unendliche der Lust ausagieren kann, bis zum bewußtlosen Schlaf, zur Lethargie. Doch gleichzeitig muß sie den Organismus bewahren, regenerieren und verjüngen, durch die geschlechtliche Reproduktion. Kurz, sie ist insgesamt dazu bestimmt, Leben zu spenden, Lebensspenderin und Ressource für das Leben zu sein, die wiederherstellende nährende Mutter zu sein, die die Arbeit des Todes hinausschiebt, weil sie die Grundlage für diese Arbeit ist: Umweg des Todes durch das wiederbelebende, Leben spendende Weiblich-Mütterliche.
Man wird bemerkt haben, daß die »Sexualfunktion« des Männlichen eine aggressive Aktivität verlangt, die eine Ökonomie der Todestriebe gestattet, die das »Subjekt« dadurch freisetzt und schützt, daß sich diese Aktivität auf das »Objekt« richtet. Da die Frau im sexuellen Akt den Pol des »Objekts« bildet und aufrechterhält, ermöglicht sie dem Mann die Umleitung seines »ursprünglichen Masochismus«, der nicht nur für das »Psychische«, sondern auch für das »Organische« Gefahr bedeutet, ja, ums »Leben« fürchten läßt. Nun, Freud konstatiert, daß dieser »ursprüngliche« oder »erogene« Masochismus der Frau vorbehalten sei und daß ihre »Konstitution« ebenso wie die »soziale Ordnung« ihr jede sadistische Verarbeitung dieser masochistischen Todestriebe untersagen, ausgenommen durch »Verkehrung« [ins Gegenteil, (Anm. d. Ü.) und »Rückwendung« [gegen die eigene Person, Anm. d. Ü.]. Der Sadismus - der analsadistischen Phase - transformiert sich, sekundär, in Masochismus durch »Verkehrung« der Aktivität in Passivität und durch »Rückwendung« vom »Objekt« aufs «Subjekt«. Sekundärer Masochismus, der sich dem ursprünglichen Masochismus hinzuaddiert — das wäre das »Schicksal« der Todestriebe bei der Frau, deren Überleben einzig durch eine permanente Sexualisierung dieser Triebe, durch die Erotisierung dieses »Masochismus« bewerkstelligt werden kann.
Doch um seine Todestriebe und den Triebdualismus zu transformieren, damit er sein Leben dazu nützen kann, den Tod um die Zeit aufzuschieben, die er braucht, um sich einen Tod zu wählen, wird der Mann auch an der Aufrichtung seines Ich zu arbeiten haben: an der Konstruktion seines Grabmals, wenn man so will. Dieser neue Umweg im Warten auf den Tod, durch und für die Aufrichtung narzißtischer Monumente, gebietet die Rücknahme der Libido vom Objekt ins Ich, ihre Desexualisierung, damit sie sich in sublimierteren Aktivitäten manifestieren kann. Aber damit dieses Ich wertvoll wird, muß ein »Spiegel«[43] ihm seine Gültigkeit versichern, immer wieder versichern. Die Frau wird diese Spiegel-Verdopplung unterstützen, indem sie dem Mann »sein« Bild zurückwirft und es als ihr »Selbst« wiederholt. Das Eingreifen eines Bild-»Anderen«, eines Spiegel-»Anderen« bedeutet allemal das Risiko einer tödlichen Krise. Die Frau wird folglich - dank einer Inversion — das Selbe sein, ebenso wie sie als Mutter die ständige Erneuerung des Selben ermöglicht, unter Mißachtung ihrer Differenzen: ihrer sexuellen Differenzen. Ja, mehr noch, durch ihren »Penisneid« wird sie das, was sich in dieser Spekulation und Spiegelung verlieren könnte, erhalten. Seit je erinnert sie an diesen Rest, der in den Spiegeln verschwindet, an diese sexuelle Energie, die notwendig ist für die Ausarbeitung des Werkes. Des Todes.
Die »Frau« wird daher als Ort - ein Ort, der sich verflüchtigt, Fokus der Dehissens* (* Frz.: dehiscence. Der Begriff stammt aus der Botanik und bezeichnet das Aufspringen reifer Früchte. Vgl. die Ausführungen dazu in S. Leclaire, Der psychoanalytisch Prozeß, Ffm. 1975, S. 147. (Anm. d. Ü.) - und als Zeit — ewige Wiederkehr, zeitlicher Umweg — für die Sublimierung und, wenn möglich, die Meisterung der Arbeit des Todes dienen. Sie wird, anders gesagt, Vorstellung!-Repräsentant der Todestriebe sein, die man nicht ohne Entsetzen wahrnimmt, die das Auge des Bewußtseins zu erkennen sich weigert. Schützendes Verkennen, das man nicht aufheben wird ohne den Verlust eines bestimmten Blicks: Einsatz der Kastration. Bis jetzt haben die gültigen Konzepte der Psychoanalyse, ihre Theorie, dem Begehren der Frau nicht Rechnung getragen, selbst da nicht, wo es um »ihre« Kastration geht. Denn ihre Modalitäten verdanken sich zu ausschließlich der Geschichte und der Historisierung der (sogenannten) männlichen Sexualität. Prozeß der Bewußtwerdung, innerhalb dessen die Frau der Ort für die Veränderungen bleibt. Ohne es zu wissen, erträgt sie die Phantasmen — unter anderem - der Amputation ihres Geschlechts, ihres Körpers, dessen »Anatomie« die Gewähr für deren Realität sein soll. Unwiederlegbarer, weil natürlicher Beweis dafür, daß es sich hier nicht um die lautlose Arbeit der Todestriebe handeln kann. Sie ist daher ohne Wertvorstellung, ohne gültiges Bild ihres Geschlechts, ihres Körpers, ausweglos. Verurteilt zur »Psychose«, zumindest zur »Hysterie« aufgrund der Abwesenheit — Zensur? Verwerfung? Verdrängung? - eines wertsetzenden Signifikanten ihres »ursprünglichen« Begehrens und ihres Geschlechts.
Damit soll nicht gesagt sein, daß sich die Frage der Kastration für die Frau nicht stellt, sondern daß sie in erster Linie auf die des Vaters, auch den der Psychoanalyse, zurückverweist: auf seine Angst, seine Verweigerung, seine Zurückweisung eines anderen Geschlechts. Wenn die Frau zu kastrieren das Einschreiben in das Gesetz des selben Begehrens, des Begehrens nach dem Selben bedeutet, was hat es dann mit dieser »Kastration« auf sich? Und mit der Beziehung, die deren Agent zu einem solchen Konzept und zu seiner Praxis hat?
»Der Penisneid«*(* Frz.: l'envie du penis; envie: Neid, aber auch Verlangen. (Anm. d. Ü.)
- Eine enttäuschte Erwartung. — Eine Sublimierung auf Umwegen. - »Penisneid« oder »Wunsch« nach dem Penis? — Verdrängung oder unerbittliche Zensur? - Eine aufgezwungene Mimesis.
Trotz allem Genuß, den das eigene Geschlecht ihm schon bereitet hat, wird das kleine Mädchen also, kaum hat es das Genitalorgan des anderen Geschlechts erblickt, kein anderes Verlangen haben als das, eines Tages mit einem Penis ausgestattet zu sein. Und »daß das Mädchen die Tatsache ihres Penismangels anerkennt will nicht besagen, daß sie sich ihr leichthin unterwirft. Im Gegenteil sie hält noch lange an dem Wunsch fest«, das männliche Organ zu besitzen. Selbst wenn »das Wissen um die Realität die Erfüllung dieses Wunsches längst als unerreichbar beiseite geworfen hat kann die Analyse nachweisen, daß er im Unbewußten erhalten geblieben ist«. Und »der Wunsch, den ersehnten Penis endlich doch zu bekommen, kann noch seinen Beitrag zu den Motiven leisten, die das gereifte Weib in die Analyse drängen«.
Natürlich, denn vergessen wir nicht, daß die Frau hysterisch für Suggestion und sogar Fiktion besonders anfällig ist, daß sie zur Unterwerfung neigt, wenn es sich um das Diskurs-Begehren des anderen handelt. Daß sie in der Analyse nicht etwas anderes sagen wird als das, was man von ihr erwartet. Denn wenn sie das nicht sagte, was sollte sie dann dort tun? Auf diesem Schauplatz, der auch durch und für ihr »Verlangen nach dem Penis« organisiert ist. Und wie könnte der Analytiker ein Begehren akzeptieren das nicht seinem Verlangen entspricht? Nach dem Penis. Er wäre »entwaffnet«, vertraut uns Freud an. Also wird sie ihre Begierde nach dem männlichen Organ aussprechen und wieder aussprechen, und vielleicht wird sie durch die psychoanalytische Behandlung dieses »Verlangens« »die Fähigkeit erhalten, einen intellektuellen Beruf auszuüben [...], eine sublimierte Abwandlung dieses verdrängten Wunsches«.
Es sollte klar sein, daß das psychoanalytische Arrangement keine Lösung für das »Verlangen« der Frau bringen wird, daß es sie nicht aus ihrer proletarisierten sexuellen Situation befreien wird daß es nichts dazu beitragen wird, den dem »Geschlecht« des Mannes (Vaters) zugebilligten Kreditüberschuß zu interpretieren sondern daß es ihr — vielleicht — ermöglichen wird, durch die »verbale« Bearbeitung dieses »Verlangens« in die Systematik eines Diskurses einzutreten, dessen Sinn, dessen »Meinen« sich auf nichts als auf das FJchmaß des Phallischen bezieht. Das »Verlangen nach dem Penis« würde also die einzig wirksame Repräsentanz des Begehrens der Frau repräsentieren oder sein, aufgrund deren sie als »Subjekt« beim symbolischen Tausch zugelassen wird, aufgrund deren sie über den Status der einfachen »Ware« hinausgelangen kann.[44] Es muß deshalb die Behandlung dieses »Verlangens« durchlaufen werden, damit es sublimiert werden kann, was hier bedeutet, der Preis für eine Verdrängung der Begierde nach sexueller Macht muß gezahlt werden, um Zugang zu einem Diskurs zu bekommen, der der Frau alles Recht auf dem Tauschmarkt verweigert. »Die Fähigkeit, einen intellektuellen Beruf auszuüben«, realisiert sich für die Frau bis jetzt nur auf Umwegen, und sei es auf analytischen. Denn diesem »Verlangen«, diesem »Neid« entkommt man nicht. Und sie weniger als irgend jemand sonst. »An der Bedeutsamkeit des Penisneides kann man nicht gut zweifeln. Hören Sie sich als ein Beispiel männlicher Ungerechtigkeit die Behauptung an, daß Neid und Eifersucht im Seelenleben* der Frauen eine noch größere Rolle spielen als bei den Männern [...], aber wir sind geneigt, das Mehr bei den Frauen diesem letzteren Einfluß [dem des Penisneides, Anm. d. Ü.] zuzuschreiben.« Das freilich löst keineswegs das Problem der »Ungerechtigkeit«, die offensichtlich eine gesellschaftliche ist. Denn, um es noch einmal zu sagen, die Frau als Frau hat keinerlei Mittel, an einem sogenannten »Seelenleben« überhaupt zu partizipieren, da sie an seiner Ausdifferenzierung, seiner Symbolisierung, an seinen Austauschprozessen niemals teilhatte. Die Verbitterung rührt daher, daß die Frau als »Subjekt« von einem phallozentrischen Schauplatz ausgeschlossen ist, daß sie ihn nicht betreten kann ohne Schuldgefühle, ohne verspottet zu werden und ohne das, was man, was er ihre »Weiblichkeit« nennt, eingebüßt zu haben. Auf keinen Fall, ohne zu verleugnen, zu verdrängen (?) oder vielmehr, nicht ohne die Verdrängung dessen zu perpetuieren, was sie, sie selbst als Tauschwert hervorbringen könnte. »Seelenleben« der Frau unter Mißachtung ihrer weiblichen Beschaffenheit.
»Es hat sich aber bei manchen Analytikern die Neigung ergeben, jenen ersten Schub von Penisneid, in der phallischen Phase, in seiner Bedeutung herabzudrücken. Sie meinen, was man von dieser Einstellung bei der Frau findet, sei der Hauptsache nach eine sekundäre Bildung, die bei Gelegenheit späterer Konflikte durch Regression auf jene frühinfantile Regung zustande gekommen. Nun ist das ein allgemeines Problem der Tiefenpsychologie. Bei vielen pathologischen - oder auch nur ungewöhnlichen - Triebeinstellungen, zum Beispiel bei allen sexuellen Perversionen, fragt es sich, wieviel von deren Stärke den frühinfantilen Fixierungen, wieviel dem Einfluß späterer Erlebnisse und Entwicklungen zuzuteilen ist.« »In allen Fällen« des besonderen Problems, das uns hier beschäftigt - und das also einer »pathologischen oder auch nur ungewöhnlichen Triebeinstellung«, einer »Perversion« gleichgesetzt wird, auch wenn gleichzeitig betont wird, daß dieser »Neid« für das »Frau-Werden« unerläßlich sei —, ist »das Infantile [...] richtunggebend, ausschlaggebend nicht immer, aber doch oftmals. Gerade im Fall des Penisneides möchte ich mit Entschiedenheit für das Übergewicht des infantilen Moments eintreten«.
Wie hat Freud jene Psychoanalytiker, die die Bedeutung des Penisneids einschränken, gelesen oder verstanden? Denn es sieht nicht so aus, als ob sie - oder sie, die Analytikerinnen - ihn alle als das »Erste« gelten lassen.[45] Aber gerade im Sinne eines solchen Archaismus, etwas ganz Archaischem, entgegnet ihnen Freud. Worum geht es bei diesem Vorrang, der unentbehrlich scheint? Zumal Freud diesen »Neid«, den er jetzt aus Gründen der Argumentation als »primär«, »frühinfantil«, als dem Kastrationskomplex des Mädchens nachfolgend definiert hat. Vorher konnte das Mädchen diesen »Neid« nicht haben, weil ja - nach Freud - die Differenz der Geschlechter nicht existierte, weil das kleine Mädchen schlicht ein kleiner Junge war, weil es den Klitoris-Penis oder die Penis-Klitoris hatte. »Neid« in dem Sinne, den Freud diesem Terminus nach der Intervention des Kastrationskomplexes gibt, mußte ihm daher unbekannt sein.
Doch betrachten wir das Problem noch einmal von einer anderen Seite. Der frühe, ursprüngliche Charakter des »Penisneides«, wird er nicht durch den Primat des männlichen Organs erforderlich? Weil der Phallus der Archetypus des Geschlechtes sein soll, des ursprünglichen Geschlechtes? Und der Penis die adäquate Repräsentation der Idee des Geschlechtes? Es kann kein anderes »Begehren« geben als das, seine Herrschaft zu sichern, notfalls durch Lüsternheit und Besitzgier. Wenn irgend etwas in Widerspruch hierzu geriete - zum Beispiel die Lüste des kleinen Mädchens -, müßte die gesamte Ökonomie der sexuellen Affekte und alles, was sie an Vorstellungen begleitet, neu interpretiert werden. Und es ist schwer abzusehen, wohin eine Neuverteilung der libidinösen Kräfte führte. Die Verkennungen, die zur Aufrechterhaltung der etablierten Ordnung unabdingbar sind, lassen jedoch vermuten, daß ein solcher Eingriff weit führen könnte.
Der Rückgriff auf den fundamentalen Charakter des »Penisneides«, der den Glauben an ihn rechtfertigen soll, schafft auch im »Innern« der psychoanalytischen Problematik bestimmte Entlastungen. So kann für den Mann die Begierde der Frau nach seinem Geschlecht unter anderem eine Projektionsmöglichkeit für seine »primitiven« oralen Triebregungen bedeuten, für seine Begierde, den mütterlichen Körper zu verschlingen. Und man könnte aus diesem Appell an die primären Begierden sogar seine Furcht heraushören, seine Furcht, das Geschlecht der Frau zerstört, es kastriert zu haben, durch unstillbaren Hunger, durch Bisse, Versuche, das an sich zu reißen, sich einzuverleiben oder zu vernichten, was sich entzieht. Kommen von daher die Schuldgefühle, die Furcht vor der Realisierung der Phantasien, die nunmehr allmächtig sein werden, und die Angst, daß sie, als mütterliches Substitut, das gleiche mit seinem Penis-Körper machen könnte, ebenfalls aus Hunger oder zur Vergeltung?
Jedenfalls wird das Mädchen beim Anblick des Penis, in der Folge des - strenggenommen: unmöglichen - Vergleichs seines Geschlechtes mit dem des kleinen Jungen, seine ganze vorhergehende Libido-Artikulation aufgeben: die oralen, anal-sadistischen, phallischen Triebregungen, den Wunsch, der Mutter ein Kind zu machen oder eins von ihr zu bekommen, die frühkindliche Onanie. Diese ganze Ökonomie wird auf irgendeine Weise ausgelöscht, vergessen, verdrängt durch wen? durch was? wie? für welche Lust? in Funktion welcher Unlust? - oder »umgewandelt«, um dem »Penisneid«, der nun zum »Fundament« der weiblichen Sexualität wird, das Terrain zu ebnen.
Nun, »es ist bekannt, wie sie auf die ersten Eindrücke des Penismangels reagieren. Sie leugnen diesen Mangel, glauben, doch ein Glied zu sehen, beschönigen den Widerspruch zwischen Beobachtung und Vorurteil durch die Auskunft, es sei noch klein und werde erst wachsen, und kommen dann langsam zu dem affektiv bedeutsamen Schluß, es sei doch wenigstens vorhanden gewesen und dann weggenommen worden. Der Penismangel wird als Ergebnis einer Kastration erfaßt, und das Kind steht nun vor der Aufgabe, sich mit der Beziehung der Kastration zu seiner eigenen Person auseinanderzusetzen«.[46] Warum sind es dieselben Affekte, dieselben Repräsentationen, dieselben Abwehrmechanismen, die nun auch dem kleinen Mädchen zugeschrieben werden? Das also seinen Penismangel als eine »vollzogene Kastration« empfindet, gar als Strafe für seine vorangegangene masturbatorische (phallisch-virile-klitoridische) Betätigung?[47] Das daher glaubt, »es sei noch klein und werde erst wachsen«, und das entgegen jeder Realität fest darauf vertraut, daß sich sein (?) Wunsch doch noch erfüllt, etc. Ein Postulat des phallischen Imperialismus, das im übrigen »die Abwendung des Mädchens von seiner Mutter« impliziert und »das Weib dem Mädchen ebenso entwertet« wie es selbst, weil es keinen Penis hat, wie beim Mann die »Herabwürdigung des Weibes, Grauen vor dem Weib, Disposition zur Homosexualität sich aus der endlichen Überzeugung von der Penislosigkeit des Weibes ableitet«.[48] Der Mann, dessen »Verhältnis zum Weib« zwei Reaktionen »dauernd bestimmen werden: Abscheu vor dem verstümmelten Geschöpf oder triumphierende Geringschätzung desselben«.[49] »Beim Mann erübrigt vom Einfluß des Kastrationskomplexes auch ein Maß von Geringschätzung für das als kastriert erkannte Weib.«[50] Warum läßt man das kleine Mädchen in den gleichen Formen, den gleichen Begriffen fürchten, begehren, hoffen, zurückweisen etc. wie den kleinen Jungen, von geringen Unterschieden abgesehen? Und warum übernimmt sie das alles so leicht? Weil sie suggestibel ist? Hysterisch? Man ahnt den Circulus vitiosus. Wie sollte sie es nicht sein, auch in den perversen Triebmodalitäten, denen sie sich unterwirft, um zu »gefallen« und um der »Weiblichkeit« zu entsprechen, die man von ihr erwartet? Wie könnte sie es nicht sein angesichts dieser an ihren Triebregungen vollzogenen Verstümmelung, angesichts des über ihre Affekte, Repräsentanzen und Repräsentationen verhängten Verbots? Wobei sich ihr Vater als der einzige aufdrängt, der sie befriedigen, ihr Zugang zur Lust verschaffen könnte, der aber den Lustgewinn vorzieht, den er aus der Ausübung des Gesetzes zieht, und der sie daher mit Sanktionen für ihre (?) »Verführungsphantasien« belegt.
Und, außerdem, warum sollte sie nicht »hysterisch« sein? Die Hysterie bewahrt noch im Leiden etwas Mimisches, dessen Inszenierung untrennbar mit sexueller Lust verbunden ist. Das Problem ist, daß auch dieses mimetische Spielen, die Fiktion, das »So tun als ob«, das »zum Schein tun« - man kennt die Ungläubigkeit, die Repressionen, die Verhöhnungen, die die Hysterikerin damit auf sich gezogen hat — von einem beherrschenden Signifikanten*,* (*Frz.:signifiant-maitre. Vgl. I. Lacan, Bncore. I'e Seminaire livre XX, 1975 S. 21 ff. (Anm.d. Ü.) dem Phallus, und von seinen Repräsentanzen blockiert, gebremst und vorgeschrieben wird. Er ist nicht so sehr Kennzeichen eines Spiels zwischen den Geschlechtern als vielmehr Kennzeichen der Macht, die Beziehung zum Ursprung (das Begehren, »zum Beispiel«) zu kontrollieren oder sie sich anzueignen. Daher wird das hysterische Szenarium, die bevorzugte Inszenierung der weiblichen Sexualität, als Proliferation »schlechter« Kopien und verlogener Karikaturen einer »guten«, anerkannten und wertvollen Beziehung zum Ursprung verurteilt. Die Hysterie wird stigmatisiert als Ort wuchernder Phantasmen, Phantome, Schatten, die es zu demaskieren, zu interpretieren, in die Realität einer angemessenen, konformen Repetition, Reproduktion und Repräsentation des Originals zurückzuführen gilt. Und selbstverständlich wird man sich dabei auf das »Urtrauma«, den (mutmaßlichen) »Krankheitsgrund« berufen, nur ist das Spiel schon vorher gelaufen. Das Problem ist vielmehr — wir wiederholen es —, daß die Symbolisierung ihres Anfangs für und durch die Frau, daß das Spezifische ihrer Beziehung zum Ursprung seit jeher unkenntlich gemacht, verdrängt (?) worden ist, und zwar durch die Ökonomie, die der Mann durchzusetzen trachtet, um das Problem seines Daseinsprinzips zu lösen, das seine Regelung darin findet, daß der Phallus an den Anfang und an das Ende gesetzt wird. Als Signifikant der sexuellen Macht und Vormacht, der gegenüber es nichts anderes geben kann als »Mangel«, »Verkümmerung«, »Neid«, »so tun, als ob man wäre oder hätte«, »den Anschein, zu sein oder zu haben«, etc. Nur dann, wenn er einmal als Begriff, Ursprung und Ursache des Begehrens gesetzt ist, wird ein Spiel zwischen zwei verschiedenen Modalitäten des Verhältnisses zum Ursprung, zum Ursprünglichen, zum Ureigenen, zum Urbegehren (nach dem Ursprung) nicht mehr möglich sein. Zwei Modalitäten, von denen jede Maß und Maßlosigkeit enthält. Die »Ernsthaftigkeit« - die Wahrheit? - einer Genealogie, eines Genetischen und die Kopien, Phantasien, Reflexe, die Ähnlichkeiten, die spiegelnden Vexierbilder, die die Rolle, die Rollen verändert haben werden, noch bevor sie sich produzierten oder reproduzierten. Zweifellos wäre das die Bedingung einer Beziehung zwischen den Geschlechtern, eines Spiels, in das die sexuelle Differenz einginge und das gleichzeitig die Überlegenheit eines Geschlechts ausschlösse. Aber zwischen dem »Zwangsneurotiker« und der dazugehörigen »Hysterikerin« - der eine, der sein ursprüngliches Begehren will und zurückfordert und wiederholt und sich darin im Kreis dreht, der vorgibt, es zu beherrschen, nur um sich schließlich als allmächtig aufzuspielen, und die andere, die nichts mehr will, nicht mehr weiß, was er will oder wie er will, und bei der allein der Körper daran erinnert, was war - scheint das Spiel schlecht angelegt zu sein. Eine trostlose Lust kündigt sich an. Auf triste Weise repetitiv, beflissen, bis ins Unendliche zerstückelnd, immer abirrend, es sei denn, sie äußert sich in explosiven Skandierungen. Lust (?), voll von Geschichten, aber ohne die Möglichkeit einer Geschichtsschreibung.
Eine langwierige Entwicklung zur »Weiblichkeit«
- Der neutrale und wohlmeinende Vater. Asexuell? - Universalität des Ödipuskomplexes oder nicht? — Freie Assoziation zum Onanieren.
»Die Entdeckung seiner Kastration ist ein Wendepunkt in der Entwicklung des Mädchens. Drei Entwicklungsrichtungen gehen von ihr aus; die eine führt zur Sexualhemmung oder zur Neurose, die nächste zur Charakterveränderung im Sinne eines Männlichkeitskomplexes, die letzte endlich zur normalen Weiblichkeit.«
»[...] was ich Ihnen über die Weiblichkeit zu sagen hatte [...], ist gewiß unvollständig und fragmentarisch, klingt auch nicht immer freundlich.«
Aber lassen wir das beiseite und kommen wir zur Darstellung der »drei Entwicklungsrichtungen«: »Der wesentliche Inhalt der ersten ist, daß das kleine Mädchen, welches bisher männlich gelebt hatte, sich durch Erregung seiner Klitoris mit seinen oft aktiven Sexualwünschen, die der Mutter galten, in Beziehung brachte.« Eine Erinnerung also an die Gleichung kleines Mädchen = kleiner Junge, Klitoris = kleiner Penis. Was die Masturbation angeht, so könnte man darüber diskutieren, ob sie lediglich ein »aktiver« Prozeß ist. Aber untersuchen wir zunächst lieber jene Zentrierung auf die Mutter, die Freud hervorhebt. Warum auf die Mutter und nicht vielmehr auf den elterlichen Koitus, wenn doch die Affekte, die das Kind dabei durchlebt, in der Masturbation ausagiert, abreagiert werden können? Und ist denn die Masturbation für den kleinen Jungen und das kleine Mädchen nicht auch, unter anderem, ein Mittel bei dem Versuch, sich von der Mutter abzulösen, bei dem Versuch, ihren (Auto-)Erotismus von den Triebregungen abzugrenzen, die in dem libidinösen Verhältnis zur Mutter enthalten sind? Würde daraus folgen, daß die Mutter, in Phantasien oder in der Realität, diejenige ist, die die Onanie verbietet, weil sie nicht toleriert, daß man sich von ihr trennt?
Wie dem auch sei, es ist frappierend zu sehen, welche Verantwortung Freud der Mutter sowohl bei der Erweckung als auch bei der Unterdrückung des sexuellen Lebens zuschreibt, besonders was das kleine Mädchen angeht. Wir haben bereits gesehen, daß sie, die Verführerin, es war, die die ersten sexuellen Regungen aufkommen ließ. Und »ich mache die Tatsache, daß die Mutter dem Kind so unvermeidlich die phallische Phase eröffnet, dafür verantwortlich, daß in den Phantasien späterer Jahre so regelmäßig der Vater als der sexuelle Verführer erscheint«.[51] Der Vater kann, wie man weiß, nicht (der) Verführer sein. Doch mehr noch: »Der Groll wegen der Behinderung in der freien sexuellen Betätigung spielt eine große Rolle in der Ablösung von der Mutter. Dasselbe Motiv wird auch nach der Pubertät wieder zur Wirkung kommen, wenn die Mutter ihre Pflicht erkennt, die Keuschheit der Tochter zu behüten.«[52] Und ebenso »wird [...] später einmal die Tatsache der Kastration als Strafe für die onanistische Betätigung aufgefaßt, deren Ausführung aber dem Vater zugeschoben, was beides gewiß nicht ursprünglich sein kann«.[53] Der Vater verführt, verlockt und unterdrückt die Sexualität seiner Tochter nicht, ja, er ist nur in zweiter Linie derjenige, der für sie den Agenten der Kastration repräsentiert. Übrigens wendet sich das Mädchen dem Vater nur deshalb zu, weil es sich von der Mutter abwendet, seine enttäuschten Mutter-Besetzungen auf den Vater überträgt und überführt. Eine Ökonomie, die hier die Vater-Tochter-Beziehungen regelt. Es ist merkwürdig, daß in diesem ganzen Abenteuer der weiblichen Sexualität, wie es Freud beschreibt, der Vater letztlich als eine unscheinbare, zweitrangige und zudem »passive« Person erscheint, ohne Wünsche, Triebregungen, ohne Initiativen irgendwelcher Art, was seine Tochter betrifft. Neutral und wohlwollend? Aber warum?
»Der wesentliche Inhalt der ersten [Entwicklungsrichtung] ist, daß das kleine Mädchen [...] sich durch den Einfluß des Penisneides den Genuß seiner phallischen Sexualität verderben läßt.« Oder seiner Sexualität überhaupt? Denn welche Sexualität, außer einer phallischen, schlägt man ihr vor? Würde sich irgendeine andere anbieten oder darstellen, so wäre die Frage des Penisneides - um etwas besonders Symptomatisches herauszugreifen - sicher weniger dringlich. Doch das kleine Mädchen wird in dieser Karenz oder Latenz einer glücklicheren Lösung, einer anderen Entscheidungsmöglichkeit »durch den Vergleich mit dem so viel besser ausgestatteten Knaben in seiner Selbstliebe gekränkt«. Nun kennt man das Anlehnungsverhältnis von narzißtischen Besetzungen und Sexualtrieben.[54] Das kleine Mädchen »verzichtet« daher »auf die masturbatorische Befriedigung an der Klitoris, verwirft seine Liebe zur Mutter und verdrängt dabei nicht selten ein gutes Stück der Sexualstrebungen überhaupt«. Man begreift es - unter dem Vorbehalt einer näheren Prüfung der Verdrängungsinstanz. »Die Abwendung von der Mutter erfolgt wohl nicht mit einem Schlag, denn das Mädchen hält seine Kastration zuerst für ein individuelles Unglück, erst allmählich dehnt sie dieselbe auf andere weibliche Wesen, endlich auch auf die Mutter aus. Ihre Liebe hatte der phallischen Mutter gegolten; mit der Entdeckung, daß die Mutter kastriert ist, wird es möglich, sie als Liebesobjekt fallen zu lassen, so daß die lange angesammelten Motive zur Feindseligkeit die Oberhand gewinnen. Das heißt also, daß durch die Entdeckung der Penislosigkeit das Weib dem Mädchen ebenso entwertet wird wie dem Knaben und später vielleicht dem Manne.«
Deshalb ist das in seiner Selbstliebe gekränkte kleine Mädchen, das schon auf die genannten Objektbesetzungen und auf seine autoerotische Begierde verzichtet hat, zu einer fast vollständigen Verdrängung seiner Sexualtriebe gezwungen. Einer Verdrängung? Einer Zensur? Vorgeschrieben von wem? Durch was? In wessen Interesse? Sein Interesse könnte nur sein, daß es den Vater-Gesetzgeber zu verführen versucht. Aber das wird auf der Ebene von Phantasien bleiben, die entsprechend sanktioniert werden; zudem löst es die Frage der Verschiebung der an die Mutter gebunden Besetzungen nicht. Für den Jungen wird »die Mutter zum ersten Liebesobjekt [...] und sie bleibt es, bis sie durch ein ihr wesensähnliches [?] oder von ihr abgeleitetes ersetzt wird«,[55] der Mann behält »durchs ganze Leben hindurch« das »erste Liebesobjekt« bei, seine Mutter oder eine Frau-Mutter; er kann es ohne Unterbrechung lieben, mit dem gleichen Geschlecht ein gleiches »Objekt«, sein ursprüngliches »Objekt« begehren. Bei dem kleinen Mädchen verlaufen die Entwicklungen anders; es kann sexueller Heterogenität nicht ausweichen. Und wenn Freud das Problem dadurch löst, daß er behauptet, das Mädchen sei von Anfang an ein Junge gewesen und seine »Weiblichkeit« sei durch den »Penisneid« charakterisiert, dann verteidigt er ohne Zweifel seinen männlichen Standpunkt und seinen Wunsch, eine sexuelle Homogenität zu perpetuieren: Ein Nicht-Geschlecht, ein »kastriertes« Geschlecht oder der »Penisneid« konstituieren keineswegs etwas sexuell Heterogenes, sie bezeichnen vielmehr die Repräsentation einer Form von Negativität, die die Homogenität des männlichen Begehrens aufrechterhält und bestätigt.
Was die Mutter-Tochter-Beziehung angeht, so bekennt Freud im späten Alter, in einem Aufsatz, den er gegen Ende seines Lebens geschrieben hat, »daß man auch die Zeitdauer dieser Mutterbindung stark unterschätzt hat«,[56] »daß eine Anzahl von weiblichen Wesen in der ursprünglichen Mutterbindung steckenbleibt und es niemals zu einer richtigen Wendung zum Manne bringt«.[57] Daß »die präödipale Phase des Weibes [...] hiermit zu einer Bedeutung aufdruckt], die wir ihr bisher nicht zugeschrieben haben«.[58] Ja, daß es sogar erforderlich scheint, »die Allgemeinheit des Satzes, der Ödipuskomplex sei der Kern der Neurose, zurückzunehmen«..[59] Besonders, weil »diese Phase der Mutterbindung eine besonders intime Beziehung zur Ätiologie der Hysterie vermuten läßt«.[60] Aber »alles auf dem Gebiet dieser ersten Mutterbindung erschien mir so schwer analytisch zu erfassen, so altersgrau, schattenhaft, kaum wiederbelebbar, als ob es einer besonders unerbittlichen Verdrängung erlegen wäre«. »Die Einsicht in die präödipale Vorzeit des Mädchens wirkt als Überraschung, ähnlich wie auf anderem Gebiet [ist es wirklich ein anderes?] die Aufdeckung der minoisch-mykenischen Kultur hinter der griechischen.« Es ist, als würde er hier, sehr spät zwar - weil er dem Tode nahe war? -, aber aus einem Bedürfnis nach »wissenschaftlicher Redlichkeit«, das man bei Freud nicht in Zweifel ziehen kann, schließlich bemerken, daß die weibliche Sexualität dieser ganzen Geschichte fremd bleibt. Oder der Geschichte generell? Daß es scheint, als sei sie durch die Form dieser Zivilisation verdeckt - verdrängt? — und als müsse der Archäologe, der Freud auch war, die Erde, die die in ihr vergrabenen Reste einer Kultur verbirgt, noch gründlicher erforschen, um das noch Archaischere einer Vorzeit hinter dem durch das Griechentum repräsentierten Anfang und dem damit verbundenen Ursprungskonzept wiederzufinden.[61], [62]
Doch wie immer es sich mit diesen späten Befunden verhalten mag, Freud fährt ansonsten fort, das Werden der Frau in Termini der gegebenen Geschichte und vor allem in deren begrifflicher Ökonomie zu interpretieren und zu bestimmen, als ob es eine ausgemachte Sache sein müsse und sei, daß die Frau in dieser Geschichte »ein gutes Stück [...] ihrer Sexualstrebungen« zu verdrängen hat, daß sie in ihrer Beziehung zum Ursprünglichen »einer besonders unerbittlichen Verdrängung« unterliegt, die diese erste Mutterbeziehung »so altersgrau, schattenhaft, kaum wiederbelebbar«, »so schwer analytisch [faßbar]« erscheinen läßt. Auf diese Weise perpetuiert sich die »Hysterie« der Frau, sogar ihre »Paranoia«;[63] sie ist nicht »sublimierbar« oder »aufhebbar« in der Konzeption einer Theorie, die von vornherein ausschließt, daß die Frau in ihr als weiblich geschlechtliches Subjekt in Erscheinung tritt. Man wird sie daher nicht ohne Rekurs auf den historischen Prozeß interpretieren können, der gekennzeichnet ist durch das Drama der libidinösen Konstellation in der »Familie«, die ihrerseits noch immer und weiterhin von dieser »Geschichte« bestimmt wird und gleichzeitig deren Agent ist.[64]
Was folgt, könnte man als Parenthese - oder als freie Assoziation, in mehr oder weniger rationalisierter Form — zur Onanie bezeichnen: »Das heißt also, daß durch die Entdeckung der Penislosigkeit das Weib dem Mädchen ebenso entwertet wird 'wie dem Knaben und später vielleicht dem Manne.
[Sie wissen alle, welche überragende ätiologische Bedeutung unsere Neurotiker ihrer Onanie einräumen. Sie machen sie für alle ihre Beschwerden verantwortlich, und wir haben große Mühe, sie glauben zu machen, daß sie im Irrtum sind. Aber eigentlich sollten wir ihnen zugestehen, daß sie im Recht sind, denn die Onanie ist die Exekutive der kindlichen Sexualität, an deren Fehlentwicklung sie allerdings leiden. [...] Ich wollte, ich hätte einmal die Gelegenheit, Ihnen ausführlich darzulegen, wie wichtig alle tatsächlichen Einzelheiten der frühen Onanie für die spätere Neurose oder den Charakter des einzelnen werden, ob sie entdeckt wurde oder nicht, wie die Eltern sie bekämpften oder zuließen, ob es ihm selbst gelang, sie zu unterdrücken. [...] Aber ich bin vielmehr froh, daß ich dies nicht zu tun brauche; es wäre eine schwere, langwierige Aufgabe und am Ende würden Sie mich in Verlegenheit bringen, weil Sie ganz gewiß praktische Ratschläge von mir forderten, wie man sich als Elternteil oder als Erzieher gegen die Onanie der kleinen Kinder verhalten soll. [...] (In der Entwicklung der Mädchen, die ich Ihnen vorführe, hören Sie nun ein Beispiel dafür, daß das Kind sich selbst um die Befreiung von der Onanie bemüht. Aber es gelingt ihm nicht immer. Wo der Penisneid einen starken Impuls gegen die klitoridische Onanie erweckt hat und diese noch nicht weichen will, entspinnt sich ein heftiger Befreiungskampf, in dem das Mädchen gleichsam die Rolle der jetzt abgesetzten Mutter selbst aufnimmt und seine ganze Unzufriedenheit mit der minderwertigen Klitoris im Widerstreben gegen die Befriedigung an ihr zum Ausdruck bringt. Noch viele Jahre später, wenn die onanistische Betätigung längst unterdrückt ist, setzt sich ein Interesse fort, das wir als Abwehr einer noch immer gefürchteten Versuchung deuten müssen. [...]) Die Erledigung der frühkindlichen Masturbation ist wahrlich keine leichte oder gleichgültige Sache.]«
Man könnte dies so verstehen: wenn die Frau aufgrund ihres »Penismangels« kastriert, entwertet ist, was bleibt dann dem Neurotiker - man hat gesehen und wird weiterhin sehen, daß der Fall der Neurotikerin komplexer ist - als libidinöse Besetzung übrig, außer einer mehr oder minder verschobenen, differenzierten, eventuell zum auto... homo... jeglicher Art »sublimierten« Onanie?
Eine »melancholische« Sexualität?
- Eine quasi melancholische Symptomatologie. — Ein Verlust, um den Trauer nicht möglich ist. - Der Sog einer offenen Wunde. — Ein notwendiger Rest: die Hysterie.
Beim Mädchen entwickeln sich die Dinge anders. Der Junge »zeigt dann zwei psychologisch verschiedene Bindungen, zur Mutter eine glatt [?] sexuelle Objektbesetzung, zum Vater eine vorbildliche Identifizierung«.[65] Für das Mädchen dagegen ist die Mutter das erste Liebesobjekt, das erste Objekt des Begehrens und gleichzeitig der bevorzugte Bezugspunkt für Identifizierungsprozesse im Hinblick auf das »Ich« und seine Sexualität. Strenggenommen, und wenn man Freud bis zu einem Punkt folgt, zu dem die Implikationen seines Diskurses führen können, bleibt dem Mädchen, nachdem es seine Kastrierung und auch die seiner Mutter - seines »Objekts«, der »Repräsentanz« aller Triebregungen, die sich auf das eigene Selbst richten - entdeckt hat, nur die »melancholische« Lösung übrig.
Liest man aus dieser Sicht Trauer und Melancholie[66] noch einmal, so ist man frappiert von den möglichen Übereinstimmungen zwischen der melancholischen Symptomatik und dem, was die Libido-Ökonomie des kleinen Mädchens ausmacht, nachdem es die an ihm und an seiner Mutter »vollzogene Kastration« entdeckt hat:
- schmerzliche Depression, deren Manifestation man in dem Schwinden der Libidoaktivität vermuten kann, in dem Verlust des Interesses an der Masturbation infolge der Entwertung des bis dahin besetzten Organs und Objekts.
- Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, die beim Mädchen die Form nachlassender »Bewältigungsarbeit an der Außenwelt«[67] annimmt. Das setzt sich darin fort, »daß ihre sozialen Interessen schwächer [...] sind als die der Männer«, was zum Beispiel dadurch bestätigt wird, »daß die Frauen zu den Entdeckungen und Erfindungen der Kulturgeschichte wenig Beiträge geleistet haben«.[68]
— Verlust der Liebesfähigkeit, der das kleine Mädchen zur »Abwendung von der Mutter« bringt, darüber hinaus von allen Frauen sich selbst eingeschlossen. Sein Wunsch nach dem Vater bedeutet keineswegs »Liebe«. »Der Wunsch, mit dem sich das Mädchen an den Vater wendet, ist wohl ursprünglich der Wunsch nach dem Penis«. Es handelt sich hier also nur um Neid, Eifersucht, Lüsternheit...
- Hemmung jeder Leistung: »Die Passivität hat nun die Oberhand«, »der Übergang zum Vaterobjekt wird mit Hilfe der passiven Strebungen vollzogen, soweit diese dem Umsturz entgangen sind«, denn »oft genug wird mit der Veränderung der bisherigen Männlichkeit des kleinen Mädchens ein gutes Stück ihres Sexualstrebens überhaupt dauernd beschädigt«;[69] »es ist dann unser Eindruck, daß der Libido mehr Zwang angetan wurde, wenn sie in den Dienst der weiblichen Funktion gepreßt ist«, und man vermerkt besonders »die Verwandlung der direkt sexuellen Strebungen in zielgehemmte zärtliche«.[70]
- Herabsetzung des Selbstgefühls, die für das Mädchen den Ausgang der »phallischen Phase«, das Eintreten in den Ödipuskomplex bezeichnet. »Es fühlt sich schwer beeinträchtigt [...]«; »durch den Vergleich mit dem so viel besser ausgestatteten Knaben in seiner Selbstliebe gekränkt«; »seine Verstümmelung«; »mit der Anerkennung seiner narzißtischen Wunde stellt sich - gleichsam als Narbe - ein Minderwertigkeitsgefühl beim Weibe her«;[71] »das Weib anerkennt die Tatsache seiner Kastration und damit auch die Überlegenheit des Mannes und seine eigene Minderwertigkeit«[72] etc.
Es ist diese »Störung des Selbstgefühls«, die sich bei dem kleinen Mädchen nach der Entdeckung seiner »Kastrierung« zeigt, auf der Freud besonders insistiert. Ihm zufolge wird sie die Ursache aller weiteren psychischen Veränderungen sein, vor allem wenn das kleine Mädchen feststellt, daß sein »Unglück« von seiner Mutter und von allen anderen weiblichen Wesen geteilt wird. Nun, das ist das gleiche Symptom, das die »Melancholie« von der »Trauer« unterscheidet. Man kann hier schon erkennen, daß die Trennung des kleinen Mädchens von seiner Mutter und von seinem Geschlecht überhaupt nicht durch Trauerarbeit zu bewältigen ist, um so weniger — eine weitere Differenz zur Trauer —, als bei der Melancholie der Verlust nicht notwendigerweise den Tod eines geliebten Objekts meint, sondern seinen Verlust »als Liebesobjekt«. Noch genauer: »Man kann nicht deutlich erkennen, was verloren wurde [...], der Kranke kann nicht bewußt erfassen [...], was er verloren hat. Ja, dieser Fall könnte auch dann noch vorliegen, wenn der die Melancholie veranlassende Verlust dem Kranken bekannt ist, indem er zwar weiß wen, aber nicht, was er an ihm verloren hat.[73] So würde uns nahegelegt, die Melancholie irgendwie auf einen dem Bewußtsein entzogenen Objektverlust zu beziehen.« Das kleine Mädchen weiß offensichtlich nicht, was es durch den »Untergang« der Mutterbeziehung und der Beziehung zu Frauen überhaupt verliert. Es hat zu dem Zeitpunkt keinerlei Bewußtsein von seinen sexuellen Triebregungen, von seiner Libidoökonomie und insbesondere nicht von seinem ursprünglichen Begehren, seinem Urbegehren (nach dem Ursprung). Es handelt sich für es, und zwar in mehr als einer Hinsicht, um einen »Verlust«, der sich allen Vorstellungen entzieht. Daher die Unmöglichkeit, ihn in Form von »Trauer« zu verarbeiten. Tatsächlich »spielen sich [...] die Lösungsversuche auch bei der Trauer im Unbewußten ab, aber bei dieser [...] besteht kein Hindernis dagegen, daß sich die Vorgänge auf dem normalen Wege durch das Vbw[74] zum Bewußtsein fortsetzen. Dieser Weg ist für die melancholische Arbeit gesperrt, vielleicht infolge einer Mehrzahl von Ursachen oder des Zusammenwirkens derselben«. Auf diese Weise »spinnt sich [...] bei der Melancholie eine Unzahl von Einzelkämpfen um das Objekt an, in denen Haß und Liebe miteinander ringen, die eine, um die Libido vom Objekt zu lösen, die andere, um diese Libidoposition gegen den Ansturm zu behaupten. Diese Einzelkämpfe können wir in kein anderes System verlegen als in das Vbw,[75] in das Reich der sachlichen Erinnerungsspuren (im Gegensatz zu den Wortbesetzungen)«. Nun ist die Beziehung des Mädchens zu seiner Mutter nicht frei von Ambivalenz, und sie kompliziert sich sogar noch, wenn das kleine Mädchen sich darüber klar wird, daß seine Mutter kastriert ist; es hat seine Liebe ja -wie Freud versichert- auf eine phallische Mutter gerichtet. Diese Entwertung der Mutter läuft für das Mädchen parallel zur Entwertung seines Geschlechts, oder sie folgt darauf. Ebenso wie bei der Melancholie bleibt »das Verhältnis zum Objekt [...] bei ihr kein einfaches, es wird durch den Ambivalenzkonflikt kompliziert«, der »dem Bewußtsein entzogen« ist. Hinzu kommt, daß keine Sprache, kein Vorstellungssystem diese »Unbewußtheit«, in der die konflikthaften Beziehungen des Mädchens zu seiner Mutter und zu seinem Geschlecht sich abspielen, ergänzen oder unterstützen wird. Äußern sich daher deren Spuren in Form von »somatischen Affektionen« wie sie für die Melancholie typisch sind? Auch natürlich für die Hysterie...
Aber der »Verlust«, um den es für das kleine Mädchen geht, betrifft auch das »Ich«. Wie bei der Melancholie. Während der Narzißmus (das Ich) des kleinen Jungen durch seinen Penis gestärkt wird — er stellt im sexuellen Verkehr einen Wert dar und wird kulturell überschätzt, da man ihn sehen, spiegeln, fetischisieren kann —, gilt für das Geschlecht des Mädchens nicht das gleiche. Um so weniger als der Bezugspunkt der Identifizierung, die der Bildung seines »Ichs« dient, derselben Beschädigung unterliegt. Dem »Ich« des kleinen Mädchens wird daher durch den Nachweis der »vollzogenen Kastration« eine irreparable Niederlage und Verwundung zugefügt, deren Wirkung man an Merkmalen des Krankheitsbildes der Melancholie ablesen kann. So zum Beispiel »das Mißfallen am eigenen Ich«, die Klagen über »körperliche Gebrechen, Häßlichkeit, Schwäche, soziale Minderwertigkeit«. Doch - und denken wir in diesem Zusammenhang an die Texte Freuds über die weibliche Sexualität - die Melancholiker sind auch »weit davon entfernt, gegen ihre Umgebung die Demut und Unterwürfigkeit zu bezeugen, die allein so unwürdigen Personen geziemen würde sie sind vielmehr im höchsten Grade quälerisch, immer wie gekränkt und als ob ihnen ein großes Unrecht widerfahren wäre«, sie sind in »einer seelischen Konstellation der Auflehnung«.
Diese ganze Symptomatologie der Melancholie wird auf folgende Weise erklärt: »Es hat eine Objektwahl, eine Bindung der Libido an eine bestimmte Person bestanden; durch den Einfluß einer realen Kränkung oder Enttäuschung[76] von Seiten der geliebten Person trat eine Erschütterung dieser Objektbeziehung ein. Der Erfolg war nicht der normale einer Abziehung der Libido von diesem Objekt und Verschiebung derselben auf ein neues, sondern ein anderer, der mehrere Bedingungen für sein Zustandekommen zu erfordern scheint. Die Objektbesetzung erwies sich als wenig resistent, sie wurde aufgehoben, aber die freie Libido nicht auf ein anderes Objekt verschoben, sondern ins Ich zurückgezogen. Dort fand sie aber nicht eine beliebige Verwendung, sondern diente dazu, eine Identifizierung[77] des Ichs mit dem aufgegebenen Objekt herzustellen. Der Schatten des Objekts fiel so auf das Ich, welches nun von einer besonderen Instanz wie ein Objekt, wie das verlassene Objekt, beurteilt werden konnte. Auf diese Weise hatte sich der Objektverlust in einen Ichverlust verwandelt, der Konflikt zwischen dem Ich und der geliebten Person in einen Zwiespalt zwischen der Ichkritik und dem durch Identifizierung (mit der kastrierten Mutter, der Frau, dem Mädchen) veränderten Ich. Von den Voraussetzungen und Ergebnissen eines solchen Vorgangs läßt sich einiges unmittelbar erraten. Es muß einerseits eine starke Fixierung an das Liebesobjekt vorhanden sein, andererseits aber im Widerspruch dazu eine geringe Resistenz der Objektbesetzung. [...] Die narzißtische Identifizierung mit dem Objekt wird dann zum Ersatz der Liebesbesetzung [...].
[...] die Identifizierung ist die Vorstufe der Objektwahl [...] und die erste, in ihrem Ausdruck ambivalente Art, wie das Ich ein Objekt auszeichnet. Es möchte sich dieses Objekt einverleiben, und zwar [...] auf dem Wege des Fressens.« So erklärt sich auch »die Ablehnung der Nahrungsaufnahme [...], welche sich bei schwerer Ausbildung des melancholischen Zustandes kundgibt«.
Man sollte bei dieser Gelegenheit daran denken, daß die Anorexie ein so spezifisch weibliches Symptom ist, daß man sie in Zusammenhang bringen kann mit einer Unfähigkeit des kleinen Mädchens, sein sexuelles »Schicksal« zu akzeptieren, eine Art verzweifeltes Zurückweisen der Entfaltung der ihr zugestandenen Sexualität. Ganz allgemein könnte man hier an das Fehlen sexueller Begierde erinnern, das der Frau oft zu Recht vorgeworfen wird, und an den »oralen« Gebrauch, den sie von ihrer Sexualität macht. Ein Hauptcharakteristikum der Melancholie besteht übrigens in der »Regression von der Objektbesetzung auf die noch dem Narzißmus angehörige Libidophase«.
Was die Anlässe des melancholischen Zustands betrifft, so »umfassen sie alle die Situationen von Kränkung, Zurücksetzung und Enttäuschung, durch welche ein Gegensatz von Lieben und Hassen in die Beziehung eingetragen oder eine vorhandene Ambivalenz verstärkt werden kann«. »Es liegt dann doch nahe, für den auffälligen Charakter der Melancholie, das Hervortreten der Verarmungsangst [des Ich], die Ableitung der aus ihren Verbindungen gerissenen und regressiv verwandelten Analerotik zuzulassen.« »Der melancholische Komplex verhält sich wie eine offene Wunde, zieht von allen Seiten Besetzungsenergien an sich (die wir bei den Übertragungsneurosen Gegenbesetzungen geheißen haben) und entleert das Ich bis zur völligen Verarmung.« Man sollte alle diese Zitate - die ausnahmslos dem Text Trauer und Melancholie entnommen sind - zu den Aussagen über die »normale« Entwicklung der Weiblichkeit in Beziehung setzen, besonders zu denen über die Folgen des »Kastrationskomplexes« für das kleine Mädchen.
Fügen wir noch hinzu, daß die im melancholischen Zustand äußerst kritische moralische Instanz ganz spezifische Formen hat. Sie »wütet« nicht gegen »anstößige Regungen, die außerhalb des Ich geblieben sind« wie bei der Zwangsneurose, vielleicht ist »bei der Melancholie [...] das Objekt, dem der Zorn des Über-Ichs gilt, durch Identifizierung ins Ich aufgenommen worden«:[78] die kastrierte Mutter, das kastrierte »Objekt« Frau. Das Über-Ich repräsentiert also die »Vaterfigur«, die »Vorsehung«, das »Los«, die als - unbewußte? - Agenten und kritische Instanzen dieser »Operation« das sexuelle »Schicksal« der Frau mit strengem Urteil überwachen. Entsprechend den Freudschen Konzeptionen von der präödipalen Phase des Mädchens könnte die Herausbildung dieser »moralischen Instanz« schon von dem kleinen Jungen ausgehen, der das Mädchen war, von dem kleinen Jungen, der in seinem Geschlecht und in seiner männlichen Lust einen Wert erblickte und der seine Entwicklung, seine Transformation zum Mädchen unerbittlich verurteilt. Hier wäre der Punkt, der über den weiblichen Masochismus Klarheit schaffen könnte, über die Wendung der »sadistischen und feindseligen« Triebregungen der Frau gegen sich selbst...
Tatsächlich ist es nicht die Melancholie, die sich das Mädchen als bevorzugte Form des Rückzugs wählen wird. Sie hat zweifellos zu wenig narzißtische Reserven, und diese sind zu sehr beschädigt als daß sie eine solche Strukturierung von Abwehr gegen die Angst, die »Katastrophe« der »vollzogenen Kastration« ausbilden könnte. Die Ökonomie des weiblichen Narzißmus, die Zerbrechlichkeit des »Ichs« des kleinen Mädchens, der Frau machen die Bildung dieses Syndroms, zumindest als vorherrschendes und stabiles, nahezu unmöglich. Das bedeutet nicht, daß die Sexualität dieses »dark continent« nicht eine beträchtliche Anzahl entsprechender Symptome aufwiese; aber sie sind eher dissoziiert als in kohärenter und dauerhafter Form organisiert. Die Nicht-Symbolisierung ihres Urbegehrens (nach dem Ursprung), ihrer Beziehung zur Mutter, ihrer Libido wirkt wie ein beständiger Appell zu polymorphen Regressionen (melancholischen, manischen, schizophrenen, paranoischen...). Wie ein Loch - und gerade hier siedeln wir ihre größte Wirksamkeit an, auch hinsichtlich der Phobien, die das beim Mann nach sich zieht - in der Entfaltung der imaginären und symbolischen Prozesse. Doch die Frau verfügt über zu wenig Bilder, Figurationen, Vorstellungsinhalte, um sich in dieser Figur des »Lochs«, der Spalte, des Mangels repräsentieren zu können. Nicht daß ihr ein bestimmter Schlüssel-Signifikant fehlte, ihr nicht sogar aufgedrängt würde; doch der Zugang zu einer Bedeutungsökonomie, zur Prägung von Signifikanten zu deren Austausch ist für sie schwierig, wenn nicht unmöglich da sie als Subjekt an der Festsetzung von deren Eichmaß, von deren Wert keinen Anteil hat. Sie borgt sie aus, ohne ihren Stempel dabei aufdrücken oder ablesen zu können. Das hält sie in einer wenn man so will, »psychotischen« Karenz, Leere, Mangelsituation fest: in einer Psychose, die latent, aber mangels eines praktikablen Systems von Signifikanten nicht realisiert ist.
Vielleicht ist auch die Beziehung der Frau zum Autoerotismus zu sehr beschädigt, als daß ihr der Rückzug auf bestimmte »psychotische« Positionen möglich wäre. Oder ist ihre Libido zu mächtig um sich damit zufrieden zu geben? Erinnern wir uns an die »Frühreife« des kleinen Mädchens, an seine »so unglaubwürdige phallische Aktivität«, die Jeanne Lampl de Groot »in gesicherten Beobachtungen festgestellt hat«.
Also, ihre Triebregungen sind sozusagen in Vakanz: Sie finden keine wirkliche Besetzungsmöglichkeit in der Strukturierung einer »Psychose«, auch nicht im Autoerotismus oder in der Ausbildung eines Narzißmus, im Begehren, in der Liebe für ihr erstes Objekt und erst recht nicht in der Aneignung, dem Haben - und sei es über den Umweg der Sublimierung - ihrer Sexualität, ihres Geschlechts etc. Es bleibt ihr nur die Hysterie. Die hysterische Psychose? Neurose? Durch oder auch in Suspension der Ökonomie ihrer ursprünglichen Triebregungen wird sie sich verhalten, »wie« man es von ihr verlangt, »als ob« sie das macht, was man von ihr verlangt. Es ist freilich ein »Wie«, ein »Als ob«, das von ihr nicht kontrolliert, nicht wirklich als Spiel gehandhabt wird, selbst wenn es bisweilen so erscheinen mag und es in gewisser Hinsicht tatsächlich eine Spur von dem ist, was das »Spiel« zwischen den Geschlechtern sein könnte. Aber das Spiel wird hier - man hat es bereits gesehen - von einer Sexualökonomie diktiert, die vom Phallus beherrscht wird. Und die Frau wird es spielen, mit der Gleichsetzung von Phallus und Aneignung des Urbegehrens (nach dem Ursprung) als Prämisse. Ein wirkliches Spiel jedoch schließt eine Herrschaftsbeziehung zum Ursprung aus: einen beherrschenden Signifikanten des Urbegehrens (nach dem Ursprung), des Ursprungs des Begehrens. Folglich wird das hysterische Mimen des kleinen Mädchens, der Frau, Arbeit sein, um ihre Sexualität vor der totalen Unterdrückung, vor dem völligen Verschwinden zu bewahren. Sie wird sich ihr mit einer »Aktivität« unterziehen, die im Grunde ebenso unglaubwürdig ist wie ihre »phallische Aktivität«. Das Leiden ihres Körpers und der Anspruch, sexuell unbefriedigt (?) zu sein, erinnern an das, was von ihren Sexualtrieben latent geblieben ist. Man könnte natürlich sagen, daß diese Arbeit, dieses Leiden und diese Sklaverei der Preis sind, den die Frau zahlt für ihre Weisungen, dem Tode zu trotzen, dem Tod, der zum Beispiel bei der Repräsentation, der Symbolisierung, der Sublimierung am Werk ist. Doch zumindest in dieser »Geschichte« kann es sich für sie nicht um diesen Tod handeln, der immer schon der Spekulation unterworfen, spekulierbar ist. Ein solcher Umgang mit dem Tod ist ihr fremd. Die Wahl, vor die sie sich gestellt sieht, ist vielmehr die: entweder eine radikale Zensur ihrer Triebregungen - was zum Tode führen würde - oder ihre Umsetzung, ihre Konversion in der Hysterie. Im übrigen handelt es sich dabei nicht um eine wirkliche Alternative. Beide Handlungsweisen sind Folgen voneinander.
Auf diese Weise vollzieht das Mädchen die »Wendung« zur Frau, zur »normalen« Weiblichkeit, die aber nur dann als gelungen erscheint, wenn durch die Entdeckung der Kastration »nicht zuviel durch Verdrängung verloren geht«. Die »Wendung« zur Frau, die »Herstellung der Weiblichkeit«, setzt voraus, daß das Mädchen »die phallische Aktivität aus dem Weg räumt«, daß »die [...] Passivität [...] die Oberhand« gewinnt und daß »die Wendung zum Vater« überwiegt. »Der Wunsch, mit dem sich das Mädchen an den Vater wendet, ist wohl ursprünglich der Wunsch nach dem Penis, den ihr die Mutter versagt hat, und den sie nun vom Vater erwartet.« In dieser »Entwicklung« ist nicht die leiseste Spur eines weiblichen Lustbegehrens. Die einzige Aussicht bei dieser Herausbildung der Weiblichkeit, der einzige »zureichende Grund«, der das kleine Mädchen veranlassen kann, eine (sogenannte) Frau zu werden, wäre der, sich seinerseits das Instrument der Lust anzueignen, sich des Geschlechts zu bemächtigen - und sei es durch Imitation, Kopie, Verdoppelung —, das das Recht auf den Gebrauch und zur Festsetzung des sexuellen Tauschwerts zu monopolisieren scheint. Doch wenn sie sich darauf einläßt, verschafft sie damit dem Vater, dem Mann-Vater einen weiteren Lustgewinn, da er auf diese Weise endlich sicher (versichert) ist, es zu haben? Er wird dann sogar Muße haben, sich mit legislativen Operationen oder anderen sublimen Aktivitäten zu beschäftigen, da sie ja den Wert des Penis aufrechterhält, seinen Kurswert garantiert und ihn davor bewahrt, sich unablässig in den verschiedensten Spekulationen und Spiegelungen zu verausgaben. Bei Bedarf und wenn Not am Mann ist, wird sie ihn repräsentieren. Ihr zum Phallus gewordener Körper wird den Wert des Penis stützen und ins Gedächtnis rufen, seinen Wechselkurs verteidigen, seinen Einsatz sicherstellen, während der Vater, der Mann anderen Geschäften nachgehen. Sie ist beauftragt, die Huldigungen einzusammeln, die sie denjenigen zu überbringen hat, denen sie aus Rechtsgründen gehören.
Penis = Kind vom Vater
- Das Primat der Analerotik. Der Vertrag. - Die Frau ist auch die Mutter. - Verbotene Spiele. - Die Ehen von Ödipus Vater und Sohn.
»Die weibliche Situation ist aber erst hergestellt, wenn sich der Wunsch nach dem Penis durch den nach dem Kind ersetzt, das Kind also nach alter symbolischer Äquivalenz an die Stelle des Penis tritt.« Welchen Kredit man auch dieser Formel eingeräumt hat und welchem Verschleiß sie auch immer unterlag - kann man trotzdem noch irgendeinen Nutzen aus ihr ziehen? Sicherlich nicht, ohne sie vollständig zu zitieren, um dann ihre Implikationen aufdecken zu können: »In der Zusammenstellung >ein Kind vom Vater< ruht der Akzent häufig genug auf dem Kind und läßt den Vater unbetont.« Aber die Äquivalenz Kind—Penis zeugt davon, daß »der alte männliche Wunsch nach dem Besitz des Penis noch durch die vollendete Weiblichkeit durchschimmert«.
- Damit sich für das kleine Mädchen, die Frau das Frauwerden »vollendet«, muß der Wunsch nach dem Kind das Verlangen nach dem Penis ersetzen. Die Anziehungskraft der Fortpflanzung wird also alle »anderen« phallischen Begierden verdrängen. Der Wunsch nach einem Kind vom Vater ersetzt und beseitigt jedes Interesse an den anderen sexuellen Beziehungsformen mit dem Vater oder mit dem Vater des Kindes. Es muß so sein, damit die Weiblichkeit »normal ausfallen« oder sich »vollenden« kann. Die Frau muß wollen, daß der Penis zum reinen, einfachen Mittel der (Re-)Produktion wird - ein Ejakulator - und daß sich seine Verführungskraft auf das Penis-Kind, das Produkt der Kopulation, überträgt, damit die »Sexualfunktion« der Definition, die Freud von ihr gibt, entspricht.
So löscht sich die Weiblichkeit selbst aus, um der Mutterschaft Platz zu machen, um in der Mutterschaft zu verschwinden, bis zur Aufgabe des »Penisneides«, des »Verlangens nach dem Penis« -ein zweideutiger Ausdruck, in dem vielleicht trotz allem noch ein Wunsch nach sexuellem Genuß nachhallt. Eine Erinnerung an das Onanieren? Als sie etwas »wie« den Penis hatte, konnte sie sich damit eine Befriedigung verschaffen. Rührt daher das Verlangen, »auch so etwas« zu haben? Etwas Größeres? Doch diese Reminiszenz einer Hoffnung muß angesichts der Ernsthafigkeit der (re-) produktiven Arbeit verlöschen. - Damit der Penis, das Emblem des Phallus, immer im Wunschobjekt präsent, re-präsentiert ist, kann das Glück nur dann vollkommen sein, »wenn das Kind ein Knäblein ist, das den ersehnten Penis mitbringt«.
- Das Kind - innig gewünscht wird, daß es ein Junge sei — erscheint als reines Produkt und Substitut des Penis. Die an der Fortpflanzung beteiligten Keimzellen der Frau, die Rolle, die ihre Sexualorgane, ihr Körper bei der Entstehung des Kindes spielen, werden in dieser Explikation der sexuellen Entwicklung der »Weiblichkeit« völlig außer acht gelassen.
- Dieser Kind-Junge ist das Zeichen dafür, daß der Samen unsterblich ist, daß die Eigenschaften des Spermas über die der Eizelle die Oberhand gewonnen haben. Er garantiert die Macht des Vaters, sich zu reproduzieren und zu repräsentieren, sein Geschlecht und seine Art fortzupflanzen — ganz abgesehen davon, daß dieser Sohn als Erbe des Namens die Nicht-Vergeudung des väterlichen Besitzes gewährleistet und daß er als Person das »Haus« bereits um ein weiteres Mitglied bereichert.
- In der Analyse zeigt sich, daß diese Konzeption des »Kindes« dem Primat der Analerotik vor der als genital bezeichneten Sexualität verpflichtet ist. Das Kind wird in die Ersatzreihe Kot-Penis-Kind hineingenommen. Der Penis und dann das Kind ersetzen die »Kotsäule«: »Die Begriffe Kot (Geld, Geschenk), Kind und Penis[79] werden schlecht auseinandergehalten, und leicht untereinander vertauscht.«[80] Die Vagina — und die Gebärmutter? Sie wird paradoxerweise in diesem Zusammenhang nicht erwähnt — funktioniert als Anus, Rectum, Darm. Tatsächlich ist »das später erwachende Interesse an der Vagina hauptsächlich analerotischer Herkunft. [...] Es ist nicht verwunderlich, denn die Vagina selbst ist nach einem guten Wort von Lou Andreas-Salome dem Enddarm >abgemietet<.« [81]
Man sollte hier weiterfragen: nach den Vertragspartnern, nach dem Preis, der für diese Vermietung gezahlt wird, wer die Lasten dieser Miete trägt, nach dem vorgesehenen Zeitpunkt der Lust, etc. Die Frau fungiert in dieser Ökonomie als diejenige, der der Mann den Samen »gibt«, damit sie ihn Früchte tragen läßt, damit sie über die Interessen dieses in ihr deponierten »Geschenks« wacht, um es zu gegebener Zeit seinem Eigentümer zurückzuerstatten. Der Penis (Kotstange), das Sperma (Keim-Geschenk), das Kind (Geschenk) - eine Analsymbolik, aus der man nicht herauskommt, bei der man sich schließlich fragt, ob das Eichmaß der Penis ist, das Sperma oder das »Gold-Geld«. Ein Schwanken, eine Krise des Werts, in der sich anscheinend dasjenige durchsetzen wird, was am produktivsten, am leichtesten als (re-)produktiv repräsentierbar ist. Im übrigen aber ziehen alle diese »Äquivalente« ihren Wert aus dem Interesse, das den Exkrementen entgegengebracht wird, die somit der Prototyp des Wertobjekts bleiben. Die Frau wird das Receptaculum für das vom Penis (Kotstange) eingeführte Sperma (Geschenk) sein, und sie wird das Kind (Kot) durch die Vagina (Mastdarm) ausstoßen. Sie partizipiert also anscheinend an der Analerotik. Doch abgesehen von der Aufgabe, das »Geschenk«, das Kind (Kot) während der Schwangerschaft wachsen zu lassen, um dann den Zeitpukt ihrer Entbindung, ihrer Befreiung (?) davon um so mehr zu genießen, scheint ihre Rolle darin zu bestehen, sich von dem analen »Objekt« zu trennen: von dem Geschenk-Kind, ebenso wie sie bei jedem Koitus die »Kotstange« wieder aufgeben muß. Für sie also Wiederholung der Trennung von den Fäces. Allerdings ohne Genuß. Denn die mit der Analerotik verbundenen Triebe — aggressive Triebregungen, narzißtisches Zurückhalten — sind ihr verboten. Sie kann nicht wählen »zwischen narzißtischer und objektliebender Einstellung«. Sie gibt nicht »den Kot (Penis-Kind) gefügig ab, >opfert< ihn der Liebe, oder hält ihn zur autoerotischen Befriedigung, später Behauptung [ihres] eigenen Willens, zurück«.[82] Für sie gibt es kein »narzißtisches Beharren bei der Analerotik«. Übrigens ist sie, wenn der Penis die Kotstange repräsentiert, schon immer davon »abgeschnitten« gewesen, was »die geringere Stärke des sadistischen Beitrages zum Sexualtrieb [...], die Verwandlung der direkt sexuellen Strebungen in zielgehemmte, zärtliche«[83] bei ihr rechtfertigt. Alles steht zum Besten: Die Frau tritt in den Kreislauf der (Re-)Produktion ein, ohne das Geringste zurückbehalten zu wollen: für ihre autoerotische Befriedigung, ihren Narzißmus, für die Behauptung ihres eigenen Willens, für das Verlangen, ihre Produkte zu verwerten. Die Arbeit der Schwangerschaft, der Niederkunft, des Stillens, des Bemutterns, all dies wird mit nicht »direkten sexuellen Triebregungen«, sondern mit »zielgehemmten« bewerkstelligt. Bezahlt wird sie nur durch die unbewußte Befriedigung, schließlich doch ein Äquivalent für den Penis zu besitzen (?). Aber »die Frage nach dem weitern Verbleib der analerotischen Triebregungen«, die, wie er gesagt hat, in der präödipalen Phase sehr stark sind, »war von da ab unabweisbar«.[84] Daran hat sich nichts geändert. - Die Empfängnis und die Geburt des Kindes wiederholen, reproduzieren das Problem des Anfangs: das Problem der Beziehung der Frau - ebenso und anders auch der des Mannes - zu ihrem Anfang und zu der Herstellung einer Ökonomie des Ursprünglichen. Empfängnis und Geburt des Kindes könnten daher eine Möglichkeit eröffnen, die »Identifikationsprobleme« der Frau mit ihrer Mutter, ihrem ersten Liebes»objekt«, zu regeln. Sie könnten sie in eine spezifische Ökonomie der Genealogie und der Spiegelung einfügen. Die Mutter werdende Frau würde dann die Mutter, total mit der Mutterschaft identifiziert, durch eine Art Tötung ihrer Mutter und durch Auslöschen der Beziehung der Frau zur Mutterschaft; sie würde so für ihre Zeit zur Statthalterin des Ursprungs: phallische Mutter-Erde. Oder aber sie wird, in einer solchen Ökonomie, eingefügt sein, sich selbst einfügen in einen endlosen genealogischen Prozeß, in eine laufende Aufzählung, in der sich der »Ursprung« bemißt - sie wäre darin »wie« ihre Mutter, obschon nicht an derselben »Stelle«, da sie nicht der gleichen Chiffrierung entspricht. Sie würde ihre Mutter sein und nicht sein, als Mutter auch nicht deren Tochter; sie würde auf diese Weise niemals den Zirkel und auch nicht die Spirale der Identifikation schließen, sondern sich ohne Ende um das Speculum eines ursprünglichen Ortes drehen, von innen nach außen wechselnd, ohne sich jemals für eines zu entscheiden, in einer Stelle aufzugehen, sich darin zu spiegeln. Und in diesem Gehen und Wiederkehren, in der zusätzlichen, gleichzeitig offenen und geschlossenen Wendung, die jede neue »Geburt« bezeichnet — identifiziert und nicht identifiziert mit ihrer Mutter, der Mutterschaft -, könnte sie zweifellos ihre Mutterrolle »spielen«, ohne sich ihr total anzugleichen. Ihr weibliches sexuelles Begehren -würde auf diese Weise erhalten bleiben.
Dazu freilich wäre es notwendig, daß sie nicht einfach auf die Funktion der Mutterschaft festgelegt würde. Daß der Mann nicht lediglich den Wunsch hätte, in ihr »seine« Mutter wiederzufinden und sich in ihr zu reproduzieren. Und sie mit dem Phallus zu versehen, der er auch in der Person seines Sohnes sein wird. Daß er also nicht einen solchen Horror und Ekel vor der Frau, vor seiner Mutter als einer »kastrierten« Kreatur hätte. Denn daher stammen die anale Überbesetzung, die Fetischisierung seines Geschlechts, die Flucht in die wirkliche oder phantasierte Homosexualität. Kurz, die Bedingung wäre, daß der Mann-Vater bereit wäre, den Einsatz des sexuellen Handels, die Macht, insbesondere die (re-)produktive Macht, zu teilen, etc.
Alles nicht eingelöste »Bedingungen«, weshalb das sexuelle Lusterleben auch nicht zustande gekommen ist und, wenn man sich an die Freudschen Konzepte hält, auch nicht zustande kommen wird. Das sexuelle Lusterleben als Verbindungs-Schnittpunkt (der immer schon »Verschiebung« und gleichzeitig selbst »verschiebend« ist), als numerierte und numerierende Markierung von zwei spezifischen Verhältnissen zur »Materialität« des Anfangs — Empfängnis, Geburt - und zu ihren Bildern, Schatten, Urphantasien, den Repräsentationen des Ursprungs. Zwei, aber zwei ist dabei offensichtlich nicht eins + eins: nicht das Resultat einer Addition, auch nicht zwei Halbe, zwei Hälften: nicht das Resultat einer Division. Denn jede dieser Nicht-Einheiten löst dabei zwei selbe und zwei andere Paare ab. Endlos.
Daß die Spiegel-Bedingungen nicht so funktionieren, ein Spiel des Paares zustande kommen zu lassen, führt Freud in diesem und in anderen Texten lang und breit aus. Die Kastrierung der Frau, der Penisneid, der Haß auf die Mutter, die Verachtung und die Zurückweisung ihres Geschlechts durch das kleine Mädchen, das daraus resultierende Zugrundegehen seiner (männlichen) Autoerotik, die offengelassene Explikation - außer in Termini des »verkümmerten Penis« - der Entwicklung seiner Analerotik etc.: dies alles sind ebenfalls Zeichen davon, daß die Aneignung des Spekulations- und Spiegelungsprozesses von der (sogenannten) männlichen Sexualität beherrscht wird. Es ist ein Spiegelungsprozeß, der den Planspiegel bevorzugt, der sich für die Kontrolle des Bildes, der Repräsentation, der Selbstrepräsentation am besten eignet. Diese Kontrolle schließt aus, daß das kleine Mädchen die Ökonomie seiner Beziehungen zur Mutter und zur Mutterschaft findet. Und die Möglichkeit, daß seine »Identifizierungsversuche« mit der Mutter - behalten wir diesen Begriff vorläufig bei, obschon wir wissen, daß es sich dabei nicht um Identität oder Nicht-Identität handeln kann[86] - ein Teil, eine »Manifestation« dessen sein könnten, was er als »Weiblichkeit« bezeichnet, wird von Freud verworfen: »Es entgeht uns nicht, daß sich das Mädchen schon früher, in der ungestörten phallischen Phase, ein Kind gewünscht hatte; das war ja der Sinn ihres Spieles mit Puppen. Aber dies Spiel war nicht eigentlich der Ausdruck der Weiblichkeit, es diente der Mutteridentifizierung in der Absicht der Ersetzung der Passivität durch Aktivität. Sie spielte die Mutter und die Puppe war sie selbst; nun konnte sie an dem Kind all das tun, was die Mutter an ihr zu tun pflegte.« Man könnte allerdings hinzufügen, daß das »Spiel« - auch wenn es »Puppenspiel« ist - niemals nur aktiv oder passiv ist, daß es diese Entgegensetzung durch eine Ökonomie der Wiederholung, die es »ins Spiel bringt«, durchkreuzt. Und in diesem Puppen»spiel« spielt sich für das kleine Mädchen die Möglichkeit ab, die Mutter zu spielen, so zu tun »wie« seine Mutter, »als ob« es (die) Mutter wäre. Durch mimische Wiederholung und Darstellung ihrer Beziehung zum Anfang und zur Reproduktion wird für es eine spielerische Dimension in der mütterlichen und bemutternden Funktion begründet. Aber sich »wie« die Mutter darzustellen, das Spiel des Mütterlichen, der Mutterschaft sind für Freud keine Manifestationen von Weiblichkeit. Eine Beziehung zu seiner Mutter, zu der Mutter, zur mütterlichen Funktion simulieren, vortäuschen, kann für Freud nicht weiblich heißen, ebensowenig, sich selbst »wie« eine Puppe repräsentieren, mit einer Repräsentation von sich selbst spielen. Keine Fiktion, kein mimetisches Spiel wird dem kleinen Mädchen zugestanden, wenn es oder seine Beziehung zur (Re-)Produktion im Spiel ist. Dieses sind »phallische« Spiele.
Dagegen wird das Spiel mit dem Puppen-Kind, in dem sich der Wunsch nach dem Penis, die Erwartung eines Kindes vom Vater bekundet, als »gut« bezeichnet, als konform mit der »normalen« Entwicklung der Weiblichkeit. Das Puppenspiel ist also für das Frauwerden günstig oder ungünstig — »gut« oder »schlimm« —, je nachdem, was in ihm gemimt wird. Wenn es von der Beziehung zum Penis, dem privilegierten Repräsentanten des Phallus, beherrscht wird, wenn das Puppen-Spiel das Penis-Spiel »mimt«, wenn das Spiel an die (Re-)Präsentation des Penis-Kindes erinnert und appelliert, dann unterstützt man es gern als eine Manifestation der Weiblichkeit. Wenn jedoch das Puppen-Kind im Spiel das kleine Mädchen darstellt und wenn das »So tun wie seine Mutter« den Prozeß meint, der dem Mädchen die Mutter- und Bemutterungsrolle zuweist, dann verhält es sich dabei als kleiner Junge. Es hat, wir wiederholen es, weder ein Recht, mit den Repräsentationen ihres Anfangs zu spielen, auf welche Art auch immer, noch verfügt es über ein spezifisches mimetisches Verhältnis zum Ursprung; es muß sich vielmehr in den männlichen, phallischen Prozeß der Beziehung - Repetition, Repräsentation, Reproduktion — zum Ursprung einfügen. Das wäre für es »das stärkste weibliche Wunschziel«.
Nun, »das Glück ist groß, wenn dieser Kinderwunsch später einmal seine reale Erfüllung findet, ganz besonders aber, wenn das Kind ein Knäblein ist, das den ersehnten Penis mitbringt«. Welch ein Glück in der Tat, vor allem für den Vater, der in diesem Knäblein, diesem Sohn, sein Ebenbild wiedererkennt, den Vater, auf diese Weise reproduziert, repräsentiert, erneut zur Welt gebracht, erneut bemuttert und begehrt durch seine Frau, die nun mehr als jemals zuvor seine Mutter geworden, wieder geworden ist. Diese Matrix, die es ihm erlaubt, (sich) zu reproduzieren, indem sie ihn reproduziert. Triumphale Genugtuung für alle Ängste des Ödipus, der sich aus dem Bauch (wieder) hervorkommen sieht, den er selbst befruchtet hat. Er schließt den phallischen Kreislauf, die phallische Zirkularität, indem er seine Macht dadurch verifiziert, daß er die Frau-Mutter mit einem - mit ihm identischen — Kind-Phallus ausstattet, mit dem Geschlecht, dessen Fetischisierung sie selbst, durch ihren »Penisneid«, am wirksamsten unterstützt.
Er geht zweifellos das Risiko ein, daß die Geschichte weitergeht und daß diese Mutter, die er sich selbst wiedererschaffen hat, ihm sein »Ebenbild« vorzieht, daß sie sich dem Begehren dieses neuen Ödipus überläßt. Verliert Ödipus-Vater dadurch seine Königswürde wieder? Oder wird die Strategie für den Stammhalter zunehmend komplizierter? Aber das tut keinen Abbruch, ist sogar erwünscht, jedenfalls von der Frau, die, wie Freud versichert, lieber mit einem Sohn als mit einer Tochter niederkommen will. Die Frau hätte mehr Genuß an der Reproduktion eines anderen, für oder durch einen anderen, als an einer Reproduktion, die sie selbst, imaginär und imaginierbar, ins Spiel brächte. Sie fände keinerlei Befriedigung darin, sich zu re-produzieren. Ihr Genuß wäre immer schon eine Funktion ihrer Ablehnung, Zurückweisung des auto... Im Spiel die Mama mit dem Puppenkind zu spielen, also zu versuchen, sich zu re-präsentieren, auch als Mutter, hat nichts weiblich Erquickliches. Doch durch das Begehren des Ödipus (wieder-) geschaffene Mutter zu sein, wäre »das stärkste weibliche Wunschziel«. Aber wer wird Ödipus sein? Der Vater? Oder der Sohn? Da sie keinen Zugang zum Markt der Repräsentationen hat, da sie, wie man sagt, nicht viel vom metaphorischen Spiel versteht, wird der (angeblich) reale Sohn den Sieg davontragen. Und Ödipus-Vater wird sich umsonst bemüht haben? Er bleibt erhalten, wird seine kleine Geschichte wiederholen, indem er der metaphorischen Spirale eine weitere Drehung gibt: seine wirkliche Mutter - verboten; seine Frau, »wie« seine Mutter - erlaubt, »wie« seine Mutter — wirkliche Mutter des Sohnes; und sein Sohn, »wie« er selbst, reproduziert für ihn und vor ihm den immer verschobenen Schauplatz. Das Spiel verewigt sich, das Geschlecht löst sich ab für das Fortbestehen der Identität mit sich selbst. Obwohl bei der Frau »der Akzent häufig genug auf dem Kind [ruht] und [...] den Vater unbetont [läßt]«. Egal. Da ja der Vater im Sohn, seinem Ebenbild, wiedererschaffen und die Frau dadurch in ein ökonomisches Kalkül einbezogen ist, das sie nicht kontrolliert. Der Beweis dafür ist, daß »der alte männliche Wunsch nach dem Besitz des Penis noch durch die [so] vollendete Weiblichkeit durch schimmert«. Und sollten wir nicht vor allem »diesen Peniswunsch [...] als einen exquisit weiblichen anerkennen«? Ist es nicht von hohem Belang, daß die »Weiblichkeit« zumindest diesen »alten männlichen Wunsch nach dem Besitz des Penis« unterstützt und fortfährt, ihn zu unterstützen? Ist sie nicht zu seiner Erhaltung abgestellt, damit er nicht unter analogen Substituten verlorengeht, damit er der Angelpunkt jeder Verallgemeinerung in der Szenographie bleibt? Die Frau, die der Mann als wirkliche Frau ansieht, muß daher diesen »Wunsch« stets bewahren. Das ist es, was sie in seinem »Haus« zu leisten hat, ohne daß er sich darum kümmert, was der Wert seines Geschlechts für sie sein könnte.
»Mit der Übertragung des Kind-Penis-Wunsches auf den Vater ist das Mädchen in die Situation des Ödipuskomplexes eingetreten.« Die Wünsche nach der Identifikation mit der Mutter, nach der Kopulation mit der Mutter oder der Schwester, nach der parthenogenetischen Befruchtung, nach der Reproduktion ihres »Bildes«, von sich selbst (als Selbst), nach aller Art, diese Wünsche sind eliminiert. Der ganze Rest ihrer Libido - sofern einer bleibt - ist auf den Vater gerichtet, auf den Penis-Phallus (des) Vater(s). Odipus kann auftreten, wann er will. Die Autorität dazu besitzt er und auch die Möglichkeit. »Für das Mädchen ist die Ödipussituation der Ausgang.« Was die Mutter anlangt, so verstärkt sich die »Feindseligkeit« der Tochter mehr und mehr. Sie wird »zur Rivalin, die vom Vater all das erhält, was das Mädchen von ihm begehrt«.
Die (Quasi-)Mütter des Ödipus, aus dem Handel der höheren Werte herausgehalten, streiten sich über ihre reellen Gunstchancen. Sie hassen einander - sagt er —, allerdings so, wie sein Begehren es ihnen vorschreibt. Die Tochter verübelt ihrer Mutter, daß sie nicht Tochter-Mutter ist. Die Mutter verübelt ihrer Tochter, daß sie nicht die verbotene Mutter ist, sondern die, die man noch einmal zu seiner, wie seine Mutter machen würde, wenn dies nicht unmöglich wäre. Sie streiten sich um das Vorher und Nachher, während der Vater und der Sohn - Ödipus(se) - die Metapher anderweitig ausspinnen. Das metaphorische Hymen.
Aber »der Ödipuskomplex des Mädchens hat uns lange den Einblick in dessen präödipale Mutterbindung verhüllt«. Das Begehren des Odipus hat die libidinöse Bindung zwischen dem Frau werdenden Mädchen und seiner Mutter verkannt, verdrängt, zensiert. Er, der die Frau nur unter der Bedingung begehrt, daß sie seine Mutter, wie seine Mutter sein soll, konnte die Bedeutung der Beziehung dieses kleinen, Frau werdenden, Frau gewordenen Mädchens zu seiner Mutter, zur Frau nicht wahrmachen. Er will aus seiner Familie, seiner Genealogie nicht heraustreten. Und will er erst recht nicht seine väterlichen Rechte über seine Tochter mit der Mutter teilen? Ohne Zweifel erkennt er schließlich, daß diese »präödipale« Bindung — früher als die ödipale oder heterogen zu ihr?[87] — der Frau zu ihrer Mutter »wichtig ist und so nachhaltige Fixierungen hinterläßt«. Aber er weiß nicht, was er davon halten soll. Eine »lange und schwierige Entwicklung«, deren »Ausgang« die Ödipussituation wäre? »Eine Art vorläufige Erledigung«? »Eine Ruheposition«? Ödipus hatte niemals einen Blick für das Spiel, um das es hier geht. Er reiht seine Phantasien auf, widerspricht sich daher: Ausgang? Vorläufige Erledigung? Ruheposition? Hafen? Er wird damit enden, daß er völlig den Blick verliert, daß er Frau und Mutter, Mutter und Frau nicht mehr zu unterscheiden imstande ist. Weil sie keine »Wahrheit«, keine »Kopien«, nichts »Eigenes« hat, läßt diese (sogenannte) weibliche Sexualität, dieses Geschlecht der Frau demjenigen, der sich in ihr Problem involviert, den Blick schwinden. Er muß diesen Blick daher schützen - und die Theorie, die theoria -, indem er ihn in eine phallomorphe Repräsentation, in phallische Kategorien auflöst, indem er diese beispielsweise lediglich »im Hinblick« auf die Form des männlichen Geschlechts reflektiert.